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Major Günter Dohrmann

Nach seiner Ablösung als Offizier der Grenzsicherung und einem Parteiordnungsverfahren erschoss sich Major Günter Dohrmann mit seiner Dienstwaffe.

geboren am 25. Juni 1940

Suizid am 7. Juni 1978

Ort des Zwischenfalls: Stabsgebäude des Grenzregiments 25 Oschersleben (Sachsen-Anhalt)

In den Grenztruppen der DDR kam es wiederholt zu Alkoholproblemen. Günter Dohrmann vertrug keinen Alkohol. Schon nach wenigen Bieren war er betrunken. Das beeinträchtigte auch seine dienstliche Tätigkeit. Am 1. April 1978 musste er seine Stellung als Offizier der Grenzsicherung aufgeben und in den rückwärtigen Dienst wechseln. Außerdem erhielt er nach einem Parteiordnungsverfahren eine strenge Rüge. Er versicherte seiner SED-Grundorganisation, seine Schwächen zu überwinden. In der Nacht vom 6. zum 7. Juni 1978 konnte er während der langweiligen Wachschicht im Regimentsstab seine Lust auf eine Flasche Bier nicht zügeln. Es kam zu einem Rückfall, der ihn selbst sehr deprimiert haben muss. Um 4.30 Uhr suchte Major Dohrmann die Waffenkammer auf und befahl dem vor Ort eingesetzten Unteroffizier, ihm seine dort aufbewahrte Pistole auszuhändigen. Auf die Frage, was anliege, ob er wegfahren müsse, antwortete der Major „nein, aber in ungefähr 5 Minuten liegt etwas an”. Der Unteroffizier vermutete, es gäbe Gefechtsalarm, schloss die Waffenkammer ab und zog sich in seinem Zimmer schon einmal die Dienstuniform an. Danach schlief er auf dem Bett ein. Gegen 5.40 Uhr stellte ein Wachsoldat fest, dass sich Major Dohrmann nicht in seinem Dienstzimmer befand. Kurz darauf fand man ihn im Dachgeschoss des Stabsgebäudes in der Unterkunft des „Operativen Diensthabenden”. Er lag tot auf seinem Bett, neben ihm seine Dienstwaffe „Makarow”. Strangspuren am Hals belegten, dass er vor dem tödlichen Kopfschuss versucht hatte, sich zu erhängen. Ein abgerissener Strick hing an einem Dachbalken. Auch eine Rasierklinge lag neben dem Bett. Auf einem Formular „Fernschreiben/Funkspruch” fanden sich die handschriftlichen Abschiedsworte an seine Frau. „Ich kann nicht mehr. Verzeih mir. Günter”. Günter Dohrmann gehörte seit dem 22. Februar 1958 den Grenztruppen an. Er hinterließ seine Frau und ein Kind. (Recherche: jos., MP, TP; Autor: jos.)