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Horst Passler

Unter den Todesopfern des Eisernen Vorhangs befanden sich auch Österreicher

getötet durch Stromschlag 1961 an der  ČSSR.Grenze
Bildquelle: Stanislav Beran

geboren am 21. März 1943

durch Stromschag getötet am 11. Februar 1961

Ort des Zwischenfalls: Grenze ČSSR - Österreich

Horst Passler war einer von 14 österreichischen Staatsangehörigen, die an der österreichisch-tschechischen Grenze ums Leben kamen. Geboren wurde er am 21. März 1943 in der nordböhmischen Kreisstadt Friedland.

Seine Mutter war Hildegard Herbst geb. Ressler (*23. Mai 1910 -†24. Mai 1991). Horst hatte fünf Geschwister: die älteren Schwestern Edith (lebt in Wien) und die bereits verstorbene Traudel, die Brüder Erwin († 6. März 1986) und Oskar Heinz (†24. April 2012) sowie eine jüngere Schwester Jana, die in der Bundesrepublik Deutschland lebt. Er lebte mit seiner Mutter bis 1960 in Friedland (heute Frýdlant v Čechách). Nachdem er die Erlaubnis zur Aussiedlung nach Österreich bekommen hatte, reiste er am 10. Februar 1960 über den Grenzübergang Unterwielands/ Gmünd nach Österreich. In Wien lebte er bei seiner Schwester Edith.

Ein Jahr später lud ihn sein Bruder Heinz nach Friedland zu seiner Hochzeit ein. Das tschechoslowakische Konsulat in Wien verweigerte ihm allerdings das Einreisevisum. Er entschied sich für einen illegalen Grenzübertritt. Das war für ihn eine schicksalhafte Entscheidung. Die 453 Kilometer lange Grenze zwischen dem neutralen Österreich und der kommunistischen ČSSR war mit Minenfeld, Flutlicht, dreifachem Stacheldrahtzaun, der mittlere davon unter tödlichen Strom, befestigt. Am 11. Februar 1961 starb Horst Passler auf tragische Weise. Bei dem Versuch, über den elektrischen Grenzzaun zu klettern, wurde er von einem Stromschlag getötet.

Die Drähte standen unter einer Spannung von 3000 bis 6000 Volt. Dieser Vorfall ereignete sich laut Grenzprotokoll zwischen 16.00 und 16.15 Uhr. Sein lebloser Körper wurde von einer Grenzstreife um 16.30 Uhr gefunden. Der Starkstrom verbrannte ihm die Finger der linken Hand. Heimlich und anonym wurde er im tschechischen Grenzgebiet beerdigt. Die Angehörigen erfuhren nie, wo die Opfer beigesetzt waren. Erst Monate später erfuhren seine Mutter und seine Geschwister von seinem tragischen Tod. Dieser Todesfall wurde angeblich nie untersucht. Der Staatssicherheitsdienst vertuschte den Zwischenfall. Akten wurden manipuliert und Zeugenaussagen verfälscht. Die Mutter des toten Jungen wurde eingeschüchtert. Er war erst 17 Jahre alt und hielt seinen Plan für sicher. Das war ein fataler Irrtum. Bis heute weiß niemand, wo Horst Passler begraben ist. Sein unbekanntes Grab befindet sich wahrscheinlich irgendwo im Grenzgebiet.

Stanislav Beran