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Anna Luther

Die 52-jährige Anna Luther aus Effelder verübte am 5. Juni 1952 vor der drohenden Zwangsaussiedlung Suizid durch Erhängen.

geboren am 15. November 1899 in Blatterndorf

Suizid am 5. Juni 1952

Ort des Geschehens: Effelder (Thüringen)

Die DDR-Regierung ordnete am 26. Mai 1952 „Maßnahmen an der Grenze” gegen „politisch unzuverlässige” Anwohner und ihre Familien an. Unter dem Vorgangsnamen „Aktion Ungeziefer” organisierte die SED mit ihren Sicherheitsorganen die Zwangsaussiedlung von 3 056 Familien mit 10 141 Personen. Durch die Aussiedlung waren 13 557 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche freigeworden, durch Flucht weitere 3 477 Hektar. Bis zum 30. Juni 1952 flohen 1 591 Familien mit 5 480 Personen vor der Zwangsaussiedlung in den Westen.

Am 6. Juni 1952 meldete die Grenzpolizeibrigade Köppelsdorf der Hauptverwaltung der Deutschen Grenzpolizei in Berlin ein „besonderes Vorkommnis” in Effelder: „Auf Grund der Umsiedlung verübte am 5.6.52 gegen 16.00 Uhr Selbstmord durch Erhängen: Frau Selma Luther”. Bei dem Vornamen der Toten lag ein Übermittlungsfehler vor. Sie hieß tatsächlich Anna Luther und stammte aus einer alteingesessenen Effelder Familie. Sie kam kurz vor der Jahrhundertwende als Anna Greiner in Blatterndorf zur Welt. Die damals noch eigenständige Ortschaft gehört seit ihrer Eingemeindung im Jahr 1923 zu Effelder. Anna Greiner heiratete im Juni 1921 Arno Luther, mit dem sie eine gemeinsame Tochter hatte. Diese war zum Todeszeitpunkt ihrer Mutter bereits volljährig. Das Standesamt Sonneberg beurkundete den Todesfall als „Tod durch Erhängen” ohne weitere Angaben zu den Gründen des Suizids. (Recherche: jk, US; Autor jos.)