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Dora Scheibel

Die 20-jährige Dora Charlotte Scheibel aus Neuruppin machte sich im Sommer 1951 zusammen mit ihrem Verlobten und einer Freundin auf den Weg über die Grenze bei Helmstedt, um in der Bundesrepublik Arbeit zu suchen. Unmittelbar an der Grenzlinie wurde sie von einem Karabinerschuss der DDR-Grenzpolizei getroffen.

geboren am 11. August 1930 in Rühlow

verblutet nach Schussverletzung am 8. Juli 1951

Ort des Zwischenfalls: 600 Meter nördlich der Grenzübergangsstelle Helmstedt (Sachsen-Anhalt)

Im Sonmmer 1951, am 8. Juli gegen 6.10 Uhr, bemerkten zwei Posten der DDR-Grenzpolizei eine Gruppe junger Leute, die die DDR in Richtung Helmstedt verlassen wollte. Sie versuchten durch Rufe und zwei Warnschüsse den Grenzübertritt zu verhindern. Nachdem dies erfolglos geblieben war, gab Günter R., einem Bericht der Grenzpolizei zufolge, einen gezielten Schuss ab. Dabei wurde die 20-jährige Dora Scheibel aus Neuruppin schwer verletzt. Die junge Hausgehilfin wollte nach einem damaligen Pressebericht mit ihrem Verlobten und einer 17-jährigen Freundin in der Gegend von Hameln nach Arbeit suchen. Es gelang ihren Begleitern, die Verletzte auf westdeutsches Gebiet zu schleppen. Dort leisteten Beamte des Zollgrenzdienstes Erste Hilfe. Auf dem Weg ins Krankenhaus Helmstedt erlag Dora Scheibel jedoch ihren Verletzungen. Sie verblutete nach einem Leberdurchschuss.

Dem Zeitungsartikel zufolge hätten die Eltern der Verstorbenen in einem Brief darum gebeten, ihre Tochter in Helmstedt in aller Stille beizusetzen. Sie selbst hätten kein Geld, die Leiche überführen zu lassen. Kriminalpolizisten, die sich nach dem Ende der DDR mit dem Fall befassten, konnten nur noch feststellen, dass die Tote tatsächlich in Helmstedt bestattet wurde. Die Ermittlungen gegen die beteiligten Grenzpolizisten wegen Totschlags wurden am 13. Mai 1997 von der Staatsanwaltschaft Berlin eingestellt. Die unbestätigte Angabe eines Grenzpolizeiberichts galt nicht als Nachweis für einen zumindest bedingten Tötungsvorsatz. (Recherche: jk, US, St.A.; Redaktion: jos.)