Werkstatt des Bartolommeo Suardi (gen. Bramantino) (um 1465 Mailand - vor
1530 Mailand)
Die Beweinung Christi
Leinwand, 150 x 102,4 cm. Berlin, Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie; Kat. Nr. 1187, Abb.
Nr. 1823.
Der tote Christus, aufgebahrt auf einem leinenverhüllten Lager, ragt
in extremer Verkürzung in den linken Bildmittelgrund hinein. Umringt und
betrauert von seinen engsten Vertrauten, der Gottesmutter und den drei weinenden
Frauen, wird das dargestellte Thema deutlich als eine Beweinung Christi ausgegeben.
Am rechten Bildrand steht Johannes, der den Betrachter fixiert und auf den toten
Christus weist. Im Bildvordergrund befinden sich fünf Engel, die, die Trauer
des Heiligenpersonals spiegelnd, gleichfalls den Tod Christi beklagen. Der Bildhintergrund,
ein Säulenprospekt, wird dominiert von einem Gebäude, das sich genau
im Fluchtpunkt befindet und in dem vermutlich die Engelsburg zu erkennen ist.
Die Frage nach dem Maler der Berliner Pietà ist nicht eindeutig
geklärt. In dem Eintrag der Guadarobba Benedetto Giustinianis von
1600 wird nur vermerkt: "Un quadro grande in tela de Cristo morto, con cinque
angeli da piedi, che lo sostengono, e molte figure intorno, con cornice negra.".
Auch im Inventar von Vincenzo Giustiniani aus dem Jahre 1638 wird der Autor
des Bildes nicht genannt, sondern lediglich auf die maniera anticha des
im frühen 16. Jahrhunderts entstandenen Gemäldes verwiesen: "Un quadro
con Christo morto, con la Madonna, e S. Gio. con diverse altre figure, e Putti,
che piangono, maniera anticha dipinto in tela alta palmi 8 lar. 4 in circa con
cornice negra.". Landon, der das Berliner Bild als erste Kupferstichtafel in
seinem Catalogue de la Collection Giustiniani abbildet, schreibt es hingegen
Luca Signorelli zu.
Tatsächlich handelt es sich bei dem Berliner Gemälde um eine von
mehreren existierenden Versionen der Pietà Bramantinos, der zwischen
1503 und 1536 in Rom und Mailand erwähnt wird. Eine als nahezu identisch
mit dem Berliner Bild angesehene Version, die als Original angesehen wird, entstand
um 1514 für die Zisterzienser-Mönche in Rom. Das heute verschwundene
Gemälde befand sich unter dem Namen Andrea Previtali zu Ende des 19. Jahrhunderts
in der Sammlung Artaria in Wien und gelangte später in die Münchener
Sammlung Dr. M. Berolzheimer.
Iris Wenderholm
Bibliographische Hinweise:
Erworben mit der Sammlung Giustiniani 1815, erster Vorbesitzer Kardinal Benedetto
Giustiniani.
Danesi Squarzina (Inv. 1600) 1997, I, S. 779, No. 24. Salerno (Inv. 1638)
1960, I, S. 103, No. 189. - Landon 1812, S. 10, Abb. 1. - Verzeichniss 1826,
No. 3.
Lopera completa di Bramantino e Bramante pittore, hg. v. Gian Alberto
dellAcqua, Mailand 1978 (= Classici dellarte; 95)