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Mein Bauch gehört mir: Von der Selbstbestimmung über 'unseren' Körper

Inga Nüthen – 2011

Selbstbestimmung ist ein zentraler Begriff feministischer Politiken. Dabei wirkt auf den ersten Blick selbstverständlich, was damit gemeint ist: Selbst – jenseits von Fremdbestimmung – über den eigenen Körper und das eigene Leben bestimmen zu können. Doch in Zeiten, in denen individuelle Verantwortung für das eigene Leben und den eigenen Körper zur neoliberalen Regierungstechnik geworden ist, scheint es notwendig Forderungen nach Selbstbestimmung genauer zu betrachten. Ist nicht mit dem Wunsch nach Selbstbestimmung auch die Anforderung an jede_n verbunden, bis ins Letzte für sich selbst verantwortlich zu sein? Feministische Auseinandersetzungen um Abtreibung und Gen- und Reproduktionstechnologien sind bekannte Beispiele, die Selbstbestimmung zentral verhandeln. Anhand der „Aktion 218“ Anfang der 1970er Jahre und damit thematisch eng verwobenen Kongressen gegen Gen- und Reproduktionstechnologien in den 1980er Jahren lässt sich die Frage aufwerfen, inwieweit Selbstbestimmungsforderungen das neoliberale Credo des Selbstmanagements bedienen beziehungsweise vorwegnehmen. Dafür müssen die Selbstbestimmungsbegriffe genauer untersucht werden. Geht es um die Individualisierung von Verantwortung? Werden gesellschaftliche Probleme auf das Individuum verlagert? Wird Soziales in ökonomischen Kategorien gedacht? Meine These ist jedoch, dass feministischen Selbstbestimmungsbegriffen eben nicht die Wegbereitung neoliberaler Strategien des Selbstmanagements vorgeworfen werden kann; aber der Bezug auf ein homogen gedachtes feministisches Subjekt. Diese Subjekt denkt die Frauen unter der Ausblendung der Heterogenität dieser Kategorie als einheitliche Gruppe und trägt damit zur Normalisierung derselben bei. Gefragt werden muss also nicht nur danach welche Selbstbestimmung den Forderungen zugrunde liegt, sondern für wen diese gefordert werden.

Titel
Mein Bauch gehört mir: Von der Selbstbestimmung über 'unseren' Körper
Verfasser
Inga Nüthen
Datum
2011-02
Art
Text
Links

 

http://no218nofundis.wordpress.com

http://www.gen-ethisches-netzwerk.de

http://www.frauenmediaturm.de

 

Über die Autorin

Inga Nüthen ist Diplom Politikwissenschaftlerin. Sie hat an der Freien Unversität Berlin und  der Univeristé de Genève studiert. Seit 2009 ist sie als Lehrbeautragte am Otto-Suhr-Insitut der Freien Universität Berlin tätig und arbeitete zuletzt im Autonomen Frauenhaus Kassel. Sie lebt, arbeitet und ist politisch aktiv in Berlin.

Ihre Arbeitsschwerpunkte sind: Queer Theory, Feministische Theorien und Fragen zu kritischer Hochschullehre.

 

Weitere Veröffentlichungen

Krikser, Thomas und Inga Nüthen 2010: Bildung für nachhaltige Entwicklung und ihre Geschlechter - zum Status quo der Geschlechterverhältnisse in der Bildung für nachhaltige Entwicklung. In: femina politica, 1/2010 (Feministische Perspektiven auf Nachhaltigkeit), S. 67-76.

 

Kontakt

nuethen@riseup.net