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Stefan Hofstetter (Tübingen)



Lucia Grimaldi (2009): Italienische Vergleichskonstruktionen. Tübingen: Max Niemeyer. (= Linguistische Arbeiten, 529)



Im Mittelpunkt der vorliegenden Untersuchung steht die Darstellung der bedeutendsten Vergleichskonstruktionen im Italienischen in ihren verschiedenen Ausformungen und dabei insbesondere deren syntaktische Derivation gemäß dem minimalistischen Syntaxmodell in seiner aktuellsten Ausprägung. Das einführende Kapitel eins erfüllt dabei vor allem drei Funktionen: Erstens werden darin wesentliche Begriffsklärungen vorgenommen, was gerade in dem hier untersuchten Teilbereich der Linguistik als absolut unabdingbar einzuschätzen ist, zumal sich auf dem Gebiet der Vergleichskonstruktionen keinerlei Konsens bezüglich der zu verwendenden Terminologie konstatieren läßt (vgl. hierzu etwa auch Stassen (1985), Unterkapitel 2.1). Zweitens wird die Generative Grammatik im allgemeinen und der Minimalismus in seinen neueren Ausprägungen einschließlich der Annahmen der Distributed Morphology im speziellen als theoretischer Rahmen identifiziert und die verschiedenen Konzepte der θ-Rollen-Entladung (Bindung, Markierung sowie Identifikation) werden genauer erläutert. Und drittens wird schließlich dargelegt, daß auf eine umfassende Einbettung der vorliegenden Arbeit in den aktuellen Forschungsstand weitestgehend verzichtet wird, was zum einen aufgrund der großen Fülle an Publikationen zu diesem Themenbereich und zum anderen wegen der erheblichen Heterogenität solcher Veröffentlichungen sowohl in Bezug auf den genauen Untersuchungsgegenstand als auch im Hinblick auf den zugrundeliegenden theoretischen Rahmen nur allzu nachvollziehbar erscheint.

Im nachfolgenden zweiten Kapitel wird dann zunächst die Schwierigkeit thematisiert, das Konzept einer 'Vergleichskonstruktion' klar und eindeutig zu umreißen. Anhand der Beispiele von Kennedy (1999) und Stassen (1985) wird dabei in erster Linie die Unzulänglichkeit rein semantischer Definitionen aufgezeigt, die dieses Konzept teilweise zu eng und in anderer Hinsicht jedoch wiederum zu weit fassen, und schließlich wird einer gemischten Definition auf der Basis sowohl morphosyntaktischer als auch semantischer Kriterien der Vorzug gegeben.





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Nach einer weiteren terminologischen Ausdifferenzierung erfolgt dann eine recht umfassende Darstellung der verschiedenen, in der italienischen Sprache attestierten Vergleichskonstruktionen, die jeweils anhand zahlreicher Beispiele konkret illustriert und deren wesentliche Eigenschaften umfänglich charakterisiert werden. Grimaldi führt dabei zunächst kanonische Komparative mit più und meno auf, bevor sie auf das recht beschränkte Inventar der aus dem Latein ins Italienische übernommenen synthetischen Komparativformen eingeht. Sodann folgen je nach Art des vorliegenden Restriktors adjektivische Vergleichskonstruktionen (sowohl in prädikativer als auch in attributiver Verwendung), nominale Vergleichskonstruktionen, adverbiale Vergleichskonstruktionen sowie verbale Vergleichskonstruktionen, wobei sich die Autorin dezidiert gegen eine Einstufung letzterer als implizit adverbiale Strukturen ausspricht, wie dies in der Komparativforschung zum Teil vorgeschlagen wurde. Scheinbar präpositional anmutende Komparative werden hingegen auf eine diesen zugrundeliegende Verbalstruktur zurückgeführt. In einem zweiten Schritt werden dann entsprechend der Form des jeweiligen Standardwerts satzhafte von phrasalen Komparativen unterschieden, wobei erstere in den wh-Typ, den che-Typ (mit variierenden Grammatikalitätsurteilen) sowie den di-quello-che-Typ untergliedert werden können, während letztere in di-Komparative und che-Komparative, die in aller Regel eine explizit kontrastive Funktion aufweisen, zerfallen. Als letzte Unterart der Komparative werden schließlich Subkomparative diskutiert, bei denen der Referenz- und der Standardwert in zwei verschiedenen Hinsichten miteinander verglichen werden. Anschließend führt Grimaldi Äquative ein, wobei vor allem den Fragen, ob darin tanto als Komparator oder als Quantifizierer einzustufen ist und ob quanto einen Standardmarker oder ein Relativpronomen darstellt, große Bedeutung beigemessen wird, bevor die Darstellung von altrettanto...che-Äquativen und -Subäquativen den Teil über Vergleichskonstruktionen der Gleichheit vervollständigt. Im nachstehenden Abschnitt zu Similativkonstruktionen tritt die Verfasserin der Behauptung, wonach Similative heterogener als klassische Gradvergleiche seien, entschieden entgegen, um dann sowohl die Unterschiede als auch die Gemeinsamkeiten, die diese Konstruktionen verglichen mit Äquativen auszeichnen, herauszuarbeiten. Weiterhin kommen dann Vergleichskonstruktionen des Ausmaßes, die englischen too-/enough-constructions entsprechen, hinzu und werden gemäß ihrem Auftreten mit troppo, abbastanza sowie tanto/così/tale/talmente auf ihre jeweiligen semantischen Eigenschaften hin abgeklopft. Rein lexikalische Vergleichskonstruktionen werden letztlich vom eigentlichen Untersuchungsgegenstand ausgeschlossen und die Ergebnisse in Tabelle (2–209) (85) zusammengefaßt, welche eine hervorragende Übersicht über die im Italienischen möglichen bzw. nicht möglichen Strukturen bietet.





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Im Zentrum des dritten Kapitels steht die innere Strukturierung, die Vergleichskonstruktionen (nicht nur) im Italienischen aufweisen. In diesem Zusammenhang werden zunächst bisherige Vorschläge zurückgewiesen, darunter insbesondere ternäre Baumstrukturen aufgrund des Binary Branching Principle sowie der diesem Prinzip zugrundeliegenden Argumente wie auch Ansätze, die eine Einheit aus Komparator und Restriktor postulieren, da diese entweder rechtsgerichtete Spezifikatoren erfordern, die mit modernen syntaktischen Annahmen nicht in Einklang zu bringen sind, oder aber auf Adjunktionen zurückgreifen müssen, was jedoch ebenfalls problematisch anmutet, zumal Vergleichskomplemente in aller Regel keine fakultativen Elemente darstellen. Statt dessen bilden nach Grimaldi vielmehr der Komparator und das Vergleichskomplement eine strukturelle Einheit, was sie mit Argumenten vorwiegend syntaktischer Natur eindrucksvoll belegt, wobei gleichzeitig aber auch verdeutlicht wird, daß eine solche Herangehensweise auch mit Standardannahmen der kompositionalen Semantik vollkommen kompatibel ist. An dieser Stelle stellt sich jedoch das offensichtliche Problem der Diskontinuität von Komparator und Vergleichskomplement auf der Oberflächenstruktur von Vergleichskonstruktionen, wobei die Autorin die beiden klassischen hierfür vorgeschlagenen Lösungen ablehnt: Eine Rechtsextrapositionsanalyse wird verworfen, weil diese eine nach dem zeitgenössischen Syntaxverständnis nicht mehr zulässige rechtsgerichtete Bewegung zur Folge hat und eine Schalenanalyse wird nicht zuletzt wegen der damit verbundenen Schwierigkeiten bezüglich der Einstufung des kategorialen Status der Vergleichskonstruktion ebenfalls nicht akzeptiert. Somit bleibt dieses Diskontinuitätsproblem hier zunächst ungelöst, bevor es in Kapitel fünf wieder aufgenommen und erfolgreich behoben wird. Ein Exkurs in die Syntax der Graduierung und der Quantifizierung schließt sich an, der in eine (noch) vorläufige Typologie italienischer Komparatoren in Anlehnung an die in Doetjes (1997) vertretene Systematik mündet und Grimaldi schlägt schließlich eine syntaktische Struktur vor, in der die aus dem Komparator und dem Vergleichskomplement gebildete Einheit als das syntaktische Komplement des jeweiligen Restriktors zu derivieren ist.

In Kapitel vier beschäftigt sich die Autorin dann eingehend mit der Struktur des Komparators selbst, wobei sie "einfache" Komparatoren wie così und teilweise più als funktionale Gradköpfe analysiert, die unmittelbar an den entsprechenden Restriktor zu adjungieren sind. Die überwiegende Mehrheit der italienischen Komparatoren ordnet sie dagegen einem "komplexen" Typ zu, bei dem ein Gradkopf an einem Quantifiziererkopf adjungiert wird und der Restriktor die Kombination aus adjungiertem Komparator und Vergleichskomplement als dessen syntaktisches Komplement selegiert.





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Nachfolgend werden präzise Vokabeleinträge für die verschiedenen Komparatoren in italienischen Komparativen, Äquativen, Similativen und auch Ausmaß-Vergleichskonstruktionen nach morphologischen Kriterien gemäß den Prinzipien der Distributed Morphology erarbeitet, was sich hier nicht im einzelnen reproduzieren läßt.

Das zentrale Anliegen des folgenden fünften Kapitels stellt die syntaktische Derivation der gesamten Vergleichskonstruktion und dabei insbesondere das Beheben des in Kapitel drei ungelöst gebliebenen Diskontinuitätsproblems dar. Im Falle nominaler Vergleichskonstruktionen erzielt Grimaldi dabei die korrekte Linearisierung mittels einer Kopfbewegung des Quantifizierers samt dem daran adjungierten Komparator in eine funktionale Projektion, die oberhalb des Nominalphrasengefüges anzusiedeln ist, wohingegen bei verbalen Vergleichskonstruktionen die vorgeschlagene Basisderivation bereits die richtige Abfolge der einzelnen Elemente generiert, so daß hier von keiner zusätzlichen Bewegung ausgegangen wird – eine nicht ganz unproblematische Annahme, die ich später noch gesondert thematisieren möchte. Adjektivische und adverbiale Vergleichskonstruktionen zeichnen sich wiederum dadurch aus, daß die attestierte Linearisierung der einzelnen Bestandteile durch eine Kopfbewegung des Adjektivs/Adverbs bzw. des Quantifizierers einschließlich des adjungierten Komparators in eine funktionale Gradphrase über der Adjektiv-/Adverbialphrase zustande kommt. Bezüglich attributiver Vergleichskonstruktionen verweist die Verfasserin zunächst auf deren eher beschränkte Okkurrenz im Italienischen, was sie am Ende des Kapitels auch mit Daten, die mittels einer Korpusstudie gewonnen wurden, untermauert. Im übrigen verwirft sie in diesem Kontext zurecht sowohl die attributive Analyse Abneys (1987), da diese zahlreiche Bedeutungsunterschiede nicht generieren kann, als auch Schalenanalysen aufgrund der damit einhergehenden fehlerhaften Linearisierungen wie auch interpretativen Schwierigkeiten. Statt dessen entwickelt Grimaldi schließlich einen eigenen Vorschlag für attributive Vergleichskonstruktionen, der sich durch unterschiedliche Analysen für pränominale adjektivische Vergleichskonstruktionen mit genuin attributivem Status und postnominale adjektivische Vergleichskonstruktionen, denen sie einen prädikativen Status zuweist, auszeichnet, wobei beide wiederum gegenüber den teilweise gleichlautenden nominalen Vergleichskonstruktionen abzugrenzen sind. Dies erlaubt ihr, die verschiedenen Eigenschaften und das unterschiedliche Verhalten dieser Konstruktionen zu erklären und schließlich werden ähnliche Analysen auch für Vergleichskonstruktionen mit tale und synthetische Komparativformen erarbeitet, was schlußendlich in einer letztmals modifizierten Auflistung sämtlicher italienischer Komparatoren resultiert ((5–94), 225).





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In Kapitel sechs wird schließlich eine stärkere Ausdifferenzierung der Struktur des Vergleichskomplements in Angriff genommen. Im Fall der phrasalen Vergleichskomplemente wird dabei zunächst die in der Forschungsliteratur weit verbreitete Kontroverse darüber thematisiert, ob Vergleichskomplemente, deren Oberflächenstruktur aus einer einfachen Phrase besteht, als solche basisgeneriert werden, oder ob diese vielmehr als Resultat der Reduktion eines ihnen zugrundeliegenden satzhaften Vergleichskomplements anzusehen sind, wobei Grimaldi in diesem Zusammenhang sowohl Lechners (2004) Reduktionsanalyse im besonderen als auch reine Reduktionsansätze im allgemeinen zurückweist. Auf der Basis von kasustheoretischen und distributionellen Argumenten wie auch aufgrund von Phänomenen wie der Kontrahierbarkeit, semantischen Bindungseigenschaften oder der Relativierbarkeit des Vergleichskomplements spricht sich die Autorin dafür aus, das Element di in italienischen di-Komplementen als eine Präposition aufzufassen, deren Vergleichskomplement als einfache Phrase in der Basisderivation generiert wird. Im Gegensatz hierzu liegt laut Grimaldi bei che in durch diesen Ausdruck eingeleiteten Komplementen ein Koordinator vor, der eine Koordinationsphrase projiziert, in deren Komplement- und Spezifikatorpositionen die (eventuell reduzierten Formen der) Standard- und Referenzelemente anzusiedeln sind und an die nachfolgend ein weiterer Koordinatorenkopf adjungiert wird. Bei satzhaften Vergleichskomplementen wird schließlich für den Standardtyp mit quanto eine wh-Bewegungsanalyse angenommen, zumal hier zum einen ein explizites wh-Element vorliegt und solche Vergleichssätze zum anderen dieselben Insel- und Überkreuzungseffekte aufweisen, wie diese für wh-Bewegungsstrukturen charakteristisch sind. Um das leicht abweichende Verhalten von Subkomparativen erfassen zu können, wird diese Form der Bewegung schließlich als reine wh-Kopfbewegung modifiziert und anschließend auch auf Äquative übertragen, wo Grimaldi für eine Reanalyse des Wortes quanto als Standardmarker plädiert. Di-quello-che-Vergleichssätze werden abschließend als Relativsätze mit overtem Antezedens und che-Vergleichssätze als generalisierte Relativsätze analysiert, in denen che in der Funktion eines Komplementierers auftritt.

Kapitel sieben faßt die wesentlichen Erkenntnisse zusammen und rundet die vorliegende Arbeit mit der Formulierung einer Reihe von Desideraten für zukünftige Untersuchungen ab.

Da ich die vorliegende Abhandlung insgesamt absolut überzeugend finde, möchte ich in meiner abschließenden Bewertung ein paar kleinere Kritikpunkte gleich vorwegnehmen: In formaler Hinsicht ist zu bemängeln, daß sich diese Arbeit durch zahlreiche Inkonsistenzen auszeichnet wie etwa auf Seite 89, wo die Beschreibung im Fließtext mit der in (3–7) dargestellten Baumstruktur nicht übereinstimmt, und derartige kleinere technische 'Pannen' durchziehen leider den gesamten Text.





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Als problematisch möchte ich weiterhin die Tatsache anführen, daß die italienischen Beispiele nicht übersetzt werden. Wenn diese aus Platzgründen schon nicht mit einer Wort-für-Wort-Glosse versehen werden können, so wäre doch zumindest eine Übersetzung ins Deutsche als Metasprache wünschenswert, da hier gerade nicht nur die kanonischen Konstruktionen wie Standardkomparative untersucht, sondern auch zahlreiche randständigere, weniger häufig diskutierte Phänomene berücksichtigt werden, die für den nicht-italienischsprachigen Leser nicht immer transparent sind und somit die potentielle Leserschaft des Buches erheblich einschränken. Dies ist insbesondere deshalb äußerst schade, als die Ergebnisse dieser Untersuchung weit über das Italienische selbst hinausgehen und auch für Vergleichskonstruktionen in vielen anderen Sprachen relevant sind und zudem in dieser Abhandlung auch immer wieder sprachvergleichende Überlegungen zum Tragen kommen. Inhaltlich ist zum einen der teilweise recht vage und insgesamt ziemlich tentativ bleibende Eindruck der Ausführungen im sechsten Kapitel zu kritisieren, wo die Derivation des Vergleichskomplements diskutiert wird, nicht zuletzt auch im direkten Vergleich mit den extrem genau ausgearbeiteten und sehr sorgfältig begründeten Annahmen bezüglich der sonstigen syntaktischen Struktur der Vergleichskonstruktion in den vorangehenden Kapiteln. Hier bleiben vor allem Details der Koordinationsanalyse beim phrasalen che-Typ unklar und bei den satzhaften Vergleichskomplementen wird zudem nicht deutlich, wann und unter welchen Bedingungen welche Reduktionsphänomene auftreten können. Zum anderen zeichnen sich verbale Vergleichskonstruktionen im Gegensatz zu allen anderen (also nominalen, adjektivischen und adverbialen Vergleichskonstruktionen) dadurch aus, daß hier der Restriktor dem Komparator nicht folgt, sondern diesem vorausgeht, was meiner Ansicht nach einen entscheidenden Unterschied darstellt, der in dieser Arbeit nicht in ausreichendem Maße berücksichtigt wird und viel stärker herausgearbeitet werden müßte. Denn obwohl Grimaldis Analyse mit den empirischen Daten vereinbar ist, vermisse ich letztlich doch eine überzeugende Begründung für das Ausbleiben der Bewegung des Komparators: Wie die Verfasserin im siebten Kapitel (284) schließlich auch selbst einräumt, kann die für das Italienische postulierte Behauptung, derzufolge dies an der Bewegung des finiten Verbs aus der Verbal- in die Tempusphrase liege, hier nicht (ausschließlich) ausschlaggebend sein, da sich diese besondere Linearisierung beispielsweise auch in verbalen Vergleichskonstruktionen des Englischen zeigt, wo keine derartige Verbbewegung vorliegen kann.

Trotz solcher kleinerer Einschränkungen verdient die vorliegende Arbeit dennoch ein vollkommen positives Gesamturteil und dies aus mehreren Gründen: Dem Leser wird hier ein hervorragender Überblick über die verschiedensten Vergleichskonstruktionen des Italienischen geboten, weil hier eben nicht nur die üblichen Komparative, sondern zahlreiche andere Konstruktionen wie etwa Äquative, Similative, Vergleichskonstruktionen des Ausmaßes sowie in Ansätzen sogar Vergleichskonstruktionen lexikalischer Art diskutiert werden, so daß hier bereits ganz unabhängig von der nachfolgenden formalen Analyse eine wertvolle Übersicht über die verschiedenen Ausprägungen und Eigenschaften der im Italienischen attestierten Vergleichskonstruktionen vorliegt.





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Weiterhin handelt es sich hierbei auch um eine der wenigen syntaktischen Ausarbeitungen zu Vergleichskonstruktionen der vergangenen Jahre überhaupt, denn während in den 70er und 80er Jahren des 20. Jahrhunderts zahlreiche Publikationen zur Syntax von Vergleichskonstruktionen erschienen sind, war dies in den letzten zwei Jahrzehnten kaum noch der Fall, mit einzelnen Ausnahmen wie etwa Lechner (2004), der aber aufgrund seiner eher abenteuerlich anmutenden Annahmen wie beispielsweise der speziellen move α without form chain-Bewegung (86ff.) und der eher beschränkten Anwendbarkeit seiner Analyse (Subkomparative werden dort etwa explizit ausgenommen) als wenig repräsentativ angesehen werden kann. Bei Grimaldi findet sich nun hingegen eine fundierte und insgesamt durchweg überzeugende syntaktische Analyse auf dem neuesten Stand der minimalistischen Forschung im Rahmen der Sondentheorie. Eine beeindruckende Leistung stellt darüber hinaus die Tatsache dar, daß hier ein weitgehend einheitlicher Ansatz für Phänomene vorgeschlagen werden kann, die sich durch eine äußerst heterogene Oberflächenstruktur auszeichnen. Hoch anzurechnen ist der Autorin zudem, daß sie stark markierte Strukturen wie etwa ??Maria ama più Gianni di Luca. ((5–23), 197) nicht einfach als ungrammatisch verwirft, sondern sich bemüht, auch derartige Daten im Rahmen der von ihr vorgeschlagenen Analyse überzeugend zu erfassen. Insgesamt liegt hier deshalb eine absolut lesens- und empfehlenswerte Arbeit vor, die insbesondere innerhalb der syntaktischen Forschung zu Vergleichskonstruktionen weit über das Italienische hinaus großen Anklang finden und die weitere Forschungsrichtung stark beeinflussen dürfte.



Bibliographie

Abney, Steven (1987): The English Noun Phrase in its Sentential Aspect. Diss., Department of Linguistics and Philosophy, MIT, Cambridge, Massachusetts.

Doetjes, Jenny (1997): Quantifiers and Selection. On the Distribution of Quantifying Expressions in French, Dutch and English. Diss., Universität Leiden, Den Haag.

Kennedy, Christopher (1999): Projecting the Adjective. The Syntax and Semantics of Gradability and Comparison. London/New York: Garland.

Lechner, Winfried (2004): Ellipsis in Comparatives. Berlin/New York: Mouton de Gruyter (= Studies in Generative Grammar, 72).

Stassen, Leon (1985): Comparison and Universal Grammar. Oxford: Blackwell.