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1945|1946|1947|1948

Die Gründung und ihre Vorgeschichte

Aus dem Aufruf zur Gründung der Freien Universität vom 23.7.1948:
"Es geht um die Errichtung einer freien Universität, die der Wahrheit um ihrer selbst willen dient. Jeder Studierende soll wissen, dass er sich dort im Sinne echter Demokratie frei zur Persönlichkeit entfalten kann und nicht zum Objekt einseitiger Propaganda wird."

Die Versuche der sowjetischen Besatzungsmacht und der SED die ökonomische und politische Bindung West-Berlins an die Entwicklung in Westdeutschland zu verhin­dern, verschärfen sich im Juni 1948 durch die Abriegelung und Blockade der drei Westsektoren Berlins. Bis Mai 1949 kann der eingeschlossene Westteil Berlins nur durch die Luftbrücke der drei westalliierten Schutzmächte versorgt werden. In dieser Situation eine Universitätsgründung vorzubereiten, erfordert Mut. Diesen Mut bringen überwiegend Studenten auf, die nicht bereit sind, sich an der 1946 im sowjetischen Sektor neu eröffneten Berliner Universität Unter den Linden abermals einer politischen Indoktrination zu unterwerfen.

Am 4. Dezember 1948 erfolgt im Steglitzer Titania-Palast die feierliche Gründung der Freien Universität. An dem Festakt nehmen die drei westallierten Stadtkommandan­ten, Repräsentanten der Stadtverordnetenversammlung und des noch amtierenden Magistrats teil. Im Wintersemester 1948/49 wird der Lehrbetrieb unter denkbar ein­fachen Bedingungen in Dahlem aufgenommen.

Der Schwarz-Weiß-Film "Eine freie Universität" von Wolfgang Kiepenheuer behandelt die Vorgeschichte und die Grün­dungsphase der Freien Universität Berlin:

 – "Eine freie Universität" von Wolfgang Kiepenheuer/Ikaros-Film (1949)

 



1945

Mai 1945

Das Ende des 2. Weltkrieges und der nationalsozialistischen Herrschaft in Deutschland

2.5.1945
Ende der "Schlacht um Berlin": Der Stadtkommandant von Berlin, General Helmuth Weidling, erklärt die Kapitulation der Reichshauptstadt.

7.5.1945
Bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht in Reims

8./9.5.1945
Ratifizierung der deutschen Kapitulation in der Nacht vom 8. zum 9.5.1945 in Berlin-Karlshorst





8.6.1945

Der Philosoph und Pädagoge Eduard Spranger wird zum kommissarischen Rektor der Berliner Universität ernannt.

Eduard Spranger wird von dem für Volksbildung zuständigen Magistratsmitglied Otto Winzer (KPD) zum Vorsitzenden des "Leitenden Ausschusses für Wissenschaften" und kommissarischen Rektor der Berliner Universität ernannt.

Schwarz-Weiß-Foto von Eduard Spranger
Eduard Spranger




Ab Juli 1945

Initiativen zum Wiederaufbau des Hochschulwesens

16.7.1945
Der kommunistisch beherrschte Berliner Magistrat gründet den "Zentralausschuss der Berliner Studentenschaften" mit der Aufgabe, "die zukünftige Studentenschaft zu einem Grundstein des antifaschistisch-demokratischen Deutschlands zu gestalten" und eine "baldige Wiederaufnahme des Studiums an den Berliner Hochschulen" zu forcieren. Zum Vorsitzenden wird Joachim Schwarz bestimmt. Der Ausschuss wird Ende des Jahres von der sowjetischen Kulturverwaltung wieder aufgelöst.

27.7.1945
Auf Anordnung der sowjetischen Besatzungsmacht wird die Deutsche Zentralverwal­tung für Volksbildung (DVV) eingerichtet. Zu ihrem Präsidenten wird Paul Wandel (KPD) ernannt. Die neue Behörde ist für die Neuorganisation des Bildungswesens in der Sowjetischen Besatzungszone zuständig. Der DVV werden alle Universitäten in der Sowjetischen Besatzungszone unterstellt.

28.8.1945
Eduard Spranger legt den Vorsitz des "Leitenden Ausschusses für Wissenschaften" nieder. Er schreibt noch am gleichen Tag an Ferdinand Sauerbruch, die Beauftragten der sowjetischen Besatzungsmacht arbeiteten "an der Organisation eines anderen Universitätstypus, als wir ihn bisher in Deutschland gekannt haben". Spranger bleibt kommissarischer Rektor der Berliner Universität und versucht weiter, sie einer Viermächteverantwortung zu unterstellen.

3.9.1945
Mit den "Vorkursen für Studienanfänger" nimmt die Berliner Universität ihren Lehrbe­trieb wieder auf.

12.10.1945
Die sowjetische Militärverwaltung unterstellt die Berliner Universität der "Deutschen Zentralverwaltung für Volksbildung" und entzieht sie damit endgültig der Viermächtever­antwortung. Der Präsident der Deutschen Zentralverwaltung für Volksbildung Paul Wandel entbindet Eduard Spranger vom Amt der kommissarischen Rektors und er­nennt den Althistoriker Johannes Stroux zum vorläufigen Rektor der Berliner Univer­sität.

Dezember 1945
Konstituierung der "Studentischen Arbeitsgemeinschaft" an der Berliner Universität. Zu ihrem Vorsitzenden wird Georg Wrazidlo ernannt, der von der amerikanischen Armee aus dem Konzentrationslager Buchenwald befreit worden ist. Die Arbeitsgemeinschaft verfolgt neben dem allgemeinen Ziel der "Herausbildung eines demokratischen und dabei konsequent antifaschistischen Lebens" auch konkrete Aufgaben wie die Bildung von Referaten für Politik und Kultur, Soziales und Sport sowie die Einrichtung eines Außenreferats.

Schwarz-Weiß-Foto der zerstörten Berliner Universität
Zerstörte Berliner Universität

Schwarz-Weiß-Foto von Paul Wandel bei der Wiedereröffnung der Berliner Universität
Paul Wandel bei der Wieder­eröffnung der Berliner Uni­versität

Schwarz-Weiß-Fotos von Joachim Schwarz und Georg Wrazidlo
Joachim Schwarz und Georg Wrazidlo




11.7.1945

Errichtung der Viermächteverwaltung Berlins

Die vier Siegermächte (USA, UdSSR, Großbritannien, Frankreich) übernehmen ge­meinsam die Regierungsverantwortung für Groß-Berlin. Die Stadt wird in vier Sektoren aufgeteilt. Am 23.7. zieht die Alliierte Kommandantur in das Gebäude in der Kaisers­wertherstraße 16-18, den heutigen Sitz des Präsidiums der FU.




1946

Januar 1946

Eröffnung der Berliner Universität

20.1.1946
Beginn des Lehrbetriebs an der Berliner Universität in der Naturwissenschaftlich-mathematischen, Philosophischen, Medizinischen, Veterinärmedizinischen, Land­wirtschaftlichen, Juristischen und Theologischen Fakultät

29.1.1946
Durch einen Festakt in der Staatsoper wird die ehemalige "Friedrich-Wilhelms-Universität" offiziell eröffnet. Sie wird von offizieller Seite zunächst "Universität Berlin" genannt.

Die "Universität Berlin" hat keinen autonomen Status, sondern gilt juristisch als eine Dienststelle der Deutschen Verwaltung für Volksbildung in der sowjetischen Be­satzungszone. Zu ihrem ersten Rektor wird der Altphilologe Johannes Stroux ernannt. Beim Festakt spricht für die Militärregierung General Pjotr Solotuchin, für die Verwal­tung für Volksbildung deren Präsident Paul Wandel und für die Studentenschaft Georg Wrazidlo.





1.5.1946

Studenten protestieren gegen kommunistische Embleme.

Ungefähr dreißig Mitglieder der "Studentischen Arbeitsgemeinschaft" und andere Studenten protestieren schriftlich beim Rektor gegen das Hissen einer roten Flagge und die Anbringung des Emblems der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) über dem Haupteingang der Universität und übergeben ihren schriftlichen Pro­test der Presse. Kurz darauf wird der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft, Georg Wrazidlo, seines Postens enthoben.





4.11.1946

Beratungen zur Zukunft der Dahlemer Forschungsinstitute

In Stuttgart beraten Vertreter des Länderrats mit der amerikanischen Militärregierung über die Zukunft der Dahlemer Forschungsinstitute. Der Leiter der Abteilung "Higher Education and Teacher Training" in der Hauptabteilung "Education and Cultural Rela­tions" der US-Militärregierung (OMGUS), Fritz Karsen, empfiehlt auf dieser Tagung in seinem Einleitungsreferat die Zusammenfassung der in Dahlem befindlichen For­schungsinstitute der ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zu einem "Institut für fortgeschrittene Studien" nach dem Beispiel der "Schools for Advanced Studies".

Schwarz-Weiß-Foto: Gedenktafel Fritz Karsen
Gedenktafel für Fritz Karsen




17.12.1946

"Vorläufiges Studentenstatut für die Hochschulen der sowjetischen Besatzungszone"

Als allgemeine Vertretung der Studentenschaft hat der von den Studenten gewählte "Studentenrat" folgende Aufgaben:

  1. Unterstützung des Rektors "bei der Bekämpfung militaristischen und faschisti­schen Ungeistes und bei der Förderung fortschrittlichen, demokratischen Denkens und Handelns",
  2. Förderung des Studiums,
  3. Mithilfe bei der Verbesserung der materiellen Lage der Studenten,
  4. Pflege des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens in der Studentenschaft.



1947

Januar 1947

Die erste Ausgabe des Periodikums "Forum – Zeitschrift für das geistige Leben an den deutschen Hochschulen" erscheint unter sowjetischer Lizenz.

Titelseite der ersten Ausgabe des Forums
Erste Ausgabe des Forums




6.2.1947

Wahlen an der Berliner Universität

Von den 4 200 wahlberechtigten Studenten beteiligen sich 76,4 % an der Wahl der 28 Mandate des Studentenrates. Die überlieferten Angaben des Wahlergebnisses sind unvollständig. Die bekannten Mandate verteilen sich wie folgt: SPD: 5, SED: 3, CDU: 2, LDP (Liberal-Demokratische Partei): 1, Parteilose: 12.





März 1947

Verhaftung von Studenten durch den sowjetischen Abwehrdienst (NKWD)

8.3.1947
Die im Zulassungsbüro der Berliner Universität beschäftigte parteilose Studentin Gerda Rösch wird vom sowjetischen Abwehrdienst (NKWD) verhaftet.

13.3.1947
Manfred Klein, Mitglied der Katholischen Jugend, der CDU und 1946 Mitunterzeichner des Gründungsaufrufs der Freien Deutschen Jugend (FDJ), wird durch den NKWD verhaftet. Die zunächst formell überparteiliche FDJ wird nach der DDR-Gründung in eine kommunistische Jugendorganisation umgewandelt. Klein, der auch Mitglied im Studentenrat und im Zentralrat der FDJ ist, hat kurze Zeit vorher den Antrag gestellt, die FDJ möge in ihre Grundrechte ein Bekenntnis zur Freiheit der Person aufnehmen.

Am selben Tag verhaftet der NKWD den abgesetzten ehemaligen Leiter der "Studen­tischen Arbeitsgemeinschaft", Georg Wrazidlo.

Trotz Protestes kann der Studentenrat keine ordentlichen Gerichtsverfahren für die drei inhaftierten Studenten durchsetzen. Sie werden Monate später vom sowjetischen Mili­tärtribunal Berlin-Lichtenberg zu jeweils fünfundzwanzig Jahren Zwangsarbeit verurteilt, und zwar im ersteren Falle wegen Bildung einer angeblichen "Untergrundbewegung an der Universität Berlin" und in den anderen beiden Fällen wegen angeblicher Spionage. Rösch, Klein und Wrazidlo kommen erst 1956 wieder frei.

Schwarz-Weiß-Fotos von Manfred Klein, Gerda Rösch und Georg Wrazidlo Schwarz-Weiß-Fotos von Manfred Klein, Gerda Rösch und Georg Wrazidlo Schwarz-Weiß-Fotos von Manfred Klein, Gerda Rösch und Georg Wrazidlo
Klein, Rösch, Wrazidlo




Frühjahr 1947

Die Epstein-Villa als Diskussionsforum

Ab dem Frühjahr 1947 wird die Villa des aus den Vereinigten Staaten zurückgekehrten Ehepaars Herta und Fritz Theodor Epstein für die oppositionellen Studenten der Lin­denuniversität zu einem wichtigen Ort der Verständigung mit Vertretern der amerikani­schen Besatzungsmacht.

Schwarz-Weiß-Foto: Fritz Theodor Epstein
Fritz Epstein




Mai 1947

Die erste Ausgabe des studentischen Periodikums "Colloquium – Zeitschrift für junge Akademiker" unter amerikanischer Lizenz erscheint.

Die Zeitschrift wird von Otto Hess und Joachim Schwarz (Chefredakteur) herausgege­ben. Die universitäre Situation und die neuen literarischen und künstlerischen Entwick­lungen in Deutschland bilden die inhaltlichen Schwerpunkte der Zeitschrift.

Redaktion des Colloquiums
Redaktion des Colloquiums

Titelseite der ersten Ausgabe des Colloquiums
Colloquium Nr. 1




Oktober 1947

Eva Heilmann ruft Studentinnen zur Beteiligung an der Hochschulpolitik auf.

Eva Heilmann ruft in der Oktoberausgabe des Colloquium die Studentinnen der Berliner Linden-Universität zur Beteiligung an der Hochschulpolitik auf. Obwohl fast die Hälfte der Studierenden Frauen sind, wurde nur eine Studentin in den Studentenrat gewählt.

Foto Eva Heilmann
Eva Heilmann




8.11.1947

Polemischer Artikel im Tagesspiegel: "Universitas oder Parteihochschule?"

Der Artikel erhebt den Vorwurf, die Zentralverwaltung für Volksbildung habe die Berliner Universität in eine "Volksuniversität" verwandelt, die "kommunistische Funktionäre" ausbilde, "die nebenher auch heilen, richten, abrichten", während die Professoren, "überaltert, unpolitisch, sorglich darauf bedacht, sich nicht bloßzustellen", nahezu widerspruchslos der SED-Politisierung verfielen.





Dezember 1947

Erste Forderung nach Neugründung einer Universität

Otto Hess (SPD) fordert in der Zeitschrift "Colloquium" eine "internationale Universität Berlin". Die Planung solle von einem internationalen Kuratorium aus Wissenschaftlern, Künstlern, Wirtschaftsfachleuten und Gewerkschaftlern übernommen werden.





11.12.1947

Wahlen zum 2. Studentenrat an der Berliner Universität

Die Wahlbeteiligung beträgt 75,5%. Die 30 Mandate verteilen sich wie folgt: SED: 3, CDU: 3, SPD: 2, LDP: 1, Parteilose: 21. In der Philosophischen Fakultät erhält der Vorsitzende der SPD-Hochschulgruppe, Otto Stolz, mehr als zwei Drittel der gültigen Stimmen. Die Juristische Fakultät wählt den Vorsitzenden der CDU-Hochschulgruppe, Ernst Benda, den späteren Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts.




1948

Januar 1948

Entnazifizierung der Berliner Universität

Durch die Entnazifizierung der Berliner Universität verlieren 349 Mitglieder des Lehrkör­pers ihre Stellungen.





15.1.1948

Beschluss zur Errichtung einer "Hochschule für Politik"

Die Stadtverordneten von SPD, CDU und LDP (Liberal-Demokratische Partei) beschlie­ßen gegen die Stimmen der SED die Errichtung einer "Hochschule für Politik", die außerhalb der Berliner Universität den städtischen Behörden, und damit der nicht­kommunistischen Mehrheit des Magistrats, unterstellt werden soll. Die Hochschule wird am 15.1.1949 eröffnet.

Siehe auch den Eintrag zum 28.7.1950

Schwarz-Weiß-Foto: Schwarzes Brett in der Deutschen Hochschule für Politik
Schwarzes Brett in der DHfP




Ab Januar 1948

Studenten der Universität Unter den Linden publizieren kritische Artikel in der Zeitschrift "Colloquium".

In der Studentenzeitschrift "Colloquium" erscheinen satirische Artikel von Otto Stolz, z. B. über die Amtseinführung des neuen Rektors der Linden-Universität. Außerdem erscheinen kritische Kommentare von Otto Hess unter dem Titel "Wie lange noch? Kampf um die Universität". Die Veröffentlichungen richten sich gegen den Einfluss der "Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands" (SED) auf die von den sowjetischen Behörden kontrollierte Universität.

Aus der Glosse "Feierlichkeit" von Otto Stolz:
"Auf dem Podium saßen, frierend in ihre Mäntel gehüllt, die zehn Dekane und dachten darüber nach, wie es gekommen, dass sie den neuen Rektor einstimmig gewählt."





16.4.1948

Entzug der Studiererlaubnis für Otto Hess, Joachim Schwarz und Otto Stolz

Den beiden Herausgebern und dem Chefredakteur der Zeitschrift "Colloquium", Otto Hess (SPD), Joachim Schwarz (CDU) und Otto Stolz (SPD), wird durch den Präsiden­ten der "Deutschen Zentralverwaltung für Volksbildung", Paul Wandel (SED), die Zu­stimmung zur Immatrikulation und damit die Erlaubnis zum Studium entzogen. Juris­tische Grundlage für das Vorgehen Wandels ist die Anordnung Sokolowskis vom 8.1.1946 (vgl. dort), die dem Präsidenten der Zentralverwaltung die letzte Verantwor­tung für den gesamten Universitätsbetrieb einschließlich der Zulassung zum Studium zuweist.

Der Rektor der Berliner Universität, der Arbeitsrechtler Hermann Dersch, begründet die Relegation der Studenten mit der in ihrer "publizistischen Tätigkeit liegenden Verlet­zung von Anstand und Würde".

Schwarz-Weiß-Fotos von Otto Hess, Joachim Schwarz und Otto Stolz Schwarz-Weiß-Fotos von Otto Hess, Joachim Schwarz und Otto Stolz Schwarz-Weiß-Fotos von Otto Hess, Joachim Schwarz und Otto Stolz
Hess, Schwarz und Stolz




23.4.1948

Protestversammlung von etwa 2 000 Studenten am Hotel Esplanade

Der relegierte Jenaer Student Erich Weber (LDP) fordert die amerikanische Militärre­gierung auf, in den Berliner Westsektoren eine separate Universität zu errichten. Der Vorsitzende der Berliner CDU, Kurt Landsberg, erklärt seine Überzeugung, dass die "Mehrheit der Berliner Stadtverordneten" bereit sei, die "notwendigen Mittel für die Gründung einer freiheitlichen Berliner Universität zur Verfügung zu stellen". Der rele­gierte Student Otto Stolz weist auf die Bemühungen der Kommunisten hin, die Uni­versität zu einem eigenen Machtinstrument zu machen. Zu diesem Zweck sei die Universität mit einem "Spitzelsystem" durchsetzt worden. Es sei notwendig, dass die drei "demokratischen Parteien" darauf hinwirkten, die Universität dem Magistrat zu unterstellen oder eine freie Universität im Westen Berlins zu errichten. Unter den Teil­nehmern der Veranstaltung ist der amerikanische Journalist Kendall Foss.

Das SED-Zentralorgan "Neues Deutschland" erklärt, dass jetzt auch an der Berliner Universität die "Machtfrage" gestellt sei: "Nun, wir nehmen die Machtfrage an!" In Anspielung auf die in Berlin relegierten Studenten heißt es, wer streike oder Solida­ritätsaktionen durchführe, gehe "den Weg der Drei!"

Schwarz-Weiß-Foto: Protestversammlung am Hotel Esplanade
Protest am Hotel Esplanade

Schwarz-Weiß-Foto: Plakat zur Protestversammlung am Hotel Esplanade
Plakat zur Protest­versammlung




24.4.1948

Die Amerikaner prüfen die Errichtung einer neuen Universität.

Der Journalist Kendall Foss wird auf seinen eigenen Wunsch hin von General Lucius D. Clay beauftragt, die Möglichkeiten für die Errichtung einer eigenständigen Univer­sität in den drei West-Sektoren zu prüfen, ohne jedoch seinen Auftrag bei den Ver­handlungen mit den Deutschen allzu offen bekannt geben zu dürfen.

Clay war von 1947 bis 1949 Militärgouverneur der amerikanischen Zone in Deutsch­land. Während der Berlin-Blockade organisierte er die "Luftbrücke" zur Versorgung der West-Berliner Bevölkerung.

Schwarz-Weiß-Foto: Lucius D. Clay
Lucius D. Clay




29.4.1948

Antrag auf Einrichtung einer "freien Hochschule"

Die SPD beantragt in der Berliner Stadtverordnetenversammlung, dass der Magistrat beauftragt wird, "sofort alle Maßnahmen für die Errichtung einer freien Hochschule zu ergreifen, an der Freiheit und Unabhängigkeit der Wissenschaft und Lehre und eine demokratische Haltung der Studentenschaft gewährleistet ist."

Am 11.5. wird der Antrag angenommmen – gegen die Stimmen der SED-Fraktion.





21.5.1948

Das Hays-Komitee befürwortet die Neugründung einer Universität.

Ein am 4. Mai vom amerikanischen Stadtkommandanten General George Hays einge­richtetes Komitee prüft positiv die "Durchführbarkeit der Errichtung einer deutschen Universität im US-Sektor von Berlin", erwartet jedoch eine Initiative von Seiten der Berliner.

Schon seit 1946 bestand das Projekt, im amerikanischen Sektor Berlins eine For­schungshochschule nach dem Vorbild der "Schools for Advanced Studies" zu gründen (siehe den Eintrag zum 4.11.1946). Es wird wegen der Gründung der Freien Universität nicht mehr weiterverfolgt.





25.5.1948

Aufruf des "Tagesspiegel" an "ganz Deutschland"

In einem Artikel ruft der Tagesspiegel dazu auf, eine private Stiftung für eine freie Berli­ner Universität zu gründen. Die Professorenschaft der Humboldt-Universität habe sich mit wenigen Ausnahmen "der Tyrannei gefügt". Von Diskussionen und Resolutionen habe die Berliner Bevölkerung genug. "Theorien mögen vertreten werden, wenn die Universität gegründet ist".





Anfang Juni 1948

Ein studentischer Vorbereitungsausschuss für die Gründung einer freien Universität wird ins Leben gerufen.

Der Ausschuss setzt sich zusammen aus Mitgliedern des Studentenrats der Berliner Universität, Redaktionsmitgliedern der Studentenzeitschrift "Colloquium", Angehörigen der Hochschulgruppen von SPD, CDU und LDP und einigen freiwilligen studentischen Mitarbeitern.

Hunderte von Studenten unterschreiben eine Petition, mit der die Schaffung einer neuen Universität gefordert wird.

Klaus Heinrich – Gründungsstudent, später Professor am Religionswissenschaftlichen Institut der Freien Universität – im Rückblick (1967):
"Hier, so dachten wir, an dieser Freien Universität in dieser Stadt Berlin, ma­chen wir den Anfang mit der allgemeinen großen Universitätsreform. Das Misstrauen, das andere uns entgegenbrachten, war unser Stolz. (...) Wir ver­standen uns als eine Avantgarde der deutschen Universitäten."

Schwarz-Weiß-Foto: Otto Hess (stehend) mit Kommilitonen
Otto Hess (stehend) mit Kommilitonen




19.6.1948

Der "vorbereitende Ausschuss zur Gründung einer freien Universität" konstituiert sich.

Zu einer informatorischen Besprechung versammeln sich 40 Personen (Professoren, Dozenten, Politiker, Verwaltungsangestellte und Studenten). Eine Teilgruppe bezeich­net sich als "Dahlemer Kreis". Zu ihm gehören – neben Mitgliedern der ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Institute – unter anderem: der gewählte Oberbürgermeister Ernst Reuter, der Kunsthistoriker und Herausgeber des Tagesspiegels, Edwin Redslob, sowie der an der Linden-Universität relegierte Medizinstudent Otto Hess. Diskutiert werden die Möglichkeiten zur Gründung einer freien Universität in den westlichen Sektoren.

In einer Abstimmung entscheiden sich 38 für die Gründung einer Universität, 2 dage­gen. Anschließend wird ein "vorbereitender Ausschuss" konstituiert. Durch Zuruf wer­den 12 anwesende und 3 abwesende Kandidaten aufgestellt und ohne Abstimmung zu Mitgliedern des Ausschusses ernannt. Abschließend wird ein Communiqué für die Presse aufgesetzt.

Am 22. Juni findet die erste Sitzung des Ausschusses statt. Er tagt in der Folgezeit meist wöchentlich und behandelt Themen wie den Standort der Universität, deren Bibliotheken, die Finanzierung, Berufungen, die Bildung von Fakultäten, den Aufbau der Verwaltung, die Satzung usw.

Die Arbeit des Gründungsauschusses zur Organisation und Finanzierung der Univer­sität wird insbesondere von General Lucius D. Clay unterstützt. Zurückhaltend reagie­ren zunächst die anderen Westalliierten, ablehnend vor allem aber die Rektorenkon­ferenz der westdeutschen Universitäten, die sich gegen eine politisch motivierte Neu­gründung einer Universität wendet.





24.6.1948

Beginn der "Berlin-Blockade"

Die Arbeit des Gründungsausschusses fällt in die Zeit der "Berlin-Blockade", die am 24.6.1948 beginnt.

Die Blockade ist eine Folge der Währungsreformen in West- und Ost-Deutschland. Am 20. Juni hat eine Währungsreform durch Einführung der D-Mark in den drei west­lichen Besatzungszonen (ohne West-Berlin) stattgefunden. Ihr folgt am 23. Juni eine separate Währungreform in der Sowjetischen Besatzungszone, inkl. Ost-Berlin. Am 24. Juni dehnen die Kommandeure der westlichen Sektoren Berlins die Währungsre­form auf ihre Sektoren aus. Die Sowjetunion erklärt die Vier-Mächte-Verwaltung Groß-Berlins für "praktisch beendet".

Die sowjetischen Besatzungsbehörden blockieren am 24.6.1948 sämtliche von den westlichen Alliierten genutzten Landwege zu den Sektoren von Berlin. Ab dem 26.6.1948 wird die Bevölkerung von West-Berlin durch die Alliierten über eine "Luft­brücke" versorgt. Mit fast 200 000 Flügen werden rund 1,5 Millionen Tonnen lebens­wichtiger Güter nach Berlin transportiert. Alle 2 bis 3 Minuten landet eine Maschine – von den Berlinern "Rosinenbomber" genannt – auf einem der drei West-Berliner Flug­häfen. Beendet wird die Blockade erst am 12.5.1949.





23.7.1948

Aufruf zur Gründung einer freien Universität Berlin

Der am 19.6. konstituierte "vorbereitende Ausschuss zur Gründung einer freien Uni­versität" wendet sich am 23.7. mit einem Manifest an die Öffentlichkeit, mit der Bitte, die Gründung einer freien Universität zu unterstützen.

Text des Gründungsaufrufs
Gründungsaufruf




24.7.1948

Der Gründungsausschuss eröffnet das Sekretariat der FU.

Das Sekretariat ist im Haus Boltzmannstraße 4 untergebracht, das der Kaiser-Wil­helm-Gesellschaft gehört. Durch Privatspenden kann es mit Tischen, Stühlen und einer Schreibmaschine ausgestattet werden.

Am ersten Tag erscheinen 120 Besucher und über 80 Telefonanrufe gehen ein. Im Ver­lauf der ersten Woche lassen sich 1 200 Studierwillige provisorisch registrieren. Als am 11.9. die offiziellen Anmeldeformulare ausgegeben werden, haben sich schon über 3 000 Interessenten gemeldet.

Schwarz-Weiß-Foto: Die ersten Studierwilligen an der FU
Die ersten Studierwilligen




22.9.1948

Der Magistrat Reuter I mit der Oberbürgermeisterin Louise Schroeder stimmt der "Errichtung einer Freien Universität" zu.

Der Magistrat Reuter I beauftragt die Abteilung für Volksbildung, umgehend eine Sat­zung für die Universität zu entwerfen, damit der Lehrbetrieb zum Wintersemester 1948 aufgenommen werden kann.

Siehe den Eintrag zum 4.11.1948





Wintersemester 1948/49

Gründung des Geographischen Instituts

Die Geowissenschaften gehören von Beginn an als Fachgebiet zur Freien Universität. Im ersten Universitätsjahr ist das Geographische Institut, das 1946 aus dem Institut für Geomorphologie und Kartographie der Akademie der Wissenschaften entstand, ein Teil der Philosophischen Fakultät. Es befindet sich in der Potsdamer Straße 11 (Lich­terfelde-West). Im Wintersemester 1949/50 wird zunächst das Geographische Institut in die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät eingegliedert, später folgen das Geologische Institut (ebenfalls in der Potsdamer Straße 11) und das Institut für Meteo­rologie und Geophysik (Kiebitzweg 20). 1953 zieht das Geologische Institut in die Altensteinstraße 33.

Ab 2001 untergliedert sich der Fachbereich Geowissenschaften in drei wissenschaft­liche Einrichtungen: Geologische Wissenschaften, Geographische Wissenschaften und Meteorologie. Gleichzeitig wird mit der Planung des "GeoCampus" in Lankwitz begonnen.

Siehe auch den Eintrag zum 1.4.1980.





Oktober/November 1948

Proteste der Studentenräte in der sowjetischen Besatzungszone gegen die Errichtung der Freien Universität

Am 25. Oktober 1948 drückt der Vorsitzende des Studentenrats der Universität Greifs­wald in seinem Brief an den "vorläufigen Studentenausschuss der Freien Universität" die "Empörung" des Studentenrats aus, dass sich "Studenten, die sich Deutsche nennen", zum "Werkzeug und Aushängeschild von Mächten" gemacht haben, "die die Zerreißung Deutschlands beabsichtigen".

Am 2. November 1948 lehnt der Studentenrat der Universität Leipzig in einem Schrei­ben die Gründung der Freien Universität ab.

Am 6. November 1948 verweigert der Studentenrat der Friedrich-Schiller-Universität Jena in scharfer Form die Zusammenarbeit mit dem Allgemeinen Studentenausschuss der "sogenannten Freien Universität".

In offiziellen DDR-Dokumenten blieb die Freie Universität bis 1989 eine "sogenannte Freie Universität".





4.11.1948

Die Stadtverordnetenversammlung von Groß-Berlin beschließt die Errichtung einer freien Hochschule.

Die Stadtverordnetenversammlung von Groß-Berlin verabschiedet die Satzung der Freien Universität Berlin, die noch am gleichen Tag in Kraft tritt. Sie beinhaltet das "Berliner Modell", das sich gegenüber der herkömmlichen Struktur deut­scher Uni­versitäten durch zwei Besonderheiten auszeichnet:

  1. Die Wirtschaftsverwaltung der FU, errichtet in der Rechtsform einer Körperschaft des öffentlichen Rechts, ist nicht dem Staat, sondern dem Kuratorium unterstellt. Im Kuratorium sind sechs Vertreter des Landes Berlin und drei Vertreter der Uni­versität vertreten. Den Vorsitz des Kuratoriums führt der Oberbürgermeister Ernst Reuter (ab Oktober 1950 Regierender Bürgermeister).
  2. Die Studenten haben Sitz und Stimme im Kuratorium und in allen Gremien der akademischen Selbstverwaltung.
Schwarz-Weiß-Foto von Ernst Reuter
Ernst Reuter




5.11.1948

Beginn der Immatrikulationen an der Freien Universität

Auf Beschluss des Kuratoriums werden am ersten Tag der Immatrikulation die Medi­zinstudenten von A bis K eingeschrieben. Das Immatrikulations­büro untersteht dem zum Quästor ernannten Medizinstudenten Karol Kubicki. Er und sein Kommilitone Helmut Coper entscheiden durch einen (von Kubicki gewonnenen) Münzwurf, wer von beiden die Immatrikulationsnummer 1 erhält.

Foto: Das erste Immatrikulationsbuch der FU
Erstes Immatrikulationsbuch der FU




10.11.1948

Friedrich Meinecke wechselt zur Freien Universität.

Der international angesehene Historiker Friedrich Meinecke, der eine Professur für Geschichte an der Berliner Universität Unter den Linden innehat, wechselt zur Freien Universität.

Am 4.12.1948 wird Meinecke Gründungsrektor der FU. Er amtiert bis zum Winter­semester 1949.

Siehe auch den Eintrag zu Herbst 1951.

Schwarz-Weiß-Foto von Friedrich Meinecke
Friedrich Meinecke




15.11.1948

Beginn der Vorlesungen an der Freien Universität

Die ersten Vorlesungen finden an der Philosophischen Fakultät statt. Zu ihr gehören auch die Mathematik und die Naturwissenschaften. Mangels technischer Ausstattung kann noch keine eigenständige Naturwissenschaftliche Fakultät eröffnet werden. Untergebracht ist die Philosophische Fakultät in der Boltzmannstraße 3 (ehemals Kaiser-Wilhelm-Institut für Biologie). Im selben Gebäude wird auch das Immatriku­lationsbüro eröffnet.

Die Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät beginnt ihren Vorlesungsbe­trieb am 22.11. in der Ihnestraße 22. Am selben Tag nimmt die Medizinische Fakultät an zehn Kliniken in Berlin ihren Lehrbetrieb auf, unter anderem im Städtischen Kran­kenhaus Westend, in der Städtischen Frauenklinik Charlottenburg und im Kaiserin-Auguste-Viktoria-Kinderkrankenhaus.

Die Universitätsleitung zieht in das Haus in der Boltzmannstraße 4, das 1927 für die Bauabteilung und das Planarchiv der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft errichtet wurde.

In ihrem ersten Semester hat die Freie Universität 2 140 Studenten (ausgewählt aus 5 500 Bewerbern) und 128 Professoren, Dozenten und Lehrbeauftragte. Im Besitz der Universität befinden sich schon 350 000 Bücher, die innerhalb von drei Monaten durch Spenden und Ankäufe erworben werden konnten.

Die FU übernimmt mehrere in Dahlem gelegene Gebäude der ehemaligen Friedrich-Wilhelms-Universität. Außerdem stellt die Max-Planck-Gesellschaft zahlreiche Insti­tutsgebäude der ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft in Dahlem zur Verfügung.

Zur Unterbringung von Instituten werden zusätzlich Villen gemietet. Unter den Studen­ten wird der Satz "Wo Villen sind, ist auch ein Weg." zum geflügelten Wort (Beispiel eines Mietvertrages).

"Wir fingen mit einem Stuhl und einzelnen Kisten an, in einem von der Mili­tärregierung geräumten kleinen Haus, das dann Rektor und Senat, AStA und Außenkommission beherbergen sollte, und die Frühzeit der Wissenschaft lebte noch einmal auf in dem größeren Haus der Philosophischen Fakultät, das alle Institute dieser Fakultät unter einem Dach vereinte: Kunst und Theater über den Sprachen der Welt, die Philosophie im Erdgeschoss, und ganz oben, in den niedrigen Räumen unter dem Dach, das Kaffeestübchen für den nützli­chen Müßiggang."
Klaus Heinrich – Gründungsstudent, später Professor am Religionswissenschaftlichen Institut der Freien Universität – im Rückblick (1967)

Schwarz-Weiß-Foto: Das erste Hauptgebäude der FU in der Boltzmannstraße 3
Studenten vor dem ersten Hauptgebäude der
FU in der Boltzmannstraße 3 (1949)

Schwarz-Weiß-Foto: Blick auf das Gebäude Boltzmannstr. 3
Boltzmannstraße 3

Schwarz-Weiß-Foto: Eingang Ihnestraße 22
Eingang Ihnestraße 22

Studentenzahlen im Wintersemester 1948/49
Studentenzahlen im Wintersemester 1948/49




18.11.1948

Der vorläufige "Allgemeine Studentenausschuss" (AStA) erlässt das "studentische Statut für die Freie Universität Berlin".

Die Satzung sieht die Institutionalisierung der studentischen Öffentlichkeit als Studen­tenparlament vor. Anstelle des "Studentenrates" treten der "Konvent" als Legislative und der "Allgemeine Studentenausschuss" als Exekutive. Der Vorsitzende des AStA soll vom Konvent gewählt, der AStA in seiner Gesamtheit vom Konvent bestätigt wer­den.

Der AStA ist im Gebäudekomplex in der Boltzmannstraße 9 untergebracht. Hier ste­hen auch zwei Baracken als Mensa zur Verfügung. Auf dem Gelände befand sich zuvor der Ententeich des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Biologie, der 1938 in ein Schwimm­bad für KWI-Mitarbeiter umgebaut wurde. (Heute befindet sich hier das Auditorium des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaft.)

Schwarz-Weiß-Foto: Die Mensabaracke
Die Mensabaracke




4.12.1948

Gründungsfeier der "Freien Universität Berlin"

Aus Friedrich Meineckes Ansprache:
"Wir wissen, dass auch drüben, trotz des Irrtums über die Zeitlage, in dem man dort befangen ist, das Streben nach Wahrheit und Freiheit keineswegs erloschen ist. Fern bleibe darum der Gedanke, einen unmittelbaren Kampf der beiden Universitäten miteinander zu beginnen. Nicht Kampf gegeneinander, sondern Wetteifer miteinander sei unsere Losung!"

Aus der Ansprache von Oberst Frank L. Howley (Kommandant des amerikanischen Sektors in Berlin):
"Ich möchte, dass, wenn Sie [angesprochen sind die Studenten] sich mit der Erfindung Röntgens beschäftigen, Sie sich daran erinnern, dass der wichtigste Bestandteil des Menschen nicht mit Röntgenstrahlen ermittelt werden kann."

Die Gründungsfeier wird im Titania-Palast veranstaltet, einem Kino im Bezirk Steglitz, das den größten im amerikanischen Sektor verfügbaren Saal bietet. Die Ansprache des erkrankten ersten Rektors, des Historikers Friedrich Meinecke, wird über Rund­funk in den Festsaal übertragen.
Die Eröffnungsrede hält Ernst Reuter, der gewählte Oberbürgermeister von Berlin und Vorsitzende des FU-Gründungsauschusses. Es sprechen außerdem: der Geschäfts­führende Prorektor Edwin Redslob, der Studentenvertreter Heinz Rögner-Franke, der Kommandant des amerikanischen Sektors Frank L. Howley, die amtierende Oberbür­germeisterin Louise Schroeder und, als Repräsentant der Princeton University sowie der Yale University, der Schriftsteller Thornton Wilder.

Schwarz-Weiß-Foto: Gründungsfeier der FU im Titania-Palast
Gründungsfeier im Titania-Palast




Dezember 1948

Der Akademische Senat beschließt die Einrichtung der "Außenkommission".

Angesichts der besonderen Lage Berlins wird an der FU die "Außenkommission" ein­gerichtet, die damit beauftragt wird, enge Kontakte zu den Universitäten und wissen­schaftlichen Institutionen der Bundesrepublik und des Auslandes zu knüpfen.

Die Kommission plant Gastvorlesungen, betreut ausländische Dozenten und Studen­ten und fördert den Studentenaustausch. Sie organisiert außerdem Sprachkurse für Ausländer.

Als Außenreferent der Studentenvertretung ist der FU-Gründungsstudent Horst Hart­wich Mitglied der Kommission. Seit 1953 ist Hartwich hauptamtlich für die Außenkom­mission (später: Außenamt) tätig und gestaltet bis zu seiner Pensionierung 1989 wesentlich die Außenbeziehungen der FU, insbesondere diejenigen zu den Vereinigten Staaten.

Schwarz-Weiß-Foto von Horst Hartwich
Horst Hartwich

 


Verantwortlich für den Inhalt: chronik@fu-berlin.de – zuletzt aktualisiert am: 15.01.2024

 

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