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Albert Göschl (Graz)



Das Recht des Tieres. Moralphilosophische Implikationen in Tommaso Landolfis Le due zittelle



The present study is a reading of Tommaso Landolfi's Le due zittelle, a short novel published at the time of World War II, which develops the fantastic story of a blasphemous monkey as a counterpoint to a typical small town community. In the current research of the text, little was said about the fact that Landolfi also actively participates in the contemporary animal rights discourse that takes surprisingly strong representatives in Italy in the interwar period. Therefor this paper analyses especially the moral philosophical discussion, which occupies a large space within the narrative of Landolfi's novel.


I.

Bei dem erstmals 1945 in der Zeitschrift Il Mondo erschienenen Text Le due zittelle handelt es sich um eine längere Erzählung,1 in deren Mittelpunkt zunächst die beiden knapp 60-jährigen Schwestern Lilla und Nena stehen, die gemeinsam mit ihrer Mutter in einem kleinen Dorf leben (den von den Protagonisten verwendeten Dialektismen nach zu urteilen wohl irgendwo im Zentrum Italiens). Das Ambiente mutet etwas ärmlich an, alles ist kleinstrukturiert, so auch die Mentalität der Dorfbewohner, die zu Beginn der Erzählung als recht statistenhafte Schablonen eingeführt werden. Das Familiensystem der Protagonisten ist durch die herrschsüchtige Mutter geprägt, die ihre Dominanz selbst dann noch aufrechterhalten kann, als sie bettlägerig wird und nicht mehr sprechen kann.

Landolfis Stil wirkt gerade durch die von Archaismen angereicherte Sprache ottocentesk, wobei die Erzählerrede stark von der sprachlichen Ausgestaltung der Figurenrede differiert. Wie Castaldi (2010: 363) feststellt, bedient sich Landolfi vor allem rhetorischer Figuren wie Hyperbata, Paranomasien und stark ausufernder Aufzählungen, die vom discours seiner Zeit zunächst etwas fern zu sein scheinen. Sein Erzählstil hat surrealistische Anklänge (von Surrealismus an sich zu sprechen wäre hier jedoch eine starke Übertreibung), wirkt vor allem in den prosopographischen Passagen bizarr sowie in der Wortwahl forciert und bis zur Persiflage hin rückwärtsgewandt.2 So ist ja bereits der Titel (zittelle mit Doppel-T) eine bewusste Abweichung von der Standardvariante, um so einerseits – ganz seinem Stil entsprechend – auf die ursprüngliche Wortform zu verweisen, andererseits um auf das Element der Verschwiegenheit anzuspielen.3 Die groteske Komponente bewegt sich dabei immer auf der Schwelle zwischen Wahrscheinlichkeit und Unwahrscheinlichkeit, so auch als der eigentliche Protagonist der Geschichte eingeführt wird. Die drei bzw. vier Damen (zur engeren Familie gesellt sich noch eine ergebene Dienerin) haben nämlich noch einen etwas sonderbaren Mitbewohner: Tombo, ein Affe,4 den der bereits verstorbene Bruder von einer exotischen Reise mit nach Hause gebracht hatte. Dabei gestaltet sich das Verhältnis zwischen den Schwestern und Tombo als überaus innig. Zwar wird das Tier nachts in einem Käfig gehalten, doch tagsüber werden ihm beachtliche Freiheiten eingeräumt und es zeigt sich rasch, dass Tombo mit stark menschlichen Wesenszügen beschrieben wird.

[L]e zittelle avevano pertanto preso l'abitudine di darle [= la scimia] talvolta la via, s'intende in una stanza chiusa. Essa allora poteva arrampicarsi sui mobili, il che eseguiva con estrema delicatezza e senza romper mai nulla, darsi da fare a suo grado; e smetteva gli inconsulti friggibuchi. Non è però che, anche in queste condizioni, cessasse dal manifestare, con tutto un poco il suo contegno, una certa prepotenza. (Landolfi 1946: 31)




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Die Anthropomorphisierung des Affen wird dabei von einer 'vertierlichten' Darstellung der Mutter vorbereitet, die als "un notevole esemplare della sua specie" (ebd.: 19; vgl. Trama 2006: 151) mit einer "sensibilità più che animalesca" (Landolfi 1946: 21) ausgestattet ist. Dabei fällt auf, dass die scheinbare Übernahme menschlicher und männlicher Eigenschaften seitens des Tieres maßgeblich mit dem bald einsetzenden Tod der Mutter in Zusammenhang steht, denn "[q]ueste qualità virili la scimia venne, è vero, sviluppando sopratutto dopo la morte di donna Marietta" (ebd.: 32).

Die Erzählsituation des Textes ist heterodiegetisch und in der Fokalisierung variabel, wobei eine interne Fokalisierung des eigentlichen Protagonisten konsequent ausgeschlossen bleibt. Wir erfahren also nicht, wie es um Tombos Innenleben bestellt ist, was sich durch das vom Erzähler selbst explizierte Problem erklärt: "Fra noi: in che modo penetrare d'un bruto i pensieri, il vero significato dei suoi gesti, anche ad adottare l'accezione umana di tali termini?" (Ebd.: 29) Zum einen kann der Erzähler also gar nicht anders als die Innenwelt des Tieres auszuschließen, zum anderen beruht der weitere Verlauf der Erzählung auch gerade auf dem Unwissen über die Motivationen des tierischen Protagonisten.

Kulturgeschichtlich betrachtet, steht der Affe symbolisch für die Befreiung des menschlichen Individuums aus seinem Gefängnis. Seine Darstellung verändert sich im Verlauf des 19. und 20. Jahrhunderts jedoch radikal und wird häufig mit sexuellen und voyeuristischen Darstellungen in Zusammenhang gebracht, die den Affen zu einem monströsen Wesen machen (vgl. Griem 2007). Freilich vollzieht sich das gesteigerte literarische Interesse an Tierfiguren ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts weniger in der Tradition der klassischen Fabel5 als im Anschluss an die darwinistische Evolutionstheorie, die gerade auch Wesen zwischen Mensch und Tier in Texten wie dem Dschungelbuch (1894), Tarzan (erste Ausgabe 1912) bis hin zu Filmen wie King Kong (1933) anregt.

Motivisch sind die Due zittelle stark von Edgar A. Poes Rue Morgue (1841; interessanterweise noch 18 Jahre vor Erscheinen der Origin of Species) beeinflusst, deren Inhalt maßgebliche Überschneidungen mit Landolfis Text aufweist. Aber auch über die fiktionale Gattung hinaus zeigen sich überraschende Ähnlichkeiten mit Affendarstellungen, beispielsweise mit den zwanzig Jahre später erscheinenden Expeditionsaufzeichnungen Du Chaillus. Eine der eindrucksvolleren Affenbeschreibungen bezieht sich darin auf einen Affen namens Tommy. Die Ähnlichkeit der beiden Namen Tommy und Tombo mag ein Zufall sein, eine Beeinflussung Landolfis durch die Beschreibungen Du Chaillus wirkt jedoch nicht unwahrscheinlich:

[Tommy] had a great deal of intelligence, and if I had had leisure I think I might have trained him to some kind of good behavior, though I despaired of his thieving disposition. He lived so long, and was growing so accustomed to civilized life, that I began to have great hopes to being able to carry him alive to America. (Du Chaillu 1861: 333)

Es handelt sich hierbei um eine Beschreibung, wie sie aus der Hand des Bruders der Due zittelle hätte stammen können, der auf einer Expeditionsreise so begeistert von Tombo ist, dass er ihn mit nach Hause nimmt.6




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II.

Nun zurück zur histoire der Erzählung Landolfis: Eines Tages kommt eine Nonne aus dem angrenzenden Kloster zu den Schwestern und beschuldigt sie, der Affe habe den Altar der Klosterkirche geschändet. Angeblich habe sich Tombo nachts außer Haus geschlichen, sei in die Kirche eingebrochen, habe Hostien gegessen und den gesegneten Wein getrunken. Die Schwestern weisen diesen Vorwurf sofort als absurde Vorstellung zurück. Schließlich handle es sich um einen Affen, der ja nicht nur in der Nacht in seinem Käfig eingesperrt sei, sondern auch – selbst wenn er sich nachts frei bewegen könnte – sicherlich nicht auf die Idee kommen würde, eine solche Tat zu begehen. Nachdem die Vorwürfe aber weiter im Raum stehen bleiben, entschließen sich die Schwestern dazu, eine Nachtwache zu halten und zu überprüfen, was passiert.

Tatsächlich müssen sie etwas beobachten, womit sie nicht gerechnet hätten: Sie sehen, wie sich der Affe aus seinem Käfig befreit, in die Kirche geht und dort – ganz den Vorwürfen entsprechend – die geweihte Hostie isst, den Wein trinkt und schließlich sogar noch auf den Altar uriniert.

Esso ormai divorò bestialmente l'ostia consacrata e bevve il sacro vino. […] Colto da improvvisa necessità, Tombo lasciò cadere il sacro calice e ruzzolar pel piano; e, contro uno spigolo del tabernacolo… devo pur dirlo in qualche modo, scompisciò l'altare. (Landolfi 1946: 66f.)

Ähnlich wie bei Poe begeht der Affe also nach menschlichen Maßstäben zu urteilen eine Straftat. Bei Poe haben wir es mit einem Orang-Utan zu tun, der gewaltsam von seinem Umfeld entrissen und von dem neuen Herren, einem Matrosen, domestiziert wurde. Eines Tages kommt der Matrose nach Hause und findet den Affen, der sich selbst befreien konnte, nun eingeseift mit dem Rasiermesser in der Hand vor dem Spiegel, vor dem er menschliche Handlungen nachzuahmen versucht. Als sein Besitzer ihn wieder einfangen will, entflieht der Affe und gerät durch Zufall in ein Haus in der Rue Morgue, wo er weiterhin vom Matrosen verfolgt in Rage gerät und zwei Frauen tötet. Poe beschreibt die Straffälligkeit des Affen folgendermaßen:

As the sailor looked in, the gigantic animal had seized Madame L'Espanaye by the hair, […] and was flourishing the razor about her face, in imitation of the motions of a barber. The daughter lay prostrate and motionless; she had swooned. The screams and struggles of the old lady (during which the hair was torn from her head) had the effect of changing the probably pacific purposes of the Ourang-Outang into those of wrath. With one determined sweep of its muscular arm it nearly severed her head from her body. The sight of blood inflamed its anger into phrenzy. Gnashing its teeth, and flashing fire from its eyes, it flew upon the body of the girl, and imbedded its fearful talons in her throat, retaining its grasp until she expired. Its wandering and wild glances fell at this moment upon the head of the bed, over which the face of its master, rigid with horror, was just discernible. The fury of the beast, who no doubt bore still in mind the dreaded whip, was instantly converted into fear. (Poe 1841: 178)

Die Darstellungen von Landolfi und Poe erinnern dabei auch an Du Chaillus Beschreibung der Zusammenkunft mit einem Gorilla:

[T]hus stood before us this king of the African forest […]. And now truly he reminded me of nothing but some hellish dream creature – a being of that hideous order, half-man half-beast which we find pictured by old artists in some representations of the infernal regions. (Du Chaillu 1861: 98–101.)




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Diese Interaktionen zwischen Mensch und Affe werden bei Du Chaillu auch bildlich dargestellt und zeigen anschaulich die stark vermenschlichte Perspektive auf das Tier (s. Abb. 1), die zugleich in hohem Maße angsteinflößend wirken soll (s. Abb. 2).


Abb. 1: Abbildung aus Du Chaillus Expeditionsbüchern (1861: 71) zum Zusammentreffen zwischen Mensch und Affe.



Abb. 2: Hunter killed by a Gorilla (ebd.: 297)


Offensichtlich bewahrheitet es sich sowohl bei Poe als auch bei Landolfi, dass Affendarstellungen in der Literatur häufig sexuell konnotiert sind. Landolfis Darstellung wird im Verlauf der Erzählung sogar noch weit expliziter: Am Ende der Schändungsszene hält der Affe die Ampulle mit dem gesegneten Wein zwischen seinen Beinen und "lecca l'orifizio". Nena und eine Klosterschwester beobachten diese offensichtlich sexuell konnotierte Szene ähnlich wie Poes Matrose aus einer voyeuristisch anmutenden Schlüssellochperspektive, um ein Urteil über die Moral des Affen fällen zu können.




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Lektüremöglichkeiten liegen hier viele auf der Hand, angefangen von einer psychoanalytischen, die sich auch aus dem surrealistischen Kontext Landolfis traditionell aufdrängt, über eine theologische bis hin zu einer gesellschaftskritischen. Darüber hinaus ergeben sich aber auch moralphilosophische und juridische Fragestellungen, auf die im Folgenden eingegangen werden soll.

Nach der Aufdeckung der Tat differenzieren sich die Darstellungen der beiden Schwestern. Lilla verteidigt die Handlungen des Affen vehementer als es ihre Schwester tut. Die Beziehung zwischen Lilla und dem Affen scheint auch wesentlich enger zu sein, schließlich bevorzugt das Tier in den meisten Fällen Lillas Schoß als Rückzugsort: "[Tombo] veniva a rifugiarsi in grembo a una delle due donne, di solito a Lilla; o meglio, se costei era a giacere, ad applicarsi sul suo petto, che abbrancava con tutte e quattro le estremità in atteggiamento di possesso" (Landolfi 1946: 32).

In Bezug auf das Verhältnis zwischen den Schwestern und dem Affen spricht der Erzähler auch den entscheidenden Satz: "Tombo era un sacro ricordo, e anzi rappresentava in certo modo il loro fratello morto" (ebd.: 73). Tombo wird also nicht nur als Haustier gesehen, sondern repräsentiert vielmehr den Bruder. Dabei entfacht ein Streit über genau diese symbolische Funktion und Nena entgegnet in den Worten des Erzählers: "Tombo era soltanto una bestia e non rappresentava nessuno, e che se il fratello fosse stato vivo e avesse veduto tale bestia macchiarsi di simile nefandezza, certo neanche lui avrebbe esitato ad ammazzarla." (Ebd.)

Während Lilla die Verteidigung des Affen auf emotionaler Basis übernimmt, beginnt Nena mit rationalen Argumenten dagegenzuhalten: "gli animali invero hanno sì diritto alla massima indulgenza, ma quando si tratti di comportevoli trascorsi e peccati veniali, se per contro divengono nocivi e pericolosi, si sopprimono" (ebd.: 72). Die Tat des Affen wird nicht nur als schändlich und gefährlich angesehen, sondern darüber hinaus als noch etwas viel Schlimmeres, für dessen Beschreibung den Schwestern die Worte fehlen.

Schnell macht die Geschichte im Dorf die Runde. Immer mehr Bewohner besuchen die Schwestern, um die aufsehenerregenden Neuigkeiten bestätigt zu wissen. Lilla und Nena sehen sich gezwungen zu handeln, um nicht zur Schande des ganzen Dorfes zu werden (vgl. ebd.: 63), und schon bald steht als einzige Lösung die Tötung des Affen im Raum. Bevor Nena aber zur Selbstjustiz greift, kann Lilla ihre Schwester noch dazu überreden, die Meinung eines Priesters einzuholen: Monsignor Tostini, der etwas schwerhörige Priester (der durch seine betont laute Stimme in Kontrast zu den beiden zittelle steht), beginnt mit einem Gotteslob, als es plötzlich an der Tür klopft. Ein zweiter Priester, Pater Alessio, kommt herein. Im Gegensatz zu Tostini ist er ein junger Mann, erst seit kurzem in den Priesterstand aufgenommen ("tonsurato forse l'anno innanzi", Landolfi 1946: 75), blond und blauäugig, schüchtern und mit der unangenehmen Eigenschaft, leicht zu erröten. Er lebt noch nicht lange in der Stadt und wird mit all seinen Eigenschaften in Opposition zum etablierten Pfarrer gestellt.

Genau hier setzt die Diskussion um die Verantwortung des Tieres ein. Der eigentliche Schlüssel zur Geschichte ist nämlich der daraufhin folgende Disput zwischen den zwei Geistlichen, der viel Raum in diesem kurzen Text einnimmt. Um die Diskussion in Gang zu bringen, stellt Lilla die entscheidende Frage: "Balbettando quasi, ella gli chiese se credeva in sostanza che si dovesse ammazzare la scimia" (ebd.: 75), woraufhin die Bühne für eine parodistisch wirkende scholastische Disputatio freigegeben wird. Tostinis Argumentation besagt im Kern Folgendes: Eine Sünde wurde begangen und so wie jedes passive Element ein aktives Gegenstück haben muss, hat auch jede Sünde einen Sünder. Da dieser Sünder ein Tier und ein Tier weniger wert ist als ein Mensch, kann es als Strafe für seine Taten getötet werden.

Alessio neigt in seinen Positionen hingegen zu einer aufgeklärteren Gottesvorstellung und argumentiert, dass Schuld das Wissen um Schuld voraussetzt. Da der Affe unwissend ist, kann er auch nicht für seine Taten bestraft werden.




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Der rhetorisch geschulte Tostini belächelt den einfachen Gedankengang seines Kollegen und entgegnet wiederum: Das Tier nicht zu bestrafen, hieße ihm zu vergeben. Vergebung setzt ein Schuldeingeständnis des Sünders voraus. Ein Tier kann seine Schuld jedoch nicht verstehen. Dem Tier kann also nicht vergeben werden. Ergo: Das Tier muss bestraft und aus den genannten Gründen zur Strafe getötet werden.

Alessio bleibt nun nicht bei dem vergleichsweise klar nachvollziehbaren Argumentationsgang, sondern begibt sich auf einen Argumentationsweg, der ihn von seinem eigentlichen Ziel – der Verteidigung des Affen – abbringt. Er negiert die erste Prämisse des Pfarrers, indem er das Wesen der Sünde überhaupt hinterfragt: Die Schuld ist ein Konzept, das vom Menschen erfunden wurde. Gut und Böse gibt es nicht per se. Auch Gott ist weder gut noch böse. Der freie Wille sei hingegen eine Vorstellung, die Gott selbst negiert. Angenommen ein Mensch könne zwischen dem guten und dem bösen Weg frei entscheiden und entscheidet sich für den bösen Weg, so beschreite er diesen Weg doch nur mit den von Gott zur Verfügung gestellten Mitteln, weswegen Gott diese Sünde vorbereite. Gott kann seine Kreaturen aber gar nicht frei machen. Er ist nicht außerhalb von ihnen, sowie seine Kreaturen nicht außerhalb Gottes stehen. Gott weiß weder, wer er ist, noch passt er sich den menschlichen Moralvorstellungen an. Gut und Böse existieren nicht, Gott ist einfach nur.

Durch diese Argumentation unterläuft Alessio die Verknüpfung zwischen christlicher Moralvorstellung und Rechtsdiskurs und gibt implizit zu verstehen, dass das Urteil über Schuld und Unschuld prinzipiell keine von der Religion zu beantwortende Frage ist. Die für einen Geistlichen äußerst provokante Argumentation stößt beim bigotten Publikum des Dorfes verständlicherweise auf Entsetzen. Der Vorwurf der Gotteslästerung liegt nahe und letztlich entschließen sich die Schwestern dazu, Alessio des Hauses zu verweisen. Bevor er aber das Haus verlässt, rechnet Alessio schließlich noch mit den irrationalen Glaubensvorstellungen der Dorfgemeinschaft ab: "Vendicatevi della vostra vergogna, della vostra ridicola impotenza, del vostro astio, della vostra rabbia; vendicatevi d'esser vili, di non aver saputo vivere, d'esser corrotti." (Ebd.: 100)

Am Schluss des Kapitels schreitet der Erzähler ein: "Povero Tombo, ad ogni modo! Peggior avvocato non poteva trovare." (Ebd.: 101) Die Verteidigungsrede des antidogmatischen Pfarrers bedingt den Tod des Affen oder kann ihn zumindest nicht aufhalten. Die Nachsicht, die man zu Beginn walten lassen wollte, ist nun nicht mehr möglich. Nachdem der junge Pfarrer des Hauses verwiesen wurde, steht die Entscheidung fest: "Ammazarlo, ma come?" (Ebd.: 105)


III.

Zu den Darstellungen tierischer, halbtierischer und fantastisch-tierischer Protagonisten gibt es zahlreiche Studien. In den seltensten Fällen wurden diese aber bisher in Relation zum Tierrechtsdiskurs gelesen; ein Diskurs, der sich parallel zur fantastischen Literatur entwickelt und genauso wie diese auf eine veränderte Tier-Mensch-Beziehung infolge der darwinistischen Evolutionstheorie zurückgeht.

Landolfis Interesse am Tierrechtsdiskurs ist, wie Trama (2006: 121) aufzeigt, nicht nur implizit aus seinen Texten ablesbar. Landolfi befasste sich 1935, also wenige Jahre vor Beginn der Arbeit an den Due zittelle, in einer Rezension mit dem Titel "Conoscenza degli animali" auch explizit mit dem Thema. Er stellt dort drei unterschiedliche Texte zum Thema vor und äußert die Notwendigkeit, die Innenwelt des Tieres zu erforschen:




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Bisognerebbe, insomma, partire dalle leggi e dai rapporti [...] propri degli animali i quali rapporti possono essere di tutt'altra sostanza e di orientazione totalmente diversa rispetto a quelli che servono da metodo agli uomini e per lo studio degli uomini. Bisognerebbe, in una parola, penetrare nel mondo interiore degli animali guidati dagli animali stessi. (Landolfi 1935: 2)

Die Frage, die sich implizit stellt und die heute wieder von großer Aktualität ist, lautet, inwieweit Tiere, die an menschlichen Debatten nicht teilhaben können, als Rechtspersonen gelten oder nicht. Es soll hier also die Frage nach dem Zusammenhang zwischen Tombos Stellung als moral agent und dem zeitgenössischen Tierrechtsdiskurs gestellt werden.

Die Frage nach der moralischen und juridischen Stellung des Tieres ist ein Diskurs, der in Italien erstaunlicherweise schon recht früh belegbar ist. Garibaldi beispielsweise war Vegetarier und der Überzeugung, dass Tiere eine Seele hätten, weshalb er 1871 die erste italienische Gesellschaft zum Schutz der Tiere gründete (vgl. Amberson 2014: 2).7 1926 argumentiert Piero Martinetti in einem Gründungsmanifest der Psychologie der Tiere klar dafür, dass auch Tiere einen Intellekt, ein Bewusstsein und ein psychisches Innenleben haben, ja darüber hinausgehend sogar ein moralisches Verständnis:

L'animale ha un principio di senso del dovere e di moralità: bisogna essere volontariamente ciechi per non vederlo. Vi sono innumerevoli esempi, riferiti da osservatori imparziali e perspicaci, che mostrano come vi siano animali capaci di affetti famigliari, di amicizia, di dedizione completa al gruppo di cui fanno parte: e questi sono fatti, che hanno innegabilmente un carattere ed un valore morale. (Martinetti 1926: 242)

Davon beeinflusst verfasst Cesare Goretti zwei Jahre später einen rechtsphilosophischen Traktat über die Stellung des Tieres als Rechtssubjekt und behauptet darin als Erster, dass allen Tieren eine solche Stellung in unserem Rechtssystem eingeräumt werden müsse, darüber hinausgehend aber sogar, dass Tiere ein Rechtsverständnis haben. Gorettis Text ist jedoch vorrangig mit Blick auf den Schutz der Tiere in Bezug auf Misshandlungen geschrieben. Er legt zunächst fest, dass zwischen Mensch und Tier kein wesensmäßiger, sondern nur ein gradueller Unterschied bestehe. Jedes Tier habe eine individuelle Intelligenz, welche die Existenz der Instinkte überhaupt erst bedingt. Dasselbe wie für die Intelligenz gelte auch, ähnlich wie im Wortlaut Martinettis, für die Moral: "L'animale non è capace dell'imperativo categorico, ma un principio di moralità ed un senso del dovere lo possiede." (Goretti 1928: 352)

Üblicherweise wird dem Tier die Möglichkeit abgestritten, als Rechtssubjekt gelten zu können, was auch der damaligen Rechtslage in Italien entspricht. Solange Tier und Mensch in zwei unterschiedlichen Sphären leben, sei das auch gerechtfertigt, so Goretti. Doch das Rechtsverhältnis zwischen Tier und Mensch verändere sich genau in dem Moment, in dem es zu einem Zusammenleben zwischen beiden kommt: "[L]a partecipazione dell'animale alla nostra vita sociale gli attribuisce uno status che non aveva prima di questa interferenza con la vita." (Ebd.: 354)

Das Problem des Tieres als Rechtssubjekt beginnt also dort, wo das Tier mit dem Menschen zusammenlebt.

Il problema secondo noi sorge quando l'animale singolo viene a contatto con un uomo, con un essere cioè che vive in un determinato ordinamento giuridico e che è soggetto di diritto. Al contatto dell'uomo l'animale può diventare oggetto di contrattazione, di proprietà, può essere dall'uomo anche ucciso, rende dei servigi e ne riceve, viene così trasportato da un mondo agiuridico in una realtà giuridica. Egli non è soltanto più l'oggetto di una vendita, di un dominio, egli serve con tutto se stesso, e questo suo servire, questo suo partecipare al nostro ordinamento giuridico deve in certo qual modo attribuirgli un valore di persona giuridica. (Ebd., meine Hervorh.)




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Die Tatsache, dass Tombo vom Bruder nach Italien in die Familie gebracht wurde, weist ihm nach Goretti also den Status als Rechtssubjekt zu. Der Affe wird durch seine Partizipation am menschlichen Leben zum Rechtssubjekt.

Wie ist es nach Goretti nun aber um die Schuldfrage des Tieres bestellt? Der Affe wurde vom Bruder sicherlich nicht seinem Willen gemäß aus seiner echten Familie und damit seinem sozialen Referenzsystem gerissen. Sofern man dem Affen einen Willen zusprechen kann, wird es wohl gegen diesen geschehen sein. In einem discorso indiretto libero wird dem Leser die Annahme eines vollen Schuldbewusstseins des Protagonisten bestätigt, zumal aus der Perspektive Nenas berichtet wird, wie sich der Affe vor seiner Tat umsieht, ob er unbeobachtet ist, und wie er nach der Tat Gesten der Reue setzte: "fece l'atto di strapparsi i capelli forse con ciò confessarsi pentito" (Landolfi 1946: 68). Ähnliches zeigt sich auch bei Poe:

Conscious of having deserved punishment, it seemed desirous of concealing its bloody deeds, and skipped about the chamber in an agony of nervous agitation; throwing down and breaking the furniture as it moved, and dragging the bed from the bedstead. In conclusion, it seized first the corpse of the daughter, and thrust it up the chimney, as it was found; then that of the old lady, which it immediately hurled through the window headlong. (Poe 1841: 178)8

Der Streit der beiden Pfarrer um die Schuldbarkeit des Affen ist demnach auch ein Streit um dessen Stellung als Rechtssubjekt in der Dorfgemeinschaft. Gorettis Text lastet Landolfis Affen implizit wesentlich mehr Schuld an, als es die Priester tun. Goretti verneint nämlich die Basis, die die Grundlage für die Argumente der Pfarrer liefert. Beide Pfarrer gehen davon aus, dass das Tier nicht erkennen konnte, was es falsch gemacht habe. Goretti aber ist der Überzeugung:

Come non possiamo negare all'animale in modo sia pure crepuscolare l'uso della categoria della causalità, così non possiamo escludere che l'animale partecipando al nostro mondo non abbia un senso oscuro di quello che può essere la proprietà, l'obbligazione oscuramente deve operare in esso [l'animale] questa visione della realtà esteriore come cosa propria, che nell'uomo civile arriva alle costruzioni raffinate dei giuristi. È assurdo pensare che l'animale che rende un servizio al suo padrone che lo mantiene agisca soltanto istintivamente. (Goretti 1928: 358)

Natürlich geht es hier keineswegs um ein Urteil über die (Un-)Gültigkeit solcher Aussagen. Nimmt man aber für einen kurzen Moment an, dass der Affe mit genau diesem 'opaken' Wissen um das Eigentum des anderen gehandelt hat und nimmt man mit Goretti in diesem Fall an, dass ein Tier in einer solchen Situation nicht bloß instinktiv gehandelt hätte, ändert sich die Argumentation: Wenn der Affe im Wissen um die Verletzung des Eigentums gehandelt hat, kann er bestraft werden. Vor allem unterstellt Gorettis Reflexion auch eine gewisse Absichtlichkeit der Handlung. Tombo zerstört in seiner Rolle als Repräsentant des Bruders, also in seiner Rolle als pater familias, die äußerliche Bedrohung zum Schutz der Familie. Er missachtet die Symbole des machtausübenden Systems, weil seine 'Schwestern' nicht dazu in der Lage sind. Er zerstört die Objekte der Unterdrückung seiner Familie, denn während seine Frauen die eigentlichen Gefangenen sind, macht er sich frei und missachtet alle Dogmen, von denen seine Familie umgeben ist. Goretti schränkt ein:

Naturalmente l'animale non potrà arrivare al concetto di ciò che è la proprietà, l'obbligazione; basta che dimostri esteriormente di fare uso di questi principi che in lui operano ancora in modo oscuro e sensibile. (Ebd.: 358)




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Dass der Affe einen Sinn für Eigentum hat, zeigt Landolfi im paternalistischen Gestus des Tieres in Bezug auf seine Familie. In dieser Aussage ist auch der Unterschied zwischen Poes und Landolfis Affen zu sehen. Poes Affe bricht aus, ohne zurückzukehren, während Landolfis Affe sich jede Nacht aufs Neue befreit, um sich anschließend wieder selbst in Gefangenschaft zu begeben und sich damit scheinbar der menschlichen Ordnung zu unterwerfen, wie es auch bei Goretti beschrieben wird:

Quando l'animale mediante l'addomesticamento non si ribella all'ordinamento umano esso accetta come necessario questo ordine e nel suo riconoscimento vi è l'affermazione della sua personalità giuridica. (Ebd.: 361)

Dass der Affe heimlich in der Nacht ausbricht zeigt, dass er selbst Bewusstsein davon hat, etwas Verbotenes zu tun. Warum sollte er diese Handlung sonst vor seiner Familie verstecken? Er will unbeobachtet bleiben.


IV.

Während der gesamten Zeit der nahezu kafkaesken 'Gerichtsverhandlung' scheint der Affe selbst nicht anwesend zu sein. Zumindest sind seine Reaktionen nicht Teil der Beschreibung. Das groteske Gerichtsverfahren macht ihn ähnlich wie bei Kafka zum bloßen Objekt der Verhandlung, das sich weder selbst verteidigen noch sonst irgendwie in den Verlauf des Prozesses eingreifen kann. Auch die Tötung des Affen weist Ähnlichkeiten mit dem Tod Josef K.s auf: Denn nachdem die Disputatio in ihre Konklusion gemündet ist, entschließen sich Lilla und Nena ihren Affen-Bruder zu töten. Nena packt Tombo an beiden Füßen, sodass er nicht davonlaufen kann. Lilla nimmt einen spitzen Gegenstand und versucht ihn in Tombos Herz zu rammen, stößt aber daneben und trifft zunächst nur die Rippen, sodass der Affe in vollem Bewusstsein, von seinen Schwestern umgebracht zu werden, stirbt. Noch im letzten Moment versucht sich Lilla gegen diesen unmenschlichen Akt zur Wehr zu setzen:

E neppure fu cosa d'un momento, e Tombo sentì fin troppo di morire. Nena, reggendo la sua arma dietro la schiena, s'era avvicinata, e anche lei lo vezzeggiava e lo accarezzava colla mano libera. Poi si fece un rapido segno di croce; lo accarezzò ancora, tenendogli in pari tempo ferme le gambe – alle braccia pensava Bellonia. E d'un tratto vibrò il colpo. Ma, come si poteva del resto immaginare, lo spillone non seguì la via voluta: esso penetrò un poco più in alto o più in basso del cuore, o incontrò una costola. Convenne ripetere il colpo una, due, tre volte. S'era fatto un silenzio di tomba; che fu lacerato da un grido isterico di Lilla, una frase urlata precipitosamente, quasi fosse un'unica parola: "Mi pare di uccidere nostro fratello!" "Zitta, stupida!" replicò Nena a denti stretti; e fu la prima e l'ultima volta che disse una cosa simile alla sorella. (Landolfi 1946: 110f.)

Die Schwestern müssen ihre Zweifel verschweigen und den zunächst geliebten und umsorgten Mitbewohner unter dem Druck von Kirche und Nachbarschaft eigenhändig töten. Damit entledigen sie sich aber auch der Freiheit, der Natur, die durch Tombo zum Teil des Familiensystems wurde.

Zusammenfassend muss gesagt werden, dass Landolfis Text selbstverständlich kein Pamphlet für die moralische oder juridische Emanzipation des Tieres ist. Der Affe ist in erster Linie in seinem symbolischen Gehalt als Repräsentant des Bruders zu lesen. Dennoch entsteht die Geschichte vor dem Hintergrund eines allgemeinen Tierrechtsdiskurses, der sich auch in Landolfis Geschichte niederschlägt. So fantastisch manche Erzählungen sein mögen, so verweisen sie doch auch auf politische und religiöse Debatten bzw. werden von diesen überhaupt erst ermöglicht.

Landolfis Erzählung ist damit nicht nur ein Beitrag zur fantastischen Literatur, sondern auch zum zeitgenössischen Tierrechtsdiskurs, vor allem in Bezug auf die Frage nach der Stellung des Tieres als Rechtssubjekt. Beide Priester sprechen dem Affen diesen Status ab. Es wird über ihn im Sinne eines Objekts geurteilt, das eliminiert werden muss, nicht weil es Taten bewusst durchgeführt hätte, sondern um geschehene Taten zu bestrafen. In der Rezeption des Textes wird dem Leser aber suggeriert, genau die Prämissen anzunehmen, die von den Priestern negiert werden und die fundamentaler Bestandteil in der frühen Diskussion um Tierrechte sind. Landolfis Affe scheint Kausalitäten zu verstehen, Kategorien des Besitzes zu kennen und anscheinend auch ein Verständnis von Schuld zu haben. Landolfis Text legt damit nahe, den Affen im Sinne Gorettis als Rechtssubjekt zu verstehen, was für die italienische Gesellschaft der Nachkriegszeit eine äußerst starke Position ist.




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Literaturverzeichnis

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Lazzarin, Stefano (2007): "Parole-Viticci. Bestiario e onomastica di Tommaso Landolfi", in: Studi Novecenteschi 34 (74), 307–337.

Martinetti, Piero (1926): "La psiche degli animali", in ders. (Hg.): Saggi e discorsi. Torino: Paravia, 211–254.

Poe, Edgar Allen (1841): "The Murders in the Rue Morgue", in: Graham's Magazine, 166–179.

Trama, Paolo (2006): Animali e fantasmi della scrittura. Saggi sulla zoopoetica di Tommaso Landolfi. Roma: Salerno.

Villiger Heilig, Barbara (1989): Leidenschaft des Spiels. Untersuchung zum Werk Tommaso Landolfis. Tübingen: Stauffenburg.




PhiN 82/2017: 11



Anmerkungen

1 Der Text erscheint in sechs aufeinanderfolgenden Ausgaben. In der ersten geschlossenen Ausgabe, die 1946 bei Bompiani erscheint und nach der auch hier zitiert wird, bezeichnet sich der Text als romanzo. Für weitere Analysen des Textes siehe v.a. Bertone (1991) und Villiger Heilig (1989).

2 Wie zum Beispiel eines der ersten Porträts der beiden Schwestern: "Lilla e Nena potevano avere un po' meno di sessant'anni. La prima, magra e allampanata, la più dolce di carattere ignara, per non dire la più insipiente, soffriva di stomaco e un tanto di nervi, portava uno stringinaso d'oro assicurato, all'orecchio da una catenina dello stesso metallo, e s'aiutava inoltre con un occhialetto che teneva appeso al collo, occhialetto di cui una lente s'era ormai da molti anni fenduta." (Landolfi 1946: 15)

3 Am Ende der Erzählung erklärt der Erzähler die Schreibweise der zittelle selbst: "per compenso e quasi (direi) 'zittella' potesse esser diminutivo di 'zitta', anziché di 'zita'" (Landolfi 1946: 103). Präzisierend muss jedoch an dieser Stelle hinzugefügt werden, dass es sich dabei um keinen Neologismus Landolfis handelt, sondern die von ihm verwendete Schreibweise in manchen Wörterbüchern durchaus auch eine mögliche Variante darstellt, wie es in einer öffentlichen Debatte zwischen Idolina Landolfi und Giorgio Bárberi Squarotti (1985) aufgezeigt wurde.

4 Im Werk Landolfis kommen überaus häufig tierische Protagonisten vor, v.a. aber fantastische, oder wie Stefano Lazzarin (2007) sie nennt, die sogenannten "animali-viticci", die hier jedoch nicht Gegenstand der Untersuchung sind. Anders als bei den "animali-viticci" referiert Tombo auf einen tatsächlichen Affen, der mit Fantasy-Darstellungen wenig zu tun hat.

5 So auch bereits festgestellt von Debenedetti (1963: 216): "[I curiosi animali] hanno poco da spartire con le loquaci bestie di Esopo, bonarie anche quando feroci, e non d'altro preoccupate che di tirare una morale tascabile e di mostrarci che, bestie come sono, hanno appreso molto meglio di noi uomini la lezione della vita".

6 Ab den 1870er Jahren wird der Affenmensch als Verbindungsglied zwischen Affe und Mensch durch Ernst Haeckel zu einer gängigen wissenschaftlichen These, die man in den 1890ern dann auch bestätigt sah, als Eugen Dubois ein Schädelfragment entdeckte, das mit Haeckels Theorien vereinbar zu sein schien (vgl. Agamben 2002: 39). Dadurch wurden die literarischen Phantasien weiter angeregt, was zu jener – besonders in der Zwischenkriegszeit – großen Beliebtheit des Affen in der Populärkultur führte.

7 Im Jahr 1892 schrieb Henry Salt den für die nächsten Jahrzehnte international bestimmenden Text Animal Rights.

8 Auch Du Chaillus Tommy verhält sich entsprechend der beiden Affendarstellungen: "He soon began to be a very great thief. When the people left their huts he would steal in and make off with their plantains or fish. He watched very carefully till all had left a house, and it was difficult to catch him in the act. I flogged him several times, and indeed, brought him to the conviction that it was wrong to steal; but he could never resist the temptation." (Du Chaillu 1861: 331f.)