PhiN 6/1998: 20




Brigitte Jostes (Berlin)



Von webenden Spinnen, sumsenden Bienen und sprechenden Menschen:
Steven Pinkers Sprachinstinkt



On web-spinning spiders, buzzing beas and speaking human beings:
Steven Pinker's The Language Instinct

Steven Pinker's The Language Instinct has captured the attention of those outside of the field of linguistics, proving to be a world-wide success. Through a critical commentary of the book, the article presents Pinker's understanding of language. Arguing against a conception of language that treats language as a cultural artefact, Pinker combines Chomsky's theory of language with Darwinism. By returning to Johann Gottfried Herder, the author reproaches Pinker for fundamentally missing language – language as an interplay of biology and culture.


 

Die Biene sumset wie sie sauget; der Vogel singt wie er nistet – aber wie spricht der Mensch von Natur? Gar nicht, so wie er wenig oder nichts durch völligen Instinkt, als Tier tut ... Es müssen statt der Instinkte andere verborgne Kräfte in ihm schlafen! Stummgeboren; aber – (Johann Gottfried Herder (1772): Abhandlung über den Ursprung der Sprache)


1 Nicht nur in den Vereinigten Staaten, auch in Deutschland ist Pinkers Sprachinstinkt mittlerweile ein Riesenerfolg und weit über sprachwissenschaftliche Kreise hinaus bekannt. Soeben ist das Buch auch als Taschenbuch erschienen.1 Mit seinem kommunikativen, leicht verständlichen Stil erreicht Pinker ein weites Publikum, in Amerika wie auch in Deutschland wurde sein Buch daher auch keineswegs nur in Fachzeitschriften rezensiert.2 Diese stilistische Gefälligkeit ist nicht nur eine Eigenart Pinkers, sie ist vielmehr Programm einer Gruppe amerikanischer Naturwissenschaftler, die von John Brockman als "dritte Kultur" bezeichnet und auch inszeniert und vermarktet wird.

Brockman bezieht sich mit diesem Begriff auf C.P. Snows Buch The Two Cultures (1959), in dem die Naturwissenschaftler den literarisch gebildeten Intellektuellen gegenübergestellt werden (hierzu auch Kreuzer 1969). Letztere hätten sich selbst als "die" Intellektuellen verstanden, ohne die Naturwissenschaftler in diese Definition einzubeziehen oder gar mit ihnen zu kommunizieren. Anders als Snow, für den eine mögliche dritte Kultur aus einer Gemeinschaft der beiden bis dahin geschiedenen Kulturen bestehen würde, versteht Brockman die "dritte Kultur" als eine neue Generation amerikanischer Naturwissenschaftler. Hierzu zählen etwa der Evolutionsbiologe Richard Dawkins, der Kognitionspsychologe Roger Schank, der Mathematiker und Computerwissenschaftler Marvin Minsky, aber auch – um eine andere Richtung der Naturwissenschaft zu nennen – der Biologe Francisco Varela. Nach Brockman zeichneten sie sich allesamt dadurch aus, daß sie sich unmittelbar an das allgemeine Publikum wandten und aus der Naturwissenschaft eine "öffentliche Kultur" machten.




PhiN 6/1998: 21


Die Gefahren, die aus dieser Verbindung erwachsen, liegen auf der Hand: Wie Fernsehsender von Einschaltquoten regiert werden, wird der Büchermarkt von der Auflagenstärke gelenkt. Weitreichende, schockierende Thesen verkaufen sich besser als abwägende Überlegungen. Für Brockman selbst ist die "dritte Kultur" eine spezifisch amerikanische Angelegenheit: Weder geht es ihm um eine Kommunikation zwischen den beiden Kulturen (Brockman spricht vielmehr von der "Übergabe der Fackel" (Brockman 1996: 18f.)), noch um eine Kommunikation zwischen Amerika und dem Rest der Welt; im Gegenteil:

Amerika ist heute der geistige Nährboden [im Original: the intellectual seedbed, B.J.] für Europa und Asien. [...] Die plötzlich aufgetauchte dritte Kultur führte neue Formen des intellektuellen Diskurses ein und bestätigte erneut die Vormachtstellung Amerikas im Bereich wichtiger Theorien. (Brockman 1996: 18)

Soviel zum Kontext von Pinkers Sprachinstinkt. Eine Einordnung dieses Buches in die zerklüftete Landschaft der sprachwissenschaftlichen Forschung scheint mir aus zwei Gründen dringend geboten: Pinkers Buch wird – besonders von sprachwissenschaftlich Interessierten anderer Disziplinen – als eine Einführung in den aktuellen Stand der Sprachwissenschaft rezipiert. Sicherlich handelt es sich um eine Einführung in einen Bereich der Sprachwissenschaft, und zwar in die generative Grammatik nach Chomsky im Kontext der Evolutionspsychologie – Steven Pinker ist experimenteller Psychologe am MIT – eine Einführung in den gegenwärtigen Stand der Sprachwissenschaft ist das Buch auf keinen Fall. Dies allein macht eine Reaktion auf dieses Buch aber noch nicht zu einem dringenden Anliegen. Die folgenden Ausführungen sollen zeigen, daß mit dem Buch Pinkers weit mehr als nur eine Grammatiktheorie zur Diskussion steht: Vielmehr steht hier ein neurogenetischer Determinismus zur Debatte, dessen weitreichende Implikationen für das gesamte menschliche Handeln die kulturwissenschaftlich-historisch denkenden Sprachwissenschaftler erschaudern lassen. Von dieser Position aus gelesen, fordert das Buch eine polemische Resonanz geradezu heraus. Da hier mit Jürgen Trabant die Meinung vertreten wird, daß eine Begegnung zwischen dem Universellen und dem Kulturellen – und damit das Entstehen einer dritten Kultur im Sinne C.P. Snows – fällig ist, liegt den folgenden Ausführungen, die dem Aufbau des Buches folgen, die Bemühung zugrunde, Polemik auf ein unvermeidbares Maß zu reduzieren.

 

2 Im ersten Kapitel "Eine instinktive Kunst" steckt Pinker die Positionen und Fronten ab:

Sprache ist kein kulturelles Artefakt [...] Sie bildet vielmehr einen klar umrissenen Teil der biologischen Ausstattung unseres Gehirns. [...] Ich persönlich ziehe den zugegebenermaßen merkwürdigen Begriff 'Instinkt' vor. In ihm drückt sich die Vorstellung aus, daß das Sprachvermögen des Menschen mehr oder weniger mit der Webkunst der Spinne vergleichbar ist. [...] Auch wenn zwischen Spinnweben und Wörtern gewisse Unterschiede bestehen, so möchte ich Sie doch dazu anhalten, das Sprachvermögen in diesem Lichte zu betrachten, weil die hier untersuchten Phänomene dann leichter zu verstehen sind. (Pinker 1996: 21)3




PhiN 6/1998: 22


Diese problematische Ineinssetzung der Begriffe "Sprache" und "Sprachvermögen", wie sie gleich im ersten Kapitel zutage tritt, mag zunächst noch als entschuldbare terminologische Unschärfe aufgefaßt werden. Jedoch ist bereits diese Gleichsetzung, hinter der die Absicht steht, die biologischen Aspekte der Sprache ins Zentrum zu stellen und die kulturellen zu marginalisieren, ein Indiz dafür, daß eine Thematisierung des Ineinandergreifens von Biologie und Kultur von diesem Buch nicht erwartet werden darf. Kein Linguist würde bestreiten, daß der Sprache ein physiologisch und psychisch bedingtes Sprechen-Können (vgl. Coseriu 1988: 328) zugrunde liegt – dies wäre das Sprachvermögen. Daß in diesem Sprachvermögen möglicherweise bereits mehr vorhanden und angeboren ist, als man lange Zeit annahm, akzeptieren mittlerweile auch die schärfsten Chomsky-Gegner. Sprache jedoch tritt nur in historischen Einzelsprachen auf. Keine Ebenen zu unterscheiden, um alles Sprachliche in den einen biologischen Topf zu werfen und lautstark (als eine Art warming-up für die weitere Lektüre) alle Kultur und damit Geschichtlichkeit zu verbannen, mag hier eine Pointierung sein, die den Leser provozieren (und die Auflage steigern?) soll, wissenschaftlich differenziert ist dieses Vorgehen nicht.

Sprache ist für Pinker – gemäß seiner evolutionspsychologischen Haltung – "Resultat eines biologischen Anpassungsprozesses zur Vermittlung von Informationen" (22). Die weitere Lektüre zeigt, daß dieses Zitat in der Tat die Pinkersche Sprachauffassung wiedergibt. Sprache dient der Vermittlung von Informationen, mit Kognition hat sie soviel zu tun wie die Spinne mit dem Elefantenrüssel.

Ziel des zweiten Kapitels "Plappermäuler" ist es, den Sprachinstinkt für alle evident zu machen. Die Entstehung von Kreolsprachen, der Spracherwerb von gehörlosen Kindern, welche trotz der fehlerhaften Gebärdensprache ihrer Eltern die ASL weitestgehend korrekt beherrschen, Aphasien bei gleichzeitigem Erhalt der intellektuellen Fähigkeiten, stark geistig Behinderte, die fehlerlos sprechen: All dies präsentiert uns Pinker als Beweise für den angeborenen Sprachinstinkt.

 

3 Das dritte Kapitel "Mentalesisch" deutet den Ort der Sprache im Ensemble der geistigen Fähigkeiten an.4 Wie im ersten Kapitel angekündigt, dient die Sprache der Vermittlung von Informationen. Denken tun wir in Mentalesisch, der Gedankensprache (language of thought), die, konsequent modular gedacht, streng von der Sprache zu trennen ist. Erst wenn der Irrweg eines sprachabhängigen Denkens erkannt würde, sei auch der Weg gebahnt, das wirkliche Funktionieren der Sprache zu verstehen.

Da Pinker meint, diese Auffassung gegen den common sense vermitteln zu müssen, der von einer Sprachabhängigkeit des Denkens ausgehe, holt er weit zur Verteidigung des Mentalesischen aus. Die Untersuchungen von Berlin und Kay zur Widerlegung der Whorfschen Thesen werden angeführt, und natürlich wird noch einmal mit dem Mythos der Zeitauffassung der Hopis und auch dem gestrigen Schnee der Eskimos aufgeräumt. Pinker führt uns die Sprachunabhängigkeit des Denkens durch den Zahlenbegriff bei Babys, durch den Verwandtschaftsbegriff von Affen und durch das bildliche Denken von Menschen vor Augen.




PhiN 6/1998: 23


Die Turing-Maschine wird herangezogen, um Denken als Verrechnungsleistung zu präsentieren. Daß die Repräsentationen, die beim Denken verrechnet werden, keine einzelsprachlichen sein können, möchte Pinker mit sprachlichen Phänomenen wie Polysemie, fehlender logischer Explizitheit, Koreferenz und Deixis belegen. Eine Sprache zu beherrschen heißt für Pinker "zu wissen, wie Mentalesisch in Wortketten zu übersetzen ist und umgekehrt" (96).

Gegen eine Abhängigkeit (dependence), Identität (the same thing) und Formung (shape)5 des Denkens durch die Sprache argumentiert Pinker hier. Die Frage stellt sich, wer denn überhaupt eine solch extreme Position vertritt. Indem Pinker hier mit Vehemenz gegen seine von ihm selbst errichteten Windmühlen ankämpft, vergibt er konsequent jede Möglichkeit eines konstruktiven Dialogs. Selbst Whorf hat nie behauptet, daß Sprache und Denken das gleiche seien. Auf gehobenerem Niveau muß die Frage lauten, inwieweit eine Einzelsprache die Übernahme höherer kognitiver Strukturen, wie sie sich kulturell ausgebildet haben, anregen (vgl. Franzen 1995: 264). In dieser Diskussion kann man sich mit den angeführten Argumenten gewiß nicht behaupten; schärfer formuliert: Diese Ausführungen gleiten bisweilen auf das Niveau eines uninformierten Partygesprächs ab. So etwa, wenn uns das Vorhandensein von Polysemie davon überzeugen soll, daß doch Sprache und Denken nicht dasselbe sein können.

Bemerkenswert scheint mir an diesem Kapitel jedoch die Metaphorik zu sein, die Pinker mit Fodor (1975) und Jackendoff (1992) in diesem Kontext verwendet. Konsequent wird die Sprache von den anderen kognitiven Fähigkeiten getrennt und zugleich wird für das Denken selbst die Metapher "Sprache" gewählt. In der verkürzten Darstellung, wie sie im Sprachinstinkt gegeben wird, irritiert diese Metaphorik stark. Sie wird etwa in Jackendoff (1992) verständlich, wo das Zusammenwirken der einzelnen kognitiven Module als Verrechnung und Übersetzung verschiedener Informationsformen beschrieben ist. Die Wahl dieser Metaphorik verdeutlicht aber sicher noch einmal die stark verkürzende Sprachauffassung: Wenn Sprechen nur Informationsmitteilung ist, sprechen natürlich auch rezeptive und höhere kognitive Bereiche miteinander; sprechender Subjekte bedarf diese Sprache nicht mehr.

Erfolglos sucht der (in der europäischen Sprachwissenschaft ausgebildete) Linguist hier nach einer Ebene der sprachlichen Bedeutung. Nur von Konzepten (die mentalesisch universal sind) und Wörtern (die Signifikanten mit einigen syntaktischen Informationen sind) ist hier die Rede.

Nachdem also das Denken aus der Sprache vertrieben wurde, kann Pinker im vierten Kapitel "Wie funktioniert Sprache?" das Funktionieren beschreiben. Was natürlich Chomsky-Kenner wissen, erfährt nun der interessierte Laie oder gar der Studienanfänger: Auch den Anderen brauchen wir für das Funktionieren der Sprache nicht:

Sprache funktioniert also, indem das Gehirn jedes Menschen ein Lexikon mit Wörtern und den Konzepten, für die sie stehen (also ein mentales Lexikon), enthält sowie eine Menge an Regeln, nach denen die Wörter kombiniert werden, um Beziehungen zwischen den Konzepten zu bezeichnen (also eine mentale Grammatik). (99)




PhiN 6/1998: 24


Behutsam und verständlich führt Pinker in die generative Linguistik ein, die bei Spezialisten hoch komplex erscheinende X-bar-Theorie erscheint als leicht verständliches, gar simples Modell. Die Grenzen des kommunikativen und begeistern wollenden Stils sind vielleicht dort erreicht, wo lateinische Deklinationstabellen der Universalgrammatik gegenübergestellt werden:

Die der Universalgrammatik zugrundeliegenden Einsichten sind sehr viel interessanter – nicht nur, weil sie allgemeingültiger und eleganter sind, sondern auch, weil sie den lebenden Geist zum Thema haben und nicht etwa eine tote Sprache [Hervorhebungen von mir, B.J.]. (120)

Aufschlußreich ist diese Stelle nicht nur in der Hinsicht, daß Pinker hier die Schleichersche Metaphorik vom Leben und Sterben übernimmt6, sondern auch im Hinblick auf sein Erkenntnisinteresse: Sein Interesse gilt eben gar nicht den Sprachen (weder den lebenden noch den toten), sondern dem "Geist".

Der Abschluß des Kapitels kann als ein verdeckter Hieb auf die Gegner eines starken Nativismus (etwa die Vertreter der Cognitive Semantics wie Lakoff, Langacker) verstanden werden. Daß diese Debatte, deren Positionen bereits aus der Piaget-Chomsky-Debatte der 70er Jahre bekannt sind, immer noch so aktuell ist, wirft ein Licht auf die ach so revolutionären Erkenntnisse der Kognitionswissenschaften: Weder wurden Grammatikgene gefunden (Pinker ruft uns zu: "die Fahndung läuft!" (53)), noch läßt sich (bis heute?) das Ausmaß der angeborenen Sprachfähigkeit eindeutig bestimmen. Die Frage nach dem Verhältnis von Angeborenem und Erlerntem wird bis auf weiteres eine Glaubensfrage bleiben.

Das Kapitel 5 "Worte, Worte, Worte", von dem man vielleicht etwas zur Frage nach sprachlichen Bedeutungen erwartet hätte, ist, im konsequent generativen Stile, ein Kapitel zur Morphologie. Denken, die sprechenden Subjekte, Bedeutungen, all das gehört nicht in dieses Buch und daher wohl auch nicht zur Sprache. Schließlich befinden wir uns auf der Ebene der internen Sprache, und dort gibt es natürlich auch nichts zu hören. Das Kapitel zur Phonologie heißt daher auch folgerichtig "The sounds of silence – stille Laute".

Es stellt sich die Frage, ob der auf Unterhaltung angelegte Stil notwendig zu dieser schematischen, nicht problematisierenden Darstellung der einzelnen Bereiche der Sprache führen muß. So findet sich z.B. im Buch von Jackendoff, das sich durchaus auch an ein weit gefächertes Publikum richtet und prinzipiell von den gleichen Grundannahmen ausgeht, auch folgender Hinweis auf die Interaktion der sprachlichen Informationsarten auf der Ebene der internen Sprache:

In fact, our thoughts most often come to us in the guise of linguistic imagery. It is a curious but undeniable fact that linguistic images have not only meaning but also syntactic and phonological structure, down to stress, rhythm, and possibly even intonation. [Hervorhebung von mir, B.J.] (Jackendoff 1992: 11)




PhiN 6/1998: 25


Das Problem des Verstehens wird in Kapitel 7 behandelt, ausführlich thematisiert wird selbstverständlich das Parsen von Sätzen. Um bei dieser gänzlich internen Angelegenheit den Spannungsbogen aufrecht zu erhalten, schiebt Pinker in der Originalfassung kleine Episoden aus der externen Welt ein, in denen das Parsen syntaktischer Disambiguitäten in Gesetzestexten über Leben und Tod entscheidet: "The principles of mental parsing, then, literally have life-or-death consequences." (Pinker 1994: 219) Bezeichnenderweise wurden diese Episoden gar nicht erst in die deutsche Übersetzung aufgenommen. Es findet sich stattdessen der Hinweis auf die in Deutschland abgeschaffte Todesstrafe und die deutsche Gründlichkeit, die sich auch in den Gesetzestexten niederschlage. Ein weiterer Schritt ins externe Leben wird dann mit der Transkription eines Telefonats aus der Watergate-Affäre vorgenommen, die den Leser zu den Kommunikationspostulaten von Sperber und Wilson führt. Vermutlich wäre es unangemessen, im Kontext dieses Buches Hinweise auf Probleme interkulturellen Verstehens zu verlangen.

 

4 Der Vielfalt der Sprachen ist dann das Kapitel 8 "Der Turmbau zu Babel" gewidmet. Die Einheit in der Vielfalt der Sprachen – "Gott mußte nicht allzu viel tun, um die Sprache von Noahs Nachkommen zu verwirren" (275) führt Pinker gekonnt vor: Gänzlich unenglisch erscheinende Sprachmerkmale (wie etwa Kongruenzmarkierungen, freie Wortstellung bei den Präpositionalphrasen, Topik-Konstituenten, Klassifikatoren) werden im Englischen nachgewiesen. Wenn die Sprache im allgemeinen als das Ergebnis eines evolutionär verlaufenden Adaptionsprozesses erklärt wird, stellt sich der Evolutionspsychologie natürlich die Frage nach dem Grund für das Entstehen der Sprachenvielfalt. Gekonnt parallelisiert Pinker die drei für die Evolution entscheidenden Prozesse "Variation", "Vererbung" und "Isolation" mit den für den Sprachwandel relevanten Prozessen "Innovation", "Lernen", "Migration". Diese Analogie zwischen biologischer Evolution und Sprachwandel verschiebt das Phänomen des Sprachwandels in gelungener Weise allein mit diskursstrategischen Mitteln auf die Ebene der natürlichen Prozesse: Damit sind wir wieder bei Schleicher (1863) angekommen, denn "[j]edes Glied in der Kette der Sprachweitergabe ist ein menschliches Gehirn" (282) und keineswegs ein kreativer menschlicher Geist. Die Möglichkeit einer intelligenten Überschreitung der (inhaftierenden) Dichotomien Natur vs. Kultur – wie sie etwa Keller mit seinen "Phänomenen der dritten Art" bietet (Keller 1994: 92) – gestattet diese Betrachtungsweise selbstverständlich nicht. Aber das ist ja auch gerade nicht die Absicht des Buches, wie der Leser seit dem ersten Kapitel weiß: "Sprache ist kein kulturelles Artefakt" (21).

Die Trauer um das Aussterben vieler Sprachen, die das Kapitel beschließt, ist indessen weniger gelungen inszeniert: Sie erscheint schlicht unglaubwürdig. Das folgende Kapitel über den Spracherwerb zeigt uns dann auch (neben einer schönen Übersicht über die Phasen des kindlichen Spracherwerbs), daß Fremdsprachenkenntnisse keinen Selektionsvorteil darstellen. Unterfüttert wird diese Sicht mit dem alten Mythos, daß eine fremde Sprache im Erwachsenenalter zwangsläufig nur noch unvollkommen erworben oder erlernt werden kann.




PhiN 6/1998: 26


5 Mit Kapitel 10 dringt der Leser schließlich ins Herz der Pinkerschen Sprachauffassung vor: "Sprachorgane und Grammatikgene". Der Leser wird hier mit den neurophysiologischen und genetischen Grundlagen der Sprache vertraut gemacht. Pinkers Definition der potentiellen Grammatikgene – also quasi der Steckbrief der auf Hochtouren laufenden Fahndung – lautet:

Diese Grammatikgene wären Teilstücke der DNS, die zu bestimmten Zeiten und an bestimmten Stellen im Gehirn Proteine codieren beziehungsweise die Transkription von Proteinen auslösen, welche ihrerseits Neuronen zu Netzen hinsteuern und sie dort verankern; die Netze wiederum sind gemeinsam mit der synaptischen Abstimmung, die bei Lernprozessen stattfindet, erforderlich, um die Lösung eines grammatischen Problems – etwa die Wahl eines Affixes oder Wortes – zu berechnen. (373f.)

Mit Pinker landet die Sprache schließlich gänzlich in der Biologie, wo ja weiterhin allerlei Sprachliches geschieht: Schließlich ist Sprache Informationsvermittlung, und was tun Gene anderes, als Informationen zu vermitteln. Mit dem Umzug der Sprache in die Gene vollzieht sich eine ganz eigene Renaissance der Individualität in diesem Reich der Universalität: die Individualität der Genkombinationen.

Somit behaupte ich: Ganz individuelle Genkombinationen (die bei getrennt aufgezogenen eineiigen Zwillingen offenbar werden) verbergen sich hinter dem Schwadroneur, dem Witzbold, dem Gelegenheitsdichter, dem Süßholzraspler, dem Scharfzüngigen ... (382).

Sprachlose Ehrfurcht vor genialen Sprachwerken führt ihn zur stummen Bewunderung einzigartiger Genkombinationen: "Und wer weiß schon, welch einzigartige Genmischung das Sprachgenie hervorbringt?" (383). Es folgen zwei Seiten, auf denen Pinker unkommentiert Auszüge aus der schönen Literatur aneinanderreiht.

Nachdem nun die Sprache (oder was Pinker dafür hält) in die Gene gewandert ist, kann Pinker die Sprache als das Ergebnis von Mutation und Selektion inszenieren. Anschaulich und einleuchtend verankert Pinker in diesem Kapitel "Der Urknall" die Linguistik Chomskys in der Evolutionstheorie. Ein Hinweis auf den Kontext: Wenn Pinker hier etwa den Evolutionsbiologen Richard Dawkins anführt, ist dies ein Hinweis auf die Ausrichtung seines Evolutionsverständnisses, ist Dawkins doch Vertreter der These vom "egoistischen Gen" (vgl. Brockman 1996: 97ff.), die besagt, daß das einzelne Lebewesen eine Überlebensmaschine für seine Gene darstelle. Wenn Pinker nun nach den Selektionsvorteilen sucht, die sich aus dem Besitz eines genetisch verankerten Sprachinstinkts ergeben, so fühlen sich historisch orientierte Sprachwissenschaftler an die Sprachursprungsgeschichten des 18. Jahrhunderts erinnert. Wie bei Condillac sprechen die Menschen, weil sie auf Kooperation angewiesen sind, um zu überleben. Die von Pinker so ungeliebten Anthropologen liefern ihm ein eingängiges Argument für seine evolutionäre Position: Stammesoberhäupter sind oft begnadete Redner und haben viele Ehefrauen. Kein Platz wäre hier etwa für die Rousseauschen Ideen, nach denen die Liebe ein Ursprung der Sprachen wäre.




PhiN 6/1998: 27


Kein Platz wäre hier vor allem für Johann Gottfried Herders Überlegungen zum Sprachursprung (1770), der gerade den von Pinker unterlassenen Versuch unternimmt, das Ineinandergreifen von Natur und Kultur zu begreifen. Daß Pinker die Sprache (und auch den Menschen, wie wir gleich sehen werden) gänzlich verfehlt, indem er das Ausmaß des kulturellen Anteils an der Sprache so vollkommen verkennt, zeigt besonders deutlich der Schluß dieses Kapitels. Pinker wendet sich gegen "das Getue um die Einzigartigkeit der Sprache" (430) und fragt, warum "redende Menschen auch nur einen Deut aufsehenerregender sein" (430) sollten als Elefanten, Pinguine, Biber und was die Natur sonst noch bietet. Und Pinker hat völlig recht: Wäre die Sprache nichts anderes, als das, wofür er sie uns verkauft (also ein bißchen UG in den Genen), gäbe es in der Tat keinen Grund für dieses Getue (und schon gar keinen Grund für diese große Anzahl von Sprachwissenschaftlern auf der Welt). Das ganze Getue hat seinen Grund darin, daß die biologische Ausstattung des Menschen – also die wie weit auch immer gehende angeborene Sprachfähigkeit – nur den Boden darstellt, auf dem das wachsen kann, was geschichtlich-kulturell ist, nämlich die Einzelsprachen und das individuelle Sprechen des Menschen.

Und gerade das hat etwa Herder ganz genau erkannt:

Die Biene sumset wie sie sauget; der Vogel singt wie er nistet – aber wie spricht der Mensch von Natur? Gar nicht, so wie er wenig oder nichts durch völligen Instinkt, als Tier tut ... Es müssen statt der Instinkte andere verborgne Kräfte in ihm schlafen! Stummgeboren; aber – (Herder 1770, 1989: 24)

Diese "verborgne[n] Kräfte" bezeichnet Herder mit dem Begriff "Besonnenheit". Der Mensch bringt diese als eine Disposition mit, und so ist ihm der Keim der Sprache von der Natur durchaus gegeben. Allein: dieser Keim wird kein Organ, d.h. diese Sprachfähigkeit wird keine Sprache, solange der Mensch nicht in den Dialog mit dem Anderen eintritt:

Vortrefflich, daß dieser neue, selbstgemachte Sinn des Geistes gleich in seinem Ursprunge wieder ein Mittel der Verbindung ist. Ich kann nicht den ersten menschlichen Gedanken denken, nicht das erste besonnene Urteil reihen, ohne daß ich in meiner Seele dialogiere oder zu dialogieren strebe; der erste menschliche Gedanke bereitet also seinem Wesen nach, mit andern dialogieren zu können! Das erste Merkmal, was ich erfasse, ist Merkwort für mich, und Mitteilungswort für andre! (1770, 1989: 43)

Mit dem Dialog tritt der Mensch in die Sprache ein, und dieser Eintritt in die Sprache ermöglicht ihm einen weiteren Dialog, der vielleicht sogar das entscheidende Charakteristikum der menschlichen Sprache darstellt; man kann ihn auch als den "Dialog mit den Toten" bezeichnen. In der Tierwelt, der dieser Dialog fehlt, herrscht Vereinzelung:




PhiN 6/1998: 28


Jeder Vogel bringt die Geschicklichkeit, Nester zu bauen, aus seinem Ei und nimmt sie auch, ohne sie fortzupflanzen, in sein Grab: die Natur unterrichtet für ihn. Alles bleibt also einzeln, das unmittelbare Werk der Natur, und so wird keine Progression der Seele des Geschlechts, kein Ganzes, wie es die Natur am Menschen wollte. (1770, 1989: 97)

Im Gegensatz zu dieser Vereinzelung steht die Geschichtlichkeit des Menschen:

In diesem Gesichtspunkt, wie groß wird die Sprache! Eine Schatzkammer menschlicher Gedanken, wo jeder auf seine Art etwas beitrug! Eine Summe der Würksamkeit aller menschlicher Seelen. (1770, 1989: 115)

Diese Schatzkammer bleibt Pinker natürlich gänzlich verborgen. Und zwar auch aus dem einfachen Grunde, daß er den ganzen Bereich des einzelsprachlichen Lexikons ja ausklammert. So verweist etwa Bierwisch in seinem Aufsatz "Kommunizieren und Berechnen. Linguistik zwischen Biologie und Geisteswissenschaft" darauf, "daß eine Sprache lernen im wesentlichen heißt, ihren Wortschatz lernen." (1994: 206)

Nachdem Pinker uns im letzten Kapitel die Entstehung der Sprachen vor Augen geführt hat, wendet er sich im Kapitel "Die Sprachhüter" dem vermeintlichen Verfall (insbesondere des Englischen) zu. Pinker stellt uns drei Typen von Sprachhütern vor (den "Wortbeobachter", den "Jeremias oder Unglückspropheten" und den "Weisen"), um im Anschluß die zugrundeliegenden Irrtümer dieser gesamten Sprachhüterei aufzudecken. Sprachhüter leiden nach Pinker an einer gravierenden Unterschätzung des sprachlichen Handwerkszeugs eines Durchschnittsmenschen. Und wieder folgen Ehrfurchtsbekundungen vor der Komplexität grammatischer Strukturen. Sicher, seinem Plädoyer für eine Aufwertung der Umgangssprache und der verschiedenen – oft als minderwertig abgestempelten – Varietäten ist auf dieser allgemeinen Ebene nicht zu widersprechen. Die gesamten soziolinguistischen Implikationen dieser Thematik – was es etwa bedeutet, wenn ein Kind aufgrund mangelnder Kenntnisse der Standardsprache keine Chancen auf einen höheren Schulabschluß hat – werden hier natürlich nicht angesprochen; all dies sind ja nur Probleme der E(xternen) Welt. Angesprochen wird selbstverständlich mehrfach der Irrtum, daß eine Klarheit des Sprechens in einem Zusammenhang mit einer Klarheit des Denkens stehen könnte. Leider unterscheidet Pinker wieder einmal keinerlei sprachliche Ebenen, und im wesentlichen spricht er natürlich von grammatischen Regeln. Ebenen wie das elokutionelle Wissen und das expressive Wissen (vgl. Coseriu 1988), auf denen es nicht um Korrektheit sondern um Kongruenz und Adäquatheit geht, kommen ihm mit dieser Reduzierung gar nicht erst in den Blick.

 

6 Über mehr als 450 Seiten hinweg wurde dem Leser der Aberglaube an das "kulturelle Artefakt" Sprache ausgetrieben. Durch alle "oberflächliche" Variation hindurch hat uns Pinker zum Ausgangspunkt des Sprachinstinkts geführt – zur Universalität. Im fulminanten Showdown des letzten Kapitels "Der Bauplan des Geistes" steht jetzt nicht mehr nur das Wesen der Sprache, sondern das Wesen des Menschen zur Debatte. Wo Anthropologen sich in der Beschreibung oberflächlicher Kontraste verlieren, führt uns Pinker zum universalen Muster des Lebens: So sind wir von der UG zum UP, von der Universal Grammar zum Universal People (464) gelangt. Es wäre wenig sinnvoll, die Liste der von ihm angenommenen angeborenen Module, die uns "tollkühn" (472) präsentiert werden, hier zu diskutieren.




PhiN 6/1998: 29


Sinnvoller und wichtiger ist eine Einordnung der Pinkerschen Sprachauffassung, die, wie jede Sprachauffassung, eine Auffassung vom Wesen des Menschen impliziert. Pinkers Ablehnung des Kulturellen ist, ohne daß er dieses Wort verwenden würde, eine Absage an die Freiheit des Menschen zugunsten eines genetischen Determinismus. Tierischen Instinkten, wie das Weben der Spinnen, stellt Herder daher die "weitere Aussicht" gegenüber, die allein den menschlichen Vorstellungskräften zu eigen ist:

Wenn der Mensch Vorstellungskräfte hat, die nicht auf den Bau einer Honigzelle und eines Spinngewebes bezirkt sind [Hervorhebung von mir, B.J.] und also auch den Kunstfähigkeiten der Tiere in diesem Kreise nachstehen, so bekommen sie eben damit weitere Aussicht. (Herder 1770, 1989: 26)

Wenn ich solch einen großen Begriff wie Freiheit anführe, und weiter mit Herder gegen Pinker argumentieren würde, wird man mir vermutlich entgegenhalten, einen ungleichen Dialog zu inszenieren, oder einfach inkompatible Diskurswelten miteinander zu verbinden. Aus zwei Gründen scheint es mir auch weitaus sinnvoller, einen direkten Widersacher Pinkers aus seiner eigenen Diskurswelt anzuführen: Zum einen zeigt dies, daß die revolutionären Erkenntnisse der Kognitionspsychologie keineswegs unumstritten und auch keineswegs in der extrem darwinistischen Art Pinkers gedeutet werden müssen. Zum anderen soll dies zeigen, daß die Schwelle, über die die Brücke eines Dialogs führen soll, keineswegs einfach zwischen den Naturwissenschaften auf der einen Seite und den Geisteswissenschaften auf der anderen Seite liegt. Das verfügbare Wissen um die biologischen Grundlagen der Sprache und des Menschen läßt auch für Naturwissenschaftler ausreichend Raum für eine Anerkennung des Kulturellen.

So kritisiert etwa der Neurobiologe Steven Rose7 die Position Pinkers, wie er sie in seinem Buch How the Mind Works vertritt, auf das Schärfste. Rose bringt die widerstreitenden Positionen auf den Punkt, wenn er darauf verweist, daß wir es mit der uralten Debatte um Determinismus – diesmal in der Form eines neurogenetischen Determinismus – auf der einen Seite und freiem Willen auf der anderen Seite zu tun haben. Da Pinkers Geist ausschließlich wie ein Computer mit Informationen handele, könne Pinker nicht erklären, wie das menschliche Gehirn tote Informationen in lebendige Bedeutungen verwandele. Organismen seien nicht passive Opfer selektiver Prozesse, vielmehr wählten und veränderten sie ihre Umwelt und spielten so eine aktive Rolle in ihrem Schicksal. Ein Darwinismus, in der Art, wie Dawkins und Pinker ihn vertreten, biete keine Möglichkeit etwa für Homosexualität oder auch elterliche Liebe zu nicht-leiblichen Kindern. Einen Rückfall in den alten Cartesianischen Dualismus wirft Rose Pinker dort vor, wo er meint, sich mit Freiheit über seine Gene hinwegsetzen zu können, wo sie seinem Willen entgegenstehen: Woher soll diese Freiheit kommen?

The fact is that Steve's mind isn't a unified, coherent center of conscious thought, or emotion, or action – it's not a product of the inextricable interplay of biology and culture. (Rose 1998)




PhiN 6/1998: 30


Pinker schließt sein Buch mit dem Ausruf: "und darum erscheint mir keine Sprache fremd, auch wenn ich kein Wort davon verstehen kann" (485).8 Nach der Lektüre würde man sich wünschen, daß auch Pinker die Mühe des Erlernens fremder Wörter auf sich nehmen würde, nicht nur, um die Verschiedenheit sondern auch um die Bereicherung zu erleben, die die Begegnung mit fremden Sprachen (und auch Texten!) mit sich bringt.9

In explizit polemischer Absicht soll zu diesem Punkt doch noch einmal Herder zu Wort kommen:

Wir Deutsche würden noch ruhig, wie die Amerikaner, in unsern Wäldern leben, oder vielmehr noch in ihnen rauh kriegen und Helden sein, wenn die Kette fremder Kultur nicht so nah an uns gedrängt und mit der Gewalt ganzer Jahrhunderte uns genötigt hätte, mit einzugreifen. (Herder 1770, 1989: 120)

 

 

Bibliographie

 

Bierwisch, Manfred (1994): "Kommunizieren und Berechnen. Linguistik zwischen Biologie und Geisteswissenschaft", in: Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Jahrbuch 1992/93: 187-215.

Brockman, John (1995): The Third Culture. New York: Simon & Schuster. Dt.: (1996): Die dritte Kultur. Das Weltbild der modernen Naturwissenschaft. München: Goldmann.

Coseriu, Eugenio (1988): "Die Ebenen des sprachlichen Wissens. Der Ort des 'Korrekten' in der Bewertungsskala des Gesprochenen", in: Coseriu, Eugenio (1988): Energeia und Ergon, 327-364.

Fodor, Jerry A. (1975): The Language of Thought. New York: Crowell.

Franzen, Winfried (1995): "Die Sprachen und das Denken. Zum Stand der Diskussion über den 'linguistischen Relativismus'", in: Trabant, Jürgen (1995) (Hg.): Sprache denken. Positionen aktueller Sprachphilosophie. Frankfurt a.M.: Fischer, 249-268.

Geier, Manfred (1996): "Wir sprechen, wie die Spinnen weben", in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 2.4.1996, L22.




PhiN 6/1998: 31


Herder, Johann Gottfried (1772): Abhandlung über den Ursprung der Sprache. (Hg. Hans Dietrich Irmscher). Stuttgart: Reclam 1989.

Jackendoff, Ray (1992): Languages of the Mind. Cambridge, Mass.: MIT Press.

Keller, Rudi (1994): Sprachwandel. 2Tübingen/Basel: Francke.

Kreuzer, Helmut (Hg.) (1969): Die zwei Kulturen. Literarische und naturwissenschaftliche Intelligenz. C.P. Snows These in der Diskussion. Stuttgart: Klett.

Paris, Gaston (1909): "La vie des mots", in: ders.: Mélanges linguistiques (Hg. Mario Roques). Paris: Société amicale Gaston Paris, 281-314.

Pinker, Steven (1994): The Language Instinct. The New Science of Language and Mind. London: Penguin Books. Dt. (1996): Der Sprachinstinkt. Wie der Geist die Sprache bildet. München: Kindler.

Pinker, Steven (1997): How the Mind Works. London: Norton. Dt. (erscheint): Wie das Denken im Kopf entsteht. München: Kindler.

Rose, Steven (1998): "'The two Steves'. Pinker vs. Rose – A Debate", in: edge [http://www.edge.org], 15. Juni 1998.

Schleicher, August (1863): Die Darwinsche Theorie und die Sprachwissenschaft. Weimar: Boehlau.

Snow, Charles Percy (1959): The Two Cultures. New York: Cambridge University Press.

Trabant, Jürgen (1996): "Über das Schwinden der Sinne im Geist-Körper der Sprache", in: Hager, Frithjof (1996) (Hg.): KörperDenken. Aufgaben der Historischen Anthropologie. Berlin: Reimer, 56-67.

Trabant, Jürgen (1997): "Fremdheit der Sprache", in: Dirk Naguschewski / Jürgen Trabant (Hg.) Was heißt hier "fremd"? Studien zu Sprache und Fremdheit. Berlin: Akademie Verlag, 93-114.




PhiN 6/1998: 32


Anmerkungen

1 Pinker, Steven (1998): Der Sprachinstinkt. München: Knaur (Taschenbuch-Ausgabe).

2 Eine Auswahl an Rezensionen findet sich unter http://www.princeton.edu/~browning/pinker.html, für Deutschland siehe die Rezension Manfred Geier (1996).

3 Im folgenden wird auf die Ausgabe von 1996 nur noch mit Seitenzahl verwiesen.

4 Ausführlich dargestellt wird das Ineinandergreifen der mentalen Module in dem neuen Buch von Pinker (1997).

5 In der deutschen Ausgabe wird "shape" (engl. 66) einmal auch mit "beeinflussen" (69) übersetzt.

6 Zu dieser Metaphorik der "toten" Sprache, die hier dem "lebenden" Geist gegenübergestellt wird, wurde bereits von Gaston Paris als Reaktion auf Schleicher alles Notwendige gesagt: "Tous ces mots (organisme, naître, croître, se développer, vieillir et mourir) ne sont applicables qu'à la vie animale individuelle, et si l'on emploie légitimement en linguistique de pareilles métaphores, il faut se garder d'en être dupe. Le développement du langage n'a pas sa cause en lui-même, mais bien dans l'homme, dans les lois physiologiques et psychologiques de la nature humaine; par là il diffère essentiellement du développement des espèces, qui est le résultat exclusif de la rencontre des conditions essentielles de l'espèce avec les conditions extérieures du milieu. Faute d'avoir présente à l'esprit cette distinction capitale, on tombe dans des confusions évidentes" (Paris 1909: 282).

7 Auch diese Auseinandersetzung ist von John Brockman medienwirksam inszeniert: "'The two Steves'. Pinker vs. Rose – A Debate", in: edge [http://www.edge.org], 15. Juni 1998.

8 Gegen eine solche "Scheinvertrautheit", die "das konstitutiv Fremde jedes Sprechens einfach leugnet", antwortet Trabant auf diesen Ausruf: "all speech seems foreign to me, even when I understand every word" (Trabant 1997: 108).

9 Gerade um einzelsprachlich-semantische Unterschiede geht es auch in dem von der Volkswagen-Stiftung geförderten Forschungsprojekt "Fremd im Deutschen und in fremden Sprachen", in dessen Rahmen dieser Aufsatz entstanden ist.

Impressum