© Staatliche Museen zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz

Werkstatt des Bartolommeo Suardi (gen. Bramantino) (um 1465 Mailand - vor 1530 Mailand)

Die Beweinung Christi

Leinwand, 150 x 102,4 cm.
Erworben mit der Sammlung Giustiniani 1815, erster Vorbesitzer Kardinal Benedetto Giustiniani.
Danesi Squarzina (Inv. 1600) 1997, I, S. 779, No. 24. – Salerno (Inv. 1638) 1960, I, S. 103, No. 189. - Landon 1812, S. 10, Abb. 1. - Verzeichniss 1826, No. 3.

Berlin, Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie; Kat. Nr. 1187, Abb. Nr. 1823.

Der tote Christus, aufgebahrt auf einem leinenverhüllten Lager, ragt in extremer Verkürzung in den linken Bildmittelgrund hinein. Umringt und betrauert von seinen engsten Vertrauten, der Gottesmutter und den drei weinenden Frauen, wird das dargestellte Thema deutlich als eine Beweinung Christi ausgegeben. Am rechten Bildrand steht Johannes, der den Betrachter fixiert und auf den toten Christus weist. Im Bildvordergrund befinden sich fünf Engel, die, die Trauer des Heiligenpersonals spiegelnd, gleichfalls den Tod Christi beklagen. Der Bildhintergrund, ein Säulenprospekt, wird dominiert von einem Gebäude, das sich genau im Fluchtpunkt befindet und in dem vermutlich die Engelsburg zu erkennen ist.

Die Frage nach dem Maler der Berliner Pietà ist nicht eindeutig geklärt. In dem Eintrag der Guadarobba Benedetto Giustinianis von 1600 wird nur vermerkt: "Un quadro grande in tela de Cristo morto, con cinque angeli da piedi, che lo sostengono, e molte figure intorno, con cornice negra.". Auch im Inventar von Vincenzo Giustiniani aus dem Jahre 1638 wird der Autor des Bildes nicht genannt, sondern lediglich auf die maniera anticha des im frühen 16. Jahrhunderts entstandenen Gemäldes verwiesen: "Un quadro con Christo morto, con la Madonna, e S. Gio. con diverse altre figure, e Putti, che piangono, maniera anticha dipinto in tela alta palmi 8 lar. 4 in circa con cornice negra.". Landon, der das Berliner Bild als erste Kupferstichtafel in seinem Catalogue de la Collection Giustiniani abbildet, schreibt es hingegen Luca Signorelli zu.

Tatsächlich handelt es sich bei dem Berliner Gemälde um eine von mehreren existierenden Versionen der Pietà Bramantinos, der zwischen 1503 und 1536 in Rom und Mailand erwähnt wird. Eine als nahezu identisch mit dem Berliner Bild angesehene Version, die als Original angesehen wird, entstand um 1514 für die Zisterzienser-Mönche in Rom. Das heute verschwundene Gemälde befand sich unter dem Namen Andrea Previtali zu Ende des 19. Jahrhunderts in der Sammlung Artaria in Wien und gelangte später in die Münchener Sammlung Dr. M. Berolzheimer.

Iris Wenderholm

Bibliographische Hinweise:
L’opera completa di Bramantino e Bramante pittore, hg. v. Gian Alberto dell’Acqua, Mailand 1978 (= Classici dell’arte; 95)