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Oberwachtmeister der VP Rudolf Spranger

Einer Streife der Volkspolizei fielen am 7. August 1951 in Grenznähe zwei Männer auf, die ortsfremd waren und verdächtig wirkten. Als Oberwachtmeister Rudolf Spranger auf sie zutrat und ihre Ausweise kontrollieren wollte, zog einer der beiden eine Pistole und schoss auf den Volkspolizisten.

geboren am 17. Oktober 1921

erschossen am 7. August 1951

Ort des Zwischenfalls: Grenze bei Pirk (Sachsen)

Am frühen Abend des 7. August fielen Oberwachtmeister Spranger und seinem Kollegen Dießner an der Grenze zu Bayern nahe der Ortschaft Pirk zwei Männer auf, die sie hier noch nie gesehen hatten. Spranger gab Dießner sein Fahrrad und hielt die beiden Grenzgänger an. Als er nach ihren Personalausweisen fragte, griff einer der beiden in seine Jacke, als wolle er seine Personalpapiere hervor holen. Stattdessen zog er eine Pistole und schoss aus nächster Nähe ohne Vorwarnung auf Spranger. Der erwiderte das Feuer aus seiner 08 und schoss das ganze Magazin leer, dann brach er zusammen. Die beiden Unbekannten flüchteten vermutlich unverletzt. Rudolf Spranger erlitt einen tödlichen Schusstreffer oberhalb des Herzens, wie hernach festgestellt wurde aus einer Waffe mit Kaliber 6,35.

Gedenkstein für Rudolf Spranger
(Quelle: http://www.nva-forum.de/nva-board/uploads/post-92-1351963645.jpg)

Friedrich Rudolf Spranger wuchs als Arbeiterkind in Plauen auf. Er besuchte von 1928 bis 1936 dort eine Volksschule und absolvierte danach eine Lehre als Klempner bei der Firma Walter Wolf. Im Krieg diente er bei einer Minensuchflottille. Am 14. April 1945 geriet er in Gefangenschaft. Im Mai 1946 kehrte er aus einem Gefangenenlager in Belgien nach Plauen zurück. Dort trat er der SED bei und verdiente sich seinen Lebensunterhalt zunächst als Bauarbeiter. Am 23. September 1948 nahm er seinen Dienst bei der Volkspolizei in Plauen auf. Im November 1950 erklärte er sich schriftlich zur geheimen Zusammenarbeit mit dem MfS in Plauen bereit. Die Stasi war mit ihm zufrieden, da er verlässlich Aufträge „in der Nähe des Grenzgebietes“ ausführte, wo er seinen Dienst versah. Spranger war Inhaber einer konspirativen Wohnung mit dem erstaunlichen Objektnamen „Noske“. Seine MfS-Personalakte trägt deswegen auch die Bezeichnung „Noske“. Die wenigen darin enthaltenen Blätter enden mit der Behauptung: „Am 7.8.51 ist Spranger Agenten der anglo-amerikanischen Imperialisten bei der Ausübung seines Dienstes zum Opfer gefallen.“ Rudolf Spranger hinterließ Frau und Kind.

Zwei am gleichen Tag gegen 22.15 Uhr an der Grenze bei Ullitz festgenommene Männer aus der Tschechoslowakei (damals noch CSR), die man zunächst der Tat verdächtigte, da sie Waffen bei sich trugen, wurden wenig später wieder entlassen. Ihre Pistolen waren von anderem Kaliber als die Mordwaffe. Außerdem hatten sie Ausweise der Kommunistischen Partei KPC dabei. Sie sagten in der Vernehmung, sie seien von Hof gekommen und hätten im Westen Aufträge der politischen Staatspolizei (STP) ausgeführt. Sie forderten eine Verbindungsaufnahme mit ihrem Befehlshaber in Cheb und gaben dafür ein Losungswort an. Obwohl der Täter nie ermittelt werden konnte, hält sich bis heute das Gerücht, Spranger sei von tschechischen Grenzgängern erschossen worden. (jos.)