© Staatliche Museen zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz

Claude Gellée, genannt Lorrain (1600 Chamagne/Lothringen - 1682 Rom)

Landschaft mit Cephalus und Procris, von Diana versöhnt

Um 1635/36.
Öl auf Leinwand, 142 x 178,7 cm.
Inschrift am rechten unteren Bildrand: Claude 163(...) I. V.
Erworben mit der Sammlung Giustiniani 1815. – Erster Vorbesitzer Marchese Vincenzo Giustiniani.
Salerno (Inv. 1638) 1960, I, S. 98, Nr. 117. – Landon 1812, S. 65, Abb. 29. – Delaroche 1812, Nr. 149. – Verzeichniss 1826, Nr. 150.

Berlin, Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie; Kat. Nr. 428.

Der ursprünglich aus Lothringen stammende Claude Gellée (1600-1682) ließ sich im Jahre 1627 in Rom nieder, um dort bis an sein Lebensende zu bleiben. Das Berliner Gemälde scheint den Inventaren nach zu urteilen jedoch das einzige Werk von seiner Hand zu sein, das sich mit Sicherheit in Vincenzo Giustiniani Besitz befand. Es ist zumindest das einzige Bild, als dessen Autor Claude im Inventar von 1638 erwähnt wird: "Un quadro sopraporto con un Paese e 3. figurine di ninfe dipinto in tela alta palmi 6. ½ larga 8. incirca [si crede di mano di Claudio Lorenese]".
Das Gemälde ursprünglich in der "anticamera dell’appartamento grande del Cardinale cioè nella prima stanza all’entrar nella sala a mano manca" angebracht, wo es als Supraporte fungierte. Hier war es ursprünglich als Pendant der Landschaft mit Latona von Herman van Swanevelt (Kat. Nr. 432) ausgestellt, die sich heute ebenfalls im Besitz der Berliner Gemäldegalerie befindet. Wie aus der Inschrift hervorgeht, ist es in jedem Fall in den dreißiger Jahren entstanden, aus stilistischen Gründen wohl zwischen 1632-1635. Den terminus ante quem liefert die Tatsache, daß das Gemälde in dem berühmten Liber Veritatis fehlt, in dem Claude seit etwa 1635 alle ausgeführten Werke aufführte. Eine mögliche Vorzeichnung befindet sich im British Museum in London (Roethlisberger 1968, Nr. 69).
Das gestreute, gedeckte Licht, das die Maler in den Villen und der Umgebung Roms studieren konnten, charakterisiert etwa seit den dreißiger Jahren die Gemälde.
Das Sujet des Bildes ist in der Malerei nur wenig verbreitet, obwohl in der antiken Literatur von Ovid bis hin zu den Fabulae des Hyginus die Geschichte von Cephalus und Procris erzählt wird. Allein in Claudes Werk gibt es zumindest vier verschiedene Versionen jener Episode, in der Diana zur Vereinigung der beiden Eheleute schreitet: Procris hatte sich mit den Nymphen der Göttin zusammengetan, nachdem sie Cephalus, der sie grausam betrog, verlassen hatte. Dieser war von Aurora geraubt worden und wollte bei seiner Rückkehr die eheliche Treue seiner schönen Gattin auf die Probe stellen. Zu diesem Zweck gab er sich als Unbekannter aus und versprach ihr große Reichtümer, wenn sie ihm ihre Gunst erwiese. Als Procris jedoch nach langem Zögern nachzugeben schien, gab sich Cephalus zu erkennen und verärgerte seine Frau damit gewaltig.

Iris Wenderholm
(nach Francesca Cappelletti, in: Ausst. Kat. Rom 2001, Caravaggio e i Giustiniani, Kat. E3.)

Bibliographische Hinweise:
M. Roethlisberger, Claude Lorrain: The drawings, Berkeley 1968. – M. Roethlisberger/ D. Cecchi: Claude Lorrain, L’opera completa, Mailand 1975, S: 88, Nr. 33. – Werner Schade, Claude Lorrain. Gemälde und Zeichnungen, München-Paris-London 1997, Abb. 54.