© Staatliche Museen zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz

Werkstatt des Raffael (Urbino um 1483 - Rom 1520)

Papst Julius II. (Kopie)

Leinwand, 95,5 x 82,5 cm.
Erworben mit der Sammlung Giustiniani im Jahre 1815, erster Vorbesitzer Marchese Vincenzo Giustiniani.
Salerno (Inv. 1638) 1960, II, No. 101. – Landon 1812, S. 143, Abb. 68,2. – Delaroche, 1812, No. 25. – Verzeichniss 1826, No. 25.

Berlin, Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie; Kat. Nr. 232.

In dem von Salerno 1960 veröffentlichten Inventar der Sammlung Giustiniani aus dem Jahre 1638 heißt es über das Gemälde: "Un quadro con una mezza figura à sedere Ritratto di Giulio 2° alt. Pal. 4 – lar. 4 in circa di mano si crede di Raffael d’Urbino con cornice di noce profilata d’oro." (S. 141, No. 101).
Das im Inventar von 1638 noch als eigenhändig bezeichnete, danach lange Giulio Romano zugeschriebene Bild gilt heute als eine Kopie von Raffaels Portrait des Giuliano della Rovere als Papst Julius II. (London, National Gallery), der den Heiligen Stuhl in den Jahren 1503-13 innehatte. Der Papst, bekleidet mit Camauro, Mozzetta und einem weißen, fein gefälteltem Untergewand, hält sein bärtiges Antlitz leicht gesenkt. Thronend sitzt er auf einem Stuhl, auf dessen Rückenlehne als Allusion auf das Familienwappen der della Rovere, das eine Eiche (ital. rovere) zeigt, goldene Eicheln angebracht sind.
Das Papstportrait wurde von König Friedrich Wilhelm III. mit der Sammlung Giustiniani im Jahre 1815 in Paris erworben. Die Vorliebe des preußischen Königs für Raffaels Gemälde, auch für nicht unbedingt eigenhändige, ist bekannt: Ein Jahr vor Ankauf der Sammlung Giustiniani ließ er die in Paris von Napoleon zusammengetragenen Originale Raffaels von jungen deutschen Künstlern kopieren, um der "traumhaften Vereinigung vor ihrem Zerrinnen ein Gedächtniss zu stiften". In den königlichen Gemächern im Berliner Stadtschloß fanden dann diese Kopien, die heute noch in Schloß Sanssouci zu sehen sind, ihren vorläufigen Aufstellungort (nach Robert Bussler, Der Rafael-Saal. Verzeichniss der im Königlichen Orangeriehause zu Sans-Souci auf Allerhöchsten Befehl aufgestellten Copien nach Gemälden von Rafael Sanzio, Nachdruck der 2. Auflage Berlin 1861, Potsdam 1983).

Iris Wenderholm

Bibliographische Hinweise:
Cecil Gould: "The Raphael Portrait of Julius II. Problems of Versions and Variants; and a Goose that turned into a Swan", in: Apollo 92 (1970), S. 187-189. – James Beck: "The Portrait of Julius II. in London’s National Gallery. The Goose that turned into a Gander", in: artibus et historiae 33 (1996), S. 69-95.