Springe direkt zu Inhalt

Gefreiter der VP Paul Möller

Vom Erntefest in Bleckede brachte man den 20-jährigen Paul Möller gegen 5.00 Uhr zurück ins Kommando, er war völlig betrunken. Als der Gefreite gut fünf Stunden später seinen versäumten Dienstbeginn nachholte, bemerkte niemand, dass er ernste Probleme hatte.

geboren am 20. Februar 1937

Suizid am 13. Oktober 1957

Ort des Zwischenfalls: Bleckede (Niedersachsen)

Paul Möller hatte am 12. Dezember 1957 einen zwölfstündigen Arbeitstag als Diensthabender im Kommando Bleckede hinter sich gebracht. Man gewährte dem Gefreiten daraufhin bis 2.00 Uhr nachts Ausgang. An diesem Abend wurde das Erntefest in Bleckede gefeiert. Da der Ort im unmittelbaren Grenzgebiet lag, war dies auch für die Angehörigen des Kommandos eine willkommene Abwechslung. Dass bei dieser Gelegenheit viel getrunken wurde, war üblich. Auch Paul Möller nahm an dem Fest teil und erbat gegen Mitternacht, schon deutlich angetrunken, eine Ausgangsverlängerung. Die Offiziere des Kommandos erlaubten ihm, noch weiter zu feiern, obwohl dies nicht mit seinen Dienstzeiten in Einklang zu bringen war, denn um 6.00 Uhr morgens würde die nächste Zwölf-Stunden-Schicht beginnen. Ständig sei er als Diensthabender eingesetzt worden, kritisiert im Nachhinein ein Untersuchungsbericht. Die Offiziere des Kommandos hätten ihn falsch behandelt. Vielleicht hatten sie sich nur zu gerne auf einen bereitwilligen und verlässlichen Kader gestützt: Paul Möller war, seit er im April 1956 bei der Grenzpolizei angefangen hatte, mehrmals als vorbildlicher Postenführer ausgezeichnet worden, später wollte er eine Offiziersschule besuchen.

An diesem Abend muss etwas geschehen sein, das man sich auf der Leitungsebene nicht erklären konnte. Gegen 3.00 Uhr fand ein Leutnant den Gefreiten weinend vor dem Kommando. Er schickte Möller wieder zum Erntefest. Von dort brachten ihn Kameraden zwei Stunden später völlig betrunken zurück. Man ließ ihn bis 10.30 Uhr in Ruhe, dann übernahm er wieder seinen Dienst, spielte dabei mit der Pistole – er soll das unterlassen, wurde ihm gesagt, und gestichelt: Heulend vor dem Kommando gehockt! Den Dienst verpasst! „Die Gammellei geht so nicht weiter“, schrieb er da auf einen Zettel. Es war jetzt Mittagszeit. Paul Möller nahm seine Dienstpistole und erschoss sich. Er habe, heißt es im Untersuchungsbericht, „einen moralischen Knacks“ bekommen. (Recherche und Auto: jk)