Archiv der Online-Vorlesungsverzeichnisse

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9. Interdisziplinäres Zentrum für Historische Anthropologie

(13 965)
Ü -
Fetisch. Etappen eines religionstheoretischen Konzepts ; Do 8.00-10.00 - Altensteinstr. 40, 010 (SR I) (20.4.) Olaf Briese
Fetisch bzw. Fetischismus sind religionstheoretische Begriffe, die seit ihrem Entstehen im 17. Jahrhundert einem erheblichen Bedeutungswandel unterlagen. Daß Fetischkonzepte in andere Wissenschaftszweige wie Geschichtsphilosophie (Comte), Ökonomie (Marx) oder Sexualtheorie/Psychoanalyse (Freud) wanderten, trug gravierend zu einer Bedeutungserweiterung bei. Im Seminar wird diese historische Entwicklung nachgezeichnet, und gleichfalls werden aktuelle Spielarten von Fetischtheorien untersucht.
Literatur: Karl-Heinz Kohl, Die Macht der Dinge. Geschichte und Theorie sakraler Objekte, München 2003
 
(13 968)
PS -
Der Gefahr ins Auge sehen. Das Risikopotential von Ritualen (2 SWS); Di 12.00-14.00 - Altensteinstr. 40, 210 (SR III) (25.4.) Mario Bührmann
Ob Rituale nun als gemeinschaftsstiftende Handlungen (Emile Durkheim), als Verfahren der sozialen Grenzziehung bzw. Stratifizierung (Mary Douglas) oder als sinnkonstruierende Akte (Jonathan Z. Smith) aufgefasst werden – kaum ein theoretisches Konzept verzichtet darauf, die sowohl schöpferische als auch stabilisierende Funktion von Ritualen zu betonen. Da diese Auffassungen zumeist vom Gelingen ritueller Vollzüge ausgehen, nehmen sie nur beiläufig von den Gefahren und Risiken Notiz, die die am Ritual Teilnehmenden in der rituellen Praxis erfahren. Dieses Seminar möchte versuchen, das Potential von Gefahren und Risiken auszuloten, das die Ausübung von Ritualen begleiten und ihr Gelingen in Frage stellen kann. Wie gehen die am Ritual Beteiligten, Ausführende wie Zuschauer, mit derartigen Unwägbarkeiten um? In welcher Form werden gefährliche oder riskante Situationen des Rituals nicht allein in Kauf genommen, sondern sogar bewußt provoziert? Zieht das Erkennen von als riskant erachteten Elementen der rituellen Handlung möglicherweise erhebliche Änderungen des Ritualgeschehens nach sich?
Anhand ausgewählter Texte sowohl der Ritual- als auch der Risikoforschung soll in diesem Seminar versucht werden, den obigen Fragestellungen nachzugehen.
Zur Vorbereitung empfohlene Lektüre: Andréa Belliger/ David J. Krieger. Ritualtheorien. Ein einführendes Handbuch, 2. Aufl. Opladen 2003; Wolfgang Bonss: Vom Risiko. Unsicherheit und Ungewißheit in der Moderne, Hamburg 1995; Didier Dacunha-Castelle: Spiele des Zufalls. Instrumente zum Umgang mit Risiken, München 1997 (frz. 1996).
 
(16 011)
PS -
Entwürfe des Menschen. Einführung in anthropologisches Denken (2 SWS); Di 16.00-18.00 - Habelschwerdter Allee 30, SR 1 (Seminarraum) (18.4.) Gunter Gebauer
Die Frage nach dem Menschen hat die Philosophie seit der griechischen Antike beschäftigt. In langen Zeiträumen wurde eine Antwort aus den jeweiligen mythologischen, religiösen oder metaphysischen Grundlagen formuliert. In einigen Epochen jedoch wurde die Konzeption des Menschen problematisch: Hier setzte ein Nachdenken darüber ein, welches die besonderen Eigenschaften des Menschen, seine Erkenntnischancen und Möglichkeiten des guten Lebens seien, welche Rolle und Aufgaben er in der Welt zu erfüllen habe, wie er sich zu dem gemacht hat, was er ist, und wie er seine Zukunft gestalten könne. Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts ist aus der Beschäftigung mit diesen Fragen eine eigene philosophische Disziplin, die Anthropologie, entstanden. Mit den Entwicklungen von Rassismus, Biopolitik und Eingriffen in das menschliche Erbgut hat das philosophische Problem, was der Mensch ist und was er sein solle, eine ungeahnte Aktualität erhalten.
Das Seminar soll anhand wichtiger Antworten auf die Frage nach dem Menschen im anthropologischen Denken einführen. Ausgewählte Texte spannen den Bogen von der Antike über die frühe Neuzeit und das 19. Jahrhundert bis zu aktuellen Positionen in der Gegenwart.
Sprechstunden
Gunter Gebauer: n.V.: 838-55822
 
(16 058)
HS -
Theorien der Praxis - von Marx bis Faucault und Bourdieu (2 SWS); Mo 16.00-18.00 - Habelschwerdter Allee 30, SR 1 (Seminarraum) (24.4.) Gunter Gebauer
Das Seminar soll Ansätze fortführen, die in der Vorlesung zu diesem Thema im Wintersemester 2005/06 entwickelt wurden; freilich wird der Besuch dieser früheren Veranstaltung nicht vorausgesetzt. In der Vorlesung hat sich ausgehend von Lektüren bei Marx, Foucault und Bourdieu herausgestellt, dass das klassische Zweistufenmodell zweier getrennter Sphären, einmal der Praxis, zum anderen der Theorie, unhaltbar ist. An die Stelle dieser älteren Vorstellungen kann ein Modell der produktiven Praxis gestellt werden, das kulturelle Formen, Institutionen, Symbole und Sprache, Politiken und Strategien generiert. Handeln wird nicht als Ergebnis theoretischer Reflexion, sondern als Vollzug in der Praxis betrachtet.
Menschliches Handeln geschieht in bestimmten Organisationsformen, verbindet die Subjekte miteinander, bildet Individuen aus, erzeugt Verständigungsformen, strukturiert die Gesellschaft und wird ethisch bewertet. Philosophische Handlungstheorien öffnen sich gegenüber soziologischen, politischen und ethnologischen Forschungen. Das in der Vorlesung entwickelte Modell soll anhand wichtiger Modelle dieses Denkens dargestellt werden: Karl Marx’ Konzeption der produktiven Erzeugung von Welt und Person, die Annahme G.H. Meads der Hervorbringung einer gemeinsamen symbolischen und politischen Handlungspraxis, Wittgensteins Sprachspieltheorie, M. Foucaults Analyse der Disziplinargesellschaft und sein Gegenentwurf der Selbstsorge, schließlich Bourdieus Entwurf einer Theorie der Praxis, in dem gesellschaftliche Machtverteilungen, das Geschlechterverhältnis und das Feld der kulturellen Produktionen besondere Aufmerksamkeit erhalten.
Sprechstunden
Gunter Gebauer: n.V.: 838-55822
 
Achtung! Dozentenänderung. 29.03.2006
(16 689)
HS -
Opfer und Martyrium in der mittelalterlichen Literatur (2 SWS); Di 14.00-16.00 - Rost- / Silberlaube Habelschwerdter Allee 45, KL 32/123 (Übungsraum) (18.4.) Stephan Fuchs-Jolie
Opfer und Martyrien haben in der christlich-abendländischen Tradition eine lange Geschichte, über deren anthropologische Dimensionen und kultursetzende Funktionen es eine umfangreiche, über die wissenschaftlichen Einzeldisziplinen weit hinausweisende Forschung gibt. In dem Seminar werden zunächst einige einschlägige kulturtheoretische Ansätze exemplarisch diskutiert und auf ihre Prämissen, auf zentrale Kategorien der Theoriebildung und auf die Reichweite ihres Erklärungsanspruchs befragt. Vor diesem Hintergrund werden Ausschnitte aus relevanten mittelalterlichen Texten mit Blick auf ihre spezifischen Kontexte (Gattung, Institutionen, ‚Sitz im Leben’) analysiert. Gedacht ist nicht nur an Darstellungen, die sich auf biblische Stoffe beziehen (z.B. die Passion Christi), sondern auch an die Thematisierung von Opfern und Martyrien in säkularen Kontexten, zum Beispiel im Armen Heinrich Hartmanns von Aue oder im Tristan Gottfrieds von Straßburg.
Literatur zur Einführung in die Theorie des Opfers: René Girard: Das Heilige und die Gewalt. Frankfurt/M. 1999.
Sprechstunden
Stephan Fuchs-Jolie: Di, 11.00, Altensteinstraße 48, 109
 
Achtung! Dozentenänderung. 29.03.2006
(16 670)
AS -
Literatur des späten Mittelalters (Gender in Kurzerzählungen des Mittelalters) (2 SWS); Mo 12.00-14.00 - Rost- / Silberlaube Habelschwerdter Allee 45, JK 28/112 (Übungsraum) (24.4.) Stephan Fuchs-Jolie
Die Kurzerzählungen des Mittelalters zeichnen sich nicht nur durch eine große Typenvielfalt aus, sie scheinen auch mehr als andere Gattungen die Möglichkeit zu eröffnen, Grenzen zu überschreiten und mit ungewohnten Vorstellungen zu experimentieren. Dies gilt insbesondere für die Darstellung der Geschlechterbeziehung. Konventionelle genderspezifische Ordnungsmuster werden häufig in Frage gestellt, überschritten oder umgekehrt. Das Seminar bietet die Möglichkeit, in der Vorlesung erörterte Probleme unter gendertheoretischen Aspekten zu vertiefen.
Literatur zur Einführung: Simon Gaunt: Genitals, gender and mobility. In: S.G.: Gender and genre in medieval French literature. Cambridge 1995 (Cambridge Studies in French 53). – Brigitte Spreitzer: Störfälle. Zur Konstruktion, Destruktion und Rekonstruktion von Geschlechterdifferenz(en) im Mittelalter. In: Manlîchiu wîp, wîplîch man. Hg. von Ingrid Bennewitz/Helmut Tervooren. Berlin 1999, S. 67-84.
Scheinerwerb bei regelmäßiger Teilnahme durch die Anfertigung einer Hausarbeit.
Sprechstunden
Stephan Fuchs-Jolie: Di, 11.00, Altensteinstraße 48, 109
 
(17 020)
PS -
Sprachtheorien (2 SWS); Do 10.00-12.00 - Rost- / Silberlaube Habelschwerdter Allee 45, K 25/11 (20.4.) Bettina Lindorfer
Was ist Sprache, wozu dient sie und was bewirkt sie? Auch philosophische Richtungen der Sprachtheorie liefern keine letzten Antworten auf diese Fragen. Sie formulieren jedoch Thesen in bezug auf die Rolle der Sprache in unterschiedlichen Zusammenhängen. Im Seminar sollen drei davon im Mittelpunkt stehen und über die Lektüre ‚klassischer’ Texte behandelt werden: die kognitive Funktion der Sprache, die Performativität des Sprechens und die Rolle des Unbewußten für die Sprachproduktion und –rezeption. Im ersten Teil des Semesters lesen wir Texte u.a. von Martinet, Saussure und Humboldt; von Butler und Austin sowie von Freud und Benveniste. Im zweiten Teil werden thematische Schwerpunkte gesetzt.
Auch ‚handwerkliche’ Aspekte der Seminararbeit werden in diesem Kurs thematisiert und eingeübt, wie das Referieren, Bibliographieren, Zitieren und andere formale Aspekte der schriftlichen Hausarbeit.
Literaturhinweis:
Geschichte der Sprachtheorie. 5 Bde., hg. v. Peter Schmitter. Tübingen: Narr 1987-1999 (insbesondere die Bände 4 und 5: Sprachtheorien der Neuzeit I und II).
Lang, Wilhelm: Probleme der allgemeinen Sprachtheorie. Stuttgart: Klett 1969.
Diese Veranstaltung kann von Studierenden der B.A.-Studiengänge, der Magister-/Lehramtsstudiengänge und des Diplomstudiengangs Frankreichstudien belegt werden.
Für B.A.-Studierende gilt: Diese Veranstaltung deckt die Ausbildungsbereiche I und IV ab und kann in das Basismodul I oder II (bzw. D I im 30-LP-Modulangebot) eingebracht werden.
Die Referate können in deutscher oder in französischer Sprache gehalten werden.
Hinweis Die Online-Vorlesungsverzeichnisse der hier aufgeführten Semester werden nicht mehr gepflegt. Deshalb kann es vorkommen, dass manche Funktionen und Links nicht korrekt funktionieren. Eine Suche ist nur noch über die sog. Listenausgabe möglich.
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