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Hauptwachtmeister der VP Walter Monien

MfS-Staatssekretär Erich Mielke bestätigte am 5. Juli 1951 den Beschluss zum Anlegen eines Vorganges wegen antisowjetischer Hetze und Fluchtgefahr gegen den Hauptwachtmeister der VP Walter Monien. Am 19. Juli 1951 wurde Monien festgenommen, da seine Fahnenflucht nach West-Berlin unmittelbar bevorstand.

Walter Monien
Bildquelle: FSB Archiv / Memorial Moskau

geboren am 14. Juli 1927 in Dorben (Ostpreußen bei Königsberg, heute Kaliningrad, Russland)

erschossen am 10. September 1952 in Moskau

Orte des Zwischenfalls: VP-Bereitschaft Torgau (Sachsen) und Moskau

Walter Monien absolvierte nach dem Volksschulabschluss von 1942 bis 1944 in Fräuleinhof bei Königsberg eine Gärtnerlehre. Er gehörte der Hitlerjugend an und wurde im Oktober 1944 nach eigenen Angaben zur Division Nordland in Unna eingezogen. Er kämpfte in der Waffen-SS von Januar bis Mai 1945 an der Ostfront. Dort geriet er in sowjetische Kriegsgefangenschaft, die vom 2. Mai 1945 bis zum 28. Dezember 1949 andauerte. Am 15. Januar 1950 trat Monien seinen Dienst bei der Volkspolizei an, im Oktober 1950 wurde er Mitglied der FDJ.

Seit dem 18. Januar 1951 berichtete ein Stasi-Informant mit Decknamen „Stark” Ungeheuerliches über den Hauptwachtmeister der Grenzpolizei Walter Monien. Dieser habe sich im Kameradenkreis mit der Erschießung von 14 sowjetischen Kriegsgefangenen gebrüstet und stolz seine Blutgruppentätowierung der Waffen-SS gezeigt. Unter Zustimmung von zwei Kameraden habe er geäußert, es werde der Tag kommen, an dem aufgeräumt werde. Monien soll außerdem sowjetische Soldaten als einen „Haufen Kanaken” bezeichnet haben. Der MfS-Informant „Stark” erhielt von seinem Führungsoffizier den Auftrag, sich um Moniens Freundschaft zu bemühen. Das gelang so gut, dass Monien ihm am 10. Juni 1951 während eines Gaststättenbesuchs anvertraute, er werde als Sportler zu den Weltfestspielen nach Berlin fahren und die Gelegenheit nutzen, um „nach Westdeutschland abzuhauen”, sein Bruder sei schon dort.

MfS-Staatssekretär Erich Mielke bestätigte am 5. Juli 1951 den Beschluss zum Anlegen eines Vorganges wegen „antisowjetischer Hetze” und Fluchtgefahr gegen den Hauptwachtmeister der Grenzpolizei Walter Monien. Am 19. Juli 1951 nahm das MfS Monien fest, da seine Fahnenflucht nach West-Berlin unmittelbar bevorstand, und übergab ihn nach ersten Vernehmungen am 5. August, dem Tag der Eröffnung der Weltjugendfestspiele, der sowjetischen Militärjustiz. Das Sowjetische Militärtribunal (SMT) in Halle verurteilte ihn wegen „Antisowjethetze” zu 25 Jahren Arbeitslager. Mehrere seiner Kameraden sagten beim MfS gegen Monien aus. Er habe den „großen Führer des Sowjetvolkes” beleidigt und mit der Waffe auf dessen Bild gezielt, er habe sich außerdem gerühmt, freiwillig zur Waffen-SS gegangen zu sein und in Pommern 14 sowjetische Kriegsgefangene erschossen zu haben. Er habe „fortschrittliche Kameraden” als „Kommunistenschweine” tituliert und erklärt, dass er „für unsere Offiziere immer noch eine Kugel übrig haben wird”.

Ein handschriftlicher Lebenslauf vom Oktober 1951, geschrieben im Gefängnis Bautzen, enthält das Geständnis: „ich habe die Sowjetarmee beleidigt, indem ich Kanacken gesagt habe und das Bild von Stalin beleidigt habe.” Am Mittwoch, dem 16. Januar 1952, erhielt seine Mutter die Erlaubnis, ihren Sohn für 30 Minuten zu sprechen. Wenig später wurde das Urteil gegen Monien wegen „Milde” aufgehoben. Nachdem ihn das SMT Halle am 10. Juli 1952 zum Tode verurteilt hatte, wurde er am 10. September 1952 in Moskau hingerichtet. Die Hauptmilitärstaatsanwaltschaft der Russischen Föderation rehabilitierte Walter Monien im Februar 1999. (Recherche: EZ, jos.; Autor: jos.)

Vgl. auch Arsenij Roginskij u.a: „Erschossen in Moskau…“. Die deutschen Opfer des Stalinismus auf dem Moskauer Friedhof Donskoje 1950 – 1953. Berlin 2008, S. 313.