KHM
       
      9. Montage der Röntgenaufnahmen  
9. Montage der Röntgenaufnahmen Die seit 1980 bekannten Röntgenaufnahmen zeigen zahlreiche Pentimenti, die auf eine ursprünglich unterschiedliche kompositionelle Anlage hinweisen. Vor allem in der oberen Hälfte des Bildes finden sich mehrere nur angelegte, später wieder übermalte Köpfe, die mehr oder weniger weit ausgeführt waren. Der Kopf des Hl. Dominikus links z. B. erscheint etwas weiter rechts und über dem heute sichtbaren Kopf mehrmals angelegt worden zu sein. Auf der anderen Seite sind rechts der Madonna und über dem Kapuzenträger zwei Köpfe auszunehmen, die nach unten schauen. Die Madonna selbst war ursprünglich weiter unten postiert; unterhalb der heute sichtbaren Brust und des Bauchs des Kindes ist ihr Gesicht, mit den Augen unter den Brustwarzen des Kindes, zu sehen; auf ihrem Knie sass das Christuskind.
Zusammenfassend lässt sich hypothetisch folgender Ablauf der Kompositionsentwicklung festhalten: Auf eine erste Anlage, in der weitere Figuren auf der gleicher Höhe wie die Madonna geplant waren, folgt wahrscheinlich eine zweite Phase, in der die angelegten Köpfe übermalt wurden und ein hellfarbiger Hintergrund geplant war; dieser Phase gehört auch der Vorhang in seiner ursprünglichen, im Röntgen sichtbaren Form an. Vorstellbar ist, dass Caravaggio sich, sollte sich der helle Hintergrund auf eine geplante Landschaft beziehen, in diesem Fall von Vorbildern aus der Malerei des 16. Jahrhunderts anregen liess: Man denke etwa an „Sacre Conversazioni“ Lorenzo Lottos aus dessen Zeit in den Marken, wie die Rosenkranzmadonna in Cingoli oder die Pala di S. Agostino in Ancona. Erst in der letzten Phase wurde dieser Plan aufgegeben und die Lösung mit dem dunkleren Architektur-Hintergrund gefunden.
 
 
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