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Kakayie-Frauen zwischen traditioneller Orientierung und Moderne: Das Geschlechterarrangement in einer nicht-islamischen Ethnie des Vorderen Orients

Der erste Tag meiner Reise bei dem Stammesführer am 12.7.2000  in der Stadt Halabja

Der erste Tag meiner Reise bei dem Stammesführer am 12.7.2000 in der Stadt Halabja
Bildquelle: Runak Abbas Mustafa

Runak Abbas Mustafa – 2009

„Der Körper gilt als eine Gestalt und die Seele als eine Kraft. Mann und Frau sind demnach nur verschiedene Gestalten mit der gleichen Kraft.“ Das Leben der Frauen der Kakayie, einer nicht-islamischen Ethnie im Nordirak, hat sich in den letzten Jahrzehnten sehr verändert. Ihre Chancen auf soziale Mobilität in der Gesellschaft haben sich nach der Einrichtung des kurdischen Autonomiegebietes gebessert. Doch es bleibt noch viel zu tun, gerade im Bezug auf verheiratete Frauen ohne abgeschlossene Berufsausbildung. Diesen Frauen gilt es, Möglichkeiten zu eröffnen, um ihren eigenen Horizont zu erweitern und zumindest die Option zu geben, eine außerhäusliche Tätigkeit aufzunehmen. An sich bestehen gute Voraussetzungen, denn die prinzipielle Möglichkeit der Gleichberechtigung ist im kulturellen und gesellschaftlichen Kontext der Kakayie angelegt. Aus religiösen Gründen besteht nämlich keine zwangsläufige Festschreibung des Verhältnisses zwischen Männern und Frauen in der Kakayie-Gesellschaft. Die vorherrschende finanzielle Abhängigkeit der Frauen von ihren Männern negiert jedoch die faktische eheliche Gleichberechtigung innerhalb der Kakayie-Gesellschaft, selbst wenn sie in den Glaubensfundamenten garantiert scheint. Auch wenn Frauen mit ihrer auf den Haushalt und die Kindererziehung beschränkten Rolle zufrieden sind, kann ihre Stellung doch keineswegs als gleichberechtigt angesehen werden. Solange die Hausarbeit geringer bewertet wird als Erwerbsarbeit, werden die Frauen, die sich explizit und ausschließlich als Hausfrauen begreifen, keine Emanzipation erfahren können. Gleichberechtigung kann also, da eine Umwertung von Hausarbeit in absehbarer Zeit nicht realistisch ist, nur durch ein Engagement in Lohnarbeit außer Haus erreicht werden. Hier aber stellt sich das Problem der Doppelbelastung. Frauen müssen die Möglichkeit erhalten, Hausarbeit abzugeben bzw. abgenommen zu bekommen. Da Frauen faktisch aber nicht die Wahl haben, ob sie heiraten wollen oder nicht, und dem Zwang unterworfen sind, Kinder zu gebären, stellt sich das Problem der Haus- und Erziehungsarbeit mit großer Dringlichkeit. Hier sind gesetzliche Maßnahmen genauso nötig wie eine Änderung der alltäglichen Praxis.

Titel
Kakayie-Frauen zwischen traditioneller Orientierung und Moderne
Verfasser
Runak Abbas Mustafa
Datum
2009-01
Art
Text
Über die Autorin

 

Runak Abbas Mustafa: Soziologin mit akademischem Grad Magister Artium in Soziologe und Arabistik, erworben an der Technischen Universität und der Freien Universität Berlin, außerdem Abschluss als Bachelor of Arts im Fach Linguistik erworben an der Universität Sulamaniya im kurdischen Gebiet des Nordiraks.

Runak Abbas Mustafa ist Kurdin aus dem kurdischen Gebiet des Nordiraks, seit 1985 in Deutschland und seit 1992 - 2008 an der Technische Universität Berlin und der Freien Universität, sowohl im Studium als auch in akademischen Arbeiten tätig.

Die Autorin hat die deutsche Staatsangehörigkeit.

 

Vorträge

 

1. Vortrag  „Gewalt gegen die Frauen, die nicht in offenen Gesellschaften leben“, im Verein des Arbeitslosenverband in Spremberg , am 27.11.2002.

2. Teilnahme an Konferenzen und Seminaren über Integration und Migration der Kurden in Deutschland, im Abgeordnetenhaus in Berlin..

3. 1998 - 2005 monatliche Seminare über die Frauen, Integration und Migration im Verein Awadani, e. V. (Kurdischen Forum in Deutschland).

 

 

Veröffentlichungen

 

Artikel über die Zwangsheirat unter Titel „Berlin auf  70 Quadratmetern“, Veröffentlicht in der Zeitung, Lausitzer Rundschau, Elbe Elster Rundschau am 9.12.2002.

Mehrere Artikel über die Situation der Frauen, Migration ... etc. , in der monatlichen erscheinenden Illustrierten „Unabhängige kurdische Monatszeitung „Seko“ Unter der Leitung vom P. Said und M. Deshti in Berlin. Von 1997-2005.

 

Die Autorin befasst sich mit verschiedenen Forschungen:

 

Geschlechter Forschung mit Kakayie Frauen, in der Stadt Halabja des Nordiraks in den Jahren  2000, 20005, 20006 und Entwicklung von soziologischen sowie sozialwissenschaftlichen Konzepten für die Frauen in kurdischen Gebiet im Irak.

Mit Videointerviews und drei Spielfilmen.

Forschung mit Interviews und Kassetten ,Tonband im Jahr 2005, über den Einfluss der Europäschen Medien, TV, Sat , nach der Unabhängigkeit auf  kurdischen Gebiete ab dem Jahre 1992.

Forschung über die „Integrationsfähigkeit der kurdischen Frauen in Berlin“.

Forschung über kurdische Migrantinnen und Transformationsprozesse über „Die Scheidung der kurdischen Frauen in Deutschland“. Ursache und Verlauf von Migrationsprozessen.

Forschung über „Die islamischen Frauen, zwischen der Europäischen und islamischen Identität in Deutschland“.

Identitätsprobleme der multi-kulturellen Gesellschaft und Probleme des Kulturtransfers.

 

Weiterführende Links

 

Webkatalog über das kurdische Volk

http://www.kurd.de/webkatalog.htm

Assistance for Woman in Distress in Iraq and Iraqui-Kurdistan

http://www.wadinet.de/projekte/newiraq/women/shelters.htm

http://www.yazidi.org/index.php?id=40

Webkatalog für die sunnitischen Kurden

http://kurd-sun.de/irak-verfassung.htm

http://de.wikipedia.org/wiki/Ahl-e_Haqq

http://de.wikipedia.org/wiki/kurden

http://www.haukari.de/situation/aktuell.htm