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Anforderungsabhängige Entgeltdifferenzierung: Orientierungshilfen auf dem Weg zu einer diskriminierungsfreieren Arbeitsbewertung

Gertraude Krell, Regine Winter – 2011

Dieser Beitrag von Gertraude Krell und Regine Winter ist erschienen in dem von Gertraude Krell, Renate Ortlieb und Barbara Sieben herausgegebenen Sammelband: "Chancengleichheit durch Personalpolitik. Gleichstellung von Frauen und Männern in Unternehmen und Verwaltungen. Rechtliche Regelungen - Problemanalysen - Lösungen". 6. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage, Wiesbaden: Gabler Verlag 2011 (Copyright). Wir danken den Autorinnen und dem Gabler Verlag sowie der Springer Verlagsgruppe für die Gestattung der Zweitveröffentlichung und weisen auf unserer Webseite auf das Link zum Buchcover und zum Gabler Verlag hin. Gabler Verlag, Springer Science + Business Media Verlagsgruppe, http://www.springer.com Abstract Der Grundsatz gleichen Entgelts für gleichwertige Arbeit ist trotz seiner rechtlichen Verankerung auf nationaler und EU-Ebene sowie einiger richtungsweisender Gerichtsent-scheidungen nach wie vor nicht durchgesetzt. Ein Grund für die immer noch existierende Entgeltdiskriminierung liegt in der mangelnden Umsetzung der einschlägigen Rechtsnormen. Erschwert wird die Beseitigung von Entgeltdiskriminierung dadurch, dass sie heute in der Regel mittelbar erfolgt und tief in den Strukturen von Entgeltsystemen eingebettet ist, wodurch sie oft nicht leicht zu erkennen ist. Grundlage für die Zuordnung von Tätigkeiten zu bestimmten Grundentgelttarifen ist die Arbeitsbewertung. Diskriminierungsfreie Arbeitsbewertungsverfahren sind deshalb von entscheidender Bedeutung für eine gerechtere Bezahlung von Frauenarbeit. Sie sind u.a. deshalb ein Einfallstor für mittelbare Diskriminierung, weil die Arbeitsbewertung und das "Gendering" der Arbeitswelt mit seiner Etikettierung von "typischen" Frauen- oder Männerarbeitsplätzen eng miteinander verknüpfte soziale Konstruktionen sind. Als EU-Mitgliedstaat ist die Bundesrepublik Deutschland zur effektiven Besei-tigung von Entgeltdiskriminierung verpflichtet. Dies gilt für sämtliche ihrer Organe, neben der Bundesregierung also auch die Gerichte. Zwar enthalten Berichte und Publikationen des BMFSFJ Hinweise auf die Arbeitsbewertung als Ursache von (mittelbarer) Entgeltdiskriminierung. Es wurden jedoch bislang noch keine Maßnahmen ergriffen, die zur effektiven und umfassenden Durchsetzung der Entgeltgleichheit geeignet sind. Dass das Thema Entgelt(un)gleichheit inzwischen von Verbänden und zivilgesellschaftlichen Initiativen (vgl. z.B. http://www.equalpayday.de) auf die Agenda gesetzt wurde, lässt hoffen, dass mittelbare Diskriminierung durch Arbeitsbewertung stärker bewusst und bekämpft wird. Zu diesem komplexen Problemfeld stellen die Autorinnen im Folgenden einschlägige Rechtsnormen und daraus folgende Handlungsorientierungen vor (s.u. 2.), sie zeigen, dass und wie mittels der Verfahren der Arbeitsbewertung diskriminiert werden kann und auch wird (s.u. 3.), und geben Empfehlungen für die diskriminierungsfreiere Gestaltung (s.u. 4.). Dieser Text ergänzt die Beiträge von Andrea Jochmann-Döll und Karin Tondorf, die sich ebenfalls in der Rubrik "Politisches System/Politikfelder" befinden.

Titel
Diskriminierung von Frauen bei der Entgeltdifferenzierung: Wege zu einer diskriminierungsfreieren Arbeitsbewertung
Verfasser
Gertraude Krell, Regine Winter
Datum
2011-10
Art
Text
Über die Autorinnen

 

Gertraude Krell studierte von 1971 bis 1976 Volks- und Betriebswirtschaftslehre an der Freien Universität Berlin; von 1976-1990 Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Hochschulassistentin an der Universität Oldenburg; Von 1990 bis zu ihrem Ausscheiden im Oktober 2007 war sie Professorin für Betriebswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Personalpolitik an der Freien Universität Berlin; Arbeitsschwerpunkte (auch nach der Pensionierung): Chancengleichheit durch Personalpolitik, insbesondere Führungspositionen und Entgelt, Gender & Diversity, Emotionen in Organisationen, Diskurs und Ökonomie.

Regine Winter studierte zuerst Sozialpädagogik und Sozialarbeit in Hannover und später Rechtswissenschaft an der Universität Bremen, wo sie 1997 promovierte. Seit Februar 2009 ist sie Richterin am Bundesarbeitsgericht in Erfurt. Zuvor arbeitete sie als Rechtsreferentin am Gerichtshof der Europäischen Gemeinschaften, Luxemburg, und davor als Richterin am Arbeitsgericht im Land Brandenburg.

 

Ausgewählte weitere aktuelle Veröffentlichungen:

 

Gertraude Krell

 

Vgl. weitere Beiträge von Gertraude Krell als Autorin oder Mitautorin im Sammelband "Chancengleichheit durch Personalpolitik. Gleichstellung von Frauen und Männern in Unternehmen und Verwaltungen. Rechtliche Regelungen - Problemanalysen - Lösungen". 6. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage, Wiesbaden: Gabler Verlag 2011.

Krell, Gertraude (2010): Gender unter dem Dach Diversity: Eine Auseinandersetzung mit häufig geäußerten Einwänden. In: Christine Hohmann-Dennhardt/Marita Körner/Reingard Zimmer (Hg.): Geschlechtergerechtigkeit. Festschrift für Heide Pfarr. Baden-Baden: Nomos, S. 147-157.

Krell, Gertraude (2010): Führungspositionen. In: Projektgruppe GiB: Geschlechterungleichheiten im Betrieb. Arbeit, Entlohnung und Gleichstellung in der Privatwirtschaft, Berlin: edition sigma, S. 423-484.

Krell, Gertraude (2009): Gender Marketing: Ideologiekritische Diskursanalyse einer Kuppelproduktion. In: Diaz-Bone, Rainer/Krell, Gertraude (Hg.): Diskurs und Ökonomie, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 203-224.

Krell, Gertraude/Riedmüller, Barbara/Sieben, Barbara/Vinz, Dagmar (Hg.) (2007): Diversity Studies: Grundlagen und disziplinäre Ansätze. Frankfurt a.M./New York: Campus.

Krell, Gertraude (Hg.) (2004): Betriebswirtschaftslehre und Gender Studies. Analysen aus Organisation, Personal, Marketing und Controlling. Wiesbaden: Gabler.

 

Regine Winter

 

Winter, Regine (2011): Kommentierung zu § 1 TVG (Rn. 425 ff.)

zum Thema Entgelt einschließlich Entgeltdiskriminierung, in: Däubler (Hg.): Nomos Kommentar Tarifvertragsgesetz, 3. Auflage (im Erscheinen), Baden-Baden.

Winter, Regine (2010): Diskriminierungsfreie(re) Entgeltgestaltung - leider immer noch ein Prinzip ohne Praxis. In: Christine Hohmann-Dennhardt/Marita Körner/Reingard Zimmer (Hg.): Geschlechtergerechtigkeit. Festschrift für Heide Pfarr. Baden-Baden, S. 320-333.

Winter, Regine (1994) (Hg.): Frauen verdienen mehr, Berlin.

Winter, Regine unter Mitarbeit von Gertraude Krell (1997): Aufwertung von Frauentätigkeiten. Ein Gutachten im Auftrag der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr, hg. vom Bundesfrauensekretariat der ÖTV, Stuttgart.

Winter, Regine (1998): Gleiches Entgelt für gleichwertige Arbeit - Ein Prinzip ohne Praxis, Baden-Baden.

Winter, Regine (2001): Mittelbare Diskriminierung bei gleichwertiger Arbeit, in: Zeitschrift für Tarif-, Arbeits- und Sozialrecht des öffentlichen Dienstes (ZTR), 15. Jg., Heft 1, S. 7-15.

 

Kontakt

Gertraude Krell

E-Mail: gertraude.krell@fu-berlin.de

Regine Winter

Bundesarbeitsgericht, 99113 Erfurt