© Staatliche Museen zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz

Dirck van Baburen (Utrecht? um 1590/95 - Utrecht 1624)

Die Fußwaschung Christi

Um 1610-1615
Öl auf Leinwand, 199 x 297 cm
Erworben 1815 mit der Sammlung Giustiniani. Erster Vorbesitzer Marchese Vincenzo Giustiniani. Salerno (Inv. 1638) 1960, I, Nr. 45. - Delaroche 1812, Nr. 149. - Landon 1812, S. 51-52, Abb. 22.

Berlin, Staatliche Museen zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz, Gemäldegalerie, Kat. Nr. 462, Abb. Nr. 1135.

Die Fußwaschung wird im Evangelium des Johannes anstelle der in den anderen Evangelien überlieferten Einsetzung des Abendmahls geschildert (Jo 13): Da Jesus seinen Tod nahen sieht, will er den Aposteln als Zeichen seiner Liebe die Füße waschen. In Dirck van Baburens Gemälde ist der Moment dargestellt, als Jesus sich vor Petrus kniet, um ihm die Füße zu waschen. Dieser will ihn davon abhalten, da er nicht zulassen will, daß sich sein Herr vor ihm erniedrigt. Das Gegenteil bezweckt Jesus mit der Fußwaschung. Er spricht: "Werde ich dich nicht waschen, so hast du kein Teil an mir." (Jo 13, 8) Zudem offenbart Jesus den überraschten Aposteln, der Episode des Abendmahls vergleichbar, daß unter ihnen ein Verräter sei.
Dirck van Baburen gehört wie Gerard van Honthorst zu der Schule der Utrechter Caravaggisten, den niederländischen Nachfolgern Caravaggios. Baburen zeigt in der Fußwaschung in großer varietas die Affekte, die die Worte Jesu hervorrufen: das Erstaunen und Erschrecken der Apostel, die Demutsbezeugung Petri. Die Affektdarstellung und die Charakterzeichnung der Apostel weisen starke Analogien zu Caravaggios Werken auf, vor allem zu den Gemälden für die Contarelli-Kapelle in San Luigi dei Francesi. Baburen rekurriert besonders auf Caravaggios erste, abgelehnte Fassung des Altarbildes für die Kapelle. Diese Darstellung des Evangelisten Matthäus, die zu den Kriegsverlusten der Berliner Museen zählt, befand sich im Besitz des Marchese Vincenzo Giustiniani, wo Baburen sie studiert haben kann.

Iris Wenderholm

Archivalische Dokumentation:
Inv. 1638, I, Nr. 45: "Un quadro sopraporto grande con Christo che Lava i piedi all'Apostoli dipinto in tela alta palmi 9. Larga 13. incirca [di mano di Theodoro fiammengo] senza cornice".

Bibliographischer Hinweis:
V. White: "Il soggiorno romano di Dirck van Baburen. La committenza e le opere", in: "fiammenghi che vanno e vengono non li si puol dar regola". Paesi Bassi e Italia fra Cinquecento e Seicento: pittura, storia e cultura degli emblemi, hg.v. Irene Baldriga, Sant'Oreste 1995, S. 168-193, S. 181-182, 186.