17531 Praxisseminar

Digitale Untertexte und analoge Beweggründe. Szenisches Projekt

Marina Dessau

Hinweise für Studierende

Bitte beachten: Diese Lehrveranstaltung findet als Blockveranstaltung statt. Einführungssitzung: Montag, den 15. April, 18-20 Uhr, SR I (Grunewaldstraße 35)

Zusätzl. Angaben / Voraussetzungen

marinadessau.com/about/

Kommentar

Ziel des szenischen Projektes ist es, den Diskurs um biometrische Erkennungssysteme mit Theatermitteln zu befragen: Besonders spannend und gleichsam befragungswürdig ist derzeit die Entwicklung der sogenannten Emotionserkennungstechnologien. Seit geraumer Zeit wird in etlichen Unternehmen an der Hoffnung geschraubt, bald Büchners Danton widersprechen und doch einander unter die Schädeldecken schauen zu können. Zu erkennen, was im Gegenüber unter der analogen Oberfläche von Wort und Haut vorgeht. Die Beweggründe aufzuschlüsseln und u.a. potentielle Handlungen abzuleiten. Die Aufgabe und der Fall der allerletzten Intimsphäre also. Wie aber würde sich unser Verhalten und Miteinander verändern, wenn eine solche Utopie/Dystopie absoluter Transparenz gelänge? Nichts Neues wäre dieser Entschlüsselungs-Versuch für das Theater, dem es seit jeher ein Anliegen ist, das Innere, Verborgene, die unsichtbaren Zusammenhänge nach außen zu kehren und dafür Darstellungsweisen zu finden. Nur bleibt das Theater bei der künstlerischen Behauptung, während wertschöpfungsorientierte Anwendungen am Absatz von Affekt-Daten interessiert sind und für diesen Zweck „zuverlässige“ Angaben über die Beweggründe eines Menschen liefern. Was die Zuverlässigkeit betrifft, ist die wissenschaftliche Community um Emotionsforschung größtenteils skeptisch.

Nachdem wir im Praxisseminar zunächst die Methode Viewpoints (nach Bogart/Landau), eine nicht-psychologische Improvisations- und Inszenierungsmethode, kennengelernt haben, werden wir auf dieser Basis mit Open-Source-Emotionserkennungsprogrammen arbeiten. Wir überprüfen, welche äußeren Bewegungen von Programmen registriert werden, wandeln diese mit Hilfe weiterer Software in Sounds und/oder Sprachsequenzen um und unterstellen Untertexte. Die Viewpoints-Spielweise eignet sich besonders gut als praktischer Untersuchungsansatz, weil die Methode mit der verdichteten Veräußerung innerer Bewegungen (Handlungsgedanken, Emotionen etc.) arbeitet. Auf der Stoff-Ebene lassen wir uns u.a. inspirieren von Videoaufzeichnungen aus Oral-History-Interviews, wie sie bspw. vom Fraunhofer-Institut IAIS mithilfe von Emotionserkennungs-KIs kategorisiert werden sollen. Wer eines Tages wissen möchte, in welchen Zeitzeugen-Interviews um den Mauerfall bestimmte Emotionen vorkommen, soll gezielt nach ihnen suchen können, so das Versprechen.

Beim spielerisch-körperlichen Experimentieren werden wir uns immer wieder auch mit ästhetischen Fragen und mit der formal und inhaltlich relevanten Verwendung von neuen Technologien in Inszenierungs-/ Aufführungszusammenhängen beschäftigen, wie auch Fragen um gesellschaftliche Implikationen von biometrischen Technologien streifen.

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Ziel des szenischen Projektes ist es, den Diskurs um biometrische Erkennungssysteme mit Theatermitteln zu befragen: Besonders spannend und gleichsam befragungswürdig ist derzeit die Entwicklung der sogenannten Emotionserkennungstechnologien. Seit geraumer Zeit wird in etlichen Unternehmen an der Hoffnung geschraubt, bald Büchners Danton widersprechen und doch einander unter die Schädeldecken schauen zu können. Zu erkennen, was im Gegenüber unter der analogen Oberfläche von Wort und Haut vorgeht. Die Beweggründe aufzuschlüsseln und u.a. potentielle Handlungen abzuleiten. Die Aufgabe und der Fall der allerletzten Intimsphäre also. Wie aber würde sich unser Verhalten und Miteinander verändern, wenn eine solche Utopie/Dystopie absoluter Transparenz gelänge? Nichts Neues wäre dieser Entschlüsselungs-Versuch für das Theater, dem es seit jeher ein Anliegen ist, das Innere, Verborgene, die unsichtbaren Zusammenhänge nach außen zu kehren und dafür Darstellungsweisen zu finden. Nur bleibt das Theater bei der künstlerischen Behauptung, während wertschöpfungsorientierte Anwendungen am Absatz von Affekt-Daten interessiert sind und für diesen Zweck „zuverlässige“ Angaben über die Beweggründe eines Menschen liefern. Was die Zuverlässigkeit betrifft, ist die wissenschaftliche Community um Emotionsforschung größtenteils skeptisch. Nachdem wir im Praxisseminar zunächst die Methode Viewpoints (nach Bogart/Landau), eine nicht-psychologische Improvisations- und Inszenierungsmethode, kennengelernt haben, werden wir auf dieser Basis mit Open-Source-Emotionserkennungsprogrammen arbeiten. Wir überprüfen, welche Bewegungen registriert werden, wandeln diese mit Hilfe weiterer Programme in Sounds und/oder Sprachsequenzen um und unterstellen Untertexte. Auf der Stoff-Ebene lassen wir uns u.a. inspirieren von Videoaufzeichnungen aus Oral-History-Interviews, wie sie bspw. vom Fraunhofer-Institut IAIS mithilfe von Emotionserkennungs-KIs kategorisiert werden sollen. Wer eines Tages wissen möchte, in welchen Zeitzeugen-Interviews um den Mauerfall bestimmte Emotionen vorkommen, soll gezielt nach ihnen suchen können, so das Versprechen. Beim spielerisch-körperlichen Experimentieren werden wir uns immer wieder auch mit ästhetischen Fragen und mit der formal und inhaltlich relevanten Verwendung von neuen Technologien in Inszenierungs-/ Aufführungszusammenhängen beschäftigen, wie auch Fragen um gesellschaftliche Implikationen von biometrischen Technologien streifen. Schließen

7 Termine

Regelmäßige Termine der Lehrveranstaltung

Mo, 15.04.2024 18:00 - 20:00

Dozenten:
Marina Dessau

Räume:
SR I Seminarraum (Grunewaldstr. 35)

Mo, 22.07.2024 10:00 - 18:00

Dozenten:
Marina Dessau

Räume:
Hörsaal (Theaterwiss.) (Grunewaldstr. 35)

Di, 23.07.2024 10:00 - 18:00

Dozenten:
Marina Dessau

Räume:
Hörsaal (Theaterwiss.) (Grunewaldstr. 35)

Mi, 24.07.2024 10:00 - 18:00

Dozenten:
Marina Dessau

Räume:
Hörsaal (Theaterwiss.) (Grunewaldstr. 35)

Do, 25.07.2024 10:00 - 18:00

Dozenten:
Marina Dessau

Räume:
Hörsaal (Theaterwiss.) (Grunewaldstr. 35)

Fr, 26.07.2024 10:00 - 18:00

Dozenten:
Marina Dessau

Räume:
Hörsaal (Theaterwiss.) (Grunewaldstr. 35)

Sa, 27.07.2024 10:00 - 18:00

Dozenten:
Marina Dessau

Räume:
Hörsaal (Theaterwiss.) (Grunewaldstr. 35)

Studienfächer A-Z