Vortrag

Helmut Börsch-Supan (Berlin)
Blechen und Caravaggio

(~ 26 min.)



Vortragstext (ungekürzt)

Zusammenfassung in italienischer Sprache

Zusammenfassung in englischer Sprache






Vortragstext (ungekürzt)

1981 wurde Carl Blechens Kopie des aus der Sammlung Giustiniani stammenden "Amor" von Caravaggio für den Schinkel-Pavillon erworben. Das 24,8 x 17,8 cm große auf Leinwand gemalte Bild stammt aus der Sammlung des Bankiers H.F.W. Brose, der noch zu Lebzeiten Blechens damit begonnen hatte, alles von ihm zu kaufen, dessen er habhaft werden konnte. Als 1855, fünfzehn Jahre nach dem Tod des Malers, 22 seiner Gemälde in der Akademie ausgestellt wurden, befand sich auch die Caravaggio-Kopie darunter. Man hielt also schon damals das Bild für nicht unwichtig. Trotz der starken Verkleinerung ist die Eigenart des Originals treffend erfaßt. Blechen hat nicht versucht, der Kopie einen eigenen Stempel aufzudrücken. Das Bild ist nicht datiert, es gibt aber noch zu erläuternde Gründe, es vor die Italienreise von 1828/29 oder genauer um 1826 einzuordnen. Was kann es rechtfertigen, sich hier mit einer kleinen Kopie zu befassen? Einmal wirft sie ein Schlaglicht auf die eigentümliche Persönlichkeit Blechens, und dann ist sie ein bemerkenswertes Dokument für die Beurteilung Caravaggios in Berlin. Wir müssen etwas weiter ausholen. Die 1815 von Friedrich Wilhelm III. erworbenen 157 Gemälde der Sammlung Giustiniani, deren kostbarster Kern für uns die fünf als eigenhändig geltenden Gemälde Caravaggios sind, haben in Berlin zunächst keine sehr hohe Wertschätzung erfahren. Schadow erwähnt die Sammlung in seinen Memoiren nur kurz, anläßlich ihrer Erwerbung und unter dem Jahr 1825, vermutlich irrtümlich statt unter 1826. Es heißt: "Die Gemälde-Sammlung kann nicht länger in den Sälen der Akademie aufbewahrt bleiben; sie wurde daher nach dem Schlosse transportiert... ". 1826 waren die Bilder in der Akademie ausgestellt worden. Bei dieser Gelegenheit erschien ein gedrucktes Verzeichnis. Viel Aufmerksamkeit scheint die Ausstellung nicht erregt zu haben. Schorns Kunstblatt z.B. nimmt keine Notiz von dem Ereignis. Der "Wegweiser für Fremde und Einheimische durch Berlin und Potsdam" von 1820 hatte die Sammlung Giustiniani nicht unter den Sehenswürdigkeiten erwähnt. Aufgeführt ist sie jedoch in der 4. Auflage von Johann Daniel Friedrich Rumpfs Handbuch "Berlin und Potsdam". Hier heißt es, die Sammlung befinde sich im Universitätsgebäude. Folgende Gemälde sind hervorgehoben: "Die Abnahme Christi vom Kreuze, von Signorelli", jetzt Bramantino, "Mariae Vermählung von Francesco Penni", jetzt Girolamo Marchesi, das "Bildnis des Sansovino von Tintoretto" das ist Lorenzo Lottos Bildnis eines Architekten "Die Ehebrecherin vor Christus von Sebastiano del Piombo", jetzt Giampietro di Marco di Franco Silvio, "Paulus Antonius in der Wüste von Guido Reni", "Christus in Emmaus von Bartolomeo Manfredi", "Jesus unter den Schriftgelehrten von Ludovico Mazollino", "Christus mit der Dornenkrone von Passignani", die "Landschaft mit Juno und Argus" von Poussin, die "Befreiung Petri aus dem Gefängnis von Gerard van Honthorst", ein Vogelstilleben von Jan Weenix, jetzt Willem van Aelst, und der "Innere Hof eines bürgerlichen Hauses" von Pieter de Hooch. Die Werke Caravaggios sind also nicht genannt. Ein recht exakter Gradmesser für die Popularität von Malern und einzelnen Werken sind die Kopien und graphischen Reproduktionen, die auf den Ausstellungen gezeigt oder auf andere Weise bekannt wurden. Den meisten Anklang von den Giustiniani-Bildern hat demnach "Christus und die Ehebrecherin" unter dem Namen Sebastiano del Piombos gefunden. Als 1818 Daniel Berger damit begann, Hauptwerke der Berliner Sammlungen in Stichen zu reproduzieren anscheinend sind nur 1818 und 1822 zwei nicht auffindbare Hefte mit je 6 Blättern erschienen befanden sich aus der Sammlung Giustiniani im ersten Heft die "Ehebrecherin vor Christus". Von dem zweiten Heft ließen sich durch den Ausstellungs-Katalog von 1822 lediglich die Künstlernamen ermitteln: Guido Reni, Mantegna damit ist die "Judith" von Domenico Ghirlandajo gemeint Andrea von Pauda, Annibale Carracci, Luca Cambiaso und Caravaggio. Welcher Caravaggio für die Reproduktion ausgewählt wurde, ist also nicht bekannt. Seit 1824 erschienen im Lithographischen Institut, das in der Kleinen Wallstraße 11 arbeitete, Reproduktionen nach Berliner Gemälden. Unter den 11 nachweisbaren Blättern befinden sich fünf nach Bildern der Sammlung Giustiniani: Die "Ehebrecherin vor Christus", die Kopie von Raffaels Porträt des Papstes Julius II., die "Verkündigung Mariä" von Garofalo, die "Befreiung Petri aus dem Gefängnis" von Gerard van Honthorst und Caravaggios "Kurtisane Phyllis". Diese Person, die zu der allgemeinen Vorstellung von Caravaggio zu passen schien, war also interessant. Auf den Ausstellungen waren zwischen 1808 und 1832 insgesamt nur 3 Kopien bzw. graphische Reproduktionen nach Caravaggio zu sehen. Das ist bemerkenswert, bedenkt man, daß im gleichen Zeitraum 136 Werke nach Raffael zu sehen waren. Caravaggio war nichts weniger als vorbildlich. Füßlis "Künstlerlexikon" bescheinigt ihm 1806 einen "gänzlichen Mangel an Anmut und Grazie"..."einen sehr wahren, aber trivialen Ausdruck der Charaktere und Leidenschaften". Franz Kugler bemerkt 1836 im "Museum" zu dem Maler: "Es gibt Künstler, welche einen entschiedenen Hang zur Darstellung des Gemeinen und Hässlichen haben, darin sie aber alle Elemente der Leidenschaft, der Kraft, selbst einer eigentümlichen, aus einer besonderen Stimmung des Gemüts hervorgegangenen Großartigkeit zu entwickeln und auf den Beschauer einen zwar nicht erbaulichen, aber häufig sehr mächtigen und ergreifenden Eindruck hervorzubringen wissen. Solchen Werken gegenüber wird der vorurteilslose Beschauer sich nicht durch den unpassenden Titel zu einem einseitigen Urteile verleiten lassen. Wenn uns Caravaggio das feierliche Leichenbegräbnis eines Banditenhauptmanns unter dem Namen einer Grablegung Christi, wenn uns Rembrandt liederliches Bauerngesindel in einer verfallenen räucherigen Hütte unter dem Namen einer heiligen Familie vorführt, so sind das freilich arge Mißgriffe in der Benennung dieser Bilder." 1835 findet sich in Naglers Künstler-Lexikon folgendes Urteil: "Caravaggio führte die Malerei nur zur gemeinen Wirklichkeit, so wie er die Fehler des großen Giorgione und die durch die Zeit entstandenen Verdunkelungen seiner Gemälde nachahmte. Es ist übrigens bei den Kritikern nur ein Urteil über Amerigi. Sie sagen, dieser Künstler habe, allem guten Geschmacke entgegen, das gewöhnliche und das Gemeine mit Absicht gesucht und ohne sorgfältiges Studium nur tadelnswerte Werke geliefert." Vor diesem Hintergrund ist der Umstand zu sehen, daß Carl Blechen anscheinend 1826, als die Sammlung Giustiniani in der Akademie ausgestellt war, Caravaggios "Amor" kopiert hat. Dabei ist hervorzuheben, daß keine andere gemalte Kopie von dem Maler bekannt ist und er sonst überhaupt nicht als reproduzierender Künstler gearbeitet hat. Im Verzeichnis von 1826 ist Caravaggios "Amor" insofern viel Aufmerksamkeit geschenkt, als die Beschreibung ungewöhnlich ausführlich ist. Sie ist eine am Schluß gekürzte Übersetzung aus dem 1812 in Paris gedruckten Katalog von Alexandre Paillet und Hyppolite Delaroche. Es heißt in dem Berliner Katalog: "Die sinnliche Liebe, vorgestellt unter dem Bilde eines Jünglings. Boshafte Schadenfreude blitzt aus seinen Augen, in seinem Lächeln liegt Treulosigkeit; seine Flügel sind die eines Geiers, in seiner Hand hält er Bogen und Pfeile. An einem in Unordnung gebrachten Bett hat er einen Panzer, Bücher, Zirkel, Winkelmaaß, musikalische Instrumente und einen Lorbeerzweig unter die Füße geworfen; mit Sternen besäte Krone und Scepter. Diese sind durcheinandergeworfen." Moralisch zu rechtfertigen war dieses schamlose Bild nur durch die Konfrontation mit dem damals ebenfalls Caravaggio zugeschriebenen, von Giovanni Baglione gemalten Gegenstück "Der himmlische Amor besiegt den irdischen Amor". Dieses Bild hat Blechen offenbar nicht interessiert. Was Blechen mit Caravaggio verbindet und eine erste Erklärung für die Entstehung der Kopie liefern mag, ist der Wille des Berliner Malers, harmonisierende und idealisierende Anschauungen provokativ zu zerstören, andere Gegenstände zu wählen als andere Künstler und das Bekannte anders zu sehen als das Publikum es gewohnt ist. Die Besprechung eines 1834 auf der Berliner Akademie-Ausstellung gezeigten Gemäldes "Römische Hirten", das übrigens Prinz WiIhelm, der spätere König und Kaiser Wilhelm I. erworben hat, in Kuglers "Museum" wählt Worte, mit denen auch Caravaggios Malerei charakterisiert wurde: "Der Zynismus in Blechens Bildern wäre, es ist nicht zu leugnen, widerwärtig, wenn er nicht so poetisch wäre: doppelt begreiflich daher, daß sich viele immer noch nicht in ihn hineinfinden können. So seine "Römischen Hirten"; roh, frech, liederlich habe ich den Vortrag nennen hören, und das gerade ist seine Schönheit; wie mit Erbitterung und Zelotismus sind diese beiden Kerle gemalt, ihre Schafspelze sehen aus wie Kalkbewurf, die nackten Partien wie von Halbwilden, und bei all dem ist das Bild frappant wahr und die krasseste Wirklichkeit des Gemeinen; freilich Süßigkeit, Schöntuerei, Erfreulichkeit des Scheines muß man bei Blechen nicht suchen." Dem entsprach auch seine Auffassung der Landschaft Italiens. Als Blechen auf der Ausstellung von 1830 in zwei großen Campagna-Ansichten, beide Kriegsverluste, seine auf der Italienreise von 1828/29 gewonnene Sicht des Landes vorführte, wurde von der Kritik das schockierend Neue bemerkt, das in der Schilderung negativer Eindrücke bestand: drückende Hitze, ausgedörrter Boden, Wüste. "Wir finden in beiden Landschaften die versengte desolate Ebene mit ihrer charakteristischen bettelhaften, stolzen Armseligkeit. Diese gelblichen welken Weiberpflanzen im grauen zerlumpten Anzuge, sind Römerinnen man sieht, sie sind im Elend noch schön, und ohngeachtet ihrer Trägheit und Nachlässigkeit lebhaft, rasch, feurig sogar". Die Caravaggio-Kopie ist jedoch kaum als Resultat des Italienerlebnisses zu verstehen, sondern viel eher als eine vorbereitende die Phantasie anregende Beschäftigung damit, wie sie eine nicht datierte Briefstelle Schinkels belegt: "Gestern war der junge Blechen wieder in meinem Atelier, er bewunderte eine Dekoration, die ich für die hiesige Oper entworfen und die ein venetianisches Patrizierhaus darstellte. Plötzlich griff Blechen nach einem Pinsel, tunkte ihn in meine teuere Sepia und sagte, indem er nach einem Bogen Papier zu seinen Füßen griff: "Ich sehe jetzt Venedig vor mir. Wenn ich doch auch einmal dort sein könnte!" Und sogleich warf er ein Bild des großen Kanals mit der Salutenkirche auf das Blatt, daß mir bei der Arbeit beinah graulich zumute wurde: so treffend bewältigte er ein Motiv, was er leibhaftig vor Augen sehen mußte. Denn es konnte ihm aus andern Bildern diese völlig vom üblichen entfernte Blickeinstellung nicht in Erinnerung sein, da sie m. W. kein Maler vor ihm gemalt hat." Es geht jedoch bei der Caravaggio-Kopie um mehr als nur um eine Aussage über Italien und um die Absicht zu provozieren. Was BIechen gemeint hat, worauf er zielt, entlhüllt sich erst im Zusammenhang mit anderen ebenso frappanten Werken in seinem Oeuvre, die keine beobachtete äußere Wirklichkeit, sondern Bekenntnis eines quälenden Seelenzustandes sind. Blechen wollte Landschaftsmaler sein, aber er hat in der Zeit vor seiner Italienreise einige literarische Motive gestaltet, die sich zu einem geschlossenen Kreis zusammenfügen und deren Andeutungen sich ergänzen. Als Entwerfer für Bühnenbilder in den Jahren 1824-1827 war Blechen mit der Aufgabe vertraut, Landschaften und Innenräume zu gestalten, die die Wirkung literarischer Werke steigern sollten. Daraus erklärt sich die Existenz von Bildern, die drei Stoffe nicht exakt illustrierend, sondern mehr oder weniger frei paraphrasierend behandeln: Mozarts "Don Giovanni", Webers "Freischütz" und E. T. A. Hoffmanns "Elixiere des Teufels". Hoffmann, der seinerseits in die Nähe von Jacques Callot gerückt wurde, gehörte zu den Klischees, mit denen die Kritik Blechen zu charakterisieren suchte. 1826 stellte der Maler u. a. zwei kleine Gemälde aus, die als "gräßliche Fratzen" aus Hoffmanns Roman bezeichnet werden. Eines der beiden Bilder ist erhalten. Es zeigt den als Kanzelredner genial begabten Kapuzinerpater Medardus, eine Faust nicht unähnliche Künstlerfigur, die ihr Seelenheil für die vom Teufel gewährte Gabe künstlerischen Erfolges hergibt. Sicher liegt hier eine gewisse Identifizierung des Malers mit der dämonischen Gestalt vor. In der flüssigen Malweise, nicht nur im Hell-Dunkel-Effekt, steht dieses Bild unter allen Werken Blechens der Caravaggio-Kopie am nächsten. Ebenfalls 1826 war ein Hauptwerk, die "Dämonische Landschaft" ausgestellt, in der der 6. Auftritt im 3. Akt des Freischütz paraphrasiert ist. Max schießt, von Samuel gelenkt, mit einer Freikugel auf eine weiße Taube, die in Wahrheit seine Braut Agathe ist. Die Frau wird also zum Wild, das der finsteren Mächten verfallene Mann jagt. Hier erhält das Dämonische eine erotische Komponente. Das Bild war wie der "Amor" nach Caravaggio 1855 in Berlin ausgestellt und der Kunstkritiker Ludwig Pietsch, dessen Memoiren "Wie ich SchriftsteIler geworden bin" soeben in einer neuen Ausgabe erschienen sind, berichtet, wie er gemeinsam mit Wilhelm Lübke und dem zufällig hinzugetretenen Theodor Storm mit seiner Frau von dem Bild gepackt wurde, das er als "quälendes Traumbild" sah. "Aber immer noch, wenn ich daran zurückdenke, rieselt mir ein kalter Schauer den Rücken herab, wie ich ihn damals bei der Betrachtung dieses Bildes empfand". Für uns verstärkt sich dieser Schauer durch den Umstand, daß das Bild 1940 der Besitz Adolf Hitlers war. Um die gleiche Zeit malte Blechen den Kampf der Donna Anna mit Don Giovanni aus Mozarts Oper. Daran schließt sich die 1827 datierte Lithographie "Kirche und Friedhof im Schnee bei Mondschein" an. Die Staffage zeigt den an einer Madonnenstatue Halt suchenden Don Giovanni, dem im Hintergrund der Komtur erscheint. Zu diesen Darstellungen gesellen sich einige andere skizzenhafte sämtlich frühe Entwürfe, die um das Thema Liebe kreisen und nicht die in Berlin im frühen 19. Jahrhundert üblichen Motive behandeln. Eine Zeichnung in der Sammlung Ratjen zeigt eine badende Frau, innerhalb eines geräumigen Nymphäums an einem runden Wasserbecken sitzend den Kopf zurückgewandt zu ein oder zwei Männerköpfen, die im Hintergrund zu erkennen sind. Traditionell wird das Blatt "Bathseba" benannt, es könnte sich aber auch um eine Susanna handeln. Auffallend ist das Pathos, mit dem, formal als Fortsetzung des Frauenkörpers zu sehen, die riesenhafte Draperie sich um eine Säule schlingt, ein barocker, theaterhafter Effekt, der die erotische Spannung der Szene begleitet. Das Drama entfaltet sich im Raum, und daß es in einer Katastrophe endet, ist zu ahnen. Daran schließt sich die breite, z. T. mit Ölfarbe übermalte Pinselzeichnung "Judith zeigt dem Volk das Haupt des Holofernes" an. Der Triumph einer Frau über einen Mächtigen, der Opfer seines hemmungslosen Triebes wurde, ist inszeniert. Auch diese gräßliche Szene hat einen barocken Zug. Eine Szene der Gewalt, unzweifelhaft vom Theater inspiriert, zeigt die Ölskizze "Othello und Desdemona". Der antiken Mythologie entnommen ist das Motiv "Diana und Endymion". In diesen Kreis gehört auch die Tuschzeichnung "Faun und Nymphe". Das Hauptwerk dieser mythologischen Bilder ist das unvollendet gebliebene, 134 x 195 cm große "Venusfest" mit seinem bizarren, sich über den Zeitgeschmack hinwegsetzenden Klassizismus. Vielleicht ist das Bild wegen des Aufbruchs nach Italien am 6. September 1828 unvollendet geblieben. Es nimmt sich als eine Art Gegenstück zu dem nahezu gleich großen "Semnonenlager am Müggelsee" im Sinne eines Kontrastes von südlicher Kultur und nördlicher Barbarei aus. Abschließend sei noch ein anderer Gedanke erörtert, den Blechen möglicherweise vor Caravaggios "Amor" gedacht hat. Im Dezember 1826 schrieb er zu einer Sepiazeichnung mit dem Titel "Der Sturm", die nach einer Aufgabe des Berlinischen Künstlervereins entstand und einen unmittelbaren Einblick in seine damalige seelische Verfassung gibt: "Der Moment des wütenden Orkans nahet dem Ende; in dieser Beziehungschließt sich auch die Staffage an: Ein Pilger nahet auf holprigen dornigen Pfaden des Lebens dem Ziele des ewigen Friedens, wo ihm am Rande des Grabes der Genius des Todes mit offenen Armen entgegenharrt in dessen Nähe, wo nur allein Ruhe herrscht, sieht man Grabmäler, von Ölbäumen beschattet (als Zeichen des Friedens und Aussöhnung mit allem Irdischen)." Der Tod in Gestalt eines nackten geflügelten Jünglings erscheint überraschenderweise als ein schöpferisches Prinzip. Für Schinkel war der Genius eine zentrale Bildvorstellung. Der Pilger mit seiner hageren Gestalt und dem wehenden Gewand ist gleichsam ein Bruder des Pater Medardus. Auch hier geht es also um die Triebkraft des Künstlers, auf den der Tod eine Sogwirkung ausübt. Sollte Blechen nicht auch in Caravaggios "Amor" einen Genius gesehen haben, also eine Verkörperung künstlerischer Zeugungsfähigkeit und als die Kraft, die ihn zu unaufhörlicher Tätigkeit angetrieben hat? Die kleine Kopie wäre dann eine Manifestation der innersten Quelle von Blechens Kunst und hätte dann für den Maler den Charakter einer Ikone gehabt.

italienische Zusammenfassung

La collezione Giustiniani che il re Federico Guglielmo III aveva acquistato a Parigi nel 1815, non aveva suscitato a Berlino nessun entusiasmo. Le guide della citta´ non la menzionavano affatto oppure in modo sommario. Dalle opere della collezione erano nate soltanto qualche riproduzione e ed alcune copie. Ed anche il cuore della collezione che ci interessa, e cioe´ le opere del Caravaggio, non veniva considerato come esemplare. Per questo e´tanto piu´significativo che nel 1826, in occasione di una nuova esposizione della collezione, Carl Blechen abbia fatto una copia molto precisa di formato ridotto dell´"Amor" caravaggesco.

E´probabile che con la sua predilezione per il demoniaco, la tragicita´, l´istintivita´ e la violenza, Blechen avesse trovato in Caravaggio un´anima gemella. Si tratta inoltre dell´unica copia dell´artista di cui abbiamo notizia.

La copia dell´"Amor" si inserisce nel gruppo di dipinti che risentono della sua prima concezione della pittura caratterizzata da un tratto barocco che a quel tempo non era piu´ di moda. Tale copia va vista inoltre come preparazione al viaggio in Italia intrapreso dal Blechen nel 1828/29.