Archiv der Online-Vorlesungsverzeichnisse

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8. Interdisziplinäres Zentrum für Historische Anthropologie

(12 144)
PS -
Einführung in die Pädagogische Anthropologie
(2 SWS)
Mi 8.00-10.00 - J 32/10
(21.4.) Christoph Wulf
In dieser Veranstaltung wird eine Einführung in den Baustein "Pädagogische Anthropologie" gegeben. Es werden Ansatzpunkte und ausgewählte Grundbegriffe der pädagogischen Anthropologie behandelt. Gezeigt werden soll, daß allen Erziehungs- und Sozialisationstheorien sowie jedem pädagogischen Handeln implizite anthropologische Annahmen über das Kind, den Jugendlichen, den Erwachsenen zu Grunde liegen. Herausgearbeitet werden ferner die Bedeutung des Körpers und der Sinne sowie mimetischer Prozesse für das pädagogische Handeln. Ferner gilt es, den philosophischen, historischen und kulturellen Charakter pädagogischer anthropologie herauszuarbeiten und für das erzieherische Handeln fruchtbar zu machen.
Grundlage:
Christoph Wulf: Einführung in die Anthropologie der Erziehung, Weinheim/Basel: Beltz 2001
Christoph Wulf: Vom Menschen. Handbuch historische Anthropologie, Weinheim/Basel: Beltz 1997.
(12 146)
PS -
Das Verschwinden der Initiation - zur Anthropologie der Sucht
(2 SWS)
Do 18.00-20.00 - KL 24/222
(15.4.) Bernhard Vief*
Sucht wird nicht als Krankheit oder Pathologie, sondern als Alltagsphänomen betrachtet. Es geht um ganz gewöhnliche, wenig spektakuläre Formen des Wiederholungszwangs und Grenzverlustes, die, als Sucht kaum wahrgenommen, Normalität und Gesellschaft konstituieren - um eine "Pathologie des Alltags", die zwar normal, aber dennoch pathologisch ist.
In diesem Kontext steht ein anthropologischer Ansatz, der Sucht aus dem Verschwinden der Initiation erklärt - als einem Ritual der Grenzziehung. Auch Selbsthilfegruppen wie die Anonymen Alkoholiker, die zur Überwindung ihrer Sucht Initiationsriten einführen und ihre Mitglieder diesen unterwerfen, legen es nahe, Initiation und Sucht in einem Zusammenhang zu sehen. Dies soll vor dem Hintergrund der christlich-abendländischen Kultur (und der Ergebnisse der Suchtforschung) nachgezeichnet werden. Damit wird Sucht zum anthropologischen Thema.
Die Veranstaltung ist eine Fortsetzung des Wintersemesters 2003/04. Ein Neueinstieg ist möglich und erwünscht.
(12 147)
HS -
Zur Theorie der Phantasie
(2 SWS)
Mi 10.00-12.00 - JK 26/133
(21.4.) Christoph Wulf
In diesem Seminar wird die anthropologische Bedeutung der Phantasie untersucht. Dazu sollen ausgewählte Texte kursorisch gelernt werden sowie Referate zu einzelnen Aspekten gehalten und diskutiert werden.
(13 950)
PS -
Einführung in die Religionswissenschaft: "Geheimkulte"
(2 SWS)
Mo 12.00-14.00 - Altensteinstr. 40; HS
(19.4.) Renate Schlesier
“Geheimkult” ist einer der zentralen Begriffe der Religionswissenschaft. Wie bei vielen anderen religionswissenschaftlichen Grundbegriffen ist für den Begriff des “Geheimkults” (oder “Mysterienkults”) kennzeichnend, daß seine doppelte Herkunft aus dem antiken – nichtchristlichen und christlichen – Religionsverständnis bei der Übertragung auf religiöse Praktiken anderer Kulturen und Epochen zahlreiche wissenschaftliche Probleme zeitigt. Deshalb können spezifische methodologische Optionen der Religionswissenschaft (soziologische, phänomenologische, psychologische, verhaltenstheoretische, komparatistische usw.) gerade anhand dieses Grundbegriffs einführend und paradigmatisch getestet werden. Zur Ergänzung der Einführungsveranstaltung eignet sich vor allem der Lektürekurs zu Walter Burkerts Monographie "Antike Mysterien".
Zur vorbereitenden Lektüre empfohlen: Ioan Petru Culianu, Art. "Geheimkult", in: Handbuch religionswissenschaftlicher Grundbegriffe, hg. von Hubert Cancik u. a., Bd. 2, Stuttgart u. a. 1990, S. 472 f.; Hemma Boneberg, Art. "Geheimhaltung", in: Metzler Lexikon Religion. Gegenwart – Alltag – Medien, hg. von Christoph Auffarth u. a., Bd. 1, Stuttgart 1999, S. 460-462 (beide Handbuchartikel mit weiterführender Literatur).
(13 951)
PS -
Walter Burkert: "Antike Mysterien" (Lektürekurs)
(2 SWS)
Mo 16.00-18.00 - Altensteinstr. 40; SR III
(19.4.) Renate Schlesier
Mysterienkulte besaßen innerhalb der antiken griechischen und römischen Kultur eine Sonderstellung. Walter Burkert, einer der wichtigsten Vertreter einer kulturanthropologisch orientierten Religionswissenschaft, hat die spezifische Funktion solcher Kulte mit dem Begriff der ‘verwandelnden Erfahrung’ bezeichnet. Sein Buch “Antike Mysterien”, das im Seminar diskutiert werden soll, eignet sich als Überblick nicht allein über diesen besonderen Bereich antiker Religion, bis hin zu seinen philosophischen Transformationen, sondern auch über die damit zusammenhängenden, nicht zuletzt methodisch grundlegenden Forschungsprobleme. Der Kurs wird zugleich als Ergänzung der Einführungsveranstaltung zum Thema ”Geheimkulte” empfohlen.
Textgrundlage: Walter Burkert, Antike Mysterien. Funktionen und Gehalt, München 1990.
(13 952)
PS -
Gläubig, ungläubig, abergläubig: Narrenfiguren vom Mittelalter bis in die Moderne
(2 SWS)
Mi 16.00-18.00 - Altensteinstr. 40; SR III
(21.4.) Olaf Briese
Der sich aus dem Mittelalter bzw. der Renaissance herschreibende Narr gilt als Indiz, als Spiegelbild oder Zerrbild einer verkehrten Welt. Am Beispiel von literarischen Narrenfiguren vom Mittelalter bis in die Moderne, aber auch mit Blick auf das Phänomen von Hofnarren bzw. "verrückten" Außenseitern der frühen Neuzeit soll im Seminar gefragt werden: Was leisten Narren im Gefüge religiöser Normen und Gebote? Wie affirmativ oder subversiv wollen sie wirken bzw. wirken sie?
Literatur: Michail M. Bachtin: Literatur und Karneval. Zur Romantheorie und Lachkultur, München, Wien 1969; Peter Burke, Helden Schurken und Narren. Volkskultur in der frühen Neuzeit, Stuttgart 1981.
(13 953)
PS -
Mythos und Verwandlung: Ovids "Metamorphosen"
(2 SWS)
Mi 12.00-14.00 - Altensteinstr. 40; SR III
(14.4.) Susanne Gödde
Ovids Metamorphosen, Anfang des 1. Jhdts. n. Chr. in Rom entstanden, stellen nicht nur eine kunstvolle Transformation zentraler Mythen der griechischen Antike dar, sondern sie sind als Referenz zahlreicher künstlerischer Rezeptionen bis in die Moderne hinein wirksam. Bei der Lektüre ausgewählter Verwandlungsgeschichten (Narziß und Echo, Apollon und Daphne, Daedalus und Icarus etc.) soll daher vor allem das Spannungsfeld von Religion und Kunst in den Blick genommen werden. Steht Ovid mit seinem Werk in einer Kontinuität zu vorausgehenden Bearbeitungen von Mythen oder schafft er etwas gänzlich Neues? Welche Schlußfolgerungen ergeben sich aus seinem Verständnis von Mythologie für die religiöse Praxis seiner Zeit? Um diese Fragen beantworten zu können, soll Metamorphose erstens als kultische Praxis, zweitens als integraler Bestandteil mythologischen Erzählens sowie drittens als kunsttheoretische Figur untersucht werden. Darüber hinaus wird Ovids Formulierung des Geschlechterkampfes von Interesse sein: Verwandlung ist oft das Resultat einer erotischen Verfolgung; Gewalt wird dann transformiert in ästhetische Darstellung.
Zur Vorbereitung empfohlen: P.M.C. Forbes Irving: Metamorphosis in Greek Myth, Oxford 1990. Philip Hardie (Hg.): The Cambridge Companion to Ovid, Cambridge 2002.
(13 957)
HS -
Inspiration und Enthusiasmos
(2 SWS)
Di 16.00-18.00 - Altensteinstr. 40; SR III
(20.4.) Renate Schlesier
Die Konzepte Enthusiasmos und Inspiration gelten in der Forschung als zentrale, kulturübergreifende Bestimmungen von Dichtkunst als religiöser Erfahrung. Im Hauptseminar soll es um die Frage gehen, durch welche Traditionsverschränkungen die historische Bestimmung dieser Konzepte und ihr Weiterwirken bis in die Gegenwart charakterisiert sind. Im Mittelpunkt werden dabei jüdische, christliche und philosophische Auffassungen von Gotterfülltheit und göttlicher Eingebung stehen, aber auch produktionsästhetische Aussagen von europäischen Dichtern verschiedener Epochen, einschließlich der Moderne, in denen die Spannung zwischen religiöser und ästhetischer Erfahrung autoreferentiell artikuliert wird.
Zur Vorbereitung empfohlen: Axel Gellhaus, Enthusiasmos und Kalkül. Reflexionen über den Ursprung der Dichtung, München 1995; Christoph J. Steppich, Numine afflatur. Die Inspiration des Dichters im Denken der Renaissance, Wiesbaden 2002.
(13 958)
HS -
Euphemismus und Sprachtabu. Aspekte religiöser Rede
(2 SWS)
Do 16.00-18.00 - Altensteinstr. 40; SR III
(15.4.) Susanne Gödde
Die Untersuchung von Euphemismen, von beschönigenden und verhüllenden Redeweisen, gibt Aufschluss darüber, was in einer Gesellschaft aus religiösen, politischen oder sozialen Gründen tabuisiert wird, weil es Normen oder Gefühle verletzt. In archaischen Gesellschaften ist das Sprachtabu zusätzlich in der Annahme einer Einheit von Wort und Sache begründet: Was einmal ausgesprochen worden ist, gewinnt unmittelbar Realität und kann nicht mehr annulliert werden.
Das Seminar möchte die kultischen Wurzeln des Euphemismus zunächst in der griechisch-römischen Antike, in der das Konzept sprachlich verankert ist, verfolgen. In welcher Weise, so soll gefragt werden, reguliert und normiert, die religiöse euphemia (das Gegenstück zur späteren blasphemia) die Rede im Kult? Welche Lebens- und Vorstellungsbereiche werden dabei aus welchen – politischen oder privaten – Gründen verschwiegen und verdrängt? Welche Gottheiten erhalten verharmlosende Namen, die den Umgang mit ihnen erleichtern? Welche dürfen erst gar nicht genannt werden?
Derartige Strategien einer rituellen Manipulation des Übermächtigen durch Sprache sollen als integraler Bestandteil religiöser Rede ebenfalls im christlich-jüdischen Kontext analysiert werden. Dabei wird zu fragen sein, ob die ‘gute Rede’ bzw. das Sprachtabu jeweils eher als Kulturtechnik, die den Menschen von Ängsten und Zwängen befreit, oder als autoritative Norm, die seine Redefreiheit einschränkt, zu bewerten ist.
Zur Vorbereitung empfohlen: Hildegard Cancik-Lindemaier: Artikel "Euphemismus" in: Handbuch religionswissenschaftlicher Grundbegriffe, hg. v. Hubert Cancik et al., Bd. 2, Stuttgart, Berlin, Köln 1990, S. 368-372. Albert Henrichs: Namenlosigkeit und Euphemismus: Zur Ambivalenz der chthonischen Mächte im attischen Drama. In: H. Hofmann und A. Harder, (Hg.): Fragmenta dramatica: Beiträge zur Interpretation der griechischen Tragikerfragmente und ihrer Wirkungsgeschichte, Göttingen 1991, S. 161-201.
(13 959)
HS -
"In the ghetto". Religiöse Ausgrenzung und Ghettoisierung seit dem Mittelalter
(2 SWS)
Do 18.00-20.00 - Altensteinstr. 40; SR III
(22.4.) Olaf Briese
Seit dem späten Mittelalter bzw. der frühen Neuzeit entstand in Europa das, was man als Ghetto im ursprünglichen Sinn des Worts bezeichnet: ein räumlich markant begrenztes Territorium zur Isolierung religiöser Minderheiten, insbesondere der Juden. Im Seminar wird es vor allem um folgende Fragen gehen: Wie werden Ghettos räumlich-architektonisch konstituiert? Welche historisch unterschiedlichen Arten von Ghettos gab und gibt es? Wie gestaltet sich das Verhältnis von religiöser Ghettoisierung und Selbstghettoisierung?
Literatur: Mary Douglas: Reinheit und Gefährdung. Eine Studie zu Vorstellungen von Verunreinigung und Tabu, Frankfurt/M. 1988; Walled Cities und die Konstruktion von Communities. Das europäische Ghetto als urbaner Raum, hrsg. v. Gerhard Milchram, Wien 2001.
(13 963)
PS/HS -
Labyrinth und Ritual in Mittelalter und Früher Neuzeit
Vorbesprechung: 18. Juni 2004, 10.00 - 11.00 Uhr
Block 2.7. bis 4.7. - Altensteinstr. 40; SR I
(18.6.) Ulrike Zellmann
Das Labyrinth, das in der europäischen Überlieferung nicht zuletzt durch die antike mythologische Erzählung von Theseus, Ariadne und dem Minotaurus geprägt ist, scheint in allen Kulturen von der Vorzeit bis in die Gegenwart als modellhafter Raum tödlicher Gefahr und als Sinnbild der Erfahrung und Überwindung von Orientierungslosigkeit, als Bild von Tod und Leben gleichermaßen, zu gelten. Da es über seine universale Symbolhaltigkeit hinaus immer auch konkrete Vollzugsmöglichkeiten bietet, stellt es ein exzeptionelles Format für die kombinatorische Nutzung von Raum und Bewegung im Rahmen von Spiel und Ritual zur Verfügung. An ausgewählten Text- und Bildbeispielen wird das Seminar der Umkodierung des antiken Modells (Christus als neuer Theseus) nachgehen und spezifische Re-Ritualisierungsformen (österliche Labyrinthtänze) diskutieren bis hin zu profanierten Kultformen der Renaissance, die eher der Stiftung als der heroischen Überwindung von Orientierungsverlust huldigen (Liebeslabyrinthspiele).
Zur Vorbereitung sei auf die umfassende Darstellung von Hermann Kern: Labyrinthe. Erscheinungsformen und Deutungen, München 1982 (4. Aufl. 1999) verwiesen.
(16 001)
V -
Ludwig Wittgensteins Sprachanthropologie
(2 SWS)
(gilt für B6(c) und b)6)
(für Hörer aller Fachbereiche)

Mo 16.00-18.00 - Habelschwerdter Allee 45; Hörsaal 2
(19.4.) Gunter Gebauer
In der Vorlesung geht es darum, Wittgenstein in die kontinentale europäische Philosophietradition zurückzustellen, in die er, jedenfalls teilweise, gehört. Die angelsächsisch geprägte Interpretation Wittgensteins übersieht eine Reihe der zentralen Gedanken, die sein Werk von Anfang an durchziehen, wie beispielsweise die Relation des Sprechers zu seinem eigenen Körper, die Rolle von Bewegung und Praxis, von Gedächtnis und Erinnerung, von Wahrnehmung und Ähnlichkeit. Es soll ein etwas anderes Bild von Wittgenstein und seinem Denken gezeichnet werden, als wir es aus den kanonischen Deutungen seines Werks kennen. Der Vorlesung liegt die Behauptung zugrunde, Wittgenstein habe seine Sprachphilosophie auf einer grundlegenden Anthropologie aufgebaut.
(16 424)
PS -
„Weiß“ in der Literatur und den Künsten (Goethe, Melville, Poe, Gide, Ransmayr u.a.; Cézanne, Malevich, De Kooning, Afro, Ryman etc.)
Mo 10.00-12.00 - Hüttenweg 9; Großer Seminarraum
(19.4.) Gert Mattenklott
Es gibt eine Farbenlehre der Literatur und der Künste. Die Romantiker haben sie nicht erfunden, sondern auf ihre apokryphe Wirksamkeit aufmerksam gemacht. Weiß enthält Hinweise auf Negative Theologie, Naturwissenschaft, Fetischismus, Konstruktivismus, Postcolonial Criticism und anderes mehr.

Zur Vorbereitung:
  • Melville: Moby Dick,
  • Poe: The Narrative of Arthur Gordon Pym,
  • Gide: Le voyage d’Urien,
  • Ransmayr: Die Schrecken des Eises und der Finsternis.
Literatur:
  • Paul Brodtkorb: Ishmael’s White World. A Phenomenological Reading Of Moby Dick. (= Yale publications in American Studies. 9.). New Haven (Yale University Press) 1965.
  • Uwe Steiner: „Farbe als Lehre – Farbe als Fetisch – Farbe als Passion. Die Farbe Weiß von Goethe über Stifter bis zu Handke“.
    in: Artheon. Mitteilungen der Gesellschaft für Gegenwartskunst und Kirche. Nr. 11 (September 1999), S. 3-11.
Bildende Kunst:
  • ad libidum.
(16 458)
HS -
Literatur der Dinge (Stifter, Rilke, Ponge, Bellmer, Gertrude Stein)
Di 10.00-12.00 - Hüttenweg 9; Großer Seminarraum
(13.4.) Gert Mattenklott
Formen, Farben und Materialien gehören zum Grundbestand ästhetischer Einbildungskraft. Neben Tieren und Pflanzen, anderen Zeugen der kreatürlichen Welt als der menschlichen, heischen die Dinge nach Aufmerksamkeit. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts emanzipieren sie sich und führen zunehmend ein anorganisches Eigenleben. Spätestens seitdem gibt es eine Poetik der Dinge. Das Seminar fragt nach deren historischem und theoretischem Ort.

Literatur:
  • Neuer Berliner Kunstverein (Hrsg.): Metamorphose des Dinges. Kunst und Antikunst 1910-1970. Brüssel 1971,
    darin:
    • Werner Haftmann: „Das Ding und seine Verwandlung – Zur Vorgeschichte der zeitgenössischen Auffassung vom Gegenstand“.
    • Francois Mathey: Das Ding im Kubismus.
    • Franco Russoli: Der Gegenstand in der Poetik des Futurismus und der Pittura Metafisica.
    • Jörn Merkert: Dada und das Ding.
    • John Russel: Der surrealistische Gegenstand.
(16 661)
GK C -
Gleichheit und Differenz: Konrad von Würzburg, Engelhard (mit Blick auf weitere Beispiele)
(2 SWS)
Mo 10.00-12.00 - JK 31 / 230
(19.4.) Ingrid Kasten
In der Literatur des Mittelalters erscheint Gleichheit im Aussehen von Personen wiederholt als eine Bedrohung für die kulturelle Ordnung. Ein prominentes Beispiel ist das Zwillingspaar im Gregorius Hartmanns von Aue, dessen enge Bindung in einen Inzest führt; man kann aber auch an das Kinderpaar Flore und Blanscheflur in der gleichnamigen Verserzählung von Konrad Fleck denken. Die Gleichheit führt entweder in eine Katastrophe oder aber sie wird bewältigt und führt in einem Identitätsbildungsprozess zu einer Differenzierung.
Gleichheit ist auch ein zentrales Thema im Engelhard Konrads von Würzburg, der in dieser Dichtung einen seit dem 11. Jahrhundert in Europa weit verbreiteten Stoff, die Freundschaftssage von Amicus und Amelius, aufgreift. Der Titelheld sieht seinem Freund Dietrich, mit dem er gemeinsam am dänischen Hof dient, zum Verwechseln ähnlich. Während Dietrich nach dem Tod des Vaters Herzog von Brabant wird, bleibt Engelhard in Dänemark und erwirbt mithilfe Dietrichs, der an seiner Stelle einen Gerichtskampf besteht, schließlich die Prinzessin als Ehefrau. Engelhard vergilt ihm dies später, indem er seine Kinder opfert, um den Freund vom Aussatz zu heilen.
Im Mittelpunkt der Seminararbeit wird die Frage stehen, wie ‚Gleichheit’ im Engelhard (und in einigen anderen Texten) exponiert und mit Blick auf welche historischen Modelle der Vergesellschaftung (Männerfreundschaft, vasallitische Bindung, Ehebeziehung, Familie) die Identitätskonstitution thematisiert wird.
Text: Konrad von Würzburg: Engelhard. Hg. von Paul Gereke. 2. Aufl. bearbeitet von Ingo Reiffenstein. Tübingen 1963 (ATB 17).
Zur Einführung: Hartmut Kokott: Konrad von Würzburg. Ein Autor zwischen Auftrag und Autonomie. Stuttgart 1989.
(16 681)
HS -
Codierungen von Emotionen im 'Tristan' Gottfrieds von Straßburg
(2 SWS)
Mo 14.00-16.00 - JK 31 / 230
(19.4.) Ingrid Kasten
Das Interesse an der literarhistorischen Emotionalitätsforschung ist in den letzten Jahren stetig angestiegen. Dabei ist einerseits der zuvor oft übersehene Kommunikations- und Handlungscharakter von Emotionen, andererseits aber auch die Andersheit von mittelalterlichen Formen des Gefühlsausdrucks (nonverbale Formen wie Gestik, Mimik, Bewegung etc.) besonders in den Blick getreten. Untersuchungen, die einzelne Emotionen in ihrer Komplexität und Dynamik oder einzelne Texte und Gattungen systematisch auf synchroner und diachroner Ebene erforschen, liegen bislang jedoch noch kaum vor.
Ausgehend von neueren Ansätzen dieser Forschungsrichtung wird in dem Hauptseminar die Emotionsdarstellung in einem der Hauptwerke der mittelalterlichen Literatur, im Tristan Gottfrieds von Straßburg, an ausgewählten Textausschnitten untersucht. Leitend bei der Analyse werden die Kategorien Alterität, Medialität, Gender und Performativität sein.
Text: Gottfried von Straßburg: Tristan. Nach dem Text von Friedrich Ranke neu herausgegeben, ins Neuhochdeutsche übersetzt, mit einem Stellenkommentar und einem Nachwort von Rüdiger Krohn. 3 Bde. Stuttgart 1980 u.ö.
Zur Einführung: Ingrid Kasten: Forschungsfeld Emotionalität. In: Codierungen von Emotionen im Mittelalter. Hg. von C. Stephen Jaeger und I.K. Berlin 2003, S. XIII-XXVIII.
(17 532)
HS -
Seminar zum Aufführungsbegriff
(2 SWS)(4/10 cr)(03.3 EU)
Di 16.00-18.00 - Grunewaldstr. 35, 12165 Berlin; Seminarraum III
(13.4.) Erika Fischer-Lichte
Im Seminar soll theoretisch sowie analytisch – d.h. unter Bezug auf gerade laufende Aufführungen – geklärt werden, wie sich der Begriff der Aufführung theaterwissenschaftlich sinnvoll fassen läßt. Dabei werden vor allem die spezifische Medialität der Aufführung (d.h. die leibliche Ko-Präsenz von Akteuren und Zuschauern), ihre Materialität (vor allem der Aspekt ihrer performativen Hervorbringung), ihre Semiotizität (die besonderen Bedingungen für die Generierung von Bedeutungen) und ihre Ästhetizität (d.h. ihre Ereignishaftigkeit) im Zentrum des Interesses stehen.
Es werden Arbeitsgruppen von 5-7 Studierenden gebildet, welche bestimmte theoretische Aspekte am Beispiel einer Aufführung diskutieren und darstellen sollen.

Literatur
1. Marvin Carlson, Performance. A critical Introduction, London, 2. Aufl. 2003 (1. Aufl. 1996)
2. E. Fischer-Lichte / J. Roselt, "Attraktion des Augenblicks – Aufführung, Performance, performativ und Performativität als theaterwissenschaftliche Begriffe", in: Paragrana, Bd. 10, H. 1, 2001, S. 237-254
3. E. Fischer-Lichte, Ästhetik des Performativen, Frankfurt a.M. 2004
4. E. Fischer-Lichte, "Einleitende Thesen zum Aufführungsbegriff", in: dies., C. Risi, J. Roselt, Aufführung als Kunst – Kunst der Aufführung, Berlin 2004
(17 613)
HS -
Bewegung
(2 SWS)(4/10 cr)(03.4 EU)
Filmsichtung 14-tg. Do 14-16 Uhr, Hörsaal
Do 16.00-18.00 - Grunewaldstr. 35, 12165 Berlin; Hörsaal
(15.4.) Gertrud Koch,
Gunter Gebauer
Das interdisziplinäre Seminar wird sich auf die Diskussion einiger historischer Texte der Philosophie beziehen wie auch auf Texte der Filmwissenschaft und -theorie. Im Zentrum werden Fragen der kinetischen Organisation des filmischen Bewegungsbildes (Deleuze) ebenso stehen wie Fragen der (e)motion als Bewegtwerden durch die kinetische Wahrnehmung. An ausgewählten Filmbeispielen sollen theoretische und analytische Fragen verbunden werden.
Beginn: 15.4.04
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