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Restaurierung
Die „Dornenkrönung“ ist ein besonders gut erhaltenes Gemälde Caravaggios. Sogar das originale Format mit allen vier Spannrändern ist über die Jahrhunderte unverändert erhalten geblieben. Abgesehen von einigen kleineren Fehlstellen an den Bildrändern ist die Malschicht in hervorragendem Zustand. Es sind keinerlei gravierende Farbveränderungen festzustellen und auch die zuletzt vom Künstler aufgebrachten Lasurschichten sind noch weitgehend erhalten, wie in der entnommenen Probe von der Kleidung Christi gut zu sehen ist.
    Das Gemälde wurde in der Vergangenheit bereits einmal doubliert (vermutlich um 1800, bevor das Bild nach Wien gesandt wurde). An der Rückseite findet sich eine alte Inventarnummer, die bis dato noch keinem bekannten Inventar zugeordnet werden konnte.



 
   

Im Zuge der Restaurierung wurde der sich in den Randbereichen von der Doublierleinwand trennende Bildträger wieder befestigt. Der gegilbte Firnis wurde etwas gedünnt, alte Retuschen entfernt, und die Bildoberfläche wieder mit einer -nicht zu stark glänzenden- Schicht aus Naturharzfirnis überzogen. Als Zierrahmen wurde dem Gemälde ein schwarz - goldener, spanischer Barockrahmen (von ca. 1630) zugeteilt.

 
    Die nun gesicherte Provenienz aus der Sammlung Giustiniani unterstützt wesentlich die Zuschreibung an den Meister selbst, die lange umstritten war, und wohl auch eine Datierung in die römische und nicht in die neapolitanische Periode Caravaggios, also etwa zwischen 1601/02 und 1605. Auch in Anbetracht der unmittelbaren römischen Nachfolge dieser Komposition bei Bartolomeo Manfredi, bei Dirck van Baburen oder Valentin de Boulogne muß ein römischer Ursprung angenommen werden.
    Bei aller Unvorhersehbarkeit stilistischer Schwankungen bei Caravaggio sollte es zwischen den Seitenbildern der Cerasi-Kapelle in S. Maria del Popolo in Rom (1601f.), der Gefangennahme Christi aus der Sammlung Mattei (Dublin, National-Galerie) , aber wohl vor der Madonna dei Palafranieri (Rom, Galleria Borghese), 1605/06, entstanden sein.  
    Auf die interessante Verbindung von Peter Paul Rubens’ Konzeption der Dornenkrönung für S. Croce in Gerusalemme in Rom (heute in Grasse, Hôpital de Petit-Paris) von 1601/02 mit der Wiener Dornenkrönung Caravaggios sei hingewiesen, ein Auftrag von Erzherzog Albrecht VII., dem Statthalter der Spanischen Niederlande.
 
    ; Peter Paul Rubens, Dornenkrönung Christi, Braunschweig, Herzog-Anton-Ulrich-Museum
Noch näher steht allerdings eine Zeichnung des Rubens in Braunschweig, die immer für eine Vorzeichnung zur Dornenkrönung in Grasse gehalten wurde. Rubens mag sie allerdings auch etwas später in Vorbereitung für eine nicht ausgeführte Dornenkrönung, eben in Anlehnung an Caravaggios Giustiniani-Dornenkrönung konzipiert haben: Auch diese Rubens-Caravaggio Verbindung spricht für eine römische Entstehung unseres Bildes.
 
    Peter Paul Rubens, Kopie nach dem Torso Belvedere, Antwerpen, Rubenshuis
Beiden Künstlern gemeinsam ist zu diesem Moment am Beginn des Jahrhunderts das eminente Interesse an der beispielhaften Skulptur der Antike (z.B. am Torso del Belvedere, heute in den Vatikanischen Museen).
 
     

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