© Staatliche Museen zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz

Francesco Boneri, genannt Cecco del Caravaggio (nachweisbar in Rom 1602/03 - 1620)

Die Vertreibung der Händler aus dem Tempel

1610-1615
Öl auf Leinwand, 129,5 x 174 cm
Erworben 1815 mit der Sammlung Giustiniani. Erster Vorbesitzer Marchese Vincenzo Giustiniani.
Salerno (Inv. 1638) 1960, II, Nr. 143. - Delaroche 1812, Nr. 35. - Landon 1812, S. 21, Abb. 7.

Berlin, Staatliche Museen zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz, Gemäldegalerie, Kat. Nr. 447.

Die Schilderung der Vertreibung der Händler aus dem Tempel, auch Tempelreinigung Jesu genannt, findet sich in allen Büchern des Evangeliums, besonders ausführlich bei Mk 11, 15-19 und Jo 2, 13-22. Typologisch steht die Tempelreinigung in Bezug zur Vertreibung Adams und Evas aus dem Paradies, die im Alten Testament geschildert wird.
Dargestellt ist der Innenraum eines Tempels, der von mächtigen Säulen dominiert wird. Die Wechsler und Händler gehen ihren Geschäften nach, als Christus aufgebracht die Treppe hinabkommt, um sie zu vertreiben. Christus beruft sich auf Jes. 56,7: "Steht nicht geschrieben: ‚Mein Haus soll heißen ein Bethaus allen Völkern'? Ihr aber habt eine Räuberhöhle daraus gemacht." (Mk 11, 17)
Cecco del Caravaggios Bild ist ein Bravourstück der Affektdarstellung: Die vor Schreck verzerrten Gesichter der Händler, die mit hastigen Bewegungen das Weite suchen, sind deutlich von Caravaggios Gemälden der Contarelli-Kapelle in San Luigi dei Francesi inspiriert. In extremer Verkürzung, einem in der zeitgenössischen Kunsttheorie hochgeschätzten scorcio, gegeben, liegt einer der Wechsler zu Christi Füßen. Die Szene ist von einer starken Linksbewegung gekennzeichnet, der nur die den Raum dominierenden Säulen stabilisierend entgegenwirken.

Iris Wenderholm

Archivalische Dokumentation:
Inv. 1638, II, Nr. 143: "Un quadro sopraporto grande con L'historia di Christo che Scaccia gl'Hebrei dal Tempio depinto tela alta palmi 6. larga 8. incirca [si crede di mano di Checco del Caravaggio] con cornice negra profilata e rabescata d'oro".

Bibliographischer Hinweis:
Gianni Papi: "Cecco del Caravaggio", in: Ausst. Kat. Michelangelo Merisi da Caravaggio e i suoi primi seguaci, hg.v. Mina Gregori, Thessaloniki 1997, S. 203-207.