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Gefreiter Wolfgang Kaps

Der Gefreite erschoss sich während des Grenzdienstes auf einem Wachturm am Kontrollpunkt Dietzenrode. Das Motiv der Selbsttötung bleibt unerklärlich.

geboren am 3. Februar 1958

Selbsttötung im Grenzdienst am 10. September 1982

Ort des Zwischenfalls: Dietzenrode (Thüringen)

Wolfgang Kaps wurde am 3. Februar 1958 in Bad Dürrenberg, in Sachsen-Anhalt geboren. Als gelernter Elektromonteur arbeitete er zuletzt als Schaltelektriker bei den Leuna-Werken „Walter Ulbricht“, dem größten Chemieunternehmen der DDR, in Halle. Dort wohnte er auch zusammen mit seiner Frau und seinem fünfjährigen Sohn. Seit dem 2. Februar 1982 diente er bei den Grenztruppen.

In den frühen Morgenstunden des 10. September 1982 war Kaps mit dem Posten Gerald Z. auf einem Beobachtungsturm am Kontrollpunkt Dietzenrode eingesetzt. Von dort sollten sie von 4.00 Uhr in der Früh bis zum Mittag die Zufahrtsstraße zum Kontrollgebiet der Grenzkompanie Walhausen überwachen. Gegen 5.40 Uhr vernahm der Soldat Z., der im Obergeschoss des Turmes Wache hielt, einen Schuss. Daraufhin eilte er ins Untergeschoss, wo sein Postenführer die Kontrolle der Fahrzeuge durchführte. Auf einem Stuhl vornübergebeugt, die MPi an die Knie gelehnt, fand er Wolfgang Kaps vor. Er hatte einen Einschuss links im Unterleib und einen Ausschuss nahe des rechten Schulterblattes. Er blutete stark. Als kurze Zeit später eine Gemeindekrankenschwester eintraf, schlug der Puls des Verletzten nur noch schwach. Ein Sanitätswagen brachte ihn ins Kreiskrankenhaus nach Heiligenstadt. Auf dem Weg dorthin erlag Wolfgang Kaps seinen schweren inneren Verletzungen.

Die Militärstaatsanwaltschaft der DDR fand keine Hinweise auf dienstliche Probleme. Kaps galt als zurückhaltend und gewissenhaft. Gegenüber Kameraden verhielt er sich eher wortkarg und verschlossen, sie beschrieben ihn als „Eigenbrödler, der während des Grenzdienstes höchstens drei zusammengehörige Sätze sprach“. Während eines Ausgangs vertraute er einmal einem Soldaten seiner Einheit an, ihn verwundere seine vorzeitige Beförderung zum Gefreiten. Vielleicht bedrückte ihn die damit verbundene Verantwortung. Zuletzt machte er sich sogar im Urlaub Gedanken, ob er im Dienst auch alles richtig mache. Doch auch die durch den Grenzdienst bedingte Abwesenheit von Zuhause und von seinem kleinen Sohn beschäftigte ihn sehr. Darüber klagte er in seinem letzten Brief vom 20. August 1982. Danach erhielt seine Frau keine Post mehr von ihm. Auch ein ihr für den 9. September 1982 versprochener Telefonanruf blieb aus. Letztlich aber ließ sich kein schlüssiges Motiv für die Selbsttötung des jungen Mannes finden. (Recherche: jos, MP; Autorin: MP)