Welternährung zwischen bäuerlicher Hauswirtschaft und Exportlandwirtschaft. Zur Bedeutung der Eigenarbeit für die Ernährungssicherheit
Elisabeth Meyer-Renschhausen – 2006
Ein erheblicher Teil der Weltbevölkerung hat kein so gestaltetes Einkommen, um genügend Lebensmittel kaufenzu können. Die Mehrheit der mittellosen Bevölkerung setzt sich aus Frauen und Kindern zusammen und lebt im ländlichen Raum. Sie ernähren sich von Subsistenzwirtschaft und verkaufen ihre Überschüsse auf den lokalen Märkten. Auch in den Städten gewinnt die Subsistenzproduktion zunehmend an Gewicht und wird sowohl in den Ländern des Südens als auch des Nordens als “Urban Agriculture” bzw. “Community Gardening” praktiziert. Obwohl diese Formen der Subsistenzwirtschaft ein beachtliches Selbsthilfepotential haben, werden sie durch die Internationalen Finanz- und Handelsinstitutionen marginalisiert. Strukturanpassungsprogramme und die Liberalisierung des weltweiten Handelssystems haben bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung einer hoch subventionierten Agrarproduktion in den Ländern des Nordens dazu geführt, dass Kleinbäuerinnen und –bauern in den Ländern des Südens von ihren Absatzmärkten verdrängt und in die Armut getrieben wurden. Internationale Finanz-, Handels- und Entwicklungspolitiken tragen damit eine zentrale Verantwortung für die Ausweitung der Welternährungskrise, von der insbesondere Kleinbäuerinnen und Landlose in den Ländern des Südens betroffen sind. Angesichts der eklatanten Ungleichheit in der Ernährungslage zwischen den Ländern des Südens und denen des Nordens soll im vorliegenden Artikel zunächst der Beitrag der bäuerlichen Subsistenzwirtschaft zur Ernährungssicherung in den Ländern des Südens dargestellt werden, um diesen dann im Kontext des Internationalen Welthandelssystems zu betrachten. Dabei wird insbesondere auf die Rückwirkungen der internationalen Finanz- und Handelspolitiken auf die Subsistenzproduktion in den Ländern des Südens eingegangen und aufgezeigt, welche Verantwortung sie für die Welternährungskrise tragen. Abschließend werden alternative Politiken aufgezeigt, die auf eine Bekämpfung des Hungers mithilfe von Landreformen und dem Abbau von Ungleichheitsstrukturen abzielen. Elementarer Bestandteil solcher selbsthilfeorientierter Politiken ist dabei die staatliche Anerkennung der “weiblichen” Hausarbeit(en) und der bäuerlichen Selbstversorgung, da nur dadurch nicht nur beim einzelnen Menschen “Leib und Seele”, sondern hinsichtlich der Staatwesen auch Individuen und Gesellschaft zusammengehalten werden.
Elisabeth Meyer-Renschhausen studierte in Marburg und Bremen Soziologie, Politologie und Geographie.
Promotion an der Freien Universität Berlin über das sozialpolitische Engagement der ersten Frauenbewegung.
Langjährig als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Freien Universität sowie als Gastdozentin an verschiedenen Universitäten des In- und Auslands.
Zwischenzeitig außeruniversitär tätig, sowohl in der außerschulischen wie auch schulischen Jugend- und Erwachsenenbildung wie auch freischaffend als Sozialforscherin und Journalistin.
Habilitation für Allgemeine Soziologie mit einer Arbeit über die Profanisierung von Küche und Mahlzeit („Von der schwarzen zur weißen Küche“).
Privatdozentin am Fachbereich Politik und Sozialwissen-schaften an der Freien Universität Berlin. Unterrichtet
derzeit am Humanökologischen Zentrum der Universität Cottbus Umweltsoziologie im „World Heritage Programm“. Die Verfasserin arbeitet seit Jahren insbesondere an einer Soziologie der Ernährung sowie der neuen globalen Selbsthilfe- und Subsistenzwirtschaft u.a. durch Community Gardening und Urban Agriculture. Mitglied der Arbeitsgruppe Kleinstlandwirtschaft.
Einschlägige Internetseiten
Blauen Institut Schweiz
http://www.blauen-institut.ch./Pg/pM/pm_nov/pm1033.html
Brot für die Welt
Bundesministerium für Verbraucherschutz,
Ernährung und Landwirtschaft
http://www.verbraucherministerium.de
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit
und Entwicklung
Deutsche Welthungerhilfe
http://www.deutsche-welthungerhilfe.de
Deutsche Welthungerhilfe – Materialien für Lehrer siehe
Deutscher Entwicklungsdienst (DED)
Evangelischer Entwicklungsdienst
FAO-aktuell:
http://www.verbraucherministerium.de/index
FAO World Food and Agriculture Organisation
Food First - Fian Deutschland
Forum Umwelt und Entwicklung
International Fund for Agricultural Development (IFAD)
http://www.ifad.org/poverty/index.htm
Misereor
Oxfam
Die Welthandelskampagne
http://www.gerechtigkeit-jetzt.de
World Food Programme der FAO
WHO
Kontakt
Elisabeth Meyer-Renschhausen
E-Mail: elmeyerr@zedat.fu-berlin.de
http://userpage.fu-berlin.de/~garten