Positionen und Personen der Publizistik in Berlin

Vom "Deutschen Institut für Zeitungskunde" zum "Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft" an der Freien Universität

Von Bernd Sösemann

Eine Gesamtgeschichte der universitären Publizistik in Berlin steht noch aus. In einigen Monographien, Biographien und zahlreichen Aufsätzen finden sich dazu jedoch erste Ansätze. Es sind Studien zu bedeutenden Vertretern des Faches und politisch oder wissenschaftlich konfliktreichen Epochen. Dort werden Stationen auf dem langen Weg zu wiederholten Institutsgründungen beziehungsweise Wiederbegründungen beschrieben, die Auseinandersetzungen mit den nationalsozialistischen und kommunistischen Diktaturen untersucht sowie in ungleich geringerer Intensität und in bescheideneren Umfängen die Zeit der Freien Universität Berlin dargestellt.

Zu der jüngsten Geschichte gehören die Jahre der universitären Publizistik im kleinsten Fachbereich der Freien Universität, in den „Kommunikationswissenschaften“ von 1981 bis 1995, und der noch kürzeren Existenz des „Instituts für Publizistik“ als Teil einer weitaus größeren Einheit, dem Fachbereich „Philosophie und Sozialwissenschaften I“ (1995-1998 ) . Heute bildet das „Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft“ die dritte Wissenschaftliche Einrichtung des Fachbereichs „Politik- und Sozialwissenschaften“. Zu ihm zählen auch das interuniversitär und interdisziplinär strukturierte „Institut für Kommunikationsgeschichte und angewandte Kulturwissenschaften“ und die „Arbeitsstelle für Kommunikationsgeschichte und interkulturelle Publizistik“ am Lehrstuhl von Bernd Sösemann.

Die Geschichte der Zeitungskunde beziehungsweise der Publizistik reicht in Deutschland und damit auch in Berlin bis in das letzte Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts zurück. Der einflußreiche und energische Ministerialdirektor im Preußischen Kultusministerium, Friedrich Althoff, hatte bereits für eine hochschulgebundene Vorbildung von Journalisten plädiert. 1899 machte eine private Journalisten-Hochschule-Schule unter der Leitung des promovierten Juristen Richard Wrede auf sich aufmerksam; 1902 veröffentlichte er sein „Handbuch der Journalistik“. Die 1906 in Berlin gegründete Handelshochschule startete mit einem zeitungskundlichen Lehrauftrag und baute ihn in den folgenden Jahren aus. Dagegen konnte sich der „Verein Deutscher Zeitungs-Verleger“ 1908 nicht über die Frage einigen, ob er eine Universitäts- oder Fachhochschul-Ausbildung favorisieren solle. Die Betroffenen, die Journalisten, beriefen sich auf den Grundsatz der Pressefreiheit und lehnten alle Vorschläge von außen strikt ab. In dieser Situation eröffnete im April 1910 die Berliner „Humboldt-Akademie“, eine Art Volkshochschule, eine Abteilung „für die wissenschaftliche und berufstechnische Fortbildung von jüngeren Journalisten“. Der frisch emeritierte Nationalökonom Karl Bücher gründete 1916 aus privater Initiative an der Universität Leipzig das erste zeitungskundliche Institut. In Berliner sollte sich die Angelegenheit erst nach dem Krieg von 1914/18 weiter entwickeln.

Im Januar 1919 erhielt der leitende Redakteur der volkswirtschaftlichen Abteilung der „Deutschen Allgemeinen Zeitung“, der promovierte Jurist und Dozent für Staatswissenschaft Otto Jöhlinger , am Orientalischen Seminar der Berliner Universität einen bis zu seinem Tod 1924 ausgeführten Lehrauftrag für „Allgemeine Zeitungskunde unter besonderer Berücksichtigung der Berichterstattung über den Handelsteil“. Außerdem gründete er mit Unterstützung des Staatssekretärs und Orientalisten Carl Heinrich Becker ein „Seminar für Zeitungskunde und Zeitungspraxis“. Jöhlinger verfolgte mit seiner Tätigkeit ein bescheidenes Ziel; er wollte lediglich Berufsanfängern bessere Fachkenntnisse und damit gute Voraussetzungen für ihre weitere Arbeit verschaffen. 1920 lasen der Historiker Richard Schmitt über „Die Entwicklung der öffentlichen Meinung und des Zeitungswesens in Deutschland von 1517 bis 1870“ und an der Technischen Hochschule der Politologe Ludwig Bergsträsser über „Wesen und Aufgabe der Presse“.

Althoff hatte mit seiner umfassenderen Vorstellung von einer „Zeitungskunde“ den promovierten Nationalökonom und Chefredakteur der „Münchner Allgemeinen Zeitung, Martin Mohr (1924-1926), zu eigenen Gedanken angeregt. Mohr hielt alle bisherigen Bemühungen für ungenügend, weil sie sich nur auf eine Vorbildung für Journalisten richteten und nicht eine systematische und fachlich breiter fundierte Nachwuchsförderung anstrebten. Er plante eine „Zentralstelle für das Zeitungswesen“ mit zeitungswissenschaftlichen, journalistischen und fachinformellen Schwerpunkten. Er verfaßte 1919 eine Denkschrift für den „Reichsverband der deutschen Presse“ (RDP). Weit in die Zukunft wiesen seine Absichten, neben theoretisch-wissenschaftlichen Seminaren auch praktisch-handwerkliche Veranstaltungen anzubieten, seine Entschlossenheit, bereits etablierten Redakteuren anspruchsvolle Weiterbildungskurse zu offerieren und gleichzeitig das Institut zu befähigen, das Pressewesen, seine Geschichte und die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen zu erforschen. Trotz der Unterstützung durch den RDP und den Präsidenten der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, Adolf von Harnack, konnte Mohr weder die Skepsis der Philosophischen Fakultät gegenüber einer Akademisierung der Zeitungskunde beseitigen noch den Lehrauftrag Jöhlingers verhindern, so daß er erst nach dessen frühen Tod (1924) das wichtigste seiner Ziele erreichte: die Gründung eines „Deutschen Instituts für Zeitungskunde“ (DIZ) in Berlin.

Das Institut war eine universitätsunabhängige Institution des RDP. Mohr blieb hauptberuflich als Pressereferent im Kultusministerium tätig. Zum Wintersemester 1924/25 erhielt er einen universitären Lehrauftrag - das DIZ hatte er also nebenberuflich zu leiten. Das Fach erhielt vorerst nur den Status eines Ergänzungsfachs, also einerwissenschaftlichen Einrichtung ohne Prüfungsrecht. Der Lehrbetrieb konnte zwar sogleich aufgenommen und dann auch mit schnell wachsenden Studentenzahlen fortgeführt werden, doch es mangelte in allen Jahren an Mitarbeitern und an der finanziellen und sächlichen Ausstattung. Dennoch gelang es Mohr bis zu seinem Tod im Sommer 1927, die Einrichtung – inzwischen in „Institut für Zeitungswissenschaft“ umbenannt - zu konsolidieren und zusammen mit vier Mitarbeitern die Voraussetzungen dafür zu schaffen, daß sein Nachfolger – weitgehend unbehindert von einer einjähriger Vakanz - nicht nur als Direktor des DIZ, sondern erstmalig auch im Professorenrang die Institutsarbeit fortsetzen und an der Philosophischen Fakultät mit größerem Nachdruck wirken konnte. In dieser akademischen Umgebung verblieb die Publizistik bis 1970.

Den Ruf erhielt der achtunddreißigjährige Emil Dovifat, der ehemalige Stellvertreter Mohrs, Vertreter des RDP, promovierter Historiker und Journalist, der energisch und erfolgreich das begonnene Werk fortsetzte und erweiterte, das Institut zielstrebig zum größten in Deutschland ausbaute und den fachwissenschaftlichen Ruf der Berliner Publizistik begründete. In der kurzen Amtszeit von Mohr und den knapp zwanzig Jahren von Dovifat wurden somit auch einige der Grundlagen für das 1948 wieder eingerichtete Institut gelegt. Zu den wichtigsten Bestandteilen ist die intensive Verbindung der akademischen Lehre mit Veranstaltungen zu zählen, die in die Praxis einführen und zumeist von erfahrenen Journalisten geleitet wurden. Wie schwer dieser bis heute „publizistische Spagat“ zu realisieren ist, erkannte man in Berlin bereits in der Startphase. Zu den weiteren Lebensaufgaben des Instituts rechnete man die Doppelaufgabe, wissenschaftliche Forschung und praktische Aufgabe in der Lehrtätigkeit zu vereinen, doch sei dabei der Charakter als wissenschaftliche Einrichtung streng zu wahren. Den Studierenden wurden Praktika empfohlen, die man ihnen zu vermitteln suchte. Als charakteristische Stichworte für den Lehrplan dürfen „systematisch“, „historisch“, „pragmatisch“, „aktuell“ und „praxisbezogen“ gelten. Den Karteien und Archiven sowie speziell der „bibliographischen Auskunftsstelle“ zum nationalen und internationalen Pressewesen haben sowohl Mohr als auch Dovifat eine ebenso große Bedeutung zu gemessen wie den übrigen bibliothekarischen und bibliographischen Hilfsmitteln, den Lehrmitteln und Handbüchern. Die folgenden Angaben vermitteln einen ersten Eindruck von der Fülle und der Qualität der Aktivitäten:

  • 1925 Mitteilungen des Deutschen Instituts für Zeitungskunde
  • 1927 Der amerikanische Journalismus (1990: Nachdruck)
  • 1928 Wege und Ziel der zeitungswissenschaftlichen Arbeit
  • 1929 Bibliographisches Handbuch der Zeitungswissenschaft
  • 1931-1937-1944-1955-1962 Zeitungswissenschaft / Zeitungslehre, 2 Bde. (1976: Überarbeitung)
  • 1931 Zeitung und Zeit (Schriftenreihe); 1937ff: in den Reihen A und B
  • 1931-1934-1937 Handbuch der Weltpresse
  • 1932-1934-1937-1944 Handbuch der Deutschen Tagespresse
  • 1932 Internationale Bibliographie des Zeitungswesens
  • 1932 Der wirtschaftliche Aufbau des deutschen Zeitungsgewerbes
  • 1932 Jugend und Zeitung
  • 1933 Standortkatalog wichtiger Zeitungsbestände in dt. Bibliotheken
  • 1936 Mitteilungen des Instituts für Zeitungswissenschaft an der Universität Berlin
  • 1937 Rede und Redner
  • 1941 Studien zum Weltrundfunk und Fernsehrundfunk (Lehrbuchreihe)
  • 1944/45 Handbuch der Presse Europas
  • 1947-1949 Handbuch der Lizenzen der deutschen Verlage
  • 1954-1956 Handbuch: Die deutsche Presse
  • 1956 Handbuch der Auslandspresse
  • 1968 Handbuch der Publizistik, 3 Bde.

Mit wachsender Tendenz und Frequenz nutzten Studierende, Dozenten, Verlage und Redaktionen, Behörden und Verbände die hiermit gebotenen außerordentlich guten Informations- und Recherchemöglichkeiten. Der Bereich „Fortbildung“ erhielt seinen festen Platz im weitgespannten Tätigkeitsfeld des Institut. Er wurde mit Vorträgen, ein- und mehrtägigen Kursen ausgefüllt. Seit 1929 geschah es an der Berliner Volkshochschule für den „normalen Zeitungsleser“ und am Institut für Redakteure „aller Richtungen“ sowie seit 1930 für Lehrer aller Schulgattungen (Dovifat, Hans Amandus Münster). Von 1937 bis 1939 wurden die Vortragsveranstaltungen als „Reichslehrgänge für pressefachliche Fortbildung“ angeboten. Das Institut wollte bewußt mit seinem Personal und der Kapazität seiner fünf, später sechs Abteilungen in die Öffentlichkeit hineinwirken:

  • Deutsche Zeitungssammlung und Statistik
  • Deutsche Presse (Aufbau, Arbeitsweise)
  • Deutsche Presse (Umwelt)
  • Ausland
  • Presserecht
  • Betriebspresse (seit 1943)

Das Institut griff aktuelle Fachfragen auf wie das Problem der Gerichtsberichterstattung, einer Revision oder Neufassung des Reichspressegesetzes und der rechtlichen Absicherung des Redakteurs. Standesfragen und die Themen einer mangelhaften oder sogar fehlenden Ausbildungs- und Zugangsregelung nahm man ernst. Man beteiligte sich intensiv und erfolgreich an den in der Öffentlichkeit zuvor vorwiegend polemisch geführten Diskussionen über die Ökonomisierung, die mangelhafte Professionalisierung sowie über das Bild des Redakteurs und der Presse.

Auf die Epoche der nationalsozialistischen Diktatur muß näher eingegangen werden. Denn die Diskussionen über die Formen und Umstände, das Ausmaß und die Wirkungen von Verstrickungen werden anhalten, weil die nachlebenden Generationen neue Fragen an die historischen Ereignisse und Personen stellen, nach ihren eigenen Erklärungen für eines der herausragenden Ereignisse des vergangenen Jahrhunderts suchen, das mehrere Grunderfahrungen menschlicher Existenz berührt hat. Das Berliner Institut geriet nach 1933 ideologisch, sachlich, finanziell und auch personell schnell in politische Abhängigkeiten: in den Einflußbereich der NSDAP, unter den Druck eines offiziellen „Lehrplans der Zeitungswissenschaft“ (1935), unter die Kuratel des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda und des einflußreichen nationalsozialistischen „Deutschen zeitungswissenschaftlichen Verbands“, den Walther Heide leitete, einer der Vertrauten von Joseph Goebbels. Wilhelm Weiss, Hauptschriftleiter des „Völkischen Beobachters“, wurde Präsident der „Deutschen Gesellschaft für Zeitungswissenschaft“, dem Rechtsträger des Instituts, der sogleich das Arbeitsgebiet mit dem Ziel erweiterte, „alle Mittel der Meinungsführung und Meinungsbildung“ zu erfassen. Die Abteilungen definierte er um in:

  • Aufbau und Arbeitsweise der politischen Führungsmittel
  • Umwelt und Wechselbeziehungen
  • Ausland
  • Sammeltechnik und Statistik
  • Zeitschriften (seit 1933/34)

Heide setzte sich mit der Favorisierung der Zeitung als Untersuchungsmedium gegen Dovifat durch, der die sogenannten Randgebiete, den Film, das Fernsehen und den Hörfunk, mit erforschen und damit das Fach zur „Publizistik“ zu erweitern strebte. Erst nach der Auflösung der Reichsrundfunkkammer (1940) ließ Goebbels in Berlin - parallel zum DIZ und unter der Leitung von Kurt Wagenführ – 1941 eine ein „Institut für Rundfunkkunde und Fernsehrundfunk an der Universität Berlin“ als neue „Arbeitsstelle“ einrichten. Das Auswärtige Amt meldete eigene Ansprüche und übernahm von 1942/43 an die Finanzierung. Die Buchreihe „Studien zum Weltrundfunk und Fernsehrundfunk“ zählte schnell zu wichtigen Lehrmitteln des Instituts.

Der RDV gehörte zu den ersten Institutionen, die sich selbst „gleichschalteten“. Zusammen mit Dovifat protestierten nur zwei weitere Mitglieder gegen die Einführung des Arier-Paragraphens und den sofortigen Ausschluß aller jüdischen Mitglieder. Er galt wegen derartiger Verhaltensweisen als politisch „unzuverlässig“. Partei und Ministerien misstrauten ihm wegen seiner öffentlich bekannten Position als engagierten Katholiken und Konservativen, als „sperrigen“ Publizisten; sie ließen ihn wegen seiner Reden und der Missachtung der ministeriellen Rüge, „das Weltanschauliche“ in den Vordergrund der universitären Arbeit zu stellen und den wissenschaftlichen Nachwuchs „die rechte Anleitung“ zukommen zu lassen“, beobachten. In seiner Personalakte findet sich der Vermerk, daß die Universität sich um seine „Zurückdrängung und Isolierung“ zu bemühen habe. Selbst eine vorübergehende Versetzung in den Ruhestand reichte zur Disziplinierung Dovifats ebenso wenig aus wie verschärfte Überwachungsmaßnahmen. In den Promotionsverfahren, die für das Regime irritierend oder ihm lästig waren, erhielt Dovifat linientreue Korreferenten oder Aufpasser wie den Historiker Wolfgang Windelband, den Philosophen Alfred Baeumler oder den Sportwissenschaftler Karl Krümmel. Dovifat setzte sich für seine akademischen Schüler gutachtlich so vehement ein, daß das Erziehungsministerium die Universität aufforderte, derartige Verfahren möglichst nicht zu eröffnen.

Dovifat tolerierte niemals das gedankliche und moralische Umfeld der Nationalsozialisten. Da er in seinem Amt verblieb und wirken wollte, mußte er nicht nur starke Beeinträchtigungen akzeptieren, sondern auch Mißverständnisse bei Zeitgenossen und Nachlebenden, die seine verbalen Zugeständnisse zu weitgehend schienen. „Ich bin kein Opfer des Faschismus“, schrieb er rückblickend, „aber für Viele ist es ein Wunder, dass ich es nicht geworden bin.“ Nach 1945 sah er bei seinem Engagement für die Demokratie den stärksten Garant der Moralität in seinem Glauben.

In zwei umfangreichen Untersuchungen haben Berliner Historiker, Politologen und Publizistikwissenschaftler zusammen mit Kollegen aus Deutschland sowie mit Journalisten und Zeitzeugen ihre Forschungsergebnisse und Erfahren zu Hauptthemen der Publizistik in Berlin vorgelegt. Sie konzentrieren um das Leben und Werk der beiden Hauptvertreter des Faches in der nationalsozialistischen Zeit und in den ersten drei Jahrzehnten der Zeit nach dem Krieg von 1939/45. Weitere Studien sind in Arbeit.

 

EMIL DOVIFAT. Studien und Dokumente zu Leben und Werk, hg. von Bernd Sösemann in Zusammenarbeit mit Gunda Stöber, Berlin 1998 (694 S. + 11 Abb.):

Fachwissenschaftler und Publizisten legen vierzehn Untersuchen zu bedeutenden Lebensabschnitten sowie zur öffentlichen und akademischen Tätigkeit von Dovifat vor (mit 51 Dokumenten und detaillierten bibliographischen Hinweisen). Sie stellen die Biographie nachdrücklich in den historisch-politischen Kontext und zeichnen Kontinuitäten und Wandlungen kritisch und quellennah bis auf die Ebene der Rezeption in Wissenschaft und universitärer Lehre nach.

Erster Teil:

  • K.-U. Benedikt, Ein deutsches Leben
  • E. Noelle-Neumann, Lehrer und Schülerin
  • J. Heuser / P. Szyszka, Das « Deutsche Institut für Zeitungskunde, Berlin
  • R. Stöber, Emil Dovifat in der Weimarer Republik
  • O. Köhler, Auf krummen Wegen gerade gedacht
  • B. Sösemann, Auf dem Grad zwischen Entschiedenheit und Kompromiß
  • A. M. Eckert, „Mit Stolz blicken die Deutschen auf die Männer des 20. Juli...“
  • J. M. Schulz, Aktivitäten für die „Neue Zeit“
  • B. Baerns, „Wahrheit Wahrheit und Lüge Lüge nennen können“
  • J. Wilke, Emil Dovifats „Zeitungslehre“
  • H. Kundler, Schatten auf dem Bilde Dovifats
  • St. Ruß-Mohl, „Der amerikanische Journalismus“
  • A. Kübler, Emil Dovifat und das Institut für Publizistik
  • A. Kübler, Materialien zur Rezeption

Zweiter Teil: Wissenschaftliches und öffentliches Wirken in Dokumenten aus sieben Jahrzehnten (1919-1977)

 

FRITZ EBERHARD. Rückblicke auf Biographie und Werk, hg. von Bernd Sösemann, Berlin 2001 (517 S. + 117 Abb.):

Fachwissenschaftler der verschiedenen Disziplinen, Journalisten und Publizisten stellen auf Grund eigenen Erfahrens oder quellennaher Studien bedeutende Lebensabschnitte dar. Sie untersuchen die Tätigkeit und Wirksamkeit von Eberhard in Politik, Widerstand, Exil, Partei, Medien und Universität. Hinzu kommen noch ein umfangreicher Dokumenten-Teil und ausführliche Bibliographien.

Erster Teil:

  • S. Miller, Freundschaftliche Erinnerungen an das Leben eines „zornigen alten Mannes“
  • D. Berwanger, Die Ankunft am Berliner Institut
  • P. Glotz, Der Außenseiter
  • J. Tonnemacher, „Beim Rundfunk ist man eben pünktlich“
  • A. Wosnitza, Über Eberhard nachdenken, heißt über sich selbst nachdenken
  • F. Eberhard, Autobiographische Aufzeichnungen
  • St. Graf Fink von Finckenstein, Vita in Stichworten
  • H. B. Görtemakert, „Über den Luxus“ (Rauschenplats Dissertation)
  • K. Koszyk, Hellmuth von Rauschenplats Mitarbeit am „ISK“
  • W. Wippermann, Fritz Eberhard und der ISK
  • B. Sösemann, Journalistischer Kampf gegen den Nationalsozialismus
  • I. Stuiber, Politik und Journalismus
  • J. M. Schulz, „Bonn braucht sein Licht nicht unter den Scheffel zu stellen“
  • K. Dussel, Fritz Eberhard als Kommentator und Rundfunkintendant
  • H. Bohrmann, Fritz Eberhard als Förderer und Anreger der Kommunikationswissenschaft
  • P. Groos, Vision oder Zwangslage? (Fritz Eberhard in der Universität)
  • St. Ruß-Mohl, Fritz Eberhard und Emil Dovifat

Zweiter Teil: B. Sösemann, Wissenschaftliches und öffentliches Wirken in Dokumenten aus fünf Jahrzehnten

Dritter Teil: B. Sösemann, Bibliographien, Nachweise und Hilfsmittel

 

Hundert Jahre nach den ersten Überlegungen von Ministerien, Presse und Öffentlichkeit, wie eine „fachgerechte Vorbereitung“ von Journalisten gewährleistet werden und ob die Universität eine „Zeitungskunde“ überhaupt zum „ordentlichen Lehrgegenstand“ erheben könne, ist die Disziplin in einer kaum mehr zu überblickenden Anzahl von Varianten nicht nur an zahlreichen Universitäten, sondern in einer Vielzahl von öffentlichen und privaten Einrichtungen vertreten. Das Berliner Institut ist bis heute das einzige in Berlin und mit seinem breit gefächerten Lehrangebot das größte im deutschsprachigen Raum geblieben. Die Veröffentlichungen, die allgemeinen Forschungsvorhaben und die Drittelprojekte lassen die Leistungsfähigkeit, die vielfältigen Interessen und damit auch die jeweiligen Schwerpunkte hervortreten. Ebenso deutlich zeigt sich, in welchem hohen Maß die Publizistik- und Kommunikationswissenschaft an der Freien Universität Berlin die nationale und internationale Kooperation mit Institutionen der Wissenschaft und Praxis sucht, ihre transdisziplinär ausgerichteten Strukturen und breit gefächerten Interessen und die sich daraus ergebenden methodischen Ansätze nutzt.

Homepage: http://www.kommwiss.fu-berlin.de/kvv.html
Aktuelle Informationen über das Lehrangebot („Kommentiertes Vorlesungsverzeichnis“).

Barthenheier, Günter / Werner Hoffmann: Eine Dokumentation zum 30jährigen Bestehen des Instituts für Publizistik. Berlin 1978.
Eine Quellensammlung und gleichzeitig ein Dokument der aktuellen Situation am damaligen „Institut für Publizistik und Dokumentationswissenschaft“.

Benedikt, Klaus-Ulrich; Emil Dovifat. Ein katholischer Hochschullehrer und Publizist (Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte, Reihe B, Bd. 42). Mainz 1986.
Eine thematisch breit konzipierte, quellennah und informationsreiche Biographie mit der bislang ausführlichsten Bibliographie.

Bruch, Rüdiger vom / Otto B. Roegele (Hg.): Von der Zeitungskunde zur Publizistik. Biographisch-institutionelle Stationen der deutschen Zeitungswissenschaft in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Frankfurt/Main 1986.
In zehn Beiträgen wird Material zu den ersten sieben Jahrzehnten der Presse- und Publizistikforschung zusammengetragen; darin schreibt Klaus-Ulrich Benedikt über „Das Berliner Institut“.

Freie Universität Berlin, FB Philosophie und Sozialwissenschaften (Hg.): Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft. Berlin 1997.
Eine Selbstdarstellung des Instituts: knapper historischen Abriß, Darstellung und Erläuterung der aktuellen Struktur, Vorstellung des Personals, Beschreibung des Studiengangs mit den verschiedenen Zusatzstudiengängen, Skizzierung der Schwerpunkte in der Lehre und der Forschung mit speziellen Kurzbibliographien.

Groos, Peter: Zeitungswissenschaft im Interessengeflecht von Politik und Publizistik – die Lehrsituation an der Friedrich-Wilhelms-Universität 1933-1945. In: Gesine Bey (Hg.), Berliner Universität und deutsche Literaturgeschichte. Studien im Dreiländereck von Wissenschaft, Literatur und Publizistik. Frankfurt / Main 1998; S. 159-183.
Der Beitrag untersucht die sieben Institutionen in Berlin, die sich in der zeitungs- und publizistikwissenschaftlichen Lehre engagierten; das Wirken der führenden Persönlichkeiten Dovifat und August Hinderer steht dabei im Mittelpunkt. Daneben geht es dem Vf. auch um personal- und hochschulpolitische Fragen sowie um verbands- und ordnungspolitische Themen.

Hachmeister, Lutz: Theoretische Publizistik. Studien zur Geschichte der Kommunikationswissenschaften in Deutschland (Beiträge zur Medientheorie und Kommunikationsforschung 25). Berlin 1987.
Enthält u.a. eine Auseinandersetzung mit einigen der von Emil Dovifat und Fritz Eberhard vertretenen Positionen und den Versuch, ihre Bedeutung für die Entwicklung des Faches zu erfassen.

Heuser, Joachim: Zeitungswissenschaft als Standespolitik. Martin Mohr und das „Deutsche Institut für Zeitungskunde“ in Berlin (Kommunikation: Forschung und Lehre 6). Münster / W. 1994.
Eine aspekt- und materialreiche Untersuchung zu den Anfängen des Berliner Instituts.

Raabe, Hans-Joachim: Emil Dovifats Lehre von der Publizistik. Diss. phil. Leipzig 1962 (maschinenschriftliche Fassung).
Einseitig aus marxistisch-leninistischer Perspektive konzipierte Studie mit einem eng begrenzten Erkenntniswert.

Roters, Gunnar u.a. (Hg.): Berliner Hochschulschriften Publizistik und Informationswissenschaft. Berlin 1993.
Diese Bibliographie erfaßt alle Abschlußarbeiten von 1948 bis Ende Oktober1992.

Schottländer, Rudolf: Verfolgte Berliner Wissenschaft. Berlin 1988.
Ein erster Überblick, der das Schicksal der Vertriebenen und Verfolgten vor dem Hintergrund der Zeit und in einem engen Zusammenhang mit der Geschichte der Institutionen darstellt.

Tent, James F.: Freie Universität Berlin 1948-1988. Eine deutsche Hochschule im Zeitgeschehen. Berlin 1988.
Die erste aus den Akten gearbeitete Geschichte der Universität.