Gerard van Honthorst (Utrecht 1592 - 1656)
Die Befreiung Petri aus dem Kerker
Um 1616 Berlin, Staatliche Museen zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz, Gemäldegalerie,
Kat. Nr. 431.
Wie aus dem Inventar von 1621 hervorgeht, gehörte das Gemälde Honthorsts ursprünglich
Kardinal Benedetto Giustiniani. Wenn auch weder Maße noch Autor des Gemäldes
im Inventar vermerkt sind, kann die Identifizierung mit dem Berliner Bild aufgrund
der inhaltlichen Angaben als gesichert angenommen werden: "[…] San Pietro in
prigione destato dall'angelo […]".
Gerard van Honthorst wird zur Schule der Utrechter Caravaggisten gezählt. Er
war im Jahre 1615 nach Rom gekommen. Joachim von Sandrart berichtet in seiner
Teutschen Academie (1675), daß Honthorst zu Beginn seines römischen Aufenthaltes
im Palazzo Giustiniani wohnte. In diese Zeit, um 1616, kann die Entstehung des
Berliner Bildes datiert werden. Im Palast der Giustiniani hatte Honthorst Gelegenheit,
intensiv die Werke Caravaggios zu studieren. Die Brüder Giustiniani können zu
den größten Mäzenen Caravaggios gezählt werden und besaßen eine große Zahl an
Bildern von seiner Hand. In der Befreiung Petri sind deutliche Anleihen von
Caravaggios Berufung des Matthäus aus der Contarelli-Kapelle in der römischen
Kirche San Luigi dei Francesi auszumachen, die dem Palazzo Giustiniani gegenüber
liegt. Auch die magische Wirkung des göttlichen Lichtes, das Petrus seine Befreiung
offenbar werden läßt, sind ohne die Rezeption von Caravaggios Malerei nicht
denkbar. Auf die zentrale Wende der Episode reduziert, stellt Honthorst die
in der Apostelgeschichte (12, 6-7) geschilderte Szene dar, als der Engel den
Kerker betritt und die Befreiung verheißenden Worte "Stehe behende auf!" spricht.
Iris Wenderholm
Archivalische Dokumentation: Bibliographischer Hinweis:
Öl auf Leinwand, 131 x 181 cm
Erworben 1815 mit der Sammlung Giustiniani. Erster Vorbesitzer Kardinal Benedetto
Giustiniani.
Danesi Squarzina (Inv. 1621) 1997, Nr. 97. - Salerno (Inv. 1638) 1960, I, Nr.
70. - Delaroche 1812, Nr. 146. - Landon 1812, S. 123-124, Abb. 58 . - Verzeichniss
1826 Nr. 157.
Inv. 1621, Nr. 97:
"un quadro di San Pietro in prigione destato dall'angelo, con cornice indorate".
Inv. 1638, I, Nr. 70:
"Un quadro Sopraporto grande di S. Pietro in Carcere con l'Angelo, che lo viene
à liberare finto di notte dipinto in tela alta palmi 5. ½ larga 8. incirca [si
crede di mano di Gherardi] con sua cornice rabescata d'oro".
Gianni Papi, Gherardo delle Notti. Gerrit Honthorst in Italia, Soncino 1999,
S. 133-135.