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Weder gleich- noch que(e)rstellen. Heteronormativität, Reproduktion und Citizenship in den Debatten zur Lebenspartnerschaft

Anna Böcker – 2011

Dieser Artikel diskutiert das im Jahr 2001 in Kraft getretene Lebenspartnerschaftsgesetz in seiner Widersprüchlichkeit: Es bedeutet gleichzeitig sowohl einen Beitrag zur Reduzierung der Diskriminierung von nicht-heterosexuellen Beziehungen als auch eine problematische Stabilisierung des heteronormativen Ehemodells. Partielle Gleichstellung wurde unter Beibehaltung oder Ausweitung bestehender struktureller Ungleichheiten errungen. So bezieht die Lebenspartnerschaft Verpartnerte in viele Eheprivilegien und vor allem Ehepflichten mit ein und wird seit ihrer Einführung Schritt für Schritt mit der Ehe gleichgestellt. Eine der Ausnahmen hiervon stellen Kindschaftsregelungen dar. In diesem Artikel geht es zentral um die Frage, welche Rolle Kindererziehung in den Diskussionen über die rechtliche Schutzwürdigkeit bestimmter Paarbeziehungen spielt. Wie werden durch den Bezug auf die Institutionen von Ehe und Familie Ein- und Ausschlüsse in Staatsbürger_innenschaftsrechte bzw. Citizenship gerechtfertigt? Der Schwerpunkt der Analyse liegt auf der Verhandlung des normativen, privilegierten Status der Ehe und ihrer Rolle in der aktuellen Reprivatisierung sozialer Absicherung. Die Ausformulierung dieser Perspektive auf die Lebenspartnerschaft beruht auf der Verbindung von queeren, postkolonialen und feministischen Ansätzen. Sie bedeutet jedoch keine pauschale Kritik an der Lebenspartnerschaft und insbesondere nicht an der individuellen Entscheidung, eine Lebenspartnerschaft einzugehen. Der Artikel beginnt mit der Erläuterung der zentralen Begrifflichkeiten und des theoretischen Rahmens, daraufhin werden Ausgestaltung der Lebenspartnerschaft und ihre Kritik skizziert. Es folgt eine kritische Analyse einiger Aspekte der Lebenspartnerschaft, insbesondere von impliziter Heteronormalisierung durch begrenzte Gleichstellung. Abschließend erläutere ich die Zusammenhänge von Citizenship-Rechten mit der Regulierung von Reproduktion sowie mit rassifizierten Projektionen und Hierarchisierungen im Rahmen der Neukonstruktion von Sexual Citizenship.

Titel
Weder gleich- noch que(e)rstellen. Heteronormativität, Reproduktion und Citizenship in den Debatten zur Lebenspartnerschaft
Verfasser
Anna Böcker
Datum
2011-05
Art
Text
Über die Autorin

 

Anna Böcker arbeitet an der Verbindung von feministischer, postkolonialer und queerer Theorie. Sie hat 2008 das Politikwissenschaftsstudium an der Freien Universität Berlin mit einer Diplomarbeit zum Thema ‚Homo-Ehe’, Reproduktion und Citizenship. Heteronormalisierung in den Bundestagsdebatten zur Lebenspartnerschaft beendet.

Derzeit promoviert sie an der Universität Wien im Initiativkolleg ‚Gender, Violence and Agency in the Era of Globalization’ zum Thema „Biopolitiken und Biotechnologien der Elternschaft“.

 

Links zum Text

Darkmatter Journal:

http://www.darkmatter101.org

Dokumentensuche des Deutschen Bundestags:

http://www.bundestag.de/dokumente/suche/index.html

Gigi – Zeitschrift für sexuelle Emanzipation:

http://www.gigi-online.de

Gays&Lesbians aus der Türkei:

http://www.gladt.de

ILGA-Europe (European Region of the International Lesbian, Gay, Bisexual, Trans and Intersex Association):

http://www.ilga-europe.org

Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD):

http://www.lsvd.de

LesMigraS:

http://www.lesmigras.de

Netzwerk Grundeinkommen:

http://www.grundeinkommen.de

SUSPECT:

http://nohomonationalism.blogspot.com

 

Veröffentlichungen

Integration, in: Arndt, Susan und Ofuatey-Alazard, Nadja (Hg.): Wie Rassismus aus Wörtern spricht. (K)Erben des Kolonialismus im Wissensarchiv deutsche Sprache. Ein kritisches Nachschlagewerk, Unrast, Münster, im Erscheinen

Positiver Rassismus, in: ebd.

Integration, verfasst mit Heft, Kathleen und Goel, Urmila. In: Nduka-Agwu, Adibeli und Hornscheidt, Antje Lann (Hg): Rassismus auf gut Deutsch: Ein kritisches Nachschlagewerk zu rassistischen Sprachhandlungen, Brandes und Apsel, Frankfurt a.M., 2010

Bi? Poly? Queer?, in: Méritt, Laura; Bührmann, Traude und Nadja Boris Schefzig (Hg.): Mehr als eine Liebe. Polyamouröse Beziehungen, Orlanda, Berlin 2005

 

Kontakt

Anna Böcker

Gender Initiativkolleg

Alser Str. 23/22

A-1080 Wien

anna.boecker[at]univie[dot]ac[dot]at