16 450
- HS - |
Literarische Ethnographie im 20. Jahrhundert
; Do 12.00-14.00 - Habelschwerdter Allee 45, KL 29/235 |
(20.10.) |
Irene Albers |
Seit der durch James Clifford und George E. Marcus in den 80er Jahren initiierten Debatte über die "Poetik und Politik der Ethnographie", wie der Untertitel des Bandes Writing Culture lautet, ist der literarische Charakter ethnographischer Texte zum Gegenstand auch literaturwissenschaftlicher Analysen geworden. Die spezifisch literaturwissenschaftlichen Fragen, die sich an ethnographische Texte stellen lassen, betreffen die Gattung (Tradition der Reiseliteratur oder des Tagebuchs), die narrativen und rhetorischen Strategien, die Verfahren des "effet de réel", die Erzählperspektive und die Intertextualität mit rein literarischen "imaginären Ethnographien". Besonders interessant sind dabei Autoren, die als Grenzgänger zwischen Literatur und Ethnographie operieren: Literaten, die nach Aufenthalten in einer anderen Kultur "ethnographische Romane" schreiben, und Ethnographen, die mit literarischen Verfahren experimentieren, um dem Gegenstand ihrer Forschungen und den Erfahrungen "im Feld" besser gerecht zu werden. Die wichtigsten literarischen Charakteristika und kulturwissenschaftlichen Implikationen dieser hybriden Texte sollen im Seminar an einer Reihe von klassischen Werken erarbeitet werden: dazu gehören Victor Segalen, Les Immémoriaux (1925), Michel Leiris, L'Afrique fantôme (1934), Antonin Artaud, Les Tarahumaras (1937), Claude Lévi-Strauss, Tristes Tropiques (1955), Carlos Castaneda, The Teachings of Don Juan (1968), Hubert Fichte, Xango (1976), Jeanne Favret-Saada, Les mots, la mort, les sorts. La sorcellerie dans le Bocage (1977) und, warum nicht, der Bestseller von Nigel Barley The Innocent Anthropologist (dt. Traumatische Tropen, 1986/1995). Weitere (oder andere) Texte können nach Interessen der TeilnehmerInnen in das Programm aufgenommen werden. Das Seminar wendet sich an Studierende der AVL und der Französischen Philologie. |
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16 451
- HS - |
Cadalsos "Cartas marruecas" und die Gattung der "Persischen Briefe"
; Fr 12.00-14.00 - Habelschwerdter Allee 45, JK 28/112 |
(21.10.) |
Irene Albers |
Welche Beobachtungen macht ein marrokanischer Reisender im Spanien des 18. Jahrhunderts? Wie erscheinen ihm die Sitten und Gebräuche der Spanier, ihre Geschichte, ihre Literatur, ihr „carácter nacional“? Cadalsos (1741-1782) zuerst 1789 veröffentliche Cartas marruecas – das bekannteste fiktionale Prosawerk der spanischen Aufklärung – stehen in der Tradition der Lettres persanes von Montesquieu (1721): Durch die Fiktion eines fremden Blicks wird es möglich das kulturelle, literarische, soziale und politische Leben des eigenen Landes aus kritischer Distanz zu betrachten und Mißstände aufzudecken. Dabei ging es Cadalso in seiner spanischen Antwort auf die Lettres persanes zugleich darum, der „leyenda negra“, dem negativen Bild eines rückständigen und dekadenten Spaniens, entgegenzutreten. So ist der Konflikt zwischen Traditionalismus und Fortschritt eines der wichtigsten Themen des fiktiven Briefwechsels. Wir werden das Werk in gemeinsamer Lektüre erschließen und dabei einerseits nach den rhetorischen Verfahren und den Eigentümlichkeiten der Gattung (Erzähltechniken, Briefroman, Perspektivismus und Verfremdung) fragen, andererseits nach den literarhistorischen und historisch-ideologischen Kontexten des Werkes (das literarische Motiv des außereuropäischen Beobachters und seine Geschichte, Bezug zu den Lettres persanes, Konkurrenz zweier Spanienbilder, Sonderrolle Spaniens im Kontext der europäischen Aufklärung). Anschließend werden wir uns (auch nach Interessen der Teilnehmer) mit weiteren Texten nach dem Modell der "Persischen Briefe" befassen. Das Seminar wendet sich an Studierende der AVL und der Spanischen Philologie. Spanischkenntnisse werden vorausgesetzt. Empfohlene Textausgabe: José Cadalso, Cartas marruecas/Noches lúgubres, hg. von Joaquín Arce, Madrid: Cátedra 1995. |
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16 452
- Ü/HS - |
Literatur im Radio
(Modul 1, Angewandte Literaturwissenschaft)
; Mo 12.00-14.00 - Habelschwerdter Allee 45, KL 29/235 |
(17.10.) |
Bernd Blaschke,
Dirck Linck |
zusätzlich: Produktionstermine im Uniradio-Studio in Lankwitz: dienstags 10-13 Uhr
Hauptgegenstand dieser praktischen Übung ist das Ausdenken, Schreiben, Aufnehmen und Schneiden von Radiobeiträgen für die Literatursendung Dahlemer Diwan. Diese wird einmal monatlich im uniRadio auf 97,2 gesendet. Die Wahl von im weitesten Sinne literaturbezogenen Themen liegt wie die praktische Realisation weitgehend in den Händen der Studierenden. Zwei Dozenten und ein studentisches Tutorium begleiten die Produktionen und führen in grundlegende Techniken und Arbeitsweisen der Radioproduktion ein. Neben der gemeinsamen Planung, Diskussion und Umsetzung der 5-10minütigen Radiobeiträge jedes Teilnehmers macht das Seminar-Plenum mit hörfunkspezifischen Genres und Formen vertraut.
Erfahrungsgemäß ermöglicht das Seminar mit seiner praktischen Radioproduktion unter Termindruck eine praxisnahe schreibpraktische Schulung seiner Teilnehmenden. Da es um Literaturvermittlung im Hörmedium des Radios geht, bietet dieses Seminar jenseits des wissenschaftlichen Diskurses Raum für essayistisches und experimentelles Arbeiten mit akustischem Material. Neben guten und originellen Ideen zur Literatur geht es beim Radiomachen stets auch um Sounds und Klänge.
Vorkenntnisse werden nicht erwartet - wohl aber die Bereitschaft, innerhalb kurzer Zeit während des Semesters einen Beitrag nach eigener Themenwahl zu entwickeln und zu produzieren. Neben dem montäglichen Seminar im Hüttenweg bedarf es dazu der Mitarbeit an einigen Dienstagen im uniRadio-Studio auf dem Publizistik-Campus in Lankwitz |
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Zeit und Raum haben sich geändert! |
16 453
- HS - |
Poetik des Wunderbaren (ca. 1650-1850)
; Mi 18.00-20.00 - Habelschwerdter Allee 45, KL 29/110 |
(19.10.) |
Nicola Gess |
„Menschen, denen die Sehergabe eigen, das Wunderbare zu schauen, [wollen] mich wohl wie die Fledermäuse bedünken, an denen der gelehrte Anatom Spalazani einen […] sechsten Sinn entdeckte, der […] viel mehr ausrichtet als alle übrigen Sinne zusammen“ (E.T.A. Hoffmann, Das öde Haus). Diese Wertschätzung des Wunderbaren und mit ihm der Dichter als den Fledermäusen unter den Menschen steht am Ende eines rund zweihundertjährigen Prozesses, in dessen Verlauf sich das Wunderbare im deutschen Sprachraum als Kategorie der Poetik etabliert. Er nimmt seinen Ausgang bei den noch stark an der Theologie orientierten Dichtungstheorien Opitz’, Harsdörffers und Gryphius’, führt über die rationalistische Poetik Gottscheds, in der das Wunderbare einen schweren Stand hat, zu einer Psychologisierung und zunehmenden Geltung des Wunderbaren, wie sie etwa bei Bodmer und Breitinger und später bei Wieland und Tieck zu beobachten ist, um schließlich in der Romantik seinen vorläufigen Höhepunkt zu finden. Diese Entwicklung werden wir im Seminar verfolgen. Dabei werden wir uns auf den deutschen Sprachraum konzentrieren, diesen aber im gesamteuropäischen Zusammenhang betrachten.
Zur Vorbereitung können Sie die Lexikonartikel über das Wunderbare im Historischen Wörterbuch der Philosophie und im Lexikon für Ästhetische Grundbegriffe lesen. |
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16 454
- HS - |
Georg Simmel. Kunstsoziologie und ästhetische Erfahrung
; Di 10.00-12.00 - Habelschwerdter Allee 45, JK 27/103 |
(25.10.) |
Gert Mattenklott |
Georg Simmels Aufsätze zu den Künsten und zur ästhetischen Wahrnehmung von Alltagsgegenständen sind Zeugnisse eines unvermindert aktuellen Modernitätsbewusstseins. Ob über Dante, Rembrandt oder Goethe, die Alpen oder die Großstadt, Weibliche Kultur oder die Mode, Soziologie des Raumes, die Ruine oder die Philosophie der Landschaft – Simmels kulturphysiognomischer Blick liest die Gegenstände im Wahrnehmungsfeld eines geistesgegenwärtigen Intellektuellen zu Beginn des 20. Jahrhunderts wie Hieroglyphen der Bilderschrift eines neuen Zeitalters. Das Seminar wird Produktivität und Grenzen dieser Lektüre erkunden.
Zur bibliographischen Einführung und Lektüre digitalisierter Texte wird empfohlen: http://www.helmut-zenz.de/hzsimmel.shtml#bibliographie
Die Lektüre der Essaysammlungen: „Philosophische Kultur“ (zuletzt 1998) sowie „Brücke und Tor“. Essays zur Geschichte, Religion, Kunst und Gesellschaft, Stuttgart 1957, sollte vor Beginn des Semesters abgeschlossen sein. |
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16 455
- HS - |
Kunst, Leben, Tod
; Do 16.00-18.00 - Habelschwerdter Allee 45, JK 27/106 |
(20.10.) |
Winfried Menninghaus |
Der Begriff der "lebendigen Vorstellung" ist ein grundlegender Topos der philosophischen Ästhetik. Er schreibt dem Ästhetischen mit dem Streben nach 'Lebendigkeit' eine negative Beziehung zum Tod zu. In Kants Kritik der Urteilskraft treffen die Theorien ästhetischer Lebendigkeit und diejenige des "Lebens" selbst zusammen. Der Tod ragt aber nicht nur als das zu Vermeidende oder zu Überwindende in dieses Feld hinein. Er ist vielmehr obsessiv anwesend sowohl als Gegenstand zahlreicher künstlerischer Werke wie als ein Element der Selbstbeschreibung der ästhetisch gelungenen Form selbst. Das Seminar wird – vom Pygmalion-Mythos bis zu neueren Ansätzen evolutionstheoretischer Ästhetik – einige Konfigurationen von Kunst, Leben und Tod in Mythologie, Poetik, Ästhetik und Literatur diskutieren. |
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16 456
- HS - |
Leerstellen: Bedeutungstragende Absenzen in Struktur, Schriftbild und Textur
; Do 14.00-16.00 - Habelschwerdter Allee 45, KL 29/135 |
(20.10.) |
Brigitte Obermayr |
Nach Roman Ingarden zeichnet ein sprachliches Kunstwerk die Tatsache aus, dass es in seiner ‚konkreten Washeit überhaupt nicht vorhanden’ ist, sondern unendlich viele ‚Leer- und Unbestimmtheitsstellen’ aufweist. Diese phänomenologische Bestimmung des literarischen Kunstwerks übte nachhaltigen Einfluss auf die strukturalistische Literaturtheorie aus: Die Struktur eines Textes ist demnach Idealkonstruktion, die ihre Konkretisierung auch qua Vervollständigung der Leer-Stellen in Wahrnehmung und Rezeption erfährt. Diese paradoxerweise unsichtbaren, unwahrnehmbaren Auslassungen eines Textes auf der Ebene seiner Struktur bilden den Ausgangspunkt für weitere, auf den ersten Blick banalere Betrachtungen zum Thema: Denn es gibt auch noch offensichtliche Auslassungen, die in sich nach Differenzierung verlangen: Als solche können alle nicht verbal ausgeführten Stellen eines Textes gelten: Nicht genannte oder nicht ausgeschriebene Orts- und Personennamen, im normverletzenden oder frequenzauffälligen Ausmaß gebrauchte Interpunktion (v.a. Auslassungspunkte, Gedankenstriche), durch Auslassungspunkte oder individuelle graphische Elemente gekennzeichnete Auslassungen bis hin zur weißen oder schwarzen Stelle bzw. Seite. Auf den Spuren des Phänomens Leerstelle wird die Frage nach der Referenzebene der Auslassungen zentral sein.
Zur vorbereitenden Lektüre empfehle ich die angegebenen Abschnitte aus Iser und Lotman, die, im relativ engen Bezug aufeinander, die strukturalistische Konzeption der Leerstellen darlegen: Iser, Wolfgang: Der Akt des Lesens. Theorie ästhetischer Wirkung. München 41994, 257-355. Lotman, Jurij M.: Die Struktur literarischer Texte. München 1972, 143-158. |
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16 457
- HS - |
Berühren, Zeigen, Machen, Manipulieren: Die Rolle der Hand in der Kunst
; Mi 14.00-16.00 - Habelschwerdter Allee 45, L 202 |
(19.10.) |
Susanne Strätling |
Die Hand ist zentrales Werkzeug des Menschen. Mit ihr produziert er, mit ihr spricht und zeigt er, mit ihr (be)greift er, mit ihr berührt er. Das Seminar wird die unterschiedlichen Funktionen des Manuellen in ihrer Rolle für ästhetische Modelle diskutieren. Dazu gehört sicherlich die Rolle der Hand als Zeichen, wie man sie z.b. aus den Sprachen des Körpers kennt, mit denen in der Gestik, der Pantomimik oder der Gebärdensprache gearbeitet wird, dazu gehört auch die partielle Semiotisierung des Leibes, wie sie in der Chiromantik zu Tage tritt. Hand-Zeichen werden in diesen Kontexten funktional eingesetzt als stumme Zeig-Zeichen. Das Seminar will die Rolle der Hand aber auch jenseits dieser Verfahren der Lesbar- und Sichtbarmachung untersuchen, indem es den ästhetischen Status des Manufakturellen, des Taktilen, des Deiktischen in Prozessen des Vor-Augen-Stellens, des Vorführens, des Hinlenkens, des Verweisens, des Demonstrierens in den Blick nimmt. Denn in diesen Praktiken steht die Hand auf der Schwelle von körperlicher Handgreiflichkeit und abstrahierender symbolischer Handlung.
Literatur zur Vorbereitung: Bickenbach, Matthias / Klappert, Annina / Pompe Hedwig (Hgg.): Manus loquens. Medium der Geste – Gesten der Medien. Köln 2003 Majetschak, Stefan (Hg.): Auge und Hand. Konrad Fiedlers Kunsttheorie im Kontext. München 1997 Wenzel, Horst: Von der Gotteshand zum Datenhandschuh. In: Krämer, Sybille / Bredekamp, Horst (Hgg.): Bild, Schrift, Zahl. München 2003, 25-56 |
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16 458
- PS/HS - |
Is There a Modern Indian Literature?
(Englisch); Mi 18.00-20.00 - Habelschwerdter Allee 45, JK 28/130 |
(19.10.) |
Amit Chaudhuri |
The title of the course is, provisionally, 'Is There a Modern Indian Literature?' I want to begin with a genealogy of the words 'modern' and 'Indian', and in what ways their emergence and usage in South Asia might be concomitant with each other. Related to this is the crucial idea of how the secular domain of 'culture' emerges in India: I'd like to trace it to a moment, using a text like Michael Madhusudan Dutt's "Meghnadabada Kabya". My purpose in dealing with 'modernity' is partly to pose the question: why, if it's been an elite and hegemonic discourse in India from the early or mid-nineteenth century onwards, has it almost no official status? I'd like to use 'modernity' and its specific emergence in India - with its notions of 'high' culture, ideas of self, and tensions between the demotic and literary languages - as a more fruitful paradigm for reading Indian literature, in both the vernaculars and in English, than, say, post-coloniality. As far as I'm concerned, to identify Indian literature with the English language, hybridity, and fantasy, and with a certain creation myth and narrative of the Indian English novel fashioned since the appearance of the "Midnight's Children", is both inaccurate and deeply unsatisfying. It's partly this narrative I wish to investigate, supplement, and complicate. The one book it would be good to have as a companion to the course would be the "Vintage Book of Modern Indian Literature", an anthology I edited. |
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(31 709)
- HS - |
Ästhetische Aneignungen von Technik und Natur. Künste und Wissen in Russland 1725-1850
(4 SWS) (10 cr); Do 12.00-16.00 - OEI, Garystr. 55, 302a |
(20.10.) |
Susanne Strätling,
Matthias Schwartz |
Wissenschaften und Künste existieren nicht isoliert nebeneinander, sondern stehen in intensiver Wechselbeziehung. Diese Interaktion kann sich auf vielfältige Art und Weise realisieren: Sie entwirft fiktive Welten nach naturwissenschaftlichen Modellen, sie lässt das Wissen und die Apparaturen der Technik im Kunstwerk motivisch wirksam werden, sie kann Verfahren der exakten Wissenschaften zum Ausgangspunkt für ästhetische Programmatiken machen oder technische Theoreme in poetische Imaginationen übersetzen. Das Seminar will diese Aneignungen naturwissenschaftlichen und technischen Wissens aus der Perspektive der Künste über ein gutes Jahrhundert an ausgewählten Stationen nachvollziehen. Beginnend mit der barocken Enzyklopädisierung der Welt widmet es sich der klassizistischen Rhetorik in Wissenschaft und Poesie, überprüft den ästhetischen Diskurs der Aufklärung auf seine naturwissenschaftlichen und technizistischen Modellierungen und schließt mit den romantischen Wissenschaftsphantasmen von Alchemie, Mesmerismus und Parapsychologie.Materialgrundlage des Seminars werden neben literarischen Texten Rhetoriken, Forschungsreiseberichte, naturwissenschaftliche Abhandlungen sein.Exkursionen in verschiedene Institutionen (Virchow-Sammlung u.a.) sind geplant.Literatur zur Vorbereitung:Vucinich, Alexander: Science in Russian Culture. A History to 1860. Stanford 1963.Graham, Loren: Science in Russia and the Soviet Union. A Short History. Cambridge 1993Buberl, Brigitte; Dückershoff, Michael (Hg.): Palast des Wissens. Die Кunst- und Wunderkammer Zar Peter des Grossen. 2 Bd., München 2003. |
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(31 711)
- Modul A, S - |
Psychotechniken der Avantgarde
(2 SWS) (8 LP); Fr 10.00-12.00 - OEI, Garystr. 55, 301 |
(21.10.) |
Margarete Vöhringer |
Bildende Künste adressieren die Wahrnehmung. Als sich im 19. Jh. auch die Physiologie, Psychologie, Psychophysik und Psychotechnik derselben annahmen und begannen, sie zu vermessen und zu trainieren, entstand eine disziplinäre Konkurrenzsituation. Ihre Folge war der Austausch von Ideen, Apparaten, Fragestellungen und Praktiken insbesondere zwischen den Künstlern der klassischen Avantgarde und den Wissenschaftlern der angewandten Psychologie. Die Russische Avantgarde wurde durch die Psychotechnik, dieser "praktischen Anwendung der Psychologie im Dienste der Kulturaufgaben" (Münsterberg), zur Gründung von Labors, Produktion von populärwissenschaftlichen Filmen und Gestaltung von Stadträumen inspiriert. Von ihr ausgehend lassen sich die Fäden nach Deutschland und in die USA, zu Arbeitswissenschaft und Pädagogik ziehen.Das Seminar wird verschiedenen Transfers von praktischem und theoretischem Wissen zwischen 1910 und 1930 nachgehen, wird kanonische Texte der Psychotechnik mit Kunstwerken in Beziehung setzen, um zu sehen, welche Praktiken in welchen Disziplinen angewandt wurden, um mit ihnen die Wahrnehmung zu adressieren. |
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(13 542)
- HS - |
Diagramme in Kunst und Literatur
; Blockveranstaltung Sa 10.00-13.00 - Koserstr. 20, A 336 Nächste Termine: Fr 18.00–23.00 (6.1. und 13.1.), Sa und So 10.00–15.00 (7. und 8.1.; 14. und 15.1.) |
(22.10.) |
Sabine Mainberger,
Astrit Schmidt-Burkhardt |
In der Kunstwissenschaft gibt es eine Tendenz, das Fach in eine Bildwissenschaft zu verwandeln, die sich nicht nur mit Kunst, sondern auch mit Bildern in Medien, Wissenschaft etc. befasst. Auch die Literaturwissenschaft widmet sich verstärkt Fragen der Text-Bild-Beziehungen und der Bildlichkeit im weiten Sinn der Visual Culture. Diagramme, Schautafeln, Tabellen u.ä. sind Phänomene, die für beide Disziplinen interessant sind. Figuren dieser Art erbringen vielfältige Leistungen: Im Zusammenhang mit Literatur visualisieren sie z.B. Verlauf oder Konstruktion eines Textes. Sie sind rhetorisch, mnemotechnisch, (pseudo-)didaktisch, ironisieren Wissenschaft oder spielen eine Rolle in der Textgenese. Im Zusammenhang mit Kunst sind sie als Grenzgänger zwischen Kunst und Naturwissenschaft, Kunst und Historiographie vor allem Theorie bildend. – Das interdisziplinäre Seminar befasst sich mit theoretischen Fragen des Diagramms und untersucht prägnante Beispiele. Literatur: Lásló Beke, "Postmoderne Phänomene und New Art History", in: Hans Belting, Heinrich Dilly, Wolfgang Kemp, Willibald Sauerländer und Martin Warnke (Hrsg.), Kunstgeschichte. Eine Einführung, Berlin 20036, S. 379-399; Steffen Bogen und Felix Thürlemann, "Jenseits der Opposition von Text und Bild. Überlegungen zu einer Theorie des Diagramms und des Diagrammatischen", in: Alexander Patschovsky (Hrsg.), Die Bildwelt der Diagramme Joachims von Fiore. Zur Medialität religiös-politischer Programme im Mittelalter, Ostfildern 2003, S. 1-22; James Elkins, "Art History and Images That Art Not Art", in: Art Bulletin (New York), Bd. 77, Nr. 4, Dez. 1995, S. 551-571; James Elkins, The Domain of Images, Ithaca, N.Y. und London 1999, S. 213-235 (Kap. "Schemata"); Andreas Gormans, "Imagination des Unsichtbaren. Zur Gattungstheorie des wissenschaftlichen Diagramms", in: Hans Holländer (Hrsg.), Erkenntnis, Erfindung, Konstruktion. Studien zur Bildgeschichte von Naturwissenschaften und Technik vom 16 bis zum 19. Jahrhundert, Berlin 2000, S. 51-71; Bettina Heintz und Jörg Huber, "Der verführerische Blick. Formen und Folgen wissenschaftlicher Visualisierungsstrategien", in: Heintz und Huber (Hrsg.), Mit dem Auge denken. Strategien der Sichtbarmachung in wissenschaftlichen und virtuellen Welten, Zürich 2001, S. 9-40; Thomas Kamps, Diagram Design. A Constructive Theory, Berlin und Heidelberg 1999, S. 29-48; Klaus Sachs-Hombach, Das Bild als kommunikatives Medium. Elemente einer allgemeinen Bildwissenschaft, Köln 2003; Stefan Römer, Die Kunst der Kartografien und Diagramme, in: Jahrbuch 2000 für Künste und Apparate (Köln), 2000, S. 152-165; Astrit Schmidt-Burkhardt, Stammbäume der Kunst. Zur Genealogie der Avantgarde, Berlin 2005. –Bibliographische Hinweise zu Diagrammen in der Literatur s. website des Instituts für AVL. |
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(17 137)
- HS - |
Theater des Cinquecento
(2 SWS) (max. 25 Teiln.); Mi 10.00-12.00 - Habelschwerdter Allee 45, KL 29/235 |
(19.10.) |
Sebastian Neumeister |
Das Theater des Cinquecento kann zahlreiche berühmte Namen vorweisen: den Politiker Niccolo Machiavelli, den Skandalschriftsteller Pietro Aretino, den Dichter Torquato Tasso, den Philosophen Giordano Bruno u.a.m. In den Komödien und Tragödien der Zeit wird so nicht nur die Theatergeschichte in einer für die Herausbildung neuer Formen entscheidenden Phase, sondern auch die Geistesgeschichte der europäischen Spätrenaissance greifbar, für die Italien noch immer der große Anreger ist. Die Dramen werden in Auszügen vorgestellt.
Literaturhinweis: Il teatro italiano nel' Rimascimento a cura di Fabrizio Cruciani e Daniele Seragnoli. Bologna: Il Mulino 1987. |
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NEU |
(17 052)
- HS - |
Artusroman und Schule von Chartres
(3 SWS); Mo 14.00-17.00 - Habelschwerdter Allee 45, KL 29/139 |
(17.10.) |
Katharina Münchberg |
Im 12. Jahrhundert entsteht in Frankreich der höfische (Artus-)Roman, dessen neues Liebes- und Abenteuermodell eine grandiose Karriere erfährt. In diesem Seminar sollen die philosophisch-theologischen Voraussetzungen für das Entstehen dieses neuen Erzähltypus bei Chrétien de Troyes geklärt werden, die in der christlich-platonischen Kosmologie und Allegorik der Schule von Chartres liegen (Bernardus Silvestris, Alanus ab Insulis). Es wird zu diskutieren sein, unter welchen besonderen (christlichen) Bedingungen der höfische Roman steht und wie sich daraus eine mögliche (profane) Ästhetik entfaltet. Ein Ausblick auf den ‚Don Quijote’ von Cervantes und dessen ironische Reflexion der ästhetischen Potentiale des Artusromans (Fiktionalität, Wiederholung und Variation des narrativen Strukturmusters, Kontingenz/Ordo) soll das Seminar abschließen. Das Seminar richtet sich an Studierende der AVL und der Romanistik. Kenntnisse im Altfranzösischen sind erwünscht. Zur Vorbereitung: W. Wetherbee: Platonism and Poetry in the Twelfth Century. The Literal Influence of the School of Chartres, Princeton 1972. Zur Lektüre empfohlen: Chrétien de Troyes: Erec et Enide, afrz.-dt., Stuttgart: Reclam. |
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(16 050)
- HS - |
Hermeneutik: Schleiermacher, Heidegger, Gadamer, Ricoeur
(2 SWS); Fr 18.00-20.00 - Habelschwerdter Allee 45, JK 29/118 |
(21.10.) |
Hans Feger |
Im Mittelpunkt des Oberseminars soll die gemeinsame Erarbeitung des für das gegenwärtige philosophische wie literarische Hermeneutikverständnis richtungweisende Denken Paul Ricoeurs stehen. Vorbereitende Aspekte sind Schleiermachers Konzeption einer allgemeinen Verstehenstheorie, der Erlebnisbegriff Diltheys sowie die „Hermeneutik der Faktizität“ in der frühen Existenzphilosophie Heideggers bzw. das „hermeneutische Geschehen“ bei Gadamer. Das Seminar richtet sich an Promotionsstudenten bzw. an Studenten, die beabsichtigen zu promovieren. Es bietet Gelegenheit, eigene Forschungen zu diskutieren. Der Seminarplan ist ab Mitte September auf meiner homepage >hans-feger.de< einzusehen. Referatsthemen werden (nach persönlicher Anmeldung) bereits in den Sprechstunden während der vorlesungsfreien Zeit vergeben. Literatur: Uwe Japp: Hermeneutik. Der theoretische Diskurs, die Literatur und die Konstruktion ihres Zusammenhanges in den philologischen Wissenschaften, München 1977. Jens Mattern: Paul Ricoeur zur Einführung, Hamburg 1996. Karlheinz Stierle: Für eine Öffnung des hermeneutischen Zirkels, in: Poetica 17 (1985), S.340-371. |
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(32 210)
- HS - |
Positionen der Literaturtheorie
(2 SWS) (7 cr); Di 10.00-12.00 - JFKI, Lansstr. 7-9, 203 |
(18.10.) |
Ulla Haselstein |
Das Seminar möchte die TeilnehmerInnen mit zeitgenössischen Literaturtheorien vertraut machen. Was aber ist Literaturtheorie? „Theory in literary studies is not an account of the nature of literature or methods for its study.“ (J. Culler) Der Theorie-Diskurs in der Literaturwissenschaft zeichnet sich vielmehr dadurch aus, daß er Konzepte und Debatten anderer Wissenschaften (z. B. der Philosophie, Sprachwissenschaft, Medienwissenschaft, Soziologie, Psychoanalyse, Ethnologie etc.) adaptiert und damit zentrale Fragen des Fachs – z.B. Fragen nach der Intention des Autors, der Bedeutung des Textes oder der kulturellen Funktion der Literatur – zu beantworten sucht. Da die Theorien auf verschiedenen Prämissen beruhen und daher auch ihre Gegenstände höchst unterschiedlich beschreiben, treten sie miteinander in Konkurrenz, ohne daß sich wie in den Naturwissenschaften ein dominantes Modell durchsetzen könnte. Konzeptuell setzt das Seminar darauf, daß sich ALLE TeilnehmerInnen sich intensiv mit den ausgewählten Theorietexten beschäftigen. Es geht nicht (nur) um einen einschlägigen Überblick, sondern um eine Erfahrung mit unterschiedlichen Konzepten und Denkstilen, die vor allem in Arbeitsgruppen stattfinden soll. Den TeilnehmerInnen wird zu Beginn des Semesters ein Reader zur Verfügung gestellt werden. |
Sprechstunden Ulla Haselstein: Do, 10 - 12, Raum 218
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(17 415)
- HS - |
Player Kings: Richard III, Richard II, Henry V
(2 SWS) (10 cr) (max. 35 Teiln.) (Englisch); Do 14.00-16.00 - Raum 208 |
(s. A.) |
Manfred Pfister |
This seminar will focus on one crucial aspect of Shakespeare’s history plays: the roles and the performances of kingship. Any king never just is a king, he also is an ordinary mortal playing at being a king and thus defining his regal role in and through performances. Shakespeare, staging English history in, and as, a series of powerful or weak, impressive or pathetic kings, foregrounds this performative aspect of authority by offering to the critical scrutiny of his audience regal performance to the second power, i.e. as the theatrical performance of a political performance. In this sense, all his kings are ‘Player Kings’ (James Winny, The Player King: A Theme of Shakespeare’s Histories, 1968), but we have selected three plays in which the respective king’s awareness of performing like an actor in a play is particularly acute. In that Shakespeare’s kings resemble the current monarch on the English throne, Queen Elizabeth, who also saw herself as a royal actor.
We shall study Shakespeare’s theatrical kings in the context of the contemporary debate about regal authority, drawing into our discussion visual and musical representations of Tudor kingship as well as the ways in which modern films have dealt with the theatricality of kingship.
Participants will have read the three plays in advance (either in one of the New Arden or Oxford Shakespeare editions or in The Norton Shakespeare, ed. Stephen Greenblatt) and, having had too many bad experiences with unprepared classes in the last terms, I may well check! For introductory critical reading I recommend: James Winny, The Player King: A Theme of Shakespeare’s Histories (London, 1968); James Calderwood, Metadrama in Shakespeare’s ‘Henriad’ (Berkeley, 1979); Leonard Tennenhouse, Power on Display (London, 1986); Graham Holderness (ed.), Shakespeare’s History Plays (London, 1992); Andreas Höfele, “’The Great Image of Authority’: Königsbilder in Shakespeares Dramen”, Shakespeare Jahrbuch, 133 (1997). |
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(32 211)
- HS - |
The Other American Renaissance
(2 SWS) (7 cr); Mi 10.00-12.00 - JFKI, Lansstr. 7-9, 203 |
(19.10.) |
Ulla Haselstein |
Seit F. O. Matthiessen gelten die 1850er Jahre als Epoche der American Renaissance. Mit dem Begriff verband Matthiessen die Auszeichnung der jungen amerikanischen Literatur als Weltliteratur. Seit geraumer Zeit sind Matthiessens ästhetische Kriterien der Kanonbildung jedoch umstritten: die 1850er Jahre sind auch die Jahre, in denen sich ein wachsendes afroamerikanisches Selbstbewußtsein literarisch zu Wort meldet, in denen die von Hawthorne als Konkurrenz gefürchteten Women Scribblers den literarischen Markt erobern, in denen sich mit Sensations- und Kolportagetexten ein eigener Sektor der Populärliteratur herausbildet. Das Seminar wird die unterschiedlichen Strömungen und Tendenzen der Literatur der Zeit im Dialog mit den wandelnden Konzepten der Literaturkritik erforschen. Primärtexte: u.a. Fanny Fern. Ruth Hall; William Wells Brown. Clotel, or the President’s Daughter; Edgar Allan Poe. Tales. |
Sprechstunden Ulla Haselstein: Do, 10 - 12, Raum 218
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(32 212)
- HS - |
Diasporic Literatures
(2 SWS) (7 cr); Di 16.00-18.00 - JFKI, Lansstr. 7-9, 203 |
(18.10.) |
Ulla Haselstein |
Due to contemporary experiences of migration, exile and displacement, there has been a shift to „transnational vocabularies“ (Glick Schiller) in critical discourse in order to describe a complex situation of cultural in-betweenness, of contradictory feelings and split loyalties. The advocates of these new vocabularies have challenged older concepts of immigration, assimiliation or (more recently) ethnicity, and suggested new terms such as hybridity or transculturality. Another prominent notion in this context is “diaspora”. Originally refering to a Jewish condition of maintaining cultural identity in spite of loss of homeland and dispersal, “diaspora” has become the term of choice to describe the situations of Armenians, African-Americans, Chinese, Subcontinental Indians, Koreans, and others. We will inquire into the context of such recent adaptations of the term, and will also look into contemporary literature of various groups. For literary texts occupy a particularly important place in diasporic discourse, since they fulfill several cultural functions simultaneously: as a practice of cultural memory, they may uphold tradition, but also create forgetfulness; as a practice of cultural self-representation, they give the struggle of achieving political participation a wider audience; as a practice of cultural self-reflection, they offer insights into an identity in process.
The texts to be discussed are extremely diverse: Theresa Cha, Dictee, Amitav Ghosh, In an Antique Land; Philip Roth, Operation Shylock; James Welch, The Heartsong of Charging Elk. |
Sprechstunden Ulla Haselstein: Do, 10 - 12, Raum 218
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(HU /52315)
- HS - |
Figuren der Desillusion im Roman des 19. Jahrhunderts
; Di 18.00-20.00 - HU, Institut für Deutsche Literatur, Mosse-Zentrum, Schützenstr. 21, Raum: Germanistik |
(18.10.) |
Helmut Pfeiffer |
Illusions perdues hat Honoré de Balzac einen seiner berühmtesten Romane (1837-1844) genannt und damit zugleich den Roman des 19. Jhs. unter ein besonders aufschlussreiches Motto gestellt. Tatsächlich erzählen die großen Romane des 19. Jhs. von nichts so eindringlich wie von Desillusionierungsprozessen: vom erotischen, künstlerischen, politischen Illusionsverlust. Hatte am Beginn des Jahrhunderts des siegreichen Bürgertums noch der Bildungsroman mit seinen Konzepten positiver Lebensgestaltung gestanden, erzählt der Roman des 19. Jhs. bevorzugt vom Scheitern aller Lebensentwürfe. Im HS werden drei berühmte Beispiele des Desillusionsromans aus der deutschen, französischen und amerikanischen Literatur untersucht: Herman Melville: Pierre or The Ambiguities (1852), Gottfried Keller: Der grüne Heinrich (1854/55), Gustave Flaubert: L’éducation sentimentale (1869). |
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(HU /52332)
- HS - |
Marcel Proust. A la recherche du temps perdu
; Do 10.00-12.00 - HU, Institut für Romanistik, Dorotheenstr. 65, Raum 4.45 |
(20.10.) |
Helmut Pfeiffer |
Ziel des Seminars ist eine Verbindung von mikroskopischer und makroskopischer Interpretation. Erwartet wird daher die Lektüre des gesamten Werkes. Leitlinien der Interpretation werden sein: Erzählverfahren, Modalitäten der Erinnerung, Kunstreflexion, Raumartikulation, Metaphorik, Textgenese und Textarbeit. Primärtexte: Marcel Proust, Du côté de chez Swann; Sodome et Gomorrhe; La prisonnière; Le temps retrouvé Literatur: Hans Robert Jauss, Zeit und Erinnerung in Marcel Prousts ‘A la recherche du temps perdu’, Heidelberg 1970; Gilles Deleuze, Marcel Proust et les signes, Paris 1970; Jean-Yves Tadié, Proust et le roman, Paris 1986; Vincent Descombes, Proust: philosophie du roman, Paris 1987; Julia Kristeva, Le temps sensible. Proust et l’expérience littéraire, Paris 1994. |
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