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Oberstleutnant Günter Heeg

In sieben Kreisen des Bezirks Magdeburg wurde am 19. März 1979 Eilfahndung der Stufe I nach dem Oberstleutnant der DDR-Grenztruppen Günter Heeg ausgelöst. Er hatte seine Wohnung mit dem Privatfahrzeug verlassen, um zu seiner Dienststelle zu fahren, wo er jedoch nicht eintraf. Am 21. März 1979 gegen 11.00 Uhr wurde der Oberstleutnant in einem Waldgelände zwischen Jemmeritz und Klötze tot aufgefunden.

geboren am 2. November 1940 in Heinrichsdorf (Sudetenland, heute Jindřichova Ves)

Suizid am 19. März 1979

Ort des Zwischenfalls: Lockstedter Holz, nahe Jemmeritz (Sachsen-Anhalt)

Am Morgen des 19. März 1979 verließ Oberstleutnant Heeg bereits um 5.15 Uhr seine Wohnung in Stendal, um zu seiner Dienststelle beim Grenzregiment 23 in Kalbe zu fahren. Seiner Frau erklärte er, dass er sich auf eine für 9.15 Uhr anberaumte Dienstbesprechung vorbereiten müsse. Heeg arbeitete in Kalbe als Stellvertreter des Kommandeurs für technische Angelegenheiten (StKtA). Gegen 6.00 Uhr hielt sich Heeg für zehn Minuten in seinem Dienstzimmer auf. Danach verließ er mit seinem Privatwagen wieder die Kaserne. Trotz eines weiträumigen Einsatzes von Hubschraubern und Suchtrupps konnten weder Heeg noch sein Fahrzeug aufgefunden werden. Am 21. März gegen 10.00 Uhr entdeckte ein Waldarbeiter gut einen Kilometer nordwestlich von Jemmeritz einen Skoda mit einem toten Uniformträger auf dem Fahrersitz. Es handelte sich um Oberstleutnant Günter Heeg, der sich durch einen Schuss in die Schläfe mit seiner Dienstwaffe Makarow selbst getötet hatte.

In dienstlichen Beurteilungen wurde Günter Heeg als ehrgeiziger, kontaktarmer und sensibler Mensch charakterisiert, der auf Kritik überempfindlich reagiere. Er diente seit 1959 bei den Grenztruppen und gehörte seit 1961 der SED an. Zu Beginn seiner Tätigkeit als Offizier galt er als ein „geistig reger und organisatorisch befähigter Offizier, der klassenbewußt an die Bewältigung der kompliziertesten Probleme heranging“. Mit seinem Einsatz als StKtA in Kalbe habe sich abgezeichnet, dass ihn die neuen Aufgaben überforderten. Es habe ihm an Führungseigenschaften gemangelt, sodass er bei seinen Untergebenen wenig Autorität besaß. Um den Anforderungen im Grenzregiment 23 gerecht zu werden, arbeitete Heeg häufig noch lange nach Dienstschluss. Dennoch gelang es ihm nicht, die an ihn gestellten Erwartungen zu erfüllen. Zur Dienstbesprechung am 19. März 1979 war er einbestellt, um zu „Mängeln in seiner Leitungstätigkeit“ Stellung zu nehmen. Nach der Entdeckung des Leichnams meldeten die Untersuchungsführer der vorgesetzten Dienststelle als Begründung für die Selbsttötung, Oberstleutnant Heeg „zweifelte an seinen eigenen Fähigkeiten“. (MS, jos.)