(13 455)
- V - |
Die Geschichte des Helldunkels
(2 SWS); Mi 10.00-12.00 - Koserstr. 20, Hs B (Hörsaal) |
(16.4.) |
Werner Busch |
In der Kunst seit der Renaissance konkurrieren zwei Modelle: das klassische und das unklassische, das linien- und das farbenregierte. Nur das klassische hat eine Theorie hervorgebracht, in der das unklassische als bloß naturnachahmend abqualifiziert wird, während es selbst einer vorgängigen Idee, die sich im „disegno“ niederschlägt, folgt. Während das klassische, das später das akademische wird, eine stufenweise Zeichenpraxis entwirft, für die, der Theorie nach, die farbige Endfassung eine bloße Materialisierung der Idee darstellt, gewinnt das unklassische den Bildsinn auf der Leinwand unmittelbar im malerischen Prozess. Das unklassische Modell, sensibilisiert für die Möglichkeiten farbiger Gestaltung in allen Nuancen, lotet auch die Möglichkeiten des Helldunkels aus. Differenzierte Tonalität produziert Kunst als Erscheinung und fordert einen starken Betrachteranteil ein. Die Geschichte des Helldunkels soll von Tizian – mit Rückblick auf Leonardo – über den Clairobscurholzschnitt, Caravaggio, Rembrandt, Velazquez bis zu Constable und Turner und ihren Druckgraphiken verfolg werden. Literatur: Marta Cencillo Ramírez, Das Helldunkel in der italienischen Kunsttheorie des 15. und 16. Jahrhunderts, Münster 2000, René Verbraeken, Clair-obscur, Nogent-Le-Roi 1979; Kat. Ausst. Von Cranach bis Baselitz. Meisterwerke des Clairobscur-Holzschnitts, Herzog Anton Ulrich-Museum Braunschweig 2003; sonst zu den einzelnen Künstlern. |
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Veranstaltung entfällt! |
(13 456)
- V - |
Caravaggio
(2 SWS); Mo 16.00-18.00 - Koserstr. 20, Hs B (Hörsaal) |
(14.4.) |
Klaus Krüger |
Als Künstlerpersönlichkeit, deren Werk der Malereigeschichte radikale Neuerungen von fast unübersehbar breiter Wirkung bescherte, zog Caravaggio schon zu Lebzeiten eine blühende Mythenbildung auf sich. In ihrem Zentrum stand von Anbeginn das Schlagwort vom frappanten Realismus seiner Malerei ("stupor della natura..."). Mit ihm verband sich die Vorstellung vom Künstler als einem "Bohemien" und "Außenseiter der Gesellschaft" (Wittkower), der seinen künstlerischen Ausdruck in einer ebenso konkreten wie sinnlich-zupackenden Bildsprache suche. Die Kunstgeschichtsschreibung hat erst in jüngerer Zeit begonnen, sich von diesem einsinnigen Verständnis zu lösen, um an seine Stelle differenziertere Erklärungsmodelle zu setzen. Der Wandel zu einer historisch reflektierten und vielschichtiger angelegten Auffassung von Caravaggios Kunst verdankt sich nicht nur einer zunehmenden Präzisierung der Fakten- und Materialkenntnis, sondern ebenso sehr einer veränderten Interessenlage der Forschung selbst, die vor dem Hintergrund aktueller Diskurse über die Spezifik bildlicher Präsenzeffekte und generell über den Zusammenhang von Imagination, Projektion und Performanz in der Malerei neue Fragestellungen und Perspektiven entwirft. Die Vorlesung möchte diese Fragestellungen kritisch aufgreifen und sie in historischer wie systematisch Hinsicht auf ihren historischen Aussagewert hin zu überprüfen. Grundlage hierzu soll die gemeinsame Erarbeitung eines möglichst umfassenden Überblicks über das Oeuvre Caravaggios wie auch über die künstlerische Situation in Rom 'um 1600' sein. Einführende Literatur: R. Wittkower, Art and Architecture in Italy 1600-1750 (Pelican History of Art), Harmondsworth 1982 (seither mehrere neue Auflagen). M. Cinotti, "Michelangelo Merisi detto il Caravaggio (Con saggio critico di G. A. Dell'Acqua)", in: I Pittori bergamaschi dal XIII al XIX secolo. Il Seicento, vol. I, Bergamo 1983, 203-641 (grundlegender Werkkatalog, mit ausführlichem Forschungsstand zu den einzelnen Gemälden). H. Hibbard, Caravaggio, New York 1983 (einführende Monographie mit handlichem Werkkatalog). G. B. Marini, Michelangelo Merisi da Caravaggio, "pictor praestantissimus, Rom 1989 (mit ausführlichem Werkatalog). H. Kretschmer, "Beobachtungen zur Bildsprache von Caravaggio",in: Aufsätze zur Kunstgeschichte. Festschrift für Hermann Bauer zum 60. Geburtstag, hg. v. K. Möseneder und A. Prater, Hildesheim-Zürich-New York 1991, 169-182 (eindringliche Skizze zum Bildverständnis bei Caravaggio). E. König, Michelangelo Merisi da Caravaggio 1571-1610, Köln 1997 (mit zahlreichen Farbabbildungen). C. Puglisi, Caravaggio, London 1998 (Gesamtüberblick unter Einbezug des zeitgenössischen Kontextes lombardischer und römischer Malerei, zahlreiche Farbabbildungen). |
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(13 472)
- V - |
Architektur des Faschismus in Italien und des Nationalsozialismus in Deutschland
(2 SWS); Do 16.00-18.00 - Koserstr. 20, Hs B (Hörsaal) |
(24.4.) |
Harold Hammer-Schenk |
In Italien und Deutschland gehörten Architektur und Städtebau aus politisch-ideologischen Gründen zu den wichtigen Mitteln der Lenkung der Bevölkerung. Dafür wurde Architektur in unterschiedlichen Erscheinungen eingesetzt. Man kann deshalb von faschistischen Architekturen sprechen. Das Weiterexistieren der Moderne gehört in Italien zu den auffallendsten Erscheinungen. Die politischen Grundlagen, die formalen Voraussetzungen der Architekturen, die Biographien und Werke der wichtigsten Architekten, die bauliche Gestaltung einzelner Städte sollen im Mittelpunkt stehen. Einführende Literatur: Hartmut Frank (Hrgb.), Faschistische Architekturen.. Planen und Bauen in Europa 1930 bis 1945, Hamburg 1985 (Stadt, Planung, Geschichte 3). Frank-Bertolt Raith, Der heroische Stil. Studien zur Architektur am Ende der Weimarer Republik, Berlin 1997. Winfried Nerdinger, Macht, Erinnerung: Stellungnahmen, München 2004. |
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(13 495)
- V - |
Bild und Text im Spätmittelalter
(2 SWS); Do 18.00-20.00 - Koserstr. 20, Hs B (Hörsaal) |
(17.4.) |
Eberhard König |
Das Bild erreicht im Verlauf des 14. und 15. Jahrhunderts immer größere Autonomie. Manche Bilderhandschrift (Bestiaire d’amour des Richard de Fournival, Defensorium inviolatae virginitatis beatae Mariae des Franz von Retz) eröffnet mit Überlegungen zum Zusammenspiel von Lesen und Bildbetrachten zur Stärkung des Gedächtnisses und zur Läuterung des Geistes. Von den Handschriften, die ich in jüngster Zeit kommentiert habe (Bedford Hours, Grandes Heures de Rohan, Defensorium, Gulbenkian LA 135) ausgehend, werde ich die verschiedenen Arten der Wahrnehmung von Text und Bild diskutieren. Dabei ergeben sich gleichsam nebenbei Überblicke zum Verhältnis von Altem und Neuem Testament, zur Ikonographie und zu wichtigen Buchtypen, mit Querverweisen auf Werke der Monumentalmalerei. Literatur: Ein Blick in meine Schriften wäre nicht schlecht (über Webseite des Instituts zu erschließen). |
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(13 453)
- S/PS - |
Marienfrömmigkeit bis zur Reformation
(2 SWS) (max. 20 Teiln.); Fr 12.00-14.00 - Koserstr. 20, A 124 (Übungsraum) |
(18.4.) |
Thomas Blisniewski |
Schon früh nimmt Maria in der christlichen Heilsbotschaft eine herausragende Stelle ein, die durch die Beschlüsse der ökumenischen Konzilien gefestigt wird und sehr eng mit der Christologie verbunden ist. Diese Rolle wird z.B. dadurch deutlich, daß Maria bereits während des Konzils von Ephesus (431) als „θεοτοκος“ (= Gottesgebärerin) bezeichnet wird: oder auch durch das Dogma der „Immaculata Conceptio“ (=unbefleckte Empfängnis) Mariens. Zwar wurde dieses erst 1854 verkündet, doch reicht der Glaube an die Auserwähltheit Mariens (und auch ihre immerwährende Jungfräulichkeit) bis in die Frühzeit des Christentums zurück. Thema des Seminars soll eine Darstellung der Marienfrömmigkeit bis zur Reformation sein. Zuerst soll die Vita der Gottesmutter ikonographisch analysiert werden (Mariengeburt, Erziehung der Maria, Verkündigung, Heimsuchung, Christgeburt etc bis hin zur leiblichen Aufnahme in den Himmel). Der zweite Block ist der speziellen Marienfrömmigkeit und Vorbildhaftigkeit Mariens gewidmet (Marienwallfahrten, Marienreliquien, Maria als Tugendsymbol). Zusätzlich zu den Sitzungen im Kunsthistorischen Institut, wird es wieder Besuche der Berliner Museen geben. Literatur wird während des Seminarverlaufs genannt. |
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(13 459)
- S/PS - |
Einführung in die Geschichte der graphischen Techniken
(2 SWS) (max. 20 Teiln.); Di 14.00-16.00 - Koserstr. 20, A 127 (Übungsraum) |
(15.4.) |
Werner Busch |
Da eine Reihe der zentralen graphischen Techniken vom 14. bis zum 16. Jahrhundert entstanden ist (Holzschnitt, Kupferstich, Radierung, Clairobscurholzschnitt), gilt dieser Zeit das Hauptaugenmerk der ersten Hälfte des Seminars. Da vom späten 17. bis zum frühen 19. Jahrhundert eine Fülle neuer Techniken hinzuerfunden wird (Mezzotinto, Aquatinta, Crayonmanier, Farbstich, Lithographie) steht diese Zeit im Zentrum der zweiten Hälfte des Seminars. Literatur: Walter Koschatzky, Die Kunst der Graphik, Hersching 1990; Ernst Rebel, Druckgrafik: Geschichte-Fachbegriffe, Stuttgart 2003 (Reclam-Taschenbuch: kaufen!) |
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(13 460)
- S/PS - |
Kunstgeschichte und Postkoloniale Theorie. Lektürekurs
(2 SWS) (max. 20 Teiln.); Do 10.00-12.00 - Koserstr. 20, A 121 (Übungsraum) |
(17.4.) |
Karin Gludovatz |
Das Seminar beschäftigt sich anhand ausgewählter kunsthistorischer und theoretischer Texte mit der Konstruktion kultureller, ethnischer und geschlechtlicher Identitäten in Prozessen der Kolonialisierung, der Dekolonialisierung und der Globalisierung bzw. mit der diese Prozesse begleitenden Theoriebildung. Dabei ist zu fragen, wie global ‚die‘ Kunstgeschichte überhaupt sein kann und wie Kunst, Kunstbetrieb und Kunstgeschichte auf solche politischen Herausforderungen reagierten bzw. reagieren, etwa mit einer ‚Internationalisierung‘ der Gegenwartskunst in Großausstellungen und Biennalen, mit der musealen Präsentation ‚außereuropäischer‘ Kunst in europäischen Sammlungen oder einer Repräsentationskritik, die sich mit der Voraussetzung pluraler Subjektpositionen und kultureller Differenzen von hierarchisierenden Dichotomien absetzen will. Das Proseminar bezieht sich dabei teilweise auf Probleme, die in der im SoSe 08 am Institut stattfindenden Universitätsvorlesung „Transkulturelle Perspektiven afrikanischer Kunst(Geschichte)“ verhandelt werden, bzw. werden auch Texte von Kunsthistoriker/innen diskutiert, die in der Reihe sprechen. Empfohlen ist weiterhin eine Kombination dieses Kurses mit dem von Dr. Margit Kern zum Thema „Bildmagie – Transkulturelle Perspektiven auf die Wirkmacht der Bilder“ (Mi 14-16 Uhr). Da es sich bei dem Seminar um einen Lektürekurs handelt, setzt eine Teilnahme die Bereitschaft zur Bewältigung eines wöchentlichen Lesepensums (deutsch- bzw. englischsprachiger Texte) und zur Diskussion voraus! Literatur (Auswahl): Rasheed Araeen, Die Kunstgeschichte und ihre Anderen, in: Christian Kravagna (Hg.), Agenda. Perspektiven kritischer Kunst, Wien-Bozen 2000, S. 116-132; Homi K. Bhabha, Postmodernism/Postkolonialism, in: Robert Nelson, Richard Shiff (Hg.), Critical terms for Art History, Chicago 1996, S. 307-322; Hans Belting, Lydia Haustein (Hg.), Das Erbe der Bilder. Kunst und moderne Medien in den Kulturen der Welt, München 1998; James Elkins (Hg.), Ist Art History global?, New York 2007; Annegret Friedrich, Birgit Haehnel, Viktoria Schmidt-Linsenhoff, Christina Threuter (Hg.), Projektionen. Rassismus und Sexismus in der Visuellen Kultur, Marburg 1997; Stuart Hall, Rassismus und Kulturelle Identität, Hamburg 1994; Stuart Hall: Wann war „der Postkolonialismus“? Denken an der Grenze. In: Elisabeth Bronfen, Benjamin Marius, Therese Steffen (Hg.): Hybride Kulturen. Beiträge zur anglo-amerikanischen Multikulturalismusdebatte. Tübingen 1997, 219–246; Susan Hiller (Hg.), The myth of primitivism. Perspectives on Art, London-New York 1991; Christian Kravagna (Hg.), Routes. Imagining travel and migration, Frankfurt 2006; Olu Oguibe, Okwui Enwezor, Reading the Contemporary. African Art from Theory to the Marketplace, London 1999; Viktoria Schmidt-Linsenhoff (Hg.), Postkolonialismus, Osnabrück 2002 (= Kunst und Politik. Jahrbuch der Guernica-Gesellschaft, Bd. 4/2002); Viktoria Schmidt-Linsenhoff: Das koloniale Unbewusste der Kunstgeschichte. In: Irene Below, Beatrice von Bismarck (Hg.): Globalisierung/Hierarchisierung. Kulturelle Dominanzen in Kunst und Kunstgeschichte. Marburg 2005, 19–38; Gaytrie Chakravorty Spivak, In Other Worlds: Essays in Cultural Politics, New York-Methuen 1987; Peter Weibel (Hg.), Inklusion:Exklusion. Versuch einer neuen Kartografie der Kunst im Zeitalter von Postkolonialismus und globaler Migration, Köln 1997 |
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(13 462)
- S/PS - |
Bildmagie – Transkulturelle Perspektiven auf die Wirkmacht der Bilder
(2 SWS) (max. 20 Teiln.); Mi 14.00-16.00 - Koserstr. 20, A 121 (Übungsraum) |
(16.4.) |
Margit Kern |
In Konflikten um den Gebrauch religiöser Bilder bemühte sich die kirchliche Obrigkeit über Jahrhunderte hinweg, genau festzulegen, wann der Glaube an die Präsenz einer sakralen Wirkmacht in bestimmten Repräsentationen zulässig war und was es als illegitime magische Bildverwendung zu bekämpfen galt. In der Praxis war diese Unterscheidung jedoch nicht immer leicht durchsetzbar. Die Semantisierungen erwiesen sich als durchaus wandlungsfähig und instabil. In der Begegnung verschiedener Frömmigkeitskulturen wurde ein verändertes Bildverständnis ausgehandelt, und es wurde versucht, dem offiziellen Bildgebrauch andere Praktiken an die Seite zu stellen. Dabei zeichnen sich Verschiebungen ab, so etwa wenn in der Vorstellung der Gläubigen beim Umzug mit dem Palmesel nicht die Berührung mit der Figur Christi, sondern die mit dem hölzernen Esel für die Erzeugung von Sakramentalien, von heilsvermittelnden Palmzweigen, ausschlaggebend war. Ein ähnliches Phänomen ist im Vizekönigreich Peru zu beobachten, wo an manchen Orten das Pferd des Apostels Jakobus mehr Verehrung erfuhr als der heilige Reiter. Im Rahmen des Seminars werden wir uns mit verschiedenen Konzepten von Sakralität beschäftigen und dabei auch diskutieren, wie differierende Vorstellungen von sakraler beziehungsweise magischer Wirkmacht in Übersetzungs- oder Hybridisierungssituationen synthetisiert werden, so etwa im Verhältnis von byzantinischen Ikonen zu Gnadenbildern der Frühen Neuzeit oder von europäischen Reliquiaren zu afrikanischen Spiegel- oder Nagelfetischen. Darüber hinaus stellt sich die Frage nach dem Ursprung dieser besonderen Kraft von Bildern: Verleiht eine bestimmte formale Beziehung zwischen Urbild und Abbild einem Artefakt magische Potenz, oder handelt es sich bei der Zuschreibung von Wirkmächtigkeit um ein Sekundärphänomen, das aufgrund eines Mythos oder eines besonderen Rituals entsteht und so ein spezifisches Objekt von anderen gleichgestalteten unterscheidbar macht? Einführende Literatur: David Freedberg, The Power of Images. Studies in the History and Theory of Response, Chicago / London 1989; Hans Belting, Bild und Kult. Eine Geschichte des Bildes vor dem Zeitalter der Kunst, München 1990; Horst Bredekamp, Repräsentation und Bildmagie als Formproblem, München 1995; Tom Cummins, A Tale of Two Cities: Cuzco, Lima, and the Construction of Colonial Representation, In: Kat. Ausst. Converging Cultures. Art &Identity in Spanish America, hrsg. von Diana Fane, The Brooklyn Museum 1996, New York 1996, S. 157–170; Kat. Ausst. Bildersturm. Wahnsinn oder Gottes Wille?, hrsg. von Cécile Dupeux, Peter Jezler und Jean Wirth, Bernisches Historisches Museum, Straßburg, Musée de l’Œuvre Notre-Dame, München 2000; Hans Belting, Bild-Anthropologie. Entwürfe für eine Bildwissenschaft, München 2001; Karl-Heinz Kohl, Die Macht der Dinge. Geschichte und Theorie sakraler Objekte, München 2003; Diane Ciekawy, Art. „Magic“, in: New Dictionary of the History of Ideas, hrsg. von Maryanne Cline Horowitz, 6 Bde., Detroit u.a. 2005, Bd. 4, S. 1330–1334; Hartmut Böhme, Fetischismus und Kultur. Eine andere Theorie der Moderne, 2. Aufl. Reinbek 2006. |
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(13 463)
- S/PS - |
Vom Musterbuch zur Naturstudie. Zeichnung im Mittelalter zwischen Überlieferung und Entwurf
(2 SWS) (max. 20 Teiln.); Mi 16.00-18.00 - Koserstr. 20, A 124 (Übungsraum) |
(16.4.) |
Wolf-Dietrich Löhr |
Es war lange eine Streitfrage der kunsthistorischen Forschung, ob es die entwerfende Zeichnung innerhalb der Malerei im Mittelalter überhaupt gegeben hat, oder ob die Künstler allein aus ihrer „Bilderinnerung“ (Oertel) geschöpft haben. Die heute bekannten Text- und Bildquellen liefern allerdings ein differenzierteres Bild, das uns einen Überblick über Funktionen der Zeichnung zwischen Überlieferungsträger, aktiver Kunst- und Naturstudie und eigenständigem Entwerfen ermöglicht. Dazu soll zuerst anhand von Quellentexten aus Kunsttheorie und Literatur eine knappe Begriffsgeschichte zur Zeichnung zwischen 1000 und 1400 entwickelt werden. Danach wollen wir wesentliche Hauptwerke in den Blick nehmen, etwa das sog. Bauhüttenbuch des Villard de Honnecourt, die verschiedenen deutschen und italienischen Musterbücher bis zum Werkstattbuch des Giovannino de’ Grassi, aber auch die ikonographischen Handbücher der Ostkirche. Daneben betrachten wir die monumentale Tradition, etwa die heute zutage liegenden Sinopien (Unterzeichnungen) der Freskenzyklen (v.a. Pisa, Camposanto) und Vorzeichnungen auf Tafelgemälden. Der Schwerpunkt liegt schließlich gegen Ende des Semesters auf Beispielen des Kupferstichkabinetts, die wir ausführlich im Original betrachten werden. Literatur: Robert Oertel, Wandmalerei und Zeichnung in Italien. Die Anfänge der Entwurfszeichnung und ihre monumentalen Vorstufen, Mitteilungen des Kunsthistorischen Institutes in Florenz, 5, 1940, S. 217-313 // Robert W. Scheller, Towards a typology of medieval drawings, in: Walter Strauss u. Tracie Felker (Hgg.), Drawings defined. New York 1987, S. 13-34. // Robert Scheller, Exemplum. Model-Book Drawings and the Practice of Artistic Transmission in the Middle Ages (ca. 900- ca. 1470). Amsterdam 1995. // Die italienischen Zeichnungen des 14. und 15. Jahrhunderts im Berliner Kupferstichkabinett: kritischer Katalog, hg. v. Hein-Th. Schulze Altcappenberg, Berlin 1995. // Carmen Bambach, Drawing and painting in the Italian Renaissance workshop: theory and practice, 1300 - 1600, Cambridge 1999. |
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Veranstaltung entfällt! |
(13 465)
- S/PS - |
Bilderrahmen – Bildergrenzen
(2 SWS) (max. 20 Teiln.); Mi 12.00-14.00 - Koserstr. 20, A 124 (Übungsraum) |
(16.4.) |
Christian Seifert |
Im Mittelpunkt des Seminars stehen die verschiedenen Formen und Funktionen von Bildeinfassungen von der klassischen Antike bis in die Gegenwart. Besonderes Augenmerk gilt dabei dem häufig vernachlässigten Objekt „Bilderrahmen“. Weiterhin werden auch gemalte Rahmen, Scheinrahmen, architektonische Rahmen und Künstlerrahmen berücksichtigt. An ausgesuchten Beispielen vornehmlich der Tafelmalerei, aber auch der Wandmalerei und Tapisseriekunst, wird die Vielfalt von Rahmen und Rahmungen vorgestellt. Zum Vergleich werden auch Werke der Graphik, der Skulptur und des Kunstgewerbes herangezogen. Der Schwerpunkt liegt auf den Epochen vom Spätmittelalter bis zur Klassischen Moderne. Die Rahmen werden dabei nicht losgelöst vom Bild, sondern in ihrem jeweiligen Verhältnis zum Bild betrachtet. Einbezogen werden dadurch Grundprobleme von Bild, Bildausschnitt, Bildgrenzen und Bildwirkung. Das Seminar betrachtet somit Bilderrahmen und Bildergrenzen unter praktischem und theoretischem Aspekt. Ein Besuch der Gemäldegalerie und des Rahmendepots der Gemäldegalerie ist geplant. Einführende Literatur: Überblickswerke zu Bilderrahmen verschiedener Epochen: Werner Ehlich, Bilderrahmen von der Antike bis zur Romanik, Dresden 1979; Claus Grimm, Alte Bilderrahmen. Epochen – Typen – Material, München 1978; Hannelore Nützmann u. a., Schöne Rahmen. Aus den Beständen der Berliner Gemäldegalerie (Reihe Bilder im Blickpunkt), Ausstellungskatalog Berlin (Gemäldegalerie) 2002; Eva Mendgen (Hg.), In Perfect Harmony. Bild und Rahmen 1850-1920, Ausstellungskatalog Amsterdam (Van Gogh Museum)/Wien (Kunstforum) 1995. |
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(13 466)
- S/PS - |
Non Finito in der Geschichte der Bildhauerei - unvollendete Skulptur als Spiegel von Technik und Werkprozess
(2 SWS) (max. 20 Teiln.); (Mit Tagesexkursion und Besuch einer Bildhauerwerkstatt) Mi 12.00-14.00 - Koserstr. 20, A 394 (Übungsraum) |
(16.4.) |
Guido Siebert |
Hinter der Auseinandersetzung um die ästhetische Herausforderung des Non-finito bleibt die augenscheinliche Offenlegung von Bildhauertechnik und Werkprozess in der kunstwissenschaftlichen Untersuchung meist zurück. Dabei offenbart infinite Skulptur in einzigartiger Weise das Herangehen des Künstlers an sein Material, konserviert vorhandene und fehlende Schritte zum vollendeten Kunstwerk und ermöglicht den Blick auf den künstlerischen Schaffensprozess und die Formvorstellung. Das Seminar möchte in Beobachtung der Werkzeugspuren Antworten darauf geben, welche technischen Herstellungsmethoden gebräuchlich waren und wie sich künstlerische Überlegungen aufdecken lassen. Fragen nach Punktierverfahren in der Antike, Bildhauerzeichnungen im Mittelalter und Modellverwendung in der Renaissance sollen Klärung finden. Avant oder après la pose? Bearbeitung vor oder nach dem Versetzen? Vergleichendes Sehen und Bewusstmachung baulicher Abläufe erleichtern das Verständnis und verringern die Distanz zum Kunstwerk. Zahlreiche Zeugen abgebrochener Arbeitsgänge bei der Ausführung mittelalterlicher Skulptur stehen museal oder in situ zur Verfügung und gestatten sowohl eingehende Diskussion der Entstehung als auch die Disposition im Bauverlauf. Ein Beispiel ist das Tympanon im Ostchor des Naumburger Domes. An der Orvietaner Domfassade wurden Reliefs im unfertigen Zustand versetzt, deren Teile offensichtlich von unterschiedlichen Steinmetzen stammen. An ihnen lässt sich beginnende Arbeitsteilung und Motiv-Spezialisierung demonstrieren. In der englischen Bauornamentik treffen wir auf unfertige Kapitelle, an denen sich Arbeitsschritte ablesen lassen, die eine stufenweise steinmetzmäßige Entstehung von Kapitellen experimentell nachvollziehbar machen. Mit der Anschauung des Non-finito in der Bildhauerei Michelangelos tritt das Seminar auf die Schwelle zwischen Vision und Vollendung und nimmt teil an der Spannung, mit der das unvollendete Kunstwerk der Renaissance die Betrachter folgender Jahrhunderte ästhetisch herausforderte. Einführende Literatur: Silvia Nolte, Steinbruch–Werkstatt–Skulptur. Untersuchung zu Aufbau und Organisation griechischer ildhauerwerkstätten, Göttingen 2006; William Travis, Unfinished Romanesque Sculpture, in: Athanor, 11, 1992, S. 12-21. Danielle Valin Johnson, The Analysis of Romanesque Architectural Sculpture: Verifying the Steps of a Methodology, Gesta, Vol. 28, No. 1. (1989), S. 11-20. Piero Sanpaolesi, Il „non-finito“ di Giovanni Pisano, in: Marmo, 3. Band, 1964, S. 10-27. Raphael Rosenberg, Beschreibungen und Nachzeichnungen der Skulpturen Michelangelos. Eine Geschichte der Kunstbetrachtung, München 2000. Giorgio Vasari, Lebensläufe der berühmtesten Maler, Bildhauer und Architekten, Zürich 1974. Probleme des „non-finito“. Unvollendete Kunstwerke von den Ägyptern bis zur Gegenwart: Du. Zeitschrift für Kultur, Nr. 218, April 1959; J. A. Schmoll gen. Eisenwerth (Hg.), Das Unvollendete als künstlerische Form. Ein Symposion, Bern/München 1959. |
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(13 467)
- S/PS - |
Giovan Pietro Belloris "Vite". Künstlerbiographik und Kanonbildung
(2 SWS) (max. 20 Teiln.); Mi 10.00-12.00 - Koserstr. 20, A 394 (Übungsraum) |
(16.4.) |
Ulrike Tarnow |
Giovan Pietro Belloris 1762 in Rom erschienene Sammlung von Künstlerviten gehört zu den bedeutendsten Quellenschriften der barocken Kunst und hat die kunsthistorische Methodik bis heute geprägt. Die zwölf Lebensbeschreibungen von Malern, Architekten und Bildhauern versammeln nicht nur italienische Künstler wie Raffael, Caravaggio, die Carracci oder Domenichino, sondern auch bedeutende nordeuropäische Künstler wie Poussin, Rubens, van Dyck und Duquesnoy. Das Konzept einer exemplarischen und dabei übernational orientierten Künstlerauswahl bedeutet den Bruch mit – und eröffnet zugleich eine Alternative zu – dem auf Vasari aufbauenden und bisher vorherrschenden Modell einer regionalen und diachron aufgebauten Kunstgeschichte. Zu fragen ist nicht nur, inwieweit die Auswahl und Behandlung der Künstler in Belloris Viten das normative Konzept einer klassizistisch-idealistischen Ästhetik spiegelt, das er selbst in der Vorrede zu seinem Werk skizziert, und damit zugleich einen langfristig wirksamen Kanonbildung codifiziert. Vor allem Belloris an antiken Vorläufern orientiertes Verfahren der Ekphrasis, der beschreibend erläuternden Analyse von Bildern soll auf seine Topoi, seine Mechanismen der Rhetorisierung, der Stilisierung und selektiven Herausstellung bzw. Ausblendun von Bildaspekten, auf die Frage seiner visuellen Quellen wie auch seines sich hier manifestierenden Medienbewusstseins hin untersucht werden. Da der Text Belloris bisher nicht ins Deutsche übersetzt ist, sind gute Englisch- und/oder Italienischkenntnisse Voraussetzung zur Teilnahme. Textausgaben: Giovan Pietro Bellori: Le vite de’ pittori, scultori ed architetti moderni, Rom 1672, hg. v. Evelina Borea, Turin 1976; Ders.: The lives of the modern painters, sculptors, and architects: a new translation and critical edition, hg. v. Alice Sedgwick Wohl u. Hellmut Wohl, Cambridge 2005. Einführende Literatur: Art history in the age of Bellori: scholarship and cultural politics in seventeenth-century Rome, hg. v. Janis Bell u. Thomas Willette, Cambridge 2002; L’Idea del bello. Viaggio per Roma nel Seicento con Giovan Pietro Bellori, Katalog d. Ausstellung Rom 2000, hg. v. Evelina Borea u. Carlo Gasparri, Rom 2000; Oskar Bätschmann, Giovan Pietro Belloris Bildbeschreibungen, in: Beschreibungskunst - Kunstbeschreibung. Ekphrasis von der Antike bis zur Gegenwart, hg. von Gottfried Boehm und Helmut Pfotenhauer. München 1995, S. 279-313 |
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Veranstaltung entfällt! |
(13 468)
- S/PS - |
Das Porträt in der frühen Neuzeit
(2 SWS) (max. 15 Teiln.); Do 14.00-16.00 - Koserstr. 20, A 163 (Übungsraum) |
(17.4.) |
Caroline Zöhl |
Das Seminar beschäftigt sich in vergleichenden Betrachtungen mit der Entwicklung der Porträtmalerei von den Anfängen bis 16. Jahrhundert. Ausgehend von den Errungenschaften der frühneuzeitlichen Bildnismalerei in der Darstellung von Individuen und ihrer unverwechselbaren Physiognomie werden vor Porträts in Malerei und Plastik Fragen nach Form und ursprünglicher Funktion der Bildnisse, Rollen und Gender, der Ähnlichkeit, dem Verhältnis von Äußerem und Innerem – Körper und Seele – sowie dem Verhältnis von konventionellen Vorgaben zu individuellen künstlerischen Lösungen gestellt. Ein Teil des Seminars findet vor Originalen in der Gemäldegalerie und im Bodemuseum statt. Einführende Literatur: Andreas Beyer, Das Porträt in der Malerei, München 2002; Gottfried Boehm, Bildnis und Individuum. Über den Ursprung der Portraitmalerei in der italienischen Renaissance. München 1985; Lorne Campbell, Renaissance Portraits. European Portrait Painting in the 14th, 15th and 16th Centuries, New Haven u. London 1990; Enrico Castelnuovo.: Das künstlerische Porträt in der Gesellschaft. Das Bildnis und seine Geschichte in Italien von 1300 bis heute. Frankfurt a. M. 1993; Angelika Dülberg, Privatporträt. Geschichte und Iconologie einer Gattung, Berlin 1987; Petra Kathke, Porträt und Accessoire. Eine Bildnisform im 16. Jahrhundert. Berlin 1997; Rudolf Preimesberger und Hannah Baader (Hg.), Porträt. Geschichte der klassischen Bildgattungen in Quellentexten und Kommentaren Bd. 2, Berlin 1999; Paul Ortwin Rave, Stichwort "Bildnis" im RDK (Reallexikon zur deutschen Kunstgeschichte), Bd. II, Sp. 639-680; Wilhem Schlink, (Hg.), Bildnisse: Die europäische Tradition der Portraitkunst. Freiburg 1997. |
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(13 471)
- S/PS - |
Moving Pictures - Texte zu Film als Kunst
(2 SWS) (max. 20 Teiln.); Mo 12.00-14.00 - Koserstr. 20, A 127 (Übungsraum) |
(14.4.) |
Jürgen Dehm |
Filmaufnahmen stellen durch Komponenten wie Bewegung, Zeit, Ton u.a. einen erweiterten Analyseanspruch an Kunsthistoriker als dies die traditionelle Gattungstrias von Malerei, Bildhauerei und Architektur erfordert. Zudem stellt sich bei der Filmanalyse grundsätzlich die Frage, für welche Art von Aufnahmen (narrativer Film, “Künstlerfilm”, Avantgarde-Film) sich welche methodische Annährung anbietet. Durch die gemeinsame Lektüre von Texten zur Film- und Kunsttheorie sollen im Seminar unterschiedliche Annäherungen an das Medium Film aufgezeigt werden. Dabei ergibt sich notwendigerweise auch eine Einführung in die filmtheoretische Terminologie. Einzelne methodische Ansätze sollen in Referaten vorgestellt und anhand repräsentativer Filmbeispiele gemeinsam diskutiert werden. Das Spektrum der zu bearbeitenden Texte umfasst grundlegende Schriften zur technischen Reproduzierbarkeit (Walter Benjamin), zum Medium Film (Erwin Panofsky, Rudolf Arnheim u.a.) sowie zu Modellen der semiotischen und narrativen Filmanalyse. Eine Auseinandersetzung mit der Philosophie des Kinos (Gilles Deleuze) soll ebenfalls vorgenommen werden. Die einzelnen Lektüretexte werden zu Beginn des Seminars über Blackboard bereitgestellt. Einführende Literatur: Walter Benjamin: Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit [1963]. Frankfurt 2006 // Erwin Panofsky: Style and Medium in the Motion Pictures [1947], in: Ders.: Three Essays On Style, hrsg. von Irving Lavin. London 1995 // Franz-Josef Albersmeier (Hrsg.): Texte zur Theorie des Films. 5. druchges. und erw. Aufl. Stuttgart 2003 // Thomas Hensel; Klaus Krüger; Tanja Michalsky (Hrsg.): Das bewegte Bild. Film und Kunst. München 2006. |
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(13 475)
- S/PS - |
Nicht lustig. Erzählen und Erinnern in der Sprache des Comic
(2 SWS) (max. 20 Teiln.); Do 12.00-14.00 - Koserstr. 20, A 124 (Übungsraum) |
(17.4.) |
Wolf-Dietrich Löhr,
Birgit Ziener |
Dieses Seminar widmet sich der Analyse der spezifischen ästhetischen Erzähl- und Wahrnehmungsformen des Comic (bande dessiné, graphic novel). Dessen hybride Stellung zwischen visueller und literarischer Form soll mit den methodischen Perspektiven der Kunstgeschichte und der Literaturwissenschaft untersucht werden. Durch eine (im Gegensatz zum Film) sichtbare Dominanz der sequentiellen Erzählweise – Will Eisner prägte den Begriff der sequential art – etabliert der Comic eine neue Erzähl- und Rezeptionshaltung, die ein "identifizierenden Lesen" im Spannungsfeld von ästhetischer Erfahrung und Erinnerung ermöglicht. Eine Analyse der Erzählmodi des Comic im Kontext sowohl der bildenden Kunst (Buchmalerei, Freskenzyklen, Buchdruck etc.) als auch der verschiedenen Gattungen der Literatur (Erzählung, Roman, Bildungsroman, Tagebuch etc.) soll den komplexen Topos der 'Erinnerung' als spezifisches Verhältnis von Authentizität und Fiktion, von Zitat, Referenz und reiner Kunstform nachverfolgen. Im Vordergrund stehen dabei die formalen Verfahren, etwa das Verhältnis von graphischen und malerischen Techniken, von Komposition/Layout, Schnitt, Farbe etc., die an einer Auswahl konkreter Beispiele (etwa Winsor McCay: Little Nemo, Art Spiegelmann: Maus, Pascal Croci: Auschwitz, Jens Harder:, Leviathan, Joan Sfar: Carnets de voyage, Chris Ware: Jimmy Corrigan), im Hinblick auf eine Neuordnung narrativer Möglichkeiten diskutiert werden. Literatur: Will Eisner, Comics &Sequential Art: Principles &Practice of the World's Most Popular Art Form, Cincinnati (OH) 1994 // Scott Mc Cloud, Comics richtig lesen, Hamburg 1995 // Andreas Platthaus, Im Comic vereint: eine Geschichte der Bildgeschichte, Berlin 1998 // David Carrier, The aesthetics of comics, University Park 2000 // Jan Baetens, The graphic novel, Leuven 2001 // Szenarien des Comic: Helden und Historien im Medium der Schriftbildlichkeit, hg. v. Stefanie Diekmann und Matthias Schneider, Berlin 2005. |
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(13 476)
- S/PS - |
Humor, Witz und Groteske – Formen des Komischen in der Kunst des 20. Jahrhunderts
(2 SWS) (max. 20 Teiln.); Mi 14.00-16.00 - Koserstr. 20, A 125 (Übungsraum) |
(16.4.) |
Tabea Metzel |
Witze zu erklären, ist erfahrungsgemäß ebenso langweilig wie peinlich. Humortheoretische Auseinandersetzungen haben jedoch eine lange Tradition und auch die Kunstgeschichte hat Formen des Komischen immer wieder und mit sehr unterschiedlicher Gewichtung in den Blick genommen. Das Seminar untersucht, ob und in welcher Weise Witz und Humor als ein Signum der Kunst seit der Moderne gelten können. Anhand von exemplarischen Werken sollen Begriffe und Ansätze diskutiert und erarbeitet werden, die für die Betrachtung der Kunst des 20. Jahrhunderts relevant sind. Das Seminar fragt nach der Rolle des selbstreferentiellen, provokativen, subversiven und regressiven Potentials für die Funktion des Komischen. Es widmet sich verschiedenen Aspekten des Humors, Witz' und Grotesken in der Kunst etwa der Surrealisten, des Dada und des Fluxus sowie einzelner KünstlerInnen(-kollektive) wie beispielsweise Peter Fischli und David Weiß, Rodney Graham oder Martin Kippenberger, Bruce Naumans ‚pratfalls’, den zitierten Witzen von Richard Prince oder Cindy Shermans Maskeraden und – nicht zuletzt – dem Slapstickhaften bei Marcel Duchamp.
Literatur (Auswahl): Wilhem Fraenger, Formen des Komischen, Vorträge 1920–21, 1995 Dresden. Jennifer Higgie (Hg.), The Artist's Joke [Documents of Contemporary Art], London/ Cambridge, Massachusetts 2007. Kunstforum International („Kunst und Humor“/ „Kunst und Humor II“), Bde. 120/ 121, 1992. Donald B. Kuspit, "Tart wit, wise humour", In: Artforum, Vol. 29, Nr. 5, Jan. 1991, S. 93-101. Andrea Olsen/ Lance Olsen, "Whaling the daylights out of authority: postmodern humor and Duchamp", Studies in Iconography, Vol. 11, 1987, S. 253-262. Peter Schjeldahl, "Funny peculiar: humor and sculpture in modern art after minimalism", Sculpture, Vol. 16, Nr. 10, Dez. 1997, S. 22-27. Johannes Thomas, "Humor als Signum einer anderen Moderne", in: Logik des Zufalls [Jahresring 4], hrsg. von Brigitte Oetker/ Bernhard von Loeffelholz, Köln 1997, S. 227–53. |
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(13 479)
- S/PS - |
Elektrisches Licht als künstlerisches Material
(2 SWS) (max. 20-30 Teiln.); Mo 16.00-18.00 - Koserstr. 20, A 125 (Übungsraum) |
(14.4.) |
Tobias Vogt |
Die Gegenwartskunst kommt kaum ohne Elektrizität aus. Nicht nur zur Erzeugung von Bewegung, sondern vor allem auch zur Erzeugung von Licht benötigen zeitgenössische Werke elektrischen Strom. Im Proseminar stehen Fallbeispiele der Lichtkunst aus dem gesamten 20. Jahrhundert zur Diskussion. Von Gerrit Rietvelds Soffitenlampen im De-Stijl-Design oder Lázló Moholy-Nagys Licht-Raum-Modulator führt der Weg über die Verwendung von plastischen Schriftbändern aus Neonröhren oder von Leuchtstofflampen in den sechziger Jahren bis in die jüngste Gegenwart von Jeff Wall, Olafur Eliasson oder Cerith Wynn Evans. Aufscheinen soll dabei das spezifische Wechselverhältnis von Kunstgeschichte und Technikgeschichte. Literatur: Dan Flavin: „in daylight or cool white“. An autobiographical scetch, dt. in: Minimal Art. Eine kritische Retrospektive, hg. von Gregor Stemmrich. Dresden 1995. S. 162-171. – Andrea Domesle: Leucht-Schrift-Kunst: Holzer, Kosuth, Merz, Nannucci, Nauman. Berlin 1998. – Kat. Lichtkunst aus Kunstlicht. Licht als Medium der Kunst im 20. und 21. Jahrhunderts, hrsg. von Peter Weibel und Gregor Jansen. Ostfildern 2006. |
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(13 480)
- S/PS - |
Titel von Werken bildender Kunst
(2 SWS) (max. 20-30 Teiln.); Mi 14.00-16.00 - Koserstr. 20, A 336 (Übungsraum) |
(16.4.) |
Tobias Vogt |
Das Proseminar möchte den Blick auf eine buchstäbliche Randerscheinung richten, die aber bei der Rezeption von moderner Kunst ins Zentrum des Interesses rückt. Anhand ausgesuchter Werke aus den letzten 150 Jahren soll die Bedeutung des jeweiligen Titels untersucht werden. Wann wurde er von wem vergeben oder geändert, wo ist er aufgezeichnet und vor allem in welchem Verhältnis steht er zur Skulptur oder zum Bild? Von Gustave Courbets "L’atelier du peintre, allégorie réelle déterminant une phase de sept anées de ma vie artistique", über Kasimir Malewitschs "Chernyi kvadrat" und Max Ernsts "ein lustgreis vor gewehr schützt die museale frühlingstoilette vor dadaistischen eingriffen (l’état c’est MOI!)" bis zum "Untitled" der Minimal Art oder Sherrie Levines "After Kasimir Malewitch" lässt sich ein Bogen spannen, der nicht nur in diachron historischer, sondern auch in synchroner Betrachtung von Text und Bild verschiedenartige Brüche aufweist. Da die Titel maßgeblich zur Vermarktung der Werke beitragen, interessieren überdies die Rahmen von Kunstmarkt, Ausstellungswesen und Museumspräsentation. Literatur: John Welchman: Invisible Colors. A Visual History of Titels. New Haven und London 1997. – Tobias Vogt: Untitled. Zur Karriere unbetitelter Kunst in der jüngsten Moderne. München 2006. |
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(13 481)
- S/PS - |
Geschichte und Ästhetik des Videoclips
(2 SWS) (max. 20 Teiln.); Mi 10.00-12.00 - Koserstr. 20, A 127 (Übungsraum) |
(16.4.) |
Matthias Weiß |
In einem Spannungsfeld zwischen werbestrategischem Kalkül, Synästhesieexperiment und televisuell vermitteltem Musiktheater angesiedelt, ist der Videoclip gut ein Vierteljahrhundert nach seinem Aufkommen beinahe schon eine historische Ausdrucksform. Im Rahmen des Proseminars werden Vorläufer des Musikvideos untersucht. Vor allem aber werden exemplarisch ausgewählte Fallbeispiele von Interpreten wie Madonna und Björk oder Regisseuren wie Michel Gondry und Chris Cunningham analysiert. Das besondere Augenmerk soll dabei auf Videoclips liegen, die Bezüge zu etablierten Themenbereichen der Kunstgeschichte – von den Fruchtstillleben Arcimboldos über die Bibelszenen Caravaggios und die Videoarbeiten von Ed Emshwiller bis zu den „One Minute Sculptures“ von Erwin Wurm – aufweisen. Die Lektüre englischsprachiger Primär- und Sekundärtexte wird vorausgesetzt. Einführende Literatur: Monika Bernold: „Let’s talk about Clips“. Feministische Analysen von MTV. Ein Blick auf die anglo-amerikanische Diskussion, in: Medien Journal 16/3 (1992), S. 133–139. – Joe Gow: Making Sense of Music Video: Research During the Inaugural Decade, in: Journal of American Culture 15/3 (1992), S. 35–43. – Henry Keazor und Thorsten Wübbena: Video Thrills The Radio Star. Musikvideos: Geschichte, Themen, Analysen, Bielefeld 2005. – Klaus Neumann-Braun (Hg.): Viva MTV! Popmusik im Fernsehen, Frankfurt/Main 1999. – Klaus Neumann-Braun: Videoclips und Musikfernsehen. Eine problemorientierte Kommentierung der aktuellen Forschungsliteratur, Berlin 2006. – Matthias Weiß: Madonna revidiert. Rekursivität im Videoclip, Berlin 2007. |
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(13 499)
- S/PS - |
TROMPE L’OEIL. Die Kunst der Augentäuschung
(2 SWS) (max. 20 Teiln.); Seminar für Anfänger und Fortgeschrittene Mo 12.00-14.00 - Koserstr. 20, A 121 (Übungsraum) |
(14.4.) |
Bärbel Hedinger |
Die Kunst der Augentäuschung, auf welche der Begriff „trompe l’oeil“ abzielt, nimmt ihren Ausgang in der Antike. Im Wettstreit zwischen Zeuxis und Parrhasios um den höchsten Grad illusionistischer Darstellung der Wirklichkeit hat dieses Bestreben ein frühes, nachdrückliches Exemplum gefunden. Die ästhetische Grenze zwischen Bild und Wirklichkeit durch zeichnerische und malerische Techniken bis an den äußersten Punkt der Sinnestäuschung zu treiben, so daß der Betrachter mit Händen zu greifen glaubt, was ihm doch nur als Darstellung gegenübertritt, stellt eine künstlerische Strategie der Nachahmung der Natur (Mimesis) dar, die in zahlreichen Epochen aufgegriffen und immer wieder neu zu kunstvoll stupenden Ergebnissen geführt wurde. Das Seminar will dem Trompe l’oeil in historischer, ästhetischer und theoretischer Hinsicht auf die Spur kommen. Am häufigsten begegnet das Trompe l’oeil in der Form des Stillebens, doch beschränkt es sich nicht auf diese Gattung, sondern tritt ebenfalls als Figuren- oder Architekturdarstellung in Erscheinung, mithin z.B. in Wand- und Deckenmalereien ebenso wie in Skulpturen, und läßt sich in fast jeder künstlerisch-technischen Gestalt realisieren, sei es als kunstgewerbliche Arbeit, sei es in der Videokunst oder im Film. Das Trompe l’oeil als Superlativ des Illusionismus und Hyperrealismus reüssiert mit dem steigenden Allgemeininteresse an realistischer Wiedergabe der Wirklichkeit und der Verfeinerung der entsprechenden Darstellungstechniken und -modi, seit dem ausgehenden Mittelalter und insbesondere ab dem 16. Jahrhundert, und führt über viele Stufen bis in die unmittelbare Gegenwart, so daß sich ein Faden von den Anekdoten um Apelles und Zeuxis bis hin zu den veristischen Skulpturen von Duane Hanson oder Ron Mueck ausziehen läßt und mit Beispielen aus allen Gattungsfeldern von der Buchmalerei bis zu Fotografie, Film und Video zu belegen ist. Zum Thema des Trompe l’oeil wird auch eine Ausstellung vorbereitet, deren Konzept und kuratorische Umsetzung im Seminar auf Wunsch diskutiert werden können. Einführende Literatur: Ausst. Kat. „Deceptions and Illusions: Five Centuries of Trompe l’oeil-Painting, hg. von Sybille Ebert-Schifferer, National Gallery of Art, Washington 2002. König, Eberhard und Christiane Schön (Hg.), Stilleben. Geschichte der klassischen Bildgattungen in Quellentexten und Kommentaren, Bd. 5, Berlin 1996. Mauriés, Patrick (Hg.), Trompe-l’œil. Das getäuschte Auge, Köln 1998. Stoichita, Victor, Das selbstbewußte Bild: Vom Ursprung der Metamalerei, München 1998. |
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(13 512)
- S/PS - |
Einführung in die Buchmalerei
(2 SWS) (max. 20 Teiln.); Mi 12.00-14.00 - Koserstr. 20, A 336 (Übungsraum) |
(16.4.) |
Eberhard König |
Je nach Ansturm auf die Veranstaltung wird an Faksimilia oder auch mittels Bildprojektion das Verständnis von Bilderhandschriften eingeübt. Dabei geht es wesentlich auch darum, den Widerstand gegen diesen wichtigen Bereich mittelalterlicher Kunstgeschichte abzubauen. Literatur: Eberhard König, Französische Buchmalerei um 1450, S. 143-152. |
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Veranstaltung entfällt! |
siehe LV-Nr. 13 529 |
(13 518)
- S/HS - |
Die Kunst des Manierismus in Italien
(2 SWS) (max. 20 Teiln.); Do 12.00-14.00 - Koserstr. 20, A 163 (Übungsraum) |
(17.4.) |
Klaus Krüger |
Kaum ein Epochenbegriff hat derart kontroverse Debatten ausgelöst wie derjenige des Manierismus. Erstmals 1792 von Luigi Lanzi geprägt und als eine "lavora di pratica" charakterisiert, d.h. als eine "Nachahmung nicht der Natur, sondern der wunderschönen Ideen, die in den Köpfen der Künstler geboren wurden", bezeichnet der "manierismo" ein zentrales künstlerisch-ästhetisches Phänomen der frühen Neuzeit. Ausgangssorte waren Florenz und Rom, wo Künstler wie etwa Raffael, Pontormo, Rosso Fiorentino und nicht zuletzt Michelangelo versuchten, mit neuen Ausdrucksmitteln den hergebrachten Formenkanon der Renaissance in bildender Kunst und Architektur aufzubrechen und neu zu bewerten. Bis heute ist in der Forschung umstritten, welchem konzeptionellen Denken die hierbei entwickelten Stilmittel von teilweise bezwingender Rhetorik und Suggestionskraft verpflichtet waren: Manierismus als Krisensymptom der Kunstentwicklung (Arnold Hauser) oder als "Kunst der Kunst" (Robert Klein), als "stilbedachter Stil" (John Shearman), als intellektuell-subjektive Spiritualisierung (Friedländer, Dvorák, Antal u.a.) oder aber als europaweit verbreiteter Versuch, regionale und nationale Traditionen mit der von Italien ausgehenden Entwicklung unter dem Vorzeichen höfischer Repräsentation zu vereinen. Diese Definitionsvorschläge sollen im Seminar anhand von ausgewählten, prominenten Beispielen diskutiert und dabei weiterführende Interpretationsansätze gesucht werden. Voraussetzung für die Teilnahme am Seminar ist neben der regelmäßigen, aktiven Mitarbeit die verbindliche Übernahme eines Referates sowie die Anfertigung einer schriftlichen Hausarbeit. Einführende Literatur: Daniel Arasse / Andreas Tönnesmann, Der europäische Manierismus 1520-1610, München 1997 (mit ausführlicher Bibliographie). Arnold Hauser, Der Ursprung der modernen Kunst und Literatur. Die Entwicklung des Manierismus seit der Krise der Renaissance, München 1964. Robert Klein, Giudizio et Gusto dans la théorie de l'art du Cinquecento, in: La Forme et l'intelligible, Paris 1970, S. 341-352 (deutsche Übers.: Gestalt und Gedanke. Zur Kunst und Theorie der Renaissance, Berlin 1996). John Shearman, Mannerism, Harmondsworth 1967 (deutsche Übers.: Manierismus. das Künstliche in der Kunst, Frankfurt .M. 1987). |
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ACHTUNG ÄNDERUNG! WIRD AUF DAS WINTERSEMESTER 2008/2009 VERLEGT!!! |
(13 521)
- S/HS - |
Auge und Blick
(2 SWS) (max. 20 Teiln.); Einführung: Freitag, 18.4.2008, Blockseminar: 30.5.-1.6., 13.6.-15.6. jeweils 10.00-14.00 - Koserstr. 20, A 336 (Übungsraum) |
(18.4.) |
Astrit Schmidt-Burkhardt |
Die Geschichte des Auges im bildnerischen Denken kann auf eine lange und letztlich erfolgreiche Karriere verweisen. Als privilegierter Sinn vermittelt das Auge gleich einer Schnittstelle zwischen Innen und Außen, Subjekt und Welt. Vor allem das mit Reflexivität aufgeladene Sehen sollte den kritischen Zugang zur Realität gewährleisten. Die semantische Mehrdimensionalität des Blicks kommt in der französischen Sprache deutlich zum Ausdruck: Voir (Sehen), savoir (Wissen) und pouvoir (Macht) haben denselben Wortstamm. Die etymologische Verwandtschaft legt die vielschichtige Struktur des Sehens offen, eine Verbindung sowohl zur Vernunft als auch zur Sicherung der Macht, zur Erhellung als auch zur Ausleuchtung der Wirklichkeit. Zwischen diesen rivalisierenden Einstellungen bzw. Modalitäten der Wahrnehmung oszilliert der Blick, ohne sich semantisch fixieren zu lassen. – Das Seminar versucht in strukturell orientierten Analysen die wechselnden Bedeutungsfelder des Auges in der modernen Kunst abzustecken. Literatur: Ausstellungskat. Valencia 2003, La vista y la visión (Institut Valencia d'Art Modern); Ralf Konersmann (Hrsg.), Kritik des Sehens, Leipzig 1997; Christian Kravanga (Hrsg.), Privileg Blick. Kritik der visuellen Kultur, Berlin 1997; Thomas Y. Levin, Ursula Frohne und Peter Weibel (Hrsg.), CTRL [SPACE] – Rhetorics of Surveillance from Bentham to Big Brother, Boston, Mass. 2002; Astrit Schmidt-Burkhardt, Sehende Bilder. Die Geschichte des Augenmotivs seit dem 19. Jahrhundert, Berlin 1992. |
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Achtung NEU! |
(13 529)
- S/HS - |
Caravaggio
(2 SWS) (max. 20 Teiln.); Do 12.00-14.00 - Koserstr. 20, A 163 (Übungsraum) |
(8.5.) |
Klaus Krüger |
Als Künstlerpersönlichkeit, deren Werk der Malereigeschichte radikale Neuerungen von fast unübersehbar breiter Wirkung bescherte, zog Caravaggio schon zu Lebzeiten eine blühende Mythenbildung auf sich. In ihrem Zentrum stand von Anbeginn das Schlagwort vom frappanten Realismus seiner Malerei ("stupor della natura..."). Mit ihm verband sich die Vorstellung vom Künstler als einem "Bohemien" und "Außenseiter der Gesellschaft" (Wittkower), der seinen künstlerischen Ausdruck in einer ebenso konkreten wie sinnlich-zupackenden Bildsprache suche. Die Kunstgeschichtsschreibung hat erst in jüngerer Zeit begonnen, sich von diesem einsinnigen Verständnis zu lösen, um an seine Stelle differenziertere Erklärungsmodelle zu setzen. Der Wandel zu einer historisch reflektierten und vielschichtiger angelegten Auffassung von Caravaggios Kunst verdankt sich nicht nur einer zunehmenden Präzisierung der Fakten- und Materialkenntnis, sondern ebenso sehr einer veränderten Interessenlage der Forschung selbst, die vor dem Hintergrund aktueller Diskurse über die ästhetische Spezifik bildlicher Präsenzeffekte und generell über den Zusammenhang von Imagination, Projektion und Performanz in der Malerei neue Fragestellungen und Perspektiven entwirft. Die Seminarveranstaltung möchte diese Fragestellungen kritisch aufgreifen und sie in historischer wie systematischer Hinsicht auf ihre Bedeutungen und Aussagewerte hin überprüfen. Grundlage hierzu soll die gemeinsame Erarbeitung eines möglichst umfassenden Überblicks über das Oeuvre Caravaggios wie auch über die künstlerische Situation in Rom 'um 1600' sein. Voraussetzung für die Teilnahme am Seminar ist neben der regelmäßigen, aktiven Mitarbeit die verbindliche Übernahme eines Referates sowie die Anfertigung einer schriftlichen Hausarbeit. Einführende Literatur: R. Wittkower, Art and Architecture in Italy 1600-1750 (Pelican History of Art), Harmondsworth 1982 (seither mehrere neue Auflagen). M. Cinotti, "Michelangelo Merisi detto il Caravaggio (Con saggio critico di G. A. Dell'Acqua)", in: I Pittori bergamaschi dal XIII al XIX secolo. Il Seicento, vol. I, Bergamo 1983, 203-641 (grundlegender Werkkatalog, mit ausführlichem Forschungsstand zu den einzelnen Gemälden). H. Hibbard, Caravaggio, New York 1983 (einführende Monographie mit handlichem Werkkatalog). G. B. Marini, Michelangelo Merisi da Caravaggio, "pictor praestantissimus", Rom 1989 (mit ausführlichem Werkatalog). H. Kretschmer, "Beobachtungen zur Bildsprache von Caravaggio",in: Aufsätze zur Kunstgeschichte. Festschrift für Hermann Bauer zum 60. Geburtstag, hg. v. K. Möseneder und A. Prater, Hildesheim-Zürich-New York 1991, 169-182 (eindringliche Skizze zum Bildverständnis bei Caravaggio). C. Puglisi, Caravaggio, London 1998 (Gesamtüberblick unter Einbezug des zeitgenössischen Kontextes lombardischer und römischer Malerei, zahlreiche Farbabbildungen). Caravaggio e il suo ambiente. Ricerche e interpretazioni, hg. v. Sybille Ebert-Schifferer u.a. (Studi della Bibliotheca Hertziana, 3), Mailand 2007. |
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