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60 LP Lateinisc...  
Lehrveranstaltung

Institut für Griechische und Lateinische Philologie (WE 2)

60 LP Lateinische Philologie (SPO gültig ab WS 17/18)

0060f_m60
  • Enzyklopädie der Latinistik

    0059fA1.1
    • 16320 Vorlesung
      Bonaventura und die Franziskanerphilosophie im 13. Jahrhundert (Bernd Roling)
      Zeit: Mi 16:00-18:00 (Erster Termin: 17.04.2024)
      Ort: J 32/102 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Franziskus mochte ebenso revolutionär wie egalistisch gewesen sein, schon seine Schüler der ersten Generation mußten realisieren, daß sie den Geist des Erzheiligen auch an die Universitäten zu tragen hatten. Spiritualität und intellektuelle Durchdringung der Theologie, Skepsis gegenüber einem zu weitreichenden Rationalismus, die philosophische Absicherung der Dogmatik und die Auseinandersetzung mit den großen Herausforderungen, vor die vor allem die Philosophie des Aristoteles die Theologie des 13. Jahrhunderts gestellt hatte, betrafen die Franziskaner ebenso wie die weltlichen Kleriker. Franziskaner gehörten zu den ersten Hörern an der Universität Oxford, Franziskaner besetzten die ersten Ordenslehrstühle in Paris; sie sollten mit ihren Konkurrenten aus dem Dominikanerorden zur Avantgarde des Christentums werden. Die Bandbreite ihrer ersten Denker reicht weit, vom technophilen Vertreter der Oxforder Franziskanerschule und Erben Robert Grossetestes, Roger Bacon, über Lichtmetaphysiker wie den Erzbischof von Canterbury John Peckham bis zu dem Verfasser der Summa Halensis, Alexander von Hales. Über allen aber steht der siebten General des Ordens, Bonaventura, in dessen breitgefaßtem Werk sich eine avicennistische Theologie mit tiefer Frömmigkeit und erbaulichen Schriften wie dem ‚Itinerarium mentis in Deum’, die zu Klassikern der christlichen Literatur werden sollten, vereinigen konnten. In der Vorlesung soll ein Überblick über die Franziskanertheologen des 13. Jahrhunderts gegeben werden.

      Literatur: Literatur: Arthur Armstrong (Hg.), The Cambridge History of Late Antique and Early Medieval Philosophy, Cambridge 2005; Kurt Flasch, Das philosophische Denken im Mittelalter, Stuttgart 2006, Theo Kobusch, Philosophie des Hoch- und Spätmittelalters (Geschichte der Philosophie 5), München 2011.

  • Griechische Sprache

    0059fA1.10
    • 16241 Sprachpraktische Übung
      Ü2-Griechische Sprache und Kultur II (Dietmar Najock)
      Zeit: Mo: 14 - 16 Uhr Di: 14 - 16 Uhr Do: 14 - 16 Uhr (Erster Termin: 15.04.2024)
      Ort: JK 31/125 (Habelschwerdter Allee 45)

      Hinweise für Studierende

      Der Kurs soll als Präsenzveranstaltung stattfinden. An anderen Lehrveranstaltungen sollte – wie im Kurs 1 – möglichst wenig belegt werden, sonst ist das Pensum schlecht zu schaffen. Interessenten, die nicht am Kurs 1 teilgenommen haben, sollten vor Beginn des Unterrichts telefonisch (030/3246557) oder per E-Mail (najock@zedat.fu-berlin.de) Kontakt mit mir aufnehmen.

      Kommentar

      Kurs 2 setzt die Kenntnis des im vergangenen Wintersemester behandelten Stoffs voraus (Lektionen 1 bis 48 des Kantharos von Elliger u. a. sowie die entsprechenden Grammatik-Paragraphen). Zunächst werden die anschließenden Lektionen behandelt (in der ersten Sitzung Lektion 49), dann folgt die Platon-Lektüre (Apologie des Sokrates).
      Gegen Ende der Vorlesungszeit kann in einer schriftlichen Klausur (90 Minuten, ca. 90 Wörter) das Graecums-Äquivalent der Berliner Hochschulen erworben werden.

  • Grundlegende Literaturkenntnis

    0059fA1.2
    • 16225 Seminar
      Proseminar: Varro, De re rustica (Benjamin Wallura)
      Zeit: Mi 10:00-12:00 (Erster Termin: 17.04.2024)
      Ort: KL 29/207 Übungsraum (Habelschwerdter Allee 45)

      Zusätzl. Angaben / Voraussetzungen

      Im Lektürekurs werden wir ausgewählte Passagen aller drei Bücher von Varros de re rustica lesen, vom Lateinischen ins Deutsche übersetzen und kommentieren.

      Kommentar

      Marcus Terentius Varro: De re rustica / „Gespräche über die Landwirtschaft“ Marcus Terentius Varro (116 v. Chr. ? 27. v. Chr.) war einer der größten Gelehrten der späten Römischen Republik. Er schrieb und veröffentlichte eine Unzahl philosophischer, wissenschaftlicher, enzyklopädischer und literarischer Werke, schätzungsweise rund über 70, die uns heute fast alle verloren sind. Von einem Werk über die lateinische Sprache (De lingua latina) haben wir nur wenige Bücher überliefert. Seine Menippeischen Satiren sind uns nur ausschließlich fragmentarisch überliefert. Vollständig erhalten haben sich allein die drei Bücher über die Landwirtschaft: Varros De re rustica. Er widmete es seiner Frau, um, wie er zumindest selbst sagt, ihr eine Handreichung zu geben, wie sie das gemeinsame Landgut in Zukunft – nach seinem nahen Tod – erfolgreich weiterführen könne. Wie der gelehrte Römer in seinem Vorwort zur Schrift angibt, sei er bei der Abfassungszeit 80 Jahre alt gewesen, sodass wir die Schrift ziemlich genau auf das Jahr 37 v. Chr. datieren können. Größen der römischen Politik, wie Cicero, Caesar und Pompeius, waren ermordet. In der römischen Provinz Syria endete die Herrschaft der Makkabäer und Herodes wurde zum Stellvertreter-König Roms über die Juden. Im Vertrag von Tarent wurde das 2. Triumvirat zwischen Octavian (dem späteren römischen Kaiser Augustus), Marcus Antonius und Marcus Aemilius Lepidus um weitere fünf Jahre verlängert. Der große römische Dichter Vergil begann unterdessen mit den Arbeiten an seinem Lehrgedicht über das Landleben, den Georgica. Der hochbetagte Varro selbst hatte zu diesem Zeitpunkt seine politische Karriere bereits beendet und genoss sein sogenanntes römisches otium, die Ruhe von allen städtischen Geschäften und Politik. Auf seinem Landgut nahe den Sabiner Bergen, einem westlichen Randgebirge der Appeninen zwischen Tiber und Turano, widmete er sich ausschließlich nur noch seiner schriftstellerischen Tätigkeit. Varros Schrift über die Landwirtschaft ist nicht eigentlich ein technisches Lehrbuch über Ackerbau und Viehzucht. Vielfach webt er, für die Belange eines Landwirts und Viehzüchters völlig ungeeignet, auch sprachwissenschaftliches, enzyklopädisches oder philosophisches Wissen in sein Werk mit ein. Das Landleben nahm in der römischen Vorstellungswelt und Selbstwahrnehmung einen besonderen Status ein. Das ländliche Leben, nah an der Natur, galt als Identifikations- und Sehnsuchtsort der römischen und städtischen Eliten. Ebenso wie in vielen Dialogen Ciceros, spielen auch Varros Gespräche über die Landwirtschaft, die er mit anderen gelehrten Römern der gehobenen Klasse in diesem Werk führt, in ländlichen Szenerien und evozieren damit nicht zuletzt auch ein dezidiert philosophisches Setting. Sich über das Landleben, Ackerbau und Viehzucht zu unterhalten und darüber gemeinsam zu reflektieren, war zu Varros Zeit eine zutiefst römische Form des Philosophierens. In dieser Philosophie des Landlebens spiegelten sich römische Pragmatik und der Anspruch auf Beherrschung von Natur, Mensch und Tier.

    • 16230 Lektürekurs
      Ovid, Heroides (Nikolaus Thurn)
      Zeit: Mi 14:00-16:00 (Erster Termin: 17.04.2024)
      Ort: JK 31/239 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      In der Lektüre sollen ausgewählte Heroidenbriefe Ovids gelesen und mit parallelen Bearbeitungen sowie frühneuzeitlicher Rezeption verglichen werden. Lateinisch-deutsche Klausurenübung (B. A.)

  • Ausbau der Literaturkenntnis

    0059fA1.3
    • 16227 Lektürekurs
      Caesar, De bello Gallico (Fritz Felgentreu)
      Zeit: Mi 12:00-14:00 (Erster Termin: 17.04.2024)
      Ort: JK 31/239 (Habelschwerdter Allee 45)

      Zusätzl. Angaben / Voraussetzungen

      Die Lektüre soll einen Überblick über Inhalt und Aufbau der sieben von Caesar verfassten Bücher des Bellum Gallicum vermitteln. Neben der Lektüre und der Diskussion der jeweils zentralen Passagen soll ein besonderes Augenmerk auf der Frage liegen, ob und in welchem Sinne Caesar wirklich eine geeignete Einstiegslektüre für die Mittelstufe ist.

      Kommentar

      Caesars "Gallischer Krieg" ist allen, die sich mit lateinischer Literatur beschäftigen, als Einstiegslektüre im Schulunterricht vertraut. Unter dem Eindruck, dass es in diesem Text nicht mehr viel zu entdecken gibt, und weil uns das Thema "Krieg" scheinbar nicht mehr viel zu sagen hat, kehren die wenigsten während des Studiums zum Bellum Gallicum zurück. Dass Caesar aber nicht für die Mittelstufe des deutschen Gymnasiums, sondern als Protagonist einer Staats- und Systemkrise für ausgebuffte Spitzenpolitiker der einzigen Weltmacht schrieb, könnte Grund genug sein, sich dem Text mit größerer Erfahrung und einem breiteren Horizont erneut zu nähern.

      Literaturhinweise

      Ausgabe: Hering, Leipzig 1987 (oder Seel, Leiptig 1961) Übersetzung: Schönberger, Berlin (4. Aufl.) 2013 zur Einführung: M. Schauer, Der Gallische Krieg. Geschichte und Täuschung in Caesars Meisterwerk. München 2016

    • 16224 Seminar
      Mittelseminar Poesie: Das Lehrepos (Nikolaus Thurn)
      Zeit: Mi 10:00-12:00 (Erster Termin: 17.04.2024)
      Ort: JK 31/239 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Das Seminar soll sich ausgewählten Passagen aus folgenden Lehrepen widmen und sie miteinander vergleichen: Lucrez, De rerum natura (5. Buch); Vergil, Georgica (1. Buch); Manilius, Astronomica (1. Buch). Aussagen zur Entwicklung der Menschheit sollen dabei den Schwerpunkt bilden.

  • Vertiefung der Literaturkenntnis

    0059fA1.4
    • 16223 Seminar
      Mittelseminar Prosa: Fachschriftsteller (Nikolaus Thurn)
      Zeit: Di 14:00-16:00 (Erster Termin: 16.04.2024)
      Ort: JK 31/239 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Die Zeit des frühen Prinzipats ist die Hoch-Zeit der römischen Fachschriftstellerei. Vitruv (1 Jh. v. Chr.: de architectura), Plinius d. Ältere (naturalis historia) und Columella (de re rustica) äußern sich dabei gelegentlich über ihr Fach hinaus oder nehmen Stellung zu Fragen, die ihr Fach reflektieren. Im Seminar sollen solche, ausgewählte Passagen gelesen und mit korrespondierenden aus anderen Zeitepochen konfrontiert werden.

    • 16226 Lektürekurs
      Griechische Vorbilder der lateinischen Literatur (Nikolaus Thurn)
      Zeit: Do 10:00-12:00 (Erster Termin: 18.04.2024)
      Ort: K 29/204 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Die lateinische Literatur der Antike ist ohne die griechischen Modelle, auf denen sie aufbaut, unverständlich. In der Übung sollen repräsentative Textbeispiele griechischer Dichtung gelesen und mit den sie rezipierenden lateinischen Texten verglichen werden. Hierbei liegt, neben den Epen Homers, naturgemäß ein Schwerpunkt auf der hellenistischen Dichtung und ihrer Konzeption.

    • 16227 Lektürekurs
      Caesar, De bello Gallico (Fritz Felgentreu)
      Zeit: Mi 12:00-14:00 (Erster Termin: 17.04.2024)
      Ort: JK 31/239 (Habelschwerdter Allee 45)

      Zusätzl. Angaben / Voraussetzungen

      Die Lektüre soll einen Überblick über Inhalt und Aufbau der sieben von Caesar verfassten Bücher des Bellum Gallicum vermitteln. Neben der Lektüre und der Diskussion der jeweils zentralen Passagen soll ein besonderes Augenmerk auf der Frage liegen, ob und in welchem Sinne Caesar wirklich eine geeignete Einstiegslektüre für die Mittelstufe ist.

      Kommentar

      Caesars "Gallischer Krieg" ist allen, die sich mit lateinischer Literatur beschäftigen, als Einstiegslektüre im Schulunterricht vertraut. Unter dem Eindruck, dass es in diesem Text nicht mehr viel zu entdecken gibt, und weil uns das Thema "Krieg" scheinbar nicht mehr viel zu sagen hat, kehren die wenigsten während des Studiums zum Bellum Gallicum zurück. Dass Caesar aber nicht für die Mittelstufe des deutschen Gymnasiums, sondern als Protagonist einer Staats- und Systemkrise für ausgebuffte Spitzenpolitiker der einzigen Weltmacht schrieb, könnte Grund genug sein, sich dem Text mit größerer Erfahrung und einem breiteren Horizont erneut zu nähern.

      Literaturhinweise

      Ausgabe: Hering, Leipzig 1987 (oder Seel, Leiptig 1961) Übersetzung: Schönberger, Berlin (4. Aufl.) 2013 zur Einführung: M. Schauer, Der Gallische Krieg. Geschichte und Täuschung in Caesars Meisterwerk. München 2016

    • 16230 Lektürekurs
      Ovid, Heroides (Nikolaus Thurn)
      Zeit: Mi 14:00-16:00 (Erster Termin: 17.04.2024)
      Ort: JK 31/239 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      In der Lektüre sollen ausgewählte Heroidenbriefe Ovids gelesen und mit parallelen Bearbeitungen sowie frühneuzeitlicher Rezeption verglichen werden. Lateinisch-deutsche Klausurenübung (B. A.)

  • Sprache und Texte 2

    0059fA1.6
    • 16231 Sprachpraktische Übung
      Lateinische Syntaxübung II (Celine Lehmann)
      Zeit: Di 10:00-12:00 (Erster Termin: 16.04.2024)
      Ort: JK 31/239 (Habelschwerdter Allee 45)
  • Sprache und Texte 3

    0059fA1.7
    • 16232 Sprachpraktische Übung
      Lateinische Stilübung Mittelstufe (Fabian Zuppke)
      Zeit: Do 12:00-14:00 (Erster Termin: 18.04.2024)
      Ort: K 29/204 (Habelschwerdter Allee 45)

      Hinweise für Studierende

      Im Fokus stehen erweiterte grammatische und stilistische Fragestellungen und Themenkomplexe. Aus diesem Grund empfehle ich Ihnen die Wiederholung der Inhalte der Syntax I - und II - Kurse vor dem Kursbeginn im kommenden Semester. Haben Sie Fragen zum Kursprogramm, schreiben Sie mich gerne an – ich freue mich auf Sie und die Veranstaltung!

      Kommentar

      In den Stilübungen der Mittelstufe werden Sie Ihre in Syntax I und II gewonnen Kenntnisse über den einfachen und den zusammengesetzten Satz sowie die Auseinandersetzung mit einfachen lateinischen Prosatexten aus den Stilübungen der Unterstufe auf die nächste Stufe heben, indem Sie einfache und mittlere lateinische Prosatexte vom Deutschen in klassisches Latein übersetzen.

    • 16235 Übung
      Lateinisch-deutsche Klausurenübung (B. A.) (Nikolaus Thurn)
      Zeit: Do 16:00-18:00 (Erster Termin: 18.04.2024)
      Ort: JK 31/239 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      In der Übung werden ausgewählte Texte (sowie Fragen zum Text) unter Examensbedingungen übersetzt; die Ergebnisse der Klausuren werden in der darauffolgenden Sitzung anhand einer exemplarischen Lösung besprochen. Die Auswahl der Texte soll die römische Poesie möglichst breit repräsentieren; die Fragen sind so gestellt, dass sie ihre Besprechung ein Grundwissen an römischer Literaturgeschichte vermittelt.

  • Komparatistik 1

    0059fA1.8
    • 16320 Vorlesung
      Bonaventura und die Franziskanerphilosophie im 13. Jahrhundert (Bernd Roling)
      Zeit: Mi 16:00-18:00 (Erster Termin: 17.04.2024)
      Ort: J 32/102 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Franziskus mochte ebenso revolutionär wie egalistisch gewesen sein, schon seine Schüler der ersten Generation mußten realisieren, daß sie den Geist des Erzheiligen auch an die Universitäten zu tragen hatten. Spiritualität und intellektuelle Durchdringung der Theologie, Skepsis gegenüber einem zu weitreichenden Rationalismus, die philosophische Absicherung der Dogmatik und die Auseinandersetzung mit den großen Herausforderungen, vor die vor allem die Philosophie des Aristoteles die Theologie des 13. Jahrhunderts gestellt hatte, betrafen die Franziskaner ebenso wie die weltlichen Kleriker. Franziskaner gehörten zu den ersten Hörern an der Universität Oxford, Franziskaner besetzten die ersten Ordenslehrstühle in Paris; sie sollten mit ihren Konkurrenten aus dem Dominikanerorden zur Avantgarde des Christentums werden. Die Bandbreite ihrer ersten Denker reicht weit, vom technophilen Vertreter der Oxforder Franziskanerschule und Erben Robert Grossetestes, Roger Bacon, über Lichtmetaphysiker wie den Erzbischof von Canterbury John Peckham bis zu dem Verfasser der Summa Halensis, Alexander von Hales. Über allen aber steht der siebten General des Ordens, Bonaventura, in dessen breitgefaßtem Werk sich eine avicennistische Theologie mit tiefer Frömmigkeit und erbaulichen Schriften wie dem ‚Itinerarium mentis in Deum’, die zu Klassikern der christlichen Literatur werden sollten, vereinigen konnten. In der Vorlesung soll ein Überblick über die Franziskanertheologen des 13. Jahrhunderts gegeben werden.

      Literatur: Literatur: Arthur Armstrong (Hg.), The Cambridge History of Late Antique and Early Medieval Philosophy, Cambridge 2005; Kurt Flasch, Das philosophische Denken im Mittelalter, Stuttgart 2006, Theo Kobusch, Philosophie des Hoch- und Spätmittelalters (Geschichte der Philosophie 5), München 2011.

    • 17050 Vorlesung
      Das literarische Drama in Italien (Bernhard Huß)
      Zeit: Mi 14:00-16:00 (Erster Termin: 17.04.2024)
      Ort: KL 32/202 Übungsraum (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Die Vorlesung bietet einen Überblick über wichtige Tendenzen der Bühnenliteratur italienischer Sprache. Sie gliedert sich zunächst in einen Teil zur Tragödie und einen Teil zur Komödie, jeweils von der Renaissance bis ins 18. Jahrhundert. Dabei werden zum einen gattungstheoretische Grundvoraussetzungen erläutert, zum anderen ausgewählte Primärtexte exemplarisch analysiert. In einem dritten Teil (19./20. Jh.) soll aufgezeigt werden, wie die schon vorher poröse Trennmauer zwischen Tragödie und Komödie vollends einbricht und sich neue Formen dramatischen Dichtens etablieren, die das Komische und das Tragische verschmelzen. Autoren, die zur Sprache kommen sollen, sind u.a. Torquato Tasso, Vittorio Alfieri, Niccolò Machiavelli, Carlo Goldoni, Alessandro Manzoni, Luigi Pirandello, Dario Fo.

      Literaturhinweise

      Überblicksartige Darstellungen zu den wichtigen Themen bietet einführend: Farrell, Joseph/ Puppa, Paolo (Hrsg.) (2006): A History of Italian Theatre. Cambridge u.a.: Cambridge University Press. Darin: R. Andrews, “Erudite comedy”, S. 39ff., P. Brand: “Machiavelli and Florence”, S. 51ff., R. Andrews: “Tragedy”, S. 84ff., P. Vescovo: “Carlo Goldoni, playwright and reformer”, S. 160ff., G. Pizzamiglio: “Vittorio Alfieri”, S. 195ff., F. Taviani: “The Romantic theatre”, S. 207ff., P. Puppa: “Luigi Pirandello”, S. 293ff., J. Farrell: “Dario Fo”, S. 357ff.

    • 16213 Übung
      Achill in der Ilias. Sprachvertiefung A (Poesie) (Norbert Blößner)
      Zeit: Mo 14:00-16:00 (Erster Termin: 15.04.2024)
      Ort: K 29/204 (Habelschwerdter Allee 45)

      Hinweise für Studierende

      Für Masterstudierende der Klassischen Philologie ergeben die Kurse 16213 und 16214 das Modul ‚Sprachvertiefung‘. Andere Studierende können die beiden Kurse auch separat besuchen (als Übung, Teil eines anderen Moduls oder Lektürekurs; die jeweiligen formalen Fragen klären wir vorab per Mail bzw. in der ersten Woche). Gäste, die einfach am Inhalt interessiert sind, sind willkommen!

      Kommentar

      „Stofflich aber ist und bleibt Achilleus in dem Krieg gegen Priamos Episode; er hat keine Beziehung zu Ursache und Beginn des Unternehmens und scheidet aus, bevor es in der Eroberung der Stadt Ziel und Höhepunkt erreicht. Der Heerzug zur Rückholung der Helena bleibt auch ohne Achilleus eine geschlossene Erzählung“ (H. Pestalozzi: Die Achilleis als Quelle der Ilias, Erlenbach-Zürich 1945, 46). Mit Achills Herkunft verbinden sich eigenartige Züge; er zählt weder zu den Freiern Helenas noch zu den Eroberern der Stadt. In der Troja-Epik wäre er verzichtbar – in der ‚Ilias‘ hingegen ist er die Hauptfigur. Damit diese Geschichte erzählt werden konnte, brauchte man auch Patroklos und Hektor.

      Literaturhinweise

      Wir lesen den originalen Text; jede wissenschaftliche Textausgabe der Ilias eignet sich.  Zur Einführung: M. L. West: The Making of the Iliad, Oxford/New York 2011, 38–47.

    • 16214 Übung
      Odysseus in der Ilias. Sprachvertiefung A (Poesie) (Norbert Blößner)
      Zeit: Fr 16:00-18:00 (Erster Termin: 19.04.2024)
      Ort: K 29/204 (Habelschwerdter Allee 45)

      Hinweise für Studierende

      Für Masterstudierende der Klassischen Philologie ergeben die Kurse 16213 und 16214 das Modul ‚Sprachvertiefung‘. Andere Studierende können die beiden Kurse auch separat besuchen (als Übung, Teil eines anderen Moduls oder Lektürekurs; die jeweiligen formalen Fragen klären wir vorab per Mail bzw. in der ersten Woche). Gäste, die einfach am Inhalt interessiert sind, sind willkommen!

      Kommentar

      Heutige Vorstellungen von Odysseus speisen sich aus Quellen unterschiedlichsten Alters und unterschiedlicher Art; in diesem Kurs wollen wir einmal davon ausgehen, was die ‚Ilias‘, das nach Communis Opinio älteste erhaltene Epos, aus sich heraus über Odysseus zu erzählen weiß. Diese Züge wollen wir dann näher beleuchten und kontrastieren: Inwieweit entsprechen sie jenem Odysseus, den die ‚Odyssee‘ dann zeichnet? Welche Züge und Attribute wären aus sich heraus verständlich – und welche setzen die Geschichte (oder gar den Text) der (oder: einer) ‚Odyssee‘ voraus? Sind der Speerkämpfer vor Ilion und der Bogenschütze auf Ithaka, Athenes listenreicher Schützling zuhause und der in allerlei Märchengefilden umherirrende Kapitän wirklich überall dieselbe Figur?

      Literaturhinweise

      Wir lesen den originalen Text und benötigen daher wissenschaftliche Textausgaben von ‚Ilias‘ und ‚Odyssee‘. – Zur Einführung: M. L. West: The Making of the Odyssey, Oxford/New York 2014, 5–23 („Ressourceful Odysseus“).

    • 16326 Colloquium
      Forschungskolloquium Mittellatein (Bernd Roling)
      Zeit: Do 18:00-20:00 (Erster Termin: 18.04.2024)
      Ort: J 23/16 Übungsraum (Habelschwerdter Allee 45)
    • 16410 Seminar
      Koloniale Provenienz als Thema der Gegenwartsliteratur (Irene Albers)
      Zeit: Do 12:00-14:00 (Erster Termin: 18.04.2024)
      Ort: JK 28/208 (Habelschwerdter Allee 45)

      Hinweise für Studierende

      Die Texte werden über Iversity (und nicht über Blackboard) zur Verfügung gestellt. Die Zugangsdaten werden zu Beginn des Semesters über die Teilnehmerliste in CM verschickt.

      Kommentar

      Seit der Debatte über die Provenienz von musealem Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten sind eine Reihe von sowohl fiktionalen als auch faktualen Texten entstanden, die Geschichten über die Translokation von Einzelobjekten erzählen und dabei über Fragen wie Unrechtmäßigkeit des Erwerbs, Zugehörigkeit und Deutungsmacht verhandeln. Dabei werden (wie in der literarischen Bearbeitung von NS-Raubkunst) häufig Genres wie die Objektbiographie oder der Krimi aktiviert, aber auch neue Formen geschaffen, um den Wandel der Funktionen und Bedeutungen im Kontext des Wechsels von Ort und Besitzer erzählbar zu machen. Vor allem im musealen Bereich werden schon länger objektbiographische Texte über einzelne prominente Objekte verfasst. In dem Seminar werden wir uns einführend mit verschiedenen Konzepten von "Provenienz", "Trajektorie" und "Objektbiographie" befassen, Texte über postkoloniale Provenienzforschung diskutieren und anschließend sowohl literarische als auch nicht-literarische Objektbiographien und Provenienzerzählungen lesen, u.a. Der Fluch der Dogon von Christoph Wackernagel (2012), Der lange Schatten von Bernhard Jaumann (2015), Le silence du totem von Fatoumata Ngom (2018), Adas Raum von Sharon Dodua Otoo (2021), Loot von Tania James (2023), Das Prachtboot von Götz Aly (2021), Fallgeschichten aus den Bänden des Translokations-Projektes von Bénédicte Savoy (Beute – Bildatlas zu Kunstraub und Kulturerbe und Atlas der Abwesenheit) sowie (in Verbindung mit einem Besuch im Humboldt Forum) verschiedene Texte über die Geschichte des Mandu Yenu-Perlenthrons (u.a. Léonora Miano). Je nach Verfügbarkeit können auch aktuelle Dokumentarfilme wie DAHOMEY oder DAS LEERE GRAB (beide 2024) einbezogen werden.

    • 16421 Seminar
      Literatur im öffentlichen Raum (Boris Roman Gibhardt)
      Zeit: Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 19.04.2024)
      Ort: 31.05.: Treffen im öffentlichen Raum (Ort wird bekanntgegeben) 28.06.: KL 29/139 Übungsraum

      Zusätzl. Angaben / Voraussetzungen

      Der Termin am 31. Mai ist als Exkursion im Berliner Stadtraum geplant.

      Kommentar

      Anders als die Literatur in Buchform, auf die wir uns meist bewusst einstellen, ist Literatur im öffentlichen Raum oft eine, die uns mitten in der Bewegung zustößt, sei es als Graffiti an einer Hauswand, als Gedicht auf einer Bäckertüte, als Installation während eines Ausstellungsrundgangs in einem Museum. Gemeinsam ist diesen Ereignisformen von Literatur, dass sie in unsere räumliche Praxis eingreifen und Literatur über Raum, Raum über Literatur vermitteln. Dieses ‚Place Making‘ zeigt uns, dass es Literatur und Sprache bei aller Abstraktheit durchaus vermag, physische Räume zu konstituieren – Räume der Autorschaft, der Rezeption, der sozialen Interaktion, des kulturellen Gedächtnisses und des politischen Aktivismus. Wie wirkt dann das Räumliche wieder zurück auf unser Denken? Welche Bedeutung hat Ortsgebundenheit angesichts neuer globaler und digitaler Räume? Was ist dabei die literaturhistorische Dimension? Denn das Öffentlich-Werden von Literatur in der bürgerlichen Gesellschaft reicht hierzulande mindestens zurück in die frühe Romantik, als Buchlektüren kollektive Moden auszulösen begannen. Auch materiell sind viele historische (Wohn-und Schaffens-) Orte überliefert, an denen sich heute, also hundert oder zweihundert Jahre später, nachvollziehen lässt, wie Autoren und Dichter, meist männliche, zu Akteuren der literarischen Öffentlichkeit wurden und/oder in der Rezeption öffentlichkeitswirksam für politische Zwecke instrumentalisiert wurden.

      Wie gehen wir mit diesem Erbe in kanon-skeptischen Zeiten um, lassen sich dabei wirkmächtige, von der Germanistik etablierten ‚Meister‘-Erzählungen vielleicht gerade durch Ortsspezifik transparent machen und überwinden? Wie können an historischen Orten des kulturellen Gedächtnisses durch Kuration, Intervention und Literatur-Vermittlung neues Wissen und inklusivere Formen gesellschaftlicher Teilhabe entstehen? Das Seminar schlägt einen Bogen vom späteren 18. Jahrhundert bis zu den Literatur- und Autorschaftsinszenierungen der Gegenwart und den Programmarchitekturen konkreter Literaturinstitutionen. Wer setzt sich durch im Literaturbetrieb der Mehrheitsgesellschaft, welchen Raum gibt es für alternative, z.B. ‚queerende‘ und störende Erzählungen und plurale Sichtweisen? Welche Rolle spielt Körperlichkeit als Performanz im heutigen literarischen Feld und wie äußert sich die Spannung von Eigenem und Fremden sowie von Intimität (Verwundbarkeit) und Sichtbarkeit (Repräsentation/Exposition)?

      Im Seminar denken wir darüber nach, wie wir selbst ‚intra-aktiv‘ immer schon involviert sind in das Öffentlich-Werden von Literatur(wissenschaft) und welche Gestaltungsmöglichkeiten daraus erwachsen. Methodisch wollen wir interdisziplinär (Literatur und Kunst im öffentlichen Raum), kultur- und medienwissenschaftlich (Formate der Literatur, Schrift und Visualität, Performing Arts, Rezeptionsformen) und klar anwendungsbezogen (Praxis-Beispiele des heutigen Literaturbetriebs) vorgehen. Eine gemeinsame Exkursion in den Berliner Stadtraum ist geplant.

    • 16425 Seminar
      10 x Amphitryon: Von Komik und Tragik der Verführung (Johannes Kleinbeck)
      Zeit: Mi 14:00-16:00 (Erster Termin: 17.04.2024)
      Ort: JK 31/124 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Zeus verführt Alkmene in Gestalt ihres Ehemanns Amphitryon. Mehr als 2000 Jahre lang ist dieser mythologische Stoff der Anlass gewesen, um auf der Bühne das jeweils zeitgenössische Liebesideal und Eherecht zu problematisieren. Denn nach der Liebesnacht wird der Herrscher des Olymps plötzlich unsicher: Woher kann er eigentlich wissen, dass sich Alkmene ihm, dem göttlichen Liebhaber, und nicht ihrem irdischen Ehemann hingegeben hat? War die Liebesnacht also eine triste Pflichterfüllung, wie sie das christliche Eherecht verlangt? War sie die Freiheit eines himmlischen Genusses, wie sie das Bürgertum mit ihrem Traum von der Liebesheirat fordert? Oder war es ein sexueller Übergriff, für den selbst ein Gott zur Rechenschaft gezogen werden müsste? 


      Diesen und anderen Fragen wollen wir uns in der Lektüre der Amphitryon-Bearbeitungen von Plautus, Molière, John Dryden, Johann Daniel Falk und Heinrich von Kleist annähern und dabei gleichzeitig die Liebes- und Ehevorstellungen des antiken Rom, der höfischen Gesellschaft und des Bürgertums in den Blick nehmen. In einer Sitzung unseres Seminars wird die Theaterregisseurin Milena Michalek zu Gast sein, die in dieser Spielzeit für das Düsseldorfer Schauspielhaus eine Bearbeitung von Kleists »Amphitryon« inszeniert hat.

      Literaturhinweise

      Peter Szondi, »Fünfmal Amphitryon: Plautus, Molière, Kleist, Giraudoux, Kaiser«, in: ders., Schriften II, hg. v. Jean Bollack u.a., Suhrkamp: Berlin 2024, S. 170–197.

    • 16432 Vertiefungsseminar
      Julia Kristevas Intertextualitäten. Annäherungen an ihr theoretisches und literarisches Werk (Henrike Schmidt)
      Zeit: Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 25.04.2024)
      Ort: JK 27/106 Einführung: Do, 25.4. 16-18; Block I: Fr, 31.5. 12-18; Sa 1.6. 10-18; Block II: Fr 5.7. 12-18; Sa 6.7. 10-18;

      Kommentar

      Julia Kristeva, französische Literaturtheoretikerin und Psychoanalytikerin bulgarischer Herkunft, hat einige der zentralen Begriffe der Literaturwissenschaft geprägt, an vorderster Stelle denjenigen der Intertextualität. Aber auch der Begriff der "Abjektion" (der Abgrenzung) in seinem Bezug zum Fremdsein sowie die Spezifik der poetischen Sprache und eines weiblichen Schreibens nehmen einen wichtigen Stellenwert in ihrem Denken und ihrer Rezeption ein.
      Weniger bekannt und literaturwissenschaftlich betrachtet ist ihr eigenes literarisches Schreiben. So sind ihre französischsprachigen Romane bis heute noch nicht ins Deutsche übersetzt. Wir werden in diesem Seminar der Genese von Kristevas intellektuellem Lebensweg und theoretischem Denken nachgehen (unter Berücksichtigung auch einer potenziellen Beeinflussung durch die akademische Sozialisierung im sozialistischen Bulgarien) sowie den möglichen Verknüpfungen zwischen ihrem wissenschaftlichen und literarischen Schreiben.
      Im ersten Seminarblock lesen wir intensiv gemeinsam ausgewählte ihrer bis heute wirkmächtigen Schriften, etwa zum Themenkomplex der Intertextualität. Im zweiten Seminarblock steht die exemplarische Auseinandersetzung mit Einzelaspekten und -texten im Mittelpunkt, die sich auch an den individuellen Interessen der Seminarteilnehmer:innen orientiert.
      Der Charakter des Seminars als Blockveranstaltung ermöglicht viel Eigengestaltung von Seiten der Teilnehmenden. So weit möglich werden wir die Texte mindestens auszugsweise auch im französischen Original lesen, Französischkenntnisse sind aber keine Voraussetzung für die Teilnahme.

    • 17010 Seminar
      Einführung in die Literaturwissenschaft (Paola Traverso)
      Zeit: Do 12:00-14:00 (Erster Termin: 18.04.2024)
      Ort: KL 29/235 Übungsraum (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Die Veranstaltung wendet sich sprachenübergreifend an die Studienanfänger*innen der französischen, der italienischen, der portugiesischen und der spanischen Philologie und ist deshalb systematisch angelegt. Ein Schwerpunkt bildet die Diskussion über den Begriff „Literatur“ (Fiktionalität, Literarizität, Performativität, Mehrdeutigkeit, Rhetorisierung, Entpragmatisierung etc.). Theoretische Konzepte und zentrale Kategorien der Literaturwissenschaft sollen hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Analyse literarischer Texte dargelegt und diskutiert werden. Neben der Behandlung allgemeiner begrifflicher Grundlagen soll anhand ausgewählter Beispiele lyrischer, narrativer und dramatischer Werke ein Einblick in die Theorien und Methoden der Textanalyse gegeben werden. Die aktive Teilnahme setzt neben der regelmäßigen Vor- und Nacharbeitung der Sitzungen am Ende des Semesters das Durchführen/Bestehen eines Tests voraus. Literaturangaben sowie praktische Hinweise zur Teilnahme und Durchführung des Kurses werden auf Blackboard mitgeteilt.

    • 17014 Proseminar
      Gustave Flaubert (Paola Traverso)
      Zeit: Mo 12:00-14:00 (Erster Termin: 15.04.2024)
      Ort: KL 32/102 Übungsraum (Habelschwerdter Allee 45)

      Zusätzl. Angaben / Voraussetzungen

      Kenntnisse der französischen Sprache sind erwünscht. Interessierte Studierende sind – auch bei nicht vorhandener oder geringer Sprachkompetenz – willkommen, vorausgesetzt dass sie bereit sind, auch selbstständig mit Hilfe von Übersetzungen mitzuarbeiten.

      Kommentar

      Seit der Antike ist „Ehebruch“ eines der großen Themen der Weltliteratur. In der Erzählkunst des europäischen Realismus und Naturalismus im 19. Jahrhundert ist er geradezu allgegenwärtig. So schreibt Gustave Flaubert noch 20jährig in seinem Jugendwerk Novembre (1842): „Il y eut dès lors pour moi un mot qui sembla beau entre les mots humains : adultère, une douceur exquise plane vaguement sur lui, une magie singulière l’embaume ; toutes les histoires qu’on raconte, tous les livres qu’on lit, tous les gestes qu’on fait le disent … une poésie suprême, mêlée de malédiction et de volupté“ (Von da an gab es für mich ein Wort, das mir unter allen Wörtern schön schien: Ehebruch, eine köstliche Süße schwebt darüber, ein einzigartiger Zauber umwebt es; alle Geschichten, die wir erzählen, alle Bücher, die wir lesen sagen es… die höchste Poesie, vermischt mit Verdammnis und Wollust). In Flauberts Meisterwerk Madame Bovary (1857) hat der Ehebruch seine bedeutendste erzählerische Gestalt erfahren: Das Seminar wird sich auf die Analyse des Romans, insbesondere auf seine literaturtheoretisch relevanten formalen Aspekte und Verfahren (style indirect libre, attitude du narrateur: impersonnalité, impartialité, impassibilité), auf seine Figurenkonstellation, auf die darin dargestellten sozialen Bedingungen der bürgerlichen Ehe fokussieren und nicht zuletzt auf die implizit kritische Hinterfragung der eingeschränkten Rolle der Frau in der Familie und ihrer sozialen und sexuellen Diskriminierung eingehen. Weitere Werke Flauberts wie L’éducation sentimentale (1869), Trois contes (1877), Bouvard et Pécuchet (unvollendet und posthum 1981 erschienen) sowie kleinere Schriften werden ebenso Gegenstand des Seminars sein. In Absprache mit den Teilnehmenden werden wir versuchen, das Spektrum der Lektüren durch Referatsarbeit zu erweitern und in vergleichenden Analysen Gemeinsamkeiten und Unterschiede der verschiedenen Texte herausarbeiten.

      Literaturhinweise

      Die Lektüre vom Madame Bovary sollte am besten vor Beginn des Seminars und spätestens in der ersten Seminarwoche erfolgen.

    • 17054 Hauptseminar
      Giovanni Boccaccio: Decameron (Bernhard Huß)
      Zeit: Mo 12:00-14:00 (Erster Termin: 15.04.2024)
      Ort: KL 29/235 Übungsraum (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Der Decameron von Giovanni Boccaccio ist ein Gründungstext der europäischen Narrativik und der Weltliteratur. Er bietet 100 Novellen, die in den erzählerischen Rahmen einer pandemischen Situation eingebettet sind: eine ‚brigata‘ von zehn jungen Leuten weicht aus dem von der Pest verseuchten Florenz aufs Land aus und vertreibt sich dort die Zeit unter anderem mit dem Erzählen von Novellen, Geschichten, die Themen einer oft recht schwierigen Moral behandeln. Das Seminar möchte den Decameron und seinen Autor im Übergang vom Mittelalter zur Frühen Neuzeit verorten. Der gesamte, mehrteilige Rahmentext sowie wichtige Novellen werden in detaillierten close readings interpretiert. In das Seminar sind Gastauftritte von Prof. Renzo Bragantini (Rom) und Dr. Leyla Livraghi (Pisa/Cork) integriert. Außerdem ist ein Termin in der Staatsbibliothek Berlin geplant, in der eine der wichtigsten Handschriften des Decameron aufbewahrt wird, ein spätes Originalmanuskript von Boccaccios Hand.

      Literaturhinweise

      Zur Einführung: Bausi, F.: Leggere il Decameron (Bologna: Il Mulino 2017); Bragantini, R.: Il Decameron e il medioevo rivoluzionario di Boccaccio (Roma: Carocci 2022). Fiorilla, M. / Iocca, I. (Hgg.): Boccaccio (Roma: Carocci 2021). Nützlich auch: Bragantini, R./Forni, P.M. (Hgg.): Lessico critico decameroniano (Torino: Bollati Boringhieri 1995). Zur Anschaffung empfehle ich eine der gängigen Taschenbuchausgaben (keine Auswahl!), für Seminarzwecke bes. die von A. Quondam, M. Fiorilla und G. Alfano herausgegebene Edition (Milano: BUR Rizzoli 2013 und Nachdrucke).

    • 17084 Proseminar
      Ein literarisches Denkmal für Feminizide - Übersetzen der Kurzgeschichte "Soñarán en el jardín" (2015) (Manuela Barney Seidel)
      Zeit: Fr 10:00-14:00 (Erster Termin: 19.04.2024)
      Ort: KL 29/239 Übungsraum (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Innerhalb von 7 Block-Sitzungen soll gemeinsam die Kurzgeschichte „Soñarán en el jardín“ (2015) der mexikanischen Autorin Gabriela Damián Miravete ins Deutsche übersetzt werden. Mit dem Schwerpunkt auf spekulativer Science-Fiction gedenkt die Erzählung Opfern von Feminiziden. Der Schauplatz ist dabei ein Mexiko der Zukunft, welches keine Frauenmorde mehr kennt. Ein Land, das durch die Erinnerung an die verstorbenen Frauen heilen und zu einem gewaltfreien Ort werden konnte. 
      Studierenden wird im Rahmen dieses Proseminars die Möglichkeit geboten erste Eindrücke zur Funktionsweise des literarischen Übersetzungsmarkts zu erlangen, da sie von Anfang bis Ende an der Anfertigung einer kollektiven Übersetzung mitarbeiten: Von den ersten gemeinsamen Lektüren des Ursprungstext, den Reflexionen zur Theorie zu Feminiziden und Übersetzungen über die eigentliche Übersetzungspraxis und das anschließende Lektorat durch eine erfahrene Übersetzerin bis hin zur Veröffentlichung in der Literaturzeitschrift „Alba. Lateinamerika lesen“. 
      Auch die Autorin der Kurzgeschichte selbst wird am Ende des Seminars anwesend sein. Ermöglicht wird dies durch die leistungsorientierte Mittelvergabe für Frauenförderung und Gleichstellung des Fachbereichs Philosophie und Geisteswissenschaften der Freien Universität Berlin. 

      Das Seminar wird mit der Unterstützung von Camila Navas López (FU Berlin) und Julia Graninger (Universität Wien) organisiert. Es richtet sich idealerweise an Personen, deren Muttersprache Deutsch ist und die ein gute Sprachkenntnisse auf Spanisch besitzen (ca. B2 oder höher). Es wäre zudem sinnvoll, wenn die Studierenden bereits über literaturwissenschaftliche Grundlagenkenntnisse verfügen. Außerdem gilt es zu beachten, dass die kontinuierliche und kollektive Arbeit an der Übersetzung eine regelmäßige und möglichst verbindliche Teilnahme am Seminar erfordert. 

    • 17360 Vertiefungsseminar
      S-Colonial and Postcolonial Literatures: Postcolonial Epic (Wolfram Keller)
      Zeit: Mo 10:00-12:00 (Erster Termin: 15.04.2024)
      Ort: KL 32/202 Übungsraum (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      At a first glance, postcolonial epic seems to be an oxymoron: classical epics, which are often associated with the construction of heteronormative genealogies, national myths of origin, and the legitimation of colonial rule, appear to be central to the hegemonial power challenged by anti-colonial and postcolonial literature. Many postcolonial texts, however, do reference classical epics—intertextual references that are often discussed in the context of imperial/local hybridities, subverting hegemonial discourses. In view of the recent discussions about postcolonial genres in general, this seminar focuses on the less studied generic transformations of postcolonial epics in their specific cultural contexts. In order to do so, we will read (excerpts of) postcolonial epics that self-consciously reflect their status as epics, for instance, Derek Walcott’s Omeros (1990), Bernardine Evaristo’s The Emperor’s Babe (1997), Myung Mi Kim’s Dura (1998) or Njabulo Ndebele’s The Cry of Winnie Mandela (2003).

    • 16205 Übung
      Die Ordnung der Welt bei Hesiod. Übung zur Poesie (Norbert Blößner)
      Zeit: Mo 16:00-18:00 (Erster Termin: 15.04.2024)
      Ort: K 29/204 (Habelschwerdter Allee 45)

      Hinweise für Studierende

      Der Kurs ist ohne Griechischkenntnisse verständlich und wendet sich an Hörer aller Fakultäten sowie alle Interessierten.

      Kommentar

      Hesiod ist der erste Dichter Griechenlands, der uns auch in biographischen Details kenntlich wird. Seine Texte behandeln die Frage nach Entstehung und Ordnung der Welt, in der wir leben. Dabei werden Prinzipien geklärt und entstehen neue Kategorien, die in Dichtung, Geschichtsschreibung und Philosophie weiterwirken.

      In seinem Epos ‚Theogonie‘ (‚Gottwerdung‘) gestaltet Hesiod ältere (orientalische) Geschichten vom Ursprung der Welt und reichert sie mit Reflexionen und Erklärungspotentialen an, die reiche Nachwirkungen entfaltet haben. Lange bevor der Terminus ‚Aitiologien‘ geprägt wird, schafft Hesiod Aitiologien, die in Dichtung, Kunst und Philosophie weiterwirken.

      ‚Götter‘ sind in Griechenland nicht nur die personalen Gestalten des Mythos, etwa Zeus oder Athena; neben sie treten (z.T. namenlose, immer an bestimmte Orte gebundene) Gottheiten des Kults sowie all jene Kräfte, die das menschliche Leben bestimmen (zu dieser Vielfältigkeit des Götterkonzepts siehe auch: https://www.tagesspiegel.de/gesundheit/den-menschen-so-nah-1149340.html).
      Anders als die jüdisch-christliche Tradition schreiben der Dichter und seine Quellen die Vielfalt der Welt nicht dem Ideenreichtum eines einzelnen Weltschöpfers zu, sondern einer Evolution, in der Kinder Eigenschaften ihrer Eltern nicht einfach nur reproduzieren, sondern als neue Wesenheiten eigener Prägung entstehen.

      Das zweite Epos (‚Werke und Tage‘) ergänzt und modifiziert das erste (was der Dichter auch reflektiert). Mit diesem Text wird Hesiod (ohne Absicht) auch zum Schöpfer des europäischen Lehrgedichts. Sein Anlass ist ein Rechtsstreit mit dem eigenen Bruder, bei dem gegen korrupte Richter eine höhere Macht ins Feld geführt wird; dieses Konzept einer unvergänglichen göttlichen Ordnung der Gerechtigkeit hat später (u.a.) Solon, Aischylos und Platon beeinflusst. Bereits bekannte Narrative (von Prometheus, Pandora oder den Weltaltern), die teils schon im Vorgängerepos behandelt wurden, werden aufgegriffen und mit Blick auf neue darstellerische Ziele adaptiert.

      Von Hesiods Texten führen direkte Wege zur systematischen Mythologie, zur Theologie, zur Geschichtsschreibung und zur Philosophie der Vorsokratiker, aber auch bis zu Platon.

      Literaturhinweise

      Übersetzungen beider Epen stammen von Albert von Schirnding (Tusculum) oder Otto Schönberger (Reclam). Eine (eigenwillige) neuere Übersetzung bietet Raoul Schrott.

    • 16321 Seminar
      Augustinus: Confessiones (Bernd Roling)
      Zeit: Mi 12:00-14:00 (Erster Termin: 17.04.2024)
      Ort: K 31/201 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Wie kein Kirchenvater dürfte Aurelius Augustinus (354–430) mit seiner Erkenntnistheorie, seiner Gnadenlehre, seiner Schriftauslegung und Theologie der Dreifaltigkeit die Grundlage für die ganze Geschichte des lateinischen Westens gelegt haben, im Guten wie im Schlechten. Der Einfluß Augustins war ebenso überwältigend, wie er die nachfolgenden Jahrhunderte mit Hypotheken wie einer radikalen Prädestinationslehre und dem Gedanken der kollektiven Verworfenheit belasten sollte, Vorgaben, die bis ins 18. Jahrhundert hinein die Diskussionen bestimmten. Rechenschaft über sein Leben, seine Bekehrung, aber auch seine philosophischen Grundlagen legt Augustinus in seinen ‚Bekenntnissen‘ ab. Sie fokussieren zentrale Motive seiner Philosophie, den Gegensatz von Ewigkeit und Zeit, Diskursivität und Erleuchtung, Kontinuität und Wandel, zugleich präsentieren sie als Autobiographie aber auch die Schlüsselepisoden seines Lebens, die für Augustin einen nahezu emblematischen Charakter besitzen sollten, seine endgültige Konversion bei der Lektüre, den Birnendiebstahl oder die Konfrontation mit dem betrunkenen Bettler auf der Straße in Mailand. Was war hier real, was war Inszenierung? Für seine Leser lieferte der Kirchenvater für ganze Epochen das Paradigma einer Lebensbeschreibung, die als Umkehr und Weg zur Erleuchtung zu begreifen war. Im Seminar sollen Auszüge aus den ‚Confessiones‘ übersetzt und interpretiert werden.

      Literatur: Augustinus, Confessionum libri XIII, hg. von Heiko Jürgens, Stuttgart 1996, Kurt Flasch, Augustinus. Einführung in sein Denken, Stuttgart 2020, Therese Fuhrer, Augustinus, Darmstadt 2023.

    • 16322 Übung
      Philosophie der Stoa. Stoische Texte der Antike sowie deren Rezeption im Mittelalter und in der frühen Neuzeit (Juliane Küppers)
      Zeit: Mo 12:00-14:00 (Erster Termin: 15.04.2024)
      Ort: KL 29/207 Übungsraum (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      „Philosophie der Stoa. Stoische Texte der Antike sowie deren Rezeption im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit“

      Wie können wir mit den Herausforderungen sowohl des alltäglichen Lebens als auch unserer menschlichen Grundkonstitution umgehen? Sogar bewusst unsere mentalen Belastungen lindern? Was ist unser Platz als Menschen im Kosmos – und wie können wir Wissen darüber erlangen? Die antike Philosophie der Stoiker – seit einigen Jahren wieder populär in Philosophiepublikationen und in den Medien – bietet Hilfe und Antworten an für Probleme des Alltags bis hin zu existentiellen Fragen der Menschheit. 

      In diesem Lektürekurs vollziehen wir die Ursprünge und Entwicklungslinien der Stoa als einer der bedeutendsten Traditionen der westlichen Philosophie nach. Die Stoiker schufen eine der ersten systematischen Philosophien der griechisch-römischen Antike und versuchten, Erkenntnistheorie/Logik, Physik und Ethik jeweils für sich und in Bezug zueinander konsistent auszuformulieren. Im Rahmen unserer Lektüre lernen Sie zunächst in einem Überblick die stoische Kosmologie/Physik sowie Erkenntnistheorie/Logik kennen, bevor wir uns vor allem ethischen Fragen zuwenden. Kann die Stoa in ihrer ursprünglichen Ausprägung ein Weg zu Gelassenheit, sogar zu Glück sein? Wie wirkt sich die stoische Ethik auf Gesellschaften und ihre Hierarchien aus? Was fällt Ihnen bei heutigen, zeitgenössischen Darstellungen und Anwendungen der stoischen Tradition auf?

      Wir lesen wesentliche Vertreter des Stoizismus mit einem Schwerpunkt auf Vertretern aus der Antike: Darstellungen der Lehren der frühesten Stoiker Zenon, Kleanthes, Chrysipp (3. Jh. v. Chr.), sowie Auszüge aus Ciceros Schriften zur mittleren Stoa, außerdem aus erhaltenen jüngeren stoischen Werken aus dem kaiserzeitlichen Rom (Seneca, Epiktet, Mark Aurel). Im letzten Semesterdrittel schauen wir uns exemplarisch und punktuell die Spuren an, die die Stoa z.B. im frühen Christentum (Augustinus), in der islamischen Philosophie des 9. Jh. (an-Nazzam), im Mittelalter, der Renaissance (Lipsius) sowie der Frühen Neuzeit (Spinoza) bis hin zur Aufklärung (Kant) hinterlassen hat.

      Alle Teilnehmenden erhalten fundierte Einblicke in die Philosophiegeschichte der Antike und ihrer späteren Rezeption. Die Primärtexte lesen wir in deutscher Übersetzung, weitere Forschungsliteratur größtenteils auf Deutsch und bisweilen auf Englisch. Für Studierende der Philosophie bietet dieser Lektürekurs Kenntnisse zu Grundlagenschriften der Philosophiegeschichte. Ihr erworbenes Wissen können Sie je nach Bedarf und Modulanforderungen in Prüfungsformaten nach Absprache prüfen lassen. Studierende der Klassischen Philologie/Latinistik und Mittellatinistik vertiefen und erweitern ihr Wissen über eine der wirkmächtigsten philosophischen Traditionen der griechisch-römischen Antike. Sie können bei Bedarf eine individuelle Prüfungsleistung im Lesen, Übersetzen und Interpretieren lateinischer Originaltexte Ciceros ablegen.

      Alle Texte für die wöchentliche Lektüre werden zu Semesterbeginn im Blackboard als Reader bereitgestellt.

      Sollten Sie vorab Fragen haben, schreiben Sie mich gern an: juliane.kueppers@fu-berlin.de.

    • 16323 Übung
      Einführung in die Paläographie des Hoch- und Spätmittelalters (Bertram Lesser)
      Zeit: Fr 10:00-14:00, zusätzliche Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 19.04.2024)
      Ort: KL 29/235 Übungsraum (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Die Übung verfolgt den Zweck, interessierte Philologen und Historiker, aber auch Angehörige der Nachbardisziplinen in die Eigenheiten jener hoch- und spätmittelalterlichen Schriftformen einzuführen, die allgemein unter dem Begriff "gotische Schriftarten" zusammengefasst werden. Diese bestimmen in ihren vielfältigen, zu verschiedenen Zwecken entwickelten Gestaltungsformen (Textualis, Bastarda, Kursive), die zahlreichen klösterlichen, universitären und laikalen Buchhandschriften. Eine Literaturliste wird in der ersten Seminarsitzung zu Verfügung gestellt, ebenso die Textvorlagen, die gemeinsam im Seminargespräch gelesen werden. Eine Exkursion in die Staatsbibliothek zu Berlin findet an einem Freitag zu Semesterende statt; die Einzelheiten hierzu werden noch bekannt gegeben.

    • 16324 Übung
      Margaret Cavendish: Atomismus und Poesie (Bernd Roling)
      Zeit: Do 12:00-14:00 (Erster Termin: 18.04.2024)
      Ort: J 27/14 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Zu den eigenwilligen Kritikerinnen ebenso der cartesianischen wie auch der mechanistischen Philosophie des 17. Jahrhunderts, die erst seit einigen Jahren wiederentdeckt wird, zählt die Duchess of Newcastle, Lady Margaret Cavendish (1623–1673). Cavendish dürfte zu den vielseitigsten Wissenschaftlerinnen ihrer Zeit gehört haben, die ihre Thesen mit bemerkenswerter Autonomie vertrat und sich von vor allem männlicher Kritik an ihrer Person nicht irritieren ließ. Neben Gedichten, Theaterstücken, Briefen und ihrem heute wohl bekanntesten Werk, dem Sciencefiction-Roman ‚the Blazing World‘, legte Lady Cavendish eine ganze Galerie von naturphilosophischen Schriften vor, mit denen sie auf die Debatten ihrer Zeit Bezug nahm. Ausgehend von einem an Lukrez geschulten Atomismus, der dem Naturganzen die Aura des Unerklärlichen beließ, gelangte sie zu einem Materiebegriff, der vor allem die Annahme einer toten und unbelebten extensio, wie sie Descartes sehen wollte, in Frage stellte, und ihr einen vitalistischen Materialismus entgegenhielt. Konnte die Materie nicht selbst den Geist in sich enthalten? Lady Cavendishs Affirmation eines universalen und alleserfüllenden Lebens erweiterte sie im Laufe ihres Lebens um eine ökokritische Perspektive, die sie vor allem in ihren Gedichten zu Gehör brachte. Im Seminar soll eine Auswahl aus dem philosophischen Werk Lady Cavendishs gelesen werden.

      Literatur: Margaret Cavendish, Poems and Fancies, with the Animal Parliament, hg. von Brandie Siegfried, London 2018, Margaret Cavendish, Grounds of Natural Philosophy, hg. von Anne Thell, Peterborough 2020, Margaret Cavendish, Observations upon Experimental Philosophy, hg. von Eilleen O’Neill, New York 2001, Deborah Boyle, The Well-ordered Universe. The Philosophy of Margaret Cavendish, Oxford 2018.       

    • 16411 Seminar
      Rilkes "Neue Gedichte" (David Wachter)
      Zeit: Do 14:00-16:00 (Erster Termin: 18.04.2024)
      Ort: JK 27/106 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Rainer Maria Rilkes Neue Gedichte (1907/07) sind ein Meilenstein der modernen Lyrik. Im Kontext der Jahrhundertwende greifen sie traditionelle Gattungen wie das Sonett auf, gehen aber auch unbekannte Wege und eröffnen der Dichtung neue Horizonte. Mit ihrem „sachlichen Sagen“ entdecken sie die moderne Welt der Dinge, bringen religiöse Erfahrungen zum Ausdruck und öffnen sich für Begegnungen mit dem Nichtmenschlichen (Tieren, Pflanzen oder Engeln). Zugleich gewinnen sie ihre eigene Ästhetik aus einem intensiven Austausch mit der zeitgenössischen Kunst (Paul Cézanne, Auguste Rodin) sowie dem Tanz. Im Seminar erschließen wir uns ausgewählte Gedichte wie Römische Fontäne, Der Ball und Schwarze Katze in genauen Lektüren.  Darüber hinaus erkunden wir Rilkes Beziehungen zum französischen Symbolismus (Charles Baudelaire, Stéphane Mallarmé) sowie zur Dichtung um 1900 (Gertrude Stein, Imagism). Das Seminar endet mit einem Ausblick auf produktive Rilke-Rezeptionen in der Gegenwartslyrik (Tommye Blount, Ocean Vuong). Auf diese Weise führt das Seminar in die Grundlagen der Lyrikanalyse und des literaturgeschichtlichen Arbeitens ein.

      Literaturhinweise

      Zur Vorbereitung :
      Rainer M. Rilke: Neue Gedichte/Der Neuen Gedichte anderer Teil, in: Ders.: Gedichte 1895 bis 1910. Werke Band 1, hrsg. v. Manfred Engel/Ulrich Fülleborn, Frankfurt a.M.: Insel 1996, S. 447-586; Wolfgang G. Müller: Neue Gedichte/Der Neuen Gedichte anderer Teil, in: Rilke-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung, hrsg. v. Manfred Engel, Stuttgart: J.B. Metzler 2013, S. 296-318 (über Primo digital verfügbar).

    • 16412 Seminar
      Autobiographie, Écriture de soi, Autofiktion (Julia Weber)
      Zeit: Mi 16:00-18:00 (Erster Termin: 24.04.2024)
      Ort: JK 26/101 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Der Sinnzusammenhang des Lebens, die Einheit der Person im Verlauf durch Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, sind nicht naturwüchsig und als innerer Kern der Persönlichkeit immer schon da, sondern werden erst in und durch die autobiographische bzw. autofiktionale Erzählung konstituiert. Das Ich findet im Akt der schriftlichen Selbstvergewisserung zu seiner Identität. Im Anschluss an Michel Foucaults Konzept der „écriture de soi“, das im Gegensatz zur herkömmlichen Autobiographie-Deutung davon ausgeht, dass das Subjekt nicht etwas bereits Erlebtes nachträglich niederschreibt, sondern dass es sich im Akt seines Schreibens überhaupt erst selbst konstituiert, werden wir im Seminar verschiedene Strategien schriftlicher Selbstkonstitution aus unterschiedlichen historischen Epochen vergleichen.
      Beginnend mit Auszügen aus Michel de Montaignes Essais (1580-95), Jacques Rousseaus Confessions (1764-70) und Madame Guyons La vie de Mme Guyon écrite par elle-même (1791), werden wir in der Folge autobiographische und autofiktionale Texte von Gertrude Stein (Autobiography of Alice B. Toklas, 1933), Roland Barthes (Roland Barthes par Roland Barthes, 1982), Friederike Mayröcker (Mein Herz, mein Zimmer, mein Name, 1988) und Annie Ernaux (Les Années, 2008) diskutieren und auf ihre Strategien der Selbstkonstitution befragen.

      Literaturhinweise

      Für eine erste Orientierung:
      Wagner-Egelhaaf, Martina: Handbook of Autobiography/Autofiction. Berlin 2019.
      Gronemann, Claudia: Autofiktion, in: Wetzel, Michael (Hg.): Grundthemen der Literaturwissenschaft. Autorschaft. Berlin 2022, S. 332–349.
      Foucault, Michel: „L’écriture de soi“, in: Ders.: Dits et Écrits IV, 1980–1988. Paris 1994, S. 415–430.

    • 16634 Seminar
      Nibelungenlied (Ralf Schlechtweg-Jahn)
      Zeit: Mo 14:00-18:00 (Erster Termin: 15.04.2024)
      Ort: KL 29/111 (Habelschwerdter Allee 45)

      Hinweise für Studierende

      Zu den Grundlagenseminaren der Älteren deutschen Literatur und Sprache werden freiwillige Tutorien angeboten, die allen Studierenden offenstehen: Montag, 16–18 Uhr, JK 28/130 - Dienstag, 16–18 Uhr, K 29/204 - Mittwoch, 18–20 Uhr, JK 28/130. Die Tutorien beginnen in der zweiten Woche der Vorlesungszeit.

      Kommentar

      Am Nibelungenlied werden wir exemplarisch die Besonderheiten der Literatur und Sprache der Zeit um 1200 erarbeiten, die in ihrem Insistieren auf Ehre und Rang, den Widerstreit von Kampfbegeisterung und friedlicher Konfliktlösung sowie den vielen, einander oft genug widersprechenden Gruppenbindungen zunächst ausgesprochen fremdartig und exotisch wirkt. Im Sprachkurs werden wir uns intensiver mit dem Mittelhochdeutschen auseinandersetzen, dessen Schwierigkeit nicht zuletzt in seiner Ähnlichkeit mit dem Neuhochdeutschen liegt. Pragmatisches Ziel ist es dabei, Grundkenntnisse in mittelhochdeutscher Grammatik und Sprache zu vermitteln, die es ermöglichen, ansatzweise selbstständig mit mittelhochdeutschen Texten umgehen zu können.

      Literaturhinweise

      Das Nibelungenlied. Mittelhochdeutscher Text und Übertragung. 2 Bde. Hrsg., übersetzt und mit einem Anhang versehen von Helmut Brackert. Frankfurt/M. 1981 (= Fischer TB 6038/39) Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch. 38. Auflage. Hrsg. v. Matthias Lexer. Stuttgart 1992 (bitte keine ältere Auflage!)

    • 16696 Vertiefungsseminar
      Rassismus im Mittelalter? (Ralf Schlechtweg-Jahn)
      Zeit: Do 16:00-18:00 (Erster Termin: 18.04.2024)
      Ort: JK 29/124 (Habelschwerdter Allee 45)
    • 16697 Übung
      Der Stricker: Pfaffe Âmis (Ralf Schlechtweg-Jahn)
      Zeit: Do 14:00-16:00 (Erster Termin: 18.04.2024)
      Ort: JK 31/101 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Der 'Pfaffe Amis' ist die Geschichte eines Priesters, der alle seine Gäste so großzügig bewirtet, bis er pleite ist. Damit steht er vor einem für die Literatur der Zeit ungewöhnlichen Problem, denn in dieser ist der Reichtum des Adels stets unerschöpflich. Der pfaffe löst sein Problem dadurch, dass er sein Gut durch wiederholten Trickbetrug so sehr vermehrt, bis er erneut großzügig zu jedermann sein kann. Ob als Arzt, Maler, Kaufmann oder Reliquienhändler, Amis ist seinen Mitmenschen in jeder Verkleidung überlegen und beschließt sein erfolgreiches Betrügerleben als Abt, dem nach dem Tod das ewige Leben winkt. Diese Folge komischer Abenteuer hinterlässt einen Scherbenhaufen scheinbarer Gewissheiten des 'offiziellen' Mittelalters und seiner Ordnungsentwürfe. Diese ‚andere‘ Seite der mittelalterliche Literatur, in der es nicht um Helden und Sieger, sondern um Betrüger und Betrogene geht, ist der Gegenstand des Seminars.

      Literaturhinweise

      Der Stricker: Der Pfaffe Amis. Mhd./Nhd. Nach der Heidelberger Handschrift cpg 341 hrsg., übers. und komm. v. Michael Schilling. Stuttgart 1994 (= RUB 658)

    • 17016 Proseminar Abgesagt
      OuLiPo (Daniel Zimmermann)
      Zeit: Mi 12:00-14:00 (Erster Termin: 17.04.2024)
      Ort: KL 29/235 Übungsraum (Habelschwerdter Allee 45)
    • 17019 Hauptseminar
      Romantik in Frankreich und Italien (Bernhard Huß)
      Zeit: Mi 12:00-14:00 (Erster Termin: 17.04.2024)
      Ort: JK 31/124 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Im frühen 19. Jahrhundert wird in Europa das Regiment des literarischen Klassizismus und der Regelpoetiken endgültig beendet; es findet ein epochaler Umbruch statt, der (nicht nur) die europäische Kultur bis heute entscheidend mit bestimmt hat. Das Seminar möchte Grundlinien dieser kultur- und wissensgeschichtlichen Situation umreißen und einleitend einen Blick auf die literaturtheoretischen und poetologischen Debatten werfen, die die so genannte Romantik ausgerufen und geprägt haben; wichtig ist dabei der produktive und konfliktreiche Kontakt der romanischen mit den außerromanischen Kulturräumen. Der Hauptteil der Lehrveranstaltung soll dann der detaillierten Interpretation zentraler Texte der französischen und italienischen Romantik gewidmet sein, wobei alle Gattungen zur Sprache kommen und ein besonderer Schwerpunkt auf der Lyrik liegt. Behandelt werden Texte von Mme de Staël, René de Chateaubriand, Alphonse de Lamartine, Alfed de Musset, Alessandro Manzoni, Giacomo Leopardi und anderen.

      Literaturhinweise

      Zur Einführung: S. Bann: „Romanticism in France“, Romanticism in national context, hg. von R. Porter & M. Teich (Cambridge u.a. 1988) 240-259; M. Brix: Le romantisme français. Esthétique platonicienne et modernité littéraire (Louvain 1999); M. Cranston: „French romanticism“, The romantic movement (Oxford/Cambridge 1994) 77-98; N. Jonard: Le romantisme italien (Paris 1996); P. Quaglia: Invito a conoscere il romanticismo (Milano 1987).

    • 17352 Vertiefungsseminar
      S-Literatures of Medieval Britain: Medievalism (Wolfram Keller)
      Zeit: Di 08:00-10:00 (Erster Termin: 16.04.2024)
      Ort: KL 32/202

      Kommentar

      Whether on the Renaissance stage, in nineteenth-century fiction, in contemporary TV series, the medieval appears to be omnipresent. Why are people fascinated by the medieval—and what is the cultural (as well as ideological) backdrop for an interest in the Middle Ages? After reviewing recent (theoretical) conceptualizations of medievalism, we shall consider a time-period, the Renaissance, which seems not to be particularly interested in the Middle Ages, but rather looks beyond the medieval toward classical antiquity. Discussing medieval and early modern receptions of the Troy story, especially Geoffrey Chaucer’s Troilus and Criseyde and William Shakespeare’s Troilus and Cressida, we will address questions concerning the construction of the medieval within medieval texts—and how the latter might be connected to the Renaissance’s (seeming) neglect of the Middle Ages.

  • Komparatistik 2

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    • 16320 Vorlesung
      Bonaventura und die Franziskanerphilosophie im 13. Jahrhundert (Bernd Roling)
      Zeit: Mi 16:00-18:00 (Erster Termin: 17.04.2024)
      Ort: J 32/102 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Franziskus mochte ebenso revolutionär wie egalistisch gewesen sein, schon seine Schüler der ersten Generation mußten realisieren, daß sie den Geist des Erzheiligen auch an die Universitäten zu tragen hatten. Spiritualität und intellektuelle Durchdringung der Theologie, Skepsis gegenüber einem zu weitreichenden Rationalismus, die philosophische Absicherung der Dogmatik und die Auseinandersetzung mit den großen Herausforderungen, vor die vor allem die Philosophie des Aristoteles die Theologie des 13. Jahrhunderts gestellt hatte, betrafen die Franziskaner ebenso wie die weltlichen Kleriker. Franziskaner gehörten zu den ersten Hörern an der Universität Oxford, Franziskaner besetzten die ersten Ordenslehrstühle in Paris; sie sollten mit ihren Konkurrenten aus dem Dominikanerorden zur Avantgarde des Christentums werden. Die Bandbreite ihrer ersten Denker reicht weit, vom technophilen Vertreter der Oxforder Franziskanerschule und Erben Robert Grossetestes, Roger Bacon, über Lichtmetaphysiker wie den Erzbischof von Canterbury John Peckham bis zu dem Verfasser der Summa Halensis, Alexander von Hales. Über allen aber steht der siebten General des Ordens, Bonaventura, in dessen breitgefaßtem Werk sich eine avicennistische Theologie mit tiefer Frömmigkeit und erbaulichen Schriften wie dem ‚Itinerarium mentis in Deum’, die zu Klassikern der christlichen Literatur werden sollten, vereinigen konnten. In der Vorlesung soll ein Überblick über die Franziskanertheologen des 13. Jahrhunderts gegeben werden.

      Literatur: Literatur: Arthur Armstrong (Hg.), The Cambridge History of Late Antique and Early Medieval Philosophy, Cambridge 2005; Kurt Flasch, Das philosophische Denken im Mittelalter, Stuttgart 2006, Theo Kobusch, Philosophie des Hoch- und Spätmittelalters (Geschichte der Philosophie 5), München 2011.

    • 17050 Vorlesung
      Das literarische Drama in Italien (Bernhard Huß)
      Zeit: Mi 14:00-16:00 (Erster Termin: 17.04.2024)
      Ort: KL 32/202 Übungsraum (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Die Vorlesung bietet einen Überblick über wichtige Tendenzen der Bühnenliteratur italienischer Sprache. Sie gliedert sich zunächst in einen Teil zur Tragödie und einen Teil zur Komödie, jeweils von der Renaissance bis ins 18. Jahrhundert. Dabei werden zum einen gattungstheoretische Grundvoraussetzungen erläutert, zum anderen ausgewählte Primärtexte exemplarisch analysiert. In einem dritten Teil (19./20. Jh.) soll aufgezeigt werden, wie die schon vorher poröse Trennmauer zwischen Tragödie und Komödie vollends einbricht und sich neue Formen dramatischen Dichtens etablieren, die das Komische und das Tragische verschmelzen. Autoren, die zur Sprache kommen sollen, sind u.a. Torquato Tasso, Vittorio Alfieri, Niccolò Machiavelli, Carlo Goldoni, Alessandro Manzoni, Luigi Pirandello, Dario Fo.

      Literaturhinweise

      Überblicksartige Darstellungen zu den wichtigen Themen bietet einführend: Farrell, Joseph/ Puppa, Paolo (Hrsg.) (2006): A History of Italian Theatre. Cambridge u.a.: Cambridge University Press. Darin: R. Andrews, “Erudite comedy”, S. 39ff., P. Brand: “Machiavelli and Florence”, S. 51ff., R. Andrews: “Tragedy”, S. 84ff., P. Vescovo: “Carlo Goldoni, playwright and reformer”, S. 160ff., G. Pizzamiglio: “Vittorio Alfieri”, S. 195ff., F. Taviani: “The Romantic theatre”, S. 207ff., P. Puppa: “Luigi Pirandello”, S. 293ff., J. Farrell: “Dario Fo”, S. 357ff.

    • 16205 Übung
      Die Ordnung der Welt bei Hesiod. Übung zur Poesie (Norbert Blößner)
      Zeit: Mo 16:00-18:00 (Erster Termin: 15.04.2024)
      Ort: K 29/204 (Habelschwerdter Allee 45)

      Hinweise für Studierende

      Der Kurs ist ohne Griechischkenntnisse verständlich und wendet sich an Hörer aller Fakultäten sowie alle Interessierten.

      Kommentar

      Hesiod ist der erste Dichter Griechenlands, der uns auch in biographischen Details kenntlich wird. Seine Texte behandeln die Frage nach Entstehung und Ordnung der Welt, in der wir leben. Dabei werden Prinzipien geklärt und entstehen neue Kategorien, die in Dichtung, Geschichtsschreibung und Philosophie weiterwirken.

      In seinem Epos ‚Theogonie‘ (‚Gottwerdung‘) gestaltet Hesiod ältere (orientalische) Geschichten vom Ursprung der Welt und reichert sie mit Reflexionen und Erklärungspotentialen an, die reiche Nachwirkungen entfaltet haben. Lange bevor der Terminus ‚Aitiologien‘ geprägt wird, schafft Hesiod Aitiologien, die in Dichtung, Kunst und Philosophie weiterwirken.

      ‚Götter‘ sind in Griechenland nicht nur die personalen Gestalten des Mythos, etwa Zeus oder Athena; neben sie treten (z.T. namenlose, immer an bestimmte Orte gebundene) Gottheiten des Kults sowie all jene Kräfte, die das menschliche Leben bestimmen (zu dieser Vielfältigkeit des Götterkonzepts siehe auch: https://www.tagesspiegel.de/gesundheit/den-menschen-so-nah-1149340.html).
      Anders als die jüdisch-christliche Tradition schreiben der Dichter und seine Quellen die Vielfalt der Welt nicht dem Ideenreichtum eines einzelnen Weltschöpfers zu, sondern einer Evolution, in der Kinder Eigenschaften ihrer Eltern nicht einfach nur reproduzieren, sondern als neue Wesenheiten eigener Prägung entstehen.

      Das zweite Epos (‚Werke und Tage‘) ergänzt und modifiziert das erste (was der Dichter auch reflektiert). Mit diesem Text wird Hesiod (ohne Absicht) auch zum Schöpfer des europäischen Lehrgedichts. Sein Anlass ist ein Rechtsstreit mit dem eigenen Bruder, bei dem gegen korrupte Richter eine höhere Macht ins Feld geführt wird; dieses Konzept einer unvergänglichen göttlichen Ordnung der Gerechtigkeit hat später (u.a.) Solon, Aischylos und Platon beeinflusst. Bereits bekannte Narrative (von Prometheus, Pandora oder den Weltaltern), die teils schon im Vorgängerepos behandelt wurden, werden aufgegriffen und mit Blick auf neue darstellerische Ziele adaptiert.

      Von Hesiods Texten führen direkte Wege zur systematischen Mythologie, zur Theologie, zur Geschichtsschreibung und zur Philosophie der Vorsokratiker, aber auch bis zu Platon.

      Literaturhinweise

      Übersetzungen beider Epen stammen von Albert von Schirnding (Tusculum) oder Otto Schönberger (Reclam). Eine (eigenwillige) neuere Übersetzung bietet Raoul Schrott.

    • 16213 Übung
      Achill in der Ilias. Sprachvertiefung A (Poesie) (Norbert Blößner)
      Zeit: Mo 14:00-16:00 (Erster Termin: 15.04.2024)
      Ort: K 29/204 (Habelschwerdter Allee 45)

      Hinweise für Studierende

      Für Masterstudierende der Klassischen Philologie ergeben die Kurse 16213 und 16214 das Modul ‚Sprachvertiefung‘. Andere Studierende können die beiden Kurse auch separat besuchen (als Übung, Teil eines anderen Moduls oder Lektürekurs; die jeweiligen formalen Fragen klären wir vorab per Mail bzw. in der ersten Woche). Gäste, die einfach am Inhalt interessiert sind, sind willkommen!

      Kommentar

      „Stofflich aber ist und bleibt Achilleus in dem Krieg gegen Priamos Episode; er hat keine Beziehung zu Ursache und Beginn des Unternehmens und scheidet aus, bevor es in der Eroberung der Stadt Ziel und Höhepunkt erreicht. Der Heerzug zur Rückholung der Helena bleibt auch ohne Achilleus eine geschlossene Erzählung“ (H. Pestalozzi: Die Achilleis als Quelle der Ilias, Erlenbach-Zürich 1945, 46). Mit Achills Herkunft verbinden sich eigenartige Züge; er zählt weder zu den Freiern Helenas noch zu den Eroberern der Stadt. In der Troja-Epik wäre er verzichtbar – in der ‚Ilias‘ hingegen ist er die Hauptfigur. Damit diese Geschichte erzählt werden konnte, brauchte man auch Patroklos und Hektor.

      Literaturhinweise

      Wir lesen den originalen Text; jede wissenschaftliche Textausgabe der Ilias eignet sich.  Zur Einführung: M. L. West: The Making of the Iliad, Oxford/New York 2011, 38–47.

    • 16214 Übung
      Odysseus in der Ilias. Sprachvertiefung A (Poesie) (Norbert Blößner)
      Zeit: Fr 16:00-18:00 (Erster Termin: 19.04.2024)
      Ort: K 29/204 (Habelschwerdter Allee 45)

      Hinweise für Studierende

      Für Masterstudierende der Klassischen Philologie ergeben die Kurse 16213 und 16214 das Modul ‚Sprachvertiefung‘. Andere Studierende können die beiden Kurse auch separat besuchen (als Übung, Teil eines anderen Moduls oder Lektürekurs; die jeweiligen formalen Fragen klären wir vorab per Mail bzw. in der ersten Woche). Gäste, die einfach am Inhalt interessiert sind, sind willkommen!

      Kommentar

      Heutige Vorstellungen von Odysseus speisen sich aus Quellen unterschiedlichsten Alters und unterschiedlicher Art; in diesem Kurs wollen wir einmal davon ausgehen, was die ‚Ilias‘, das nach Communis Opinio älteste erhaltene Epos, aus sich heraus über Odysseus zu erzählen weiß. Diese Züge wollen wir dann näher beleuchten und kontrastieren: Inwieweit entsprechen sie jenem Odysseus, den die ‚Odyssee‘ dann zeichnet? Welche Züge und Attribute wären aus sich heraus verständlich – und welche setzen die Geschichte (oder gar den Text) der (oder: einer) ‚Odyssee‘ voraus? Sind der Speerkämpfer vor Ilion und der Bogenschütze auf Ithaka, Athenes listenreicher Schützling zuhause und der in allerlei Märchengefilden umherirrende Kapitän wirklich überall dieselbe Figur?

      Literaturhinweise

      Wir lesen den originalen Text und benötigen daher wissenschaftliche Textausgaben von ‚Ilias‘ und ‚Odyssee‘. – Zur Einführung: M. L. West: The Making of the Odyssey, Oxford/New York 2014, 5–23 („Ressourceful Odysseus“).

    • 16321 Seminar
      Augustinus: Confessiones (Bernd Roling)
      Zeit: Mi 12:00-14:00 (Erster Termin: 17.04.2024)
      Ort: K 31/201 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Wie kein Kirchenvater dürfte Aurelius Augustinus (354–430) mit seiner Erkenntnistheorie, seiner Gnadenlehre, seiner Schriftauslegung und Theologie der Dreifaltigkeit die Grundlage für die ganze Geschichte des lateinischen Westens gelegt haben, im Guten wie im Schlechten. Der Einfluß Augustins war ebenso überwältigend, wie er die nachfolgenden Jahrhunderte mit Hypotheken wie einer radikalen Prädestinationslehre und dem Gedanken der kollektiven Verworfenheit belasten sollte, Vorgaben, die bis ins 18. Jahrhundert hinein die Diskussionen bestimmten. Rechenschaft über sein Leben, seine Bekehrung, aber auch seine philosophischen Grundlagen legt Augustinus in seinen ‚Bekenntnissen‘ ab. Sie fokussieren zentrale Motive seiner Philosophie, den Gegensatz von Ewigkeit und Zeit, Diskursivität und Erleuchtung, Kontinuität und Wandel, zugleich präsentieren sie als Autobiographie aber auch die Schlüsselepisoden seines Lebens, die für Augustin einen nahezu emblematischen Charakter besitzen sollten, seine endgültige Konversion bei der Lektüre, den Birnendiebstahl oder die Konfrontation mit dem betrunkenen Bettler auf der Straße in Mailand. Was war hier real, was war Inszenierung? Für seine Leser lieferte der Kirchenvater für ganze Epochen das Paradigma einer Lebensbeschreibung, die als Umkehr und Weg zur Erleuchtung zu begreifen war. Im Seminar sollen Auszüge aus den ‚Confessiones‘ übersetzt und interpretiert werden.

      Literatur: Augustinus, Confessionum libri XIII, hg. von Heiko Jürgens, Stuttgart 1996, Kurt Flasch, Augustinus. Einführung in sein Denken, Stuttgart 2020, Therese Fuhrer, Augustinus, Darmstadt 2023.

    • 16322 Übung
      Philosophie der Stoa. Stoische Texte der Antike sowie deren Rezeption im Mittelalter und in der frühen Neuzeit (Juliane Küppers)
      Zeit: Mo 12:00-14:00 (Erster Termin: 15.04.2024)
      Ort: KL 29/207 Übungsraum (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      „Philosophie der Stoa. Stoische Texte der Antike sowie deren Rezeption im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit“

      Wie können wir mit den Herausforderungen sowohl des alltäglichen Lebens als auch unserer menschlichen Grundkonstitution umgehen? Sogar bewusst unsere mentalen Belastungen lindern? Was ist unser Platz als Menschen im Kosmos – und wie können wir Wissen darüber erlangen? Die antike Philosophie der Stoiker – seit einigen Jahren wieder populär in Philosophiepublikationen und in den Medien – bietet Hilfe und Antworten an für Probleme des Alltags bis hin zu existentiellen Fragen der Menschheit. 

      In diesem Lektürekurs vollziehen wir die Ursprünge und Entwicklungslinien der Stoa als einer der bedeutendsten Traditionen der westlichen Philosophie nach. Die Stoiker schufen eine der ersten systematischen Philosophien der griechisch-römischen Antike und versuchten, Erkenntnistheorie/Logik, Physik und Ethik jeweils für sich und in Bezug zueinander konsistent auszuformulieren. Im Rahmen unserer Lektüre lernen Sie zunächst in einem Überblick die stoische Kosmologie/Physik sowie Erkenntnistheorie/Logik kennen, bevor wir uns vor allem ethischen Fragen zuwenden. Kann die Stoa in ihrer ursprünglichen Ausprägung ein Weg zu Gelassenheit, sogar zu Glück sein? Wie wirkt sich die stoische Ethik auf Gesellschaften und ihre Hierarchien aus? Was fällt Ihnen bei heutigen, zeitgenössischen Darstellungen und Anwendungen der stoischen Tradition auf?

      Wir lesen wesentliche Vertreter des Stoizismus mit einem Schwerpunkt auf Vertretern aus der Antike: Darstellungen der Lehren der frühesten Stoiker Zenon, Kleanthes, Chrysipp (3. Jh. v. Chr.), sowie Auszüge aus Ciceros Schriften zur mittleren Stoa, außerdem aus erhaltenen jüngeren stoischen Werken aus dem kaiserzeitlichen Rom (Seneca, Epiktet, Mark Aurel). Im letzten Semesterdrittel schauen wir uns exemplarisch und punktuell die Spuren an, die die Stoa z.B. im frühen Christentum (Augustinus), in der islamischen Philosophie des 9. Jh. (an-Nazzam), im Mittelalter, der Renaissance (Lipsius) sowie der Frühen Neuzeit (Spinoza) bis hin zur Aufklärung (Kant) hinterlassen hat.

      Alle Teilnehmenden erhalten fundierte Einblicke in die Philosophiegeschichte der Antike und ihrer späteren Rezeption. Die Primärtexte lesen wir in deutscher Übersetzung, weitere Forschungsliteratur größtenteils auf Deutsch und bisweilen auf Englisch. Für Studierende der Philosophie bietet dieser Lektürekurs Kenntnisse zu Grundlagenschriften der Philosophiegeschichte. Ihr erworbenes Wissen können Sie je nach Bedarf und Modulanforderungen in Prüfungsformaten nach Absprache prüfen lassen. Studierende der Klassischen Philologie/Latinistik und Mittellatinistik vertiefen und erweitern ihr Wissen über eine der wirkmächtigsten philosophischen Traditionen der griechisch-römischen Antike. Sie können bei Bedarf eine individuelle Prüfungsleistung im Lesen, Übersetzen und Interpretieren lateinischer Originaltexte Ciceros ablegen.

      Alle Texte für die wöchentliche Lektüre werden zu Semesterbeginn im Blackboard als Reader bereitgestellt.

      Sollten Sie vorab Fragen haben, schreiben Sie mich gern an: juliane.kueppers@fu-berlin.de.

    • 16323 Übung
      Einführung in die Paläographie des Hoch- und Spätmittelalters (Bertram Lesser)
      Zeit: Fr 10:00-14:00, zusätzliche Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 19.04.2024)
      Ort: KL 29/235 Übungsraum (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Die Übung verfolgt den Zweck, interessierte Philologen und Historiker, aber auch Angehörige der Nachbardisziplinen in die Eigenheiten jener hoch- und spätmittelalterlichen Schriftformen einzuführen, die allgemein unter dem Begriff "gotische Schriftarten" zusammengefasst werden. Diese bestimmen in ihren vielfältigen, zu verschiedenen Zwecken entwickelten Gestaltungsformen (Textualis, Bastarda, Kursive), die zahlreichen klösterlichen, universitären und laikalen Buchhandschriften. Eine Literaturliste wird in der ersten Seminarsitzung zu Verfügung gestellt, ebenso die Textvorlagen, die gemeinsam im Seminargespräch gelesen werden. Eine Exkursion in die Staatsbibliothek zu Berlin findet an einem Freitag zu Semesterende statt; die Einzelheiten hierzu werden noch bekannt gegeben.

    • 16324 Übung
      Margaret Cavendish: Atomismus und Poesie (Bernd Roling)
      Zeit: Do 12:00-14:00 (Erster Termin: 18.04.2024)
      Ort: J 27/14 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Zu den eigenwilligen Kritikerinnen ebenso der cartesianischen wie auch der mechanistischen Philosophie des 17. Jahrhunderts, die erst seit einigen Jahren wiederentdeckt wird, zählt die Duchess of Newcastle, Lady Margaret Cavendish (1623–1673). Cavendish dürfte zu den vielseitigsten Wissenschaftlerinnen ihrer Zeit gehört haben, die ihre Thesen mit bemerkenswerter Autonomie vertrat und sich von vor allem männlicher Kritik an ihrer Person nicht irritieren ließ. Neben Gedichten, Theaterstücken, Briefen und ihrem heute wohl bekanntesten Werk, dem Sciencefiction-Roman ‚the Blazing World‘, legte Lady Cavendish eine ganze Galerie von naturphilosophischen Schriften vor, mit denen sie auf die Debatten ihrer Zeit Bezug nahm. Ausgehend von einem an Lukrez geschulten Atomismus, der dem Naturganzen die Aura des Unerklärlichen beließ, gelangte sie zu einem Materiebegriff, der vor allem die Annahme einer toten und unbelebten extensio, wie sie Descartes sehen wollte, in Frage stellte, und ihr einen vitalistischen Materialismus entgegenhielt. Konnte die Materie nicht selbst den Geist in sich enthalten? Lady Cavendishs Affirmation eines universalen und alleserfüllenden Lebens erweiterte sie im Laufe ihres Lebens um eine ökokritische Perspektive, die sie vor allem in ihren Gedichten zu Gehör brachte. Im Seminar soll eine Auswahl aus dem philosophischen Werk Lady Cavendishs gelesen werden.

      Literatur: Margaret Cavendish, Poems and Fancies, with the Animal Parliament, hg. von Brandie Siegfried, London 2018, Margaret Cavendish, Grounds of Natural Philosophy, hg. von Anne Thell, Peterborough 2020, Margaret Cavendish, Observations upon Experimental Philosophy, hg. von Eilleen O’Neill, New York 2001, Deborah Boyle, The Well-ordered Universe. The Philosophy of Margaret Cavendish, Oxford 2018.       

    • 16326 Colloquium
      Forschungskolloquium Mittellatein (Bernd Roling)
      Zeit: Do 18:00-20:00 (Erster Termin: 18.04.2024)
      Ort: J 23/16 Übungsraum (Habelschwerdter Allee 45)
    • 16410 Seminar
      Koloniale Provenienz als Thema der Gegenwartsliteratur (Irene Albers)
      Zeit: Do 12:00-14:00 (Erster Termin: 18.04.2024)
      Ort: JK 28/208 (Habelschwerdter Allee 45)

      Hinweise für Studierende

      Die Texte werden über Iversity (und nicht über Blackboard) zur Verfügung gestellt. Die Zugangsdaten werden zu Beginn des Semesters über die Teilnehmerliste in CM verschickt.

      Kommentar

      Seit der Debatte über die Provenienz von musealem Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten sind eine Reihe von sowohl fiktionalen als auch faktualen Texten entstanden, die Geschichten über die Translokation von Einzelobjekten erzählen und dabei über Fragen wie Unrechtmäßigkeit des Erwerbs, Zugehörigkeit und Deutungsmacht verhandeln. Dabei werden (wie in der literarischen Bearbeitung von NS-Raubkunst) häufig Genres wie die Objektbiographie oder der Krimi aktiviert, aber auch neue Formen geschaffen, um den Wandel der Funktionen und Bedeutungen im Kontext des Wechsels von Ort und Besitzer erzählbar zu machen. Vor allem im musealen Bereich werden schon länger objektbiographische Texte über einzelne prominente Objekte verfasst. In dem Seminar werden wir uns einführend mit verschiedenen Konzepten von "Provenienz", "Trajektorie" und "Objektbiographie" befassen, Texte über postkoloniale Provenienzforschung diskutieren und anschließend sowohl literarische als auch nicht-literarische Objektbiographien und Provenienzerzählungen lesen, u.a. Der Fluch der Dogon von Christoph Wackernagel (2012), Der lange Schatten von Bernhard Jaumann (2015), Le silence du totem von Fatoumata Ngom (2018), Adas Raum von Sharon Dodua Otoo (2021), Loot von Tania James (2023), Das Prachtboot von Götz Aly (2021), Fallgeschichten aus den Bänden des Translokations-Projektes von Bénédicte Savoy (Beute – Bildatlas zu Kunstraub und Kulturerbe und Atlas der Abwesenheit) sowie (in Verbindung mit einem Besuch im Humboldt Forum) verschiedene Texte über die Geschichte des Mandu Yenu-Perlenthrons (u.a. Léonora Miano). Je nach Verfügbarkeit können auch aktuelle Dokumentarfilme wie DAHOMEY oder DAS LEERE GRAB (beide 2024) einbezogen werden.

    • 16411 Seminar
      Rilkes "Neue Gedichte" (David Wachter)
      Zeit: Do 14:00-16:00 (Erster Termin: 18.04.2024)
      Ort: JK 27/106 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Rainer Maria Rilkes Neue Gedichte (1907/07) sind ein Meilenstein der modernen Lyrik. Im Kontext der Jahrhundertwende greifen sie traditionelle Gattungen wie das Sonett auf, gehen aber auch unbekannte Wege und eröffnen der Dichtung neue Horizonte. Mit ihrem „sachlichen Sagen“ entdecken sie die moderne Welt der Dinge, bringen religiöse Erfahrungen zum Ausdruck und öffnen sich für Begegnungen mit dem Nichtmenschlichen (Tieren, Pflanzen oder Engeln). Zugleich gewinnen sie ihre eigene Ästhetik aus einem intensiven Austausch mit der zeitgenössischen Kunst (Paul Cézanne, Auguste Rodin) sowie dem Tanz. Im Seminar erschließen wir uns ausgewählte Gedichte wie Römische Fontäne, Der Ball und Schwarze Katze in genauen Lektüren.  Darüber hinaus erkunden wir Rilkes Beziehungen zum französischen Symbolismus (Charles Baudelaire, Stéphane Mallarmé) sowie zur Dichtung um 1900 (Gertrude Stein, Imagism). Das Seminar endet mit einem Ausblick auf produktive Rilke-Rezeptionen in der Gegenwartslyrik (Tommye Blount, Ocean Vuong). Auf diese Weise führt das Seminar in die Grundlagen der Lyrikanalyse und des literaturgeschichtlichen Arbeitens ein.

      Literaturhinweise

      Zur Vorbereitung :
      Rainer M. Rilke: Neue Gedichte/Der Neuen Gedichte anderer Teil, in: Ders.: Gedichte 1895 bis 1910. Werke Band 1, hrsg. v. Manfred Engel/Ulrich Fülleborn, Frankfurt a.M.: Insel 1996, S. 447-586; Wolfgang G. Müller: Neue Gedichte/Der Neuen Gedichte anderer Teil, in: Rilke-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung, hrsg. v. Manfred Engel, Stuttgart: J.B. Metzler 2013, S. 296-318 (über Primo digital verfügbar).

    • 16412 Seminar
      Autobiographie, Écriture de soi, Autofiktion (Julia Weber)
      Zeit: Mi 16:00-18:00 (Erster Termin: 24.04.2024)
      Ort: JK 26/101 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Der Sinnzusammenhang des Lebens, die Einheit der Person im Verlauf durch Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, sind nicht naturwüchsig und als innerer Kern der Persönlichkeit immer schon da, sondern werden erst in und durch die autobiographische bzw. autofiktionale Erzählung konstituiert. Das Ich findet im Akt der schriftlichen Selbstvergewisserung zu seiner Identität. Im Anschluss an Michel Foucaults Konzept der „écriture de soi“, das im Gegensatz zur herkömmlichen Autobiographie-Deutung davon ausgeht, dass das Subjekt nicht etwas bereits Erlebtes nachträglich niederschreibt, sondern dass es sich im Akt seines Schreibens überhaupt erst selbst konstituiert, werden wir im Seminar verschiedene Strategien schriftlicher Selbstkonstitution aus unterschiedlichen historischen Epochen vergleichen.
      Beginnend mit Auszügen aus Michel de Montaignes Essais (1580-95), Jacques Rousseaus Confessions (1764-70) und Madame Guyons La vie de Mme Guyon écrite par elle-même (1791), werden wir in der Folge autobiographische und autofiktionale Texte von Gertrude Stein (Autobiography of Alice B. Toklas, 1933), Roland Barthes (Roland Barthes par Roland Barthes, 1982), Friederike Mayröcker (Mein Herz, mein Zimmer, mein Name, 1988) und Annie Ernaux (Les Années, 2008) diskutieren und auf ihre Strategien der Selbstkonstitution befragen.

      Literaturhinweise

      Für eine erste Orientierung:
      Wagner-Egelhaaf, Martina: Handbook of Autobiography/Autofiction. Berlin 2019.
      Gronemann, Claudia: Autofiktion, in: Wetzel, Michael (Hg.): Grundthemen der Literaturwissenschaft. Autorschaft. Berlin 2022, S. 332–349.
      Foucault, Michel: „L’écriture de soi“, in: Ders.: Dits et Écrits IV, 1980–1988. Paris 1994, S. 415–430.

    • 16421 Seminar
      Literatur im öffentlichen Raum (Boris Roman Gibhardt)
      Zeit: Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 19.04.2024)
      Ort: 31.05.: Treffen im öffentlichen Raum (Ort wird bekanntgegeben) 28.06.: KL 29/139 Übungsraum

      Zusätzl. Angaben / Voraussetzungen

      Der Termin am 31. Mai ist als Exkursion im Berliner Stadtraum geplant.

      Kommentar

      Anders als die Literatur in Buchform, auf die wir uns meist bewusst einstellen, ist Literatur im öffentlichen Raum oft eine, die uns mitten in der Bewegung zustößt, sei es als Graffiti an einer Hauswand, als Gedicht auf einer Bäckertüte, als Installation während eines Ausstellungsrundgangs in einem Museum. Gemeinsam ist diesen Ereignisformen von Literatur, dass sie in unsere räumliche Praxis eingreifen und Literatur über Raum, Raum über Literatur vermitteln. Dieses ‚Place Making‘ zeigt uns, dass es Literatur und Sprache bei aller Abstraktheit durchaus vermag, physische Räume zu konstituieren – Räume der Autorschaft, der Rezeption, der sozialen Interaktion, des kulturellen Gedächtnisses und des politischen Aktivismus. Wie wirkt dann das Räumliche wieder zurück auf unser Denken? Welche Bedeutung hat Ortsgebundenheit angesichts neuer globaler und digitaler Räume? Was ist dabei die literaturhistorische Dimension? Denn das Öffentlich-Werden von Literatur in der bürgerlichen Gesellschaft reicht hierzulande mindestens zurück in die frühe Romantik, als Buchlektüren kollektive Moden auszulösen begannen. Auch materiell sind viele historische (Wohn-und Schaffens-) Orte überliefert, an denen sich heute, also hundert oder zweihundert Jahre später, nachvollziehen lässt, wie Autoren und Dichter, meist männliche, zu Akteuren der literarischen Öffentlichkeit wurden und/oder in der Rezeption öffentlichkeitswirksam für politische Zwecke instrumentalisiert wurden.

      Wie gehen wir mit diesem Erbe in kanon-skeptischen Zeiten um, lassen sich dabei wirkmächtige, von der Germanistik etablierten ‚Meister‘-Erzählungen vielleicht gerade durch Ortsspezifik transparent machen und überwinden? Wie können an historischen Orten des kulturellen Gedächtnisses durch Kuration, Intervention und Literatur-Vermittlung neues Wissen und inklusivere Formen gesellschaftlicher Teilhabe entstehen? Das Seminar schlägt einen Bogen vom späteren 18. Jahrhundert bis zu den Literatur- und Autorschaftsinszenierungen der Gegenwart und den Programmarchitekturen konkreter Literaturinstitutionen. Wer setzt sich durch im Literaturbetrieb der Mehrheitsgesellschaft, welchen Raum gibt es für alternative, z.B. ‚queerende‘ und störende Erzählungen und plurale Sichtweisen? Welche Rolle spielt Körperlichkeit als Performanz im heutigen literarischen Feld und wie äußert sich die Spannung von Eigenem und Fremden sowie von Intimität (Verwundbarkeit) und Sichtbarkeit (Repräsentation/Exposition)?

      Im Seminar denken wir darüber nach, wie wir selbst ‚intra-aktiv‘ immer schon involviert sind in das Öffentlich-Werden von Literatur(wissenschaft) und welche Gestaltungsmöglichkeiten daraus erwachsen. Methodisch wollen wir interdisziplinär (Literatur und Kunst im öffentlichen Raum), kultur- und medienwissenschaftlich (Formate der Literatur, Schrift und Visualität, Performing Arts, Rezeptionsformen) und klar anwendungsbezogen (Praxis-Beispiele des heutigen Literaturbetriebs) vorgehen. Eine gemeinsame Exkursion in den Berliner Stadtraum ist geplant.

    • 16425 Seminar
      10 x Amphitryon: Von Komik und Tragik der Verführung (Johannes Kleinbeck)
      Zeit: Mi 14:00-16:00 (Erster Termin: 17.04.2024)
      Ort: JK 31/124 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Zeus verführt Alkmene in Gestalt ihres Ehemanns Amphitryon. Mehr als 2000 Jahre lang ist dieser mythologische Stoff der Anlass gewesen, um auf der Bühne das jeweils zeitgenössische Liebesideal und Eherecht zu problematisieren. Denn nach der Liebesnacht wird der Herrscher des Olymps plötzlich unsicher: Woher kann er eigentlich wissen, dass sich Alkmene ihm, dem göttlichen Liebhaber, und nicht ihrem irdischen Ehemann hingegeben hat? War die Liebesnacht also eine triste Pflichterfüllung, wie sie das christliche Eherecht verlangt? War sie die Freiheit eines himmlischen Genusses, wie sie das Bürgertum mit ihrem Traum von der Liebesheirat fordert? Oder war es ein sexueller Übergriff, für den selbst ein Gott zur Rechenschaft gezogen werden müsste? 


      Diesen und anderen Fragen wollen wir uns in der Lektüre der Amphitryon-Bearbeitungen von Plautus, Molière, John Dryden, Johann Daniel Falk und Heinrich von Kleist annähern und dabei gleichzeitig die Liebes- und Ehevorstellungen des antiken Rom, der höfischen Gesellschaft und des Bürgertums in den Blick nehmen. In einer Sitzung unseres Seminars wird die Theaterregisseurin Milena Michalek zu Gast sein, die in dieser Spielzeit für das Düsseldorfer Schauspielhaus eine Bearbeitung von Kleists »Amphitryon« inszeniert hat.

      Literaturhinweise

      Peter Szondi, »Fünfmal Amphitryon: Plautus, Molière, Kleist, Giraudoux, Kaiser«, in: ders., Schriften II, hg. v. Jean Bollack u.a., Suhrkamp: Berlin 2024, S. 170–197.

    • 16432 Vertiefungsseminar
      Julia Kristevas Intertextualitäten. Annäherungen an ihr theoretisches und literarisches Werk (Henrike Schmidt)
      Zeit: Termine siehe LV-Details (Erster Termin: 25.04.2024)
      Ort: JK 27/106 Einführung: Do, 25.4. 16-18; Block I: Fr, 31.5. 12-18; Sa 1.6. 10-18; Block II: Fr 5.7. 12-18; Sa 6.7. 10-18;

      Kommentar

      Julia Kristeva, französische Literaturtheoretikerin und Psychoanalytikerin bulgarischer Herkunft, hat einige der zentralen Begriffe der Literaturwissenschaft geprägt, an vorderster Stelle denjenigen der Intertextualität. Aber auch der Begriff der "Abjektion" (der Abgrenzung) in seinem Bezug zum Fremdsein sowie die Spezifik der poetischen Sprache und eines weiblichen Schreibens nehmen einen wichtigen Stellenwert in ihrem Denken und ihrer Rezeption ein.
      Weniger bekannt und literaturwissenschaftlich betrachtet ist ihr eigenes literarisches Schreiben. So sind ihre französischsprachigen Romane bis heute noch nicht ins Deutsche übersetzt. Wir werden in diesem Seminar der Genese von Kristevas intellektuellem Lebensweg und theoretischem Denken nachgehen (unter Berücksichtigung auch einer potenziellen Beeinflussung durch die akademische Sozialisierung im sozialistischen Bulgarien) sowie den möglichen Verknüpfungen zwischen ihrem wissenschaftlichen und literarischen Schreiben.
      Im ersten Seminarblock lesen wir intensiv gemeinsam ausgewählte ihrer bis heute wirkmächtigen Schriften, etwa zum Themenkomplex der Intertextualität. Im zweiten Seminarblock steht die exemplarische Auseinandersetzung mit Einzelaspekten und -texten im Mittelpunkt, die sich auch an den individuellen Interessen der Seminarteilnehmer:innen orientiert.
      Der Charakter des Seminars als Blockveranstaltung ermöglicht viel Eigengestaltung von Seiten der Teilnehmenden. So weit möglich werden wir die Texte mindestens auszugsweise auch im französischen Original lesen, Französischkenntnisse sind aber keine Voraussetzung für die Teilnahme.

    • 16634 Seminar
      Nibelungenlied (Ralf Schlechtweg-Jahn)
      Zeit: Mo 14:00-18:00 (Erster Termin: 15.04.2024)
      Ort: KL 29/111 (Habelschwerdter Allee 45)

      Hinweise für Studierende

      Zu den Grundlagenseminaren der Älteren deutschen Literatur und Sprache werden freiwillige Tutorien angeboten, die allen Studierenden offenstehen: Montag, 16–18 Uhr, JK 28/130 - Dienstag, 16–18 Uhr, K 29/204 - Mittwoch, 18–20 Uhr, JK 28/130. Die Tutorien beginnen in der zweiten Woche der Vorlesungszeit.

      Kommentar

      Am Nibelungenlied werden wir exemplarisch die Besonderheiten der Literatur und Sprache der Zeit um 1200 erarbeiten, die in ihrem Insistieren auf Ehre und Rang, den Widerstreit von Kampfbegeisterung und friedlicher Konfliktlösung sowie den vielen, einander oft genug widersprechenden Gruppenbindungen zunächst ausgesprochen fremdartig und exotisch wirkt. Im Sprachkurs werden wir uns intensiver mit dem Mittelhochdeutschen auseinandersetzen, dessen Schwierigkeit nicht zuletzt in seiner Ähnlichkeit mit dem Neuhochdeutschen liegt. Pragmatisches Ziel ist es dabei, Grundkenntnisse in mittelhochdeutscher Grammatik und Sprache zu vermitteln, die es ermöglichen, ansatzweise selbstständig mit mittelhochdeutschen Texten umgehen zu können.

      Literaturhinweise

      Das Nibelungenlied. Mittelhochdeutscher Text und Übertragung. 2 Bde. Hrsg., übersetzt und mit einem Anhang versehen von Helmut Brackert. Frankfurt/M. 1981 (= Fischer TB 6038/39) Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch. 38. Auflage. Hrsg. v. Matthias Lexer. Stuttgart 1992 (bitte keine ältere Auflage!)

    • 16696 Vertiefungsseminar
      Rassismus im Mittelalter? (Ralf Schlechtweg-Jahn)
      Zeit: Do 16:00-18:00 (Erster Termin: 18.04.2024)
      Ort: JK 29/124 (Habelschwerdter Allee 45)
    • 16697 Übung
      Der Stricker: Pfaffe Âmis (Ralf Schlechtweg-Jahn)
      Zeit: Do 14:00-16:00 (Erster Termin: 18.04.2024)
      Ort: JK 31/101 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Der 'Pfaffe Amis' ist die Geschichte eines Priesters, der alle seine Gäste so großzügig bewirtet, bis er pleite ist. Damit steht er vor einem für die Literatur der Zeit ungewöhnlichen Problem, denn in dieser ist der Reichtum des Adels stets unerschöpflich. Der pfaffe löst sein Problem dadurch, dass er sein Gut durch wiederholten Trickbetrug so sehr vermehrt, bis er erneut großzügig zu jedermann sein kann. Ob als Arzt, Maler, Kaufmann oder Reliquienhändler, Amis ist seinen Mitmenschen in jeder Verkleidung überlegen und beschließt sein erfolgreiches Betrügerleben als Abt, dem nach dem Tod das ewige Leben winkt. Diese Folge komischer Abenteuer hinterlässt einen Scherbenhaufen scheinbarer Gewissheiten des 'offiziellen' Mittelalters und seiner Ordnungsentwürfe. Diese ‚andere‘ Seite der mittelalterliche Literatur, in der es nicht um Helden und Sieger, sondern um Betrüger und Betrogene geht, ist der Gegenstand des Seminars.

      Literaturhinweise

      Der Stricker: Der Pfaffe Amis. Mhd./Nhd. Nach der Heidelberger Handschrift cpg 341 hrsg., übers. und komm. v. Michael Schilling. Stuttgart 1994 (= RUB 658)

    • 17010 Seminar
      Einführung in die Literaturwissenschaft (Paola Traverso)
      Zeit: Do 12:00-14:00 (Erster Termin: 18.04.2024)
      Ort: KL 29/235 Übungsraum (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Die Veranstaltung wendet sich sprachenübergreifend an die Studienanfänger*innen der französischen, der italienischen, der portugiesischen und der spanischen Philologie und ist deshalb systematisch angelegt. Ein Schwerpunkt bildet die Diskussion über den Begriff „Literatur“ (Fiktionalität, Literarizität, Performativität, Mehrdeutigkeit, Rhetorisierung, Entpragmatisierung etc.). Theoretische Konzepte und zentrale Kategorien der Literaturwissenschaft sollen hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Analyse literarischer Texte dargelegt und diskutiert werden. Neben der Behandlung allgemeiner begrifflicher Grundlagen soll anhand ausgewählter Beispiele lyrischer, narrativer und dramatischer Werke ein Einblick in die Theorien und Methoden der Textanalyse gegeben werden. Die aktive Teilnahme setzt neben der regelmäßigen Vor- und Nacharbeitung der Sitzungen am Ende des Semesters das Durchführen/Bestehen eines Tests voraus. Literaturangaben sowie praktische Hinweise zur Teilnahme und Durchführung des Kurses werden auf Blackboard mitgeteilt.

    • 17014 Proseminar
      Gustave Flaubert (Paola Traverso)
      Zeit: Mo 12:00-14:00 (Erster Termin: 15.04.2024)
      Ort: KL 32/102 Übungsraum (Habelschwerdter Allee 45)

      Zusätzl. Angaben / Voraussetzungen

      Kenntnisse der französischen Sprache sind erwünscht. Interessierte Studierende sind – auch bei nicht vorhandener oder geringer Sprachkompetenz – willkommen, vorausgesetzt dass sie bereit sind, auch selbstständig mit Hilfe von Übersetzungen mitzuarbeiten.

      Kommentar

      Seit der Antike ist „Ehebruch“ eines der großen Themen der Weltliteratur. In der Erzählkunst des europäischen Realismus und Naturalismus im 19. Jahrhundert ist er geradezu allgegenwärtig. So schreibt Gustave Flaubert noch 20jährig in seinem Jugendwerk Novembre (1842): „Il y eut dès lors pour moi un mot qui sembla beau entre les mots humains : adultère, une douceur exquise plane vaguement sur lui, une magie singulière l’embaume ; toutes les histoires qu’on raconte, tous les livres qu’on lit, tous les gestes qu’on fait le disent … une poésie suprême, mêlée de malédiction et de volupté“ (Von da an gab es für mich ein Wort, das mir unter allen Wörtern schön schien: Ehebruch, eine köstliche Süße schwebt darüber, ein einzigartiger Zauber umwebt es; alle Geschichten, die wir erzählen, alle Bücher, die wir lesen sagen es… die höchste Poesie, vermischt mit Verdammnis und Wollust). In Flauberts Meisterwerk Madame Bovary (1857) hat der Ehebruch seine bedeutendste erzählerische Gestalt erfahren: Das Seminar wird sich auf die Analyse des Romans, insbesondere auf seine literaturtheoretisch relevanten formalen Aspekte und Verfahren (style indirect libre, attitude du narrateur: impersonnalité, impartialité, impassibilité), auf seine Figurenkonstellation, auf die darin dargestellten sozialen Bedingungen der bürgerlichen Ehe fokussieren und nicht zuletzt auf die implizit kritische Hinterfragung der eingeschränkten Rolle der Frau in der Familie und ihrer sozialen und sexuellen Diskriminierung eingehen. Weitere Werke Flauberts wie L’éducation sentimentale (1869), Trois contes (1877), Bouvard et Pécuchet (unvollendet und posthum 1981 erschienen) sowie kleinere Schriften werden ebenso Gegenstand des Seminars sein. In Absprache mit den Teilnehmenden werden wir versuchen, das Spektrum der Lektüren durch Referatsarbeit zu erweitern und in vergleichenden Analysen Gemeinsamkeiten und Unterschiede der verschiedenen Texte herausarbeiten.

      Literaturhinweise

      Die Lektüre vom Madame Bovary sollte am besten vor Beginn des Seminars und spätestens in der ersten Seminarwoche erfolgen.

    • 17016 Proseminar Abgesagt
      OuLiPo (Daniel Zimmermann)
      Zeit: Mi 12:00-14:00 (Erster Termin: 17.04.2024)
      Ort: KL 29/235 Übungsraum (Habelschwerdter Allee 45)
    • 17019 Hauptseminar
      Romantik in Frankreich und Italien (Bernhard Huß)
      Zeit: Mi 12:00-14:00 (Erster Termin: 17.04.2024)
      Ort: JK 31/124 (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Im frühen 19. Jahrhundert wird in Europa das Regiment des literarischen Klassizismus und der Regelpoetiken endgültig beendet; es findet ein epochaler Umbruch statt, der (nicht nur) die europäische Kultur bis heute entscheidend mit bestimmt hat. Das Seminar möchte Grundlinien dieser kultur- und wissensgeschichtlichen Situation umreißen und einleitend einen Blick auf die literaturtheoretischen und poetologischen Debatten werfen, die die so genannte Romantik ausgerufen und geprägt haben; wichtig ist dabei der produktive und konfliktreiche Kontakt der romanischen mit den außerromanischen Kulturräumen. Der Hauptteil der Lehrveranstaltung soll dann der detaillierten Interpretation zentraler Texte der französischen und italienischen Romantik gewidmet sein, wobei alle Gattungen zur Sprache kommen und ein besonderer Schwerpunkt auf der Lyrik liegt. Behandelt werden Texte von Mme de Staël, René de Chateaubriand, Alphonse de Lamartine, Alfed de Musset, Alessandro Manzoni, Giacomo Leopardi und anderen.

      Literaturhinweise

      Zur Einführung: S. Bann: „Romanticism in France“, Romanticism in national context, hg. von R. Porter & M. Teich (Cambridge u.a. 1988) 240-259; M. Brix: Le romantisme français. Esthétique platonicienne et modernité littéraire (Louvain 1999); M. Cranston: „French romanticism“, The romantic movement (Oxford/Cambridge 1994) 77-98; N. Jonard: Le romantisme italien (Paris 1996); P. Quaglia: Invito a conoscere il romanticismo (Milano 1987).

    • 17054 Hauptseminar
      Giovanni Boccaccio: Decameron (Bernhard Huß)
      Zeit: Mo 12:00-14:00 (Erster Termin: 15.04.2024)
      Ort: KL 29/235 Übungsraum (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Der Decameron von Giovanni Boccaccio ist ein Gründungstext der europäischen Narrativik und der Weltliteratur. Er bietet 100 Novellen, die in den erzählerischen Rahmen einer pandemischen Situation eingebettet sind: eine ‚brigata‘ von zehn jungen Leuten weicht aus dem von der Pest verseuchten Florenz aufs Land aus und vertreibt sich dort die Zeit unter anderem mit dem Erzählen von Novellen, Geschichten, die Themen einer oft recht schwierigen Moral behandeln. Das Seminar möchte den Decameron und seinen Autor im Übergang vom Mittelalter zur Frühen Neuzeit verorten. Der gesamte, mehrteilige Rahmentext sowie wichtige Novellen werden in detaillierten close readings interpretiert. In das Seminar sind Gastauftritte von Prof. Renzo Bragantini (Rom) und Dr. Leyla Livraghi (Pisa/Cork) integriert. Außerdem ist ein Termin in der Staatsbibliothek Berlin geplant, in der eine der wichtigsten Handschriften des Decameron aufbewahrt wird, ein spätes Originalmanuskript von Boccaccios Hand.

      Literaturhinweise

      Zur Einführung: Bausi, F.: Leggere il Decameron (Bologna: Il Mulino 2017); Bragantini, R.: Il Decameron e il medioevo rivoluzionario di Boccaccio (Roma: Carocci 2022). Fiorilla, M. / Iocca, I. (Hgg.): Boccaccio (Roma: Carocci 2021). Nützlich auch: Bragantini, R./Forni, P.M. (Hgg.): Lessico critico decameroniano (Torino: Bollati Boringhieri 1995). Zur Anschaffung empfehle ich eine der gängigen Taschenbuchausgaben (keine Auswahl!), für Seminarzwecke bes. die von A. Quondam, M. Fiorilla und G. Alfano herausgegebene Edition (Milano: BUR Rizzoli 2013 und Nachdrucke).

    • 17084 Proseminar
      Ein literarisches Denkmal für Feminizide - Übersetzen der Kurzgeschichte "Soñarán en el jardín" (2015) (Manuela Barney Seidel)
      Zeit: Fr 10:00-14:00 (Erster Termin: 19.04.2024)
      Ort: KL 29/239 Übungsraum (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      Innerhalb von 7 Block-Sitzungen soll gemeinsam die Kurzgeschichte „Soñarán en el jardín“ (2015) der mexikanischen Autorin Gabriela Damián Miravete ins Deutsche übersetzt werden. Mit dem Schwerpunkt auf spekulativer Science-Fiction gedenkt die Erzählung Opfern von Feminiziden. Der Schauplatz ist dabei ein Mexiko der Zukunft, welches keine Frauenmorde mehr kennt. Ein Land, das durch die Erinnerung an die verstorbenen Frauen heilen und zu einem gewaltfreien Ort werden konnte. 
      Studierenden wird im Rahmen dieses Proseminars die Möglichkeit geboten erste Eindrücke zur Funktionsweise des literarischen Übersetzungsmarkts zu erlangen, da sie von Anfang bis Ende an der Anfertigung einer kollektiven Übersetzung mitarbeiten: Von den ersten gemeinsamen Lektüren des Ursprungstext, den Reflexionen zur Theorie zu Feminiziden und Übersetzungen über die eigentliche Übersetzungspraxis und das anschließende Lektorat durch eine erfahrene Übersetzerin bis hin zur Veröffentlichung in der Literaturzeitschrift „Alba. Lateinamerika lesen“. 
      Auch die Autorin der Kurzgeschichte selbst wird am Ende des Seminars anwesend sein. Ermöglicht wird dies durch die leistungsorientierte Mittelvergabe für Frauenförderung und Gleichstellung des Fachbereichs Philosophie und Geisteswissenschaften der Freien Universität Berlin. 

      Das Seminar wird mit der Unterstützung von Camila Navas López (FU Berlin) und Julia Graninger (Universität Wien) organisiert. Es richtet sich idealerweise an Personen, deren Muttersprache Deutsch ist und die ein gute Sprachkenntnisse auf Spanisch besitzen (ca. B2 oder höher). Es wäre zudem sinnvoll, wenn die Studierenden bereits über literaturwissenschaftliche Grundlagenkenntnisse verfügen. Außerdem gilt es zu beachten, dass die kontinuierliche und kollektive Arbeit an der Übersetzung eine regelmäßige und möglichst verbindliche Teilnahme am Seminar erfordert. 

    • 17352 Vertiefungsseminar
      S-Literatures of Medieval Britain: Medievalism (Wolfram Keller)
      Zeit: Di 08:00-10:00 (Erster Termin: 16.04.2024)
      Ort: KL 32/202

      Kommentar

      Whether on the Renaissance stage, in nineteenth-century fiction, in contemporary TV series, the medieval appears to be omnipresent. Why are people fascinated by the medieval—and what is the cultural (as well as ideological) backdrop for an interest in the Middle Ages? After reviewing recent (theoretical) conceptualizations of medievalism, we shall consider a time-period, the Renaissance, which seems not to be particularly interested in the Middle Ages, but rather looks beyond the medieval toward classical antiquity. Discussing medieval and early modern receptions of the Troy story, especially Geoffrey Chaucer’s Troilus and Criseyde and William Shakespeare’s Troilus and Cressida, we will address questions concerning the construction of the medieval within medieval texts—and how the latter might be connected to the Renaissance’s (seeming) neglect of the Middle Ages.

    • 17360 Vertiefungsseminar
      S-Colonial and Postcolonial Literatures: Postcolonial Epic (Wolfram Keller)
      Zeit: Mo 10:00-12:00 (Erster Termin: 15.04.2024)
      Ort: KL 32/202 Übungsraum (Habelschwerdter Allee 45)

      Kommentar

      At a first glance, postcolonial epic seems to be an oxymoron: classical epics, which are often associated with the construction of heteronormative genealogies, national myths of origin, and the legitimation of colonial rule, appear to be central to the hegemonial power challenged by anti-colonial and postcolonial literature. Many postcolonial texts, however, do reference classical epics—intertextual references that are often discussed in the context of imperial/local hybridities, subverting hegemonial discourses. In view of the recent discussions about postcolonial genres in general, this seminar focuses on the less studied generic transformations of postcolonial epics in their specific cultural contexts. In order to do so, we will read (excerpts of) postcolonial epics that self-consciously reflect their status as epics, for instance, Derek Walcott’s Omeros (1990), Bernardine Evaristo’s The Emperor’s Babe (1997), Myung Mi Kim’s Dura (1998) or Njabulo Ndebele’s The Cry of Winnie Mandela (2003).