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ZdF-Ausgaben 41-52

 

ZdF 52/2024 "Fluchtwege"

Es gab viele Fluchtwege aus der DDR und viele davon waren lebensgefährlich. „ Der Projektverbund „Grenzregime“, bestehend aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Forschungsverbundes SED-Staat, des Centers für Digitale Systeme der FU, der Universität Greifswald, der Universität Potsdam und kooperierenden Wissenschaftlern aus den ehemaligen Ostblockstaaten hat mit einer Abschlusskonferenz am 15. und 16. November 2023 seine Arbeit beendet. Das Teilprojekt an der FU Berlin hat die deutschen Todesfälle an den Grenzen der ehemaligen Ostblockstaaten untersucht. Der Projektverbund wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Eine im Dezember 2022 bereits wegen der Coronapandemie versprochene Verlängerung wurde kurzfristig von der neuen Ministerin Stark-Watzinger (FDP) zurückgenommen und die Projektlaufzeit auf Ende April 2023 begrenzt. Dank der Unterstützung des Landes Mecklenburg-Vorpommern und der Freien Universität Berlin konnten die beiden Verbundprojekte dennoch mit zwei Handbüchern zu den Todesfällen bei Fluchtversuchen über die Ostsee und über den Eisernen Vorhang abgeschlossen werden.

  ZdF 51/2023 "Nachträge" 

Nachträge können Zusammenhänge erhellen, die in wissenschaftlichen Darstellungen nicht hinreichend beachtet worden sind. Häufig geht es dabei um halbe oder ganze Fehlwahrnehmungen, die zu überdenken sind. Das wird nicht selten von den dadurch Betroffenen als nachtragend empfunden. Geschichtserzählungen erfordern jedoch immer wieder Nachträge, etwa wenn einige Zeit ins Land gegangen ist und Weltsichten sich verändert haben oder neue Fakten ältere Erkenntnisse fragwürdig erscheinen lassen. Auch mühen sich immer wieder Zeitgeistströmungen damit ab, durch Nachträge gegen ihnen nicht genehmen Gegebenheiten vorzugehen. Dabei wiegt das Rechthaben wollen mehr als die widersprechenden Tatsachen oder die Akzeptanz von andersdenkenden Mehr- und Minderheiten. An die Stelle des begründeten Nachtrags tritt dann das Nachtreten, ein derzeit weit verbreitetes Phänomen in diversen gesellschaftlichen Bereichen.

 

ZdF 50/2023 "Grenzenlos"

Nach dem Ende des Sowjetreiches und dem Fall des Eisernen Vorhangs sah es so aus, als hätte ein friedliches und grenzenloses Europa den Ost-West-Konflikt ein für alle Mal hinter sich gelassen. Deutschland, so glaubte man, sei erstmals seit der Gründung des Deutschen Reiches nur noch von Freunden umgeben und die europäische Völkergemeinschaft habe aus zwei Weltkriegen und dem Kalten Krieg die Konsequenz des „nie wieder“ gezogen. Die Möglichkeit eines Krieges auf europäischem Boden war derart unvorstellbar, dass sich Verteidigungsministerium und Generalität vorwiegend mit Abrüstungsfragen und dem Rückbau der Bundeswehr befassten. Die Pazifizierung des nationalen Selbstbewusstseins war schon lange derart fortgeschritten, dass jedweder Hinweis auf mögliche Bedrohungen von außen und die damit verbundenen Anmahnungen in Hinblick auf die Verteidigungsfähigkeit der Bundeswehr, als reaktionärer Bellizismus abgetan wurden. Putin hat die Friedliebenden eines Schlechteren belehrt.

ZdF 49/2022 "Nachlese"
Bei der Nachlese durften in alten Zeiten Bedürftige nach der Weinlese die Trauben abernten, die hängen geblieben waren. Als Nachlese bringen Fernsehsendungen heute am Ende des Jahres Ausschnitte aus dem Besten, was nach Ansicht der dort Verantwortlichen die vergangenen zwölf Monate zu bieten hatten. Die Geschmäcker gehen dabei anders als bei den Trauben weit auseinander. In Österreich gibt das ORF eine eigene Monatszeitung namens Nachlese heraus, die neben Berichten über alle möglichen Spar-ten des Fernsehens eine monatliche Rezeptsammlung unter dem Titel „Frisch gekocht ist halb gewonnen“ enthält. Diese ZdF-Ausgabe bietet eine Nachlese zu einigen, weit zurückliegenden, historischen Ereignissen sowie zu aktuellen Ereignissen auf diversen Felder der jüngeren Gegenwartsgeschichte. Wer Kochrezepte erwartet, wird jedoch nicht bedient. Von allem anderen in dieser Ausgabe bleibt aber hoffentlich etwas hängen.

 

ZdF 48/2021 "Erinnerungswert"

Was ist erinnerungswürdig und was der Erinnerungswert? Durch die sich ausbreitende Cancel-Culture der Allwissenden verschieben sich allenthalben die Gewichte auf der Waagschale der Wertschätzungen. In den meisten Ostblockstaaten verschwanden nach der Befreiung vom Kommunismus die Statuen der Heroen dieser Weltbeglückungside-ologie, viele Straßen und Plätze wurden nach den Systemwechseln umbenannt. In Ost-Berlin traf es den Lenin-Platz und die darauf platzierte gigantische Statue des Bolsche-wistenführers. In Tiraspol hingegen steht sein Monument unberührt vor dem Parla-mentsgebäude. Seinem Schöpfer, dem Präsidenten der sowjetischen Kunstakademie, Nikoilaj Tomsky, war auch der ziemlich ähnlich geratene Lenin zu verdanken, der 1970 in Ost-Berlin aufgestellt wurde und 1991 von dort verschwinden mußte. Unter die Erde gebracht harrte das zweifelhafte Kunstwerk auf künftige Archäologen.

 

ZdF 47/2021 "Keine Aufgabe"

Keine Aufgabe kann eine schwere Aufgabe sein. Winston Churchill wusste das, als er nach der Niederlage von Dünkirchen am 4. Juni 1940 seine legendäre Rede hielt, die mit dem Satz, „wir werden niemals aufgeben”, endete. Als Walter Ulbricht drei Jahre zuvor den „rasenden Reporter“ Egon Erwin Kisch nach Spanien schickte, war die Aufgabe des Widerstands gegen Francos Truppen für die kommunistischen deutschen Spanienkämpfer, über die Kisch berichten sollte, noch unvorstellbar. Noch unvorstellbarer wird es für den bewährten Kommunisten Egon Erwin Kisch gewesen sein, was der geheime Sicherheitsdienst der KPD hinter seinem Rücken gegen ihn trieb.

Keine Aufgabe des Glaubens an die kommunistische Sache, selbst nach Verfolgung oder Inhaftierung durch die eigenen Leute, war eine schwer zu bewältigende Angelegenheit. Keine Aufgabe war da eine schwere Aufgabe. Darum und vieles mehr geht es in dieser ZdF-Ausgabe.

 

 ZdF 46/2020 "Rücksichtnehmen"

Rücksichtnahme ist nicht jedermanns Sache, wie man in den vergangenen Monaten im öffentlichen Verkehr häufig feststellen konnte. Als Rücksichtnehmen im Wortsinn kann auch die Beschäftigung mit vergangenen Ereignissen und Gestalten verstanden werden, auf die Rücksicht zu nehmen ist. Bei solchen historischen Rücksichtnahmen ist vielen heutigen Zeitgenossen die Berücksichtigung von Tatsachen nur dann genehm, wenn sie zur Bestätigung ihrer vorgefassten Meinungen beitragen. Ohne jede Rücksicht wird dabei häufig ignoriert, was nicht ins Weltbild passt. Mit Hilfe von „alternativen Fakten“ lassen sich nach eigenem Gutdünken alle Schräglagen so geraderücken, dass Glaubenswillige selbst Unglaubwürdigstes für bare Münze nehmen. Der Schwerpunkt dieser ZdF-Ausgabe ist der Rücksichtnahme auf einige offene Fragen der jüngeren Zeit- und DDR-Geschichte gewidmet.

 

ZdF 45/2020 "Der Eiserne Vorhang"

Die Allianz der Siegermächte des Zweiten Weltkriegs zerfiel in kürzester Zeit nach der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Streitkräfte. Zu unterschiedlich waren ihre Vorstellungen darüber, welche politischen Perspektiven für Deutschland und Europa zum Tragen kommen sollten. Die Sowjetunion beabsichtigte, in den von der Roten Armee befreiten und besetzten Ländern Gesellschaftsordnungen nach ihrem Vorbild zu etablieren. Die Westalliierten favorisierten in ihrem Einflußgebiet die Etablierung von bürgerlich-parlamentarischen Demokratien. Am 5. Juli 1945 äußerte sich Konrad Adenauer „streng vertraulich“ in einem Schreiben an einen Auslandskorrespondenten in der Schweiz besorgt über die Entwicklung in Deutschland. „Russland läßt einen Eisernen Vorhang herunter“, den Westalliierten fehle die Einsicht, was „Restdeutschland für Europa“ und Amerika bedeute. Doch der Eiserne Vorhang sollte alsbald nicht nur Deutschland, sondern ganz Europa in zwei Lager teilen und den bis dahin existierenden mitteleuropäischen Kulturraum in Abgrenzungszonen auflösen. In der neuenr ZdF Ausgabe beschreiben Autorinnen und Autoren aus den ehemaligen sozialistischen Staaten die Entstehung und den Ausbau des Eisernen Vorhangs in ihren Ländern.

 

ZdF 44/2019 "Zweigeteilt? Niemals!"

Der Mauerfall ist nun ebenso so lange Vergangenheit wie 1975 das Ende des Zweiten Weltkriegs. Wer damals unter 30 war und den Alten nicht traute, mag sich erinnern in welche Ferne 1975 das Kriegsende gerückt war und welche Themen auf der Erregungsskala ganz oben standen. Wer weiß heute noch, warum es in der Bundesrepublik Berufsverbote gab und nicht nur in der DDR. Kein Wunder also, daß für heute unter 30-Jährigen der Mauerfall trotz medialer Präsenz ein Ereignis aus grauer Vorzeit ist. Die meisten Zeitgenossen der großen Umwälzung von 1989 erlebten die weitgehend friedliche Überwindung der europäischen und deut-schen Teilung als persönliche und weltgeschichtliche Zäsur, die für Osteuropas eine Befreiung aus der kommunistischen Vormundschaft nach sich zog und Prag wieder in die Mitte Europas rückte. Mit der Zäsur von 1989/90 endete nicht nur die Nachkriegszeit, sondern auch der von Lenin ausgerufene Weltbürgerkrieg. Der Schwerpunkt dieser Ausgabe widmet sich der Vorgeschichte und den Folgen der friedlichen Revolution.

 

ZdF 43/2019 "Erinnerungsvermögen"

Der Wert des Erinnerungsvermögens läßt sich schwer bemessen. Manchen bedeutet es viel, andere möchten lieber nicht an Vergangenes erinnert werden. Nach dem Untergang politischer Systeme plagen sich Angehörige der Erlebnisgeneration in der Regel mit Erinnerungsdilemmata herum. Der Blick zurück im Zorn speist sich aus anderen Quellen als nostalgische Reminiszenzen an verschwundene Lebenswelten. Die Erinnerungsvermögen ehemaliger politischer DDR-Häftlinge sind mit schweren Hypotheken belastet. Ehemalige Systemträger lamentieren noch immer über das ihnen nach der Wiedervereinigung angetane Unrecht, während die Zufriedenheitsskala der 1990 beitrittswilligen Bevölkerungsmehrheit sich im grünen Bereich bewegt. Der Schwerpunkt dieser ZdF-Ausgabe befaßt sich mit umstrittenen Feldern der Erinnerungslandschaft.

ZdF 42/2018 "Umsturz und Staatsgewalt"

Der Schwerpunkt dieser ZdF-Ausgabe befaßt sich mit den Folgen des kommunistischen Umsturzes von 1917 und der Staatsgewalt, die hernach den sowjetischen Machthabern zur zügellosen Unterdrückung aller Andersdenkenden oder Andersgläubigen diente. Einmal an der Macht, plagte die Kommunisten die ständige Furcht vor einem Umsturz durch die Konterrevolution. Sie schufen sich gigantische Sicherheitsapparate als Organe ihrer Staatsgewalt, die auf vielfältige Weise Angst und Schrecken unter den Beherrschten zu verbreiten wußten. Angefangen vom Massenmord und Totschlag bis zu den in späteren Zeiten angewandten differenzierteren Methoden der Bedrohung, Überwachung, Einschüchterung und psychischen Zersetzung von Andersdenkenden. Einen Umsturz der gesellschaftlichen Verhältnisse erträumten sich auch viele 68er vor fünfzig Jahren. Als teilnehmende Beobachter bewegten sich in ihren Reihen wie Fische im Wasser auch einige Agenten des MfS. Das wird beim aktuellen Jubiläumfeiern gerne vergessen. Manche dieser Verstellungskünstler dienten zugleich auch der westdeutschen Staatsmacht, deren Verfassungsschutz in der damaligen Zeit die umstürzlerischeren Reden Rudi Dutschkes zu entschlüsseln suchte. Auch das gehört zum Schwerpunkt Umsturz und Staatgewalt.

Bestellungen an ZdF, Forschungsverbund SED-Staat.

  ZdF 41/2017 "Oktoberrevolutionsfieber"

Die DDR sei, schrieb 1966 der österreichische Kommunist Ernst Fischer, „nicht das Ergebnis einer eigenen, sondern der russischen Revolution mit nahezu vierzigjähriger Verspätung. Die in der DDR bis 1989 herrschenden Kommunisten waren sich bewusst, was sie der russischen Oktoberrevolution zu verdanken hatten. Sie feierten alljährlich deren Jahrestage und ganz besonders die runden davon. Die 1978 erschienene Geschichte der SED feierte die „große Sozialistische Oktoberrevolution“ als ersten Schritt „in ein Zeitalter, in dem die Ausbeutung in jeglicher Form beseitigt ist, in dem es keine Unterdrückung des Menschen durch den Menschen und keine Kriege mehr gibt. Sie eröffnet eine neue Ära in der Geschichte: die Epoche des Übergangs der Menschheit vom Kapitalismus zum Sozialismus.“ Seit der „großen Proletarischen Oktoberrevolution“ sei die Welt in zwei Lager gespalten, „in das Lager des objektiv zum Untergang verurteilten Kapitalismus und in das Lager des aufsteigenden Sozialismus“. Im Vorfeld des 100. Jahrestages der Oktoberrevolution füllen sich die Schaufenster der Buchläden mit Neuerscheinungen zu verschiedenen historischen Aspekten der bolschewistischen Machtergreifung von 1917 und deren schlimmen Folgen. Oktoberrevolutionsfeste sind Vergangenheit, die Glut des bolschewistischen Revolutionsfeuers ist erloschen. In dieser ZdF-Ausgabe geht es um das Oktoberrevolutionsfieber, das Zeitgenossen unmittelbar nach dem Ereignis erfasste, aber auch noch Jahrzehnte später unter Nachgeborenen ausbrach, wenn die Zeitläufe dafür Inkubationsräume boten.

Bestellungen an ZdF, Forschungsverbund SED-Staat.