© Staatliche Museen zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz

Herman van Swanevelt (Woerden? bei Utrecht um 1600 - Paris 1655)

Landschaft mit Latona, die die lykischen Bauern in Frösche verwandelt

Um 1634
Öl auf Leinwand, 130,3 x 199,5 cm
Erworben 1815 mit der Sammlung Giustiniani. Erster Vorbesitzer Marchese Vincenzo Giustiniani.
Salerno (Inv. 1638) 1960, I, Nr. 118. - Delaroche 1812, Nr. 149. - Landon 1812, S. 63, Abb. 28.

Berlin, Staatliche Museen zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz, Gemäldegalerie, Kat. Nr. 432

Die Begebenheit von Latona und den lykischen Bauern wird in den Metamorphosen (VI, 338-383) des Ovid berichtet: Als Latona mit ihren Kindern Apoll und Diana auf der Suche nach Wasser ihren Durst an einem Teich stillen will, wird sie von den lykischen Bauern daran gehindert. Latona fleht: "Wollt ihr vom Wasser mich treiben? Das Wasser ist allen gemeinsam./ Nicht zum Eigentum schuf die Sonne, die Luft und die linden/ Wellen Natur; ich kam zu etwas, das jedem zu Dienst steht." (Met. VI, 349-351) Die Bauern verspotten sie jedoch und wühlen den Schlamm auf, so daß das klare Wasser trübe wird. Als Strafe verwandelt die beleidigte Göttin die Bauern in Frösche. Swanevelt zeigt vor einer römischen Ideallandschaft den entscheidenden Moment der Metamorphose: während zwei Bauern noch Latona, die zum Himmel fleht, verspotten, sind zwei andere bereits halb Mensch, halb Frosch, der fünfte schon ganz zum Frosch verwandelt. Herman van Swanevelt gehört zu den niederländischen Künstlern, die von Marchese Vincenzo Giustiniani besonders gefördert wurden. Das Gemälde Landschaft mit Latona, die die lykischen Bauern in Frösche verwandelt war in der Sammlung des Marchese als Pendant zu Claude Lorrains Landschaft mit Cephalus und Procris, von Diana vereint aufgehängt (heute ebenfalls Berlin, Gemäldegalerie). Thematisch entsprechen sich die beiden Gemälde: Während in Swanevelts Bild die Bestrafung von Menschen durch die Götter thematisiert wird, weil ein Gemeingut vorenthalten und Zwietracht gesäht wird, stellt Claude Lorrain die Vereinigung von zwei eifersüchtigen, menschlichen Liebenden durch eine Göttin dar.

Iris Wenderholm

Archivalische Dokumentation:
Inv. 1638, I, Nr. 118: "Un quadro sopraporto grande con un Paese, e figurine picciole con L'historia de Diana Castore, e Polluce che converte li Contadini in ranocchie dipinto in tela alta palmi 6. larga 9. in circa [si crede di mano di Monsù Erman]".

Bibliographischer Hinweis:
R. Maclean: "'O gran principe o gran prelato.' Claude's Roman patrons and the appeal of his landscape easel paintings", in: Gazette des Beaux-Arts 126 (1995), 223-234, S. 224, 232, Anm. 7.