© Staatliche Museen zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz

Werkstatt des Annibale Carracci (Bologna 1560 - Rom 1609)

Heilige Familie (Kopie)

Vor 1621
Öl auf Leinwand, 100 x 80 cm
Inschriften Jth; Namenszeichen; Siegel, auf den Hinterbeinen stehender Löwe, VG, Preußisches Finanzministerium Erworben 1815 in Paris mit der Sammlung Giustiniani. Ab 1884 im Depot des Stettiner Museums, dann in Berlin, Reichskanzlei, später in Ostberlin im Bode-Museum. Erster Vorbesitzer Kardinal Benedetto Giustiniani. Danesi Squarzina (Inv. 1621) 1997, Nr. 96. - Salerno (Inv. 1638) 1960, II, Nr. 104. - Delaroche 1812, Nr. 87. - Landon 1812, S. 89, Abb. 41,2. - Verzeichniss 1826, Nr. 86.

Berlin, Staatliche Museen zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz, Gemäldegalerie, Kat. Nr. 370, Abb. Nr. 2508

Das Gemälde wird mit der Absicht ausgestellt, die Kopien in der Sammlung Giustiniani zu dokumentieren, von denen es wie in allen Sammlungen des 17. Jahrhunderts eine Vielzahl gibt. Es handelt sich um eine der vielen Repliken nach dem carraccesken Vorbild der Madonna mit Kirschen, das mit dem heute im Louvre verwahrten Gemälde verglichen werden kann. Die Ikonographie des Gemäldes stammt aus einer im 16. Jahrhundert fest verwurzelten Tradition, in der die rote Farbe der Kirschen für die Präfiguration der Passion Christi steht. Die gefällige Komposition und ihre einfache Übertragbarkeit auf den Kontext privater Andacht begründen ihre starke Verbreitung sowie die große Zahl der Repliken und Varianten mit diesem Thema. Da das Werk unter den Besitztümern des Kardinals Benedetto erwähnt wird, kann sein Eingang in die Sammlung vor 1621 datiert werden und erlaubt die Vermutung, daß es während seiner Amtszeit als Gesandter in Bologna (1606-1611) oder während seiner Reise nach Ferrara im Jahr 1593 erworben wurde. Im Inventar von 1621 wird es erwähnt als: "un quadro della Madonna con San Gioseppe e nostro Signore con alcune cerase in mano, con cornice negre". Die Hängung des Gemäldes innerhalb des Palazzos änderte sich, als die Sammlung Benedettos in den Besitz Vincenzos überging. In der Wohnung des Kardinals hing das Gemälde in einem kleinen Raum zusammen mit anderen Gemälden, die größtenteils der Jungfrau gewidmet waren. Darunter befand sich eine Kopie nach Raffael, zwei ovale Bilder von Mastelletta mit der Madonna und der Hl. Maria Magdalena. Nach dem Tode Benedettos kam das Gemälde in die "2a Stanza de quadri antichi" und wird beschrieben als: "Un quadro d'una Madonna con Christo bambino che dà frutti à S. Giuseppe dipinto in tela alta palmi 5. larga 3.1/2 incirca [di mano, si crede, di Annibale Caracci] con cornice negra".

Iris Wenderholm
nach Irene Baldriga - Silvia Danesi Squarzina, in: Ausst. Kat. Caravaggio e i Giustiniani, Rom 2001, Kat. C4)

Bibliographischer Hinweis:
S. Loire, École italienne, XVIIe Siècle. 1. Bologne (Musée du Louvre, Département des Peintures), Paris 1996.