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Lars Schneider (München)



Geisteswissenschaften im Internet – ein Werkstattbericht aus dem historicum.net



Humanities in the Internet – The Internet Portal historicum.net
The following article is an outline of "humanities in the internet". Starting from the introduction of the internet portal historicum.net including two of its sub-portals, this article deals with the general, mainly pragmatic issue of status and application of digital media in the humanities, which have rarely been discussed in the scientific world, if they have been discussed at all. It focuses on the ways how online projects may be embedded in the scientific daily-work, on the operating of online journals as well as on the experimental potential of digital media in universities.


Ungeachtet der anhaltenden Ernüchterung im Umgang mit den neuen Medien fungieren letztere noch immer als Projektionsfläche für Erwartungen, Hoffnungen und Befürchtungen, die aus nahezu allen Gesellschaftsbereichen an sie heran getragen werden. Der kulturelle Austausch, der zu den Voraussetzungen und Begleiterscheinungen der Implementierung neuer Medien in soziale Gemeinschaften zählt, ist dementsprechend keineswegs abgeschlossen.1 Letzteres gilt auch und in besonderem Maße für den Bereich der Geisteswissenschaften, die nicht zuletzt eine Reihe teilweise hoch visionärer Stellungnahmen zum Thema Hypermedien hervorgebracht haben.2

Verfolgt man den diesbezüglichen Diskurs, so fällt auf, dass sich die Nobilitierung der Hypermedien gemeinhin in Konkurrenz und somit auf Kosten der 'alten' Medien vollzieht. Die Entmythifizierung des gedruckten Buches zählt seit McLuhan zu den zentralen Botschaften von Medientheorie (McLuhan 1962; 1964). Angesichts dieser und weiterer subversiver Tendenzen ist es jedoch verwunderlich, dass es der Mehrzahl der Theoretiker bis dato nicht gelungen ist, sich in ihren Ausführungen vom gedruckten Buch zu lösen.3 Statt dessen wird der Diskurs zum Thema Hypermedien zu weit über 90% in gedruckten Büchern geführt, bzw. strahlt von ihnen aus.4

Hierbei mag es sich in einer Phase des Medienwandels um ein nicht ungewöhnliches Phänomen handeln. Darüber hinaus wird man besonders den frühen Schriften zugute halten, dass sie sich seinerzeit, wenn überhaupt, nur bedingt der neuen Medien bedienen konnten. Dennoch fällt auf, dass sich nur die wenigsten Theoretiker des Gegenstandes auch in der Praxis annehmen. Dieser nicht unwesentlichen Komponente der ars electronica haftet noch immer, so scheint es, das wenig prestigeträchtige Bild einer ars mechanica an. Letzteres ist jedoch insofern bedenklich, als sich die allseits diskutierte Neuausrichtung der kommunikativen Landschaft mit all ihren gegenwärtig noch unabsehbaren Folgen aller Wahrscheinlichkeit nach nicht allein im Bereich der Theorie, sondern vielmehr auf der Schnittstelle, sprich im Zusammenspiel, von Theorie und Praxis entscheiden wird.5




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Der vorliegende Beitrag möchte diesen Einwand aufnehmen und auf die bereits existierende Zahl von Internetforen aufmerksam machen, die in ihrer Konzeption und Umsetzung zum Teil ganz unterschiedliche und hoch interessante Beispiele dafür abgeben, wie man sich im Bereich der Geisteswissenschaften der neuen Medien annehmen kann.6 Diese Vielheit ist insofern charakteristisch, als sie den Anbruch des 'digitalen Zeitalters' im Lichte einer Experimentierphase erscheinen lässt, die von einer Vielzahl an 'Werkstätten' mit unterschiedlichen Ausrichtungen getragen wird.

Da die zahlreichen Unterschiede in Konzeption, Inhalt und technischer Umsetzung eine einheitliche Zusammenschau unter dem Stichwort "Geisteswissenschaften im Internet" derzeit noch nicht gestatten, bietet es sich an, induktiv vorzugehen, indem man die Perspektive auf ein 'repräsentatives' Beispiel verengt. Die Grundlage für die folgenden Betrachtungen liefert demzufolge eine einzelne 'Werkstatt': das seit 2001 existierende Internetportal historicum.net.7 Ausgehend von der kurzen Vorstellung des Portals sowie zwei seiner Teilbereiche sollen dabei allgemeine, vorwiegend pragmatische Fragen zu Status und Anwendungsmöglichkeiten digitaler Medien in den Geisteswissenschaften angesprochen werden, die in der medientheoretischen Debatte bislang kaum, wenn überhaupt, Berücksichtigung erfahren haben.8 Im Zentrum des Interesses stehen Formen der Einbettung von Internet-Projekten in den Wissenschaftsbetrieb, der Betrieb von Online-Journalen auf der Schnittstelle von Druck- und Internetkultur sowie das experimentelle Potenzial digitaler Medien im Hochschulalltag.


1 Historicum.net – Portal für Geschichts- und Kunstwissenschaften im Internet

Wie dem Namen zu entnehmen ist, handelt es sich bei historicum.net (vgl. Abb.1) um ein interdisziplinäres Informations- und Kommunikationsangebot, das sich primär an die Geschichts- und Kunstwissenschaften richtet. Historicum.net existiert seit 2001 und wird seit Frühjahr 2004 sowohl von Köln als auch von München aus betreut. Verantwortlich für die Koordination des historischen Bereichs zeichnen Dr. Peter Helmberger (Ludwig-Maximilians-Universität München) und Prof. Dr. Gudrun Gersmann (Universität zu Köln); die Koordination des kunstgeschichtlichen Bereichs liegt bei Prof. Dr. Hubertus Kohle (Ludwig-Maximilians-Universität München).

 

Abb. 1: Historicum.net





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Im Vergleich zu einseitig orientierten Angeboten wie z.B. reinen Linklisten ist hervorzuheben, dass historicum.net über die thematisch orientierte Auswahl, Ordnung und Kommentierung von Daten aus dem Internet hinaus einen Schwerpunkt auf die Produktion eigener Inhalte legt, die dem Nutzer auf verschiedene Art und Weise zur Verfügung gestellt werden. Hinter der Startseite (vgl. Abb.1) des Portals verbergen sich gegenwärtig 19 Themenportale, die sich jeweils einem Zeitabschnitt, einer Person oder einem geographischen Raum widmen, drei elektronische Journale (Zeitenblicke, Kunstform, sehepunkte),9 eine Materialsammlung für Unterricht und Lehre,10 eine umfangreiche Termindatenbank11 sowie diverse Linksammlungen, die sich über die einzelnen Teilangebote hinaus erstrecken.12

Der Blick auf die Struktur des Portals offenbart historicum.net als ein komplexes Gebilde bestehend aus über 6500 überwiegend von Hand erstellten HTML-Dokumenten.13 Den Statistiken zufolge erfreut sich das Angebot derzeit über 400.000 Zugriffe von etwa 18.000 Rechnern monatlich. Über das Jahr 2003 wurden insgesamt 3,1 Millionen Zugriffe verzeichnet.14


1.1 Euphorie und Ernüchterung – Expansion und struktureller Wandel

Die Keimzelle von historicum.net bildet der 1999 ins Leben gerufene Server Frühe Neuzeit (vgl. Abb. 2).15 Hierbei handelt es sich um ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördertes Kooperationsprojekt zwischen dem Historischen Seminar der Universität München und der Bayerischen Staatsbibliothek, welches seinerzeit im Kontext des Aufbaus virtueller Fachbibliotheken entstanden ist.16 Aufgrund der finanziellen Förderung sowie der vorteilhaften institutionellen Anbindung ist der Server in der Folgezeit relativ schnell und schließlich über seine Grenzen hinaus gewachsen, so dass man beschlossen hat, ihn in ein Epochen übergreifendes Portal namens historicum.net zu integrieren. Der Server Frühe Neuzeit ist dabei jedoch nicht aufgelöst worden, sondern erschließt in seinem Status als Themenportal eines von derzeit sieben Fachgebieten (vgl Abb. 3.).17

 

Abb. 2: Der Server Frühe Neuzeit





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Abb. 3: Die Fachgebiete


Wie die obigen Ausführungen zeigen, ist die Entstehung und Expansion von historicum.net kein isoliert auftretendes Phänomen, sondern steht im Kontext der gezielten Förderung des Einsatzes der digitalen Medien im Hochschulbetrieb, wie sie Ende der 90er Jahre vielerorts stattgefunden hat. Aufbau, Wachstum und Akzeptanz des Portals verdanken sich in hohem Maße der vielversprechenden materiellen, personellen und institutionellen Ausstattung, die das Projekt in diesem Zusammenhang von Beginn an erfahren hat. Seither hat sich das Klima rund um die neuen Medien jedoch bekanntermaßen signifikant verändert. Die anfängliche Euphorie ist in Ernüchterung umgeschlagen. Die damit einhergehenden Tendenzen der Reflexion, der Neuorientierung und des Wandels, die in erster Linie aus dem Bereich des Wirtschaftslebens ausstrahlen, lassen sich mittlerweile auch am Beispiel des historicum.net nachvollziehen.

Der Auslöser für den gegenwärtigen strukturellen Wandel des Portals ist – wie bei vielen vergleichbaren Online-Projekten – materieller Natur – in diesem Falle das Auslaufen der zeitlich befristeten Förderung seitens der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Jahr 2003. Die Probleme, die sich hieraus ergeben, sind insofern exemplarisch, als sie nicht die nominelle Bindung des Portals an zwei Universitäten sowie an die Bayerische Staatsbibliothek betreffen – diese ist ja nach wie vor vorhanden –, sondern die Personalstruktur und damit den Betrieb eines komplexen Portals, das medial bedingt auf eine kontinuierliche Pflege und Aktualisierung seiner Datenbestände angewiesen ist, um seinen einmal erworbenen und statistisch dokumentierten Nutzwert (siehe oben) dauerhaft sicher zu stellen.




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Um diesem Anspruch gerecht zu werden, setzt man seither verstärkt auf das "Arbeiten im Netzwerk". D.h. man ist bestrebt, historicum.net als eine Art Verbund für verschiedene Kooperationsformen mit wissenschaftlichen Institutionen oder Einzelpersonen zu öffnen. Im Rahmen einer solchen, überwiegend individuell vereinbarten Zusammenarbeit werden dann redaktionelle, teilweise auch technische Kompetenzen an Dritte abgetreten – sprich, sie erhalten in der Regel die Zugriffsberechtigung und die redaktionelle Verantwortung für die von ihnen betreuten Teilbereiche. Die kontinuierliche Ausweitung des Portals zu einem Netzwerk in- und ausländischer Institutionen und Privatleute erweist sich als ein möglicher Weg, um ausgehend von einer einheitlichen Kernstruktur und unter einem einheitlichen Layout den vorhandenen Datenbestand nicht nur zu pflegen, sondern gleichzeitig um weitere Angebote und Unterportale zu ergänzen.18

Es gilt jedoch hinzuzufügen, dass die hier beschriebene Auslagerung von Teilbereichen erst am Anfang steht. Die bislang bestehenden Kooperationsformen gründen zudem überwiegend auf eine ehrenamtliche Basis. Darüber hinaus gibt es erst wenig Erfahrungen mit dem viel zitierten "verteilten wissenschaftlichen Arbeiten im Netz" (Gersmann 2003b), weshalb man in erster Linie um den Aufbau einer Organisationsstruktur bemüht ist, die den Interessen aller Beteiligten in der Praxis entspricht. Somit befindet sich das Portal in einer Übergangsphase, innerhalb derer sich eine Reihe von Perspektiven ergeben. Auf der einen Seite des Spektrums stehen dabei diejenigen zeitlich begrenzten Förderungsmodelle, die unter anderem den Aufbau des Portals ermöglicht haben. Allerdings erweisen sich letztere, was die dauerhafte Pflege und Aktualisierung der Daten anbelangt, als problematisch. Auf der anderen Seite steht der alleinige Betrieb des Portals über ein zu schaffendes Netzwerk aus Kooperationen. Dieses Netzwerk müsste dann allerdings auch die momentan bestehende Koordinationszentrale tragen.


1.2 Langfristige Anbindung als Existenzgrundlage von Online-Projekten

An die zu diesem Zeitpunkt für ein Internetportal nicht außergewöhnliche Situation der Umorientierung lassen sich einige Fragen grundsätzlicher Natur anschließen. Wie kann ein wissenschaftliches und damit nicht kommerzielles Online-Angebot dauerhaft betrieben werden, ohne an Umfang, Aktualität und Qualität einzubüßen? Dahinter steht einerseits die Frage, ob und wie sich die herkömmlichen, zeitlich begrenzten Förderungen mit den Ansprüchen auf Kontinuität und Mobilität, die seitens der Netzbetreiber und -Nutzer erhoben werden, und die einen wesentlichen Charakterzug des Mediums Internet ausmachen, vereinbaren lassen. Die Notwendigkeit einer langfristigen Förderung von Internet-Angeboten erscheint zunächst banal. Der Blick auf diejenigen Projekte, die mittlerweile ihren Betrieb haben einstellen müssen und deren Nutzwert in Folge rasant verfällt, zeigt jedoch, dass die Auswirkungen einer lediglich temporären Förderung bislang nicht ausreichend bedacht wurden. In diesem Zusammenhang gälte es zu erörtern, ob sich derartige Projekte nicht auch über den rein nominellen Status hinaus an traditionelle Forschungseinrichtungen wie Stiftungen, Bibliotheken, Universitätsinstitute oder einzelne Lehrstühle anbinden lassen (Neubauer / Müller 1999). Schließlich verfügen letztere in der Regel über eine über Jahrzehnte hinweg gesicherte Zukunft, die sie als ideale Partner bzw. Betreiber von Internet-Projekten ausweisen würde.




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Wohin der Weg auch führen mag, fest steht, dass im Bereich der Geisteswissenschaften bislang keine einheitlichen Rahmenbedingungen für den sinnvollen und dauerhaften Betrieb von Online-Unternehmungen existieren. Zwar eröffnet diese Tatsache den Betreibern derzeit einen außerordentlich großen Spielraum zum Experimentieren mit Formen und Inhalten. Sie ist jedoch auch mit einer latenten Ungewissheit und Existenzbedrohung verbunden.19 Besonders der letzte Umstand lädt dazu ein, Antworten auf einige der hier formulierten Fragen zu finden. Denn es ist abzusehen, dass in den Geisteswissenschaften wie andernorts das Ehrenamt auf Dauer nicht als alleiniger Träger von Internet-Projekten in Frage kommen kann und wird.


2 sehepunkte – ein Online-Journal als Schnittstellenphänomen

Die sehepunkte20 (vgl. Abb. 4) sind ein monatliches, epochenübergreifendes Rezensionsjournal für die Geschichtswissenschaften, das unter der Herausgeberschaft von Prof. Dr. Gudrun Gersmann, Dr. Peter Helmberger und Dr. Matthias Schnettger in Zusammenarbeit mit der Bayerischen Staatsbibliothek München, dem Institut für Kunstgeschichte der Ludwig-Maximilians-Universität München, dem Herder Institut Marburg sowie dem Institut für Zeitgeschichte (München / Berlin) erscheint. Wie weite Teile des historicum.net sind auch die sehepunkte im Umfeld des Servers Frühe Neuzeit entstanden. Den Ausgangspunkt bildet in diesem Fall ein Rezensionsjournal zur Frühen Neuzeit, welches Ende 1999 aus einer privaten Initiative von Gregor Horstkemper und Gudrun Gersmann heraus realisiert wurde.

 

Abb. 4: Das Rezensionsjournal sehepunkte





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In seiner ursprünglichen Form erschien das Journal in einem Turnus von zwei Monaten und in einem Umfang von etwa acht bis zehn Rezensionen. Da das Projekt jedoch von Beginn an auf unerwartet viel Zuspruch gestoßen ist, hat man sich im darauffolgenden Jahr entschlossen, eine eigene Förderung seitens der DFG zu beantragen. Die sehepunkte als "Rezensionsjournal für die Geschichtswissenschaften" haben daraufhin im November 2001 den Betrieb aufgenommen. Thematisch hat man sich dabei über den Bereich der Frühen Neuzeit hinaus zu orientieren versucht, obgleich ein Schwerpunkt der Rezensionen aufgrund der Tradition des Projekts weiterhin in diesem Feld angesiedelt ist.


2.1 Arbeiten im Netzwerk

Gegenwärtig wird das Projekt von einem hauptamtlichen wissenschaftlichen Mitarbeiter, einer wissenschaftlichen Hilfskraft sowie von zwei studentischen Hilfskräften betreut. Darüber hinaus steuern 35-40 ehrenamtliche Fachredakteure eine kontinuierliche Mitarbeit bei.21 Die dem Journal zugrunde liegende Arbeitsorganisation entspricht dabei einem Netzwerk (vgl. Abb. 5), wobei den Fachredakteuren eine besondere Funktion zukommt.

 

Abb. 5: Die Arbeitsorganisation der sehepunkte





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Letztere betreuen selbständig unterschiedliche Fach- und Themenbereiche, geben Empfehlungen für die zu bestellenden Rezensionsexemplare, suchen und pflegen den Kontakt zu den Rezensenten und übernehmen darüber hinaus die erste Evaluation und Korrektur der eingehenden Texte. Um die Zusammenarbeit mit den regional verstreuten Mitarbeitern zu optimieren, bedient man sich eines Redaktionssystems in Form einer halbautomatischen Online-Datenbank, die von allen Fachredakteuren rund um die Uhr und unabhängig von ihrem jeweiligen Standort als Netzteilnehmer eingesehen werden kann.


2.2 Die Schnittstelle als Konzeption

2.2.1 Journalcharakter

Im Vergleich zu anderen Online-Projekten wie z.B. Mailinglisten liegt eine Besonderheit der sehepunkte darin, dass man sich der Form sowie dem Erscheinungsbild nach gezielt an herkömmlichen – sprich gedruckten – Rezensionsjournalen orientiert hat. Diese Entscheidung hat zum einen den Betreibern geholfen, zum anderen kommt sie jedoch in hohem Maße den Kommunikationsgewohnheiten der Nutzer entgegen, die noch immer überwiegend denen der Druckkultur entsprechen. Letztere haben sich, was die Wahrnehmung und den Gebrauch des Journals anbelangt, folglich nur geringfügig umzustellen (vgl. Helmberger 2003).

Denn wie eine herkömmliche Zeitschrift erscheinen die sehepunkte einmal monatlich. Wie eine herkömmliche Zeitschrift, lassen sich die sehepunkte – in diesem Falle sogar kostenlos – per E-Mail abonnieren.22 Darüber hinaus verfügt das Journal für ein Online-Angebot über ein bewusst schlichtes Design, eine einfache Farbgebung und eine simple Form der Navigation, die sich in den Rubriken (Redaktion, Beirat, Impressum)23 ebenfalls deutlich an den Standards der Zeitschriftenkultur orientiert. Letzteres hat zudem den technischen Vorteil, dass sich auf diese Weise die Ladezeiten beim Aufbau der Seiten verkürzen lassen.


2.2.2 Online-Journalcharakter

Über die oben geschilderte, formale Anbindung an Printmedien hinaus hat man jedoch versucht, das Potenzial der Hypermedien sinnvoll in die Konzeption des Journals zu integrieren. Die sehepunkte definieren sich als Online-Journal, und dementsprechend verfügen sie über eine Reihe von Möglichkeiten und Funktionen, die in gedruckten Zeitschriften medial bedingt nicht zu realisieren sind.




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Erstens profitieren die sehepunkte im Vergleich zu gedruckten Fachzeitschriften von einem verkürzten Publikationsweg. Da durch den Druck bedingte Vorlaufzeiten sowie begrenzte Platzkapazitäten entfallen, besitzen die Netzrezensionen den Vorzug erhöhter Aktualität.

Zweitens besteht ein grundlegender Unterschied in der Zugriffsmöglichkeit. Denn im Gegensatz zu den Einzelausgaben von Printmedien lässt sich das gesamte Archiv der sehepunkte jederzeit und unabhängig von Bibliotheksöffnungszeiten nach verschiedenen Kriterien wie Rezensent, Autor, Titel, Reihentitel, Verlag, Erscheinungsjahr, ISBN oder ISSN konsultieren (vgl. Abb. 6). Die einzige Voraussetzung hierfür bilden ein Internetzugang und die dazugehörige Standardsoftware.

 

Abb. 6: Die Suchfunktion


Drittens bietet das Journal in Kooperation mit Bibliotheksverbänden die Möglichkeit der sofortigen und flächendeckenden Bibliotheksrecherche über den Karlsruher Virtuellen Katalog, bzw. den Dokumentenlieferdienst internationaler Bibliotheken (SUBITO) (vgl. Abb. 7).




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Abb. 7: Zugriff auf KVK und SUBITO


Viertens ist es möglich, sich per E-Mail aus einer Rezension heraus mit Kommentaren an die Redaktion zu wenden sowie mit den Rezensenten und Fachredakteuren Kontakt aufzunehmen (vgl. Abb. 7). Die sehepunkte lassen sich folglich über die Funktion als Zeitschrift hinaus auch als Kommunikationsplattform nutzen.


2.3 Anspruch – Kontext – Realität

Die bisherigen Ausführungen zeigen die sehepunkte als ein Online-Journal, das sich auf der Schnittstelle von alten und neuen Medien positioniert. Das ist insofern sinnvoll, als die Mehrzahl der Nutzer eben auf dieser Schnittstelle anzutreffen ist: professionelle Buchleser, auf deren Schreibtisch sich ein Computer befindet, der jedoch überwiegend als Schreibmaschine genutzt wird, und dessen darüber hinaus reichende Möglichkeiten erst noch erschlossen werden wollen.




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In dieser vergleichsweise undifferenzierten medialen Übergangsphase zielt die Konzeption des Journals darauf ab, auch denjenigen Leser, der von Haus aus kein Internetnutzer ist, in dem ihm vertrauten Milieu abzuholen und ihn auf behutsame Weise mit den Möglichkeiten, die das Internet seinem Fachbereich eröffnet, vertraut zu machen.

Die Strategie der Einbettung von neuen Medien in einen bestehenden Kommunikationskreislauf wie die Zeitschriftenkultur ist dabei nicht ohne historische Vorbilder. Sie zeigt sich vielmehr überall dort, wo sich soziale Gemeinschaften neuer medialer Techniken bedienen. Bereits Lucien Febvre hat darauf hingewiesen, dass letztere in diesem Zusammenhang zunächst einmal als Kommunikationsverstärker wirken (Febvre 1958: 383). Eine Entwicklung, die sich besonders im Bereich der Tagespresse beobachten lässt, wo Druck- und Online-Version generell nebeneinander bestehen, sich überschneiden, ergänzen und damit potenzieren.

Obwohl die sehepunkte bereits zu der Generation von Zeitschriften zählen, die über keine Printversion mehr verfügen, sind sie in ihrer Konzeption als Online-Journal dennoch in diesem Kontext zu verorten, da sie nicht nur parallel zu den gedruckten Fachzeitschriften existieren, sondern in ihrer Form nach wie vor auf diese verweisen.

Das Verhältnis zwischen 'Alt' und 'Neu' ist dabei von Konkurrenz geprägt. Zwar lässt sich mittlerweile ein Trend zur elektronischen Zeitschrift ausmachen, der sich nicht zuletzt in den Online-Versionen der gedruckten Fachzeitschriften widerspiegelt. Darüber hinaus existieren die entsprechenden Datenbanken der Bibliotheken, die unter anderem auch auf die sehepunkte verweisen.24 Nichtsdestotrotz ist das Renommee der gedruckten Zeitschriften nach wie vor höher angesiedelt.25 Und es bleibt abzuwarten, wie sich der Trend zur Digitalisierung in diesem Sektor weiterentwickeln wird.26

Die mancherorts ausgerufene Wachablösung ist jedenfalls noch nicht vollzogen.27 Die Nutzerstatistik der sehepunkte dokumentiert jedoch eine verstärkte Akzeptanz des Journals. Innerhalb der letzten zwei Jahre wurden rund 900 Rezensionen veröffentlicht. Die monatlich erscheinenden Ausgaben enthalten derzeit etwa 50 Artikel. Das Angebot verzeichnet dabei durchschnittlich 60.000 Zugriffe von 14.000 Rechnern pro Monat. Die Abonnentenzahl liegt gegenwärtig bei über 900. Über das Jahr 2003 wurden 512.000 Zugriffe auf das Journal verzeichnet.


3 Ein Experiment zur digitalen Seminararbeit

"Madame de Pompadour und ihre Zeit"28 (vgl. Abb. 8) lautet der Titel eines eigenständigen Themenportals innerhalb des historicum.net, das den Zeitraum des 18. Jahrhunderts mit 12 illustrierten Beiträgen mittlerer Länge, 21 Kurzbiographien, einer Zeitleiste, einer Bibliographie sowie einer ausführlichen Linkliste erschließt.29 In Aufmachung und Inhalt wendet sich das Angebot vornehmlich an Schüler und Studenten, die sich einen ersten Einblick in die Thematik verschaffen wollen.




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Abb. 8: Das Themenportal "Madame de Pompadour und ihre Zeit"


Ein Blick auf die Konzeption und Realisation des Portals ist insofern interessant, als es sich hierbei um ein didaktisches Experiment handelt, das die "Möglichkeiten der Integration des Mediums Internet in den Hochschulalltag auszuloten versucht" (Gersmann 2003a). Das Portal ist das Produkt einer Seminarveranstaltung im Wintersemester 2001/2002 am Historischen Seminar der Ludwig-Maximilians-Universität München, die eine doppelte Zielsetzung verfolgt hat. Über die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit einem aktuellen Thema hinaus – den Hintergrund bildeten die Madame de Pompadour-Kunstausstellungen in Versailles und München – sollten die Seminarteilnehmer in die Möglichkeiten und Probleme des Publizierens im Internet eingeführt werden. D.h., aus dem Seminarbetrieb heraus sollte ein Internetangebot zu Madame de Pompadour und ihrer Zeit entstehen.




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Da ein vergleichbares Experiment für alle Beteiligten mit einem höheren Arbeitsaufwand verbunden ist, wurde das betreffende Hauptseminar "Madame Pompadour in den Medien" durch eine begleitende wissenschaftliche Übung ergänzt. Damit hatte man ein Forum geschaffen, in dem über die Vertiefung der Seminarinhalte hinaus grundlegende Fragen zum Publizieren im Internet thematisiert werden konnten. Letzteres war insofern notwendig, als die Seminarteilnehmer zwar private Internetnutzer waren; aus dem Studium heraus verfügten sie jedoch über wenig Erfahrung mit dem Medium. Die von den Seminarleitern angestrebte Einführung zielte dabei weniger auf die Vermittlung von HTML-Kenntnissen – die technische Umsetzung des Portals wurde von Mitarbeitern des historicum.net geleistet – als auf medienspezifische Fragen der Textproduktion. Den historiographischen Schreibern sollte vermittelt werden, dass man wissenschaftliche Texte formal auch anders verfassen kann, ohne dass sie deswegen notwendigerweise an Qualität einbüßen.30 Die zentralen Fragen waren: Wie schreibt man Texte, die im Internet gelesen werden sollen? Und wie lassen sich diese Texte sinnvoll durch eine Internet- und Bildrecherche ergänzen? Wie lässt sich der einmal geschriebene Text im Netz lancieren?


3.1 Formale Anforderungen

Da für das Schreiben von Texten für das Internet bisher keinerlei verbindliche Regeln existieren, hat man sich in der Formulierung der formalen Ansprüche in erster Linie an einem Konsens sowie an eigenen Vorstellungen orientiert. Ein weiterer Ausgangspunkt war der Vergleich zur herkömmlichen Seminararbeit, weil sie einerseits über ein entsprechendes Regelwerk verfügt und den Seminarteilnehmern darüber hinaus aus dem Hochschulalltag vertraut ist. In Gegenüberstellung zu dieser vertrauten Form der Textproduktion wurden die Studenten unter anderem darauf hingewiesen, eine strengere Form der Textgliederung zu praktizieren. So galt es unter anderem ab 4000 Zeichen Teilkapitel zu bilden. Darüber hinaus sollte wenn möglich in klaren und kurzen Sätzen geschrieben und Absätze durch Leerzeilen kenntlich gemacht werden. Hiermit handelt es sich vorwiegend um Maßnahmen, die die Lesbarkeit des Textes am Bildschirm erhöhen sollen.

Des Weiteren wurden die Seminarteilnehmer angewiesen, die Textarbeit durch eine selbständige Bild- und Internetrecherche zu ergänzen. Es galt, Hinweise auf absolute und relative Links in den Text der Arbeit zu integrieren und letztere zusammen mit dem notwendigen Bildmaterial sowohl auf Diskette als auch als Ausdruck einzureichen. Das Ziel bestand mithin darin, eine Seminararbeit zu konzipieren, die sich nach geringfügiger redaktioneller Bearbeitung technisch für das Internet umsetzen lässt.




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3.2 Interferenzen

Die als Experiment formulierten Ansprüche und Zielsetzungen lassen sich aufgrund fehlender Modelle allein aus der Praxis und vom Ergebnis her beurteilen. Von hier aus lassen sich jedoch eine Reihe von Rückschlüssen ziehen, die etwas über den Status des Internets im Universitätsbetrieb aussagen und daher vermutlich auf vergleichbare Unternehmungen übertragen werden können.

So hat der Blick auf die aus dem Seminar heraus entstandenen Arbeiten gezeigt, dass die Studenten dem vorhandenen Interesse zum Trotz unsicher auf die an sie herangetragenen Anforderungen zum Verfassen von Texten für das Internet reagieren. Besonders im formalen Bereich erwiesen sich die bewährten – weil über Jahre hinweg praktizierten – Kommunikationsmuster der 'Seminararbeit' als wesentlich hartnäckiger als vermutet. Auch in den multimedialen Bereichen der Link- und Bildrecherche gab es eine Reihe von Verständnisschwierigkeiten – von der korrekten Angabe und Verortung eines Links über die Qualität des recherchierten Bildmaterials bis hin zum rechtlichen Status.31 In diesen gänzlich neuen Bereichen muss offenkundig noch sehr viel mehr Wissen vermittelt werden. Und es ließe sich fragen, ob und wie eine Anleitung zum Verfassen von Texten für das Internet bereits in den gängigen Einführungen zum wissenschaftlichen Arbeiten thematisiert werden kann.

Aufgrund der Interferenzen alter und neuer Schreibmuster erwies sich der redaktionelle und technische Aufwand zur Umsetzung des Portals im Nachhinein als wesentlich größer als erwartet, zumal das Angebot zum Beginn der Münchener Ausstellung "Madame de Pompadour und die Künste" am 13. Juni 2002 ins Netz gehen sollte. Die Fertigstellung und Ankündigung erfolgte schlussendlich in einem Team bestehend aus den Seminarleitern, einer wissenschaftlichen Hilfskraft sowie zwei studentischen Hilfskräften über einen Zeitraum von acht Wochen. Allein hinsichtlich des Zeitaufwands ist man daher vorerst zu dem Schluss gelangt, dass ein Seminar in dieser Form vermutlich einmalig bleiben wird.

Diese Einschätzung hat sich im weiteren Verlauf jedoch gewandelt, denn das Portal ist auf eine sehr breite und überwiegend positive Resonanz gestoßen. Es gab zahlreiche Ankündigungen und Rezensionen in Printmedien, aber auch im Netz selbst ist das Angebot sehr gut aufgenommen worden, was sich nicht zuletzt an der anhaltend guten Verlinkung zeigt. Die monatlichen Zugriffszahlen liegen auch über ein Jahr nach der Veröffentlichung noch bei über 15.000. Das entspricht Rang drei innerhalb des gesamten historicum.net. Die hier publizierten Texte erreichen dementsprechend eine Außenwirkung, die herkömmliche Seminararbeiten niemals erzielen würden.

Diese Form der stillschweigenden, jedoch massiven Aufwertung des Unternehmens hat dazu beigetragen, dass mittlerweile die Erweiterung des Portals – ein eventuelles Aufgehen in einem Portal zum 18. Jahrhundert – erwogen wird.




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3.3 Fazit – Das Internet als experimenteller Raum

Das hier skizzierte Beispiel eines Themenportals ist ein Ansatz, die neuen Medien in den Hochschulalltag zu integrieren, der besonders von der Tatsache profitiert, dass das Netz in seiner jetzigen Form die Möglichkeit bietet, Formen von Textproduktion und -publikation zu kombinieren. Letzteres ist insofern ungewohnt, als sich das Verlagswesen und das Handwerk seit der Frühphase des Buchdrucks zunehmend von der Ebene der Textproduktion gelöst haben, so dass hier Formen von Arbeitsteilung bestehen, die auf allen Seiten Spezialisten erfordern. Mischformen, wie der écrivain-imprimeur oder der libraire-imprimeur sind heutzutage kaum noch anzutreffen.32 Sie scheinen jedoch ein charakteristisches Phänomen für jene Phasen des Medienwechsels zu sein, in denen traditionelle Kommunikationsmonopole in Auflösung begriffen sind, sich aber noch keine neuen Formen der Reglementierung etabliert haben. In einer derartigen Phase ist das neue Medium vergleichsweise herrenlos. Und hierin liegt ein nicht zu unterschätzendes Potenzial. Denn die Nutzer können es sich relativ problemlos aneignen, um damit zu experimentieren und, um mit Michel de Certeau zu sprechen, gegebenenfalls coups zu landen,33 die zur weiteren Entwicklung der kommunikativen Sphäre beitragen. Als ein solcher Versuch kann auch das hier besprochene Portal zu Madame de Pompadour und ihrer Zeit angesehen werden. Die damit einher gehenden Fragen zur Vulgarisierung von Wissenschaftskultur im und durch das Netz sowie zu deren Rückkoppelungseffekten, was Themenauswahl, Präsentation und das Selbstverständnis von Schreibern und Lesern anbelangt, zählen zu den Begleiterscheinungen, auf die anhand eines einzelnen Experiments nicht erschöpfend eingegangen werden kann, die es in Zukunft jedoch verstärkt zu beobachten und zu diskutieren gilt.34


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Anmerkungen

1 Zur Rolle von Projektion und Kommunikation als Voraussetzungen und Folgen der Einführung technischer Medien vgl. u.a. Giesecke (1998: 49–52). Ähnliche, jedoch nicht mediensystemtheoretische Ansätze finden sich unter anderem bei Eisenstein (1979) und Davis (1975).

2 Ein kritisch kommentierter Überblick zum visionären Potenzial der Hypermedien in den Geisteswissenschaften findet sich unter anderem bei Stephan Porombka, der die diesbezügliche Diskussion als eine Form der 'Mythenbildung' auffasst. Vgl. Porombka (2001). Weitere Überblicke finden sich bei Münker (1997).

3 Letzteres gilt besonders für diejenigen Theoretiker, die den medienwissenschaftlichen Ansatz radikalisieren, um im Anschluss Kulturgeschichte als eine Art Reflex von Mediengeschichte zu beschreiben. Neben den bereits erwähnten Arbeiten McLuhans wären hier unter anderem die zentralen Schriften Friedrich A. Kittlers zu nennen. Vgl. Kittler (1986; 1993; 1995).

4 Selbst wenn Giesecke mit "Von den Mythen der Buchkultur zu den Visionen der Informationsgesellschaft" den lobenswerten Versuch einer bimedialen Publikation unternimmt, so bleibt jedoch auch sein Leitmedium unzweifelhaft das weit über 400 Seiten starke gedruckte Buch (vgl. Giesecke 2002).

5 In diesem Zusammenhang sei auch auf die ausgesprochen rigide Trennung von Geisteswissenschaften und Informatik im Universitätsbetrieb hingewiesen, die es von beiden Seiten her zu überdenken gälte.

6 Gelungene Beispiele aus dem deutschsprachigen Raum liefern unter anderem die Portale "H-Soz-u-Kult" (http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de), Virtual Library Geschichte (http://www.vl-geschichte.de) oder Romanistik im Netz (http://www.romanistik.de).

7 http://www.historicum.net.

8 In diesem Zusammenhang beruft sich der Beitrag in erster Linie auf Erfahrungswerte, die vereinzelt durch Hinweise auf Sekundärliteratur ergänzt werden.

9 http://www.zeitenblicke.historicum.net; http://www.kunstform.historicum.net; http://www.sehepunkte.historicum.net.

10 http://www.lehre.historicum.net/index.html.

11 http://www.termine.historicum.net.




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12 Die derzeit umfangreichste Linksammlung ist das Frankreichportal (http://www.frankreich.historicum.net) mit über 1000 kommentierten Links in fünf Rubriken.

13 Vgl. http://www.historicum.net/sitemap/index.html.

14 Sämtliche Zahlenangaben zum Portal beziehen sich, soweit nicht anders ausgewiesen, auf den Stand vom Dezember 2003.

15 http://www.sfn.historicum.net.

16 Eine Übersicht zu den von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekten findet sich im Internet unter folgender Adresse: http://www.vascoda.de.

17 Die monatliche Zugriffsrate auf den Server Frühe Neuzeit liegt derzeit bei etwa 40.000.

18 Erste Früchte dieser Bemühungen zeigen sich gegenwärtig im Bereich der Themenportale. So wird z.B. das Polenportal (http://www.polen.historicum.net) vom Herder-Institut betreut.

19 Peter Helmberger beschreibt das Internet unter diesem Gesichtspunkt als eine "unkoordinierte Baustelle" (Helmberger 2003).

20 http://www.sehepunkte.historicum.net.

21 Vgl. http://www.sehepunkte.historicum.net/redaktion/redaktion.html.

22 http://www.sehepunkte.historicum.net/abo/abo.php.

23 http://www.sehepunkte.historicum.net/redaktion/redaktion.html, http://www.sehepunkte.historicum.net/beirat/beirat.html, http://www.sehepunkte.historicum.net/impressum/impressum.html.

24 Der Inhalt der sehepunkte kann unter anderem über Online-Datenbanken wie Jahresberichte für deutsche Geschichte (http://jdg.bbaw.de/cgi-bin/jdg) oder den Neuerwerbungsdienst (http://mdz2.bib-bvb.de/%7Elitd/) der Bayerischen Staatsbibliothek eingesehen werden. Zum Status elektronischer Publikationen in Bibliotheken vgl. Dreier (2001); Higgins (2001).

25 So finden sich in den Online-Versionen von Printmedien häufig lediglich Auszüge oder Entwürfe derjenigen Texte, deren Voll- bzw. Endversion dann in der Printfassung erscheinen.

26 In diesem Zusammenhang gilt es auch die momentanen Nachteile von Online-Journalen wie die Abhängigkeit vom Netz, das Lesen am Bildschirm, die mangelnde Einheitlichkeit der Formate, die Frage nach den Autorenrechten oder das Problem der Langzeitarchivierung zu berücksichtigen. Vgl. Schnettger (2003).

27 Zur Entwicklung der elektronischen Fachzeitschriften im Kontext der "Zeitschriftenkrise" vgl. Schnettger (2003).

28 http://www.pompadour.historicum.net.




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29 http://www.pompadour.historicum.net/themen/index.html, http://www.pompadour.historicum.net/themen/biographien/index.html, http://www.pompadour.historicum.net/zeitleiste.html, http://www.pompadour.historicum.net/literatur.html, http://www.pompadour.historicum.net/links.html.

30 Zur Akzeptanz der digitalen Medien in den Geisteswissenschaften vgl. Kuttner (2003).

31 Zu Fragen des Urheberrechts und des geistigen Eigentums in den neuen Medien vgl. Eberle (2003).

32 Zu den Betätigungsfeldern frühneuzeitlicher Schriftproduktion vgl. Febvre (1958: 193–233).

33 Zum Taktieren und Experimentieren im Kontext der Alltagskultur vgl. Certeau (1990).

34 Das Arbeiten im Internet bedeutet nicht zuletzt für den Geisteswissenschaftler eine massive Erweiterung seines angestammten Betätigungsfeldes. Helmberger zählt unter anderem die Tätigkeiten des Lektors, Informatikers, Grafikers, Web-Designers, des Juristen, Bibliothekars, Pressereferenten, Fund-Raisers sowie des Marketing- und Vertriebsstrategen auf. Vgl. Helmberger (2003).