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Wo die wilden Kerle toben - Zum Verhältnis von Männlichkeit, Gewalt und Macht

Angelika Ebrecht – 2005

Der Beitrag erläutert, wie sich der Begriff des Wilden von einer allgemeinen Kennzeichnung der ungezügelten menschlichen Triebnatur zu einer kategorialen Bestimmung im Geschlechterverhältnis wandelte und dadurch zu einem konkreten Machtfaktor erwuchs, mit dessen Hilfe versucht wurde, die politische Herrschaft von Männern zu sichern. Er gibt zunächst einen kurzen geistesgeschichtlichen Abriss der Funktion des Wilden vor allem bei Hobbes und Rousseau sowie in der psychologischen und politischen Anthropologie des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts. In Anknüpfung an die Psychoanalyse Sigmund Freuds wird abschließend versucht, einige Grundannahmen zum Verhältnis von Gewalt, Macht und Herrschaft im Geschlechterverhältnis zu klären. Dargestellt wird, wie Theorien, Vorstellungen und Bilder, die das ungezügelte, aggressiv Triebhafte mit dem Begriff des Wilden allein den Männern zuweisen, dazu dienen, Frauen aus der Sphäre gesellschaftlicher Macht auszugrenzen und sie zugleich so einzubinden, dass sie dadurch indirekt die Vormachtstellung von Männern in der Gesellschaft sichern. Macht erwächst dann nicht mehr aus einem direkten Gewaltverhältnis zwischen den Geschlechtern, sondern aus der wechselseitigen Bannung des in den Trieben eingelagerten Gewaltpotentials. Leidenschaften werden eingesetzt, um Gewalt zu verhindern bzw. im Zaum zu halten und die gesellschaftlichen Beziehungen harmonistischen Moralvorstellungen unterzuordnen. Indem man Frauen ihre gleichwertige geschlechtliche Macht aberkennt, indem man ihnen die Leidenschaftlichkeit bestreitet, werden sie entsubjektiviert und männlichen Machtansprüchen untergeordnet.

Titel
Wo die wilden Kerle toben - Zum Verhältnis von Männlichkeit, Gewalt und Macht
Verfasser
Angelika Ebrecht
Datum
2005-08
Art
Text

Über die Autorin

 

Ebrecht, Angelika; Dr. phil.; Diplom Psychologin, Politologin und Germanistin, Psychologische Psychotherapeutin, Privat-Dozentin am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft der Freien Universität Berlin (Fachbereich Politik und Sozialwissenschaften); Forschungsschwerpunkte: psychoanalytische Sozialpsychologie und Kulturtheorie, Genderforschung, politische Psychologie und Philosophie, kulturelle Anthropologie, ästhetische Theorie und Literaturwissenschaft.

 

Ausgewählte Veröffentlichungen mit Berücksichtigung der Gender-Problematik seit 1999

 

Ebrecht, Angelika (2005): Zur Sexualisierung von Politikerbildern - Das Beispiel Bill Clinton. In: Busch, Hans-Joachim / Ebrecht, Angelika (Hg.): Die Intimisierung der Öffentlichkeit – Zur politischen Psychologie eines Strukturwandels. psychosozial 99, 28. Jg., Heft I, S.69-78.

Ebrecht, Angelika (2003):Die Seele und die Normen. Zum Verhältnis von Psychoanalyse und Politik. Gießen.

Bettinger, Elfi / Ebrecht, Angelika (Hg.) (2000): Transgressionen: Grenzgängerinnen des moralischen Geschlechts. Querelles. Jahrbuch für Frauen- und Geschlechterforschung. Band 5. Stuttgart: Metzler.

Ebrecht, Angelika (2000): Einsamste Gemeinsamkeit. Zur Psychoanalyse der Fernliebe in Rainer Maria Rilkes Briefwechsel mit Magda von Hattingberg. In: Brittnacher, Hans-Richard u.a. (Hg.): Poetik der Krise. Rilkes Rettung der Dinge in den Weltinnenraum‘. Würzburg, S. 99–119.

Ebrecht, Angelika (2000): Phantasierte Zerstörung – Zerstörte Phantasie. Zur Konstitution und Destruktion von Realität in Symbolbildungsprozessen. In: Löchel, Elfriede (Hg.): Aggression – Symbolisierung – Geschlecht. Psychoanalytische Blätter 17, S. 34–61.

Ebrecht, Angelika (1999): Die List der Frauen – Beschädigte Weiblichkeit und politische Subjektivität. In: Hans-Joachim Busch, August Schülein (Hg.): psychosozial. Schwerpunktthema: Politische Psychologie. 22.Jg., Nr.75, Heft I, S. 57–68.

Ebrecht, Angelika (1999):Das gläserne und das steinerne Herz. Zur politischen Psychologie der Monarchie am Beispiel von Prinzessin Diana. In: Sabine Berghahn; Siegrid Koch-Baumgarten (Hg.): Mythos und Politik: Diana – von der Princess of Wales zur Queen of Hearts. Gießen: psychosozial, S. 117–132.

 

 

Kontakt

Angelika Ebrecht

Duisburger Straße 7

10707 Berlin

Email: ebrechtang@aol.com