Giovanni Baglione (Rom 1566-1644)
Der himmlische Amor besiegt den irdischen Amor
um 1602/03 Berlin, Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie; Kat. Nr. 381, Abb.
Nr. 2479.
Der himmlische Amor, geharnischt und geflügelt, hält den Blitzstrahl
in der rechten Hand. Der irdische Amor zu seinen Füßen hält
zerbrochene Pfeile in seiner linken Hand, die rechte greift an den Bogen. Links
im Hintergrund ein Dämon. -Baglione schreibt in seiner Autobiographie (1642)
: " ...für den Kardinal Giustiniani machte er zwei Bilder mit der Darstellung
des Amor Divinus, der zu seinen Füßen den Amor Profanus, die Welt,
den Dämon und das Fleisch hält, und beide sieht man nebeneinander
im großen Saal seines Palastes, in Lebensgröße mit Geschick
gemalt". In dem Prozeß, den Baglione 1603 gegen Caravaggio und Gentileschi
anstrengte, sagte letzterer am 14. 9. 1603 aus: "Als ich ein Bild, den HI. Michael
darstellend, in S. Giovanni dei Fiorentini (Decollato) ausstellte, wollte er
(Baglione) mir Konkurrenz machen und stellte ihm ein eigenes Bild gegenüber,
das einen himmlischen Amor darstellte, den er in Konkurrenz zu einem" irdischen
Amor" Caravaggios gemalt hatte; diesen "Amor divinus" hatte er dem Kardinal
Giustiniani zugeeignet, und obwohl besagtes Bild weniger gefiel als dasjenige
Caravaggios, schenkte ihm der Kardinal dennoch, soweit man hört, eine Kette:
das Bild hatte viele Unvollkommenheiten, die ich ihm sagte, nämlich daß
er einen großen und bewaffneten Mann gemalt hatte, während es doch
eigentlich ein nacktes Kind sein sollte, und so malte er einen weiteren (Amor),
der dann ganz nackt war". Der von Gentileschi kritisierte erste, geharnischte
Amor ist, wie die Forschung übereinstimmend annimmt, mit dem Berliner Bild
identisch, das nach dem Tod des Kardinals (1621) in den Besitz seines Bruders,
des Marchese Vincenzo Giustiniani, überging, in dessen Inventar von 1638
es aufgeführt ist. Es ist relativ kurz vor dem Termin von Gentileschis
Aussage (14.9.1603) entstanden. Das zweite Exemplar, das Baglione, wie er selbst
schreibt, für den Kardinal malte, ist wohl entgegen anderen Ansichten
in der neueren Forschung, aber mit Volpe (1972) mit dem Bild zu identifizieren,
das sich 1908-1945 als Dauerleihgabe der Galleria Corsini in Rom (später
Galleria Nazionale d'Arte Antica) in der italienischen Botschaft in Berlin befand
und seit 1969 wieder in Rom ist. Allerdings ist der dargestellte Amor keineswegs
als" Kind " wiedergegeben. Gestalt und Haltung dieses zweiten "Amor Divinus"
sind fast identisch mit denen des Berliner "Amor", doch ist er nur mit einem
leichten Panzer gerüstet, die Beine sind nackt.
(aus: Katalog der ausgestellten Gemälde des 13. - 18. Jahrhundert, Berlin
1975; Katalog, Gemäldegalerie Berlin, Gesamtverzeichnis/Staatliche Museen
zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Berlin 1996.)
Leinwand, 183,4 x 121,4 cm.
Sammlung Marchese Vincenzo Giustiniani (1564-1637) Rom, (Nachlassinventar 1638)
Erworben mit der Sammlung Giusiniani, 1815