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Judith Visser (Bochum)



Bernhard Haidacher (2015): Bargeldmetaphern im Französischen. Pragmatik, Sprachkultur und Metaphorik. Berlin: Frank & Timme. (= Forum für Fachsprachen-Forschung, 124)



Die vorliegende Arbeit widmet sich einem Bereich metaphorischer Projektionen, der schon bei Weinrich (1976) ins Zentrum der Betrachtung rückt, dem Bargeld. Der Verfasser stellt durch die Wahl des Untertitels eine im Hinblick auf die zu erwartenden methodischen Perspektiven relativ breite Herangehensweise in Aussicht, indem er Ausführungen zur Pragmatik, Sprachkultur und Metaphorik verspricht. Metaphorik ist ein zentraler Bestandteil der Studie, wenn auch die Fokussierung eine andere ist, als dies beispielsweise der von Weinrich vorgeprägte Leser zunächst vermuten mag. Sprachkultur im Sinne z.B. Lebsanfts (1997) dagegen ist kein Gegenstand der Untersuchung. Der Terminus soll möglicherweise auf das Zusammenspiel von Sprache und Kultur referieren. Auch das Stichwort Pragmatik findet sich nicht in der Gliederung wieder. Es soll hier möglicherweise auf pragmatisch motivierten terminologischen Wandel verweisen. Der Untertitel erscheint, wie aus diesen einleitenden Anmerkungen sichtbar wird, nicht glücklich gewählt, weil er gewisse inhaltliche und methodische Erwartungen weckt, die in der Studie selbst nicht erfüllt werden. Der Blick in das Inhaltsverzeichnis wie auch die Tatsache, dass der Band als Nr. 124 in der Reihe Forum für Fachsprachen-Forschung erschienen ist, machen deutlich, dass es sich (auch) um eine Arbeit aus dem Bereich der Fachsprachenforschung handelt; ggf. wäre es günstiger gewesen, diesen Aspekt im Untertitel hervorzuheben.

Die Studie besteht aus zwei Teilen: Der theoretische Teil gliedert sich in ein einleitendes Kapitel, Ausführungen zur "Evolutionsgeschichte des Geldes" (Kap. 2), zu "Funktionen von Geld" (Kap. 3), zu "Geldtermini und ihre Etymologie" (Kap. 4), zu "Bargeld" (Kap. 5), zu "Metapherntheorien" (Kap. 6), "Fachsprache(n)" (Kap. 7), "Wirtschaftssprache" (Kap. 8) und "Metaphern in den Fachsprachen" (Kap. 9). Der empirische Teil setzt sich zusammen aus methodischen Anmerkungen zur korpusbasierten Recherche (Kap. 10), einem Kapitel zur "Liquiditätsmetapher" (11) und jeweiligen Kapitel zu den französischen Entsprechungen von dt. Bargeld (12. Liquide, argent liquide, avoir liquide; 13. Numéraire; 14. Argent comptant/comptant; 15. En espèces; 16. Monnaie fiduciaire). Eine tabellarische Zusammenfassung rundet die Ausführungen in Kapitel 17 ab.




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Es handelt sich somit um keine synchrone Untersuchung des Konzeptbereichs, sondern das Interesse liegt (auch) auf der Wortgeschichte. Die Auseinandersetzung mit der Etymologie von dt. Bargeld ist Teil des Theoriekapitels. Bargeld bildet den Ausgangspunkt für die wörterbuchbasierte Recherche nach französischen Äquivalenten, die dann im Praxisteil beleuchtet werden.

Schon die ersten Kapitel des Theorieteils lassen deutlich werden, dass der Verfasser sich sehr für Geschichte und Wortgeschichte interessiert und einen altphilologischen Hintergrund mitbringt. Es sind vermutlich diese Ausführungen, die er als sprachkulturell auffasst. Die Hintergrundinformationen zum Geldhandel bilden eine wichtige Grundlage für die späteren Wortanalysen. Inhaltlich zeigt sich hier und in allen danach folgenden Kapitel eine Tendenz zur Breite: Haidacher gibt in sehr großem Umfang, nicht zuletzt in den insgesamt 1490 Fußnoten, unzählige Zusatzinformationen, die von einer Liebe zum Detail zeugen. Diese manifestiert sich auch in der Anzahl und Länge der Zitate, die sich bisweilen (z.B. 58) über ganze Seiten erstrecken. In Hinblick auf die Quellen des Dargebotenen fällt eine Affinität zu Internetmaterial auf. Neben Daten, die auf universitäre Kontexte zurückzuführen sind (z.B. http://www.uni9-marburg.de/fb02/wipol/team/ehemalige/budz/ download/geldpolitik, 40) greift der Verfasser u.a. auf Leseproben zurück (http://www.gietl-verlag.de/shop/PDF/GI-61090-Leseprobe.pdf, 41). Diskussionswürdig scheint in diesem Zusammenhang insbesondere das Zitieren von Wikipedia (43 u.ö.). Das Ergebnis dieser Vorgehensweise sind bisweilen nicht sehr erhellende Wiedergaben des Typs: "N-Gramme sind das Ergebnis der Zerlegung eines Textes in Fragmente. Der Text wird dabei zerlegt und jeweils N Fragmente als N-Gramm zusammengefasst [eigene Hervorh., J.V.]" (231, Fußnote 1108).

Kapitel 4 fokussiert die Etymologie von Geldtermini. Es geht der Frage nach: "Was sagt der Name bzw. die Bezeichnung über den dahinter stehenden Begriff aus?" (63) und leistet in Teilen für das Deutsche und andere Sprachen dasjenige, was die Korpusanalyse für das Französische leistet. Vor dem Hintergrund der ausdrücklichen Ausrichtung der Studie auf das Thema Metaphorik wäre es denkbar gewesen, die wortgeschichtlichen Ausführungen durch einen Rückgriff auf beispielsweise Blank (1997) für den Sprachvergleich operationalisierbar zu machen. Etwas seltsam mutet an, dass die umgangssprachliche Bezeichnung Moneten der "Studentensprache in der Wiener Mundart" (75) zugeordnet wird.

In Kapitel 5 wird konkret der Terminus Bargeld in den Fokus genommen. Auch hier geht der Verfasser sehr ins – z.T. irrelevant erscheinende – Detail. Auch für diese Ausführungen gilt, dass ein Rekurrieren auf z.B. metaphorische und metonymische Prinzipien des Bedeutungswandels für eine größere Übersichtlichkeit gesorgt hätte. Kapitel 5.4 ist insofern zentral, als Haidacher hier erläutert, wie er die im Französischen zu untersuchende Gruppe an Äquivalenzen für dt. Bargeld ermittelt.




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Dass er von zweisprachigen Wörterbüchern ausgeht, u.a. das Online-Wörterbuch dict.leo.org konsultiert, und nicht das Konzept des Bargelds als Tertium Comparationis in den Vordergrund stellt, hinterlässt ein gewisses methodisches Unbehagen. Der Sprachvergleich führt aber dazu, dass aus ihm die zentrale Motivation der Untersuchung abgeleitet werden kann: Der Verfasser folgert aus seinen Untersuchungen, dass im Deutschen "ausschließlich die Metapher des nackten/baren Geldes" (112) verwendet wird, "während im Französischen eine solche bildliche Einsträngigkeit nicht zu erkennen ist. Daraus leiten wir ab, dass je nach verwendetem französischen Terminus ein anderer Aspekt fokussiert bzw. metaphorisiert wird" (ibid.).

Kapitel 6 ist den Metapherntheorien gewidmet. Haidacher wählt hier eine relativ klassische Abhandlung der Entwicklung der Metaphernforschung: "Substitutions- und Vergleichstheorie" (Kap. 6.2.1), "Interaktionstheorie nach Richards und Black" (Kap. 6.2.2), "Bildfeldmetapherntheorie (Weinrich)" (Kap. 6.2.3.), "Kognitive Metapherntheorie" (Kap. 6.3). Im Verlauf der Theoriekapitel wird zunehmend ein Vorgehen manifest, das die Zitatlastigkeit der Arbeit mit begründet: Der Verfasser tendiert dazu, theoretische Aussagen nicht kondensiert darzustellen, sondern sich durch die Vorlagen zitierend durchzuarbeiten, so dass sehr häufig Formulierungen des nachfolgenden Typs anzutreffen sind: "Lassen wir jedoch Weinrich (1976) selbst zu Wort kommen" (121), "Lassen wir jedoch Lakoff und Johnson (1980) selbst zu Wort kommen" (127), "Lassen wir jedoch wiederum Lakoff (1987) selbst zu Wort kommen" (150) etc. Unterkapitel 6.4, in dem es um funktionale Aspekte von Metaphern geht, scheint nicht zu Ende gedacht worden zu sein, weil nach 6.4.1 ("Explikative/explanative Funktion") kein weiteres Unterkapitel folgt und somit eine Auseinandersetzung mit weiteren Funktionen der Metapher fehlt. In Kapitel 6.5.1 wird die Argumentation einer Frau Koch (2007) als 'nicht ganz schlüssig' bzw. 'schlichtweg inkorrekt' (142) charakterisiert. Haidacher scheint sich hier auf Katrin Kohl (2007) zu beziehen. Die im Detail nicht immer ganz nachvollziehbare Kritik des Verfassers basiert auf einer etymologischen Argumentation und der Annahme, dass eine source domain abstrakt und eine target domain konkret sein müsse. Dies ist diskutierbar. Es sind noch andere Stellen in der Studie belegbar, in der vom Verfasser in sehr verengter Perspektive Aussagen der Fachliteratur vehement abgelehnt werden (s.u.). Bei einem Blick über den Tellerrand der Bargeldmetaphern hätten diese deutlichen Aussagen relativiert werden müssen. Und wenn man schon so deutlich kritisiert, sollte man dies unter Verwendung des richtigen Nachnamens der Autorin tun.

In Kapitel 7 geht es um die fachsprachlichen Grundlagen. Wichtige Aspekte werden herausgearbeitet, wenn sich auch in der Detailargumentation nicht jede Schlussfolgerung nachvollziehen lässt.




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Trotz aller bislang geäußerten Kritik zeigt sich in diesem und allen anderen Kapiteln, dass der Verfasser sehr umfangreich Fachliteratur rezipiert hat und sich souverän in der Theorie bewegt. Es lassen sich in den Ausführungen allerdings zahlreiche Belege für ein weiteres sehr charakteristisches Merkmal des Stils des Verfassers finden: Die Tatsache, dass er die Fachliteratur nicht kondensiert in ihren wichtigsten Thesen vorstellt, sondern sich durch die einzelnen Texte durcharbeitet, spiegelt sich auch in sehr häufig auftretenden Formulierungen des Typs "zwei Kritikpunkte, denen wir zustimmen" (158), "stimmen wir uneingeschränkt zu" (159, Fußnote 773), "Wir stimmen daher dem Resümee des Autors zu" (160), "Diesbezüglich gehen wir mit Gibbs (2002) nicht konform" (215) etc. wider.

In Kapitel 8 erfolgt die Zuspitzung auf die Wirtschaftssprache, bevor sich Kapitel 9 auf "Metaphern in den Fachsprachen" konzentriert. Ein wesentliches Resultat der hier vorgenommenen Ausführungen ist, dass der Verfasser sich entscheidet, lexikalisierte fachsprachliche Metaphern als Katachresen zu bezeichnen. Ob dies eine sich zwingend aufdrängende Entscheidung ist, sei dahingestellt – Haidacher gelingt es zumindest nicht, die Rezensentin vom Wert dieser terminologischen Entscheidung zu überzeugen –, aber sie belegt die biographisch bedingte Affinität des Verfassers zur Antike.

Der empirische Teil beginnt mit methodischen Anmerkungen zum Vorgehen bei der Korpusrecherche, die u.a. eine Definition von Korpus beinhalten (225, Fußnote 1088); diese wiederum belegt, dass es an der ein oder anderen Stelle Ansatzpunkte gegeben hätte, die Ausführungen zu kürzen.

Den Kern der Analyse bilden die Kapitel 11–16, in dem die verschiedenen Metaphern ermittelt werden, die der Verfasser aus den französischen Entsprechungen für dt. Bargeld herausarbeitet. Kapitel 11 beginnt mit der LIQUIDITÄTSMETAPHER. Es ist zweifellos so, dass bei argent liquide und seinen Varianten im Französischen eine metaphorische Übertragung aus einem Ursprungsbereich stattfindet, in dem das Merkmal 'flüssig' dominant ist. Und es ist sicherlich auch richtig anzumerken, dass dem deutschen Bargeld diese Übertragung nicht zugrunde liegt. Die Frage ist, welchen Erkenntniswert diese Feststellung hat, da diese Metapher ja, wie der Verfasser selbst an Beispielen belegt (233), z.B. in Kollokationen im Deutschen durchaus in sehr verschiedener Form dokumentiert ist. Haidacher engt, wie sich insbesondere im empirischen Teil zeigt, die Perspektive sehr ein, indem er keinen Blick auf Metaphern wirft, die jenseits der von ihm beleuchteten fachsprachlichen Terminologien liegen. In Hinblick auf den fachsprachlichen Fokus seiner Arbeit mag das konsequent sein, aber dann sollte man die Schlussfolgerungen auch auf die Fachsprache eingrenzen.




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Ein argumentatives Kernstück dieses Kapitels, das der Verfasser auch im Fazitkapitel als eigenen Beitrag zur Forschung einstuft, ist die These, die konzeptuelle Metapher GELD IST WASSER, die sich in der Fachliteratur findet, sei 'fehlerhaft' (233), 'unreflektiert' aus anderer Fachliteratur übernommen (ibid.), 'irrtümlich' (ibid., Fußnote 1115), 'UNRICHTIG' [Majuskeln im Original, J.V.] (234, Fußnote 234) etc. – wie sich hier zeigt, ist Haidacher der Wiederholung von Aussagen nicht abgeneigt. Er behauptet, die richtige Metapher sei GELD IST FLÜSSIGKEIT bzw. wählt hier die Bezeichnung "Liquiditäts-IKM" (233), und zwar mit der Begründung, lediglich die Fließeigenschaften würden übertragen (ibid.). Diese Behauptung kann man schon dann in Frage stellen, wenn man nur die vom Verfasser selbst angeführten deutschen Beispiele betrachtet: "meine Geldquelle ist versiegt"; "Der Lottogewinn war ein warmer Geldregen" (ibid.). Welche Flüssigkeit außer Wasser in Form von Regen ergießt sich gewissermaßen unerwartet über jemandem? Im Bild der Quelle geht es nicht nur um Flüssigkeit, sondern auch um die Tatsache, dass diese in recht großer Menge an einer bestimmten Stelle mit einer gewissen Intensität hervortritt. Dies mag auch für Öl gelten, aber Wasser ist hier sicherlich das prototypischere Bild. Die Argumentation Haidachers leuchtet abermals überhaupt nicht ein und scheint wieder auf eine sehr enge Perspektive hinzudeuten, die hier möglicherweise daraus resultiert, dass im französischen Terminus liquide eine Fokussierung auf Flüssigkeit vorliegt.

In Kapitel 12 werden die Varianten zu argent liquide näher betrachtet. Neben einer etymologischen Betrachtung werden auf der Basis der Korpusrecherche, die in erster Linie auf dem Nouvel Observateur beruht, vor allem formale Elemente erarbeitet, z.B. die Frage, wann es sich bei liquide um ein Nomen und wann um ein Adjektiv handelt. Auch die Frage der Reihenbildung wird betrachtet (Kap. 12.5). In Hinblick auf die Suche nach einem französischen Äquivalent für das deutsche Reihenbildung greift der Verfasser wieder auf Wörterbücher zurück und findet nur einen Vorschlag in dict.leo.org (mise en série, 263). Hätte man hier nicht besser in französischsprachigen Wortbildungslehren nach einem funktionalen Äquivalent gesucht?

Die Überschrift von Kapitel 13, in dem es um den französischen Terminus numéraire geht, beinhaltet die nächste (')Metapher(') BARGELD IST ZÄHLBAR. Die Betitelung "Numéraire: Bargeld ist im Französischen zählbar" (267) irritiert direkt dahingehend, dass der Leser versucht ist darauf zu verweisen, dass auch im Deutschen dem Bargeld diese Eigenschaft innewohnt. Es ist sicherlich richtig anzumerken, dass das französische numéraire ein Charakteristikum von Bargeld fokussiert, das im deutschen Äquivalent nicht fokussiert wird. Die Tatsache, dass Geld und die Zählbarkeit von Geld in einem Frame anzusiedeln sind, macht jedoch deutlich, dass die Beziehung zwischen Geld und flüssig eine deutlich andere ist als zwischen Geld und zählbar. Dadurch, dass der Verfasser hier einfach von einer Metapher spricht und sich ansonsten wieder in etymologischen Ausführungen verliert, wird dieser Unterschied in der Studie überhaupt nicht herausgearbeitet.




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Hier zeigt sich abermals, dass gerade angesichts der historischen Ausrichtung der Ausführungen ein Blick in Arbeiten zum Bedeutungswandel (z.B. Blank 1997, s.o.) mehr als sinnvoll gewesen wäre. Insgesamt sind auch in diesem Kapitel die Ausführungen wieder sehr auf die Morphologie ausgerichtet.

Die zu numéraire benannten Kritikpunkte lassen sich ähnlich auf Kapitel 14 übertragen, in dem es um argent comptant bzw. comptant geht. Aus varietätenlinguistischer Sicht ist das Kapitel insofern aufschlussreich, als der Verfasser Unterschiede zwischen dem français de France und dem français québecois herausarbeiten kann.

Aus Sicht der Metaphernforschung ebenfalls diskutierbar ist die in Kapitel 15 ermittelte Metapher BARGELD IST EIN GEWÜRZ. Hier liegt eine Bedeutungserweiterung vor, wie der Verfasser eigentlich selbst anmerkt (299). Espèces wird deshalb als Bezeichnung für "Bargeld" verwendet, weil in früheren Jahrhunderten Gewürze ein Zahlungsmittel waren. Die Rezensentin möchte nicht ausschließen, dass es metaphorische Übertragungen aus dem Bereich GEWÜRZ in den Bereich GELD gibt – Haidacher führt Belege für eine bildliche Verwendung von Pfeffer an (301) –, aber espèces liegt eine anders gelagerte Motivation zugrunde als argent liquide. Die poetisch formulierte These, "dass die espèces eine épice sind. Eine épice, die das Leben épicé macht und auch in der épicerie sprachlich fassbar ist" (303), ist somit in Frage zu stellen.

Der empirische Teil endet mit der Diskussion von monnaie fiduciaire (Kap. 16), das laut Verfasser "durch seine Metaphorik eine Forderung an Geld [fokussiert], die uns gar nicht mehr bewusst ist, die jedoch mehr denn je von Relevanz ist: nämlich dass wir auf den Wert unseres Geldes vertrauen" (318). Zur "Metapher des fiduziarischen bzw. treuhänderischen Geldes" (311) wäre Ähnliches anzumerken, wie zu den (')Metaphern(') der vorangehenden Kapitel.

In seinem knapp formulierten Fazit führt Haidacher Beiträge zum Forschungsstand auf, die er mit der vorliegenden Arbeit geleistet haben will: einen Beitrag zur kontrastiven Linguistik und zur Lexikographie; einen Beitrag zu der Erkenntnis, dass Metaphern in Fachsprachen ein Muss sind; die Entdeckung "allem Anschein nach noch unentdeckte[r] Bildgleichungen […] wie die Zählbarkeits-, Gewürz- und Vertrauensmetapher" (321); die Erkenntnis, dass "im Französischen Bargeld als ein Gewürz erachtet wird" (ibid.) sowie die Korrektur der Metapher GELD IST WASSER. Ein Beitrag zur Lexikographie wird geleistet, einer zur kontrastiven Linguistik ebenso, allerdings ist anzumerken, dass die Studie nicht die Methoden der kontrastiven Linguistik anwendet.




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Die Fachsprachenforschung wird – insbesondere diejenige zur Wirtschaftssprache – bereichert; nicht unbedingt um die Erkenntnis, dass Metaphern ein Muss sind, sondern eher um einen sehr tiefen und kulturell bzw. historisch untermauerten Einblick in die Entwicklung der Terminologie im Bereich Bargeld. Die entdeckten (')Metaphern(') sind keine Entdeckung in Hinblick auf die ihnen konkret zugrunde liegenden semantischen Entwicklungen und Projektionen, sondern die Auseinandersetzung mit ihnen bereichert den Leser in Bezug auf Einblicke in die Herausbildung fachsprachlicher Terminologien.

Das Fazit zur vorliegenden Studie fällt damit sehr zwiespältig aus: Der Verfasser hat sich in einer sehr breiten disziplinären Weise an einen sehr engen Gegenstand angenähert. Es ist deutlich, dass er sich mit vielen Disziplinen in der Tiefe auseinandergesetzt hat, er verfügt also über ein breites linguistisches Wissen, um sich dem Thema zu nähern. Seine Begeisterung für die Bargeldterminologie engt häufig seinen Fokus aber so ein, dass er Schlussfolgerungen formuliert, die aus der Außensicht in der vorliegenden Form nicht nachvollziehbar erscheinen. Dem Gesamteindruck kommt auch nicht zugute, dass er diese Schlussfolgerungen so dezidiert formuliert und anderen Forschern mit anderen Perspektiven auf den Gegenstand Fehler vorwirft. Insgesamt drängt sich auch durch die exzessive Verwendung der Partikel "[sic!]" in Zitaten, z.B. bei Quellen, in denen ein "daß" verwendet wird, das auf eine früher gültige Orthographienorm verweist (241), der Eindruck einer gewissen Pedanterie auf. Der Stil ist streckenweise etwas vortragsartig. Sprachlich ist mit Ausnahme einiger weniger Fehler lediglich auf Defizite in der Kommasetzung zu verweisen.

Aus methodischer Sicht ist die Arbeit damit weder für Metaphern-, noch für Fachsprachenforscher besonders erhellend, an der Wirtschaftsfachsprache bzw. der Entwicklung der Geldwirtschaft Interessierte könnten durch ihre Lektüre jedoch aufschlussreiche und vielleicht sogar neue Einblicke in den Gegenstand gewinnen.


Bibliographie

Blank, Andreas (1997): Prinzipien des lexikalischen Bedeutungswandels am Beispiel der romanischen Sprachen. Tübingen: Niemeyer.

Kohl, Katrin (2007): Metapher. Stuttgart: Metzler.

Lebsanft, Franz (1997): Spanische Sprachkultur. Studien zur Bewertung und Pflege des öffentlichen Sprachgebrauchs im heutigen Spanien. Tübingen: Niemeyer. (= Beihefte zur Zeitschrift für romanische Philologie, 282)

Weinrich, Harald (1976): Sprache in Texten. Stuttgart: Klett.