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60 LP Theaterwi...  
Lehrveranstaltung

Institut für Theaterwissenschaft (WE 7)

60 LP Theaterwissenschaft (SPO gültig ab WS 22/23)

0052e_m60
  • Grundlagen Auffühungsanalyse

    0051eA1.1
    • 17510 Seminar
      The Body on Display: Einführung in die Aufführungsanalyse (Lindsey Drury)
      Zeit: Do 10:00-14:00 (Erster Termin: 18.04.2024)
      Ort: SR II Seminarraum (Grunewaldstr. 35)

      Zusätzl. Angaben / Voraussetzungen

      Students are required to attend at least two live performances (tickets are self-paid) with others in the class. In-class conversations are in English. There are brief weekly reading responses in German or English via Blackboard.

      Kommentar

      Pop stars, performance artists, streakers, freak shows, tableaux vivants, beauty pageants, body building, anatomy theaters, human zoos — this is a class that investigates the display of bodies as performance practice and critically examines questions of power, visibility, and consent. The approach of this performance analysis course also focusses on embodied expression — the movements and gestures of actors, the techniques of dance, modes of dressing and adorning the corporeal, and ways that the body, by being shown, might be brought into difficult and/or intimate relations. It also explores the display of the body as a zone of slippage between the popular and artistic spheres, blurring the edges of performance-as-art. A Mix of German and English-language readings are drawn from biopolitical theory and bioethics, disability studies, queer studies, Black and Indigenous studies, media studies, performance studies and medical history. Class includes weekly screenings of films, documentaries, and documented performances.

    • 17530 Praxisseminar
      Einführung in die Dramaturgie (Inka M. Paul)
      Zeit: Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 15.04.2024)
      Ort: 103 Sitzungsraum (Grunewaldstr. 35)

      Zusätzl. Angaben / Voraussetzungen

      Voraussetzungen für die Teilnahme an der Übung sind die aktive und regelmäßige Anwesenheit, das Verfassen eines Referats bzw. Mitarbeit in einer Gruppe und die Bereitschaft zu Theaterbesuchen, die im Seminar diskutiert werden können. Trotz konventioneller Schreibweise: eingeschlossen sind alle Geschlechter.

      Kommentar

      Was ist Dramaturgie? Einst war der Dramaturg – als „Nachfahre des Hausdichters“ – jemand, der in erster Linie (Dramen) für das Theater schrieb. Für Intendanten des Stadttheaters bedeutet Dramaturgie gerne die Zentralstelle für Organisation, Öffentlichkeitsarbeit und Probenbetreuung. Als literaturwissenschaftliche „Fachfrau“ einerseits und organisierender „Junge für alles“ andererseits erfüllen sie aber nur eine Facette dieses Berufs. Wesentlich ist die Dramaturgin heute Beraterin der Regisseurin in intellektueller, künstlerischer, (gesellschafts-)politischer und philosophischer Hinsicht. Im Zeitalter der „Entgrenzung der Künste“ nimmt Kuratieren der performativen Künste, besonders in der Freien Szene, großen Raum ein. Für ein Theater, das die Grenzen zu Oper, Tanz und/oder Installation überschreitet, gar seinen angestammten Bau verlässt, muss die Dramaturgin – sei es für eine Gruppe, sei es für ein Festival – mit der Unsicherheit projektbezogenen Arbeitens umgehen, Anträge schreiben, Drittmittel einwerben und künstlerische Arbeit ermöglichen. In unserer Übung fragen wir: Welche Aufgabe(n) weisen wir heute dem Theater zu? Was bedeutet Dramaturgie in unterschiedlichen Theaterformen? Interessiert mich das Stadttheater oder die Freie Szene? Wie spreche ich über ein Theater, bei dem der Text nicht mehr die Basis ist? Was zeichnet Kuratieren als dramaturgische Tätigkeit aus? Wir verbinden theoretische Überlegungen mit eigenen dramaturgischen (und szenischen) Konzeptionen, die wir in kleineren Gruppen entwickeln. Text- und Konzeptionsarbeit greifen ineinander. Wir werden Aufführungen diskutieren, Texte lesen und zu verstehen suchen; wenn möglich, wird ein Gast aus dem Theater aus seiner/ihrer Praxis berichten.

    • 17531 Praxisseminar
      Digitale Untertexte und analoge Beweggründe. Szenisches Projekt (Marina Dessau)
      Zeit: Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 15.04.2024)
      Ort: Mo Hörsaal (Theaterwiss.) (Grunewaldstr. 35), Mo SR I Seminarraum (Grunewaldstr. 35), Di Hörsaal (Theaterwiss.) (Grunewaldstr. 35), Mi Hörsaal (Theaterwiss.) (Grunewaldstr. 35), Do Hörsaal (Theaterwiss.) (Grunewaldstr. 35), Fr Hörsaal (Theaterwiss.)...

      Hinweise für Studierende

      Bitte beachten: Diese Lehrveranstaltung findet als Blockveranstaltung statt. Einführungssitzung: Montag, den 15. April, 18-20 Uhr, SR I (Grunewaldstraße 35)

      Zusätzl. Angaben / Voraussetzungen

      marinadessau.com/about/

      Kommentar

      Ziel des szenischen Projektes ist es, den Diskurs um biometrische Erkennungssysteme mit Theatermitteln zu befragen: Besonders spannend und gleichsam befragungswürdig ist derzeit die Entwicklung der sogenannten Emotionserkennungstechnologien. Seit geraumer Zeit wird in etlichen Unternehmen an der Hoffnung geschraubt, bald Büchners Danton widersprechen und doch einander unter die Schädeldecken schauen zu können. Zu erkennen, was im Gegenüber unter der analogen Oberfläche von Wort und Haut vorgeht. Die Beweggründe aufzuschlüsseln und u.a. potentielle Handlungen abzuleiten. Die Aufgabe und der Fall der allerletzten Intimsphäre also. Wie aber würde sich unser Verhalten und Miteinander verändern, wenn eine solche Utopie/Dystopie absoluter Transparenz gelänge? Nichts Neues wäre dieser Entschlüsselungs-Versuch für das Theater, dem es seit jeher ein Anliegen ist, das Innere, Verborgene, die unsichtbaren Zusammenhänge nach außen zu kehren und dafür Darstellungsweisen zu finden. Nur bleibt das Theater bei der künstlerischen Behauptung, während wertschöpfungsorientierte Anwendungen am Absatz von Affekt-Daten interessiert sind und für diesen Zweck „zuverlässige“ Angaben über die Beweggründe eines Menschen liefern. Was die Zuverlässigkeit betrifft, ist die wissenschaftliche Community um Emotionsforschung größtenteils skeptisch.

      Nachdem wir im Praxisseminar zunächst die Methode Viewpoints (nach Bogart/Landau), eine nicht-psychologische Improvisations- und Inszenierungsmethode, kennengelernt haben, werden wir auf dieser Basis mit Open-Source-Emotionserkennungsprogrammen arbeiten. Wir überprüfen, welche äußeren Bewegungen von Programmen registriert werden, wandeln diese mit Hilfe weiterer Software in Sounds und/oder Sprachsequenzen um und unterstellen Untertexte. Die Viewpoints-Spielweise eignet sich besonders gut als praktischer Untersuchungsansatz, weil die Methode mit der verdichteten Veräußerung innerer Bewegungen (Handlungsgedanken, Emotionen etc.) arbeitet. Auf der Stoff-Ebene lassen wir uns u.a. inspirieren von Videoaufzeichnungen aus Oral-History-Interviews, wie sie bspw. vom Fraunhofer-Institut IAIS mithilfe von Emotionserkennungs-KIs kategorisiert werden sollen. Wer eines Tages wissen möchte, in welchen Zeitzeugen-Interviews um den Mauerfall bestimmte Emotionen vorkommen, soll gezielt nach ihnen suchen können, so das Versprechen.

      Beim spielerisch-körperlichen Experimentieren werden wir uns immer wieder auch mit ästhetischen Fragen und mit der formal und inhaltlich relevanten Verwendung von neuen Technologien in Inszenierungs-/ Aufführungszusammenhängen beschäftigen, wie auch Fragen um gesellschaftliche Implikationen von biometrischen Technologien streifen.

      marinadessau.com/about/

      Ziel des szenischen Projektes ist es, den Diskurs um biometrische Erkennungssysteme mit Theatermitteln zu befragen: Besonders spannend und gleichsam befragungswürdig ist derzeit die Entwicklung der sogenannten Emotionserkennungstechnologien. Seit geraumer Zeit wird in etlichen Unternehmen an der Hoffnung geschraubt, bald Büchners Danton widersprechen und doch einander unter die Schädeldecken schauen zu können. Zu erkennen, was im Gegenüber unter der analogen Oberfläche von Wort und Haut vorgeht. Die Beweggründe aufzuschlüsseln und u.a. potentielle Handlungen abzuleiten. Die Aufgabe und der Fall der allerletzten Intimsphäre also. Wie aber würde sich unser Verhalten und Miteinander verändern, wenn eine solche Utopie/Dystopie absoluter Transparenz gelänge? Nichts Neues wäre dieser Entschlüsselungs-Versuch für das Theater, dem es seit jeher ein Anliegen ist, das Innere, Verborgene, die unsichtbaren Zusammenhänge nach außen zu kehren und dafür Darstellungsweisen zu finden. Nur bleibt das Theater bei der künstlerischen Behauptung, während wertschöpfungsorientierte Anwendungen am Absatz von Affekt-Daten interessiert sind und für diesen Zweck „zuverlässige“ Angaben über die Beweggründe eines Menschen liefern. Was die Zuverlässigkeit betrifft, ist die wissenschaftliche Community um Emotionsforschung größtenteils skeptisch. Nachdem wir im Praxisseminar zunächst die Methode Viewpoints (nach Bogart/Landau), eine nicht-psychologische Improvisations- und Inszenierungsmethode, kennengelernt haben, werden wir auf dieser Basis mit Open-Source-Emotionserkennungsprogrammen arbeiten. Wir überprüfen, welche Bewegungen registriert werden, wandeln diese mit Hilfe weiterer Programme in Sounds und/oder Sprachsequenzen um und unterstellen Untertexte. Auf der Stoff-Ebene lassen wir uns u.a. inspirieren von Videoaufzeichnungen aus Oral-History-Interviews, wie sie bspw. vom Fraunhofer-Institut IAIS mithilfe von Emotionserkennungs-KIs kategorisiert werden sollen. Wer eines Tages wissen möchte, in welchen Zeitzeugen-Interviews um den Mauerfall bestimmte Emotionen vorkommen, soll gezielt nach ihnen suchen können, so das Versprechen. Beim spielerisch-körperlichen Experimentieren werden wir uns immer wieder auch mit ästhetischen Fragen und mit der formal und inhaltlich relevanten Verwendung von neuen Technologien in Inszenierungs-/ Aufführungszusammenhängen beschäftigen, wie auch Fragen um gesellschaftliche Implikationen von biometrischen Technologien streifen.

    • 17532 Praxisseminar
      Collage als filmisches Prinzip (Maryvonne Riedelsheimer)
      Zeit: Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 19.04.2024)
      Ort: SR III Seminarraum (Grunewaldstr. 35)

      Zusätzl. Angaben / Voraussetzungen

      Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.

      Kommentar

      Für den Einsatz von Video im Theater gibt es mittlerweile sehr unterschiedliche Zugänge und zahlreiche Beispiele: als im Moment erschaffenes Live-Kino, als Kommunikationskanal in den öffentlichen Raum, zur Schaffung virtueller und/oder atmosphärischer Räume, als Kommentarebene oder zur Erzeugung spektakulärer Lichteffekte - die möglichen Funktionen, die das Medium innerhalb einer Inszenierung erfüllen kann, sind breit gefächert. Immer aber muss es sich auf irgendeine Art zum Bühnenraum verhalten und sich in diesen einfügen; sei es als Projektion auf einer ins Bühnenbild integrierten Leinwand, sei es den ganzen Raum oder einzelne Objekte überlagernd. Gibt es Fernseher oder eine LED-Wand, sind die Oberflächen transparent und der Raum dahinter bleibt sichtbar, verändert die Oberflächenstruktur der Projektionsfläche den gezeigten Inhalt? Der Umgang mit Video im Theater ist immer eine Arbeit des Collagierens und des In-Bezug-Setzens. Es entstehen Parallelnarrationen, Räume in Räumen, Bilder in Bildern. Für dieses Prinzip suchen wir filmische Umsetzungen, indem wir die Möglichkeiten filmischer Collagen ausloten. Wie lassen sich Bildebenen miteinander in Beziehung setzen, wie überlagern, kommentieren und verschränken sie sich? Spiegelungen, abgefilmte Bildschirme, Splitscreen und Greenscreen sind nur einige der Möglichkeiten, die wir im Rahmen des Seminars praktisch erforschen. Es entstehen eigene kleine Videoarbeiten.

  • Grundlagen Theaterhistoriographie

    0051eA1.2
    • 17513 Seminar
      Sein, Nichtsein, Anderssein: 100 Jahre Shakespeare auf deutschen Bühnen (Peter Jammerthal)
      Zeit: Mi 10:00-14:00 (Erster Termin: 17.04.2024)
      Ort: SR I Seminarraum (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      Kaum ein anderer Autor hat auf deutschsprachigen Theaterbühnen anhaltend so viel Beachtung und Auseinandersetzung erfahren wie William Shakespeare. Liegt es an dem Verhältnis zwischen Gesellschaft und Individuum, das in diesen Stücken oft verhandelt und unter je aktuellen Perspektiven neu interpretiert und diskutiert wird? Liegt es an den „Außenseiterfiguren?, wie dem „Intellektuellen? Hamlet, dem nur auf den ersten Blick „integrierten“ schwarzen Heerführer Othello, dem jüdischen „Wucherer? Shylock, die zu Stellungnahmen provozieren? Die Auseinandersetzung mit Shakespeare-Inszenierungen der letzten 150 Jahre zeigt im Gegenzug, wie sich bei Akteur*innen und Publikum ästhetische Positionen wie Funktionsbestimmungen des Theaters wandeln: Wer macht wann für wen Theater, wie und wozu?

    • 17514 Seminar
      Experimentalism in the Performing Arts: Introduction to Theater Historiography (João Cardante Romão, N.N.)
      Zeit: Mo 14:00-18:00 (Erster Termin: 15.04.2024)
      Ort: SR II Seminarraum (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      Experimentalism seems to be everywhere these days. Whether as a way of defining artistic practices and scenes, or as a way of making and listening to music, there is something about the term that seems to fascinate artists, musicians, concert-goers, and listeners. This introductory course is about exploring that something, and how such terms have histories and can be used to think about broader political, economic, and social issues, both past and present. The specific focus on experimentalism in this seminar will serve as an entry point to explore the conditions under which historical knowledge about performance practice is generated, curated, preserved, and disseminated. Like any other performative art, experimental music poses particular challenges to historiography. Its inherently ephemeral and provocative nature, for example, challenges not only historiographic categories, but also ways of thinking about the role of the arts in general. From a materialist perspective, on the other hand, it is not only interesting to ask which objects, discourses, and practices are representative of a particular genre, but also which are ignored, and experimental music (or art in general) often exposes these silencing strategies and their inherent politics. Through both critical engagement with primary sources such as interviews, scores, sketches, or recordings, and readings of recent literature on the subject, this course will introduce students to what hands-on research on experimental music looks like from a historiographical perspective. Through innovative assignments, students will be encouraged to bridge the most recent bulk of humanities’ literature on the topic with what's taking place in institutions adjacent to the university, such as performance spaces, archives or museums. Students will have substantial contact with archivists and curators in the field, and will be encouraged to prepare short assignments such as program notes or innovative small group projects that reflect this engagement. Please note that no prior knowledge of music theory or history is required to take this course. To be clear, you don't need to know how to read music to take this class. We will focus primarily on experimental music, but like any of such practices, experimental music is by definition interdisciplinary. We will also often consider how permeable music, theater, dance, and film are in such experimental settings, and how only a truly interdisciplinary lens can serve historiography well.

    • 17501 Vorlesung
      Performative Turn und Postdramatisches Theater (Matthias Warstat)
      Zeit: Di 14:00-16:00 (Erster Termin: 23.04.2024)
      Ort: Hörsaal (Theaterwiss.) (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      Im Titel dieser Vorlesung stehen zwei viel verwendete Begriffe, die beide zur Beschreibung theatergeschichtlicher Veränderungen seit den 1960er Jahren herangezogen werden. „Postdramatisches Theater“ (siehe bes. Hans-Thies Lehmann 1999) wird heute einerseits als Sammelbegriff für Theaterformen benutzt, die sich kritisch auf die dramatische Tradition beziehen, andererseits (allerdings unscharf) als Epochenbegriff für das Theater seit den 1960er Jahren. Mit „performative turn“ (siehe bes. Erika Fischer-Lichte 2004) werden jene kulturgeschichtlichen Veränderungen bezeichnet, die zum internationalen Durchbruch der Performancekunst, aber auch zu einer wachsenden Bedeutung von Aufführungen in verschiedenen Künsten, in der Politik und überhaupt im öffentlichen Leben geführt haben. Zur Erläuterung beider Begriffe wird bisweilen auf dieselben künstlerischen Positionen zurückgegriffen, so etwa auf Inszenierungen von Jerzy Grotowski, Robert Wilson, Pina Bausch, Einar Schleef, Societas Raffaello Sanzio oder Frank Castorf. Daneben gibt es aber auch Verweise in gegensätzliche Richtungen: Als eine prägende Facette des performative turn gilt zum Beispiel die feministische Performancekunst (Rachel Rosenthal, Carolee Schneemann, Marina Abramovic); dagegen werden vom postdramatischen Theater aus Rückbezüge auf das epische Theater (Bertolt Brecht, Walter Benjamin, Heiner Müller) hervorgehoben. Während der Begriff des Postdramatischen gerade auch von Theaterpraktiker*innen und in der freien Szene gerne zur Selbstbezeichnung aufgegriffen wurde, erwies sich die Rede vom performative turn und vom Performativen vor allem in universitären Diskursen als interdisziplinär höchst anschlussfähig. Die Vorlesung möchte einen Blick auf (Theater-)Inszenierungen seit den 1960er Jahren dazu nutzen, die Begriffe „performative turn“ und „Postdramatisches Theater“ zu vergleichen und auf ihre jeweiligen theoretischen Voraussetzungen zu befragen. Nicht zuletzt geht es darum, ob und wie man heute angesichts neuer ästhetischer und politischer Herausforderungen noch produktiv an beide Konzepte anschließen kann.

    • 17502 Vorlesung
      Einführung in die Geschichte des Theaterbaus (Jan Lazardzig)
      Zeit: Do 12:00-14:00 (Erster Termin: 18.04.2024)
      Ort: Hörsaal (Theaterwiss.) (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      Seit der griechischen Antike gehören Theaterbauten zu einer der herausragenden Aufgaben der (städtischen) Baukunst. Beginnend mit Vitruv, der das vierte Buch seiner zehnbändigen De architectura dem Theaterbau widmet, haben Architekten, Ingenieure, Künstler und Kunsttheoretiker immer wieder Anlass gefunden, ihr je spezifisches Wissen vom Theaterbau niederzulegen bzw. zu veröffentlichen. Diese Vorlesung soll – im Sinne eines Überblicks – zentrale Positionen einer Geschichte des europäischen Theaterbaus diskutieren. Es soll dabei nicht nur um eine Geschichte des Theaterbauwissens gehen, sondern auch um die religiösen, politischen, sozialen, ästhetischen sowie medialen Kontexte, aus denen Theater hervorgehen. Ein besonderes Augenmerk soll der Theaterbau in Berlin erhalten. So lassen sich anhand herausragender Berliner Theaterbauten wie etwa der Oper unter den Linden, dem Theater am Schiffbauerdamm oder der Volksbühne zentrale Entwicklungen einer theaterbaulichen Situation im europäischen Raum aufzeigen.

    • 17503 Vorlesung
      Kunst als Übung (Kirsten Maar, Francesca Raimondi)
      Zeit: Mo 18:00-20:00 (Erster Termin: 15.04.2024)
      Ort: Hörsaal (Theaterwiss.) (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      Seit den 1960er Jahren haben sich die Kunst und ihre Theorie immer stärker von einem gegenstandsorientierten hin zu einem performativen und praxeologischen (Selbst-) Verständnis bewegt. Mit der Vorlesung möchten wir daran anknüpfen und Kunst nicht als singuläres Werk in den Blick nehmen; wir möchten dieses Verständnis aber auch fortschreiben und Kunst nicht als einmaliges Ereignis, sondern als ein praktisches Feld erschließen, in dem es um die kollektive Einübung neuer Weisen des Sehens, Hörens, Sich-Bewegens und Sich-Begegnens geht. Kunst als Übung zu verstehen, heißt sie anhand von wiederholten und kontinuierlichen Begegnungen zu betrachten, in denen Spannungen und Differenzen zu bestehenden gesellschaftlichen Praktiken entstehen. Ein besonderer Fokus wird die Vorlesung auf das Potential der Künste richten, normativ eingeübte Wahrnehmungsmodalitäten, affektive Strukturen und Denkgewohnheiten zu ’verlernen’, die in Klassenfragen, Prozessen der Dekolonialisierung und für den Abbau von stereotypen Geschlechterdifferenzen eine zentrale Rolle spielen. Mit dieser praktischen Einbettung werden wir den autonomen Status der Kunst diskutieren und ihn ausgehend von kontextbezogenen und auch entgrenzenden Praktiken befragen; zum anderen eröffnet die Perspektive von Kunst als Übung auch ein neuer Zugang zum Verhältnis von Kunst und Pädagogik. Die Vorlesung möchte aber auch die künstlerischen Prozesse selbst anders fassen. Es sollen Epistemologien und Politiken des Künstler*innenwissens thematisiert sowie die Produktion von Kunst als Prozess neu in den Blick genommen werden: die Probe, die Skizze, das nicht nur Offene, sondern noch Unfertige, im Entstehen begriffene sollen eine besondere Aufschlusskraft mit Bezug auf das bekommen, was Kunst als eigentümliche Praxis ausmacht. Um diese verschiedenen Felder zwischen Theorie und Praxis zu untersuchen, ist die Vorlesung interdisziplinär ausgerichtet. Nach vorbereitenden Sitzungen im Seminarplenum sind eine Reihe von Wissenschaftler*innen und Künstler*innen aus verschiedenen Kunstfeldern eingeladen, mit uns ihre jeweiligen Perspektiven zu teilen und zu diskutieren.

    • 17718 Vorlesung
      Wissensgenerierung und Wissensproduktionen - Kulturelle Praktiken und ihre Vermittlung machtkritisch erforschen (Azadeh Sharifi)
      Zeit: Do 10:00-12:00 (Erster Termin: 18.04.2024)
      Ort: Hörsaal (Theaterwiss.) (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      Pluralität und gesellschaftliche Vielfalt führen zu Konflikten, aber auch diversen Lösungsansätzen bei der Ermöglichung von Teilhabe. In zeitgenössischen kulturellen Praktiken werden daher verschiedene machtkritische Ansätze eingesetzt, die der Pluralität und Diversität der Gesellschaft gerecht zu werden versuchen. Im Mittelpunkt steht die Auseinandersetzung mit Fragen von kulturellen Praktiken als Wissensgenerierung und Wissensproduktion, die in ihren jeweiligen historischen und kulturellen Tradierungen kontextualisiert und kritisch hinterfragt werden. Auch wird es um das Verhältnis von Kulturschaffenden und Publikum bzw. Zuschauer:innen gehen, die immer wieder neu verhandelt werden müssen. Untersucht werden u.a. gruppenspezifische Bedürfnisse und/oder Forderungen, die eine gerechte und sensible Anpassungen der Vermittlung erfordern. Ziel der Vorlesung ist es, Medienkompetenzen für eine plurale und diverse Gesellschaft exemplarisch zu vermitteln und kritisch zu diskutieren. Anhand von Beispielen aus der Berliner Kulturlandschaft sowie mit Gäst:innen werden verschiedene Modelle vorgestellt und analysiert.

  • Grundlagen Theatertheorie

    0051eA1.3
    • 17511 Seminar
      Hörräume. Einführung in die Theorie und Ästhetik (Miriam Akkermann)
      Zeit: Di 14:00-18:00 (Erster Termin: 16.04.2024)
      Ort: SR III Seminarraum (Grunewaldstr. 35)
    • 17512 Seminar
      Ästhetische Verhandlungen über Kolonialismus und koloniale Spuren im zeitgenössischen Theater. Einführung in die Theorie und Ästhetik (Azadeh Sharifi)
      Zeit: Di 10:00-14:00 (Erster Termin: 16.04.2024)
      Ort: SR III Seminarraum (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      Das Seminar stellt ästhetische Verhandlungen über Kolonialismus und seine Spuren im zeitgenössischen Theater vor und wird diese als Einführung in Theorie und Ästhetik gestalten. Kolonialismus bezeichnet die historische Herrschaftsausdehnung europäischer Länder auf außereuropäische Gebiete mit dem vorrangigen Ziel der ökonomischen Ausbeutung. Deutschland hat einerseits keinen kolonialen Einfluss von der Größe etwa Großbritanniens, Frankreichs oder Spaniens ausgeübt, andererseits hat das Deutsche Reich bis zum Vorabend des Ersten Weltkrieges ein koloniales Imperium – mit Kolonien in Afrika, Nordostchina sowie im Pazifik. Trotz direkter kolonialer Interventionen war es keiner Region möglich, den Wirkungen kolonialer Herrschaft zu entkommen. Aus diesem Grunde haben koloniale Diskurse und Praktiken auch in Ländern, die nie direkt kolonisiert wurden, tiefe Spuren hinterlassen. Was für Spuren Kolonialismus im Theater, in theatralen Kontexten und performativen Praktiken bis zum heutigen Tag hinterlassen haben, darum wird es in diesem Seminar gehen. Anhand von Texten zu Kolonialismus, postkoloniale Theorie und dekoloniale Optionen sowie internationalen Theater- und Performancewissenschaftlichen Diskursen sollen Grundlagen zur Theorie und Ästhetik geschaffen werden. Theaterstücke, Produktionen und Performances, die für und/oder auf europäischen Bühnen entstanden und/oder gezeigt wurden, werden als Diskussions- und Analysegrundlagen dienen. Seminarplan sowie Reader werden in der ersten in der ersten Sitzung vorgestellt und besprochen.

      Literaturhinweise

      Literaturauswahl: Albert Bregman, Auditory Scene-Analysis, Cambridge 1994. Wolfgang Ernst, „Zum Begriff des Sonischen (Mit medienarchäologischem Ohr erhört/ vernommen)“, in: PopScriptum, 10 – Das Sonische - Sounds zwischen Akustik und Ästhetik (2008). Erika Fischer-Lichte, Performativität Eine kulturwissenschaftliche Einfu¨hrung, 4. aktual. u. erg. Auflage, Bielefeld 2021, online: https://elibrary.utb.de/doi/book/10.36198/9783838554587. Daniel Morat, Hansjakob Ziemer (Hrsg.), Handbuch Sound: Geschichte, Begriffe, Ansätze, Stuttgart 2018. Julia H. Schröder, Im Hörraum vor der Schaubu¨hne. Theatersound von Hans Peter Kuhn fu¨r Robert Wilson und von Leigh Landy fu¨r Heiner Mu¨ller, Bielefeld 2015.

  • Gegenwartstheater

    0051eB1.1
    • 17521 Seminar
      Theorie der Aufführungsanalyse: Methoden, Problematiken, Ausweitungen (Thore Martin Walch)
      Zeit: Mo 16:00-18:00 (Erster Termin: 15.04.2024)
      Ort: SR I Seminarraum (Grunewaldstr. 35)

      Zusätzl. Angaben / Voraussetzungen

      Für die Teilnahme am Seminar ist es unbedingt erforderlich, dass das Seminar „Einführung in die Aufführungsanalyse“ (inklusive Prüfungsleistung) bereits abgeschlossen wurde.

      Kommentar

      Das Seminar widmet sich vertiefend der Aufführungsanalyse als theaterwissenschaftlicher Methode. Der Fokus wird dabei auf der Auseinandersetzung mit theaterwissenschaftlicher Theoriebildung (vornehmlich im deutschsprachigen Raum) liegen. Die Anwendung in Form einer eigenen Aufführungsanalyse ist dann im Rahmen der Prüfungsleistung möglich. Im ersten Teil des Seminars wird in einem Rückblick die Entstehung der Aufführungsanalyse nachvollzogen. Die Geschichte der Aufführungsanalyse ist vergleichsweise kurz: Stand in den 1920er-Jahren bei Fachgründer Max Herrmann zwar die Aufführung im Zentrum des Interesses, so allerdings nur aus historiographischer Sicht. Überlegungen zur wissenschaftlichen Analyse zeitgenössischer Aufführungen (jenseits der Theaterkritik) entwickelten sich erst in den 1970er- und 80er-Jahren. In diesem Teil soll vor allem die Ausdifferenzierung in semiotische und phänomenologische Verfahren genauer betrachtet werden. Hierzu sollen, über die bekannte einführende Literatur hinausgehend, wichtige Primärtexte gelesen werden. Im zweiten Teil sollen aktuelle Herausforderungen und Erweiterungen der Aufführungsanalyse betrachtet werden. In der Theaterwissenschaft lässt sich in den letzten Jahren ein erneuertes Interesse an methodischen Fragen beobachten, in dessen Zuge sich auch (kritisch) mit der Aufführungsanalyse auseinandergesetzt wird.* So werden bestehende Konzepte der Aufführungsanalyse z. B. aus Gender-Perspektive hinterfragt, aber auch die Entwicklung neuer theatraler Formen wie bspw. des immersiven Theaters hält Herausforderungen für die Methode bereit. Schließlich wird auch nach den Grenzen der Methode und möglichen Alternativen zum Aufführungsbegriff zu fragen sein. Hierzu sollen jüngere theaterwissenschaftliche Beiträge gelesen werden.

      Literaturhinweise

      Vgl. die beiden 2020 erschienenen Methodenbände: Balme, Christopher u. Berenika Szymanski-Düll (Hg.). Methoden der Theaterwissenschaft (= Forum Modernes Theater Schriftenreihe, Band 56). Tübingen: Narr Francke Attempto, 2020; Wihstutz, Benjamin u. Benjamin Hoesch (Hg.). Neue Methoden der Theaterwissenschaft. Bielefeld: transcript, 2020.

    • 17522 Seminar
      Noise, Politics, and Media: Current Trends in Contemporary Music Theatre (with excursion) (João Cardante Romão)
      Zeit: Di 16:00-18:00 (Erster Termin: 16.04.2024)
      Ort: K 031 Seminarraum (Anbau Cinepoetics) (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      This seminar is organized around the Münchener Biennale - Festival für Neues Musiktheater, which we will attend from June 4-8. In addition to seeing many of the new productions being premiered at the festival, we will have the opportunity to interact with dramaturges, composers, musicians, and festival curators at a series of events organized by the festival especially for us and other university classes from all across the German-speaking countries. In the six weeks leading up to the excursion, we will discuss some of the most significant literature on music theater and study some of the best-known pieces in the genre, from the instrumental theater of Mauricio Kagel or Carola Bauckholt to the visible music of Dieter Schnebel or the political theater of Luigi Nono, to name just a few. We will also explore some examples of other contemporary approaches to music theater that use adapted musical instruments or live electronics generated by artificial intelligence, or that address current political issues in our society, such as climate change, patriarchy, and colonialism. Music theater as a genre or concept emerged on the artistic scene after 1945 with the promise of being a space for experimentation within the scenic arts, as a reaction to the operatic canon that still largely dominates the programming of opera houses across Europe. Defining what new music theater is might be tricky. Hermann Danuser, for example, proposed the term "Scenic Composition" (1984), which only gained some traction in German-speaking musicology, which used it as an umbrella term for a particular manifestation of music theater that emerged from the avant-garde artistic experiments of the 1960s, such as Fluxus and the Theater of the Absurd. Recently, Matthias Rebstock, who notes the more nuanced manifestations of contemporary music theater beyond the German context, has stated that "contemporary, independent music theater is nothing less than a kaleidoscope of highly diverse forms and approaches.” (2020: 17). In this seminar, we will explore many of these approaches and focus on the challenges that music theater poses to preconceived notions of music by thinking about the role of noise in music composition and dramaturgy, as well as broader processes that value interdisciplinary and intermediality, collective artistic production, and artists' political engagement and positioning.

    • 17523 Seminar
      Weibliche* Körper (Jenny Schrödl)
      Zeit: Mi 12:00-14:00 (Erster Termin: 17.04.2024)
      Ort: SR IV Seminarraum (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      ‚Weibliche* Körper‘ stellen immer noch ein ‚Schlachtfeld‘ dar, auf dem sich unterschiedliche Diskurse, Affekte, Bilder, Machtdynamiken, Objekt- und Subjektvierungsprozesse (u.v.a), die innerhalb einer Gesellschaft kursieren, bündeln und – um Bild zu bleiben – ‚bekriegen‘. Dabei scheint nach wie vor strittig, ob es sich bei ‚Weiblichkeit‘ und ‚Körperlichkeit‘ um reine gesellschaftliche Konstrukte, ausschließlich biologische Tatsachen oder eine Mischung aus beiden handelt. In den letzten Jahren ist im Kontext der darstellenden Künste (wieder) eine verstärkte, queer-feministische Verhandlung des ‚weiblichen Körpers‘ festzustellen, die vom Einsatz des nackten Körpers als Waffe bis hin zur affirmativen Repräsentation von Tabuthemen wie menstruierende, alternde oder fette Körper reicht. Das Seminar widmet sich diesem Themenfeld und stellt insbesondere aktuelle Auseinandersetzungen mit/um weibliche* Körper in Theater, Performance und Tanz in den Mittelpunkt. Neben theoretischen und historischen Reflexionen, insbesondere zur feministischen Kunst der 1970er und 1980er Jahre, werden wir uns im Seminar mit einschlägigen Inszenierungen von Florentina Holzinger, Henrike Iglesias, LASTESIS, She She Pop, Julischka Stengele (u.a.) beschäftigen.

    • 17525 Seminar
      Gegenwart der Tragödie (Matthias Warstat)
      Zeit: Do 10:00-12:00 (Erster Termin: 25.04.2024)
      Ort: SR IV Seminarraum (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      Die Frage nach der Gegenwart der Tragödie hat eine theatertheoretische, aber auch eine ganz alltägliche Dimension: Was verstehen wir heute, in unserer Gegenwart, eigentlich unter einer tragischen Erfahrung? Welche Ereignisse oder Unglücke empfinden wir als tragisch? Von dieser Frage ausgehend, zu der es viele auch philosophische Anregungen gibt, kann sich der Blick auf das Theater und andere Künste richten: Wie können tragische Erfahrungen heute im Theater und in anderen Künsten zur Geltung gebracht werden? Offenbar bezeichnet das Tragische ein Leiden, das nicht leicht auf den Punkt zu bringen ist. In seinem Buch „Tragödie und dramatisches Theater“ (2003) richtet Hans-Thies Lehmann den Blick auf Überschreitungen, Transgressionen und Exzesse unterschiedlicher Art, die nicht nur die Inhalte, sondern besonders auch die Form der Inszenierungen betreffen. Andere Autor*innen denken eher an gravierende „Fehler“ oder „Kollisionen“, die das Theater einerseits zeigen kann, die von den Teilnehmenden einer Aufführung aber manchmal auch am eigenen Leib erfahren werden müssen. Zu diesem Themenkomplex soll das Seminar theoretische, historiografische und aufführungsanalytische Recherchen miteinander verbinden. Wir werden in theoretischen Lektüren verschiedene Versuche kennenlernen, das Tragische für die Gegenwart zu fassen. Theatergeschichtlich soll im Rückblick auf das 20. Jahrhundert die These überprüft werden, dass das Tragische in ganz verschiedenen Theaterformen auftauchen konnte, so etwa im Lehrstück, in der Performancekunst oder im postdramatischen Theater. Im gemeinsamen Besuchen und Diskutieren von aktuellen Inszenierungen wird sich das Seminar auf die Suche nach heutigen Ausprägungen der Tragödie machen.

    • 17527 Seminar Abgesagt
      Im Spotlight von Pulitzer und Oscar: Respektiertes Musical heute von La La Land bis Hamilton (Frédéric Osbert Döhl)
      Zeit: Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 23.04.2024)
      Ort: JK 31/125 (Habelschwerdter Allee 45)
    • 17529 Seminar
      Theater und Protest seit 1968 bis in die Gegenwart (Naomi Boyce, Judith Henrike Pieper)
      Zeit: Di 10:00-12:00 (Erster Termin: 16.04.2024)
      Ort: SR I Seminarraum (Grunewaldstr. 35)

      Zusätzl. Angaben / Voraussetzungen

      Für das Seminar wird die Bereitschaft zur Lektüre umfangreicher Texte vorausgesetzt sowie die Sichtung von Aufführungsaufzeichnungen und politischen Aktionen. Die Teilnahme am Seminar ist auf Deutsch oder Englisch möglich und wird in beiden Sprachen stattfinden. Ein sicheres Beherrschen der englischen Sprache (gutes Hör- und Leseverständnis) ist deshalb erforderlich.

      Kommentar

      Im Seminar geht es um die Tradition des aktivistischen Theaters, die in der Gegenwart – im Zeichen globaler Protestbewegungen und digitaler Vernetzungschancen – neuen Auftrieb erhält. Die neuen sozialen Bewegungen der späten 1960er brachten einen veränderten Aktivismus hervor, zu dem das politische Theater um 1968 in enge Verbindung geriet, das auch in der Tradition des Agitproptheaters der 1920er und 30er Jahren stand. In der Gegenwart wird dieses Repertoire der politischen Proteste von aktuellen Bewegungen wie Klimaaktivismus, Antirassismus, Queerfeminismus und Decoloniality aufgegriffen und neu konzipiert. Durch eine tiefe Auseinandersetzung mit historischen und aktuellen Fallbeispielen soll der Begriff der Intervention in die lebhaft geführte Theoriedebatte über politisches Theater eingebracht und diskutiert werden. Im Seminar werden an Beispielen wie The Living Theater, Bread and Puppet Theater, Lastesis, Milo Rau, Public Movement, Lauratiborkollektiv u.a., die ästhetischen, politischen, performativen, theatralen und aktivistischen Dimensionen von künstlerischen Aktionen analysiert.

    • 17540 Methodenübung
      Theaterkritik (Georg Kasch)
      Zeit: Sa 10:00-17:00 (Erster Termin: 20.04.2024)
      Ort: JK 31/125 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Was ist Theaterkritik? Wie verortet sie sich zwischen Journalismus, Aufführungsanalyse und künstlerischer Praxis? Die medienpraktische Übung zur Theaterkritik mit nachtkritik.de-Redakteur Georg Kasch will vor allem Praxis vermitteln: Wie bringt man die Beobachtungen und Gedanken eines Theaterbesuchs in eine ansprechende Form? Was gehört zwingend in den Text, welche Informationen sind fakultativ? Warum klingen viele Kritiken so literarisch? Und wie entwickelt man Argumentation und Haltung? Während der vier Termine des Blockseminars werden wir Grundlagen der journalistischen Praxis diskutieren, Exkurse zu anderen journalistischen Darstellungsformen unternehmen und einen Blick auf Theaterkritik in Geschichte und Gegenwart werfen. Außerdem besprechen wir Ihre Schreibergebnisse. Bitte planen Sie zwischen den Terminen Zeit für Theaterbesuche und das Schreiben eigener Texte ein.

    • 17541 Methodenübung
      Akustische Photographien (Miriam Akkermann)
      Zeit: Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 26.04.2024)
      Ort: Fr K 031 Seminarraum (Anbau Cinepoetics) (Grunewaldstr. 35), Fr SR III Seminarraum (Grunewaldstr. 35), Sa K 031 Seminarraum (Anbau Cinepoetics) (Grunewaldstr. 35), Sa SR III Seminarraum (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      Klänge prägen unsere Umgebung, sie beeinflussen wie wir Orte wahrnehmen und können fu¨r einzelne Orte markant und einprägsam sein. Dabei enthalten die Klänge bzw. die Geräusche, die uns umgeben, sehr viele Informationen. Ein paar davon, die ‘unwichtig’ oder auch störend erscheinen, filtert unser Gehirn weg – wir hören sie zwar, nehmen sie aber nicht mehr wahr. Andere Klänge wiederum geben uns – bewusst oder unbewusst – unterschiedlichste Informationen, beispielsweise ob es Zeit zum Aufstehen ist oder ob ein Auto hinter uns bremst. Wie klingt es vor unserem Fenster? Welche Klänge sind an unserem Lieblingscafé zu hören? Wie hört sich ein intakter Wald an? Was hören wir? In der Übung Acoustic Photographs werden wir uns diesen verschiedenen Klanglandschaften nähern, sie aktiv hören und beschreiben, Field Recordings erstellen und dann eigene Klangpostkarten erarbeiten, die an der Langen Nacht der Wissenschaften in einer akustischen Ausstellung an Hörstationen präsentiert werden. Die Veranstaltung ist als Blockseminar angelegt und umfasst längere gemeinsame Praxisphasen, in denen u.a. eine Einführung in Audiotechnik erfolgt. Die Präsentation der einzelnen Arbeiten erfolgt an der Langen Nacht der Wissenschaften und ist als öffentliche Präsentation angelegt.

  • Theatergeschichte

    0051eB1.2
    • 17520 Seminar
      Tanz in der Weimarer Republik (Alina Saggerer)
      Zeit: Mo 14:00-16:00 (Erster Termin: 15.04.2024)
      Ort: SR I Seminarraum (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      Von Revue über Bauhaus zum Ausdruckstanz, ob Unterhaltungstanz oder Avantgarde – der Tanz in der Weimarer Republik war vielfältig und spielte kulturell eine besondere Rolle. Die Jahre zwischen 1919 und 1933 zählen zu den bewegtesten in der deutschen Geschichte, Kunst und Kultur der ‚Goldenen Zwanziger‘ faszinieren noch heute. Im Seminar wird der Zusammenhang der unterschiedlichen politischen und künstlerischen Bewegungen, sowie die Einflüsse der kulturellen und politischen Umwälzungen der Zeit auf die Tanzwelt untersucht. Neben der Beschäftigung mit unterschiedlichen Bewegungsformen und choreographischen Stilen wird der Blick immer wieder auch auf die soziokulturellen und politischen Aspekte gelenkt, unabhängig derer Tanz nicht betrachtet werden kann. Den Verbindungen zu anderen Genres wie u.a. Theater, Bildende Kunst und Film soll ebenso nachgegangen und analysiert werden, wovon die verschiedenen Personen und ihre Tanzstile geprägt wurden. Über die Beschäftigung mit Tanz soll so ein Raum eröffnet werden, die gesellschaftliche Entwicklung der Weimarer Republik nachvollziehen zu können. Austausch, Diskussionen über und Analysen von historischen und wissenschaftlichen Quellen sollen dabei helfen, diese Entwicklungen und Einflüsse kritisch zu reflektieren und ein umfassendes Bild des Tanzes dieser Zeit in all seinen Facetten zu erhalten.

      Literaturhinweise

      In dem Seminar werden wir uns mit bedeutenden Tänzer*innen, Choreograph*innen (u.a. Rudolf von Laban, Mary Wigman, Jo Mihaly, Valeska Gert, Anita Berber, Tatjana Barbakoff, Josephine Baker, Tiller Girls) und Tanzstilen (u.a. Bauhaustanz, Revuetanz, Ausdruckstanz, Gesellschaftstänzen) auseinandersetzen. Geplant sind Exkursionen in die Ausstellung „Josephine Baker. Icon in Motion“ in der Neuen Nationalgalerie und in das Archiv der Akademie der Künste, die genauen Daten hierfür folgen. Außerdem werden wir u.a. Oskar Schlemmers „Mensch und Kunstfigur“(1925), Siegfried Kracauers Essay „Das Ornament der Masse“(1927), Auszüge aus Kate Elswits „Watching Weimar Dance“ (2014) und Lucia Ruprechts „Gestural Imaginaries. Dance and Cultural Theory in the Early Twentieth Century“(2019) lesen und diskutieren.

    • 17523 Seminar
      Weibliche* Körper (Jenny Schrödl)
      Zeit: Mi 12:00-14:00 (Erster Termin: 17.04.2024)
      Ort: SR IV Seminarraum (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      ‚Weibliche* Körper‘ stellen immer noch ein ‚Schlachtfeld‘ dar, auf dem sich unterschiedliche Diskurse, Affekte, Bilder, Machtdynamiken, Objekt- und Subjektvierungsprozesse (u.v.a), die innerhalb einer Gesellschaft kursieren, bündeln und – um Bild zu bleiben – ‚bekriegen‘. Dabei scheint nach wie vor strittig, ob es sich bei ‚Weiblichkeit‘ und ‚Körperlichkeit‘ um reine gesellschaftliche Konstrukte, ausschließlich biologische Tatsachen oder eine Mischung aus beiden handelt. In den letzten Jahren ist im Kontext der darstellenden Künste (wieder) eine verstärkte, queer-feministische Verhandlung des ‚weiblichen Körpers‘ festzustellen, die vom Einsatz des nackten Körpers als Waffe bis hin zur affirmativen Repräsentation von Tabuthemen wie menstruierende, alternde oder fette Körper reicht. Das Seminar widmet sich diesem Themenfeld und stellt insbesondere aktuelle Auseinandersetzungen mit/um weibliche* Körper in Theater, Performance und Tanz in den Mittelpunkt. Neben theoretischen und historischen Reflexionen, insbesondere zur feministischen Kunst der 1970er und 1980er Jahre, werden wir uns im Seminar mit einschlägigen Inszenierungen von Florentina Holzinger, Henrike Iglesias, LASTESIS, She She Pop, Julischka Stengele (u.a.) beschäftigen.

    • 17524 Seminar
      Farce, Spektakel, Revolution: Theater und Marxismus (Hans Roth)
      Zeit: Mi 14:00-16:00 (Erster Termin: 17.04.2024)
      Ort: SR I Seminarraum (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      Wie vielleicht keine andere politische und philosophische Strömung hat sich der Marxismus seit jeher intensiv um das Theater bemüht und an den widersprüchlichen ästhetischen und politischen Implikationen des Theaters (als Ort der Verstellung und des ästhetischen Scheins, des passiven Zuschauens, aber auch als Ort der kritischen Betrachtung und gesellschaftlichen Selbstverständigung…) abgearbeitet. Marx greift in seinen Texten ausgiebig auf Theatervokabular zurück, um soziologische und staatstheoretische Grundsatzfragen zu klären; aber auch Marxist*innen späterer Generationen (und unterschiedlichster Strömungen) haben sich immer wieder mit dem Theater auseinandergesetzt: in ideologiekritischer Absicht, im Rahmen der Analyse der Warengesellschaft oder in der Auseinandersetzung mit soziologischen Rollentheorien. Zugleich hat der Marxismus auf seine Weise tiefe Spuren in der Theatergeschichte des 20. Jahrhunderts hinterlassen: durch die sowjetische Doktrin des Sozialistischen Realismus, aber auch als Inspirationsquelle für zahlreiche avantgardistische Theatermacher*innen. Im Rahmen dieses Seminars werden wir die spannungsvolle Beziehung zwischen Theater und Marxismus anhand ausgewählter Stationen näher beleuchten. Diesbezüglich sollen nicht nur die in der Theaterwissenschaft einschlägig bekannten Positionen rezipiert und diskutiert werden, sondern auch weniger bekanntere Aspekte beleuchtet werden. Die Bereitschaft, sich im Rahmen der Seminarlektüre auch mit längeren und anspruchsvollen Texten auseinanderzusetzen, ist für die Teilnahme am Seminar unbedingt erforderlich.

    • 17525 Seminar
      Gegenwart der Tragödie (Matthias Warstat)
      Zeit: Do 10:00-12:00 (Erster Termin: 25.04.2024)
      Ort: SR IV Seminarraum (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      Die Frage nach der Gegenwart der Tragödie hat eine theatertheoretische, aber auch eine ganz alltägliche Dimension: Was verstehen wir heute, in unserer Gegenwart, eigentlich unter einer tragischen Erfahrung? Welche Ereignisse oder Unglücke empfinden wir als tragisch? Von dieser Frage ausgehend, zu der es viele auch philosophische Anregungen gibt, kann sich der Blick auf das Theater und andere Künste richten: Wie können tragische Erfahrungen heute im Theater und in anderen Künsten zur Geltung gebracht werden? Offenbar bezeichnet das Tragische ein Leiden, das nicht leicht auf den Punkt zu bringen ist. In seinem Buch „Tragödie und dramatisches Theater“ (2003) richtet Hans-Thies Lehmann den Blick auf Überschreitungen, Transgressionen und Exzesse unterschiedlicher Art, die nicht nur die Inhalte, sondern besonders auch die Form der Inszenierungen betreffen. Andere Autor*innen denken eher an gravierende „Fehler“ oder „Kollisionen“, die das Theater einerseits zeigen kann, die von den Teilnehmenden einer Aufführung aber manchmal auch am eigenen Leib erfahren werden müssen. Zu diesem Themenkomplex soll das Seminar theoretische, historiografische und aufführungsanalytische Recherchen miteinander verbinden. Wir werden in theoretischen Lektüren verschiedene Versuche kennenlernen, das Tragische für die Gegenwart zu fassen. Theatergeschichtlich soll im Rückblick auf das 20. Jahrhundert die These überprüft werden, dass das Tragische in ganz verschiedenen Theaterformen auftauchen konnte, so etwa im Lehrstück, in der Performancekunst oder im postdramatischen Theater. Im gemeinsamen Besuchen und Diskutieren von aktuellen Inszenierungen wird sich das Seminar auf die Suche nach heutigen Ausprägungen der Tragödie machen.

    • 17528 Seminar
      „Die ganze Welt ist eine Bühne“: Komödianten-Figuren und Sein-Schein-Problematik in Werken von Shakespeare (Swetlana Lukanitschewa)
      Zeit: Fr 10:00-14:00 (Erster Termin: 19.04.2024)
      Ort: SR IV Seminarraum (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      Es könnte in der durch und durch theatralisierten elisabethanischen Epoche keine bessere Werbung für ein Theaterunternehmen geben als die lapidare Inschrift, die Shakespeare über den Haupteingang seines The Globe aufbringen ließ: „Totus mundus agit histrionem“. Die spiel- und schaulustigen Elisabethaner nahmen die in diesem Ausspruch verschlüsselte Einladung zu einem Schauspiel an, in dessen Verlauf „ein ständiger Austausch zwischen Betrachter und Betrachtetem“ (Foucault) stattfinden und das Verfließen der Grenzen zwischen Sein und Schein gefeiert werden sollte, und sie haben es nicht bereut. Shakespeare beherrschte eine breite Palette von Mitteln und Strategien der Publikumsführung und er setze sie in seinen Tragödien, Historien und Komödien wirkungsvoll um. Im Seminar sollen die ausgewählten Dramen Shakespeares hinsichtlich der Momente des Rollenspiels und der Maskerade untersucht werden. Besonderes Augenmerk gilt dabei den Figuren der Clowns und Narren. Im Fokus der ersten Sitzungen des Seminars werden die Konventionen und die Aufführungspraxis des elisabethanischen Theaters stehen, aus denen sich die Aufbau der Stücke und die Anordnung der Figuren erklären lässt.

    • 17529 Seminar
      Theater und Protest seit 1968 bis in die Gegenwart (Naomi Boyce, Judith Henrike Pieper)
      Zeit: Di 10:00-12:00 (Erster Termin: 16.04.2024)
      Ort: SR I Seminarraum (Grunewaldstr. 35)

      Zusätzl. Angaben / Voraussetzungen

      Für das Seminar wird die Bereitschaft zur Lektüre umfangreicher Texte vorausgesetzt sowie die Sichtung von Aufführungsaufzeichnungen und politischen Aktionen. Die Teilnahme am Seminar ist auf Deutsch oder Englisch möglich und wird in beiden Sprachen stattfinden. Ein sicheres Beherrschen der englischen Sprache (gutes Hör- und Leseverständnis) ist deshalb erforderlich.

      Kommentar

      Im Seminar geht es um die Tradition des aktivistischen Theaters, die in der Gegenwart – im Zeichen globaler Protestbewegungen und digitaler Vernetzungschancen – neuen Auftrieb erhält. Die neuen sozialen Bewegungen der späten 1960er brachten einen veränderten Aktivismus hervor, zu dem das politische Theater um 1968 in enge Verbindung geriet, das auch in der Tradition des Agitproptheaters der 1920er und 30er Jahren stand. In der Gegenwart wird dieses Repertoire der politischen Proteste von aktuellen Bewegungen wie Klimaaktivismus, Antirassismus, Queerfeminismus und Decoloniality aufgegriffen und neu konzipiert. Durch eine tiefe Auseinandersetzung mit historischen und aktuellen Fallbeispielen soll der Begriff der Intervention in die lebhaft geführte Theoriedebatte über politisches Theater eingebracht und diskutiert werden. Im Seminar werden an Beispielen wie The Living Theater, Bread and Puppet Theater, Lastesis, Milo Rau, Public Movement, Lauratiborkollektiv u.a., die ästhetischen, politischen, performativen, theatralen und aktivistischen Dimensionen von künstlerischen Aktionen analysiert.

    • 17529g Seminar
      Theater und Protest seit 1968 bis in die Gegenwart (Naomi Boyce, Judith Henrike Pieper)
      Zeit: Di 10:00-12:00 (Erster Termin: 16.04.2024)
      Ort: SR I Seminarraum (Grunewaldstr. 35)

      Zusätzl. Angaben / Voraussetzungen

      Für das Seminar wird die Bereitschaft zur Lektüre umfangreicher Texte vorausgesetzt sowie die Sichtung von Aufführungsaufzeichnungen und politischen Aktionen. Die Teilnahme am Seminar ist auf Deutsch oder Englisch möglich und wird in beiden Sprachen stattfinden. Ein sicheres Beherrschen der englischen Sprache (gutes Hör- und Leseverständnis) ist deshalb erforderlich.

      Kommentar

      Im Seminar geht es um die Tradition des aktivistischen Theaters, die in der Gegenwart – im Zeichen globaler Protestbewegungen und digitaler Vernetzungschancen – neuen Auftrieb erhält. Die neuen sozialen Bewegungen der späten 1960er brachten einen veränderten Aktivismus hervor, zu dem das politische Theater um 1968 in enge Verbindung geriet, das auch in der Tradition des Agitproptheaters der 1920er und 30er Jahren stand. In der Gegenwart wird dieses Repertoire der politischen Proteste von aktuellen Bewegungen wie Klimaaktivismus, Antirassismus, Queerfeminismus und Decoloniality aufgegriffen und neu konzipiert. Durch eine tiefe Auseinandersetzung mit historischen und aktuellen Fallbeispielen soll der Begriff der Intervention in die lebhaft geführte Theoriedebatte über politisches Theater eingebracht und diskutiert werden. Im Seminar werden an Beispielen wie The Living Theater, Bread and Puppet Theater, Lastesis, Milo Rau, Public Movement, Lauratiborkollektiv u.a., die ästhetischen, politischen, performativen, theatralen und aktivistischen Dimensionen von künstlerischen Aktionen analysiert.

    • 17500 Vorlesung
      Elfriede Jelinek: Theater des Paradramatischen (Silke Felber)
      Zeit: Mo 12:00-14:00 (Erster Termin: 15.04.2024)
      Ort: Hörsaal (Theaterwiss.) (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      Kaum eine Autorin hat das deutschsprachige Theater der letzten 40 Jahre mehr geprägt als Elfriede Jelinek, deren Texte mittlerweile als Paradebeispiele eines sogenannten postdramatischen Theaters (Lehmann) gelten. Tatsächlich jedoch sind Jelineks Arbeiten weniger nach als vielmehr neben (para) dem Drama zu verorten: Jelinek lehnt sich an kanonisierte Werke der Dramenliteratur, an die griechisch-antike Tragödie oder auch an die europäische Oper an und unterzieht diese vergeschlechtlichten und mitunter rassifizierten Texte vor dem Hintergrund virulenter gesellschaftspolitischer Fragestellungen einer schonungslosen Revision. Innerhalb dieser ästhetischen Operation fungiert das Drama als Folie für ein das Dispositiv Theater und seine Inklusions- und Exklusionsmechanismen stets mitreflektierendes Schreiben. Die Vorlesung bietet einen Überblick über Elfriede Jelineks Wirken für und auf das Theater und beleuchtet die Texte der Nobelpreisträgerin aus theaterhistorischer wie -ästhetischer Perspektive. Welche Spielräume und Widerstände produzier(t)en Jelineks paradramatischen Texte? Wie funktioniert die intertextuelle Dramaturgie, die diesen Arbeiten ihren ganz spezifischen Sound verleiht? Kommt den dabei zur Anwendung gelangenden Verfahren ein queerendes Potential zu? Und wie gehen bzw. gingen Regisseur*innen wie Karin Beier, Claudia Bosse, Frank Castorf, Einar Schleef, Nicolas Stemann oder Jossi Wieler mit der legendären Regieanweisung „Machen Sie, was Sie wollen!“ um?

    • 17501 Vorlesung
      Performative Turn und Postdramatisches Theater (Matthias Warstat)
      Zeit: Di 14:00-16:00 (Erster Termin: 23.04.2024)
      Ort: Hörsaal (Theaterwiss.) (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      Im Titel dieser Vorlesung stehen zwei viel verwendete Begriffe, die beide zur Beschreibung theatergeschichtlicher Veränderungen seit den 1960er Jahren herangezogen werden. „Postdramatisches Theater“ (siehe bes. Hans-Thies Lehmann 1999) wird heute einerseits als Sammelbegriff für Theaterformen benutzt, die sich kritisch auf die dramatische Tradition beziehen, andererseits (allerdings unscharf) als Epochenbegriff für das Theater seit den 1960er Jahren. Mit „performative turn“ (siehe bes. Erika Fischer-Lichte 2004) werden jene kulturgeschichtlichen Veränderungen bezeichnet, die zum internationalen Durchbruch der Performancekunst, aber auch zu einer wachsenden Bedeutung von Aufführungen in verschiedenen Künsten, in der Politik und überhaupt im öffentlichen Leben geführt haben. Zur Erläuterung beider Begriffe wird bisweilen auf dieselben künstlerischen Positionen zurückgegriffen, so etwa auf Inszenierungen von Jerzy Grotowski, Robert Wilson, Pina Bausch, Einar Schleef, Societas Raffaello Sanzio oder Frank Castorf. Daneben gibt es aber auch Verweise in gegensätzliche Richtungen: Als eine prägende Facette des performative turn gilt zum Beispiel die feministische Performancekunst (Rachel Rosenthal, Carolee Schneemann, Marina Abramovic); dagegen werden vom postdramatischen Theater aus Rückbezüge auf das epische Theater (Bertolt Brecht, Walter Benjamin, Heiner Müller) hervorgehoben. Während der Begriff des Postdramatischen gerade auch von Theaterpraktiker*innen und in der freien Szene gerne zur Selbstbezeichnung aufgegriffen wurde, erwies sich die Rede vom performative turn und vom Performativen vor allem in universitären Diskursen als interdisziplinär höchst anschlussfähig. Die Vorlesung möchte einen Blick auf (Theater-)Inszenierungen seit den 1960er Jahren dazu nutzen, die Begriffe „performative turn“ und „Postdramatisches Theater“ zu vergleichen und auf ihre jeweiligen theoretischen Voraussetzungen zu befragen. Nicht zuletzt geht es darum, ob und wie man heute angesichts neuer ästhetischer und politischer Herausforderungen noch produktiv an beide Konzepte anschließen kann.

    • 17502 Vorlesung
      Einführung in die Geschichte des Theaterbaus (Jan Lazardzig)
      Zeit: Do 12:00-14:00 (Erster Termin: 18.04.2024)
      Ort: Hörsaal (Theaterwiss.) (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      Seit der griechischen Antike gehören Theaterbauten zu einer der herausragenden Aufgaben der (städtischen) Baukunst. Beginnend mit Vitruv, der das vierte Buch seiner zehnbändigen De architectura dem Theaterbau widmet, haben Architekten, Ingenieure, Künstler und Kunsttheoretiker immer wieder Anlass gefunden, ihr je spezifisches Wissen vom Theaterbau niederzulegen bzw. zu veröffentlichen. Diese Vorlesung soll – im Sinne eines Überblicks – zentrale Positionen einer Geschichte des europäischen Theaterbaus diskutieren. Es soll dabei nicht nur um eine Geschichte des Theaterbauwissens gehen, sondern auch um die religiösen, politischen, sozialen, ästhetischen sowie medialen Kontexte, aus denen Theater hervorgehen. Ein besonderes Augenmerk soll der Theaterbau in Berlin erhalten. So lassen sich anhand herausragender Berliner Theaterbauten wie etwa der Oper unter den Linden, dem Theater am Schiffbauerdamm oder der Volksbühne zentrale Entwicklungen einer theaterbaulichen Situation im europäischen Raum aufzeigen.

    • 17503 Vorlesung
      Kunst als Übung (Kirsten Maar, Francesca Raimondi)
      Zeit: Mo 18:00-20:00 (Erster Termin: 15.04.2024)
      Ort: Hörsaal (Theaterwiss.) (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      Seit den 1960er Jahren haben sich die Kunst und ihre Theorie immer stärker von einem gegenstandsorientierten hin zu einem performativen und praxeologischen (Selbst-) Verständnis bewegt. Mit der Vorlesung möchten wir daran anknüpfen und Kunst nicht als singuläres Werk in den Blick nehmen; wir möchten dieses Verständnis aber auch fortschreiben und Kunst nicht als einmaliges Ereignis, sondern als ein praktisches Feld erschließen, in dem es um die kollektive Einübung neuer Weisen des Sehens, Hörens, Sich-Bewegens und Sich-Begegnens geht. Kunst als Übung zu verstehen, heißt sie anhand von wiederholten und kontinuierlichen Begegnungen zu betrachten, in denen Spannungen und Differenzen zu bestehenden gesellschaftlichen Praktiken entstehen. Ein besonderer Fokus wird die Vorlesung auf das Potential der Künste richten, normativ eingeübte Wahrnehmungsmodalitäten, affektive Strukturen und Denkgewohnheiten zu ’verlernen’, die in Klassenfragen, Prozessen der Dekolonialisierung und für den Abbau von stereotypen Geschlechterdifferenzen eine zentrale Rolle spielen. Mit dieser praktischen Einbettung werden wir den autonomen Status der Kunst diskutieren und ihn ausgehend von kontextbezogenen und auch entgrenzenden Praktiken befragen; zum anderen eröffnet die Perspektive von Kunst als Übung auch ein neuer Zugang zum Verhältnis von Kunst und Pädagogik. Die Vorlesung möchte aber auch die künstlerischen Prozesse selbst anders fassen. Es sollen Epistemologien und Politiken des Künstler*innenwissens thematisiert sowie die Produktion von Kunst als Prozess neu in den Blick genommen werden: die Probe, die Skizze, das nicht nur Offene, sondern noch Unfertige, im Entstehen begriffene sollen eine besondere Aufschlusskraft mit Bezug auf das bekommen, was Kunst als eigentümliche Praxis ausmacht. Um diese verschiedenen Felder zwischen Theorie und Praxis zu untersuchen, ist die Vorlesung interdisziplinär ausgerichtet. Nach vorbereitenden Sitzungen im Seminarplenum sind eine Reihe von Wissenschaftler*innen und Künstler*innen aus verschiedenen Kunstfeldern eingeladen, mit uns ihre jeweiligen Perspektiven zu teilen und zu diskutieren.

    • 17718 Vorlesung
      Wissensgenerierung und Wissensproduktionen - Kulturelle Praktiken und ihre Vermittlung machtkritisch erforschen (Azadeh Sharifi)
      Zeit: Do 10:00-12:00 (Erster Termin: 18.04.2024)
      Ort: Hörsaal (Theaterwiss.) (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      Pluralität und gesellschaftliche Vielfalt führen zu Konflikten, aber auch diversen Lösungsansätzen bei der Ermöglichung von Teilhabe. In zeitgenössischen kulturellen Praktiken werden daher verschiedene machtkritische Ansätze eingesetzt, die der Pluralität und Diversität der Gesellschaft gerecht zu werden versuchen. Im Mittelpunkt steht die Auseinandersetzung mit Fragen von kulturellen Praktiken als Wissensgenerierung und Wissensproduktion, die in ihren jeweiligen historischen und kulturellen Tradierungen kontextualisiert und kritisch hinterfragt werden. Auch wird es um das Verhältnis von Kulturschaffenden und Publikum bzw. Zuschauer:innen gehen, die immer wieder neu verhandelt werden müssen. Untersucht werden u.a. gruppenspezifische Bedürfnisse und/oder Forderungen, die eine gerechte und sensible Anpassungen der Vermittlung erfordern. Ziel der Vorlesung ist es, Medienkompetenzen für eine plurale und diverse Gesellschaft exemplarisch zu vermitteln und kritisch zu diskutieren. Anhand von Beispielen aus der Berliner Kulturlandschaft sowie mit Gäst:innen werden verschiedene Modelle vorgestellt und analysiert.

  • Theorie und Ästhetik

    0051eB1.3
    • 17521 Seminar
      Theorie der Aufführungsanalyse: Methoden, Problematiken, Ausweitungen (Thore Martin Walch)
      Zeit: Mo 16:00-18:00 (Erster Termin: 15.04.2024)
      Ort: SR I Seminarraum (Grunewaldstr. 35)

      Zusätzl. Angaben / Voraussetzungen

      Für die Teilnahme am Seminar ist es unbedingt erforderlich, dass das Seminar „Einführung in die Aufführungsanalyse“ (inklusive Prüfungsleistung) bereits abgeschlossen wurde.

      Kommentar

      Das Seminar widmet sich vertiefend der Aufführungsanalyse als theaterwissenschaftlicher Methode. Der Fokus wird dabei auf der Auseinandersetzung mit theaterwissenschaftlicher Theoriebildung (vornehmlich im deutschsprachigen Raum) liegen. Die Anwendung in Form einer eigenen Aufführungsanalyse ist dann im Rahmen der Prüfungsleistung möglich. Im ersten Teil des Seminars wird in einem Rückblick die Entstehung der Aufführungsanalyse nachvollzogen. Die Geschichte der Aufführungsanalyse ist vergleichsweise kurz: Stand in den 1920er-Jahren bei Fachgründer Max Herrmann zwar die Aufführung im Zentrum des Interesses, so allerdings nur aus historiographischer Sicht. Überlegungen zur wissenschaftlichen Analyse zeitgenössischer Aufführungen (jenseits der Theaterkritik) entwickelten sich erst in den 1970er- und 80er-Jahren. In diesem Teil soll vor allem die Ausdifferenzierung in semiotische und phänomenologische Verfahren genauer betrachtet werden. Hierzu sollen, über die bekannte einführende Literatur hinausgehend, wichtige Primärtexte gelesen werden. Im zweiten Teil sollen aktuelle Herausforderungen und Erweiterungen der Aufführungsanalyse betrachtet werden. In der Theaterwissenschaft lässt sich in den letzten Jahren ein erneuertes Interesse an methodischen Fragen beobachten, in dessen Zuge sich auch (kritisch) mit der Aufführungsanalyse auseinandergesetzt wird.* So werden bestehende Konzepte der Aufführungsanalyse z. B. aus Gender-Perspektive hinterfragt, aber auch die Entwicklung neuer theatraler Formen wie bspw. des immersiven Theaters hält Herausforderungen für die Methode bereit. Schließlich wird auch nach den Grenzen der Methode und möglichen Alternativen zum Aufführungsbegriff zu fragen sein. Hierzu sollen jüngere theaterwissenschaftliche Beiträge gelesen werden.

      Literaturhinweise

      Vgl. die beiden 2020 erschienenen Methodenbände: Balme, Christopher u. Berenika Szymanski-Düll (Hg.). Methoden der Theaterwissenschaft (= Forum Modernes Theater Schriftenreihe, Band 56). Tübingen: Narr Francke Attempto, 2020; Wihstutz, Benjamin u. Benjamin Hoesch (Hg.). Neue Methoden der Theaterwissenschaft. Bielefeld: transcript, 2020.

    • 17523 Seminar
      Weibliche* Körper (Jenny Schrödl)
      Zeit: Mi 12:00-14:00 (Erster Termin: 17.04.2024)
      Ort: SR IV Seminarraum (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      ‚Weibliche* Körper‘ stellen immer noch ein ‚Schlachtfeld‘ dar, auf dem sich unterschiedliche Diskurse, Affekte, Bilder, Machtdynamiken, Objekt- und Subjektvierungsprozesse (u.v.a), die innerhalb einer Gesellschaft kursieren, bündeln und – um Bild zu bleiben – ‚bekriegen‘. Dabei scheint nach wie vor strittig, ob es sich bei ‚Weiblichkeit‘ und ‚Körperlichkeit‘ um reine gesellschaftliche Konstrukte, ausschließlich biologische Tatsachen oder eine Mischung aus beiden handelt. In den letzten Jahren ist im Kontext der darstellenden Künste (wieder) eine verstärkte, queer-feministische Verhandlung des ‚weiblichen Körpers‘ festzustellen, die vom Einsatz des nackten Körpers als Waffe bis hin zur affirmativen Repräsentation von Tabuthemen wie menstruierende, alternde oder fette Körper reicht. Das Seminar widmet sich diesem Themenfeld und stellt insbesondere aktuelle Auseinandersetzungen mit/um weibliche* Körper in Theater, Performance und Tanz in den Mittelpunkt. Neben theoretischen und historischen Reflexionen, insbesondere zur feministischen Kunst der 1970er und 1980er Jahre, werden wir uns im Seminar mit einschlägigen Inszenierungen von Florentina Holzinger, Henrike Iglesias, LASTESIS, She She Pop, Julischka Stengele (u.a.) beschäftigen.

    • 17524 Seminar
      Farce, Spektakel, Revolution: Theater und Marxismus (Hans Roth)
      Zeit: Mi 14:00-16:00 (Erster Termin: 17.04.2024)
      Ort: SR I Seminarraum (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      Wie vielleicht keine andere politische und philosophische Strömung hat sich der Marxismus seit jeher intensiv um das Theater bemüht und an den widersprüchlichen ästhetischen und politischen Implikationen des Theaters (als Ort der Verstellung und des ästhetischen Scheins, des passiven Zuschauens, aber auch als Ort der kritischen Betrachtung und gesellschaftlichen Selbstverständigung…) abgearbeitet. Marx greift in seinen Texten ausgiebig auf Theatervokabular zurück, um soziologische und staatstheoretische Grundsatzfragen zu klären; aber auch Marxist*innen späterer Generationen (und unterschiedlichster Strömungen) haben sich immer wieder mit dem Theater auseinandergesetzt: in ideologiekritischer Absicht, im Rahmen der Analyse der Warengesellschaft oder in der Auseinandersetzung mit soziologischen Rollentheorien. Zugleich hat der Marxismus auf seine Weise tiefe Spuren in der Theatergeschichte des 20. Jahrhunderts hinterlassen: durch die sowjetische Doktrin des Sozialistischen Realismus, aber auch als Inspirationsquelle für zahlreiche avantgardistische Theatermacher*innen. Im Rahmen dieses Seminars werden wir die spannungsvolle Beziehung zwischen Theater und Marxismus anhand ausgewählter Stationen näher beleuchten. Diesbezüglich sollen nicht nur die in der Theaterwissenschaft einschlägig bekannten Positionen rezipiert und diskutiert werden, sondern auch weniger bekanntere Aspekte beleuchtet werden. Die Bereitschaft, sich im Rahmen der Seminarlektüre auch mit längeren und anspruchsvollen Texten auseinanderzusetzen, ist für die Teilnahme am Seminar unbedingt erforderlich.

    • 17525 Seminar
      Gegenwart der Tragödie (Matthias Warstat)
      Zeit: Do 10:00-12:00 (Erster Termin: 25.04.2024)
      Ort: SR IV Seminarraum (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      Die Frage nach der Gegenwart der Tragödie hat eine theatertheoretische, aber auch eine ganz alltägliche Dimension: Was verstehen wir heute, in unserer Gegenwart, eigentlich unter einer tragischen Erfahrung? Welche Ereignisse oder Unglücke empfinden wir als tragisch? Von dieser Frage ausgehend, zu der es viele auch philosophische Anregungen gibt, kann sich der Blick auf das Theater und andere Künste richten: Wie können tragische Erfahrungen heute im Theater und in anderen Künsten zur Geltung gebracht werden? Offenbar bezeichnet das Tragische ein Leiden, das nicht leicht auf den Punkt zu bringen ist. In seinem Buch „Tragödie und dramatisches Theater“ (2003) richtet Hans-Thies Lehmann den Blick auf Überschreitungen, Transgressionen und Exzesse unterschiedlicher Art, die nicht nur die Inhalte, sondern besonders auch die Form der Inszenierungen betreffen. Andere Autor*innen denken eher an gravierende „Fehler“ oder „Kollisionen“, die das Theater einerseits zeigen kann, die von den Teilnehmenden einer Aufführung aber manchmal auch am eigenen Leib erfahren werden müssen. Zu diesem Themenkomplex soll das Seminar theoretische, historiografische und aufführungsanalytische Recherchen miteinander verbinden. Wir werden in theoretischen Lektüren verschiedene Versuche kennenlernen, das Tragische für die Gegenwart zu fassen. Theatergeschichtlich soll im Rückblick auf das 20. Jahrhundert die These überprüft werden, dass das Tragische in ganz verschiedenen Theaterformen auftauchen konnte, so etwa im Lehrstück, in der Performancekunst oder im postdramatischen Theater. Im gemeinsamen Besuchen und Diskutieren von aktuellen Inszenierungen wird sich das Seminar auf die Suche nach heutigen Ausprägungen der Tragödie machen.

    • 17528 Seminar
      „Die ganze Welt ist eine Bühne“: Komödianten-Figuren und Sein-Schein-Problematik in Werken von Shakespeare (Swetlana Lukanitschewa)
      Zeit: Fr 10:00-14:00 (Erster Termin: 19.04.2024)
      Ort: SR IV Seminarraum (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      Es könnte in der durch und durch theatralisierten elisabethanischen Epoche keine bessere Werbung für ein Theaterunternehmen geben als die lapidare Inschrift, die Shakespeare über den Haupteingang seines The Globe aufbringen ließ: „Totus mundus agit histrionem“. Die spiel- und schaulustigen Elisabethaner nahmen die in diesem Ausspruch verschlüsselte Einladung zu einem Schauspiel an, in dessen Verlauf „ein ständiger Austausch zwischen Betrachter und Betrachtetem“ (Foucault) stattfinden und das Verfließen der Grenzen zwischen Sein und Schein gefeiert werden sollte, und sie haben es nicht bereut. Shakespeare beherrschte eine breite Palette von Mitteln und Strategien der Publikumsführung und er setze sie in seinen Tragödien, Historien und Komödien wirkungsvoll um. Im Seminar sollen die ausgewählten Dramen Shakespeares hinsichtlich der Momente des Rollenspiels und der Maskerade untersucht werden. Besonderes Augenmerk gilt dabei den Figuren der Clowns und Narren. Im Fokus der ersten Sitzungen des Seminars werden die Konventionen und die Aufführungspraxis des elisabethanischen Theaters stehen, aus denen sich die Aufbau der Stücke und die Anordnung der Figuren erklären lässt.

    • 17500 Vorlesung
      Elfriede Jelinek: Theater des Paradramatischen (Silke Felber)
      Zeit: Mo 12:00-14:00 (Erster Termin: 15.04.2024)
      Ort: Hörsaal (Theaterwiss.) (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      Kaum eine Autorin hat das deutschsprachige Theater der letzten 40 Jahre mehr geprägt als Elfriede Jelinek, deren Texte mittlerweile als Paradebeispiele eines sogenannten postdramatischen Theaters (Lehmann) gelten. Tatsächlich jedoch sind Jelineks Arbeiten weniger nach als vielmehr neben (para) dem Drama zu verorten: Jelinek lehnt sich an kanonisierte Werke der Dramenliteratur, an die griechisch-antike Tragödie oder auch an die europäische Oper an und unterzieht diese vergeschlechtlichten und mitunter rassifizierten Texte vor dem Hintergrund virulenter gesellschaftspolitischer Fragestellungen einer schonungslosen Revision. Innerhalb dieser ästhetischen Operation fungiert das Drama als Folie für ein das Dispositiv Theater und seine Inklusions- und Exklusionsmechanismen stets mitreflektierendes Schreiben. Die Vorlesung bietet einen Überblick über Elfriede Jelineks Wirken für und auf das Theater und beleuchtet die Texte der Nobelpreisträgerin aus theaterhistorischer wie -ästhetischer Perspektive. Welche Spielräume und Widerstände produzier(t)en Jelineks paradramatischen Texte? Wie funktioniert die intertextuelle Dramaturgie, die diesen Arbeiten ihren ganz spezifischen Sound verleiht? Kommt den dabei zur Anwendung gelangenden Verfahren ein queerendes Potential zu? Und wie gehen bzw. gingen Regisseur*innen wie Karin Beier, Claudia Bosse, Frank Castorf, Einar Schleef, Nicolas Stemann oder Jossi Wieler mit der legendären Regieanweisung „Machen Sie, was Sie wollen!“ um?

    • 17501 Vorlesung
      Performative Turn und Postdramatisches Theater (Matthias Warstat)
      Zeit: Di 14:00-16:00 (Erster Termin: 23.04.2024)
      Ort: Hörsaal (Theaterwiss.) (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      Im Titel dieser Vorlesung stehen zwei viel verwendete Begriffe, die beide zur Beschreibung theatergeschichtlicher Veränderungen seit den 1960er Jahren herangezogen werden. „Postdramatisches Theater“ (siehe bes. Hans-Thies Lehmann 1999) wird heute einerseits als Sammelbegriff für Theaterformen benutzt, die sich kritisch auf die dramatische Tradition beziehen, andererseits (allerdings unscharf) als Epochenbegriff für das Theater seit den 1960er Jahren. Mit „performative turn“ (siehe bes. Erika Fischer-Lichte 2004) werden jene kulturgeschichtlichen Veränderungen bezeichnet, die zum internationalen Durchbruch der Performancekunst, aber auch zu einer wachsenden Bedeutung von Aufführungen in verschiedenen Künsten, in der Politik und überhaupt im öffentlichen Leben geführt haben. Zur Erläuterung beider Begriffe wird bisweilen auf dieselben künstlerischen Positionen zurückgegriffen, so etwa auf Inszenierungen von Jerzy Grotowski, Robert Wilson, Pina Bausch, Einar Schleef, Societas Raffaello Sanzio oder Frank Castorf. Daneben gibt es aber auch Verweise in gegensätzliche Richtungen: Als eine prägende Facette des performative turn gilt zum Beispiel die feministische Performancekunst (Rachel Rosenthal, Carolee Schneemann, Marina Abramovic); dagegen werden vom postdramatischen Theater aus Rückbezüge auf das epische Theater (Bertolt Brecht, Walter Benjamin, Heiner Müller) hervorgehoben. Während der Begriff des Postdramatischen gerade auch von Theaterpraktiker*innen und in der freien Szene gerne zur Selbstbezeichnung aufgegriffen wurde, erwies sich die Rede vom performative turn und vom Performativen vor allem in universitären Diskursen als interdisziplinär höchst anschlussfähig. Die Vorlesung möchte einen Blick auf (Theater-)Inszenierungen seit den 1960er Jahren dazu nutzen, die Begriffe „performative turn“ und „Postdramatisches Theater“ zu vergleichen und auf ihre jeweiligen theoretischen Voraussetzungen zu befragen. Nicht zuletzt geht es darum, ob und wie man heute angesichts neuer ästhetischer und politischer Herausforderungen noch produktiv an beide Konzepte anschließen kann.

    • 17502 Vorlesung
      Einführung in die Geschichte des Theaterbaus (Jan Lazardzig)
      Zeit: Do 12:00-14:00 (Erster Termin: 18.04.2024)
      Ort: Hörsaal (Theaterwiss.) (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      Seit der griechischen Antike gehören Theaterbauten zu einer der herausragenden Aufgaben der (städtischen) Baukunst. Beginnend mit Vitruv, der das vierte Buch seiner zehnbändigen De architectura dem Theaterbau widmet, haben Architekten, Ingenieure, Künstler und Kunsttheoretiker immer wieder Anlass gefunden, ihr je spezifisches Wissen vom Theaterbau niederzulegen bzw. zu veröffentlichen. Diese Vorlesung soll – im Sinne eines Überblicks – zentrale Positionen einer Geschichte des europäischen Theaterbaus diskutieren. Es soll dabei nicht nur um eine Geschichte des Theaterbauwissens gehen, sondern auch um die religiösen, politischen, sozialen, ästhetischen sowie medialen Kontexte, aus denen Theater hervorgehen. Ein besonderes Augenmerk soll der Theaterbau in Berlin erhalten. So lassen sich anhand herausragender Berliner Theaterbauten wie etwa der Oper unter den Linden, dem Theater am Schiffbauerdamm oder der Volksbühne zentrale Entwicklungen einer theaterbaulichen Situation im europäischen Raum aufzeigen.

    • 17503 Vorlesung
      Kunst als Übung (Kirsten Maar, Francesca Raimondi)
      Zeit: Mo 18:00-20:00 (Erster Termin: 15.04.2024)
      Ort: Hörsaal (Theaterwiss.) (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      Seit den 1960er Jahren haben sich die Kunst und ihre Theorie immer stärker von einem gegenstandsorientierten hin zu einem performativen und praxeologischen (Selbst-) Verständnis bewegt. Mit der Vorlesung möchten wir daran anknüpfen und Kunst nicht als singuläres Werk in den Blick nehmen; wir möchten dieses Verständnis aber auch fortschreiben und Kunst nicht als einmaliges Ereignis, sondern als ein praktisches Feld erschließen, in dem es um die kollektive Einübung neuer Weisen des Sehens, Hörens, Sich-Bewegens und Sich-Begegnens geht. Kunst als Übung zu verstehen, heißt sie anhand von wiederholten und kontinuierlichen Begegnungen zu betrachten, in denen Spannungen und Differenzen zu bestehenden gesellschaftlichen Praktiken entstehen. Ein besonderer Fokus wird die Vorlesung auf das Potential der Künste richten, normativ eingeübte Wahrnehmungsmodalitäten, affektive Strukturen und Denkgewohnheiten zu ’verlernen’, die in Klassenfragen, Prozessen der Dekolonialisierung und für den Abbau von stereotypen Geschlechterdifferenzen eine zentrale Rolle spielen. Mit dieser praktischen Einbettung werden wir den autonomen Status der Kunst diskutieren und ihn ausgehend von kontextbezogenen und auch entgrenzenden Praktiken befragen; zum anderen eröffnet die Perspektive von Kunst als Übung auch ein neuer Zugang zum Verhältnis von Kunst und Pädagogik. Die Vorlesung möchte aber auch die künstlerischen Prozesse selbst anders fassen. Es sollen Epistemologien und Politiken des Künstler*innenwissens thematisiert sowie die Produktion von Kunst als Prozess neu in den Blick genommen werden: die Probe, die Skizze, das nicht nur Offene, sondern noch Unfertige, im Entstehen begriffene sollen eine besondere Aufschlusskraft mit Bezug auf das bekommen, was Kunst als eigentümliche Praxis ausmacht. Um diese verschiedenen Felder zwischen Theorie und Praxis zu untersuchen, ist die Vorlesung interdisziplinär ausgerichtet. Nach vorbereitenden Sitzungen im Seminarplenum sind eine Reihe von Wissenschaftler*innen und Künstler*innen aus verschiedenen Kunstfeldern eingeladen, mit uns ihre jeweiligen Perspektiven zu teilen und zu diskutieren.

    • 17718 Vorlesung
      Wissensgenerierung und Wissensproduktionen - Kulturelle Praktiken und ihre Vermittlung machtkritisch erforschen (Azadeh Sharifi)
      Zeit: Do 10:00-12:00 (Erster Termin: 18.04.2024)
      Ort: Hörsaal (Theaterwiss.) (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      Pluralität und gesellschaftliche Vielfalt führen zu Konflikten, aber auch diversen Lösungsansätzen bei der Ermöglichung von Teilhabe. In zeitgenössischen kulturellen Praktiken werden daher verschiedene machtkritische Ansätze eingesetzt, die der Pluralität und Diversität der Gesellschaft gerecht zu werden versuchen. Im Mittelpunkt steht die Auseinandersetzung mit Fragen von kulturellen Praktiken als Wissensgenerierung und Wissensproduktion, die in ihren jeweiligen historischen und kulturellen Tradierungen kontextualisiert und kritisch hinterfragt werden. Auch wird es um das Verhältnis von Kulturschaffenden und Publikum bzw. Zuschauer:innen gehen, die immer wieder neu verhandelt werden müssen. Untersucht werden u.a. gruppenspezifische Bedürfnisse und/oder Forderungen, die eine gerechte und sensible Anpassungen der Vermittlung erfordern. Ziel der Vorlesung ist es, Medienkompetenzen für eine plurale und diverse Gesellschaft exemplarisch zu vermitteln und kritisch zu diskutieren. Anhand von Beispielen aus der Berliner Kulturlandschaft sowie mit Gäst:innen werden verschiedene Modelle vorgestellt und analysiert.

  • Aktuelle Tendenzen des Gegenwartstheaters

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    • 17521 Seminar
      Theorie der Aufführungsanalyse: Methoden, Problematiken, Ausweitungen (Thore Martin Walch)
      Zeit: Mo 16:00-18:00 (Erster Termin: 15.04.2024)
      Ort: SR I Seminarraum (Grunewaldstr. 35)

      Zusätzl. Angaben / Voraussetzungen

      Für die Teilnahme am Seminar ist es unbedingt erforderlich, dass das Seminar „Einführung in die Aufführungsanalyse“ (inklusive Prüfungsleistung) bereits abgeschlossen wurde.

      Kommentar

      Das Seminar widmet sich vertiefend der Aufführungsanalyse als theaterwissenschaftlicher Methode. Der Fokus wird dabei auf der Auseinandersetzung mit theaterwissenschaftlicher Theoriebildung (vornehmlich im deutschsprachigen Raum) liegen. Die Anwendung in Form einer eigenen Aufführungsanalyse ist dann im Rahmen der Prüfungsleistung möglich. Im ersten Teil des Seminars wird in einem Rückblick die Entstehung der Aufführungsanalyse nachvollzogen. Die Geschichte der Aufführungsanalyse ist vergleichsweise kurz: Stand in den 1920er-Jahren bei Fachgründer Max Herrmann zwar die Aufführung im Zentrum des Interesses, so allerdings nur aus historiographischer Sicht. Überlegungen zur wissenschaftlichen Analyse zeitgenössischer Aufführungen (jenseits der Theaterkritik) entwickelten sich erst in den 1970er- und 80er-Jahren. In diesem Teil soll vor allem die Ausdifferenzierung in semiotische und phänomenologische Verfahren genauer betrachtet werden. Hierzu sollen, über die bekannte einführende Literatur hinausgehend, wichtige Primärtexte gelesen werden. Im zweiten Teil sollen aktuelle Herausforderungen und Erweiterungen der Aufführungsanalyse betrachtet werden. In der Theaterwissenschaft lässt sich in den letzten Jahren ein erneuertes Interesse an methodischen Fragen beobachten, in dessen Zuge sich auch (kritisch) mit der Aufführungsanalyse auseinandergesetzt wird.* So werden bestehende Konzepte der Aufführungsanalyse z. B. aus Gender-Perspektive hinterfragt, aber auch die Entwicklung neuer theatraler Formen wie bspw. des immersiven Theaters hält Herausforderungen für die Methode bereit. Schließlich wird auch nach den Grenzen der Methode und möglichen Alternativen zum Aufführungsbegriff zu fragen sein. Hierzu sollen jüngere theaterwissenschaftliche Beiträge gelesen werden.

      Literaturhinweise

      Vgl. die beiden 2020 erschienenen Methodenbände: Balme, Christopher u. Berenika Szymanski-Düll (Hg.). Methoden der Theaterwissenschaft (= Forum Modernes Theater Schriftenreihe, Band 56). Tübingen: Narr Francke Attempto, 2020; Wihstutz, Benjamin u. Benjamin Hoesch (Hg.). Neue Methoden der Theaterwissenschaft. Bielefeld: transcript, 2020.

    • 17522 Seminar
      Noise, Politics, and Media: Current Trends in Contemporary Music Theatre (with excursion) (João Cardante Romão)
      Zeit: Di 16:00-18:00 (Erster Termin: 16.04.2024)
      Ort: K 031 Seminarraum (Anbau Cinepoetics) (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      This seminar is organized around the Münchener Biennale - Festival für Neues Musiktheater, which we will attend from June 4-8. In addition to seeing many of the new productions being premiered at the festival, we will have the opportunity to interact with dramaturges, composers, musicians, and festival curators at a series of events organized by the festival especially for us and other university classes from all across the German-speaking countries. In the six weeks leading up to the excursion, we will discuss some of the most significant literature on music theater and study some of the best-known pieces in the genre, from the instrumental theater of Mauricio Kagel or Carola Bauckholt to the visible music of Dieter Schnebel or the political theater of Luigi Nono, to name just a few. We will also explore some examples of other contemporary approaches to music theater that use adapted musical instruments or live electronics generated by artificial intelligence, or that address current political issues in our society, such as climate change, patriarchy, and colonialism. Music theater as a genre or concept emerged on the artistic scene after 1945 with the promise of being a space for experimentation within the scenic arts, as a reaction to the operatic canon that still largely dominates the programming of opera houses across Europe. Defining what new music theater is might be tricky. Hermann Danuser, for example, proposed the term "Scenic Composition" (1984), which only gained some traction in German-speaking musicology, which used it as an umbrella term for a particular manifestation of music theater that emerged from the avant-garde artistic experiments of the 1960s, such as Fluxus and the Theater of the Absurd. Recently, Matthias Rebstock, who notes the more nuanced manifestations of contemporary music theater beyond the German context, has stated that "contemporary, independent music theater is nothing less than a kaleidoscope of highly diverse forms and approaches.” (2020: 17). In this seminar, we will explore many of these approaches and focus on the challenges that music theater poses to preconceived notions of music by thinking about the role of noise in music composition and dramaturgy, as well as broader processes that value interdisciplinary and intermediality, collective artistic production, and artists' political engagement and positioning.

    • 17525 Seminar
      Gegenwart der Tragödie (Matthias Warstat)
      Zeit: Do 10:00-12:00 (Erster Termin: 25.04.2024)
      Ort: SR IV Seminarraum (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      Die Frage nach der Gegenwart der Tragödie hat eine theatertheoretische, aber auch eine ganz alltägliche Dimension: Was verstehen wir heute, in unserer Gegenwart, eigentlich unter einer tragischen Erfahrung? Welche Ereignisse oder Unglücke empfinden wir als tragisch? Von dieser Frage ausgehend, zu der es viele auch philosophische Anregungen gibt, kann sich der Blick auf das Theater und andere Künste richten: Wie können tragische Erfahrungen heute im Theater und in anderen Künsten zur Geltung gebracht werden? Offenbar bezeichnet das Tragische ein Leiden, das nicht leicht auf den Punkt zu bringen ist. In seinem Buch „Tragödie und dramatisches Theater“ (2003) richtet Hans-Thies Lehmann den Blick auf Überschreitungen, Transgressionen und Exzesse unterschiedlicher Art, die nicht nur die Inhalte, sondern besonders auch die Form der Inszenierungen betreffen. Andere Autor*innen denken eher an gravierende „Fehler“ oder „Kollisionen“, die das Theater einerseits zeigen kann, die von den Teilnehmenden einer Aufführung aber manchmal auch am eigenen Leib erfahren werden müssen. Zu diesem Themenkomplex soll das Seminar theoretische, historiografische und aufführungsanalytische Recherchen miteinander verbinden. Wir werden in theoretischen Lektüren verschiedene Versuche kennenlernen, das Tragische für die Gegenwart zu fassen. Theatergeschichtlich soll im Rückblick auf das 20. Jahrhundert die These überprüft werden, dass das Tragische in ganz verschiedenen Theaterformen auftauchen konnte, so etwa im Lehrstück, in der Performancekunst oder im postdramatischen Theater. Im gemeinsamen Besuchen und Diskutieren von aktuellen Inszenierungen wird sich das Seminar auf die Suche nach heutigen Ausprägungen der Tragödie machen.

    • 17526 Seminar
      Drag (Jenny Schrödl)
      Zeit: Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 18.04.2024)
      Ort: SR I Seminarraum (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      ‚Drag‘ als geschlechtliche Inszenierungs- und/oder Lebensform erlebt derzeit in Deutschland eine erhöhte Konjunktur: Diverse Drag Contests und Shows in Berlin, München, Frankfurt/Main, Leipzig, Düsseldorf und in vielen anderen Orten sowie große internationale Drag Festivals – wie jüngst das go drag!-Festival in Berlin (2022) und München (2024) – tragen zur Präsenz und Popularität ebenso bei wie die Ausstrahlungen von RuPauls Drag Race (seit 2009) oder Drag Race Germany (2023) im Fernsehen und über Streaming Dienste. Gleichzeitig wird Drag aber nicht nur positiv aufgenommen, sondern ist auch Anlass für rechte Propaganda, Hetze und Gewalt. Ästhetisch ist besonders auffällig, dass die Drag Performer*innen neben klassischen Formen des Kinging und Queening oftmals hybride, gemischte oder groteske Formen von Drag zeigen und zelebrieren. Das Seminar widmet sich dem Thema Drag einerseits begrifflich, historisch und theoretisch (Butler, Garber, Lorenz, Heller, Stokoe u.a.) und stellt anderseits das komplexe und diverse Feld zeitgenössischer Drag Performances in den Mittelpunkt der Diskussion. Anhand exemplarischer Figurationen (Drag Queen, Drag King, Drag Quings, Drag Things, Drag Monsters, Drag Horrors, Crip Drag u.a.) und in Bezug auf einschlägige Beispiele (Antonia Baehr, Eric BigClit, Olympia Bukkakis, Alexander Cameltoe, Hungry u.a.) werden wir folgenden Fragen nachgehen: Welche Erscheinungsformen und Ästhetiken zeichnen heutige Drag-Performances besonders aus? Welche Sichtweisen, Ambitionen, Wünsche und Emotionen verbinden die Performer*innen mit Drag? Wie wirkt sich Drag auf Körpererleben, Identität, Selbstbewusstsein, Sexualität, Gemeinschaft (u.a.) bezogen auf Performer*innen und aufs Publikum aus? Welche politischen Bedeutungen kommt Drag unter Umständen zu? Und ist Drag noch subversiv (und muss es das sein)?

    • 17527 Seminar Abgesagt
      Im Spotlight von Pulitzer und Oscar: Respektiertes Musical heute von La La Land bis Hamilton (Frédéric Osbert Döhl)
      Zeit: Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 23.04.2024)
      Ort: JK 31/125 (Habelschwerdter Allee 45)
    • 17529 Seminar
      Theater und Protest seit 1968 bis in die Gegenwart (Naomi Boyce, Judith Henrike Pieper)
      Zeit: Di 10:00-12:00 (Erster Termin: 16.04.2024)
      Ort: SR I Seminarraum (Grunewaldstr. 35)

      Zusätzl. Angaben / Voraussetzungen

      Für das Seminar wird die Bereitschaft zur Lektüre umfangreicher Texte vorausgesetzt sowie die Sichtung von Aufführungsaufzeichnungen und politischen Aktionen. Die Teilnahme am Seminar ist auf Deutsch oder Englisch möglich und wird in beiden Sprachen stattfinden. Ein sicheres Beherrschen der englischen Sprache (gutes Hör- und Leseverständnis) ist deshalb erforderlich.

      Kommentar

      Im Seminar geht es um die Tradition des aktivistischen Theaters, die in der Gegenwart – im Zeichen globaler Protestbewegungen und digitaler Vernetzungschancen – neuen Auftrieb erhält. Die neuen sozialen Bewegungen der späten 1960er brachten einen veränderten Aktivismus hervor, zu dem das politische Theater um 1968 in enge Verbindung geriet, das auch in der Tradition des Agitproptheaters der 1920er und 30er Jahren stand. In der Gegenwart wird dieses Repertoire der politischen Proteste von aktuellen Bewegungen wie Klimaaktivismus, Antirassismus, Queerfeminismus und Decoloniality aufgegriffen und neu konzipiert. Durch eine tiefe Auseinandersetzung mit historischen und aktuellen Fallbeispielen soll der Begriff der Intervention in die lebhaft geführte Theoriedebatte über politisches Theater eingebracht und diskutiert werden. Im Seminar werden an Beispielen wie The Living Theater, Bread and Puppet Theater, Lastesis, Milo Rau, Public Movement, Lauratiborkollektiv u.a., die ästhetischen, politischen, performativen, theatralen und aktivistischen Dimensionen von künstlerischen Aktionen analysiert.

    • 17500 Vorlesung
      Elfriede Jelinek: Theater des Paradramatischen (Silke Felber)
      Zeit: Mo 12:00-14:00 (Erster Termin: 15.04.2024)
      Ort: Hörsaal (Theaterwiss.) (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      Kaum eine Autorin hat das deutschsprachige Theater der letzten 40 Jahre mehr geprägt als Elfriede Jelinek, deren Texte mittlerweile als Paradebeispiele eines sogenannten postdramatischen Theaters (Lehmann) gelten. Tatsächlich jedoch sind Jelineks Arbeiten weniger nach als vielmehr neben (para) dem Drama zu verorten: Jelinek lehnt sich an kanonisierte Werke der Dramenliteratur, an die griechisch-antike Tragödie oder auch an die europäische Oper an und unterzieht diese vergeschlechtlichten und mitunter rassifizierten Texte vor dem Hintergrund virulenter gesellschaftspolitischer Fragestellungen einer schonungslosen Revision. Innerhalb dieser ästhetischen Operation fungiert das Drama als Folie für ein das Dispositiv Theater und seine Inklusions- und Exklusionsmechanismen stets mitreflektierendes Schreiben. Die Vorlesung bietet einen Überblick über Elfriede Jelineks Wirken für und auf das Theater und beleuchtet die Texte der Nobelpreisträgerin aus theaterhistorischer wie -ästhetischer Perspektive. Welche Spielräume und Widerstände produzier(t)en Jelineks paradramatischen Texte? Wie funktioniert die intertextuelle Dramaturgie, die diesen Arbeiten ihren ganz spezifischen Sound verleiht? Kommt den dabei zur Anwendung gelangenden Verfahren ein queerendes Potential zu? Und wie gehen bzw. gingen Regisseur*innen wie Karin Beier, Claudia Bosse, Frank Castorf, Einar Schleef, Nicolas Stemann oder Jossi Wieler mit der legendären Regieanweisung „Machen Sie, was Sie wollen!“ um?

    • 17501 Vorlesung
      Performative Turn und Postdramatisches Theater (Matthias Warstat)
      Zeit: Di 14:00-16:00 (Erster Termin: 23.04.2024)
      Ort: Hörsaal (Theaterwiss.) (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      Im Titel dieser Vorlesung stehen zwei viel verwendete Begriffe, die beide zur Beschreibung theatergeschichtlicher Veränderungen seit den 1960er Jahren herangezogen werden. „Postdramatisches Theater“ (siehe bes. Hans-Thies Lehmann 1999) wird heute einerseits als Sammelbegriff für Theaterformen benutzt, die sich kritisch auf die dramatische Tradition beziehen, andererseits (allerdings unscharf) als Epochenbegriff für das Theater seit den 1960er Jahren. Mit „performative turn“ (siehe bes. Erika Fischer-Lichte 2004) werden jene kulturgeschichtlichen Veränderungen bezeichnet, die zum internationalen Durchbruch der Performancekunst, aber auch zu einer wachsenden Bedeutung von Aufführungen in verschiedenen Künsten, in der Politik und überhaupt im öffentlichen Leben geführt haben. Zur Erläuterung beider Begriffe wird bisweilen auf dieselben künstlerischen Positionen zurückgegriffen, so etwa auf Inszenierungen von Jerzy Grotowski, Robert Wilson, Pina Bausch, Einar Schleef, Societas Raffaello Sanzio oder Frank Castorf. Daneben gibt es aber auch Verweise in gegensätzliche Richtungen: Als eine prägende Facette des performative turn gilt zum Beispiel die feministische Performancekunst (Rachel Rosenthal, Carolee Schneemann, Marina Abramovic); dagegen werden vom postdramatischen Theater aus Rückbezüge auf das epische Theater (Bertolt Brecht, Walter Benjamin, Heiner Müller) hervorgehoben. Während der Begriff des Postdramatischen gerade auch von Theaterpraktiker*innen und in der freien Szene gerne zur Selbstbezeichnung aufgegriffen wurde, erwies sich die Rede vom performative turn und vom Performativen vor allem in universitären Diskursen als interdisziplinär höchst anschlussfähig. Die Vorlesung möchte einen Blick auf (Theater-)Inszenierungen seit den 1960er Jahren dazu nutzen, die Begriffe „performative turn“ und „Postdramatisches Theater“ zu vergleichen und auf ihre jeweiligen theoretischen Voraussetzungen zu befragen. Nicht zuletzt geht es darum, ob und wie man heute angesichts neuer ästhetischer und politischer Herausforderungen noch produktiv an beide Konzepte anschließen kann.

    • 17502 Vorlesung
      Einführung in die Geschichte des Theaterbaus (Jan Lazardzig)
      Zeit: Do 12:00-14:00 (Erster Termin: 18.04.2024)
      Ort: Hörsaal (Theaterwiss.) (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      Seit der griechischen Antike gehören Theaterbauten zu einer der herausragenden Aufgaben der (städtischen) Baukunst. Beginnend mit Vitruv, der das vierte Buch seiner zehnbändigen De architectura dem Theaterbau widmet, haben Architekten, Ingenieure, Künstler und Kunsttheoretiker immer wieder Anlass gefunden, ihr je spezifisches Wissen vom Theaterbau niederzulegen bzw. zu veröffentlichen. Diese Vorlesung soll – im Sinne eines Überblicks – zentrale Positionen einer Geschichte des europäischen Theaterbaus diskutieren. Es soll dabei nicht nur um eine Geschichte des Theaterbauwissens gehen, sondern auch um die religiösen, politischen, sozialen, ästhetischen sowie medialen Kontexte, aus denen Theater hervorgehen. Ein besonderes Augenmerk soll der Theaterbau in Berlin erhalten. So lassen sich anhand herausragender Berliner Theaterbauten wie etwa der Oper unter den Linden, dem Theater am Schiffbauerdamm oder der Volksbühne zentrale Entwicklungen einer theaterbaulichen Situation im europäischen Raum aufzeigen.

    • 17503 Vorlesung
      Kunst als Übung (Kirsten Maar, Francesca Raimondi)
      Zeit: Mo 18:00-20:00 (Erster Termin: 15.04.2024)
      Ort: Hörsaal (Theaterwiss.) (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      Seit den 1960er Jahren haben sich die Kunst und ihre Theorie immer stärker von einem gegenstandsorientierten hin zu einem performativen und praxeologischen (Selbst-) Verständnis bewegt. Mit der Vorlesung möchten wir daran anknüpfen und Kunst nicht als singuläres Werk in den Blick nehmen; wir möchten dieses Verständnis aber auch fortschreiben und Kunst nicht als einmaliges Ereignis, sondern als ein praktisches Feld erschließen, in dem es um die kollektive Einübung neuer Weisen des Sehens, Hörens, Sich-Bewegens und Sich-Begegnens geht. Kunst als Übung zu verstehen, heißt sie anhand von wiederholten und kontinuierlichen Begegnungen zu betrachten, in denen Spannungen und Differenzen zu bestehenden gesellschaftlichen Praktiken entstehen. Ein besonderer Fokus wird die Vorlesung auf das Potential der Künste richten, normativ eingeübte Wahrnehmungsmodalitäten, affektive Strukturen und Denkgewohnheiten zu ’verlernen’, die in Klassenfragen, Prozessen der Dekolonialisierung und für den Abbau von stereotypen Geschlechterdifferenzen eine zentrale Rolle spielen. Mit dieser praktischen Einbettung werden wir den autonomen Status der Kunst diskutieren und ihn ausgehend von kontextbezogenen und auch entgrenzenden Praktiken befragen; zum anderen eröffnet die Perspektive von Kunst als Übung auch ein neuer Zugang zum Verhältnis von Kunst und Pädagogik. Die Vorlesung möchte aber auch die künstlerischen Prozesse selbst anders fassen. Es sollen Epistemologien und Politiken des Künstler*innenwissens thematisiert sowie die Produktion von Kunst als Prozess neu in den Blick genommen werden: die Probe, die Skizze, das nicht nur Offene, sondern noch Unfertige, im Entstehen begriffene sollen eine besondere Aufschlusskraft mit Bezug auf das bekommen, was Kunst als eigentümliche Praxis ausmacht. Um diese verschiedenen Felder zwischen Theorie und Praxis zu untersuchen, ist die Vorlesung interdisziplinär ausgerichtet. Nach vorbereitenden Sitzungen im Seminarplenum sind eine Reihe von Wissenschaftler*innen und Künstler*innen aus verschiedenen Kunstfeldern eingeladen, mit uns ihre jeweiligen Perspektiven zu teilen und zu diskutieren.

    • 17718 Vorlesung
      Wissensgenerierung und Wissensproduktionen - Kulturelle Praktiken und ihre Vermittlung machtkritisch erforschen (Azadeh Sharifi)
      Zeit: Do 10:00-12:00 (Erster Termin: 18.04.2024)
      Ort: Hörsaal (Theaterwiss.) (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      Pluralität und gesellschaftliche Vielfalt führen zu Konflikten, aber auch diversen Lösungsansätzen bei der Ermöglichung von Teilhabe. In zeitgenössischen kulturellen Praktiken werden daher verschiedene machtkritische Ansätze eingesetzt, die der Pluralität und Diversität der Gesellschaft gerecht zu werden versuchen. Im Mittelpunkt steht die Auseinandersetzung mit Fragen von kulturellen Praktiken als Wissensgenerierung und Wissensproduktion, die in ihren jeweiligen historischen und kulturellen Tradierungen kontextualisiert und kritisch hinterfragt werden. Auch wird es um das Verhältnis von Kulturschaffenden und Publikum bzw. Zuschauer:innen gehen, die immer wieder neu verhandelt werden müssen. Untersucht werden u.a. gruppenspezifische Bedürfnisse und/oder Forderungen, die eine gerechte und sensible Anpassungen der Vermittlung erfordern. Ziel der Vorlesung ist es, Medienkompetenzen für eine plurale und diverse Gesellschaft exemplarisch zu vermitteln und kritisch zu diskutieren. Anhand von Beispielen aus der Berliner Kulturlandschaft sowie mit Gäst:innen werden verschiedene Modelle vorgestellt und analysiert.

  • Theatergeschichte: Formen, Strukturen, Praktiken

    0051eB1.5
    • 17520 Seminar
      Tanz in der Weimarer Republik (Alina Saggerer)
      Zeit: Mo 14:00-16:00 (Erster Termin: 15.04.2024)
      Ort: SR I Seminarraum (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      Von Revue über Bauhaus zum Ausdruckstanz, ob Unterhaltungstanz oder Avantgarde – der Tanz in der Weimarer Republik war vielfältig und spielte kulturell eine besondere Rolle. Die Jahre zwischen 1919 und 1933 zählen zu den bewegtesten in der deutschen Geschichte, Kunst und Kultur der ‚Goldenen Zwanziger‘ faszinieren noch heute. Im Seminar wird der Zusammenhang der unterschiedlichen politischen und künstlerischen Bewegungen, sowie die Einflüsse der kulturellen und politischen Umwälzungen der Zeit auf die Tanzwelt untersucht. Neben der Beschäftigung mit unterschiedlichen Bewegungsformen und choreographischen Stilen wird der Blick immer wieder auch auf die soziokulturellen und politischen Aspekte gelenkt, unabhängig derer Tanz nicht betrachtet werden kann. Den Verbindungen zu anderen Genres wie u.a. Theater, Bildende Kunst und Film soll ebenso nachgegangen und analysiert werden, wovon die verschiedenen Personen und ihre Tanzstile geprägt wurden. Über die Beschäftigung mit Tanz soll so ein Raum eröffnet werden, die gesellschaftliche Entwicklung der Weimarer Republik nachvollziehen zu können. Austausch, Diskussionen über und Analysen von historischen und wissenschaftlichen Quellen sollen dabei helfen, diese Entwicklungen und Einflüsse kritisch zu reflektieren und ein umfassendes Bild des Tanzes dieser Zeit in all seinen Facetten zu erhalten.

      Literaturhinweise

      In dem Seminar werden wir uns mit bedeutenden Tänzer*innen, Choreograph*innen (u.a. Rudolf von Laban, Mary Wigman, Jo Mihaly, Valeska Gert, Anita Berber, Tatjana Barbakoff, Josephine Baker, Tiller Girls) und Tanzstilen (u.a. Bauhaustanz, Revuetanz, Ausdruckstanz, Gesellschaftstänzen) auseinandersetzen. Geplant sind Exkursionen in die Ausstellung „Josephine Baker. Icon in Motion“ in der Neuen Nationalgalerie und in das Archiv der Akademie der Künste, die genauen Daten hierfür folgen. Außerdem werden wir u.a. Oskar Schlemmers „Mensch und Kunstfigur“(1925), Siegfried Kracauers Essay „Das Ornament der Masse“(1927), Auszüge aus Kate Elswits „Watching Weimar Dance“ (2014) und Lucia Ruprechts „Gestural Imaginaries. Dance and Cultural Theory in the Early Twentieth Century“(2019) lesen und diskutieren.

    • 17524 Seminar
      Farce, Spektakel, Revolution: Theater und Marxismus (Hans Roth)
      Zeit: Mi 14:00-16:00 (Erster Termin: 17.04.2024)
      Ort: SR I Seminarraum (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      Wie vielleicht keine andere politische und philosophische Strömung hat sich der Marxismus seit jeher intensiv um das Theater bemüht und an den widersprüchlichen ästhetischen und politischen Implikationen des Theaters (als Ort der Verstellung und des ästhetischen Scheins, des passiven Zuschauens, aber auch als Ort der kritischen Betrachtung und gesellschaftlichen Selbstverständigung…) abgearbeitet. Marx greift in seinen Texten ausgiebig auf Theatervokabular zurück, um soziologische und staatstheoretische Grundsatzfragen zu klären; aber auch Marxist*innen späterer Generationen (und unterschiedlichster Strömungen) haben sich immer wieder mit dem Theater auseinandergesetzt: in ideologiekritischer Absicht, im Rahmen der Analyse der Warengesellschaft oder in der Auseinandersetzung mit soziologischen Rollentheorien. Zugleich hat der Marxismus auf seine Weise tiefe Spuren in der Theatergeschichte des 20. Jahrhunderts hinterlassen: durch die sowjetische Doktrin des Sozialistischen Realismus, aber auch als Inspirationsquelle für zahlreiche avantgardistische Theatermacher*innen. Im Rahmen dieses Seminars werden wir die spannungsvolle Beziehung zwischen Theater und Marxismus anhand ausgewählter Stationen näher beleuchten. Diesbezüglich sollen nicht nur die in der Theaterwissenschaft einschlägig bekannten Positionen rezipiert und diskutiert werden, sondern auch weniger bekanntere Aspekte beleuchtet werden. Die Bereitschaft, sich im Rahmen der Seminarlektüre auch mit längeren und anspruchsvollen Texten auseinanderzusetzen, ist für die Teilnahme am Seminar unbedingt erforderlich.

    • 17525 Seminar
      Gegenwart der Tragödie (Matthias Warstat)
      Zeit: Do 10:00-12:00 (Erster Termin: 25.04.2024)
      Ort: SR IV Seminarraum (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      Die Frage nach der Gegenwart der Tragödie hat eine theatertheoretische, aber auch eine ganz alltägliche Dimension: Was verstehen wir heute, in unserer Gegenwart, eigentlich unter einer tragischen Erfahrung? Welche Ereignisse oder Unglücke empfinden wir als tragisch? Von dieser Frage ausgehend, zu der es viele auch philosophische Anregungen gibt, kann sich der Blick auf das Theater und andere Künste richten: Wie können tragische Erfahrungen heute im Theater und in anderen Künsten zur Geltung gebracht werden? Offenbar bezeichnet das Tragische ein Leiden, das nicht leicht auf den Punkt zu bringen ist. In seinem Buch „Tragödie und dramatisches Theater“ (2003) richtet Hans-Thies Lehmann den Blick auf Überschreitungen, Transgressionen und Exzesse unterschiedlicher Art, die nicht nur die Inhalte, sondern besonders auch die Form der Inszenierungen betreffen. Andere Autor*innen denken eher an gravierende „Fehler“ oder „Kollisionen“, die das Theater einerseits zeigen kann, die von den Teilnehmenden einer Aufführung aber manchmal auch am eigenen Leib erfahren werden müssen. Zu diesem Themenkomplex soll das Seminar theoretische, historiografische und aufführungsanalytische Recherchen miteinander verbinden. Wir werden in theoretischen Lektüren verschiedene Versuche kennenlernen, das Tragische für die Gegenwart zu fassen. Theatergeschichtlich soll im Rückblick auf das 20. Jahrhundert die These überprüft werden, dass das Tragische in ganz verschiedenen Theaterformen auftauchen konnte, so etwa im Lehrstück, in der Performancekunst oder im postdramatischen Theater. Im gemeinsamen Besuchen und Diskutieren von aktuellen Inszenierungen wird sich das Seminar auf die Suche nach heutigen Ausprägungen der Tragödie machen.

    • 17526 Seminar
      Drag (Jenny Schrödl)
      Zeit: Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 18.04.2024)
      Ort: SR I Seminarraum (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      ‚Drag‘ als geschlechtliche Inszenierungs- und/oder Lebensform erlebt derzeit in Deutschland eine erhöhte Konjunktur: Diverse Drag Contests und Shows in Berlin, München, Frankfurt/Main, Leipzig, Düsseldorf und in vielen anderen Orten sowie große internationale Drag Festivals – wie jüngst das go drag!-Festival in Berlin (2022) und München (2024) – tragen zur Präsenz und Popularität ebenso bei wie die Ausstrahlungen von RuPauls Drag Race (seit 2009) oder Drag Race Germany (2023) im Fernsehen und über Streaming Dienste. Gleichzeitig wird Drag aber nicht nur positiv aufgenommen, sondern ist auch Anlass für rechte Propaganda, Hetze und Gewalt. Ästhetisch ist besonders auffällig, dass die Drag Performer*innen neben klassischen Formen des Kinging und Queening oftmals hybride, gemischte oder groteske Formen von Drag zeigen und zelebrieren. Das Seminar widmet sich dem Thema Drag einerseits begrifflich, historisch und theoretisch (Butler, Garber, Lorenz, Heller, Stokoe u.a.) und stellt anderseits das komplexe und diverse Feld zeitgenössischer Drag Performances in den Mittelpunkt der Diskussion. Anhand exemplarischer Figurationen (Drag Queen, Drag King, Drag Quings, Drag Things, Drag Monsters, Drag Horrors, Crip Drag u.a.) und in Bezug auf einschlägige Beispiele (Antonia Baehr, Eric BigClit, Olympia Bukkakis, Alexander Cameltoe, Hungry u.a.) werden wir folgenden Fragen nachgehen: Welche Erscheinungsformen und Ästhetiken zeichnen heutige Drag-Performances besonders aus? Welche Sichtweisen, Ambitionen, Wünsche und Emotionen verbinden die Performer*innen mit Drag? Wie wirkt sich Drag auf Körpererleben, Identität, Selbstbewusstsein, Sexualität, Gemeinschaft (u.a.) bezogen auf Performer*innen und aufs Publikum aus? Welche politischen Bedeutungen kommt Drag unter Umständen zu? Und ist Drag noch subversiv (und muss es das sein)?

    • 17528 Seminar
      „Die ganze Welt ist eine Bühne“: Komödianten-Figuren und Sein-Schein-Problematik in Werken von Shakespeare (Swetlana Lukanitschewa)
      Zeit: Fr 10:00-14:00 (Erster Termin: 19.04.2024)
      Ort: SR IV Seminarraum (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      Es könnte in der durch und durch theatralisierten elisabethanischen Epoche keine bessere Werbung für ein Theaterunternehmen geben als die lapidare Inschrift, die Shakespeare über den Haupteingang seines The Globe aufbringen ließ: „Totus mundus agit histrionem“. Die spiel- und schaulustigen Elisabethaner nahmen die in diesem Ausspruch verschlüsselte Einladung zu einem Schauspiel an, in dessen Verlauf „ein ständiger Austausch zwischen Betrachter und Betrachtetem“ (Foucault) stattfinden und das Verfließen der Grenzen zwischen Sein und Schein gefeiert werden sollte, und sie haben es nicht bereut. Shakespeare beherrschte eine breite Palette von Mitteln und Strategien der Publikumsführung und er setze sie in seinen Tragödien, Historien und Komödien wirkungsvoll um. Im Seminar sollen die ausgewählten Dramen Shakespeares hinsichtlich der Momente des Rollenspiels und der Maskerade untersucht werden. Besonderes Augenmerk gilt dabei den Figuren der Clowns und Narren. Im Fokus der ersten Sitzungen des Seminars werden die Konventionen und die Aufführungspraxis des elisabethanischen Theaters stehen, aus denen sich die Aufbau der Stücke und die Anordnung der Figuren erklären lässt.

    • 17529 Seminar
      Theater und Protest seit 1968 bis in die Gegenwart (Naomi Boyce, Judith Henrike Pieper)
      Zeit: Di 10:00-12:00 (Erster Termin: 16.04.2024)
      Ort: SR I Seminarraum (Grunewaldstr. 35)

      Zusätzl. Angaben / Voraussetzungen

      Für das Seminar wird die Bereitschaft zur Lektüre umfangreicher Texte vorausgesetzt sowie die Sichtung von Aufführungsaufzeichnungen und politischen Aktionen. Die Teilnahme am Seminar ist auf Deutsch oder Englisch möglich und wird in beiden Sprachen stattfinden. Ein sicheres Beherrschen der englischen Sprache (gutes Hör- und Leseverständnis) ist deshalb erforderlich.

      Kommentar

      Im Seminar geht es um die Tradition des aktivistischen Theaters, die in der Gegenwart – im Zeichen globaler Protestbewegungen und digitaler Vernetzungschancen – neuen Auftrieb erhält. Die neuen sozialen Bewegungen der späten 1960er brachten einen veränderten Aktivismus hervor, zu dem das politische Theater um 1968 in enge Verbindung geriet, das auch in der Tradition des Agitproptheaters der 1920er und 30er Jahren stand. In der Gegenwart wird dieses Repertoire der politischen Proteste von aktuellen Bewegungen wie Klimaaktivismus, Antirassismus, Queerfeminismus und Decoloniality aufgegriffen und neu konzipiert. Durch eine tiefe Auseinandersetzung mit historischen und aktuellen Fallbeispielen soll der Begriff der Intervention in die lebhaft geführte Theoriedebatte über politisches Theater eingebracht und diskutiert werden. Im Seminar werden an Beispielen wie The Living Theater, Bread and Puppet Theater, Lastesis, Milo Rau, Public Movement, Lauratiborkollektiv u.a., die ästhetischen, politischen, performativen, theatralen und aktivistischen Dimensionen von künstlerischen Aktionen analysiert.

    • 17500 Vorlesung
      Elfriede Jelinek: Theater des Paradramatischen (Silke Felber)
      Zeit: Mo 12:00-14:00 (Erster Termin: 15.04.2024)
      Ort: Hörsaal (Theaterwiss.) (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      Kaum eine Autorin hat das deutschsprachige Theater der letzten 40 Jahre mehr geprägt als Elfriede Jelinek, deren Texte mittlerweile als Paradebeispiele eines sogenannten postdramatischen Theaters (Lehmann) gelten. Tatsächlich jedoch sind Jelineks Arbeiten weniger nach als vielmehr neben (para) dem Drama zu verorten: Jelinek lehnt sich an kanonisierte Werke der Dramenliteratur, an die griechisch-antike Tragödie oder auch an die europäische Oper an und unterzieht diese vergeschlechtlichten und mitunter rassifizierten Texte vor dem Hintergrund virulenter gesellschaftspolitischer Fragestellungen einer schonungslosen Revision. Innerhalb dieser ästhetischen Operation fungiert das Drama als Folie für ein das Dispositiv Theater und seine Inklusions- und Exklusionsmechanismen stets mitreflektierendes Schreiben. Die Vorlesung bietet einen Überblick über Elfriede Jelineks Wirken für und auf das Theater und beleuchtet die Texte der Nobelpreisträgerin aus theaterhistorischer wie -ästhetischer Perspektive. Welche Spielräume und Widerstände produzier(t)en Jelineks paradramatischen Texte? Wie funktioniert die intertextuelle Dramaturgie, die diesen Arbeiten ihren ganz spezifischen Sound verleiht? Kommt den dabei zur Anwendung gelangenden Verfahren ein queerendes Potential zu? Und wie gehen bzw. gingen Regisseur*innen wie Karin Beier, Claudia Bosse, Frank Castorf, Einar Schleef, Nicolas Stemann oder Jossi Wieler mit der legendären Regieanweisung „Machen Sie, was Sie wollen!“ um?

    • 17501 Vorlesung
      Performative Turn und Postdramatisches Theater (Matthias Warstat)
      Zeit: Di 14:00-16:00 (Erster Termin: 23.04.2024)
      Ort: Hörsaal (Theaterwiss.) (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      Im Titel dieser Vorlesung stehen zwei viel verwendete Begriffe, die beide zur Beschreibung theatergeschichtlicher Veränderungen seit den 1960er Jahren herangezogen werden. „Postdramatisches Theater“ (siehe bes. Hans-Thies Lehmann 1999) wird heute einerseits als Sammelbegriff für Theaterformen benutzt, die sich kritisch auf die dramatische Tradition beziehen, andererseits (allerdings unscharf) als Epochenbegriff für das Theater seit den 1960er Jahren. Mit „performative turn“ (siehe bes. Erika Fischer-Lichte 2004) werden jene kulturgeschichtlichen Veränderungen bezeichnet, die zum internationalen Durchbruch der Performancekunst, aber auch zu einer wachsenden Bedeutung von Aufführungen in verschiedenen Künsten, in der Politik und überhaupt im öffentlichen Leben geführt haben. Zur Erläuterung beider Begriffe wird bisweilen auf dieselben künstlerischen Positionen zurückgegriffen, so etwa auf Inszenierungen von Jerzy Grotowski, Robert Wilson, Pina Bausch, Einar Schleef, Societas Raffaello Sanzio oder Frank Castorf. Daneben gibt es aber auch Verweise in gegensätzliche Richtungen: Als eine prägende Facette des performative turn gilt zum Beispiel die feministische Performancekunst (Rachel Rosenthal, Carolee Schneemann, Marina Abramovic); dagegen werden vom postdramatischen Theater aus Rückbezüge auf das epische Theater (Bertolt Brecht, Walter Benjamin, Heiner Müller) hervorgehoben. Während der Begriff des Postdramatischen gerade auch von Theaterpraktiker*innen und in der freien Szene gerne zur Selbstbezeichnung aufgegriffen wurde, erwies sich die Rede vom performative turn und vom Performativen vor allem in universitären Diskursen als interdisziplinär höchst anschlussfähig. Die Vorlesung möchte einen Blick auf (Theater-)Inszenierungen seit den 1960er Jahren dazu nutzen, die Begriffe „performative turn“ und „Postdramatisches Theater“ zu vergleichen und auf ihre jeweiligen theoretischen Voraussetzungen zu befragen. Nicht zuletzt geht es darum, ob und wie man heute angesichts neuer ästhetischer und politischer Herausforderungen noch produktiv an beide Konzepte anschließen kann.

    • 17502 Vorlesung
      Einführung in die Geschichte des Theaterbaus (Jan Lazardzig)
      Zeit: Do 12:00-14:00 (Erster Termin: 18.04.2024)
      Ort: Hörsaal (Theaterwiss.) (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      Seit der griechischen Antike gehören Theaterbauten zu einer der herausragenden Aufgaben der (städtischen) Baukunst. Beginnend mit Vitruv, der das vierte Buch seiner zehnbändigen De architectura dem Theaterbau widmet, haben Architekten, Ingenieure, Künstler und Kunsttheoretiker immer wieder Anlass gefunden, ihr je spezifisches Wissen vom Theaterbau niederzulegen bzw. zu veröffentlichen. Diese Vorlesung soll – im Sinne eines Überblicks – zentrale Positionen einer Geschichte des europäischen Theaterbaus diskutieren. Es soll dabei nicht nur um eine Geschichte des Theaterbauwissens gehen, sondern auch um die religiösen, politischen, sozialen, ästhetischen sowie medialen Kontexte, aus denen Theater hervorgehen. Ein besonderes Augenmerk soll der Theaterbau in Berlin erhalten. So lassen sich anhand herausragender Berliner Theaterbauten wie etwa der Oper unter den Linden, dem Theater am Schiffbauerdamm oder der Volksbühne zentrale Entwicklungen einer theaterbaulichen Situation im europäischen Raum aufzeigen.

    • 17503 Vorlesung
      Kunst als Übung (Kirsten Maar, Francesca Raimondi)
      Zeit: Mo 18:00-20:00 (Erster Termin: 15.04.2024)
      Ort: Hörsaal (Theaterwiss.) (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      Seit den 1960er Jahren haben sich die Kunst und ihre Theorie immer stärker von einem gegenstandsorientierten hin zu einem performativen und praxeologischen (Selbst-) Verständnis bewegt. Mit der Vorlesung möchten wir daran anknüpfen und Kunst nicht als singuläres Werk in den Blick nehmen; wir möchten dieses Verständnis aber auch fortschreiben und Kunst nicht als einmaliges Ereignis, sondern als ein praktisches Feld erschließen, in dem es um die kollektive Einübung neuer Weisen des Sehens, Hörens, Sich-Bewegens und Sich-Begegnens geht. Kunst als Übung zu verstehen, heißt sie anhand von wiederholten und kontinuierlichen Begegnungen zu betrachten, in denen Spannungen und Differenzen zu bestehenden gesellschaftlichen Praktiken entstehen. Ein besonderer Fokus wird die Vorlesung auf das Potential der Künste richten, normativ eingeübte Wahrnehmungsmodalitäten, affektive Strukturen und Denkgewohnheiten zu ’verlernen’, die in Klassenfragen, Prozessen der Dekolonialisierung und für den Abbau von stereotypen Geschlechterdifferenzen eine zentrale Rolle spielen. Mit dieser praktischen Einbettung werden wir den autonomen Status der Kunst diskutieren und ihn ausgehend von kontextbezogenen und auch entgrenzenden Praktiken befragen; zum anderen eröffnet die Perspektive von Kunst als Übung auch ein neuer Zugang zum Verhältnis von Kunst und Pädagogik. Die Vorlesung möchte aber auch die künstlerischen Prozesse selbst anders fassen. Es sollen Epistemologien und Politiken des Künstler*innenwissens thematisiert sowie die Produktion von Kunst als Prozess neu in den Blick genommen werden: die Probe, die Skizze, das nicht nur Offene, sondern noch Unfertige, im Entstehen begriffene sollen eine besondere Aufschlusskraft mit Bezug auf das bekommen, was Kunst als eigentümliche Praxis ausmacht. Um diese verschiedenen Felder zwischen Theorie und Praxis zu untersuchen, ist die Vorlesung interdisziplinär ausgerichtet. Nach vorbereitenden Sitzungen im Seminarplenum sind eine Reihe von Wissenschaftler*innen und Künstler*innen aus verschiedenen Kunstfeldern eingeladen, mit uns ihre jeweiligen Perspektiven zu teilen und zu diskutieren.

    • 17718 Vorlesung
      Wissensgenerierung und Wissensproduktionen - Kulturelle Praktiken und ihre Vermittlung machtkritisch erforschen (Azadeh Sharifi)
      Zeit: Do 10:00-12:00 (Erster Termin: 18.04.2024)
      Ort: Hörsaal (Theaterwiss.) (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      Pluralität und gesellschaftliche Vielfalt führen zu Konflikten, aber auch diversen Lösungsansätzen bei der Ermöglichung von Teilhabe. In zeitgenössischen kulturellen Praktiken werden daher verschiedene machtkritische Ansätze eingesetzt, die der Pluralität und Diversität der Gesellschaft gerecht zu werden versuchen. Im Mittelpunkt steht die Auseinandersetzung mit Fragen von kulturellen Praktiken als Wissensgenerierung und Wissensproduktion, die in ihren jeweiligen historischen und kulturellen Tradierungen kontextualisiert und kritisch hinterfragt werden. Auch wird es um das Verhältnis von Kulturschaffenden und Publikum bzw. Zuschauer:innen gehen, die immer wieder neu verhandelt werden müssen. Untersucht werden u.a. gruppenspezifische Bedürfnisse und/oder Forderungen, die eine gerechte und sensible Anpassungen der Vermittlung erfordern. Ziel der Vorlesung ist es, Medienkompetenzen für eine plurale und diverse Gesellschaft exemplarisch zu vermitteln und kritisch zu diskutieren. Anhand von Beispielen aus der Berliner Kulturlandschaft sowie mit Gäst:innen werden verschiedene Modelle vorgestellt und analysiert.

  • Theorie und Ästhetik: Begriffe, Diskurse, Kontexte

    0051eB1.6
    • 17521 Seminar
      Theorie der Aufführungsanalyse: Methoden, Problematiken, Ausweitungen (Thore Martin Walch)
      Zeit: Mo 16:00-18:00 (Erster Termin: 15.04.2024)
      Ort: SR I Seminarraum (Grunewaldstr. 35)

      Zusätzl. Angaben / Voraussetzungen

      Für die Teilnahme am Seminar ist es unbedingt erforderlich, dass das Seminar „Einführung in die Aufführungsanalyse“ (inklusive Prüfungsleistung) bereits abgeschlossen wurde.

      Kommentar

      Das Seminar widmet sich vertiefend der Aufführungsanalyse als theaterwissenschaftlicher Methode. Der Fokus wird dabei auf der Auseinandersetzung mit theaterwissenschaftlicher Theoriebildung (vornehmlich im deutschsprachigen Raum) liegen. Die Anwendung in Form einer eigenen Aufführungsanalyse ist dann im Rahmen der Prüfungsleistung möglich. Im ersten Teil des Seminars wird in einem Rückblick die Entstehung der Aufführungsanalyse nachvollzogen. Die Geschichte der Aufführungsanalyse ist vergleichsweise kurz: Stand in den 1920er-Jahren bei Fachgründer Max Herrmann zwar die Aufführung im Zentrum des Interesses, so allerdings nur aus historiographischer Sicht. Überlegungen zur wissenschaftlichen Analyse zeitgenössischer Aufführungen (jenseits der Theaterkritik) entwickelten sich erst in den 1970er- und 80er-Jahren. In diesem Teil soll vor allem die Ausdifferenzierung in semiotische und phänomenologische Verfahren genauer betrachtet werden. Hierzu sollen, über die bekannte einführende Literatur hinausgehend, wichtige Primärtexte gelesen werden. Im zweiten Teil sollen aktuelle Herausforderungen und Erweiterungen der Aufführungsanalyse betrachtet werden. In der Theaterwissenschaft lässt sich in den letzten Jahren ein erneuertes Interesse an methodischen Fragen beobachten, in dessen Zuge sich auch (kritisch) mit der Aufführungsanalyse auseinandergesetzt wird.* So werden bestehende Konzepte der Aufführungsanalyse z. B. aus Gender-Perspektive hinterfragt, aber auch die Entwicklung neuer theatraler Formen wie bspw. des immersiven Theaters hält Herausforderungen für die Methode bereit. Schließlich wird auch nach den Grenzen der Methode und möglichen Alternativen zum Aufführungsbegriff zu fragen sein. Hierzu sollen jüngere theaterwissenschaftliche Beiträge gelesen werden.

      Literaturhinweise

      Vgl. die beiden 2020 erschienenen Methodenbände: Balme, Christopher u. Berenika Szymanski-Düll (Hg.). Methoden der Theaterwissenschaft (= Forum Modernes Theater Schriftenreihe, Band 56). Tübingen: Narr Francke Attempto, 2020; Wihstutz, Benjamin u. Benjamin Hoesch (Hg.). Neue Methoden der Theaterwissenschaft. Bielefeld: transcript, 2020.

    • 17524 Seminar
      Farce, Spektakel, Revolution: Theater und Marxismus (Hans Roth)
      Zeit: Mi 14:00-16:00 (Erster Termin: 17.04.2024)
      Ort: SR I Seminarraum (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      Wie vielleicht keine andere politische und philosophische Strömung hat sich der Marxismus seit jeher intensiv um das Theater bemüht und an den widersprüchlichen ästhetischen und politischen Implikationen des Theaters (als Ort der Verstellung und des ästhetischen Scheins, des passiven Zuschauens, aber auch als Ort der kritischen Betrachtung und gesellschaftlichen Selbstverständigung…) abgearbeitet. Marx greift in seinen Texten ausgiebig auf Theatervokabular zurück, um soziologische und staatstheoretische Grundsatzfragen zu klären; aber auch Marxist*innen späterer Generationen (und unterschiedlichster Strömungen) haben sich immer wieder mit dem Theater auseinandergesetzt: in ideologiekritischer Absicht, im Rahmen der Analyse der Warengesellschaft oder in der Auseinandersetzung mit soziologischen Rollentheorien. Zugleich hat der Marxismus auf seine Weise tiefe Spuren in der Theatergeschichte des 20. Jahrhunderts hinterlassen: durch die sowjetische Doktrin des Sozialistischen Realismus, aber auch als Inspirationsquelle für zahlreiche avantgardistische Theatermacher*innen. Im Rahmen dieses Seminars werden wir die spannungsvolle Beziehung zwischen Theater und Marxismus anhand ausgewählter Stationen näher beleuchten. Diesbezüglich sollen nicht nur die in der Theaterwissenschaft einschlägig bekannten Positionen rezipiert und diskutiert werden, sondern auch weniger bekanntere Aspekte beleuchtet werden. Die Bereitschaft, sich im Rahmen der Seminarlektüre auch mit längeren und anspruchsvollen Texten auseinanderzusetzen, ist für die Teilnahme am Seminar unbedingt erforderlich.

    • 17525 Seminar
      Gegenwart der Tragödie (Matthias Warstat)
      Zeit: Do 10:00-12:00 (Erster Termin: 25.04.2024)
      Ort: SR IV Seminarraum (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      Die Frage nach der Gegenwart der Tragödie hat eine theatertheoretische, aber auch eine ganz alltägliche Dimension: Was verstehen wir heute, in unserer Gegenwart, eigentlich unter einer tragischen Erfahrung? Welche Ereignisse oder Unglücke empfinden wir als tragisch? Von dieser Frage ausgehend, zu der es viele auch philosophische Anregungen gibt, kann sich der Blick auf das Theater und andere Künste richten: Wie können tragische Erfahrungen heute im Theater und in anderen Künsten zur Geltung gebracht werden? Offenbar bezeichnet das Tragische ein Leiden, das nicht leicht auf den Punkt zu bringen ist. In seinem Buch „Tragödie und dramatisches Theater“ (2003) richtet Hans-Thies Lehmann den Blick auf Überschreitungen, Transgressionen und Exzesse unterschiedlicher Art, die nicht nur die Inhalte, sondern besonders auch die Form der Inszenierungen betreffen. Andere Autor*innen denken eher an gravierende „Fehler“ oder „Kollisionen“, die das Theater einerseits zeigen kann, die von den Teilnehmenden einer Aufführung aber manchmal auch am eigenen Leib erfahren werden müssen. Zu diesem Themenkomplex soll das Seminar theoretische, historiografische und aufführungsanalytische Recherchen miteinander verbinden. Wir werden in theoretischen Lektüren verschiedene Versuche kennenlernen, das Tragische für die Gegenwart zu fassen. Theatergeschichtlich soll im Rückblick auf das 20. Jahrhundert die These überprüft werden, dass das Tragische in ganz verschiedenen Theaterformen auftauchen konnte, so etwa im Lehrstück, in der Performancekunst oder im postdramatischen Theater. Im gemeinsamen Besuchen und Diskutieren von aktuellen Inszenierungen wird sich das Seminar auf die Suche nach heutigen Ausprägungen der Tragödie machen.

    • 17526 Seminar
      Drag (Jenny Schrödl)
      Zeit: Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 18.04.2024)
      Ort: SR I Seminarraum (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      ‚Drag‘ als geschlechtliche Inszenierungs- und/oder Lebensform erlebt derzeit in Deutschland eine erhöhte Konjunktur: Diverse Drag Contests und Shows in Berlin, München, Frankfurt/Main, Leipzig, Düsseldorf und in vielen anderen Orten sowie große internationale Drag Festivals – wie jüngst das go drag!-Festival in Berlin (2022) und München (2024) – tragen zur Präsenz und Popularität ebenso bei wie die Ausstrahlungen von RuPauls Drag Race (seit 2009) oder Drag Race Germany (2023) im Fernsehen und über Streaming Dienste. Gleichzeitig wird Drag aber nicht nur positiv aufgenommen, sondern ist auch Anlass für rechte Propaganda, Hetze und Gewalt. Ästhetisch ist besonders auffällig, dass die Drag Performer*innen neben klassischen Formen des Kinging und Queening oftmals hybride, gemischte oder groteske Formen von Drag zeigen und zelebrieren. Das Seminar widmet sich dem Thema Drag einerseits begrifflich, historisch und theoretisch (Butler, Garber, Lorenz, Heller, Stokoe u.a.) und stellt anderseits das komplexe und diverse Feld zeitgenössischer Drag Performances in den Mittelpunkt der Diskussion. Anhand exemplarischer Figurationen (Drag Queen, Drag King, Drag Quings, Drag Things, Drag Monsters, Drag Horrors, Crip Drag u.a.) und in Bezug auf einschlägige Beispiele (Antonia Baehr, Eric BigClit, Olympia Bukkakis, Alexander Cameltoe, Hungry u.a.) werden wir folgenden Fragen nachgehen: Welche Erscheinungsformen und Ästhetiken zeichnen heutige Drag-Performances besonders aus? Welche Sichtweisen, Ambitionen, Wünsche und Emotionen verbinden die Performer*innen mit Drag? Wie wirkt sich Drag auf Körpererleben, Identität, Selbstbewusstsein, Sexualität, Gemeinschaft (u.a.) bezogen auf Performer*innen und aufs Publikum aus? Welche politischen Bedeutungen kommt Drag unter Umständen zu? Und ist Drag noch subversiv (und muss es das sein)?

    • 17528 Seminar
      „Die ganze Welt ist eine Bühne“: Komödianten-Figuren und Sein-Schein-Problematik in Werken von Shakespeare (Swetlana Lukanitschewa)
      Zeit: Fr 10:00-14:00 (Erster Termin: 19.04.2024)
      Ort: SR IV Seminarraum (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      Es könnte in der durch und durch theatralisierten elisabethanischen Epoche keine bessere Werbung für ein Theaterunternehmen geben als die lapidare Inschrift, die Shakespeare über den Haupteingang seines The Globe aufbringen ließ: „Totus mundus agit histrionem“. Die spiel- und schaulustigen Elisabethaner nahmen die in diesem Ausspruch verschlüsselte Einladung zu einem Schauspiel an, in dessen Verlauf „ein ständiger Austausch zwischen Betrachter und Betrachtetem“ (Foucault) stattfinden und das Verfließen der Grenzen zwischen Sein und Schein gefeiert werden sollte, und sie haben es nicht bereut. Shakespeare beherrschte eine breite Palette von Mitteln und Strategien der Publikumsführung und er setze sie in seinen Tragödien, Historien und Komödien wirkungsvoll um. Im Seminar sollen die ausgewählten Dramen Shakespeares hinsichtlich der Momente des Rollenspiels und der Maskerade untersucht werden. Besonderes Augenmerk gilt dabei den Figuren der Clowns und Narren. Im Fokus der ersten Sitzungen des Seminars werden die Konventionen und die Aufführungspraxis des elisabethanischen Theaters stehen, aus denen sich die Aufbau der Stücke und die Anordnung der Figuren erklären lässt.

    • 17500 Vorlesung
      Elfriede Jelinek: Theater des Paradramatischen (Silke Felber)
      Zeit: Mo 12:00-14:00 (Erster Termin: 15.04.2024)
      Ort: Hörsaal (Theaterwiss.) (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      Kaum eine Autorin hat das deutschsprachige Theater der letzten 40 Jahre mehr geprägt als Elfriede Jelinek, deren Texte mittlerweile als Paradebeispiele eines sogenannten postdramatischen Theaters (Lehmann) gelten. Tatsächlich jedoch sind Jelineks Arbeiten weniger nach als vielmehr neben (para) dem Drama zu verorten: Jelinek lehnt sich an kanonisierte Werke der Dramenliteratur, an die griechisch-antike Tragödie oder auch an die europäische Oper an und unterzieht diese vergeschlechtlichten und mitunter rassifizierten Texte vor dem Hintergrund virulenter gesellschaftspolitischer Fragestellungen einer schonungslosen Revision. Innerhalb dieser ästhetischen Operation fungiert das Drama als Folie für ein das Dispositiv Theater und seine Inklusions- und Exklusionsmechanismen stets mitreflektierendes Schreiben. Die Vorlesung bietet einen Überblick über Elfriede Jelineks Wirken für und auf das Theater und beleuchtet die Texte der Nobelpreisträgerin aus theaterhistorischer wie -ästhetischer Perspektive. Welche Spielräume und Widerstände produzier(t)en Jelineks paradramatischen Texte? Wie funktioniert die intertextuelle Dramaturgie, die diesen Arbeiten ihren ganz spezifischen Sound verleiht? Kommt den dabei zur Anwendung gelangenden Verfahren ein queerendes Potential zu? Und wie gehen bzw. gingen Regisseur*innen wie Karin Beier, Claudia Bosse, Frank Castorf, Einar Schleef, Nicolas Stemann oder Jossi Wieler mit der legendären Regieanweisung „Machen Sie, was Sie wollen!“ um?

    • 17501 Vorlesung
      Performative Turn und Postdramatisches Theater (Matthias Warstat)
      Zeit: Di 14:00-16:00 (Erster Termin: 23.04.2024)
      Ort: Hörsaal (Theaterwiss.) (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      Im Titel dieser Vorlesung stehen zwei viel verwendete Begriffe, die beide zur Beschreibung theatergeschichtlicher Veränderungen seit den 1960er Jahren herangezogen werden. „Postdramatisches Theater“ (siehe bes. Hans-Thies Lehmann 1999) wird heute einerseits als Sammelbegriff für Theaterformen benutzt, die sich kritisch auf die dramatische Tradition beziehen, andererseits (allerdings unscharf) als Epochenbegriff für das Theater seit den 1960er Jahren. Mit „performative turn“ (siehe bes. Erika Fischer-Lichte 2004) werden jene kulturgeschichtlichen Veränderungen bezeichnet, die zum internationalen Durchbruch der Performancekunst, aber auch zu einer wachsenden Bedeutung von Aufführungen in verschiedenen Künsten, in der Politik und überhaupt im öffentlichen Leben geführt haben. Zur Erläuterung beider Begriffe wird bisweilen auf dieselben künstlerischen Positionen zurückgegriffen, so etwa auf Inszenierungen von Jerzy Grotowski, Robert Wilson, Pina Bausch, Einar Schleef, Societas Raffaello Sanzio oder Frank Castorf. Daneben gibt es aber auch Verweise in gegensätzliche Richtungen: Als eine prägende Facette des performative turn gilt zum Beispiel die feministische Performancekunst (Rachel Rosenthal, Carolee Schneemann, Marina Abramovic); dagegen werden vom postdramatischen Theater aus Rückbezüge auf das epische Theater (Bertolt Brecht, Walter Benjamin, Heiner Müller) hervorgehoben. Während der Begriff des Postdramatischen gerade auch von Theaterpraktiker*innen und in der freien Szene gerne zur Selbstbezeichnung aufgegriffen wurde, erwies sich die Rede vom performative turn und vom Performativen vor allem in universitären Diskursen als interdisziplinär höchst anschlussfähig. Die Vorlesung möchte einen Blick auf (Theater-)Inszenierungen seit den 1960er Jahren dazu nutzen, die Begriffe „performative turn“ und „Postdramatisches Theater“ zu vergleichen und auf ihre jeweiligen theoretischen Voraussetzungen zu befragen. Nicht zuletzt geht es darum, ob und wie man heute angesichts neuer ästhetischer und politischer Herausforderungen noch produktiv an beide Konzepte anschließen kann.

    • 17502 Vorlesung
      Einführung in die Geschichte des Theaterbaus (Jan Lazardzig)
      Zeit: Do 12:00-14:00 (Erster Termin: 18.04.2024)
      Ort: Hörsaal (Theaterwiss.) (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      Seit der griechischen Antike gehören Theaterbauten zu einer der herausragenden Aufgaben der (städtischen) Baukunst. Beginnend mit Vitruv, der das vierte Buch seiner zehnbändigen De architectura dem Theaterbau widmet, haben Architekten, Ingenieure, Künstler und Kunsttheoretiker immer wieder Anlass gefunden, ihr je spezifisches Wissen vom Theaterbau niederzulegen bzw. zu veröffentlichen. Diese Vorlesung soll – im Sinne eines Überblicks – zentrale Positionen einer Geschichte des europäischen Theaterbaus diskutieren. Es soll dabei nicht nur um eine Geschichte des Theaterbauwissens gehen, sondern auch um die religiösen, politischen, sozialen, ästhetischen sowie medialen Kontexte, aus denen Theater hervorgehen. Ein besonderes Augenmerk soll der Theaterbau in Berlin erhalten. So lassen sich anhand herausragender Berliner Theaterbauten wie etwa der Oper unter den Linden, dem Theater am Schiffbauerdamm oder der Volksbühne zentrale Entwicklungen einer theaterbaulichen Situation im europäischen Raum aufzeigen.

    • 17503 Vorlesung
      Kunst als Übung (Kirsten Maar, Francesca Raimondi)
      Zeit: Mo 18:00-20:00 (Erster Termin: 15.04.2024)
      Ort: Hörsaal (Theaterwiss.) (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      Seit den 1960er Jahren haben sich die Kunst und ihre Theorie immer stärker von einem gegenstandsorientierten hin zu einem performativen und praxeologischen (Selbst-) Verständnis bewegt. Mit der Vorlesung möchten wir daran anknüpfen und Kunst nicht als singuläres Werk in den Blick nehmen; wir möchten dieses Verständnis aber auch fortschreiben und Kunst nicht als einmaliges Ereignis, sondern als ein praktisches Feld erschließen, in dem es um die kollektive Einübung neuer Weisen des Sehens, Hörens, Sich-Bewegens und Sich-Begegnens geht. Kunst als Übung zu verstehen, heißt sie anhand von wiederholten und kontinuierlichen Begegnungen zu betrachten, in denen Spannungen und Differenzen zu bestehenden gesellschaftlichen Praktiken entstehen. Ein besonderer Fokus wird die Vorlesung auf das Potential der Künste richten, normativ eingeübte Wahrnehmungsmodalitäten, affektive Strukturen und Denkgewohnheiten zu ’verlernen’, die in Klassenfragen, Prozessen der Dekolonialisierung und für den Abbau von stereotypen Geschlechterdifferenzen eine zentrale Rolle spielen. Mit dieser praktischen Einbettung werden wir den autonomen Status der Kunst diskutieren und ihn ausgehend von kontextbezogenen und auch entgrenzenden Praktiken befragen; zum anderen eröffnet die Perspektive von Kunst als Übung auch ein neuer Zugang zum Verhältnis von Kunst und Pädagogik. Die Vorlesung möchte aber auch die künstlerischen Prozesse selbst anders fassen. Es sollen Epistemologien und Politiken des Künstler*innenwissens thematisiert sowie die Produktion von Kunst als Prozess neu in den Blick genommen werden: die Probe, die Skizze, das nicht nur Offene, sondern noch Unfertige, im Entstehen begriffene sollen eine besondere Aufschlusskraft mit Bezug auf das bekommen, was Kunst als eigentümliche Praxis ausmacht. Um diese verschiedenen Felder zwischen Theorie und Praxis zu untersuchen, ist die Vorlesung interdisziplinär ausgerichtet. Nach vorbereitenden Sitzungen im Seminarplenum sind eine Reihe von Wissenschaftler*innen und Künstler*innen aus verschiedenen Kunstfeldern eingeladen, mit uns ihre jeweiligen Perspektiven zu teilen und zu diskutieren.

    • 17718 Vorlesung
      Wissensgenerierung und Wissensproduktionen - Kulturelle Praktiken und ihre Vermittlung machtkritisch erforschen (Azadeh Sharifi)
      Zeit: Do 10:00-12:00 (Erster Termin: 18.04.2024)
      Ort: Hörsaal (Theaterwiss.) (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      Pluralität und gesellschaftliche Vielfalt führen zu Konflikten, aber auch diversen Lösungsansätzen bei der Ermöglichung von Teilhabe. In zeitgenössischen kulturellen Praktiken werden daher verschiedene machtkritische Ansätze eingesetzt, die der Pluralität und Diversität der Gesellschaft gerecht zu werden versuchen. Im Mittelpunkt steht die Auseinandersetzung mit Fragen von kulturellen Praktiken als Wissensgenerierung und Wissensproduktion, die in ihren jeweiligen historischen und kulturellen Tradierungen kontextualisiert und kritisch hinterfragt werden. Auch wird es um das Verhältnis von Kulturschaffenden und Publikum bzw. Zuschauer:innen gehen, die immer wieder neu verhandelt werden müssen. Untersucht werden u.a. gruppenspezifische Bedürfnisse und/oder Forderungen, die eine gerechte und sensible Anpassungen der Vermittlung erfordern. Ziel der Vorlesung ist es, Medienkompetenzen für eine plurale und diverse Gesellschaft exemplarisch zu vermitteln und kritisch zu diskutieren. Anhand von Beispielen aus der Berliner Kulturlandschaft sowie mit Gäst:innen werden verschiedene Modelle vorgestellt und analysiert.

  • Theater, andere Künste und Medien

    0051eB1.7
    • 17520 Seminar
      Tanz in der Weimarer Republik (Alina Saggerer)
      Zeit: Mo 14:00-16:00 (Erster Termin: 15.04.2024)
      Ort: SR I Seminarraum (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      Von Revue über Bauhaus zum Ausdruckstanz, ob Unterhaltungstanz oder Avantgarde – der Tanz in der Weimarer Republik war vielfältig und spielte kulturell eine besondere Rolle. Die Jahre zwischen 1919 und 1933 zählen zu den bewegtesten in der deutschen Geschichte, Kunst und Kultur der ‚Goldenen Zwanziger‘ faszinieren noch heute. Im Seminar wird der Zusammenhang der unterschiedlichen politischen und künstlerischen Bewegungen, sowie die Einflüsse der kulturellen und politischen Umwälzungen der Zeit auf die Tanzwelt untersucht. Neben der Beschäftigung mit unterschiedlichen Bewegungsformen und choreographischen Stilen wird der Blick immer wieder auch auf die soziokulturellen und politischen Aspekte gelenkt, unabhängig derer Tanz nicht betrachtet werden kann. Den Verbindungen zu anderen Genres wie u.a. Theater, Bildende Kunst und Film soll ebenso nachgegangen und analysiert werden, wovon die verschiedenen Personen und ihre Tanzstile geprägt wurden. Über die Beschäftigung mit Tanz soll so ein Raum eröffnet werden, die gesellschaftliche Entwicklung der Weimarer Republik nachvollziehen zu können. Austausch, Diskussionen über und Analysen von historischen und wissenschaftlichen Quellen sollen dabei helfen, diese Entwicklungen und Einflüsse kritisch zu reflektieren und ein umfassendes Bild des Tanzes dieser Zeit in all seinen Facetten zu erhalten.

      Literaturhinweise

      In dem Seminar werden wir uns mit bedeutenden Tänzer*innen, Choreograph*innen (u.a. Rudolf von Laban, Mary Wigman, Jo Mihaly, Valeska Gert, Anita Berber, Tatjana Barbakoff, Josephine Baker, Tiller Girls) und Tanzstilen (u.a. Bauhaustanz, Revuetanz, Ausdruckstanz, Gesellschaftstänzen) auseinandersetzen. Geplant sind Exkursionen in die Ausstellung „Josephine Baker. Icon in Motion“ in der Neuen Nationalgalerie und in das Archiv der Akademie der Künste, die genauen Daten hierfür folgen. Außerdem werden wir u.a. Oskar Schlemmers „Mensch und Kunstfigur“(1925), Siegfried Kracauers Essay „Das Ornament der Masse“(1927), Auszüge aus Kate Elswits „Watching Weimar Dance“ (2014) und Lucia Ruprechts „Gestural Imaginaries. Dance and Cultural Theory in the Early Twentieth Century“(2019) lesen und diskutieren.

    • 17522 Seminar
      Noise, Politics, and Media: Current Trends in Contemporary Music Theatre (with excursion) (João Cardante Romão)
      Zeit: Di 16:00-18:00 (Erster Termin: 16.04.2024)
      Ort: K 031 Seminarraum (Anbau Cinepoetics) (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      This seminar is organized around the Münchener Biennale - Festival für Neues Musiktheater, which we will attend from June 4-8. In addition to seeing many of the new productions being premiered at the festival, we will have the opportunity to interact with dramaturges, composers, musicians, and festival curators at a series of events organized by the festival especially for us and other university classes from all across the German-speaking countries. In the six weeks leading up to the excursion, we will discuss some of the most significant literature on music theater and study some of the best-known pieces in the genre, from the instrumental theater of Mauricio Kagel or Carola Bauckholt to the visible music of Dieter Schnebel or the political theater of Luigi Nono, to name just a few. We will also explore some examples of other contemporary approaches to music theater that use adapted musical instruments or live electronics generated by artificial intelligence, or that address current political issues in our society, such as climate change, patriarchy, and colonialism. Music theater as a genre or concept emerged on the artistic scene after 1945 with the promise of being a space for experimentation within the scenic arts, as a reaction to the operatic canon that still largely dominates the programming of opera houses across Europe. Defining what new music theater is might be tricky. Hermann Danuser, for example, proposed the term "Scenic Composition" (1984), which only gained some traction in German-speaking musicology, which used it as an umbrella term for a particular manifestation of music theater that emerged from the avant-garde artistic experiments of the 1960s, such as Fluxus and the Theater of the Absurd. Recently, Matthias Rebstock, who notes the more nuanced manifestations of contemporary music theater beyond the German context, has stated that "contemporary, independent music theater is nothing less than a kaleidoscope of highly diverse forms and approaches.” (2020: 17). In this seminar, we will explore many of these approaches and focus on the challenges that music theater poses to preconceived notions of music by thinking about the role of noise in music composition and dramaturgy, as well as broader processes that value interdisciplinary and intermediality, collective artistic production, and artists' political engagement and positioning.

    • 17524 Seminar
      Farce, Spektakel, Revolution: Theater und Marxismus (Hans Roth)
      Zeit: Mi 14:00-16:00 (Erster Termin: 17.04.2024)
      Ort: SR I Seminarraum (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      Wie vielleicht keine andere politische und philosophische Strömung hat sich der Marxismus seit jeher intensiv um das Theater bemüht und an den widersprüchlichen ästhetischen und politischen Implikationen des Theaters (als Ort der Verstellung und des ästhetischen Scheins, des passiven Zuschauens, aber auch als Ort der kritischen Betrachtung und gesellschaftlichen Selbstverständigung…) abgearbeitet. Marx greift in seinen Texten ausgiebig auf Theatervokabular zurück, um soziologische und staatstheoretische Grundsatzfragen zu klären; aber auch Marxist*innen späterer Generationen (und unterschiedlichster Strömungen) haben sich immer wieder mit dem Theater auseinandergesetzt: in ideologiekritischer Absicht, im Rahmen der Analyse der Warengesellschaft oder in der Auseinandersetzung mit soziologischen Rollentheorien. Zugleich hat der Marxismus auf seine Weise tiefe Spuren in der Theatergeschichte des 20. Jahrhunderts hinterlassen: durch die sowjetische Doktrin des Sozialistischen Realismus, aber auch als Inspirationsquelle für zahlreiche avantgardistische Theatermacher*innen. Im Rahmen dieses Seminars werden wir die spannungsvolle Beziehung zwischen Theater und Marxismus anhand ausgewählter Stationen näher beleuchten. Diesbezüglich sollen nicht nur die in der Theaterwissenschaft einschlägig bekannten Positionen rezipiert und diskutiert werden, sondern auch weniger bekanntere Aspekte beleuchtet werden. Die Bereitschaft, sich im Rahmen der Seminarlektüre auch mit längeren und anspruchsvollen Texten auseinanderzusetzen, ist für die Teilnahme am Seminar unbedingt erforderlich.

    • 17526 Seminar
      Drag (Jenny Schrödl)
      Zeit: Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 18.04.2024)
      Ort: SR I Seminarraum (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      ‚Drag‘ als geschlechtliche Inszenierungs- und/oder Lebensform erlebt derzeit in Deutschland eine erhöhte Konjunktur: Diverse Drag Contests und Shows in Berlin, München, Frankfurt/Main, Leipzig, Düsseldorf und in vielen anderen Orten sowie große internationale Drag Festivals – wie jüngst das go drag!-Festival in Berlin (2022) und München (2024) – tragen zur Präsenz und Popularität ebenso bei wie die Ausstrahlungen von RuPauls Drag Race (seit 2009) oder Drag Race Germany (2023) im Fernsehen und über Streaming Dienste. Gleichzeitig wird Drag aber nicht nur positiv aufgenommen, sondern ist auch Anlass für rechte Propaganda, Hetze und Gewalt. Ästhetisch ist besonders auffällig, dass die Drag Performer*innen neben klassischen Formen des Kinging und Queening oftmals hybride, gemischte oder groteske Formen von Drag zeigen und zelebrieren. Das Seminar widmet sich dem Thema Drag einerseits begrifflich, historisch und theoretisch (Butler, Garber, Lorenz, Heller, Stokoe u.a.) und stellt anderseits das komplexe und diverse Feld zeitgenössischer Drag Performances in den Mittelpunkt der Diskussion. Anhand exemplarischer Figurationen (Drag Queen, Drag King, Drag Quings, Drag Things, Drag Monsters, Drag Horrors, Crip Drag u.a.) und in Bezug auf einschlägige Beispiele (Antonia Baehr, Eric BigClit, Olympia Bukkakis, Alexander Cameltoe, Hungry u.a.) werden wir folgenden Fragen nachgehen: Welche Erscheinungsformen und Ästhetiken zeichnen heutige Drag-Performances besonders aus? Welche Sichtweisen, Ambitionen, Wünsche und Emotionen verbinden die Performer*innen mit Drag? Wie wirkt sich Drag auf Körpererleben, Identität, Selbstbewusstsein, Sexualität, Gemeinschaft (u.a.) bezogen auf Performer*innen und aufs Publikum aus? Welche politischen Bedeutungen kommt Drag unter Umständen zu? Und ist Drag noch subversiv (und muss es das sein)?

    • 17527 Seminar Abgesagt
      Im Spotlight von Pulitzer und Oscar: Respektiertes Musical heute von La La Land bis Hamilton (Frédéric Osbert Döhl)
      Zeit: Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 23.04.2024)
      Ort: JK 31/125 (Habelschwerdter Allee 45)
    • 17500 Vorlesung
      Elfriede Jelinek: Theater des Paradramatischen (Silke Felber)
      Zeit: Mo 12:00-14:00 (Erster Termin: 15.04.2024)
      Ort: Hörsaal (Theaterwiss.) (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      Kaum eine Autorin hat das deutschsprachige Theater der letzten 40 Jahre mehr geprägt als Elfriede Jelinek, deren Texte mittlerweile als Paradebeispiele eines sogenannten postdramatischen Theaters (Lehmann) gelten. Tatsächlich jedoch sind Jelineks Arbeiten weniger nach als vielmehr neben (para) dem Drama zu verorten: Jelinek lehnt sich an kanonisierte Werke der Dramenliteratur, an die griechisch-antike Tragödie oder auch an die europäische Oper an und unterzieht diese vergeschlechtlichten und mitunter rassifizierten Texte vor dem Hintergrund virulenter gesellschaftspolitischer Fragestellungen einer schonungslosen Revision. Innerhalb dieser ästhetischen Operation fungiert das Drama als Folie für ein das Dispositiv Theater und seine Inklusions- und Exklusionsmechanismen stets mitreflektierendes Schreiben. Die Vorlesung bietet einen Überblick über Elfriede Jelineks Wirken für und auf das Theater und beleuchtet die Texte der Nobelpreisträgerin aus theaterhistorischer wie -ästhetischer Perspektive. Welche Spielräume und Widerstände produzier(t)en Jelineks paradramatischen Texte? Wie funktioniert die intertextuelle Dramaturgie, die diesen Arbeiten ihren ganz spezifischen Sound verleiht? Kommt den dabei zur Anwendung gelangenden Verfahren ein queerendes Potential zu? Und wie gehen bzw. gingen Regisseur*innen wie Karin Beier, Claudia Bosse, Frank Castorf, Einar Schleef, Nicolas Stemann oder Jossi Wieler mit der legendären Regieanweisung „Machen Sie, was Sie wollen!“ um?

    • 17501 Vorlesung
      Performative Turn und Postdramatisches Theater (Matthias Warstat)
      Zeit: Di 14:00-16:00 (Erster Termin: 23.04.2024)
      Ort: Hörsaal (Theaterwiss.) (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      Im Titel dieser Vorlesung stehen zwei viel verwendete Begriffe, die beide zur Beschreibung theatergeschichtlicher Veränderungen seit den 1960er Jahren herangezogen werden. „Postdramatisches Theater“ (siehe bes. Hans-Thies Lehmann 1999) wird heute einerseits als Sammelbegriff für Theaterformen benutzt, die sich kritisch auf die dramatische Tradition beziehen, andererseits (allerdings unscharf) als Epochenbegriff für das Theater seit den 1960er Jahren. Mit „performative turn“ (siehe bes. Erika Fischer-Lichte 2004) werden jene kulturgeschichtlichen Veränderungen bezeichnet, die zum internationalen Durchbruch der Performancekunst, aber auch zu einer wachsenden Bedeutung von Aufführungen in verschiedenen Künsten, in der Politik und überhaupt im öffentlichen Leben geführt haben. Zur Erläuterung beider Begriffe wird bisweilen auf dieselben künstlerischen Positionen zurückgegriffen, so etwa auf Inszenierungen von Jerzy Grotowski, Robert Wilson, Pina Bausch, Einar Schleef, Societas Raffaello Sanzio oder Frank Castorf. Daneben gibt es aber auch Verweise in gegensätzliche Richtungen: Als eine prägende Facette des performative turn gilt zum Beispiel die feministische Performancekunst (Rachel Rosenthal, Carolee Schneemann, Marina Abramovic); dagegen werden vom postdramatischen Theater aus Rückbezüge auf das epische Theater (Bertolt Brecht, Walter Benjamin, Heiner Müller) hervorgehoben. Während der Begriff des Postdramatischen gerade auch von Theaterpraktiker*innen und in der freien Szene gerne zur Selbstbezeichnung aufgegriffen wurde, erwies sich die Rede vom performative turn und vom Performativen vor allem in universitären Diskursen als interdisziplinär höchst anschlussfähig. Die Vorlesung möchte einen Blick auf (Theater-)Inszenierungen seit den 1960er Jahren dazu nutzen, die Begriffe „performative turn“ und „Postdramatisches Theater“ zu vergleichen und auf ihre jeweiligen theoretischen Voraussetzungen zu befragen. Nicht zuletzt geht es darum, ob und wie man heute angesichts neuer ästhetischer und politischer Herausforderungen noch produktiv an beide Konzepte anschließen kann.

    • 17502 Vorlesung
      Einführung in die Geschichte des Theaterbaus (Jan Lazardzig)
      Zeit: Do 12:00-14:00 (Erster Termin: 18.04.2024)
      Ort: Hörsaal (Theaterwiss.) (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      Seit der griechischen Antike gehören Theaterbauten zu einer der herausragenden Aufgaben der (städtischen) Baukunst. Beginnend mit Vitruv, der das vierte Buch seiner zehnbändigen De architectura dem Theaterbau widmet, haben Architekten, Ingenieure, Künstler und Kunsttheoretiker immer wieder Anlass gefunden, ihr je spezifisches Wissen vom Theaterbau niederzulegen bzw. zu veröffentlichen. Diese Vorlesung soll – im Sinne eines Überblicks – zentrale Positionen einer Geschichte des europäischen Theaterbaus diskutieren. Es soll dabei nicht nur um eine Geschichte des Theaterbauwissens gehen, sondern auch um die religiösen, politischen, sozialen, ästhetischen sowie medialen Kontexte, aus denen Theater hervorgehen. Ein besonderes Augenmerk soll der Theaterbau in Berlin erhalten. So lassen sich anhand herausragender Berliner Theaterbauten wie etwa der Oper unter den Linden, dem Theater am Schiffbauerdamm oder der Volksbühne zentrale Entwicklungen einer theaterbaulichen Situation im europäischen Raum aufzeigen.

    • 17503 Vorlesung
      Kunst als Übung (Kirsten Maar, Francesca Raimondi)
      Zeit: Mo 18:00-20:00 (Erster Termin: 15.04.2024)
      Ort: Hörsaal (Theaterwiss.) (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      Seit den 1960er Jahren haben sich die Kunst und ihre Theorie immer stärker von einem gegenstandsorientierten hin zu einem performativen und praxeologischen (Selbst-) Verständnis bewegt. Mit der Vorlesung möchten wir daran anknüpfen und Kunst nicht als singuläres Werk in den Blick nehmen; wir möchten dieses Verständnis aber auch fortschreiben und Kunst nicht als einmaliges Ereignis, sondern als ein praktisches Feld erschließen, in dem es um die kollektive Einübung neuer Weisen des Sehens, Hörens, Sich-Bewegens und Sich-Begegnens geht. Kunst als Übung zu verstehen, heißt sie anhand von wiederholten und kontinuierlichen Begegnungen zu betrachten, in denen Spannungen und Differenzen zu bestehenden gesellschaftlichen Praktiken entstehen. Ein besonderer Fokus wird die Vorlesung auf das Potential der Künste richten, normativ eingeübte Wahrnehmungsmodalitäten, affektive Strukturen und Denkgewohnheiten zu ’verlernen’, die in Klassenfragen, Prozessen der Dekolonialisierung und für den Abbau von stereotypen Geschlechterdifferenzen eine zentrale Rolle spielen. Mit dieser praktischen Einbettung werden wir den autonomen Status der Kunst diskutieren und ihn ausgehend von kontextbezogenen und auch entgrenzenden Praktiken befragen; zum anderen eröffnet die Perspektive von Kunst als Übung auch ein neuer Zugang zum Verhältnis von Kunst und Pädagogik. Die Vorlesung möchte aber auch die künstlerischen Prozesse selbst anders fassen. Es sollen Epistemologien und Politiken des Künstler*innenwissens thematisiert sowie die Produktion von Kunst als Prozess neu in den Blick genommen werden: die Probe, die Skizze, das nicht nur Offene, sondern noch Unfertige, im Entstehen begriffene sollen eine besondere Aufschlusskraft mit Bezug auf das bekommen, was Kunst als eigentümliche Praxis ausmacht. Um diese verschiedenen Felder zwischen Theorie und Praxis zu untersuchen, ist die Vorlesung interdisziplinär ausgerichtet. Nach vorbereitenden Sitzungen im Seminarplenum sind eine Reihe von Wissenschaftler*innen und Künstler*innen aus verschiedenen Kunstfeldern eingeladen, mit uns ihre jeweiligen Perspektiven zu teilen und zu diskutieren.

    • 17718 Vorlesung
      Wissensgenerierung und Wissensproduktionen - Kulturelle Praktiken und ihre Vermittlung machtkritisch erforschen (Azadeh Sharifi)
      Zeit: Do 10:00-12:00 (Erster Termin: 18.04.2024)
      Ort: Hörsaal (Theaterwiss.) (Grunewaldstr. 35)

      Kommentar

      Pluralität und gesellschaftliche Vielfalt führen zu Konflikten, aber auch diversen Lösungsansätzen bei der Ermöglichung von Teilhabe. In zeitgenössischen kulturellen Praktiken werden daher verschiedene machtkritische Ansätze eingesetzt, die der Pluralität und Diversität der Gesellschaft gerecht zu werden versuchen. Im Mittelpunkt steht die Auseinandersetzung mit Fragen von kulturellen Praktiken als Wissensgenerierung und Wissensproduktion, die in ihren jeweiligen historischen und kulturellen Tradierungen kontextualisiert und kritisch hinterfragt werden. Auch wird es um das Verhältnis von Kulturschaffenden und Publikum bzw. Zuschauer:innen gehen, die immer wieder neu verhandelt werden müssen. Untersucht werden u.a. gruppenspezifische Bedürfnisse und/oder Forderungen, die eine gerechte und sensible Anpassungen der Vermittlung erfordern. Ziel der Vorlesung ist es, Medienkompetenzen für eine plurale und diverse Gesellschaft exemplarisch zu vermitteln und kritisch zu diskutieren. Anhand von Beispielen aus der Berliner Kulturlandschaft sowie mit Gäst:innen werden verschiedene Modelle vorgestellt und analysiert.