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1999

15.1.1999

Der Fachbereich Politik- und Sozialwissenschaften verleiht dem polnischen Außenminister Bronislaw Geremek die Ehrendoktorwürde.


  Foto von Bronislaw Geremek
Foto Mariusz Kubik, Quelle: Wikimedia Commons, CC BY 3.0
  Bronislaw Geremek (* 6.3.1932, † 13.7.2008)
 
Bronislaw Geremek wurde 1932 in Warschau als Sohn einer Rabbinerfamilie geboren. Kurz vor dem Warschauer Aufstand brachte sein Adoptivvater ihn und seine Mutter in einem Dorf in Sicherheit. Sein leiblicher Vater kam in Auschwitz ums Leben. Geremek schloss 1954 sein Geschichtsstudium in Warschau ab und promovierte 1960 in Paris über den Deutschen Orden. Mitte der sechziger Jahre kehrte er aus Frankreich nach Warschau zurück und übernahm die Leitung der Forschungsabteilung für mittelalterliche Kulturgeschichte an der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Warschau, wo er sich 1972 habilitierte.
 
Geremek trat 1950 in die kommunistische Arbeiterpartei Polens ein, die er 1968 verließ – aus Protest gegen die antisemitische Kampagne der polnischen Kommunisten und den Einmarsch der Warschauer Pakt-Truppen in Prag. Seit 1976 gehörte er der polnischen Oppositionsbewegung an. Von 1977 bis 1978 nahm er ein Forschungsstipendium in Washington war und gehörte bald nach seiner Rückkher zum engsten Beraterkreis von Lech Walesa. Unmittelbar nach der Verhängung des Kriegsrechtes im Jahr 1981 wurde Geremek verhaftet und interniert, ein Angebot zur Ausreise lehnte er ab. Auf weitere Repressalien folgte 1985 die Kündigung seiner Dozentur. Geremek zog bei den ersten freien Wahlen im Jahr 1989 für die "Solidarnosc" ins Parlament ein, wo er seit Oktober 1991 den Außenpolitischen Ausschuss leitete. Von 1997 bis 2000 war er polnischer Außenminister und von 2004 bis zu seinem Tod am 13. Juli 2008 Europa-Abgeordne­ter der liberalen Partei. Für sein politisches Wirken erhielt Gere­mek zahlreiche Auszeichnungen. Seine wissenschaftliche Tätig­keit orientiert sich an der soziologisch-mentalitätsgeschichtlich ausgerichteten französischen Annales-Schule. Sein Hauptwerk ist die "Geschichte der Armut: Elend und Barmherzigkeit in Europa" (deutsch: München 1988).
 

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