Albrecht Hoppe
Dissertationsvorhaben
Friedrich-Meinecke-Institut der FU Berlin
Betreuer: Prof. Dr. Bernd Sösemann


Die Auseinandersetzungen um Reform und Revolution in der höheren Beamtenschaft Preußens (1763-1847).

Der Zeitraum von etwa 1750 bis 1850 wird von Seiten der jüngeren Geschichtswissenschaft als eine "Sattelzeit" bezeichnet, in der tiefgreifende Veränderungen in allen Bereichen der staatlichen und gesellschaftlichen Ordnung stattfinden, die nicht zuletzt auch durch einen Wandel des politischen Denkens und des politischen Bewußtseins gekennzeichnet sind. Mit den Begriffen "Reform" und "Revolution" entstehen in dieser Zeit zentrale Bezeichnungen für unterschiedliche Varianten der politischen und gesellschaftlichen Entwicklung, die in einem vielfältigen und sich verändernden Bezug zueinander stehen.

Begünstigt durch eine kritische Einschätzung der inneren Verhältnisse Preußens, setzt in den 70er Jahren des 18. Jahrhunderts eine Auseinandersetzung in der preußischen Beamtenschaft ein, die die Wirkungsmöglichkeiten und das Wesen von Reform als eine administrative Maßnahme zur Steuerung und Gestaltung des politischen und sozialen Wandels reflektiert. Diese grundsätzlichen Erörterungen verstärken sich in der Endphase der friderizianischen Herrschaft und besonders unter dem Eindruck der revolutionären Umwälzungen in Frankreich nach 1789. Immer größer wird nun die Zahl der Spitzenbeamten auf zentralstaatlicher und auf provinzialer Verwaltungsebene, die nach dem Sinn, der Notwendigkeit und den Kriterien von Reformpolitik fragen. Den eigentlichen Reformen in der Stein-Hardenbergschen Ära geht somit eine fast vierjahrzehnte andauernde grundsätzliche Auseinandersetzung voran.

Die Merkmale und die Kriterien von "Reform" setzen sich in dieser Zeit durch und werden im Laufe des 19. Jahrhunderts innerhalb der Beamtenschaft zur Konstruktion einer reformerischen Tradition des preußischen Verwaltungsstaates verwendet. Einzelne Äußerungen und Erörterungen sind in der späteren Sonderwegsdebatte der Historiker wiederzufinden, in der auf die spezifische Variante der preußisch-deutschen Geschichte im 19. und 20. Jahrhundert als eine "Revolution von oben" hingewiesen worden ist.