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Die Wundertüte der Auslandspraktika

Wir haben die fast 2.000 Praktikumsberichte unserer Bachelorstudierenden gesichtet und nach interessanten Themen gesucht. Im Sommersemester 2016 starteten wir mit Beiträgen zu Praktika in Goethe-Instituten weltweit, zu Praktika in einer NGO in Lateinamerika und zu naturwissenschaftlichen Forschungspraktika. Mit einem Artikel über außergewöhnliche Praktika in exotischen Ländern haben wir uns in die Sommerpause verabschiedet. Demnächst geht es weiter mit neuen Themen.

von Laura Filz

Viele Studierende der FU Berlin verbringen ihr Auslandspraktikum beim Goethe-Institut – sei es in Europa oder sogar auf einem anderen Kontinent. Was macht das Goethe-Institut so interessant? Die Kultureinrichtung ist weit mehr als ein etablierter Anbieter von qualifizierten Deutschkursen. Sie führt zahlreiche internationale Kulturveranstaltungen durch und vermittelt neben der deutschen Sprache ein umfassendes Deutschlandbild rund um das kulturelle, gesellschaftliche und politische Leben – und das in ca. 130 Außenstellen weltweit. Dadurch ist es für viele Studierende vor allem aus den Fachbereichen Philosophie- und Geisteswissenschaften sowie Geschichts- und Kulturwissenschaften eine attraktive Adresse, um erste Praxiserfahrungen in einer international tätigen Kultureinrichtung zu sammeln. Mehr als 80 FU-Studierende waren in den letzten Semestern mit ihrer Bewerbung beim Goethe-Institut erfolgreich und haben spannende Länder dieser Welt kennengelernt, darunter z.B. Chile, Neuseeland, den Senegal oder Frankreich.

Die Bewerbung wird meistens ein Jahr vor Praktikumsbeginn direkt über die Homepage der jeweiligen Einrichtung verschickt. Hierbei kann man entsprechend der eigenen Interessen eine bevorzugte Abteilung nennen. Zur Auswahl stehen zum Beispiel die Kulturabteilung, der Bereich Bildungskooperation Deutsch oder der Bereich Bibliothek und Information.Vorteil an einem Praktikum im Goethe-Institut ist neben den abwechslungsreichen Projekten auch, dass Deutsch vorwiegend als Büro- und Kommunikationssprache genutzt wird. Als Nachteil steht dem entgegen, dass das Praktikum nicht vergütet wird. Hier können sich Studierende bei einem Kurzstipendienprogramm des DAAD bewerben.

Das Gesamtfazit aus den Erfahrungsberichten der FU-Studierenden ist positiv. Eine Studentin empfiehlt dieses Praktikum jedem, „der sprach- und bildungspolitisch interessiert ist (…), da man dort als Praktikant aktiv in abwechslungsreiche Projekte miteinbezogen wird, sinnvolle organisatorische Aufgaben übernimmt und niemals Kaffee kochen muss.“ – Aber es gibt durchaus auch kritische Bemerkungen. In einigen Berichten wird z.B. der enorme Zeit- und Leistungsdruck erwähnt, der vor allem bei nahenden Veranstaltungen herrscht und auf das Arbeitsklima drückt. Die Zufriedenheit mit dem Praktikum hängt zuletzt aber auch an der Atmosphäre im Büro und am Miteinander von KollegInnen und Vorgesetzten – wie im echten Leben.

Neben der einmaligen Möglichkeit, in Ländern wie Jordanien, Norwegen oder Vietnam zu leben, bringt ein Praktikum im Goethe-Institut vor allem wertvolle und interessante Einblicken in das Berufsfeld der Kulturarbeit. Wer mit dem Gedanken spielt, sich dort zu bewerben, findet dazu ausführliche Informationen auf der Webseite des Goethe-Insituts. Beratung und spannende Praktikumsberichte gibt es im Career Service.

von Laura Filz

Wie versprochen gibt es diesen Monat einen Artikel über naturwissenschaftliche Forschungspraktika, die sich rund um das Meer drehen. Viele unserer Studierenden zieht dabei nicht nur die Weite des Meeres und seine beeindruckende Unterwasserwelt an, sondern auch die Möglichkeit, weiße Sandstrände mit kristallklarem Wasser und ferne exotische Orte kennenzulernen. Diese sind auf der ganzen Welt verstreut – Panamá, Indien, Costa Rica, Griechenland oder Südafrika. Die zahlreichen Erfahrungsberichte aus den Disziplinen Geowissenschaften, Biologie und Meteorologie machen Lust, selber ein Auslandspraktikum zu absolvieren, dabei frische Meeresluft zu schnuppern und den Forschergeist zu wecken.

Eine FU Studentin hat sich zum Beispiel mit dem Untersuchen und Beobachten von verschiedenen Walarten in Norwegen befasst und konnte diese faszinierenden Tiere hautnah erleben. Ein anderer Student hat auf der traumhaften Insel Elba regelmäßig Tauchgänge zur Probenahmen von Unterwasserorganismen durchgeführt und im exotischen Costa Rica wurden auf einer Rettungsstation Schildkröten beobachtet und ihr Brutverhalten erforscht. Die Tätigkeiten während eines Forschungspraktikums sind sehr abwechslungsreich und reichen von Feldarbeit, Laborversuchen und Interviewführung über Tauchgänge und Tierbeobachtung. All das macht den Praktikumsalltag spannend und fordert nicht nur „gewisse biologische Grundkenntnisse sowie allgemeines Wissen zur naturwissenschaftlichen Arbeitsweise“, sondern auch Fähigkeiten wie „Durchhaltevermögen, Zuverlässigkeit und Teamwork“. Vor allem für die Feldarbeit ist eine gewisse physische Leistung gefragt, da die Arbeit bei Wind und Wetter draußen stattfindet und auch mal „von 5 Uhr morgens bis ca. 24 Uhr abends“ dauert, wie eine Studentin berichtet, die auf der Vulkaninsel La Réunion physiologische Analysen an Korallen durchgeführt hat.

So unterschiedlich wie die Einsatzländer und Disziplinen sind, läuft auch der Bewerbungsprozess ab. Die Empfehlung durch einen Professor kann einem das gewünschte Praktikum bringen oder Kontakte, die auf einer Urlaubsreise geknüpft wurden. Auch durch eine Initiativbewerbung haben viele FU Studierende eine Zusage bekommen. In jedem Fall sollte ausgiebig recherchiert und private Kontakte genutzt werden!

Das Fazit der FU Studierenden ist durchweg positiv. Forschung rund ums Meer ist nicht nur unglaublich spannend, vieles ist noch unerforscht und zu entdecken, auch kann man sich für seine Forschungsarbeiten an tollen exotischen Orten aufhalten. Neben fachlichen Qualifikationen und Kenntnissen nimmt man viele weitere wertvolle Erfahrungen mit: „Außerdem lernt man während der Zeit viel über wissenschaftliches Arbeiten und viel für das Leben.“ Übrigens: Naturwissenschaftliche Forschungspraktika können auch über das RISE-Programm des DAAD mit einem Vollstipendium gefördert werden!

von Laura Filz

Lateinamerika: Allein schon dessen Anblick auf einer Landkarte lässt seine riesigen Dimensionen, kulturelle Vielfalt und atemberaubenden Landschaften erahnen! Unsere Studierende hat es für ihr Auslandspraktikum in einer Nichtregierungsorganisation (NGO) in unterschiedlichste Ecken Lateinamerikas gezogen, z.B. nach Mexiko, Kolumbien, Brasilien, Peru oder Bolivien. Viele der Praktika wurden in Großstädten wie Lima oder Rio de Janeiro absolviert, andere hat es in abgelegene Gebiete wie den bolivianischen Regenwald oder eine indigene Gemeinde im Süden Mexikos verschlagen. Besonders interessiert an der Arbeit in einer NGO in Lateinamerika sind Studierende aus der Sozial- und Kulturanthropologie, Spanische Philologie und Politikwissenschaften, aber auch Geographische Wissenschaften, Biologie und Geschichte sind vertreten.

Viele der Erfahrungsberichte sind sehr beeindruckend und inspirierend. Eine Studentin war zum Beispiel als Menschenrechtsbeobachterin für die NGO FrayBa, die die Bevölkerung vor Übergriffen durch Paramilitärs schützen möchte, in verschiedenen Zapatista-Gemeinden in Mexiko tätig. Eine andere Studentin hat für die internationale NGO Techo in Armenvierteln Montevideos, der Hauptstadt von Uruguay, geholfen, die Infrastruktur zu verbessern und kleine Gärten zur Lebensmittelversorgung anzulegen. Diese Arbeit gab ihr „das Gefühl, etwas Sinnvolles getan zu haben. Dies wird auch in meinem späteren Berufsleben unabdingbar sein.“ In Valparaíso, Chile, hat ein weiterer Student innerhalb der NGO Taller de Acción Communitaria mit sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen gearbeitet und Workshops zu gesunder Ernährung oder Bewegung durch Tanz und Sport durchgeführt. Er beschreibt sein Auslandspraktikum rückblickend als „herausragende Möglichkeit, sich selber kennenzulernen und dabei die Lebensqualität andere Menschen zu verbessern.“ Viele der Studierenden möchten nach ihren Erfahrungen das Ziel verfolgen, später in der Entwicklungsarbeit tätig zu sein.

Die Mehrzahl der Studierenden bewirbt sich initiativ für ihre Stelle bei einer NGO. Meistens folgt daraufhin ein Telefoninterview oder Mailkorrespondenz. Empfehlenswert für den Bewerbungsprozess ist die Teilnahme an der regelmäßig stattfindenden Veranstaltung des Career Service „Bewerben in spanischer Sprache“ (siehe Veranstaltungsprogramm).

In jedem Fall lohnen sich eine intensive Recherche und das Gespräch mit Dozierenden oder Tutor_innen, die sich in dem gewünschten Tätigkeitsbereich, der bevorzugten Region und eventuell sogar mit Fördermöglichkeiten auskennen. Bitte erkundige dich frühzeitig über passende Fördermöglichkeiten wie das PROMOS-Stipendium, das DAAD Kurzstipendium oder das Carlo-Schmid-Programm und deren Voraussetzungen sowie Fristen.

Tausche dich auch mit Kommiliton_innen aus, die bereits in Lateinamerika waren. Wer wertvolle Tipps und Praktikumseindrücke direkt aus erster Hand erhalten möchte, besucht Veranstaltungen wie "¡Viva América Latina! Erfahrungsaustausch zu Praktika in Lateinamerika", die bei uns am 22. Juni 2016 stattfand. Hier berichteten Alumni und Studierende der FU, die für ein Auslandspraktikum in Lateinamerika waren, aus ihrem Erfahrungsschatz.

von Laura Filz

Endlich, die Semesterferien stehen vor der Tür! Nach langen Stunden in stickigen Seminarräumen, dunklen Laboren und überfüllten Hörsälen packen viele Studierende ihre Koffer, um fremde Arbeitswelten zu erobern. Um Lust aufs Reisen zum machen, stellen wir diesmal Auslandspraktika in besonders exotischen Ländern vor.

Die Großstadt Ulaanbaatar ist sicherlich nicht so bekannt wie andere Metropolen dieser Welt, jedoch genauso vielseitig und spannend. Die Hauptstadt der Mongolei war für ein halbes Jahr das Zuhause einer BWL-Studentin. Die mongolischen Wurzeln ihrer Familie haben sie zu diesem Praktikum in einem IT-Unternehmen motiviert. An den zehnstündigen Arbeitstag von Montag bis Samstag musste sie sich zwar erst einmal gewöhnen. Doch durch die harmonische Stimmung im Team und die abwechslungsreichen Aufgaben verging die Zeit wie im Flug: „Es hört sich nach viel Arbeit an, aber man empfand es nicht so. Das war eine tolle Erfahrung!“

In den Inselstaat Madagaskar im Indischen Ozean zog es einen Studenten der Sozial- und Kulturanthropologie. Er arbeitete für die Nichtregierungsorganisation FEKRITAMA, die von madagassischen Bauern und Züchtern gewerkschaftlich organisiert wird. Die Feldforschungseinsätze in kleinen Dörfern haben ihm den Alltag und die Lebensfreude der Menschen sehr nah gebracht. Der Abstand zum vertrauten, sicheren sozialen Umfeld hat „die Reflexion über mich selbst und meine Lebenswelt ermöglicht. Eine wertvolle und einmalige Erfahrung, die ich nicht missen möchte!“

Das westafrikanische Land Mali konnte eine Studentin der Frankreichstudien nicht nur durch ihr Praktikum in einer Tourismusagentur, sondern auch durch ihren Aufenthalt in einer Gastfamilie hautnah kennenlernen. In dieser Zeit, die sie beruflich als sehr wertvoll empfunden hat, ist sie auch persönlich gereift, selbstständiger und offener geworden. Die faszinierende Natur und Kultur dieses Landes haben sie nachhaltig beeindruckt und sie ist sich sicher: „In Mali war ich nicht zum letzten Mal! Dieses Land und seine Menschen möchte ich unbedingt wiedersehen!“

Diese kurzen, aber beeindruckenden Einblicke zeigen, dass auch in entfernteren Ländern dieser Welt Praktikumsplätze und wertvolle Erfahrungen warten. Ob Mongolei, Madagaskar, Mali oder auch Grönland, Sansibar, Bahrain, Lesotho, Taiwan: Es lohnt sich, fern ab von westlichen Lebensmustern neue Kulturen und Menschen kennenzulernen!