© Staatliche Museen zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz

Domenico Robusti, genannt Tintoretto (1560 Venedig - 1635 Venedig)

Bildnis eines Prokurators von S. Marco

Leinwand, 105 x 83 cm.
Slg. Marchese Vincenzo Giustiniani (1564-1637) Rom. Im Palazzo Giustiniani, Rom, bis 1812.
Erworben mit der Slg. Giustiniani, 1815.

Berlin, Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie, Kat. Nr. 298.

Im Nachlaßinventar des Marchese Giustiniani (1638) als Werk Tizians aufgeführt, als solches in Landons Katalog der Giustiniani Sammlung (1812) gestochen. In der älteren Tintoretto-Literatur teils als Werk Jacopos akzeptiert (Pittaluga 1925), teils abgelehnt (von der Bercken 1942). Von Paola Rossi (1974) mit Vorbehalt Domenico Tintoretto zugeschrieben, unter Hinweis auf ein ähnliches Senatorenporträt im Los Angeles County Museum. Die Würde eines Prokurators von S. Marco war nach dem des Dogen das höchste Ehrenamt des venezianischen Staates und wurde gleich dem des Dogen auf Lebenszeit verliehen. Aus den Reihen der jeweils neun Prokuratoren wurde der Doge gewählt. Den Prokuratoren, Deputierten der unter dem Patronat des Dogen stehenden Markuskirche, oblagen außer der Verwaltung der Kirche (Bauhütte, Kirchenschatz usw.) Vormundschaften und Testamentsvollstreckungen, Verwaltungen von Nachlässen und Stiftungen. Mit den Angelegenheiten der Markuskirche waren die Procuratori de supra, mit Erbschaftsangelegenheiten von Bürgern diesseits des Canal Grande die Procuratori de citra, mit denjenigen jenseits des Kanals die Procuratori de ultra befaßt. Sie hatten Dienstwohnungen in den Procuratie Nuove am Markusplatz und Sitze im Senat.

L. Salerno, in: Burl. Mag. 102, 1960, S. 136, Nr. 19; P. Rossi, Jacopo Tintoretto I Ritratti, Venedig 1974, S.138.

(aus: Katalog der ausgestellten Gemälde des 13. - 18. Jahrhundert, Berlin 1975)