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Abgeschlossene Forschungsprojekte

Todesfälle von DDR-Bürgern bei Fluchtversuchen über Ostblockstaaten

Der Forschungsverbund SED-Staat an der Freien Universität Berlin hat im Rahmen des Forschungskonsortiums "Grenzregime" gemeinsam mit den Universitäten Greifswald und Potsdam Todesfälle von DDR-Bürgern bei Fluchtversuchen über Ostblockstaaten und über die Ostsee sowie die Rechtsbeugung des DDR-Justizministeriums gegen Ausreisewillige untersucht. Die Forschungsteams der drei Universitäten haben sich den Schicksalen von Menschen zugewandt, die den gefährlichen Weg aus der SED-Diktatur in die Freiheit wagten und dafür ihr Leben oder langjährige Haftstrafen riskierten. Die Biografien der in Berlin und an der innerdeutschen Grenze ums Leben gekommenen Flüchtlinge wurden bis 2017 umfangreich dokumentiert. Der Verbund "Grenzregime" schließt eine Forschungslücke, indem er  Todesfälle von DDR-Bürgern bei Fluchtversuchen über Ostblockstaaten und über die Ostsee sowie die Funktion des DDR-Justizministeriums im SED-Staat und die Willkürjustiz gegen Ausreisewillige und Flüchtlinge rekonstruiert hat.

Die Verbundforschung der drei Universitäten wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit rund drei Millionen Euro gefördert. Das BMBF hat in einem wettbewerblichen Verfahren aus über 100 Bewerbungen 14 Forschungskonsortien ausgewählt, die seit 2018 mit einer Fördersumme von 40 Millionen Euro unterstützt werden, um eine stärkere Verankerung der DDR-Forschung in der deutschen Hochschul- und Forschungslandschaft zu erreichen.

Das Teilprojekt des Forschungsverbundes SED-Staat befasste sich mit den Todesfällen von DDR-Bürgern an den Grenzen der osteuropäischen Anrainerstaaten des Eisernen Vorhangs. Recherchen im deutschen Archivgut und Zeitzeugenbefragungen erfolgten durch die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Forschungsverbundes SED-Staat. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Polen, Tschechien, Ungarn, Bulgarien, Rumänien, dem ehemaligen Jugoslawien, Albanien, Griechenland und Österreich recherchierten als Kooperationspartner des Forschungsprojekts die Überlieferungen zu Todesfällen von Ost- und Westdeutschen an den Grenzen des Eisernen Vorrhangs im Zeitraum von 1947 bis 1989..

Die drei Teilprojekte waren auf vier Jahre angelegt. Sie konnten wegen der Einschränungen durch die Corona-Pandemie bis Ende Februar 2023 verlängert werden. Die zunächst zugesagte und beantragte einjährige Weiterarbeit bis Oktober 2023 lehnte das Bundesministerium für Bildung und Forschung nach dem Amtsantritt von Ministerin Stark-Watzinger mit Hinweis auf die Kosten des Ukraine-Krieges ab. Die Ergebnisse der drei Teilprojekte werden dennoch in zwei biografischen Handbüchern zu den Todesfällen am Eisernen Vorhang und in der Ostsee veröffentlicht. Das Land Mecklenburg-Vorpommern hat die Weiterfinanzierung des Greifswalder Forschungsprojektes gesichert, die Freie Universität Berlin die Fertigstellung des biografischen Handbuchs zu den Todesopfern an den Grenzen der früheren "Bruderstaaten" der DDR. Als Ergebnis des Potsdamer Teilprojektes erscheint eine Monografie über das DDR-Justizministerium und justizielle Willkürmaßnahmen gegen Ausreisewillige und DDR-Bürger, deren Fluchtversuche gescheitert sind. Das Center für Digitale Systeme (CeDiS) in der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin hat Zeitzeugeninterviews und Forschungsergebnisse der Teilprojekte im Internet für die politische Bildung zugänglich gemacht. Das weitgehend fertiggestellte Biografische Onlinehandbuch ermöglicht Recherchen zu Todesfällen von DDR- und Bundesbürgern an der innerdeutschen Grenze, an den Grenzen der anderen Otsblockstaaten und von DDR-Bürgern bei Fluchtversuchen über die Ostsee. Das vom Center für Digitale Systeme (CeDiS) der Freien Universiät Berlin konzipierte Online-Handbuch beinhaltet auch Ausschnitte aus Interviews mit Zeitzeugen und erläuternde Dokumente. Ein von dem CeDiS erstelltes gesondertes Interviewarchiv enthält die ausführlichen Fassungen der Zeitzeugenbefragungen. Sie sind für die wissenschaftliche Nutzung und die politische Bildung zugänglich. Eine namentliche Anmeldung ist für die Nutzung des Interviewarchivs erforderlich.

Siehe: Das Biografischen Onlinehandbuch über die Todesopfer der Grenzregime am Eisernen Vorhang und in der Ostsee: https://todesopfer.eiserner-vorhang.de/

Zum Interviewarchiv: https://archiv.eiserner-vorhang.de/de?checked_ohd_session=true

Internetseiten der drei Teilprojekte: https://www.eiserner-vorhang.de/

E-Mail: eiserner-vorhang@campus.fu-berlin.de

Projektleitung: Prof. Dr. Klaus Schroeder. Dr. Jochen Staadt
Mitarbeiter: Prof. Dr. Stefan Appelius, Dr. Carina Baganz, Alexander Heinert, Dr. Jan Kostka, Enrico Seewald;
Studentische Hilfskräfte: Muriel Netzband, Hannes Puchta
Laufzeit: 1. November 2018 - 31. Oktober 2022, verlängert bis Februar 2023
Zuwender: Bundesministerium für Bildung und Forschung, Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern, Freie Universität Berlin.


Ehemalige Nationalsozialisten im DDR-Bildungswesen

Viele Bundesministerien haben in den vergangenen Jahren die Vergangenheit ihrer Vorläuferinstitutionen in der Zeit des Nationalsozialismus untersuchen lassen einschließlich der Frage, inwiefern die nach 1949 tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Nationalsozialismus verstrickt waren. Viel weniger untersucht ist dies für die zentralen Behörden der DDR-Verwaltung. Entgegen der offiziellen Propaganda integrierte der SED-Staat schon bald nach Ende des Zweiten Weltkrieges ehemalige Nationalsozialisten in Politik und Gesellschaft, in dem er ihnen berufliche und politische Aufstiegschancen bot. So waren bisherigen Recherchen zufolge zum Beispiel von knapp 6.000 SED-Funktionären in der Ministerialbürokratie Anfang der 1950er Jahre etwa 1.000 frühere Nationalsozialisten. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Forschungsprojektes rojekt hatten nicht nur die Frage zu beantworten, wie viele ehemalige Nationalsozialisten ihre Arbeit unter neuen Prämissen fortsetzten und wie sie sich politisch-ideologisch anpassten. Rekonstruiert wurde auch der Umgang der staatlichen Institutionen und der herrschende Partei SED mit ehemaligen Nazis in Bildungs- und Wissenschaftsinstitutionen. Darüber hinaus konnte geklärt werden erden, ob und warum dieser Personenkreis als unverzichtbar angesehen wurde.

Projektleitung: Dr. Jochen Staadt (bis Januar 2020), Prof. Dr. Klaus Schroeder ab Januar 2020
Mitarbeiter: Dr. Petra Rentrop-Koch, Olga Shtyrkina, Saskia Weise-Pötschke, Studentische Mitarbeiterin: Ronja Kuban
Laufzeit: 1. November 2017 - 31. Oktober 2020 (verlängert bis Ende 2021)
Zuwender: Bundesministerium für Bildung und Forschung


Diplomatiegeschichte

Seit mehr als 25 Jahren erforschen Matthias Dornfeldt und Enrico Seewald die amtlichen Auslandsbeziehungen Deutschlands. Seit dem Tod von Matthias Dornfeld arbeitet Urs Unkauf in dem Projekt Diplomatiegeschichte mit. Publiziert wurden bisher Studien über den deutschen auswärtigen Dienst sowie über die Beziehungen zu Kroatien, Österreich, Litauen, die Ukraine, die Slowakei, Georgien, Belarus, Aserbaidschan, Albanien und Kosovo. Im Auftrag der Deutschen Botschaft in Warschau ist derzeit eine Studie über die Beziehungen zu Polen in Arbeit. In Vorbereitung befindet sich eine Untersuchung zu den diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und Belgien. Das Grundstück der belgischen Botschaft in Ost-Berlin wurde 1966 widerrechtlich in DDR-Eigentum überführt und mit einem Verwaltungsgebäude bebaut, das der MfS-Kreisdienststelle Berlin-Mitte als Sitz diente. Heute befindet sich auf dem Grundtsück wieder die Botschaft des Königreiches Belgien.

Bearbeiter: Enrico Seewald, Urs Unkauf


Fluchtweg Bulgarien

Die meisten Fluchtversuche von DDR-Bürgern erfolgten nach dem Bau der Mauer nicht etwa über die innerdeutsche Grenze, die Ostsee oder die Transitstrecken – sondern über Drittländer. Der Fluchtweg über Drittländer schien vielen DDR-Bürgern weniger gut bewacht und damit sicherer zu sein, während man aus Berichten westlicher Medien wusste, dass es an der innerdeutschen Grenze und an der Berliner Mauer bereits zu zahlreichen Todesfällen gekommen war. Im Zuge der Erforschung des Fluchtwegs Bulgarien wurde untersucht, warum DDR-Bürger versuchten, über Bulgarien in den Westen zu gelangen, welche Fluchtwege sie nutzten und wie die Zusammenarbeit des Ministeriums für Staatssicherheit mit dem Bulgarischen Innenministerium (MWR) organisiert war. Darüber hinaus wurden die Biographien der bei Fluchtversuchen in der Volksrepublik Bulgarien getöteten DDR-Bürger dokumentiert, soweit diese bisher namentlich bekannt sind. Das Forschungsprojekt wurde mit der Veröffentlichung des Bandes "Fluchtweg Bulgarien. Die verlängerte Mauer an den Grenzen zur Türkei, Jugoslawien und Griechenland" 2019 abgeschlossen

Projektleitung: Dr. Jochen Staadt
Mitarbeiter: Prof. Dr. Stefan Appelius
Laufzeit: 15.03.2015 – 31.12.2015
Zuwender: Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur


Die Opfer des DDR-Grenzregimes an der innerdeutschen Grenze. Ein Forschungs- und Dokumentationsprojekt

Das Schicksal der Opfer des DDR-Grenzregimes an der ehemaligen innerdeutschen Grenze war – im Gegensatz zu den Todesopfern an der Berliner Mauer – noch nicht grundlegend erforscht. Ein von der Kulturstaatsministerin Monika Grütters und den Ländern Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Hessen gefördertes Forschungsprojekt hat alle Todesfälle an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze untersucht und Biografien der Todesopfer publiziert. Das biografische Handbuch, das die Ergebnisse des Forschungsprojektes enthält, ist im Peter Lang Verlag und bei der Bundeszentrale für politische Bildung erschienen.

Projektleitung: Prof. Dr. Klaus Schroeder, Dr. Jochen Staadt
Mitarbeiter: Dr. Jan Kostka, MA Mandy Palme; Studentische Mitarbeiterin: Lisa Herbst; Freie Mitarbeiter: Prof. Dr. Stefan Appelius, Inge Bennewitz, Dr. Jan Gülzau, Andreas Neumann, Conny Rubach, Uta Schulz, Erik Zurth, Gerhard Schätzlein, Joachim Heise.
Zuwender: Der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, die Bundesländer Hessen, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt.
Laufzeit: 15.07.2012 – 31.12.2016


Schlagwörter

  • SED, DDR, SED-Staat, Forschungsverbund, FU, Freie Universität Berlin, Geschichte, Mauer, Teilung, Zeitgeschichte, Stasi, MfS, Polizei, Geschichtsbild, West-Berlin, Einflussnahme, Schüler, Weimarer Republik, Drittes Reich, Bundesrepublik, Zivilverschleppte, Sowjetunion, UdSSR, Kalter Krieg