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Wissenschaft und Geschlecht im Kontext sozialer Machtverhältnisse. Ein Vergleich von Deutschland und Portugal

Merle Bilinski – 2007

Die gegenwärtigen hochschulpolitischen Reformen in Deutschland finden vor dem Hintergrund geschlechtsspezifischer Ungleichheiten in der Wissenschaft statt, mit denen die deut-sche Hochschullandschaft deutlich von anderen europäischen Ländern abfällt. Aus geschlech-terpolitischer Perspektive ist daher zu fragen, inwieweit die im Jahr 2004 gestartete Exzellenzinitiative von Bund und Ländern, die für sich in Anspruch nimmt, wissenschaftliche Leistung frei von partikularen Kriterien zu fördern, zu einer Gleichstellung von Frauen und Män-nern in der Wissenschaft beitragen kann. Eine Einschätzung der Gleichstellungspotentiale der Exzellenzinitiative setzt jedoch zunächst ein Verständnis der Ursachen und Dynamiken von Geschlechterungleichheiten in der Wissen-schaft voraus. In der feministischen Wissenschaftsforschung wurden Geschlechterverhältnisse in den vergangenen Jahren mehrfach vor dem Hintergrund von Bourdieus Konzept sozialer Felder analysiert und geschlechtsspezifische Ungleichheiten mit Zuschreibungs- und Anerkennungsmechanismen des Wissenschaftssystems erklärt. Offen bleibt dabei jedoch auch weiterhin, wie sich die deutlichen Unterschiede des Frauenanteils in der europäischen Wissen-schaftslandschaft erklären lassen. Um Aufschluss über die Zusammenhänge und Bedingungen von Geschlechtergerechtigkeit in unterschiedlichen Wissenschaftssystemen zu gewinnen, nimmt der vorliegende Aufsatz eine vergleichende Analyse von Geschlechterstrukturen an europäischen Hochschulen vor. Dabei werden mit Deutschland und Portugal zwei Länder gegenüber gestellt, die innerhalb Europas zwei Gegenpole der horizontalen Geschlechterhierarchie in der Wissenschaft bilden. In Er-weiterung des Bourdieuschen Feldkonzepts wird zur Erklärung dieser unterschiedlichen Ge-schlechterhierarchien der sozio-ökonomische Kontext beider Wissenschaftssysteme mit he-rangezogen. Abschließend diskutiert der Beitrag auf der Grundlage der herausgearbeiteten Bedingungen für geschlechtergerechte Strukturen in der europäischen Wissenschaftsland-schaft die gleichstellungspolitischen Chancen und Risiken der aktuellen Hochschulreformen in Deutschland.

Titel
Wissenschaft und Geschlecht im Kontext sozialer Machtverhältnisse. Ein Vergleich von Deutschland und Portugal
Verfasser
Merle Bilinski
Datum
2007-05
Art
Text
 

Über die Autorin

 

Merle Bilinski, Diplompolitologin, seit Januar 2007 Projektreferentin beim Verband Entwicklungspolitik deutscher Nichtregierungsorganisationen (VENRO).

Zuvor Studium der Politikwissenschaft und Internationalen Beziehungen in Berlin und Lissabon sowie Mitarbeit am Arbeitsbereich Politikwissenschaft unter besonderer Berücksichtigung der Geschlechterverhältnisse am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft der Freien Universität Berlin.

Arbeitsschwerpunkte: Geschlechterfragen in der Entwicklungszusammenarbeit, Nord-Süd-Beziehungen und Wissenschaftsforschung.

Die in dem Beitrag vorgenommene Bewertung beruht auf der persönlichen Einschätzung der Autorin und gibt nicht notwendigerweise die Position von VENRO wider.

 

 

Veröffentlichungen

 

Europäische Beschäftigungsstrategien im Spannungsfeld nationaler Umsetzungen, in: Allrog-gen, Ulrike / Berger, Tanja / Erbe, Birgit (Hg): Was bringt Europa den Frauen? Feminis-tische Beiträge zu Chancen und Defiziten der Europäischen Union, Argument Verlag, Hamburg, S.51-67 (2002, gemeinsam mit Christel Degen)

A OMC e a sua relação com os paises em vias de desenvolvimento, in: Forum DC – Desen-volvimento e Cooperação, ano 1, n°2, Julho/Outubro 2002, S. 22-25.

Género, Ciudadanía y el Acceso a los Recursos Naturales en Honduras, in: Noack, Karoline und Stefanie Kron (Hg.): Ciudadanía y Género en América Latina, Tranvía, Berlin (2007, im Erscheinen).

 

 

Kontakt

 

Merle Bilinski

E-Mail: merle.bilinski@gmx.de