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Paul Gévaudan (Tübingen)


Sven Staffeldt (22009): Einführung in die Sprechakttheorie. Ein Leitfaden für den akademischen Unterricht. Tübingen: Stauffenburg. (= Einführungen, 19)


Dem Verfasser zufolge ist dieses Buch als "Begleitlektüre zu einer Lehrveranstaltung" (9) über Sprechakttheorie entstanden und seine 14 Kapitel korrelieren in ihrer Anzahl folgerichtig mit der typischen Anzahl von Sitzungen, die im Rahmen eines Seminars an einer deutschen Universität in einem Semester abgehalten werden. Zugleich soll es Dozenten bei der Vorbereitung ihres Seminars unterstützen und Studenten zur Prüfungsvorbereitung dienen. Bevor im Einzelnen auf die Kapitel eingegangen wird, soll zunächst auf eine markante Eigentümlichkeit dieser Einführung hingewiesen werden. In seiner Einführung in die Einführung (mit der Kapitelnummerierung "0.") zeichnet der Autor ein Bild von Studierenden, die an linguistischen Seminaren nur mit Widerwillen teilnehmen, weil es sich um Pflichtveranstaltungen handelt, bei denen es dem Besucher darauf ankommt, sie "endlich hinter sich bringen zu können", denn "Linguistik ist langweilig und hoffentlich bald ohne allzu viel Mühe absolviert" (9). Um die Motivationsprobleme dieser Pflichtbesucher zu überwinden, verfolgt der Verfasser zwei Strategien.

Einerseits werden dem Leser viele Abbildungen angeboten, die die jeweilige Textpassage klar zusammenfassen sollen oder von dem betreffenden Textabschnitt für Leser, die "auf Abbildungen scharf" (10) sind, erläutert werden. Andererseits kultiviert dieses Buch einen humorvollen und legeren Umgang mit der Sprache. Dieser recht ungewöhnliche Stil soll den Leser, d.h. den demotivierten Studenten, aufmuntern (z.B. 46 "Sie sollten sich jetzt eine Pause gönnen. Sie haben einen ganz wichtigen Schritt […] bereits hinter sich. Bravo!", oder 110 "Und jetzt: viel Spaß bei allem.") und ganz allgemein einbinden (53 "Überlegen Sie einmal selbst! Was heißt es, jemandem etwas zu versprechen?", 147 "Sagen Sie doch mal unvermittelt zu Ihrem Nachbarn Du [Schimpfwort]"). Über diesen didaktischen Stil kann man geteilter Meinung sein, vor allem da, wo er locker sein will (die Überschrift von Kapitel 1 lautet "Was zum Teufel ist eigentlich Sprechakttheorie?") oder ein wenig sensationell (17 "In diesem Kapitel werden Sie Zeuge einer Zeugung, Befruchtung und Geburt"). Manche werden ihn besonders schätzen, andere wird er quälen, aber soviel steht fest: gleichgültig werden ihn wohl nur wenige zur Kenntnis nehmen, und das ist auch beabsichtigt.

Abgesehen von dieser besonderen Stilistik lohnt es sich in jedem Fall, auf den vermittelten Stoff zu schauen. Nach einer sehr grundsätzlichen Einleitung (Kapitel 1) zeichnet das Buch, angefangen bei der analytischen Philosophie und ihrer Gegenbewegung, der Philosophy of ordinary language (Kapitel 2), die Entwicklung der traditionellen Sprechakttheorie (Kapitel 3 bis 8) gründlich nach. Argumente und Konzepte, die mit der Entwicklung dieser Theorie verbunden sind, werden ausführlich diskutiert. Von Kapitel 9 bis 11 werden die Weiterentwicklungen dieser Theorie durch die "Münsteraner Schule" (98) diskutiert und in den letzten beiden Kapitel werden Theorien der illokutionären (Kapitel 13) und der perlokutionären Kräfte (Kapitel 14) vorgestellt. Mit dem Fortschreiten des Buchs wird die Argumentation immer reichhaltiger und profunder, sodass man hoffen kann (und muss), dass der anfangs noch abgeneigte studentische Leser, nachdem er dieses Buch gründlich gelesen hat, auf dem Niveau eines Experten über die einschlägigen Probleme und ihre theoretischen Lösungen diskutieren kann.




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Die Einleitung (Kapitel 1 "Was zum Teufel …?") erläutert zunächst die unterschiedlichen Disziplinen der Sprachwissenschaft (u.a. Morphologie, Syntax, Semantik, Pragmatik) und ordnet die Theorie der Sprechakte der Pragmatik zu. Wer beim Kurs Einführung in die Sprachwissenschaft nicht aufgepasst hat, darf sich freuen, auf knapp drei Seiten nochmals zu erfahren, was die zentralen Disziplinen der Sprachwissenschaft sind. Anschließend wird ein Modell der Bedeutungsebenen vorgestellt (15), bei dem zwischen wörtlicher Bedeutung (Wort- und Satzbedeutung) und Äußerungsbedeutung ("Bedeutung, die ein […] Ausdruck in einem gegebenen Äußerungskontext erhält") sowie "Sprecherbedeutung" oder "kommunikativer Sinn" ("Bedeutung einer Äußerung als kommunikativer Handlung […]. Gegenstand der Sprechakttheorie") unterschieden wird. Wie die verschiedenen Ebenen der Bedeutung zusammenwirken, wird anhand einer Anekdote ausführlich und sehr verständlich erläutert, sodass man eine erste Vorstellung davon erhält, was ein illokutionärer Akt ist. Abschließend heißt dennoch: "Geben Sie nicht auf! Lesen Sie weiter, Sie schaffen das!" (16).

In Kapitel 2, dessen Titel Die Geburt der Sprechakttheorie aus dem Geiste der analytischen Philosophie den rhetorischen Elan von Nietzsches Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik wieder aufbereitet, wird der philosophische Ausgangspunkt der von Austin (1962) entwickelten Sprechakttheorie ausgeleuchtet. Diese stellt, ebenso wie der "späte Wittgenstein" (23) das Grundprinzip der analytischen Philosophie in Frage, nachdem sprachliche Äußerungen nur dann Bedeutung haben, wenn sie auf ihre Wahrheit hin überprüfbar sind. Die von Austin in der posthum publizierten Vorlesungsmitschrift How to do things with words entworfene Sprechakttheorie stellt der Autor als dialektische Argumentation dar: Austins Annahme, dass Äußerungen, neben ihren konstativen Gehalt, auch eine performative Funktion haben, wird als Antithese zum Wahrheitsprinzip der analytischen Philosophie (bedeutungsvoll sind nur Aussagen, d.h. Behauptungen oder Assertionen) aufgefasst, während seine Entwicklung des Illokutionsbegriffs als Synthese dieses Antagonismus gedeutet wird. Diese Darstellung trifft die Problematik von Austins Ansatz meines Erachtens sehr gut. Am Ende dieses Kapitels wird auf der Grundlage von Beispielen ausführlich erläutert, was explizit performative Sprechakte sind.

Kapitel 3 behandelt die Glückens- oder, besser gesagt, die Missglückensbedingungen von Sprechakten, so wie sie Austin beschrieben hat. In Abb. 11 (30) werden Austins Ausführungen über "Unglücksfälle" übersichtlich zusammengefasst. Anschließend erläutert der Verfasser den Zusammenhang zwischen den Bedingungen des Glückens und Missglückens von Sprechakten und der Konventionalität dieser Akte. Schließlich wird, konsequenterweise an dieser Stelle, der Unterschied zwischen implizit und explizit performativen Akten genau erklärt.




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Mit Kapitel 4 erhält der Leser eine Einführung in "Austins Aktlehre" (Kapitelüberschrift, 37). Der Verfasser erläutert zu Beginn dieses Kapitels, dass Sprechakte eine bestimmte Handlungsqualität haben, die eine illokutionäre (Absicht) und eine perlokutionäre (Wirkung) Kraft hervorbringen. Darüber hinaus wird Austins Methode, diese Kräfte anhand von performativen Verben zu untersuchen, beschrieben. Anschließend werden die einzelnen Begriffe von Austins Aktlehre erläutert (Sprechakt, lokutionärer Akt, illokutionärer Akt, etc.), die in der Abbildung 16 (40) übersichtlich zusammengefasst sind. Am Ende dieses Kapitels werden die sog. "vish!"-Methode und Austins Klassifikation der Illokutionen vorgestellt. Die "vish!"-Methode (von vicious circle) besteht darin, Sprechaktverben im Wörterbuch nachzuschlagen, anschließend auch die in der Definition befindlichen Wörter und wiederum die, die in deren Definition aufgeführt werden, und zwar solange, bis man am Ende wieder auf das Ausgangswort verwiesen wird.

In den folgenden Kapiteln 5 ("Searles Programm", 47–57), 6 ("Searles Aktlehre", 58–70), 7 ("Searles Kriterien zur Klassifikation der Illokutionen", 71–80) und 8 ("Searles Taxonomie der Illokutionen", 81–90) wird die Sprechakttheorie von Searle sehr ausführlich erläutert.

In Kapitel 5 werden Searles Prinzipien vorgestellt, wonach Sprechen eine regelgeleitete Tätigkeit ist und Sprecherintentionen (das Gemeinte) grundsätzlich sprachlich ausdrückbar sind. Aus diesen Prinzipien leiten sich die von Searle formulierten Bedingungen für den Vollzug von Sprechakten ab, die im weiteren Verlauf dieses Kapitels erklärt werden.

Kapitel 6 stellt Searles Aktlehre vor, die bekanntlich Austins rhetischen Akt als propositionalen Akt aus dem lokutionären Akt herauslöst und zu einem primären Aspekt des Sprechakts erhebt. Spätestens hier muss der studentische Leser ein hohes Maß an Motivation erlangt haben, denn die von nun an vom Verfasser präsentierten Erläuterungen sind sehr genau und erfordern ein hohes Maß an Aufmerksamkeit und Interesse. Wer sich bereits mit Sprechakttheorie und Searles Arbeiten befasst hat, kann hier gute Wissensauffrischung betreiben. Nun werden in einem Exkurs die Ansätze von Henne (1975) und Burkhard (1986) kurz vorgestellt. Danach diskutiert der Verfasser sprachliche Mittel, die der Explizierung von performativen Akten dienen und erläutert anschließend relativ ausführlich Searles Theorie der indirekten Sprechakte.




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In Kapitel 7 stellt der Verfasser Searles Kriterien zur Klassifikation der Illokutionen vor, wobei er seine Erläuterungen geschickt gliedert: Im Grunde diskutiert er von den zwölf von Searle vorgeschlagenen Kriterien nur drei, nämlich diejenigen, die Searle in seiner Klassifikation der Illokutionen tatsächlich berücksichtigt; diese drei Kriterien werden ausführlich behandelt, und am Ende des Kapitels folgt ein Schaubild, das eine Übersicht über die zwölf Kriterien von Searle gibt. Eine deutliche Kritik an Searles in diesem Fall höchst inkohärenter Argumentation wäre an dieser Stelle wünschenswert gewesen, denn Kritik, Meinungsverschiedenheit und Diskussion gehören zu den Unterrichtszielen in geisteswissenschaftlichen Seminaren.

Allerdings reicht der Verfasser die gebotene grundsätzliche Kritik an Searles Taxonomie der Illokutionen im folgenden Kapitel 8 sogleich nach, indem er, nach einer kurzen Vorstellung von Searles Klassifikation, nachweist, dass die Kategorie der Expressiva gemäß Searles eigenen Definitionen bedeutungslos ist, da man bei ihnen das Kriterium der Ausrichtung (Wort auf Welt und / oder Welt auf Wort) nicht ansetzen kann. Die vom Verfasser vorgeschlagene Ausrichtung Geist auf Geist erscheint hier allerdings auch unpassend, da diese Art der Ausrichtung nicht der Searles vergleichbar ist. Sehr interessant sind dagegen die alternativen Klassifikationen von Pörings/Schmitz (22003: 166) und Rolf (1997), die im Anschluss vorgestellt werden. Pörings/Schmitz’ Ansatz unterscheidet konstitutive Akte (Expressiva, Deklarativa), informative Akte (Assertiva, Informationsgesuche) und obligative Akte (Direktiva, Kommissiva). Rolf dagegen präsentiert eine Klassifikation von Searles Kategorien auf der Grundlage von Searles Gelingensbedingungen (man fragt sich, warum dieser das nicht selbst konnte). Am Ende dieses Kapitels werden Searles, durchaus nachvollziehbare, Begründungen dahingehend diskutiert, die Perlokution in seiner Theorie der Sprechakte nicht zu berücksichtigen.

Die Kapitel 9 ("SB-Ausdrücke und sprechakttheoretische Methodik", 91–97), 10 ("Hindenlangs Aufforderungen", 98–118) und 11 ("Vom Handlungsmuster zur Äußerungsform", 119–127) stellen eine ausführliche Einführung in die Arbeiten von Götz Hindenlang und der sog. "Münsteraner Schule" (98) dar. "SB-Ausdrücke" sind "sprechhandlungsbezeichnende Ausdrücke" (98). Diese stehen, ähnlich wie bei der oben erwähnten "vish!"-Methode, im Zentrum von Hindenlangs Versuch, eine möglichst präzise Klassifikation von Sprechhandlungsmustern zu erarbeiten, indem die Bedeutung von Verben und Konstruktionen analysiert wird, die performativ verwendet werden können.




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Der Verfasser stellt die methodischen Prinzipien dieses Ansatzes in Kapitel 9 vor. Da SB-Ausdrücke nicht nur performativ, sondern auch referenziell gebraucht werden können, entwickelt Hindenlang ein System der Verwendung dieser Ausdrücke, die acht performative und sieben referenzielle Typen benennt (im Anhang dieses Kapitels werden zahlreiche Beispiel-sätze für diese Kategorien aufgeführt). Ausgehend von der Analyse der einzelnen Bedeutungen der SB-Ausdrücke nach diesem System werden allgemeine Handlungsbedingungen analysiert. Dass man mit dieser Methode endgültig den universalistischen Anspruch, den Austins und Searles Klassifikationen haben, aufgibt, indem man sich auf SB-Ausdrücke einer Einzelsprache (in diesem Fall des Deutschen) und die Handlungsmuster eines Kulturkreises (deutschsprachige Gebiete) beschränkt, wird dabei nicht deutlich problematisiert. Der Verfasser merkt lediglich an, dass es eine Diskrepanz zwischen der onomasiologischen und der semasiologischen Perspektive gibt, deren Diskussion auf ein späteres Kapitel verschoben wird ("Man merkt: Hier stimmt irgendetwas nicht, und wir müssen noch herausbekommen, was", 95).

In Kapitel 10 wird Hindenlangs Typologie der Aufforderungen präsentiert. Wie Abb. 51 (106) zeigt, schlägt er eine Taxonomie mit 18 Typen vor, von denen man sich fragt, ob sie wirklich alle denkbaren Handlungsmuster der Aufforderung repräsentieren. Für jede dieser Typen gibt es ein Bündel von Bedingungen, die beispielhaft anhand der Weisung, der symetrischen Bitte und des Ratschlags vorgestellt werden. Im Anhang werden neun Schaubilder präsentiert, die Klassifikationen verschiedener Illokutionstypen vorstellen, die von Autoren der "Münsteraner Schule" erarbeitet wurden. Sie sind erwartungsgemäß jeweils ziemlich komplex.

Die vom Verfasser bereits angemerkte Diskrepanz zwischen onomasiologischer (in welcher Form wird ein Handlungsmuster versprachlicht?) und semasiologischer Analyse (welches Handlungsmuster bezeichnet ein bestimmter Satz?) wird in Kapitel 11 behandelt. Dieses Kapitel ist insofern aufschlussreich, als es bekannte Probleme des Zweitspracherwerbs thematisiert. Es zeigt, wie man durch Berücksichtigung beider Perspektiven Feinheiten in der Bedeutungskonstitution sprachlicher Konstruktionen herausarbeiten kann.

Kapitel 12 ("Ein sprechakttheoretisches Ärgernis der Duden-Grammatik") befasst sich mit der vom Verfasser beobachteten Unzulänglichkeit von § 1937 ("Textfunktionen") in der Duden-Grammatik (auf diesen Artikel verweist offenbar das Stichwort "Sprechakttheorie", 129). Sich über mangelhafte Handbuchartikel aufzuregen, ist eigentlich müßig. In diesem Fall kann die Analyse des in Abb. 64 aufgeführten Artikels allerdings im Rahmen eines Seminars nützlich sein, da die Lernenden anhand dieses Artikels mit dem Wissen, das sie bisher erworben haben, auftrumpfen können (was in diesem Fall in positiver Weise motivierend ist).

In Kapitel 13 ("Illokutionäre Kräfte") wird ein weiterer, stärker formalisierter Ansatz behandelt, der sich mit der Analyse von Illokutionen befasst (vorgeschlagen von Rolf 1997). Kernpunkt dieses Ansatzes ist die differenzierte Untersuchung bestimmter Eigenschaften und Bedingungen von illokutionären Kräften (illokutionärer Zweck, vorbereitende Bedingungen, Aufrichtigkeitsbedingung, Stärkegrad der Aufrichtigkeitsbedingung, Bedingungen des propositionalen Gehalts, Durchsetzungsmodus). Diese Kriterien werden in Abb. 67 für die "assertive Stammkraft" (141) und in Abb. 70 für die "vier weiteren Stammkräfte" (144f.) ausführlich erläutert.




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Der Verfasser stellt im abschließenden Kapitel 14 ("Perlokutionäre Kräfte") Aspekte seiner eigenen Forschung vor (Staffeldt 2007). Dabei führt er gute Gründe dafür an, Perlokutionen, im Gegensatz zu Searle, ein gewisses Maß an Konventionalität zuzusprechen. Er zeigt, wie man mit der "Vish!"-Methode Verben ermitteln kann, deren Bedeutung die perlokutionäre Kraft enkodieren (z.B. peinigen, zusetzen, amüsieren, überzeugen), und dass sich diese nach Gefühl, Absicht und Glaube klassifizieren lassen (was, im Übrigen, ebenso für Illokutionen gilt: Assertion und Frage betreffen das Glauben, Kommissiva und Direktiva die Absicht und Expressiva das Gefühl). Als Beschreibungsdimensionen schlägt der Verfasser die Kriterien perlokutionärer Effekt, vorbereitende Bedingungen, illokutionäre und propositionale Aspekte, Ort der Wirkungsentfaltung, Inkubationszeit, Effektstärke und Interaktionsmodus vor. In diesem Kapitel wäre eine eingehendere Diskussion über die allgemeine Bedeutung der Perlokution in der Sprechakttheorie angebracht gewesen. Eine wesentliche Rolle hätte in dieser Diskussion die Frage spielen sollen, warum perlokutionäre SB-Ausdrücke nicht performativ verwendet werden können.

Am Ende des Bandes werden die wichtigsten der im Text eingeführten Termini und Begriffe in einem Glossar kurz definiert. Einerseits ist ein solches Glossar sicherlich besser als ein einfacher Index, andererseits wäre es noch besser gewesen, in dem Glossar Verweise auf die jeweiligen Textstellen einzufügen.

Der vorliegende Band bietet eine ausführliche und sehr fundierte Einführung in die Sprechakttheorie von Austin und Searle sowie in die Weiterentwicklung dieser Theorie durch die "Münsteraner Schule". Andere interessante Ansätze, beispielsweise die von Croft, Sadock und solche, die im Sammelband Foundations of speech act theory (Tsohatzidis 1994) vorgestellt werden, finden leider keine Berücksichtigung. Diese Beschränkung ist einerseits nachvollziehbar, andererseits wird mancher Dozent vermutlich nur einzelne Kapitel dieser Einführung heranziehen wollen. Ein großer Vorteil dieses Werks ist allerdings das umfangreiche Beispiel- und Analysematerial, das sich sehr gut im Unterricht einsetzen lässt. Auf den besonderen Duktus in diesem Text wurde bereits zu Anfang verwiesen. Inwieweit dieser die fröhliche Wissenschaft mehr befördert als Nietzsches so betitelte Schrift, lässt die Anlehnung an dessen Rhetorik bei der Überschrift von Kapitel 2 (s.o.) nicht erkennen.

Literatur

Tsohatzidis, Savas (Hg.) (1994): Foundations of speech act theory, London.